Anguttara Nikaya

4. Kapitel: devadūta-vagga

A.III. 31 Die Eltern

Gott, (*1) ihr Mönche, lebt in denjenigen Familien, in welchen die Eltern zu Hause von den Kindern verehrt werden. Die ersten Lehrer, ihr Mönche, leben in denjenigen Familien, in welchen die Eltern zu Hause von den Kindern verehrt werden. Die Anbetungswürdigen, ihr Mönche, leben in denjenigen Familien, in welchen die Eltern zu Hause von den Kindern verehrt werden.

'Gott', ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung für Vater und Mutter; 'die ersten Lehrer', ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung für Vater und Mutter; 'die Anbetungswürdigen', ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung für Vater und Mutter. Aus welchem Grunde aber? Gar viel, ihr Mönche, tun die Eltern für ihre Kinder. Sie sind ihre Erzeuger, ihre Ernährer, sie zeigen ihnen diese Welt.

»Mit 'Gott' bezeichnet man die Eltern,
'die ersten Lehrer' nennt man sie;
sie sind der Kinder Ehrfurcht würdig, (*2)
sind die Erbarmer des Geschlechts.
Es schenke ihnen darum Achtung
der Weise und bediene sie
mit Speise wie auch mit Getränken,
mit Kleidung und mit Lagerstatt,
mit Baden und mit Gliederreiben
und mit der Füße Waschung auch.
 
Wegen eben dieses Dienstes,
den man seinen Eltern tut,
hat man hier der Weisen Lob,
Dort des Himmels Seligkeit.«

(*1) 'Gott lebt in ...', wtl: 'mit Brahma sind diejenigen Familien ...' (sabrahmakāni tāni kulāni) Brahma entspricht weitgehend der christlichen Gottesvorstellung. Werden ihm doch im Kevatta-Sutta (D.11) folgende Worte in den Mund gelegt: »Ich bin, o Mönch, Brahmā, der große Brahma, der Allmächtige, der Unüberwindbare, der Allerkenner, der Herrscher, der Gebieter, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Gestalter, der Meister, der Vater alles Gewordenen und noch Werdenden.«

(*2) āhuneyyā; wtl: der Opfer oder der Anbetung würdig.


A.III. 32 Frei vom Ichwahn - I: Ananda

Es begab sich der ehrwürdige Ananda dorthin, wo der Erhabene weilte. Dort angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach der ehrwürdige Ananda zum Erhabenen also:

»Mag wohl, o Herr, ein Mönch eine solche Sammlung des Geistes erlangen, wobei ihm bei diesem Bewußtsein besitzenden Körper wie auch bei allen äußeren Vorstellungen keinerlei Triebe des Ich und Mein, keinerlei Neigungen des Dünkels aufkommen und er im Besitze jener Gemütserlösung und Weisheitserlösung verweilt, wobei dem darin Verweilenden keinerlei Triebe des Ich und Mein, keinerlei Neigungen des Dünkels aufsteigen können?« -

»Wohl mag, Ananda, ein Mönch eine solche Sammlung des Geistes erlangen.«

»Wie aber, o Herr, mag ein Mönch eine solche Sammlung des Geistes erlangen?« -

»Da, Ananda, merkt ein Mönch also: 'Dies ist der Friede, (*1) dies ist das Erhabene: nämlich der Stillstand aller Gestaltungen, die Loslösung von allen Daseinsgrundlagen, die Versiegung des Begehrens, die Abwendung, Aufhebung, das Nibbāna.' Dadurch mag da, Ananda, ein Mönch eine solche Sammlung des Geistes erlangen, daß ihm da bei diesem Bewußtsein besitzenden Körper sowie bei allen äußeren Vorstellungen keinerlei Triebe des Ich und Mein, keinerlei Neigungen des Dünkels aufkommen und er im Besitze jener Gemütserlösung und Weisheitserlösung verweilt, wobei dem darin Verweilenden keinerlei Triebe des Ich und Mein, keinerlei Neigungen des Dünkels aufsteigen können.

Dies aber, Ananda, habe ich mit Beziehung hierauf auf Punnakas Frage im 'Weg zum anderen Ufer' (*2) erwidert:

'An wen nichts in der Welt mehr rühren kann,
da ihre Tiefen, ihre Höhen er ergründet,
der still und klar ist, unverstört und wunschlos,
Geburt und Altern hat er überwunden, sag' ich.'«
(Sutta-Nipāta, Vers 1048)

(*1) Dies und das Folgende sind Bezeichnungen für Nibbāna. Stillstand aller Gestaltungen (sabba-sankhāra-samatho) bezeichnet das Aufhören karmischen Gestaltens durch den Wiedergeburt erzeugenden, triebverbundenen Willen. -

Zu Daseinsgrundlagen s. Anm. 4 zu II, 2.

(*2) Der »Weg zum anderen Ufer« (parāyana) ist der Titel des letzten Buches im Sutta-Nipāta, einer kanonischen Verssammlung und gehört zu dessen ältesten Teilen. Es wird noch mehrmals im Angutt. zitiert: III, 33; IV, 41; VI, 61.


A.III. 33 Frei vom Ichwahn - II: Sāriputta

Es begab sich da der ehrwürdige Sāriputta zum Erhabenen. Dort angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Und der Erhabene sprach zum ehrwürdigen Sāriputta also:

»Mag ich, Sāriputta, die Lehre in Kürze darlegen, oder mag ich die Lehre ausführlich darlegen, oder mag ich die Lehre kurz sowie ausführlich darlegen, Versteher sind schwer zu finden.« -

»So ist es an der Zeit, Erhabener, so ist es an der Zeit, Gesegneter, daß der Erhabene die Lehre in Kürze darlege, die Lehre ausführlich darlege, die Lehre kurz sowie ausführlich darlege! Versteher der Lehre werden sich finden!« -

»So soll man denn, Sāriputta, sich also üben: 'Bei diesem Bewußtsein besitzenden Körper wie auch bei allen äußeren Vorstellungen sollen keinerlei Triebe des Ich und Mein, keinerlei Neigungen des Dünkels aufkommen, und jene Gemütserlösung und Weisheitserlösung wollen wir uns zu eigen machen, in deren Besitz verweilend einem keinerlei Triebe des Ich und Mein, keinerlei Neigungen des Dünkels aufsteigen können.' So, Sāriputta, habt ihr euch zu üben!

