Anguttara Nikaya

VI. Kapitel (acharā-sanghāta-vagga)

A.I.11. Das lautere Bewußtsein II (VI,1-2)

Lauter, ihr Mönche, ist dieses Bewußtsein; doch es wird [zuweilen] verunreinigt von hinzukommenden Befleckungen. Doch der unkundige Weltling (*1) versteht dies nicht der Wirklichkeit gemäß. (*2) Darum, sage ich, gibt es für den unkundigen Weltling keine Entfaltung des Geistes. (*3)

Lauter, ihr Mönche, ist dieses Bewußtsein; und [zuweilen] ist es frei von hinzukommenden Befleckungen. Der kundige, edle Jünger aber versteht dies der Wirklichkeit gemäß. Darum, sage ich, gibt es für den kundigen, edlen Jünger eine Entfaltung des Geistes. (*4)


(*1) puthujjana; wtl: Mensch der Menge, gewöhnlicher Mensch. Als solcher gilt, wer noch keine der vier Heiligkeitsstufen (Stromeintritt usw.) erreicht hat, sei er Mönch oder Laie.

(*2) K: Er weiß nicht, daß das Unterbewußtsein in dieser Weise von den hinzukommenden Befleckungen verunreinigt oder auch frei sein kann.

(*3) Citta-bhāvanā natthi. K: Er hat keine Festigkeit des Geistes (citta-tthiti), kein (analytisches Erfassen des Geistes (citta-pariggaha). -
SubK: Er hat nicht die Entfaltung des Hellblicks (vipassanā-bhāvanā), die als das Erfassen des Geistes bezeichnet wird. Diese hat als Grundlage die Festigkeit des Geistes, erzielt durch gute Konzentration auf ein einziges Objekt, und sie vollzieht sich dann als das (analytische) Erfassen des Bewußtseins, seiner Begleitfaktoren (cetasika) und des die Grundlage dafür bildenden Objekts.

(*4) K: In dieser Sutte (Lehrtext) wird der erstarkte Hellblick (balava-vipassanā) behandelt; Subk. »weil nämlich nur solche starke Geistesentfaltung jene wirklichkeitsgemäße Erkenntnis des Geistes vollziehen kann.«
Vgl. hierzu die in der Hellblicksübung vollzogene Unterscheidung zwischen dem Gewahrwerden eines Gegenstandes und der auf ihn bezogenen ('hinzukommenden') Gier oder Abneigung; s. Nyanaponika, Der einzige Weg (Christiani, Konstanz). Text 53, 54 u. Anm.


A.I.12. Die Güte (VI,3-5)

Wenn ein Mönch auch nur für einen Augenblick (*1) den Gedanken der Güte pflegt, ihn entfaltet und bedenkt, so darf er als einer gelten, der sich nicht vergebens vertieft, der des Meisters Satzung folgt, seiner Weisung gemäß handelt, und nicht unwürdig verzehrt er die Almosenspeise des Landes. 

Was soll da erst von jenen gesagt werden, die diesen Gedanken der Güte häufig hegen?


(*1) acchara-sanghāta-matta; wtl: auch nur für die Zeit eines Fingerschnalzens. Dieser Text wird daher das Cūl-acchara-sanghāta-Sutta, 'der kurze Lehrtext vom Fingerschnalzen' genannt.


A.I.13. Die Quelle alles Guten und Bösen (VI, 6-7)

Was es auch immer, ihr Mönche, an unheilsamen Dingen gibt, an Dingen, die dem Unheilsamen verbunden sind, dem Unheilsamen zugehören, sie alle haben den Geist zum Vorläufer; (*1) denn das Geistige (mano) steigt zuerst auf, und dann folgen die unheilsamen Dinge. 

Was es auch immer, ihr Mönche, an heilsamen Dingen gibt, an Dingen, die dem Heilsamen verbunden sind, dem Heilsamen zugehören, sie alle haben den Geist zum Vorläufer; denn das Geistige steigt zuerst auf, und dann folgen die heilsamen Dinge.


(*1) mano-pubbangamā; wtl: haben den Geist als Vorangehendes. Vgl. Dhp.1-2.


VII. Kapitel (viriyārambhādi-vagga)

A.I.14. Laster und Tugenden I (VI,10; VII,1-10; VIII,1-3)

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, wodurch in dem Maße die unaufgestiegenen unheilsamen Dinge zum Aufsteigen kommen und die aufgestiegenen heilsamen Dinge schwinden, wie die Nachlässigkeit (pamāda). Im Nachlässigen nämlich kommen die unaufgestiegenen unheilsamen Dinge zum Aufsteigen und die aufgestiegenen heilsamen Dinge schwinden.

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, wodurch in dem Maße die unaufgestiegenen heilsamen Dinge aufsteigen und die aufgestiegenen unheilsamen Dinge schwinden, wie die Strebsamkeit. (*1 ) Im Strebsamen nämlich kommen die unaufgestiegenen heilsamen Dinge zum Aufsteigen und die aufgestiegenen unheilsamen Dinge schwinden.

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, wodurch in dem Maße die unaufgestiegenen unheilsamen Dinge zum Aufsteigen kommen und die aufgestiegenen heilsamen Dinge schwinden, wie die Trägheit - die Ungenügsamkeit - die Unzufriedenheit - das unweise Nachdenken - die geistige Unklarheit - der schlechte Umgang - die Ausübung unheilsamer Dinge und Nichtausübung heilsamer.

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, wodurch in dem Maße die unaufgestiegenen heilsamen Dinge zum Aufsteigen kommen und die aufgestiegenen unheilsamen Dinge schwinden, wie der Einsatz der Willenskraft - die Genügsamkeit - die Zufriedenheit - das weise Nachdenken - die Wissensklarheit - edler Umgang - die Ausübung heilsamer Dinge und Nichtausübung unheilsamer.


