Anguttara Nikaya

2. Kapitel: anussati-vagga

A.XI. 12-13 Rechte Betrachtungen für Hausleute I-II

Einst weilte der Erhabene im Lande der Sakyer, im Feigenbaumkloster (Nigrodharama) bei Kapilavatthu. (Zusatz in Text 13: Damals nun war gerade der Sakyer Mahānāma von einer Krankheit genesen.) Zu jener Zeit aber waren zahlreiche Mönche damit beschäftigt, für den Erhabenen Gewänder anzufertigen; denn, wenn die Gewänder fertig waren, wollte sich der Erhabene, nach Ablauf der drei Regenmonate, auf die Wanderung begeben. Der Sakyer Mahānāma erfuhr dies und begab sich zum Erhabenen. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend sprach er zum Erhabenen also:

»Erfahren habe ich, o Herr, daß zahlreiche Mönche damit beschäftigt sind, für den Erhabenen die Gewänder anzufertigen, und daß der Erhabene, wenn die Gewänder fertig sind, nach Ablauf der drei Regenmonate, sich auf die Wanderung begeben will. Die wir, o Herr, uns mit vielerlei Dingen beschäftigen, welche Beschäftigung ziemt sich wohl für uns?«

»Recht so, recht so, Mahānāma! Gut steht es euch edlen Söhnen an, daß ihr zum Vollendeten kommt und ihn darüber befragt. Der Vertrauensvolle, Mahānāma, ist erfolgreich, nicht der Vertrauenslose; der Willensstarke ist erfolgreich, nicht der Träge; der Achtsame ist erfolgreich, nicht der Unachtsame; der Gesammelte ist erfolgreich, nicht der Ungesammelte; der Weise ist erfolgreich, nicht der Unweise. Sobald du aber, Mahānāma, in diesen fünf Eigenschaften gefestigt bist, magst du weiterhin noch sechs Dinge entfalten.

Da, Mahānāma, magst du des Vollendeten gedenken: 'Dies, wahrlich, ist der Erhabene; er ist der Heilige, Vollkommen Erleuchtete, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene. Zu einer Zeit aber, Mahānāma, wenn der edle Jünger des Vollendeten gedenkt, da ist sein Geist weder von Gier umsponnen, noch von Haß und Verblendung umsponnen; und angesichts des Vollendeten ist sein Geist zu solcher Zeit recht gerichtet. Recht gerichteten Geistes aber, Mahānāma, gewinnt der edle Jünger Begeisterung für das Ziel, Begeisterung für die Lehre, gewinnt er Freude an der Lehre. Im Freudigen aber erhebt sich Verzückung; verzückten Geistes beruhigt sich das Innere; im Inneren beruhigt, empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich.

(Text 12:) Von diesem edlen Jünger heißt es, daß er unter der verkehrt gerichteten Menschheit im Besitze des Rechten weilt; daß er unter der leidenden Menschheit leidlos weilt. In den Strom der Lehre eingetreten, entfaltet er die Betrachtung über den Erleuchteten.

(Statt des letzten Abschnittes steht in Text 13:) Auch beim Gehen, Mahānāma, magst du diese Betrachtung über den Erleuchteten üben; beim Stehen magst du sie üben; beim Sitzen magst du sie üben; beim Liegen magst du sie üben; auch während du deiner Beschäftigung nachgehst, magst du sie üben; auch während du im Hause voller Kinder wohnst, magst du sie üben.

(12 & 13:) Fernerhin, Mahānāma, magst du der Lehre gedenken: »Wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre; sie ist klar sichtbar, unmittelbar wirksam, einladend: 'Komm und sieh'!', zum Ziele führend, den Verständigen, jedem für sich, verständlich.« Zu einer Zeit aber, Mahānāma, wenn der edle Jünger der Lehre gedenkt, da ist sein Geist weder von Gier umsponnen, noch von Haß und Verblendung umsponnen; und angesichts der Lehre ist sein Geist zu solcher Zeit recht gerichtet. Recht gerichteten Geistes aber, Mahānāma, gewinnt der edle Jünger Begeisterung für das Ziel, Begeisterung für die Lehre, gewinnt er Freude an der Lehre. Im Freudigen aber erhebt sich Verzückung; verzückten Geistes beruhigt sich das Innere; im Inneren beruhigt, empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich.

(12:) Von diesem edlen Jünger heißt es, daß er unter der verkehrt gerichteten Menschheit im Besitze des Rechten weilt; daß er unter der leidenden Menschheit leidlos weilt. In den Strom der Lehre eingetreten, entfaltet er die Betrachtung über die Lehre.

(13:) Auch beim Gehen, Mahānāma, magst du diese Betrachtung über die Lehre üben; beim Stehen magst du sie üben; beim Sitzen magst du sie üben; beim Liegen magst du sie üben; auch während du deiner Beschäftigung nachgehst, magst du sie üben; auch während du im Hause voller Kinder wohnst, magst du sie üben.