Wenn nun einem Mönch bei diesem Bewußtsein besitzenden Körper wie auch bei allen äußeren Vorstellungen keinerlei Triebe des Ich und Mein, keinerlei Neigungen des Dünkels aufkommen und er im Besitze jener Gemütserlösung und Weisheitserlösung verweilt, wobei dem darin Verweilenden keinerlei Triebe des Ich und Mein, keinerlei Neigungen des Dünkels aufsteigen können - so heißt es von einem solchen Mönch, daß er das Begehren durchschnitten, die Fessel abgestreift und durch völlige Vernichtung des Dünkels dem Leiden ein Ende gemacht hat.

Dies aber, Sāriputta, habe ich mit Beziehung hierauf auf Udayas Frage im 'Weg zum anderen Ufer' erwidert:

'Überwältigung der beiden:
Sinnenlust und Herzenskummer;
Überwindung geistiger Starrheit,
Abwehr aller Reueskrupel,
 
In achtsamen Gleichmut gründlich geklärte,
Durch Wahrheitsgedanken weise gelenkte,
Wissenserlösung künde ich euch
Als die Vernichtung des Wahns.'«
(Sutta-Nipāta, Vers 1106-1107)

A.III. 34 Die drei Entstehungsgründe der Taten

Drei Entstehungsgründe der Taten gibt es, ihr Mönche. Welche drei? Gier ist ein Entstehungsgrund der Taten; Haß ist ein Entstehungsgrund der Taten; Verblendung ist ein Entstehungsgrund der Taten (*1).

Eine Tat (kamma), ihr Mönche, die aus Gier getan wurde, aus Gier entsprungen, durch Gier bedingt, durch Gier entstanden ist - solche Tat wird dort zur Reife gelangen, wo immer die betreffende Person (*2) wiedergeboren wird; und wo immer jene Tat zur Reife gelangt, dort eben wird einem die Frucht jener Tat zuteil, sei es in diesem, sei es im nächsten oder in einem späteren Leben (*3).

Eine Tat, die aus Haß getan wurde, aus Haß entsprungen, durch Haß bedingt, durch Haß entstanden ist - solche Tat wird dort zur Reife gelangen, wo immer die betreffende Person wiedergeboren wird; und wo immer jene Tat zur Reife gelangt, dort eben wird einem die Frucht jener Tat zuteil, sei es in diesem, sei es im nächsten oder einem späteren Leben.

Eine Tat, die aus Verblendung getan wurde, aus Verblendung entsprungen, durch Verblendung bedingt, durch Verblendung entstanden ist - solche Tat wird dort zur Reife gelangen, wo immer die betreffende Person wiedergeboren wird; und wo immer jene Tat zur Reife gelangt, dort eben wird einem die Frucht jener Tat zuteil, sei es in diesem, sei es im nächsten oder einem späteren Leben.

Es ist, ihr Mönche, wie wenn unversehrte, unverdorbene, durch Wind und Sonnenglut unbeschädigte, kerngesunde Samenkörner, gut eingebettet in gutem Feld und auf gut bearbeitetem Boden gesät, bei tüchtigem Regenschauer aufgehen, zum Gedeihen und zur Fülle gelangen. Ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einer Tat, die aus Gier - aus Haß - aus Verblendung getan wurde, die daraus entsprungen, dadurch bedingt und entstanden ist: solche Tat wird dort zur Reife gelangen, wo immer die betreffende Person wiedergeboren wird; und wo immer jene Tat zur Reife gelangt, dort eben wird einem die Frucht jener Tat zuteil, sei es in diesem, sei es im nächsten oder einem späteren Leben.

Diese drei Entstehungsgründe der Taten gibt es, ihr Mönche.

Drei [weitere] Entstehungsgründe der Taten gibt es, ihr Mönche. Welche drei? Gierlosigkeit ist ein Entstehungsgrund der Taten; Haßlosigkeit ist ein Entstehungrund der Taten; Unverblendung ist ein Entstehungsgrund der Taten (*4).

Eine Tat, ihr Mönche, die aus Gierlosigkeit - aus Haßlosigkeit - aus Unverblendung getan wurde, die daraus entsprungen, dadurch bedingt und entstanden ist, solche Tat ist - insofern Gier, Haß und Verblendung geschwunden sind - überwunden, entwurzelt, gleich einer Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und keinem Neuentstehen mehr unterworfen.

Es ist, ihr Mönche, wie wenn ein Mann unversehrte, unverdorbene, durch Wind und Sonnenglut unbeschädigte, kerngesunde und gut im Boden eingebettete Samenkörner verbrennen, zu Asche machen und in die Winde streuen oder von der reißenden Flußströmung fortspülen lassen möchte und so jene Samenkörner von Grund aus zerstört wären, gleich einer Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und keinem Neuentstehen unterworfen. Ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einer Tat, die aus Gierlosigkeit - Haßlosigkeit - Unverblendung getan wurde, die daraus entsprungen, dadurch bedingt und entstanden ist: solche Tat ist - insofern Gier, Haß und Verblendung geschwunden sind - überwunden, entwurzelt, gleich einer Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und keinem Neuentstehen mehr unterworfen.

Diese drei Entstehungsgründe der Taten gibt es, ihr Mönche.