(*1) appamāda. Vgl. das Appamāda-Vagga, das 'Ernst-Kapitel' im Dhp.


VIII. Kapitel (kalyānamittādi-vagga)

A.I.15. Die Erleuchtungsglieder (*1 ) (VIII, 4-5)

Kein anderes Ding, ihr Mönche, hindert in dem Maße das Entstehen der unaufgestiegenen Erleuchtungsglieder und die volle Entfaltung der aufgestiegenen, wie unweises Nachdenken.

Im unweise Nachdenkenden nämlich kommt es nicht zum Entstehen der unaufgestiegenen Erleuchtungsglieder und die aufgestiegenen gelangen nicht zur vollen Entfaltung.

Kein anderes Ding, ihr Mönche, fördert in dem Maße das Entstehen der unaufgestiegenen Erleuchtungsglieder und die volle Entfaltung der aufgestiegenen, wie das weise Nachdenken.

Im weise Nachdenkenden nämlich entstehen die unaufgestiegenen Erleuchtungsglieder und die aufgestiegenen gelangen zur vollen Entfaltung.


(*1) bojjhanga; aufgezählt in A.I.35.


A.I.16. Der höchste Gewinn (VIII,6-10; IX,1)

Geringfügig, ihr Mönche, ist der Verlust an Verwandten, an Reichtum und Ehre; der Verlust an Einsicht aber ist der schwerste Verlust.

Geringfügig, ihr Mönche, ist der Gewinn an Verwandten, an Reichtum und Ehre; der Gewinn an Einsicht aber ist der höchste Gewinn.

Darum, ihr Mönche, sei euer Streben: »An Einsicht wollen wir gewinnen!« - daß sei euer Streben!

Vgl. A.V.130.


IX. Kapitel (pamādādi-vagga)

A.I.17. Laster und Tugenden II (IX,2-17)

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, das zu so großem Unsegen führt, wie

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, das zu so hohem Segen führt, wie


X. Kapitel (dutiya-pamādādi-vagga)

A.I.18. Laster und Tugenden III (X,1-16)

Keine andere innere Ursache, ihr Mönche, führt zu so großem Unsegen, wie

Keine andere äußere Ursache, ihr Mönche, führt zu so großem Unsegen, wie schlechter Umgang.

Keine andere innere Ursache, ihr Mönche, führt zu so großem Segen, wie

Keine andere äußere Ursache, ihr Mönche, führt zu so großem Segen, wie edler Umgang.


A.I.19. Laster und Tugenden IV (X,17-32)

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, das in dem Maße zum Schwinden und Untergang der Guten Lehre führt, wie

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, das in dem Maße zum Fortbestand der Guten Lehre führt und nicht zu ihrem Schwinden und Untergang, wie


Ende der vierfachen Darlegung (Catukotikam nitthitam).

Dieser Untertitel gilt, lt. K, für alle hier als »Laster und Tugenden« betitelten Texte.
»Vierfach« bezieht sich auf die zwei Doppelbegriffe: »Ausübung unheilsamer und Nichtausübung heilsamer Dinge; Ausübung heilsamer und Nichtausübung unheilsame Dinge.«


XI. Kapitel (adhamma-vagga)

A.I.20. Lehre und Ordenszucht I (X,33-42; XI,1-10)

Diejenigen Mönche,

alle diese Mönche wirken vielem Volke zum Verderb, Unglück und Unheil, zum Verderb und Leiden für Himmelswesen und Menschen; sie schaffen sich große Schuld und bringen diese Gute Lehre zum Untergang.

Diejenigen Mönche aber,

alle diese Mönche wirken vielem Volke zum Segen, Wohl und Heil, zum Segen und Wohl für Himmelswesen und Menschen; sie schaffen sich großes Verdienst und festigen diese Gute Lehre.


XII. Kapitel (anāpatti-vagga)

A.I.21. Lehre und Ordenszucht II (XII,1-20)

Diejenigen Mönche,

alle diese Mönche wirken vielem Volke zum Verderb, Unglück und Unheil, zum Verderb und Leiden für Himmelswesen und Menschen; sie schaffen sich große Schuld und bringen diese Gute Lehre zum Untergang.

Diejenigen Mönche aber,

alle diese Mönche wirken vielem Volke zum Segen, Wohl und Heil, zum Segen und Wohl für Himmelswesen und Menschen; sie schaffen sich großes Verdienst und festigen diese Gute Lehre.


(*1) Dieser Text bezieht sich auf die mönchische Ordensdisziplin. Die Vergehen gegen sie sind im Pātimokkha niedergelegt und nach dem Grad ihrer Schwere gruppiert. Schwere Vergehen sind:

1. die vier Pārājika, die Hauptvergehen, welche Ausschluß aus der Ordensgemeinschaft nach sich ziehen (Geschlechtsverkehr, Diebstahl, Mord, Vorgabe von übermenschlichen Fähigkeiten), und

2. die Sanghādisesa-Vergehen; leichte Vergehen sind die anderen fünf im Pātimokkha aufgeführten Gruppen von Vergehen.

Die gleiche Erklärung gilt für die beträchtlichen und nicht beträchtlichen Vergehen. Vollständige und nicht (durch Ordensakte) sühnbare Vergehen sind lediglich die vier parājika; unvollständig und sühnbar sind alle anderen sechs Gruppen von Vergehen.


XIII. Kapitel (ekapuggala-vagga)

A.I.22. Das eine Wesen (XIII,1-16)

Ein Wesen gibt es, ihr Mönche, das, in der Welt erscheinend, vielem Volke zum Segen ersteht, vielen zum Wohl, aus Mitleid für die Welt, zum Heile, Segen und Wohl für Himmelswesen und Menschen. Welches eine Wesen? Der Vollendete, Heilige, Vollkommen Erwachte.