(12 & 13:) Fernerhin, Mahānāma, magst du der Mönchsgemeinde gedenken: 'Gut wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, gerade wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, auf dem rechten Pfade wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen; geziemend wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, als da sind: die vier Paare der Heiligen, die acht Arten der Heiligen. Dies ist die Jüngergemeinde des Erhabenen. Würdig ist sie des Opfers, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, der beste Boden in der Welt für gute Werke.' Zu einer Zeit aber, Mahānāma, wenn der edle Jünger der Mönchsgemeinde gedenkt, da ist sein Geist weder von Gier umsponnen, noch von Haß und Verblendung umsponnen; und angesichts der Mönchsgemeinde ist sein Geist zu solcher Zeit recht gerichtet. Recht gerichteten Geistes aber, Mahānāma, gewinnt der edle Jünger Begeisterung für das Ziel, Begeisterung für die Lehre, gewinnt er Freude an der Lehre. Im Freudigen aber erhebt sich Verzückung; verzückten Geistes beruhigt sich das Innere; im Inneren beruhigt, empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich.

(12:) Von diesem edlen Jünger heißt es, daß er unter der verkehrt gerichteten Menschheit im Besitze des Rechten weilt; daß er unter der leidenden Menschheit leidlos weilt. In den Strom der Lehre eingetreten, entfaltet er die Betrachtung über die Mönchsgemeinde.

(13:) Auch beim Gehen, Mahānāma, magst du diese Betrachtung über die Mönchsgemeinde üben; beim Stehen magst du sie üben; beim Sitzen magst du sie üben; beim Liegen magst du sie üben; auch während du deiner Beschäftigung nachgehst, magst du sie üben; auch während du im Hause voller Kinder wohnst, magst du sie üben.

(12 & 13:) Fernerhin, Mahānāma, magst du der eigenen Sitten gedenken, der ungebrochenen, unverletzten, unbefleckten, unverdorbenen, befreienden, von Verständigen gepriesenen, die unbeeinflußbar sind und die geistige Sammlung fördern. Zu einer Zeit aber, Mahānāma, wenn der edle Jünger der Sittlichkeit gedenkt, da ist sein Geist weder von Gier umsponnen, noch von Haß und Verblendung umsponnen; und angesichts der Sittlichkeit ist sein Geist zu solcher Zeit recht gerichtet. Recht gerichteten Geistes aber, Mahānāma, gewinnt der edle Jünger Begeisterung für das Ziel, Begeisterung für die Lehre, gewinnt er Freude an der Lehre. Im Freudigen aber erhebt sich Verzückung; verzückten Geistes beruhigt sich das Innere; im Inneren beruhigt, empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich.

(12:) Von diesem edlen Jünger heißt es, daß er unter der verkehrt gerichteten Menschheit im Besitze des Rechten weilt; daß er unter der leidenden Menschheit leidlos weilt. In den Strom der Lehre eingetreten, entfaltet er die Betrachtung über die Sittlichkeit.

(13:) Auch beim Gehen, Mahānāma, magst du diese Betrachtung üben; beim Stehen magst du sie üben; beim Sitzen magst du sie üben; beim Liegen magst du sie üben; auch während du deiner Beschäftigung nachgehst, magst du sie üben; auch während du im Hause voller Kinder wohnst, magst du sie üben.

(12 & l3:) Fernerhin, Mahānāma, magst du der eigenen Freigebigkeit gedenken: 'Heil mir! Gut hab' ich's getroffen, daß ich inmitten der vom Laster des Geizes umsponnenen Menschheit mit einem vom Laster des Geizes freien Herzen im Hause lebe, freigebig, mit offenen Händen, zum Geben geneigt, den Bedürftigen zugetan, am Austeilen von Gaben Freude habend.' Zu einer Zeit aber, Mahānāma, wenn der edle Jünger der Freigebigkeit gedenkt, da ist sein Geist weder von Gier umsponnen, noch von Haß und Verblendung umsponnen; und angesichts der Freigebigkeit ist sein Geist zu solcher Zeit recht gerichtet. Recht gerichteten Geistes aber, Mahānāma, gewinnt der edle Jünger Begeisterung für das Ziel, Begeisterung für die Lehre, gewinnt er Freude an der Lehre. Im Freudigen aber erhebt sich Verzückung; verzückten Geistes beruhigt sich das Innere; im Inneren beruhigt, empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich.

(12:) Von diesem edlen Jünger heißt es, daß er unter der verkehrt gerichteten Menschheit im Besitze des Rechten weilt; daß er unter der leidenden Menschheit leidlos weilt. In den Strom der Lehre eingetreten, entfaltet er die Betrachtung der Freigebigkeit.