»Ob aus Gier, ob aus Verblendung,
ob aus Hassenstrieb der Tor
seine Taten hat begangen,
seien's kleine, seien's große:
da hat er dafür zu leiden.
Nicht gibt's andere Möglichkeit.
Doch wenn der wissensklare Jünger
Verblendung, Gier und Haß durchschaut,
das Wissen in sich auferweckt,
mag üblem Dasein er entgehen.«

(*1) Dies sind die drei 'Wurzeln des Unheilsamen' (akusala-mūla); 'Gier' (lobha), 'Haß' (dosa), 'Verblendung' (moha). Da lobha jeden Grad der Lust, dosa jeden Grad der Unlust bezeichnen mag, kann man lobha die attraktive und dosa die repulsive (= patigha, wtl: Zurückstoßung) Seite der Verblendung nennen, denn sowohl jeder Gier- wie auch Haß-Moment ist durch die Anwesenheit der Verblendung bedingt. Gier und Haß können jedoch nie im gleichen Bewußtseinsmoment vorkommen. Siehe auch A.III, 69-70.

(*2) atta-bhāvo, wtl: Ichheit, Ichform; dies ist natürlich nur im Sinne des konventionellen Sprachgebrauchs (vohāra-vasena) und nicht als eine letztgültige Aussage (paramattha-vasena) zu verstehen.

(*3) Über diese dreifache Einteilung des Karma (kamma) hinsichtlich der Zeit des Wirkungseintritts siehe Wtb: karma, VisM.XIX; und A.III.101.

(*4) Dies sind die 3 'Wurzeln des Heilsamen' (kusala-mūla), alobha, adosa, amoha.


A.III. 35 Vom guten Schlaf

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene bei Alavi, auf einem Rinderpfade im Simsapa-Walde, auf einem Lager aus Blättern. Da nun erblickte der Alaver Hatthaka, (*1) während er sich auf einem Spaziergange erging und lustwandelte, den Erhabenen auf einem Rinderpfade im Simsapa-Wald, auf einem Blätterlager sitzend. Als er den Erhabenen erblickt hatte, ging er auf ihn zu, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach der Alaver Hatthaka zum Erhabenen also:

»Hat wohl, o Herr, der Erhabene gut geschlafen?« -

»Ja, o Prinz, ich habe gut geschlafen. Denn von denen in der Welt, die gut schlafen, bin ich einer.« -

»Kalt, o Herr, ist die Winternacht; es ist eine Woche des Frostes (*2). Hart ist der von Rinderhufen zerstampfte Boden, dünn das aus Blättern hergestellte Lager; spärlich hängen die Blätter an den Bäumen; dünn sind die fahlen Gewänder; kalt bläst der Veramba-Wind.«

Der Erhabene sprach: »Und doch, o Prinz, habe ich gut geschlafen. Denn von denen in der Welt, die gut schlafen, bin ich einer. So will ich dir denn, o Prinz, hierzu eine Frage stellen. Wie es dir gefällt, magst du sie beantworten. Angenommen, ein Hausvater oder der Sohn eines Hausvaters wohnt da in einem innen und außen getünchten, windgeschützten Giebelhause, [gut gesichert] mit vorgeschobenen Riegeln und geschlossenen Fenstern. Darin befinde sich ein Bett, mit schwarzer oder weißer Wolldecke überzogen, einer blumenbestickten, einer hochfeinen Decke aus Antilopenfell, einem Baldachin und mit roten Kissen an beiden Enden. Eine Öllampe brenne dort, und seine vier Frauen bedienten ihn mit allen Annehmlichkeiten. Was meinst du, Prinz: mag da jener gut schlafen oder nicht, oder wie denkst du darüber?« -

»Jener, o Herr, mag gut schlafen. Und von denen in der Welt, die gut schlafen, ist er einer.«

»Was meinst du, o Prinz: mögen da wohl in jenem Hausvater oder Sohn eines Hausvaters infolge seines Begehrens körperliche oder geistige Qualen aufsteigen, durch die gepeinigt er schlecht schlafen möchte?« -

»Das mag sein, o Herr.« -

»Dieses Begehren aber, durch das gepeinigt jener Hausvater oder Sohn eines Hausvaters schlecht schlafen möchte, solches Begehren, o Prinz, ist im Vollendeten erloschen, mit der Wurzel zerstört, gleich einer Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und keinem Neuentstehen mehr unterworfen. Darum habe ich gut geschlafen.

Was meinst du, o Prinz mögen da wohl in jenem Hausvater oder Sohn eines Hausvaters infolge seines Hasses - infolge seiner Verblendung körperliche oder geistige Qualen aufsteigen, durch die gepeinigt er schlecht schlafen möchte?«-

»Das mag sein, o Herr.« -

»Dieser Haß - diese Verblendung aber, durch die gepeinigt jener Hausvater oder Sohn eines Hausvaters schlecht schlafen möchte, solcher Haß, solche Verblendung, o Prinz, sind im Vollendeten erloschen, mit der Wurzel zerstört, gleich einer Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und keinem Neuentstehen mehr unterworfen. Darum habe ich gut geschlafen.«

»Allzeit glücklich schläft der Heilige,
dessen Wahn erloschen ist,
der nicht mehr an Begierden hängt,
der kühl geworden, weltentrückt.
Nach Zerstörung alles Haftens,
aller Herzenspein enthoben,
schläft der Friedensvolle glücklich,
der die Herzensruhe fand.«

(*1) Über den Alavaker Hatthaka siehe Anhang »Spitzen der Jüngerschaft« und A.III, 128.

(*2) antar'atthako hima-pāta-samayo, wtl: 'es ist die achttägige Zwischenperiode, die Zeit des Frostfalls'. K: die 4 letzten Tage des Monats Magha und die vier ersten des Monats Phagguna (Februar - März).


A.III. 36 Die drei Götterboten

Drei Götterboten gibt es, ihr Mönche. Welche drei?