Ein Wesen gibt es, ihr Mönche, das selten in der Welt geboren wird. Welches eine Wesen? Der Vollendete, Heilige, Vollkommen Erwachte.

Ein Wesen gibt es, ihr Mönche, das, in der Welt erscheinend, als ein wundersamer Mensch ersteht. Welches eine Wesen? Der Vollendete, Heilige, Vollkommen Erwachte.

Eines Wesens Hinscheiden, ihr Mönche, erfüllt vieles Volk mit Trauer. Welches einen Wesens Hinscheiden? Des Vollendeten, Heiligen, Vollkommen Erwachten.

Ein Wesen gibt es, ihr Mönche, das, in der Welt erscheinend, ohne einen Zweiten ersteht, ohne Gefährten, ohne einen, der ihm ähnlich wäre, ohne seinesgleichen, ohne Nebenbuhler, ohne einen Ebenbürtigen, ganz unvergleichbar. Welches eine Wesen? Der Vollendete, Heilige, Vollkommen Erwachte.

Beim Erscheinen eines Wesens, ihr Mönche, offenbart sich das große Auge [der Welt], offenbart sich große Helle, großes Licht; offenbaren sich die sechs unübertrefflichen Güter, (*1) werden die vier analytischen Wissen verwirklicht, die mannigfachen und verschiedenartigen Elemente werden verstanden, die Frucht von Wissen und Erlösung wird verwirklicht; verwirklicht werden die Frucht des Stromeintritts, der Einmalwiederkehr, der Nichtwiederkehr und der Heiligkeit. Beim Erscheinen welches einen Wesens? Beim Erscheinen des Vollendeten, Heiligen, Vollkommen Erwachten.


(*1) Die sechs unübertrefllichen Güter (anuttariya) sind:

  1. der Anblick des Buddha
  2. der Klang seiner belehrenden Worte,
  3. der Gewinn des Vertrauens zu ihm,
  4. die von ihm verkündete dreifache Schulung (in Sittlichkeit, Sammlung und Weisheit),
  5. der ihm erwiesene Dienst,
  6. die erinnernde Betrachtung über den Buddha. Näheres s. A.VI, 30.

Die vier Analytischen Wissen (paisambhidā): vom wahren Wesen, vom Gesetz, von der Sprache, von der Schlagfertigkeit. -

Die mannigfachen und verschiedenartigen Elemente (dhātu) sind die 18 Elemente, welche die Grundbedingungen für alle geistigen Vorgänge bilden, nämlich: die 5 Sinnesorgane, deren 5 Objekte und die entsprechenden 5 Bewußtseinsarten; ferner das Geistelement, das Geistobjekt und das Geistbewußtseins-Element; s. Wtb: dhātu, VisM XV.2 ff. -

Die Frucht des Stromeintritts usw.: die vier Heiligkeitsstufen; s. Wtb: ariyapuggala.


A.I.23. Sāriputta (XIII,7)

Keinen anderen Menschen kenne ich, ihr Mönche, der das vom Vollendeten in Bewegung gesetzte unvergleichliche Rad der Lehre (*1) so trefflich in Bewegung erhält, wie Sāriputta. 

Sāriputta, ihr Mönche, hält das vom Vollendeten in Bewegung gesetzte unvergleichliche Rad der Lehre trefflich in Bewegung.


(*1) Das Rad der Lehre in Bewegung setzen (dhammacakka-ppavattana) ist ein bildlicher Ausdruck für die Lehrverkündigung des Buddha und auch der Name seiner ersten Predigt.
Das Rad ist Herrschaftssymbol und demgemäß kann der obige Ausdruck auch wiedergegeben werden mit »Errichtung des Reiches der Wahrheit«. -

Sāriputta ist einer der beiden Hauptjünger des Buddha. In ähnlicher Weise wird er vom Buddha gerühmt in S.8.7; siehe auch Sela-Sutta M.92, Snp.557 und Anhang II.


XIV. Kapitel (etadagga-vagga)

A.I.24. Die Spitzen der Jüngerschaft (*1) (XIV,1-7)

(I. Mönche)

a) An der Spitze meiner

b) An der Spitze meiner Mönchs-Jünger,

c) An der Spitze

d) An der Spitze meiner


(*1) K sagt, daß die »Spitzen der Jüngerschaft« ihren Rang, der ihre besondere Begabung zum Ausdruck bringt, aus vier Gründen erhielten:

  1. auf Grund eines bestimmten Anlasses,
  2. auf Grund ihrer 'Herkunft', d.i. als Folge ihrer in früherer Existenz abgelegten Gelübde oder gehegten Aspirationen,
  3. wegen ihrer langen Betätigung auf dem betreffenden Gebiete,
  4. wegen ihrer außergewöhnlichen Befähigung oder Bewährung darin.

Manche erhielten diesen Rang aus nur einem dieser Gründe, andere aus zwei oder drei Gründen oder aus allen vier Gründen, wie Sāriputta, Mahā-Moggallāna und Mahā-Kassapa.
- Kurze Anmerkungen über die einzelnen Jünger und Jüngerinnen enthält der ANHANG II am Ende des Einer-Buches.

(*2) ChS: dhutavādānam; d.i. Lehrer der strikten Asketenregeln oder Läuterungsmittel (s. Wtb: dhutanga; v.l. dhutangadhārānam.

(*3) a) ceto-vivatta-kusalānam; b) saññā-vivatta-kusalānam.