(13:) Auch beim Gehen, Mahānāma, magst du diese Betrachtung üben; beim Stehen magst du sie üben; beim Sitzen magst du sie üben; beim Liegen magst du sie üben; auch während du deiner Beschäftigung nachgehst, magst du sie üben; auch während du im Hause voller Kinder wohnst, magst du sie üben.

(12 & 13:) Fernerhin, Mahānāma, magst du der Gottheiten gedenken: 'Es gibt da die vier Großen Götterkönige, es gibt die Götter der Dreiunddreißig, es gibt die Yama-Götter, die Seligen Götter, die schöpfungsfreudigen Götter, die über die Erzeugnisse anderer verfügenden Götter, die Götter der Brahmawelt, und es gibt noch Götter darüber hinaus. Das Vertrauen, von dem erfüllt jene Gottheiten, von hier abgeschieden, dort wiedererschienen sind, ein solches Vertrauen eignet auch mir. Die Sittlichkeit - das Wissen - die Freigebigkeit - die Weisheit, von der erfüllt jene Gottheiten, von hier abgeschieden, dort wiedererschienen sind, solche Sittlichkeit, solches Wissen, solche Freigebigkeit und solche Weisheit eignet auch mir.' Zu einer Zeit aber, Mahānāma, wenn der edle Jünger dieser Eigenschaften gedenkt, die ihm selber und den Gottheiten eignen, da ist sein Geist weder von Gier umsponnen, noch von Haß und Verblendung umsponnen; und angesichts der Gottheiten ist sein Geist zu solcher Zeit recht gerichtet. Recht gerichteten Geistes aber, Mahānāma, gewinnt der edle Jünger Begeisterung für das Ziel, Begeisterung für die Lehre, gewinnt er Freude an der Lehre. Im Freudigen aber erhebt sich Verzückung; verzückten Geistes beruhigt sich das Innere; im Inneren beruhigt, empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich.

(12:) Von diesem edlen Jünger heißt es, daß er unter der verkehrt gerichteten Menschheit im Besitze des Rechten weilt; daß er unter der leidenden Menschheit leidlos weilt. In den Strom der Lehre eingetreten, entfaltet er die Betrachtung über die Gottheiten.

(13:) Auch beim Gehen, Mahānāma, magst du diese Betrachtung üben; auch beim Stehen magst du sie üben; auch beim Sitzen magst du sie üben; auch beim Liegen magst du sie üben; auch während du deiner Beschäftigung nachgehst, magst du sie üben; auch während du im Hause voller Kinder wohnst, magst du sie üben.


A.XI. 14 Nandiya

Einst weilte der Erhabene im Lande der Sakyer, im Feigenbaumkloster, bei Kapilavatthu. Damals nun beabsichtigte der Erhabene, die Regenzeit in Sāvatthī anzutreten. Dies hörte Nandiya, der Sakyer, und er sagte sich »So will auch ich die Regenzeit in Sāvatthī verbringen und dort meine Geschäfte betreiben! Dann kann ich den Erhabenen von Zeit zu Zeit besuchen.« Und der Erhabene trat in Sāvatthī die Regenzeit an; und auch Nandiya, der Sakyer, nahm dort während der Regenzeit seinen Aufenthalt. Dort ging er seinen Geschäften nach und konnte dabei von Zeit zu Zeit den Erhabenen aufsuchen.

Zu jener Zeit aber waren zahlreiche Mönche damit beschäftigt, für den Erhabenen Gewänder anzufertigen; denn, wenn die Gewänder fertig waren, wollte sich der Erhabene, nach Ablauf der drei Regenmonate, auf die Wanderung begeben. Das erfuhr der Sakyer Nandiya und begab sich zum Erhabenen. Dort angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach er zum Erhabenen also:

»Erfahren habe ich, o Herr, daß zahlreiche Mönche damit beschäftigt sind, für den Erhabenen die Gewänder anzufertigen, und daß der Erhabene, wenn die Gewänder fertig sind, nach Ablauf der drei Regenmonate, sich auf die Wanderung begeben will. Die wir, o Herr, uns mit vielerlei Dingen beschäftigen, welche Beschäftigung ziemt sich wohl für uns?«

»Recht so, recht so, Nandiya! Gut steht es euch edlen Söhnen an, daß ihr zum Vollendeten kommt und ihn darüber befragt.

Der Vertrauensvolle, Nandiya, ist erfolgreich, nicht der Vertrauenslose; der Sittenreine ist erfolgreich, nicht der Sittenlose; der Willensstarke ist erfolgreich, nicht der Träge; der Achtsame ist erfolgreich, nicht der Unachtsame; der Gesammelte ist erfolgreich, nicht der Ungesammelte; der Weise ist erfolgreich, nicht der Unweise. Sobald du aber, Nandiya, in den sechs Eigenschaften gefestigt bist, magst du noch bei fünf Dingen die Achtsamkeit innerlich gegenwärtig halten.