Da führt einer einen schlechten Wandel in Werken, einen schlechten Wandel in Worten, einen schlechten Wandel in Gedanken. Solch schlechten Wandel führend, gerät er beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in niedere Welt, auf eine Leidensfährte, in Daseinsabgründe, in die Hölle. Und die Höllenwächter, ihr Mönche, packen ihn an beiden Armen und bringen ihn vor den König Yama (*1) mit den Worten: 'Dieser Mensch, o Herr, hatte keine Ehrfurcht vor seinen Eltern, keine Ehrfurcht vor Asketen und Brahmanen, achtete nicht die Ältesten in der Familie. Möge ihm der Herr Strafe auferlegen!'

Und der König Yama, ihr Mönche, fragte, forschte und hörte ihn über den ersten Götterboten aus: 'O Mensch, sahest du nicht unter den Menschen den ersten Götterboten erscheinen?'

Er aber sprach: 'Herr, ich sah ihn nicht.'

Und König Yama sprach zu ihm: 'O Mensch, sahest du nie unter den Menschen eine Frau oder einen Mann im Alter von achtzig, neunzig oder hundert Jahren, abgelebt, gekrümmt wie Dachsparren, gebückt, auf eine Krücke gestützt, schlotternden Ganges dahinschleichend, siech, mit verwelkter Jugend, mit abgebrochenen Zähnen und ergrautem Haar, oder kahl, mit wackelndem Kopfe, voller Runzeln, die Glieder mit Flecken bedeckt?' -

'Ja, o Herr, solche habe ich gesehen.' -

Und der König Yama sprach: 'Und dachtest du nicht daran, o Mensch, der du Verstand besitzest und alt genug bist: »Auch ich bin dem Alter unterworfen, kann dem Alter nicht entgehen. So laß mich denn Gutes tun in Werken, Worten und Gedanken«?' -

Jener aber sprach: 'O Herr, ich war außerstande! O Herr, ich war leichtsinnig!'

Und der König Yama sprach: 'O Mensch, aus Leichtsinn hast du weder in Werken, noch Worten, noch Gedanken Gutes getan. Wahrlich, gemäß deinem Leichtsinn wird man's dir vergelten. Denn jene schlechte Tat wurde weder von deiner Mutter begangen, noch deinem Vater, noch deinem Bruder, noch deiner Schwester, noch von deinen Freunden und Genossen, noch deinen Vettern und Blutsverwandten, noch von Götterwesen, Asketen oder Priestern. Du allein hast jene schlechte Tat begangen, du allein wirst deren Frucht erfahren.'

Als nun, ihr Mönche, der König Yama ihn über den ersten Götterboten ausgefragt, ausgeforscht und ausgehorcht hatte, fragte, forste und horchte er ihn über den zweiten Götterboten aus: 'O Mensch, sahest du nicht unter den Menschen den zweiten Götterboten erscheinen?'

Er aber sprach: 'Herr, ich sah ihn nicht.'

Und der König Yama sprach zu ihm: 'O Mensch, sahest du nie unter den Menschen eine Frau oder einen Mann, krank, elend, schwer leidend, sich im eigenen Kot und Urin herumwälzend, die von dem einen aufgerichtet, von einem anderen wieder ins Bett gelegt wurden?' -

'Ja, o Herr, ich habe solche gesehen.' -

Und der König Yama sprach zu ihm: 'Und dachtest du nicht, o Mensch, der du Verstand besitzest und alt genug bist »Auch ich bin der Krankheit unterworfen, kann der Krankheit nicht entgehen. So laß mich denn Gutes tun in Werken, Worten und Gedanken«?' -

Jener aber sprach: 'O Herr, ich war außerstande! O Herr, ich war leichtsinnig!' -

'O Mensch, aus Leichtsinn hast du weder in Werken, noch Worten, noch Gedanken Gutes getan. Wahrlich, o Mensch, gemäß deinem Leichtsinn wird man's dir vergelten. Denn jene schlechte Tat wurde weder von deiner Mutter begangen, noch deinem Vater, noch deinem Bruder, noch deiner Schwester, noch von deinen Freunden und Genossen, noch deinen Vettern und Blutsverwandten, noch von Götterwesen, Asketen oder Priestern . Du allein hast jene schlechte Tat begangen, du allein wirst deren Frucht erfahren.'

Als nun, ihr Mönche, der König Yama ihn über den zweiten Götterboten ausgefragt, ausgeforscht und ausgehorcht hatte, fragte, forschte und horchte er ihn über den dritten Götterboten aus: 'O Mensch, sahest du nicht unter den Menschen den dritten Götterboten erscheinen?' Er aber sprach: 'Herr, ich sah ihn nicht.' Und der König Yama sprach zu ihm: 'O Mensch, sahest du nie unter den Menschen eine Frau oder einen Mann einen oder zwei oder drei Tage nach dem Tode, aufgeschwollen, von blauschwarzer Farbe, mit Eiter bedeckt?'

'Ja, o Herr, ich habe solche gesehen.' -

Und dachtest du nicht, o Mensch, der du Verstand besitzest und alt genug bist: »Auch ich bin dem Tode unterworfen, kann dem Tode nicht entgehen. So laß mich denn Gutes tun in Werken, Worten und Gedankena?' -

'O Herr, ich war außerstande! O Herr, ich war leichtsinnig!' -

'O Mensch, aus Leichtsinn hast du weder in Werken, noch Worten, noch Gedanken Gutes getan. Wahrlich, o Mensch, gemäß deinem Leichtsinn wird man's dir vergelten. Denn jene schlechte Tat wurde weder von deiner Mutter begangen, noch von deinem Vater, noch von deinem Bruder, noch von deiner Schwester, noch von deinen Freunden und Genossen, noch deinen Vettern und Blutsverwandten, noch von Götterwesen, Asketen oder Priestern. Du allein hast jene schlechte Tat begangen, du allein wirst deren Frucht erfahren.'