K und Subk (zusammengefaßt): Culla-Panthaka war geschickt in der geistigen Sammlung (ceto-samādhi), nämlich in den vier feinkörperlichen Vertiefungen (rūpa-jjhāna), in denen eine Abwendung (vivattana) von der jeweils niederen zur höheren erfolgt und eine Reduzierung (sankhepa) der in ihnen auftretenden Vertiefungsglieder (s. Wtb: jhāna). -

Mahā-Panthaka war erfahren in den vier unkörperlichen Vertiefungen (arūpa-jjhāna), für welche die Abkehr von gröberen Formen der Wahrnehmung (saññā) bezeichnend ist; beginnend mit der ersten, von der es heißt:

»Nach völliger Überwindung der Körperlichkeits-Wahrnehmungen...«, bis zur vierten, dem »Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung«.

Ferner war Mahā-Panthaka erfahren im Hellblick (vipassanā), in der man den Geist abwendet (vivatteti) von konventionellen Vorstellungen (sañña) wie Mann, Frau usw. sowie von falschen Vorstellungen wie Unvergänglichkeit (niccasañña) usw., und in der man sich im besonderen zuwendet (visesato vattanato) den bloßen körperlichen und geistigen Vorgängen und dem ungestalteten Nibbāna. -

Die hier vollzogene Gleichsetzung von ceto-vivatta mit geistiger Sammlung und von sañña-vivatta mit Hellblick (= Weisheit, paññā) läßt an ceto-vimutti und paññā- vimutti, d.i. Gemüts- und Weisheitserlösung (s. II, 32) denken, und es gibt tatsächlich auch eine solche vereinzelte Lesart für unsere Stelle; doch die meisten Mskr., wie auch K und Subk, lesen wie oben; so auch ChS.

(*4) Satimantānam; sati hat hier, lt. K, die Bedeutung der »im Gedächtnis bewahrenden Achtsamkeit« (dhāranaka-sati).

(*5) gatimantānam; gati bedeutet hier Textzusammenhang, Textfolge.

(*6) dhitimantānam; lt. K ist dhiti hier = viriya, nämlich »die Energie beim Lernen, Rezitieren Memorieren und bei der Aufwartung des Buddha«.


(II. Nonnen)

e) An der Spitze meiner


(III. Laienjünger)

f) An der Spitze meiner Laienjünger,


(IV. Laienjüngerinnen)

g) An der Spitze meiner Laienjüngerinnen,


XV. Kapitel (atthāna-pāli)

A.I.25. Unmögliches und Mögliches (XV,1-28)

Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, ihr Mönche, daß ein Erkenntnis besitzender (*1) Mensch irgendein Gebilde für unvergänglich halten sollte. Solche Möglichkeit besteht nicht. Wohl aber ist es möglich, daß ein Weltling irgendein Gebilde für unvergänglich hält.

Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß ein Erkenntnis besitzender Mensch irgendein Gebilde für glückbringend halten sollte. Solche Möglichkeit besteht nicht. Wohl aber ist es möglich, daß ein Weltling irgendein Gebilde für glückbringend hält.

Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß ein Erkenntnis besitzender Mensch irgend etwas (*2) für ein Selbst halten sollte. Solche Möglichkeit besteht nicht. Wohl aber ist es möglich, daß ein Weltling irgend etwas für ein Selbst hält. (*3)

Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß ein Erkenntnis besitzender Mensch

Solche Möglichkeit besteht nicht. Wohl aber ist es möglich, daß ein Weltling ... die Mönchsgemeinde spaltet.

Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß ein Erkenntnis besitzender Mensch sich einen anderen Meister [als den Buddha] erwählen sollte. Solche Möglichkeit besteht nicht. Wohl aber ist es möglich, daß ein Weltling sich einen anderen Meister erwählt.

Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß im selben Weltsystem, zur gleichen Zeit zwei Heilige und Vollkommen Erwachte (d.i. zwei Buddhas) - zwei Weltherrscher (cakkavatti) erstehen sollten. Wohl aber ist es möglich, daß im selben Weltsystem ein einziger Heiliger und Vollkommen Erwachter - ein einziger Weltherrscher entsteht.

Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß ein Weib 

Wohl aber ist es möglich, daß ein männliches Wesen ein Heiliger und Vollkommen Erwachter oder ein Weltherrscher wird, oder die Herrschaft über die (Dreiunddreißig) Götter, über die Māra-Wesen oder Brahma-Wesen ausübt.

Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß einem, der in Werken, Worten und Gedanken schlecht wandelt, eine erwünschte, erfreuliche, angenehme Frucht dieses Wirkens zuteil wird. Wohl aber ist es möglich, daß ihm eine unerwünschte, unangenehme, unerfreuliche Frucht dieses Wirkens zuteil wird.

Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß einem, der in Werken, Worten und Gedanken recht wandelt, eine unerwünschte, unerfreuliche, unangenehme Frucht dieses Wirkens zuteil wird. Wohl aber ist es möglich, daß ihm eine erwünschte, erfreuliche, angenehme Frucht zuteil wird. Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß einer, der in Werken, Worten und Gedanken schlecht wandelt, demzufolge und dadurch bedingt beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode auf eine glückliche Daseinsfährte, in himmlische Welt gelangt. Wohl aber ist es möglich, daß er in eine niedere Welt gelangt, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, in eine Hölle.

Unmöglich ist es, und es kann nicht sein, daß einer, der in Werken, Worten und Gedanken recht wandelt, demzufolge und dadurch bedingt beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode in eine niedere Welt gelangt, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, in eine Hölle. Wohl aber ist es möglich, daß er auf eine glückliche Fährte, in himmlische Welt gelangt.


(*1) ditthi-sampanno; dies ist eine der üblichen Bezeichnungen für den »in den Strom Eingetretenen« (sotāpanna), der ersten Heiligkeitsstufe. Es handelt sich hier also um die auf den Heiligkeits-Pfaden (ariya-magga) erworbene unerschütterliche Erkenntnis (K: magga-ditthi) nicht um die noch unsichere des Weltlings (s. o.). Siehe A.VI.89-95.