Da magst du, Nandiya, des Vollendeten gedenken - der Lehre gedenken - der edlen Freunde gedenken: 'Heil mir! Gut habe ich es getroffen, daß ich so edle Freunde habe, Anteil nehmende, mein Heil wünschende Unterweiser und Berater!' So magst du, Nandiya, angesichts der edlen Freunde innerlich die Achtsamkeit gegenwärtig halten.

Ferner magst du, Nandiya, der eigenen Freigebigkeit gedenken - magst du der Gottheiten gedenken: 'Jene Gottheiten, die, jenseits der Gemeinschaft der von grobstofflicher Nahrung lebenden Gottheiten, in einer geistgezeugten Welt widererschienen sind, jene sehen nichts mehr, was sie noch zu erfüllen oder, was erfüllt, sie noch zu mehren hätten; genauso wie der dauernd-befreite (*1) Mönch nichts mehr sieht, was er noch zu vollbringen oder dem Vollbrachten hinzuzufügen hätte. So magst du, Nandiya, angesichts der Gottheiten innerlich die Achtsamkeit gegenwärtig halten.

Ausgestattet mit diesen elf Eigenschaften, o Nandiya, überwindet gewißlich der edle Jünger die üblen, unheilsamen Dinge und haftet nicht mehr an ihnen. Gleichwie, Nandiya, bei einem umgestülpten Topf das einmal sich ergießende Wasser nicht mehr zurückfließt; oder gleichwie das auf einem trockenen Grasplatze ausgebrochene Feuer brennend vorwärts treibt und zum Verbrannten nicht mehr zurückkehrt: ebenso auch, Nandiya, überwindet gewißlich der edle Jünger die üblen, unheilsamen Dinge und haftet nicht mehr an ihnen.«


(*1) asamayavimutto. Im »Buch der Charaktere« (Puggala-Paññatti 2) heißt es hierzu: »Welcher Mensch gilt als 'Dauernd-Befreiter'? Da erreicht ein Mensch zwar nicht zu Zeiten, dann und wann, leibhaftig die acht Freiungen, aber nach weisem Erkennen ist ihm der Wahn erloschen. Diesen Menschen nennt man einen 'Dauernd-Befreiten'. Überdies gelten alle heiligen Jünger (der vier Stufen) hinsichtlich der 'heiligen Befreiung' als 'Dauernd-Befreite'.« (Übersetzung v. Nyanatiloka; Breslau 1910 Seite 2.)


A.XI. 15 Die Merkmale des Vertrauens

Der ehrwürdige Subhūti begab sich zusammen mit dem Mönche Saddha (*1) zum Erhabenen. Dort angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Als er sich gesetzt hatte, sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Subhūti also:

»Wer ist dieser Mönch, Subhūti?«

»Saddha heißt dieser Mönch, o Herr; er ist des Laienjüngers Sudatta (*2) Sohn, der aus Vertrauen von Hause in die Hauslosigkeit gezogen ist.«

»Sage, Subhūti, kann man wohl den Mönch Saddha, des Laienjüngers Sudatta Sohn, der aus Vertrauen aus dem Hause in die Hauslosigkeit zog, an den Merkmalen des Vertrauens erkennen?«

»So ist es denn an der Zeit, Erhabener, so ist es denn an der Zeit, Gesegneter, daß der Erhabene die bei einem Vertrauensvollen vorhandenen Merkmale des Vertrauens darlege; denn dann werde ich wissen, ob dieser Mönch an den Merkmalen des Vertrauens erkannt werden kann oder nicht.«

»So höre denn, Subhūti, und achte wohl auf meine Worte!« - »Ja, o Herr«, erwiderte der ehrwürdige Subhūti dem Erhabenen. Und der Erhabene sprach:

»Da, Subhūti, ist der Mönch sittenrein; er befolgt die Ordenssatzung, ist vollkommen in Wandel und Umgang, und, vor dem kleinsten Vergehen zurückschreckend, schult er sich in den Ordensregeln, die er auf sich genommen. Das, Subhūti, ist ein Merkmal des Vertrauens.

Ferner, Subhūti, ist der Mönch wissensreich ... hat einen edlen Freund ... ist der Belehrung zugänglich ... ist tüchtig und eifrig in all den großen und kleinen Pflichten gegen seine Ordensbrüder .. . er hat Liebe für die Lehre ... er setzt seine Willenskraft ein ...(der vollständige Text für diese sechs Merkmale findet sich in A.X.18). Auch das, Subhūti, ist ein Merkmal des Vertrauens.