Als nun, ihr Mönche, der König Yama ihn über den dritten Götterboten ausgefragt, ausgeforscht und ausgehorcht hatte, schwieg er.

Und die Höllenwächter, ihr Mönche, foltern ihn dann mit der fünffachen Pfählung: sie treiben ihm eine glühende Eisenstange durch die eine Hand, treiben ihm eine glühende Eisenstange durch die andere Hand, treiben ihm eine glühende Eisenstange durch den einen Fuß, treiben ihm eine glühende Eisenstange durch den anderen Fuß, treiben ihm eine glühende Eisenstange durch die Brust. Dabei empfindet er schmerzhafte, stechende, peinigende Gefühle; doch nicht stirbt er, bevor nicht jene schlechte Tat erschöpft ist.

Darauf legen ihn die Höllenwächter zu Boden und zerhacken ihn mit Beilen. Dabei empfindet er schmerzhafte, stechende und peinigende Gefühle; doch nicht stirbt er, bevor nicht jene schlechte Tat erschöpft ist.

Sodann hängen ihn die Höllenwächter mit den Füßen nach oben und dem Kopf nach unten und zerhacken ihn mit Schwertern. Sie spannen ihn vor einen Wagen und lassen ihn über eine lodernde, flammende, glühende Fläche hin und her laufen. Sie lassen ihn einen großen lodernden, flammenden, glühenden Kohlenberg hinauf und hinab steigen. Sie packen ihn an den Füßen und werfen ihn kopfüber in einen lodernden, flammenden, glühenden Erzkessel. Dort kocht er im aufwallenden Schaume, und während er so kocht, treibt er einmal nach oben, einmal nach unten, einmal nach der Seite. Dabei empfindet er schmerzhafte, stechende und peinigende Gefühle; doch er stirbt nicht, bevor nicht jene schlechte Tat erschöpft ist.

Darauf, ihr Mönche, werfen ihn die Höllenwächter in die Erzhölle. Von jener Erzhölle aber heißt es:

Quadratisch ist sie, hat vier Tore;
in Teile ist sie abgesteckt,
von einem Eisenwall umgeben,
mit einem Eisendach bedeckt.
Aus Eisen auch besteht ihr Boden;
der glüht und leuchtet weit und breit,
strahlt hundert Meilen rings umher
und bleibt für alle Ewigkeit.«

(*1) Yama bezeichnet im Buddhismus den Todesfürsten oder Totenrichter. Sein Name bedeutet nicht etwa »Bezwinger« (wie in späterer Zeit erklärt), sondern »einer vom Paar«, »Zwilling« (geminus), da er nach vorbuddhistischem Mythus der männliche Teil des ersten Menschenpaares war.

Im Buddhismus ist Yama der Herrscher der Vemānika-Petā (s. Anm. 27). d.i. »Himmelspaläste bewohnende Geister«. Auf Grund eines starke »Gegensätze von Licht und Schatten« (oder Gut und Böse; kanhasukka-sappatibhāga) aufweisenden Wirkens (kamma) verbringen sie, ebenso wie ihr Gebieter Yama, ihr Leben teilweise in himmlischem Glück, teilweise aber in der 'Unterwelt' (vinipāta).


A.III. 37 Yama, der Todesfürst

Einstmals, ihr Mönche, dachte der König Yama: »Wahrlich, über alle diejenigen in der Welt, die schlechte Taten verüben, werden so vielfältige Folterstrafen verhängt. Ach, daß ich doch Menschtum erlangte! Daß doch der Vollendete in der Welt erschiene, der Heilige, vollkommen Erwachte, und ich jenem Erhabenen aufwarten könnte! Und möchte mir dann doch der Erhabene die Lehre darlegen und ich diese seine Lehre verstehen!«

Was ich aber hiermit sage, o Mönche, habe ich von keinem anderen Asketen oder Priester gehört; sondern was ich eben selbst erkannt, selbst gesehen, selbst erfahren habe, das künde ich.

Die, gewarnt von Götterboten,
sich der Lässigkeit ergeben,
diese klagen lange Zeiten,
einer niedern Welt verfallen.
Doch die edlen, guten Menschen,
die, gewarnt von Götterboten,
nie der Lässigkeit verfallen
in der heiligen, edlen Lehre,
 
die Gefahr im Haften sehend,
in Geburt, des Todes Ursach' -
haftlos finden sie Erlösung,
frei von Wiederkunft und Sterben
Die Gesicherten, die Seligen,
schon bei Lebzeit Wahnerloschenen,
allen Übeln und Gefahren,
allem Leid sind sie entronnen.«

A.III. 38a Der Fasttag (uposatha)

Am achten Tage der Monatshälfte, ihr Mönche, durchwandern die Würdenträger aus der Gefolgschaft der Vier Großen Götterkönige (*2) diese Welt, um zu sehen, ob viele der Menschen ihre Pflicht gegen Vater, Mutter, Asketen und Priester erfüllen, das Oberhaupt der Familie ehren, den Fasttag (uposatham upavasanti) einhalten und gute Werke tun.

Am vierzehnten Tage der Monatshälfte, ihr Mönche, durchwandern die Söhne der Vier Großen Götterkönige die Welt, um zu sehen, ob viele der Menschen ihre Pflicht gegen Vater, Mutter, Asketen und Priester erfüllen, das Oberhaupt der Familie ehren, den Fasttag einhalten und gute Werke tun.

An jenem Fasttag aber, ihr Mönche, der der fünfzehnte der Monatshälfte ist, da durchwandern die Vier Großen Götterkönige selber diese Welt, um zu sehen, ob viele der Menschen ihre Pflicht gegen Vater, Mutter, Asketen und Priester erfüllen, das Oberhaupt der Familie ehren, den Fasttag einhalten und gute Werke tun.