(*2) Irgend etwas' (kañci dhammam). In den beiden ersten Abschnitten heißt es im Text 'irgendein Gebilde' (kañi sankhāram); das dritte Merkmal vom Nicht-Ich bezieht sich aber auch auf das Nibbana, das kein 'Gebilde', d.h. nichts Gewordenes oder Bedingtes ist, aber gleichfalls kein Ich oder 'Überselbst' darstellt oder einschließt. Siehe Dhp.277-279.

(*3) Die ersten drei Abschnitte beziehen sich auf die Lehre von den drei Merkmalen (ti-lakkhana).

Diese besagt, daß sämtliche Daseinsgebilde vergänglich (anicca) sind, dem Leiden unterworfen (dukkha) und ohne ein ihnen innewohnendes Ich oder eine andere beharrende Substanz (anattā).
Mit dieser Anattā oder Nicht-Ich-Lehre wird natürlich nicht das Bestehen einer Pesönlichkeit im konventionellen Sinne geleugnet, sondern lediglich, daß ihr, als einem sich unaufhörlich wandelnden körperlich-geistigen Werdevorgang, irgend ein beharrender Wesenskern zugrunde liegt (s. Wtb: anattā).

(*4) Dies sind die fünf »schweren Untaten« oder »Taten mit unmittelbarer (übler) Folge« (ānantarika-kamma;; A.V.129.

Diese fünf sowie als sechstes die im folgenden Abschnitt genannte 'Wahl eines anderen Meisters' bilden für den Buddhisten die 'sechs schwerwiegende Fälle' oder 'großen Übel' (cha abhithānani), die im Ratana-Sutta (Snp.231) erwähnt werden. -

Die Ordensspaltung (sangha-bheda; s. A.IV.142??) bezieht sich nicht auf vorübergehende Zwistigkeiten, sondern auf einen ernstlichen Bruch, der z.B. zur gesonderten Abhaltung der Ordenshandlungen führt. Devadatta (s. A.V.100) war eines solchen Vergehens schuldig.

(*5) sakkatam, wtl: der Rang eines Sakka (= Indra), des Herrschers über den zur Sinnensphäre (kāmāvacara) gehörenden »Himmels der Dreiunddreißig Götter« (Tāvatimsa).

(*6) 'Herrschaft über die Mara-Wesen' (mārattam); diese sind lt. K die Bewohner des gleichfalls zur Sinnensphäre gehörenden 'Himmels der über die Erzeugnisse anderer verfügenden Götterwesen' (paranimmita-vasavatti-deva), über die Māra, die buddhistische Versuchergestalt, gebietet, welcher seinerseits mit Pajāpati, dem 'Herrn der Geschöpfe' identifiziert wird.


XVI. Kapitel (ekadhamma-pāli)

A.I.26. Die zehn Betrachtungen (XVI,1. 1-10)

Es gibt, ihr Mönche, eine Betrachtung, die, wenn entfaltet und häufig geübt, zu gänzlicher Abwendung führt, zur Loslösung, Erlöschung, zum Frieden, zur Durchschauung, zur Erleuchtung, zum Nibbāna. Welches ist diese eine Betrachtung?

  1. Die Betrachtung über den Erwachten -
  2. über die Lehre -
  3. über die Mönchsgemeinde -
  4. über die Sittlichkeit -
  5. über die Freigebigkeit -
  6. über die Himmelswesen -
  7. über Ein- und Ausatmung -
  8. über den Tod -
  9. über den Körper -
  10. über den Frieden.

Über die zehn Betrachtungen (anussati) s. ausführlich in VisM VII und VisM VIII. Über die ersten sechs siehe hier: A.VI.9-10, 25; A.XI.13; über 1-4, 6: A.III.71; über die Betr. des Todes: A.VIII.73-74.

Durch die Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmung können alle vier Vertiefungen erreicht werden; durch die Körper-Betrachtung, die 1. Vertiefung, durch die anderen acht Betrachtungen lediglich die 'Angrenzende Sammlung' (s. Wtb: samādhi).

K: Ausgenommen die Betrachtungen über Atem, Tod und Körper können die übrigen sieben 1) als Mittel zu innerer Anregung oder Aufheiterung dienen, und 2) als Objekt für den Hellblick; und zwar in folgender Weise:

1. Wenn der Meditierende mit der Absicht, die Vertiefungen zu erreichen, sich auf einen geeigneten Übungsgegenstand konzentriert (etwa die Atmung oder die Leichen-betrachtung) ihm aber dabei der Geist unstet und unzufrieden wie ein ungebändigter Stier hin und her rennt, so möge er vorerst von dieser Übung abstehen und irgendeine der obigen sieben Betrachtungen üben. Dabei nämlich wird sein Geist angeregt und aufgeheitert und von den fünf 'Hemmungen' (s. o.) frei. Mit einem so gezügelten und beruhigten Geist wird er imstande sein, die ursprüngliche Übung zum gewünschten Ziele zu führen. Es ist, wie wenn einer, dem es unmöglich war mit einem stumpfen Beil einen Baum zu fällen, das Beil schärfen wird, um seinen Zweck zu erreichen.