Ferner, Subhūti, wird der Mönch nach Wunsch, ohne Mühe und Schwierigkeit, der vier Vertiefungen teilhaftig, der erhaben-geistigen, gegenwärtiges Wohl gewährenden. Auch das, Subhūti, ist ein Merkmal des Vertrauens.

Ferner, Subhūti, erinnert sich der Mönch mancher früheren Daseinsform ... Auch das, Subhūti, ist ein Merkmal des Vertrauens.

Ferner, Subhūti, erkennt ter Mönch mit dem Himmlischen Auge, dem geklärten, übermenschlichen, wie die Wesen abscheiden und wiedererscheinen. Auch das, Subhūti, ist ein Merkmal des Vertrauens.

Ferner, Subhūti, hat der Mönch durch Versiegung der Triebe schon bei Lebzeiten die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung erreicht, sie selber erkennend und verwirklichend. Auch das, Subhūti, ist ein Merkmal des Vertrauens.«

Auf diese Worte sprach der ehrwürdige Subhūti zum Erhabenen also:

»Diese vom Erhabenen genannten Merkmale des Vertrauens, o Herr, sie finden sich bei diesem Mönche; und dieser Mönch kann an ihnen erkannt werden. Denn dieser Mönch, o Herr, ist sittenrein... und schon bei Lebzeiten hat er die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung erreicht, sie selber erkennend und verwirklichend.«

»Gut, gut, Subhūti! So magst du denn mit diesem Mönche Saddha zusammenleben; und wenn du den Vollendeten zu besuchen wünschst, so magst du mit diesem vertrauensvollen Mönche zusammen kommen.«


(*1) Vielleicht ist Saddho hier nicht als Name, sondern bloß als Eigenschaft des Mönches aufzufassen da man sonst wohl die übliche Bezeichnung »Ehrwürdiger« vor dem Namen erwarten sollte.

(*2) ChS: Sudattassa Upāsakassa. Sudatta ist bekannter unter seinem Beinamen Anāthapindika. Mehrere Texte und die ihnen entsprechenden Kommentarausgaben lesen hier freilich Saddhassa Upāsakassa, »eines vertrauensvollen Laienjüngers Sohn«. - K: Dies bezieht sich auf Anāthapindika. Dessen Sohn war nämlich unter seinem Onkel in die Hauslosigkeit gezogen und Subhūti Thera hatte ihn mit sich genommen und war zum Meister gegangen. Obwohl der Meister es wußte, stellte er doch zur Gesprächseröffnung seine Frage« (um, an den Namen des Mönches anknüpfend, die Merkmale eines Vertrauensvollen darzulegen).


A.XI. 16 Der elffache Segen der Güte

Hat man, ihr Mönche, die Güte, die gemüterlösende, gepflegt, entfaltet, häufig geübt, sie zur Triebfeder und Grundlage gemacht, sie gefestigt, großgezogen und zur rechten Vollendung gebracht, so hat man elf Vorteile zu erwarten. Welche elf?

Man schläft friedlich; man erwacht friedlich; hat keine bösen Träume; ist den Menschen lieb; ist den übermenschlichen Wesen lieb; die Gottheiten schützen einen; Feuer, Gift und Waffen können einem nicht schaden; schnell sammelt sich der Geist; der Gesichtsausdruck ist heiter; man hat einen unverstörten Tod; und sollte man nicht zu noch Höherem vordringen, so wird man in einer Brahmawelt wiedergeboren.

Hat man, ihr Mönche, die Güte, die gemüterlösende, gepflegt, entfaltet, häufig geübt, sie zur Triebfeder und Grundlage gemacht, sie gefestigt, großgezogen und zur rechten Vollendung gebracht, so hat man diese elf Vorteile zu erwarten.


A.XI. 17 Die elf Tore des Todlosen

(Auch in M.52, Atthakanagara-Sutta)

Einst weilte der ehrwürdige Ananda im Dorfe Beluvā bei Vesālī. Zu jener Zeit nun war der Hausvater Dasama aus der Stadt Atthaka in irgendeiner Angelegenheit in Pātaliputta eingetroffen. Dort begab er sich zum Kukkuta-Kloster, ging auf einen der Mönche zu und sprach:

»Wo, o Herr, weilt wohl jetzt der ehrwürdige Ananda? Ich möchte, o Herr, gern den ehrwürdigen Ananda besuchen.«

»Der ehrwürdige Ananda, o Hausvater, weilt gegenwärtig im Dorfe Beluvā bei Vesālī.«

Nachdem nun der Hausvater Dasama in Pātaliputta seine Geschäfte erledigt hatte, begab er sich zum Dorfe Beluvā bei Vesālī zum ehrwürdigen Ananda. Dort angelangt, begrüßte er den ehrwürdigen Ananda ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach der Hausvater Dasama zum ehrwürdigen Ananda also:

»Wurde wohl, ehrwürdiger Ananda, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, Vollkommen Erleuchteten eine einzelne Lehre klar dargelegt, wodurch in dem Mönche, der unermüdlich, eifrig und entschlossen verharrt, der noch unerlöste Geist erlöst wird, die nicht versiegten Triebe zur Versiegung gelangen und er die bisher noch unerreichte höchste Sicherheit (anuttaram yogakkhemam, d.i. Nibbāna) erreicht?«

»Ja, o Hausvater.«

»Welches aber, ehrwürdiger Ananda, ist diese eine Lehre?«

»Da, o Hausvater, gewinnt der Mönch, ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, die mit Gedankenfassen und Überlegen verbundene, in der Abgeschiedenheit geborene, von Verzückung und Glücksgefühl erfüllte erste Vertiefung (das ist die Stufe der Geistesruhe, samatha). Da überlegt er bei sich: 'Auch diese erste Vertiefung ist zusammengesetzt und zusammengesonnen. Doch was auch immer zusammengesetzt und zusammengesonnen ist, das ist vergänglich und der Auflösung unterworfen.' So erkennt er (*1). Hierin verharrend, erreicht er die Versiegung der Triebe. Wenn er aber die Triebversiegung nicht erreicht, und zwar wegen seines Begehrens und Ergötzens an diesen geistigen Zuständen (*2), so wird er, nach Zerstörung der fünf niederen Fesseln, in einer geistigen Welt wiedergeboren (*3); und dort (*4) erreicht er das Nibbāna, kehrt nicht mehr zurück von jener Welt. Das, o Hausvater, ist eine Lehre, klar dargelegt von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, Vollkommen Erleuchteten, wodurch in dem Mönche, der unermüdlich, eifrig und entschlossen verharrt, der noch unerlöste Geist erlöst wird, die nicht versiegten Triebe zur Versiegung gelangen und er die bisher unerreichte höchste Sicherheit erreicht.

Fernerhin, o Hausvater, da gewinnt der Mönch nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen ... die zweite Vertiefung - die dritte Vertiefung - die vierte Vertiefung - durchstrahlt mit gütigem ... mitleidigem ... mitfreudigem ... gleichmütigem Geiste die eine Himmelsrichtung, ebenso die zweite, dritte und vierte; und auch nach oben, unten, quer inmitten durchstrahlt er überall, allerwärts die ganze Welt mit einem von Güte, Mitleid, Mitfreude und Gleichmut erfüllten Geiste, einem weiten, umfassenden, unermeßlichen, von Haß und Übelwollen befreiten. Da überlegt er bei sich: 'Auch dieser Gleichmut, die Befreiung des Herzens, ist zusammengesetzt und zusammengesonnen. Doch was auch immer zusammengesetzt und zusammengesonnen ist, das ist vergänglich und der Auflösung unterworfen.' So erkennt er. Hierin verharrend, erreicht er die Versiegung der Triebe. Wenn er aber die Triebversiegung nicht erreicht, und zwar wegen seines Begehrens und Ergötzens an diesen geistigen Zuständen, so wird er, nach Zerstörung der fünf niederen Fesseln, in einer geistigen Welt wiedergeboren; und dort erreicht er das Nibbāna, kehrt nicht mehr zurück von jener Welt. Auch das, o Hausvater, ist eine Lehre, klar dargelegt von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, Vollkommen Erleuchteten, wodurch in dem Mönche, der unermüdlich, eifrig und entschlossen verharrt, der noch unerlöste Geist erlöst wird, die nicht versiegten Triebe zur Versiegung gelangen und er die bisher unerreichte höchste Sicherheit erreicht.

Fernerhin, o Hausvater, gewinnt der Mönch, durch völlige Aufhebung der Körperlichkeitswahrnehmung, durch das Schwinden der Rückwirkwahrnehmungen und das Nichtbeachten der Vielheitswahrnehmungen, in der Vorstellung 'Unendlich ist der Raum', das Gebiet der Raumunendlichkeit; gewinnt, durch völlige Aufhebung des Gebietes der Raumunendlichkeit, in der Vorstellung 'Unendlich ist das Bewußtsein', das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit; gewinnt, durch völlige Aufhebung des Gebietes der Bewußtseinsunendlichkeit, in der Vorstellung 'Nichts ist da', das Gebiet der Nichtsheit. Da überlegt er bei sich: 'Auch diese Erreichung des Gebietes der Nichtsheit ist zusammengesetzt und zusammengesonnen. Doch was auch immer zusammengesetzt und zusammengesonnen, das ist vergänglich und der Auflösung unterworfen.' So erkennt er. Hierin verharrend, erreicht er die Versiegung der Triebe. Wenn er aber die Triebversiegung nicht erreicht, und zwar wegen seines Begehrens und Ergötzens an diesen geistigen Zuständen, so wird er, nach Zerstörung der fünf niederen Fesseln, in einer geistigen Welt wiedergeboren; und dort erreicht er das Nibbāna, kehrt nicht mehr zurück von jener Welt. Auch das, Hausvater, ist eine Lehre, klar dargelegt von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, Vollkommen Erleuchteten, wodurch in dem Mönche, der unermüdlich, eifrig und entschlossen verharrt, der noch unerlöste Geist erlöst wird, die nicht verslegten Triebe zur Versiegung gelangen und er die bisher unerreichte höchste Sicherheit erreicht.«