Wenn es wenige unter den Menschen gibt, die ihre Pflicht gegen Vater, Mutter, Asketen und Priester erfüllen, das Oberhaupt der Familie ehren, den Fasttag einhalten und gute Werke tun, dann berichten die Vier Großen Götterkönige den Göttern der Dreiunddreißig, (*3) die sich da in ihrer Halle vom 'Guten Gesetz' eingefunden und versammelt haben, daß es nur wenige unter den Menschen gibt, die jene Pflichten erfüllen. Darob sind die Götter der Dreiunddreißig betrübt und sie denken: 'Ach, die himmlischen Scharen werden geringer werden und die Scharen der Dämonen werden sich mehren!'

Wenn es aber viele unter den Menschen gibt, die ihre Pflicht gegen Vater, Mutter, Asketen und Priester erfüllen, das Oberhaupt der Familie ehren, den Fasttag einhalten und gute Werke tun, dann berichten die Vier Großen Götterkönige den Göttern der Dreiunddreißig, die sich da in ihrer Halle vom 'Guten Gesetz' eingefunden und versammelt haben, daß es viele unter den Menschen gibt, die jene Pflichten erfüllen. Darob sind die Götter der Dreiunddreißig erfreut und sie denken: 'Wahrlich, mehren werden sich die himmlischen Scharen und die Scharen der Dämonen werden sich verringern!'


(*2) cattāro mahārājāno; sie sind eine Klasse der zur Sinnensphäre gehörenden Gottheiten.

(*3) tāvatimsā; sie gehören gleichfalls der Sinnensphäre an. Vgl. D.11.


A.III. 38b Sakka, der Götterkönig - I

Einstmals, ihr Mönche, ermahnte Sakka (*1), der Götterkönig, die Götter der Dreiunddreißig und sprach bei dieser Gelegenheit folgenden Vers:

'Am vierzehnten und fünfzehnten
und achten jeder Monatshälfte,
sowie auch noch am Sondertag (*2),
da sollte eifrig innehalten
den Fastentag der acht Entschlüsse (*3),
wer je mir gleich zu werden wünscht!'

Jenen Vers aber, ihr Mönche, hat Sakka, der Götterkönig, mit Unrecht vorgetragen, nicht mit Recht, mit Unrecht gesprochen, nicht mit Recht. Und warum? Sakka, der Götterkönig, ist ja nicht frei von Gier, nicht frei von Haß, nicht frei von Verblendung (*4). Derjenige Mönch aber, der da ein Heiliger ist, ein triebversiegter, der den heiligen Wandel vollendet und getan hat, was zu tun war, der die Bürde abgelegt und sein Ziel erreicht hat, von der Daseinsfessel ledig und in vollkommener Weisheit befreit ist, er kann mit Recht also sprechen:

'Am vierzehnten und fünfzehnten
und achten jeder Monatshälfte,
sowie auch noch am Sondertag,
da sollte eifrig innehalten
den Fastentag der acht Entschlüsse,
wer je mir gleich zu werden wünscht!'

Und warum? Jener Mönch ist ja frei von Gier, frei von Haß, frei von Verblendung.


(*1) Sakka entspricht dem brahmanistischen Indra. Im buddhistischen Pantheon herrscht er über die fünf untersten Götterwelten der Sinnensphäre.
(*2) Der 'Sondertag' (pātihariya) fällt in die jährliche Regenzeitklausur des buddhistischen Mönchs.
(*3) Zu den am Fasttag gefaßten 'acht Entschlüssen' oder Sittenregeln (atthanga-sīla) s. A.III, 71.
(*4) Die in der Sinnensphäre lebenden Götterwesen (deva) sind keineswegs frei von Leidenschaften, ebensowenig wie es die griechischen Götter waren.


A.III. 38c Sakka, der Götterkönig - II

Einstmals, ihr Mönche, ermahnte Sakka, der Götterkönig, die Götter der Dreiunddreißig und sprach bei dieser Gelegenheit folgenden Vers:

'Am vierzehnten und fünfzehnten
und achten jeder Monatshälfte,
sowie auch noch am Sondertag,
da sollte eifrig innehalten
den Fastentag der acht Entschlüsse,
wer je mir gleich, zu werden wünscht!'

Jenen Vers aber, ihr Mönche, hat Sakka, der Götterkönig, mit Unrecht vorgetragen, nicht mit Recht, mit Unrecht gesprochen, nicht mit Recht. Und warum? Sakka, der Götterkönig, ist ja nicht befreit von Geburt, Alter und Sterben, von Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, ist nicht befreit vom Leiden, sage ich. Derjenige Mönch aber, der da ein Heiliger ist, ein Triebversiegter, der den heiligen Wandel vollendet und getan hat, was zu tun war, der die Bürde abgelegt und sein Ziel erreicht hat, von der Daseinsfessel ledig und in vollkommener Weisheit befreit ist, er kann mit Recht also sprechen:

'Am vierzehnten und fünfzehnten
und achten jeder Monatshälfte,
sowie auch noch am Sondertag,
da sollte eifrig innehalten
den Fastentag der acht Entschlüsse,
wer je mir gleich zu werden wünscht!'

Und warum? Jener Mönch, ihr Mönche, ist ja erlöst von Geburt, Alter und Sterben, von Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, ist erlöst vom Leiden: das sage ich.