2. Als Gegenstände und Ausgangspunkte für die Hellblick-Übung mögen die sieben Betrachtungen in folgender Weise dienen: Wenn man z.B. nach Beendung der Betrachtung über den Erleuchteten darüber nachsinnt, wer denn eigentlich der Ausübende bei dieser Betrachtung sei, so kommt man zur Erkenntnis, daß nur die mit der Betrachtung verbundenen Gedanken da waren, aber keine Persönlichkeit oder Ichheit, und daß diese Gedanken gebunden sind an die Daseinsgruppen (khandha) Gefühl, Wahrnehmung, geistige Bildekräfte und Bewußtsein. Er weiß ferner, daß diese vier geistigen Daseinsgruppen nicht entstehen können ohne die zur Körperlichkeitsgruppe gehörende physische Grundlage des Geistes. Die Körperlichkeitsgruppe aber ist eine Bezeichnung für die vier Elemente (Festes, Flüssiges, Hitze, Wind) und die von diesen abhängigen körperlichen Phänomene (wie die Sinnesorgane usw.). Indem nun der Meditierende so die fünf Daseinsgruppen erwägt, erkennt er sie als dem Leiden unterworfen, erkennt er das Wiedergeburt erzeugende Begehren (tanhā) als die Ursache des Leidens, erkennt er die Erlöschung des Begehrens als die Leidens Erlöschung und den achtfachen Pfad als den dazu führenden Weg. So kommt er durch solche Hellblick-Betrachtungen Stufe um Stufe der Heiligkeit näher. Derart dienen diese Betrachtungen als Objekte und Ausgangspunkte des Hellblicks.


A.I.27. Rechte Erkenntnis und falsche Ansicht (XVI,2. 1-8)

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, wodurch in dem Maße die unaufgestiegenen unheilsamen Dinge aufsteigen und die aufgestiegenen zum Wachstum und zur Entwicklung gelangen, wie die falsche Ansicht. (*1) In einem, der falsche Ansicht hat, kommen die unaufgestiegenen unheilsamen Dinge zum Aufsteigen und die aufgestiegenen erlangen Wachstum und Entwicklung.

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, wodurch in dem Maße die unaufgestiegenen heilsamen Dinge aufsteigen und die aufgestiegenen zum Wachstum und zur Entwicklung gelangen, wie die rechte Erkenntnis. In einem, der rechte Erkenntnis hat, kommen die unaufgestiegenen heilsamen Dinge zum Aufsteigen und die aufgestiegenen erlangen Wachstum und Entwicklung.

Kein anderes Ding, ihr Mönche, bewirkt in dem Maße, daß die unaufgestiegenen heilsamen Dinge nicht aufsteigen und die aufgestiegenen schwinden, wie die falsche Ansicht.

Kein anderes Ding, ihr Mönche, bewirkt in dem Maße, daß die unaufgestiegenen unheilsamen Dinge nicht aufsteigen und die aufgestiegenen schwinden, wie die rechte Erkenntnis.

Kein anderes Ding, ihr Mönche, bewirkt in dem Maße, daß die unaufgestiegene falsche Ansicht aufsteigt, wie unweises Nachdenken.

Kein anderes Ding, ihr Mönche, bewirkt in dem Maße, daß die unaufgestiegene rechte Erkenntnis aufsteigt, wie weises Nachdenken. (*2)

Kein anderes Ding, ihr Mönche, bewirkt in dem Maße, daß die Wesen beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode zu niederem Dasein gelangen, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, in eine Hölle, wie die falsche Ansicht.

Kein anderes Ding, ihr Mönche, bewirkt in dem Maße, daß die Wesen beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode auf glückliche Daseinsfährte, in himmlische Welt gelangen, wie die rechte Erkenntnis.


(*1) Hier sind mit 'falscher Ansicht' (micchā-ditthi) die in D.1 aufgezählten 62 Ansichten gemeint. Diese lassen sich in drei Kategorien einteilen:

1. Spiritualismus oder Ewigkeits-Ansicht (sassata-ditthi); d.i. der Glaube an eine unabhängig vom Körper bestehende und nach dem Tode fortdauernde Ichheit oder Seele.

2. Materialismus oder Vernichtungs-Ansicht (uccheda-ditthi), d.i. der Glaube an eine nach dem Tode der Vernichtung anheimfallende Ichheit oder Persönlichkeit.

3. Fatalismus oder der Glaube an die Ursachlosigkeit (adhicca-samuppanna) des Daseins, wie sie z.B. von Makkhali-Gosāla (s. Text 30) u. Anm.) gelehrt wurde. Weiteres über falsche Ansichten s. Wtb: ditthi.

(*2) Durch unweises, d.i. oberflächliches Nachdenken (ayoniso manasikāra) mag früher nicht vorhandene falsche Ansicht erstehen und bis zum Grade solcher sittlich verderblicher Ansichten anwachsen, die ein 'unabänderliches Ergebnis' haben (niyatā-micchāditthi), nämlich zur Wiedergeburt in einer Höllenwelt führen. -

Durch weises, d.i. sorgfältiges Nachdenken (yoniso manasikāra) mag früher nicht vorhandene rechte Erkenntnis entstehen und bis zum Heiligkeitspfad anwachsen.


A.I.28. Wie man sät (XVI,2. 9-10)

Was auch immer, ihr Mönche, ein Mensch mit falscher Ansicht, dieser falschen Ansicht folgend, an Taten (*1) ausführt und unternimmt, sei es in Werken, Worten oder Gedanken, und was dabei seine Willensverfassung ist, sein Wunsch und Verlangen, und seine [anderen] Geistesfunktionen (*2) - alle diese Dinge bringen Unerwünschtes, Unerfreuliches, Unangenehmes, bringen Unsegen und Leid. Und warum? Eben weil seine Ansicht eine schlechte ist.

Wie wenn man Nimba- oder Kosātaki-Samen (beides sind bittere Gewächse) oder den Samen des bitteren Kürbis auf feuchten Boden sät, so wird all das, was jene Samenkörner an Erd- und Wassersubstanzen in sich aufnehmen, zu bitterem, scharfem und unangenehmem Geschmacke führen. Und warum? Weil der Samen ein schlechter ist. Ebenso ist es auch mit den Taten eines Menschen mit falscher Ansicht.