Auf diese Worte sprach der Hausvater Dasama also zum ehrwürdigen Ananda: »Gleichwie, o Herr, ein Mann, der nach einem verborgenen Schatze sucht, auf einmal elf Schatzgruben entdecken sollte, ebenso auch, o Herr, habe ich, der ich bloß nach einem einzigen Tore zur Todlosigkeit suchte, gleich von elf Toren zur Todlosigkeit erfahren. Und gleichwie, o Herr, ein Mann, dessen Haus elf Tore besitzt, bei einem Brande des Hauses sich durch irgendeines der Tore retten kann; ebenso auch, o Herr, kann ich mich durch irgendeines dieser elf Tore des Todlosen retten. Jene Andersgläubigen wahrlich, o Herr, würden da für ihren Lehrer das Lehrgeld einsammeln. Sollte da nicht auch ich dem ehrwürdigen Ananda eine Spende darbieten?« Und der Hausvater Dasama aus der Stadt Atthaka ließ die in Vesālī und Pātaliputta weilenden Mönche zusammenkommen, bewirtete und bediente sie eigenhändig mit auserlesenen Speisen, harter und weicher Kost und beschenkte darauf jeden der Mönche mit einem Gewänderpaar, den ehrwürdigen Ananda aber mit einem Dreigewand und ließ für den ehrwürdigen Ananda für fünfhundert Goldstücke ein Kloster bauen.


(*1) Das ist die sich an die Vertiefung anschließende und sie zum Objekt nehmende Stufe des Klarblicks (vipassanā).

(*2) ten'eva dhammarāgena tāya dhammanandiyā, s. IX, No. 36.

(*3) opapātiko hoti, wtl: ein spontan geborenes Wesen. Die in den Götterwelten wiedergeborenen Wesen haben spontane, d.i. ungeschlechtliche Geburt.

(*4) »Dort«, nämlich in der Götterwelt der »Reinen Gefilde« (suddhāvāsa), der letzten Wiedergeburtsstätte der Nichtwiederkehrer, stärkt er seinen Klarblick.


A.XI. 18 Der Rinderhirt - I

(Auch in M.33)

Ein Rinderhirt, ihr Mönche, der elf Eigenschaften besitzt, ist außerstande, die Rinderherde zu hüten und zum Gedeihen zu bringen. Welches sind diese elf Eigenschaften?

Da, ihr Mönche, kennt der Rinderhirt nicht die Körperformen; versteht sich nicht auf die Erkennungszeichen; entfernt nicht die Fliegeneier; verbindet nicht die Wunden; räuchert nicht; kennt nicht die Tränke; kennt nicht den Trank; kennt nicht die Fährte; versteht sich nicht auf die Weide; melkt, ohne einen Rest im Euter zu lassen; schenkt den Stieren, die der Herde Väter und Leiter sind, keine besondere Achtung.

Ebenso auch, ihr Mönche, ist der elf Eigenschaften besitzende Mönch außerstande, es in dieser Lehre und Zucht zum Fortschritt, zum Gedeihen und zur Größe zu bringen. Welches sind diese elf Eigenschaften?

Da, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht die Körperform; versteht sich nicht auf die Erkennungszeichen; entfernt nicht die Fliegeneier; verbindet nicht die Wunden; räuchert nicht; kennt nicht die Tränke; kennt nicht den Trank; kennt nicht die Fährte; versteht sich nicht auf die Weide; melkt, ohne einen Rest im Euter zu lassen; schenkt jenen älteren, erfahrenen, vor langer Zeit in die Hauslosigkeit gezogenen Mönchen, den Vätern und Leitern der Mönchsgemeinde, keine besondere Achtung.

Wie aber, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht die Körperform? Da, ihr Mönche, weiß der Mönch nicht der Wirklichkeit gemäß, daß alles Körperliche einbegriffen ist in den vier Grundstoffen und der von den vier Grundstoffen abhängigen Körperlichkeit. So, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht die Körperform.

Wie aber, ihr Mönche, versteht sich der Mönch nicht auf die Erkennungszeichen? Da, ihr Mönche, weiß der Mönch nicht der Wirklichkeit gemäß, daß man Toren und Weise an ihren Taten erkennen kann. So, ihr Mönche, versteht sich der Mönch nicht auf die Erkennungszeichen.