A.III. 39a Dreierlei Rausch - I

(Siehe M.75, D.14)

Sorgenlos (*1) lebte ich, ihr Mönche, höchst sorgenlos, äußerst sorgenlos. In der Wohnung meines Vaters hatte man für mich Lotusteiche anlegen lassen; an einer Stelle blühten blaue Lotusblumen, an einer Stelle weiße, an einer Stelle rote; und dies bloß um meinetwillen. Nicht benutzte ich andere Salben, als solche aus Benares. Aus Benaresstoff war mein Turban, aus Benaresstoff meine Jacke, aus Benaresstoff mein Untergewand, aus Benaresstoff mein Überwurf. Tag und Nacht wurde ein weißer Schirm über mich gehalten, damit ich nicht durch Kälte, Hitze, Staub, Grashalme oder Tau belästigt werde. Drei Paläste besaß ich, einen für den Winter, einen für den Sommer und einen für die Regenzeit. Im Regenzeit-Palaste war ich während der vier Monate ausschließlich von weiblichen Musikanten umgeben, und nicht verließ ich während dieser Zeit den Palast. Während in den Häusern anderer den Dienern und Knechten ein Gericht aus Bruchreis gereicht wird und als zweites eine saure Reissuppe, so wurde im Hause meines Vaters den Knechten und Dienern ein aus gutem Kochreis und Fleisch bestehendes Gericht verabreicht.

In solchem Wohlleben, ihr Mönche, und in solch äußerster Sorgenlosigkeit kam mir der Gedanke:

'Wahrlich, der unkundige Weltling, selber dem Alter unterworfen, ohne dem Alter entrinnen zu können, ist bedrückt, entsetzt und ekelt sich, wenn er einen Gealterten sieht; sich selber aber läßt er dabei außer acht. Doch auch ich bin ja dem Alter unterworfen, kann dem Altern nicht entgehen. Würde ich nun, der ich dem Alter unterworfen bin, dem Altern nicht entgehen kann, beim Anblick eines Gealterten bedrückt sein, mich entsetzen und ekeln, so wäre das nicht recht von mir.' Indem ich, ihr Mönche, so dachte, schwand mir jeglicher Jugendrausch (yobbana-mada, ārogya-mada, jīvita-mada; s. A.V, 57).

Wahrlich, der unkundige Weltling, selber der Krankheit unterworfen, ohne der Krankheit entgehen zu können, ist bedrückt, entsetzt und ekelt sich, wenn er einen Erkrankten sieht; sich selber aber läßt er dabei außer acht. Doch auch ich bin ja der Krankheit unterworfen, kann der Krankheit nicht entgehen. Würde ich nun, der ich der Krankheit unterworfen bin, der Krankheit nicht entgehen kann, beim Anblick eines Erkrankten bedrückt sein, mich entsetzen und ekeln, so wäre das nicht recht von mir.' Indem ich so dachte, schwand mir jeglicher Gesundheitsrausch.

Wahrlich, der unkundige Weltling, selber dem Tode unterworfen, ohne dem Tode entgehen zu können, ist bedrückt, entsetzt und ekelt sich, wenn er einen Gestorbenen sieht; sich selber aber läßt er dabei außer acht. Doch auch ich bin ja dem Tode unterworfen, kann dem Tode nicht entgehen. Würde ich nun, der ich dem Tode unterworfen bin, dem Tode nicht entgehen kann, beim Anblick eines Gestorbenen bedrückt sein, mich entsetzen und ekeln, so wäre das nicht recht von mir.' Indem ich, ihr Mönche, so dachte, schwand mir jeglicher Lebensrausch.


(*1) sukhumālo; meist im Sinne von zart, empfindlich, verwöhnt; hier, lt. K, 'leidlos' (niddukkho).


A.III. 39b Dreierlei Rausch - II

Drei Arten des Rausches gibt es, ihr Mönche. Welche drei? Den Jugendrausch, den Gesundheitsrausch und den Lebensrausch.

Betört vom Jugendrausch, vom Gesundheitsrausch oder vom Lebensrausch führt der unkundige Weltling einen schlechten Wandel in Werken, einen schlechten Wandel in Worten, einen schlechten Wandel in Gedanken. Dadurch aber, daß er in Werken, Worten und Gedanken einen schlechten Wandel führt, gerät er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in niederes Dasein, auf eine Leidensfährte, in Daseinsabgründe, zur Hölle.

Betört vom Jugendrausch, vom Gesundheitsrausch oder vom Lebensrausch gibt der Mönch seine Übungsregel auf und kehrt zum niedrigen Weltleben zurück.

»'Dem Tod und Altern unterworfen
und auch der Krankheit untertan,
so beschaffen kommt den Weltling
Ekel an vor seinesgleichen.
Sollte ich drum Abscheu fühlen
vor den so beschaffenen Wesen,
wäre das nicht recht von mir,
daß ich mich derart verhielte.'
Da ich sinnend also weilte
und das Ungewordene schaute,
überwand ich allen Rausch
der Gesundheit und der Jugend,
 
wie den eitlen Lebensrausch.
Frieden fand ich im Entsagen,
und mein Wille wuchs gewaltig,
als ich die Erlösung schaute.
Nimmer wär' ich nun imstande,
sinnlichem Genuß zu fröhnen;
keinen Rückfall kann's mehr geben:
Heiligkeit hab' ich verwirklicht.«

A.III. 40 Die drei Beweggründe zum Guten

Drei Beweggründe gibt es, ihr Mönche. Welche drei? 

Was aber, ihr Mönche, ist der persönliche Beweggrund? Da begibt sich ein Mönch in den Wald, zum Fuß eines Baumes, oder in eine leere Behausung und erwägt bei sich folgendermaßen: 'Wahrlich, nicht wegen der Gewänder oder der Nahrung oder der Wohnung, nicht dieser oder jener Wiedergeburt wegen (Vgl. A.IX.13) bin ich von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen, sondern im Gedanken: »Verfallen bin ich der Geburt, dem Altern und Sterben, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, dem Leiden verfallen, von Leiden verzehrt. Ach, daß sich doch ein Ende dieser ganzen Leidensfülle erkennen ließe!« Wollte ich aber eben solche Genüsse suchen, die verlassend ich vom Hause fort in die Hauslosigkeit zog oder wenn ich gar Schlimmeres als das suchte, so wäre das nicht recht von mir. Und er denkt ferner: 'Angespannt sei nun meine Kraft, unbeugsam; gewärtig die Achtsamkeit, unverwirrt; gestillt der Körper, unerregt; gesammelt der Geist, einsgeworden!' Indem er so sich selber zum Beweggrund nimmt, gibt er das Schlechte auf, übt das Gute, gibt er das verwerfliche auf, übt das Untadelige und bewahrt sein Herz in Reinheit. Das, ihr Mönche, nennt man den persönlichen Beweggrund.