Was auch immer ein Mensch mit rechter Erkenntnis, dieser rechten Erkenntnis folgend, an Taten ausführt und unternimmt, sei es in Werken, Worten oder Gedanken, und was dabei seine Willensverfassung ist, sein Wunsch und Verlangen und seine [anderen] Geistesfunktionen - alle diese Dinge bringen Erwünschtes, Erfreuliches und Angenehmes, bringen Segen und Glück. Und warum? Eben weil seine Erkenntnis eine rechte ist.

Wie wenn man einen Schößling des Zuckerrohrs oder Weinstocks oder Reiskörner in feuchten Boden pflanzt, so wird all das, was sie an Erd- und Wassersubstanzen in sich aufnehmen, zu süßem, angenehmem und lieblichem Geschmacke führen. Und warum? Weil der Samen ein guter ist. Ebenso ist es auch mit den Taten eines Menschen mit rechter Erkenntnis.


(*1) Kamma (Skr: karma); s. A.III.34; A.VI.63.

(*2) Sankhāra. K: Sinneneindruck (phassa) und andere (jeweilig auftretende) Begleitfaktoren des Bewußtseins; s. Tab. (II) zum Wtb.


A.I.29. Der Einfluß falscher Ansicht und rechter Erkenntnis (XVI,3. 1-3)

Es gibt ein Wesen, ihr Mönche, das, in der Welt erscheinend, vielem Volke zum Unheil, Unglück und Schaden ersteht, zum Unheil und Leiden für Himmelswesen und Menschen. Welches ist dieses Wesen? Einer, der falsche Ansicht, verkehrte Anschauung hat. Ein solcher nämlich bringt viele Menschen vom Guten ab und bestärkt sie im Schlechten (*1).

Es gibt ein Wesen, ihr Mönche, das, in der Welt erscheinend, vielem Volke zum Segen ersteht, vielen zum Wohl und Heil, zum Segen und Wohl für Himmelswesen und Menschen. Welches ist dieses Wesen? Einer, der rechte Erkenntnis, richtige Anschauung hat. Ein solcher nämlich bringt viele Menschen vom Schlechten ab und bestärkt sie im Guten.

Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, das ein so großes Übel ist wie die falsche Ansicht. Von allen Übeln ist falsche Ansicht das größte.


(*1) 'Vom Guten' (saddhammā); K von den zehn heilsamen Wirkensfährten (s. Wtb: kamma-patha). 'Im Schlechten' (asaddhammā); den zehn unheilsamen Wirkensfährten. Der erste Begriff wird in dieser Übersetzung gewöhnlich wiedergegeben mit 'die gute oder echte Lehre' (d.i. die des Buddha); in diesem Text hat aber der Begriff offenbar eine mehr allgemeine und vor allem ethische Bedeutung.


A.I.30. Makkhali Gosāla, der Irrlehrer (XVI,3. 4)

Keinen Menschen kenne ich, ihr Mönche, der so vielem Volke zum Unheil wirkt, so vielem Volke zum Unglück und Schaden, wie Makkhali, der verblendete Mensch.

Wie wenn man da an einer Flußmündung ein Netz auswirft, vielen Fischen zum Verderb und Leiden, zum Unheil und Mißgeschick, ebenso, ihr Mönche, ist da auch Makkhali, der verblendete Mensch, in der Welt erschienen, vielen Wesen zum Unheil und Leiden, zum Verderb und Mißgeschick.

(Makkhali-Gosāla, ein Zeitgenosse des Buddha, Begründer des Asketenordens der ājīvaka. )


A.I.31. Gute und schlechte Heilslehre (XVI,3. 5-12)

Wer da, ihre Mönche, zu einer schlecht verkündeten Lehre und Zucht anspornt oder sich anspornen läßt und dann dementsprechend lebt, der schafft sich große Schuld. Und warum? Weil die Lehre schlecht verkündet ist.

Wer da aber, ihr Mönche, zu einer gut verkündeten Lehre und Zucht anspornt oder sich anspornen läßt und dann entsprechend lebt, der schafft sich großes Verdienst. Und warum? Weil die Lehre gut verkündet ist.

In einer schlecht verkündeten Lehre und Zucht hat der Geber [beim Geben] (nämlich beim Geben an Asketen oder Priester) das Maß zu kennen, nicht der Empfänger. Und warum? Weil die Lehre schlecht verkündet ist.

In einer gut verkündeten Lehre und Zucht hat der Empfänger das rechte Maß zu kennen, nicht der Spender. Und warum? Weil die Lehre gut verkündet ist.

Wer in einer schlecht verkündeten Lehre und Zucht seine Willenskraft anstrengt, lebt leidvoll. (*1) Und warum? Weil die Lehre schlecht verkündet ist.

Wer in einer gut verkündeten Lehre und Zucht träge ist, lebt leidvoll. Und warum? Weil die Lehre gut verkündet ist.

Wer in einer schlecht verkündeten Lehre und Zucht träge ist, lebt glücklich. Und warum? Weil die Lehre schlecht verkündet ist.

Wer in einer gut verkündeten Lehre und Zucht seine Willenskraft anstrengt, lebt glücklich. Und warum? Weil die Lehre gut verkündet ist.

(*1) In diesem Leben lebt er leidvoll, wenn er bei der Ausübung der Schmerzensaskese eifrig ist, und auch nach dem Tode im Falle ungünstiger Wiedergeburt. Ist er aber lässig in der Ausübung falscher Lehre, so verringert er gegenwärtiges und künftiges Leid.


A.I.32. Das Gleichnis vom Kot (XVI,3. 13-14)

Gleichwie, ihr Mönche, selbst schon ein wenig Kot, Urin, Schleim, Eiter oder Blut übel riecht, so auch preise ich nicht einmal ein kurzes Dasein, auch nicht für einen Augenblick.


A.I.33. Das Gleichnis von der indischen Erde (XVI,4. 1-44)

Gleichwie, ihr Mönche, es auf dieser indischen Erde nur wenige liebliche Gärten, Haine, Felder und Teiche gibt, aber bei weitem mehr Abhänge und Schluchten, schwer passierbare Flüsse, stoppeliges und dorniges Gelände und unwegsames Gebirge -

» Ebenso gibt es nur wenige Wesen auf dem Lande und bei weitem mehr im Wasser;
» Ebenso werden nur wenige Wesen unter den Menschen wiedergeboren und bei weitem mehr außerhalb des Menschtums;
» Ebenso werden nur wenige Wesen in den mittleren Gegenden [Indiens] wiedergeboren und bei weitem mehr in den Grenzgebieten unter unverständigen Barbaren;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, die verständig sind, nicht stumpfsinnig, nicht taub oder stumm, und fähig sind, zwischen einer wohl gesprochenen und nicht wohl gesprochenen Rede zu unterscheiden; bei weitem mehr Wesen gibt es aber, die unverständig sind, stumpfsinnig, taub oder stumm, und unfähig, zwischen wohl gesprochener und nicht wohl gesprochener Rede zu unterscheiden;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, die das heilige Auge der Weisheit besitzen, und bei weitem mehr solche, die voll Unwissenheit sind und verblendet;
» Ebenso bekommen nur wenige Wesen den Vollendeten zu sehen, und bei weitem mehr bekommen ihn nicht zu sehen;
» Ebenso bekommen nur wenige Wesen die vom Vollendeten verkündete Lehre und Zucht zu hören, und bei weitem mehr bekommen sie nicht zu hören;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, die sich die vernommene Lehre einprägen, und bei weitem mehr solche, die sie sich nicht einprägen;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, die der eingeprägten Lehre Sinn erforschen, und bei weitem mehr solche, die den Sinn nicht erforschen;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, welche die Lehre und ihren Sinn verstehen und der Lehre gemäß leben; aber bei weitem mehr solche, die die Lehre und ihren Sinn nicht verstehen und auch nicht der Lehre gemäß leben;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, die bei ergreifenden Anlässen ergriffen werden, und bei weitem mehr, die dabei nicht ergriffen werden;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, die, wenn ergriffen, sich weise mühen, und bei weitem mehr solche, die, wenn ergriffen, sich nicht weise mühen;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, die, mit der Loslösung als ihr Ziel, Sammlung und Einheit des Geistes gewinnen, und bei weitem mehr solche, die, mit der Loslösung als Ziel, die Sammlung und Einheit nicht gewinnen;
» Ebenso werden nur wenigen Wesen gute Speisen und Getränke zuteil, und bei weitem mehr Wesen sind gute Speisen und Getränke versagt, und sie müssen ihr Leben mit Aufgelesenem und Erbetteltem fristen;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, denen der Wesensgehalt der Lehre, der Wesensgehalt ihres Sinns und der Wesensgehalt der Erlösung (*1) beschieden ist, und bei weitem mehr Wesen ist er nicht beschieden. Darum, ihr Mönche, sollt ihr danach streben: »Den Wesensgehalt der Lehre, den Wesensgehalt ihres Sinnes und den Wesensgehalt der Erlösung wollen wir gewinnen!« Das, ihr Mönche, sei euer Streben!

Gleichwie, ihr Mönche, es auf dieser indischen Erde nur wenige liebliche Gärten, Haine, Felder und Teiche gibt, aber bei weitem mehr Abhänge und Schluchten, schwer passierbare Flüsse, stoppliges und dorniges Gelände und unwegsames Gebirge -

» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, die, als Menschen abscheidend, unter den Menschen oder den Himmelswesen wiedergeboren werden, und bei weitem mehr Wesen gibt es, die, als Menschen abscheidend, in einer Hölle wiedergeboren werden, in tierischem Schoß oder im Gespensterreich;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, die, als Himmelswesen abscheidend, unter den Himmelswesen oder Menschen wiedergeboren werden, und bei weitem mehr gibt es, die, als Himmelswesen abscheidend, in einer Hölle wiedergeboren werden, in tierischem Schoß oder im Gespensterreich;
» Ebenso gibt es nur wenige Wesen, die, aus der Hölle, dem Tierschoß oder dem Gespensterreich abscheidend, unter den Menschen oder den Himmelswesen wiedergeboren werden, und bei weitem mehr gibt es, die, aus der Hölle, dem Tierschoß oder dem Gespensterreich abscheidend, eben dort wiedergeboren werden.

(*1) 'Wesensgehalt' (oder Wohlgeschmack)

  1. der Lehre (dhamma-rasa): die vier Heiligkeits-Pfade;
  2. des Sinnes (attha-rasa): die vier Heiligkeits-Früchte oder -Ziele;
  3. der Erlösung (vimutti-rasa) das Nibbāna. -

Im Original stehen 1 und 2 in umgekehrter Reihenfolge, wie meist beim gemeinsamen Vorkommen von attha und dhamma (s. Wtb: patisambhidā). Sie werden in den Kommentaren gleichgesetzt mit 'Ursache' (»Gesetzmäßigkeit«, dhamma) und 'Ergebnis' (attha), wie auch aus der vorstehenden, dem K entnommenen Erklärung ersichtlich (die 'Pfade' als Ursache der als Ergebnis darauf folgenden Frucht- oder Zielerreichung).


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Im Original stehen 1 und 2 in umgekehrter Reihenfolge, wie meist beim gemeinsamen Vorkommen von attha und dhamma (s. Wtb: patisambhidā). Sie werden in den Kommentaren gleichgesetzt mit 'Ursache' (»Gesetzmäßigkeit«, dhamma) und 'Ergebnis' (attha), wie auch aus der vorstehenden, dem K entnommenen Erklärung ersichtlich (die 'Pfade' als Ursache der als Ergebnis darauf folgenden Frucht- oder Zielerreichung).


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