Was aber, ihr Mönche, ist der weltliche Beweggrund? Da begibt sich ein Mönch in den Wald oder zum Fuß eines Baumes oder in eine leere Behausung und erwägt also: 'Wahrlich, nicht wegen der Gewänder oder der Nahrung oder der Wohnung, nicht dieser oder jener Wiedergeburt wegen bin ich von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen, sondern im Gedanken: »Verfallen bin ich der Geburt, dem Altern und Sterben, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, dem Leiden verfallen, von Leiden verzehrt. Ach, daß sich doch ein Ende dieser ganzen Leidensfülle erkennen ließe!« Gesetzt ich, der ich derart der Welt entsagt habe, sollte nun einen Gedanken der Begierde hegen, einen Gedanken des Grolles, einen Gedanken der Schädigung. Groß aber ist dieser Weltbereich, und in diesem großen Weltbereiche gibt es Asketen und Priester, welche die magischen Kräfte und das himmlische Auge besitzen und der anderen Gesinnung erkennen. Diese sehen gar aus der Ferne, ohne selber in der Nähe sichtbar zu werden, und sie erkennen mit ihrem Geiste die Gesinnung. Diese nun würden von mir also wissen: »Seht da diesen edlen Sohn, der voll Vertrauen vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen ist, wie er von üblen, unheilsamen Dingen befleckt dahinlebt!« Und auch Geister gibt es, welche die magischen Kräfte und das himmlische Auge besitzen und der anderen Gesinnung erkennen. Auch sie sehen aus der Ferne, ohne selber in der Nähe sichtbar zu werden, und sie erkennen mit ihrem Geiste die Gesinnung. Auch jene würden von mir also wissen: »Seht da diesen edlen Sohn, der voll Vertrauen vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen ist, wie er von üblen, unheilsamen Dingen befleckt dahinlebt!« Da denkt dann der Mönch ferner: 'Angespannt sei nun meine Kraft, unbeugsam; gegenwärtig, die Achtsamkeit, unverwirrt; gestillt der Körper, unerregt; gesammelt der Geist, einsgeworden!' Indem er so die Welt zum Beweggrund nimmt, gibt er das Schlechte auf, übt das Gute, gibt er das Verwerfliche auf, übt das Untadelige und bewahrt sein Herz in Reinheit. Das, ihr Mönche, nennt man den weltlichen Beweggrund.

Was aber, ihr Mönche, ist der Beweggrund der Lehre? Da begibt sich ein Mönch in den Wald, zum Fuß eines Baumes, oder in eine leere Behausung und erwägt also: 'Wahrlich, nicht wegen der Gewänder oder der Nahrung oder der Wohnung, nicht dieser oder jener Wiedergeburt wegen bin ich von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen, sondern im Gedanken: »Verfallen bin ich der Geburt, dem Altern und Sterben, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, dem Leiden verfallen, von Leiden verzehrt. Ach, daß sich doch ein Ende dieser ganzen Leidensfülle erkennen ließe!« Wohl dargetan ist vom Erhabenen die Lehre, klar sichtbar, unmittelbar wirksam, einladend, zum Ziele führend, jedem Verständigen verständlich. Es gibt nun aber unter meinen Mitmönchen solche, die wissend und erkennend verweilen. Wenn ich nun, der ich in die so wohl dargetane Lehre und Zucht Aufnahme fand, träge und nachlässig leben sollte, so wäre das nicht recht von mir.' Und ferner denkt er also: 'Angespannt sei nun meine Kraft, unbeugsam; gegenwärtig die Achtsamkeit, unverwirrt; gestillt der Körper, unerregt; gesammelt der Geist, einsgeworden!' Indem er so die Lehre zum Beweggrund nimmt, gibt er das Schlechte auf, übt das Gute, gibt er das Verwerfliche auf, übt das Untadelige und bewahrt sein Herz in Reinheit. Das, ihr Mönche, nennt man den Beweggrund der Lehre. Diese drei Beweggründe gibt es, ihr Mönche.

»In aller Welt gibt's kein Versteck
für den, der böse Tat verübt.
Dein Selbst sieht es, o Menschenkind,
was Wahrheit und was Lüge ist.
Ja, ein guter Zeuge ist es!
Wenn man, diesen übergehend,
das, was böse ist im Herzen,
selber sich verbergen will,
werden ihn die Geister sehen,
sehen ihn auch die Vollkommenen,
wenn er Böses tut, den Toren.
Drum, wer klug ist und besonnen,
läßt sich vom Gewissen lenken,
nimmt auch Rücksicht auf die Welt;
 
läßt sich von der Lehre lenken,
folgt ihr treu in seinem Wandel.
Auf Wahrhaftigkeit sich stützend,
wird der Weise nie verlieren.
Wiedersein als rüst'ger Kämpfer endend,
zwingt er Māro und besiegt den Tod.
Als kluger Weltenkenner wird ein solcher Weiser,
was immer auch geschieht, sich nie verstricken.«

(*1) 'Beweggrund' (adhipateyya), wtl: vorherrschender, bestimmender Einfluß. Die drei B. sind: att'ādhipateyya, lok'ādhipateyya, dhamm'ādhipateyya.


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was immer auch geschieht, sich nie verstricken.«

(*1) 'Beweggrund' (adhipateyya), wtl: vorherrschender, bestimmender Einfluß. Die drei B. sind: att'ādhipateyya, lok'ādhipateyya, dhamm'ādhipateyya.


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