Wie aber, ihr Mönche, entfernt der Mönch nicht die Fliegeneier? Da, ihr Mönche, duldet der Mönch in sich einen aufgestiegenen sinnlichen Gedanken, duldet einen aufgestiegenen Haßgedanken, duldet einen aufgestiegenen schädigenden Gedanken, duldet die wiederholt aufsteigenden üblen, unheilsamen Dinge, überwindet sie nicht, vertreibt sie nicht, vernichtet sie nicht, bringt sie nicht zum Schwinden. So, ihr Mönche, entfernt der Mönch nicht die Fliegeneier.

Wie aber, ihr Mönche, verbindet der Mönch nicht die Wunden? Erblickt da, ihr Mönche, der Mönch mit dem Auge eine Form, so haftet er am Ganzen, haftet an den Einzelheiten; und obgleich, bei unbewachtem Auge, Begehren und Mißmut, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, bemüht er sich nicht, dem zu wehren, er bewacht nicht den Gesichtssinn und zügelt ihn nicht. Vernimmt er mit dem Ohre einen Ton - riecht er mit der Nase einen Duft - schmeckt er mit der Zunge einen Saft - fühlt er mit dem Körper etwas Tastbares - ist er sich im Geiste eines Gedankens bewußt, so haftet er am Ganzen, haftet an den Einzelheiten; und obgleich, bei unbewachtem Geiste, Begehren und Mißmut, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, bemüht er sich nicht, dem zu wehren, er bewacht nicht den Geistsinn und zügelt ihn nicht. So, ihr Mönche, verbindet der Mönch nicht die Wunden.

Wie aber, ihr Mönche, räuchert der Mönch nicht? Da, ihr Mönche, unterweist der Mönch nicht die anderen ausführlich in der Lehre, so, wie er sie gehört und gelernt hat. So, ihr Mönche, räuchert der Mönch nicht.

Wie aber, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht die Tränke? Da, ihr Mönche, begibt sich der Mönch nicht von Zeit zu Zeit zu jenen wissensreichen älteren Mönchen, die wohl vertraut sind mit dem Lehrgut, die Träger der Lehre, der Ordenszucht und der Leitsätze sind; und er befragt sie nicht und erkundigt sich nicht bei ihnen, wie dies oder jenes sich verhalte, wie dies oder jenes zu verstehen sei. Und jene Ehrwürdigen erschließen ihm nicht das Unerschlossene, erklären ihm nicht das Ungeklärte und lösen nicht seine Zweifel in mancherlei zweifelhaften Fällen. So, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht die Tränke.

Wie aber, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht den Trank? Da, ihr Mönche, gewinnt der Mönch beim Vortrage der vom Vollendeten verkündeten Lehre und Zucht keine Begeisterung für das Ziel, keine Begeisterung für die Lehre, gewinnt nicht Freude an der Lehre. So, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht den Trank.

Wie aber, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht die Fährte? Da, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht der Wirklichkeit gemäß den Edlen Achtfachen Pfad. So, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht die Fährte.

Wie aber, ihr Mönche, versteht sich der Mönch nicht auf die Weide? Da, ihr Mönche, kennt der Mönch nicht der Wirklichkeit gemäß die vier Grundlagen der Achtsamkeit. So, ihr Mönche, versteht sich der Mönch nicht auf die Weide.

Wie aber, ihr Mönche, melkt der Mönch, ohne einen Rest im Euter zu lassen? Wenn da, ihr Mönche, vertrauensvolle Hausleute dem Mönch Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzneimittel anbieten, so kennt er kein Maß im Annehmen. So, ihr Mönche, melkt der Mönch, ohne einen Rest im Euter zu lassen.

Wie aber, ihr Mönche, schenkt der Mönch keine besondere Achtung jenen älteren, erfahrenen, vor langer Zeit in die Hauslosigkeit gezogenen Mönchen, den Vätern und Leitern der Mönchsgemeinde? Da, ihr Mönche, dient ihnen der Mönch nicht mit liebevoller Tat in Werken, Worten und Gedanken, sei es bemerkt oder unbemerkt. So, ihr Mönche, schenkt ihnen der Mönch keine besondere Achtung. Der diese elf Eigenschaften besitzende Mönch, ihr Mönche, ist außerstande, es in dieser Lehre und Zucht zum Fortschritt, zum Gedeihen und zur Größe zu bringen

Da aber, ihr Mönche, kennt der Mönch die Körperform; versteht sich auf die Erkennungszeichen; entfernt die Fliegeneier; verbindet die Wunden; räuchert; kenn die Tränke, kennt den Trank; kennt die Fährte; versteht sich auf die Weide; läß beim Melken einen Rest im Euter; schenkt jenen älteren, erfahrenen, vor langer Zei in die Hauslosigkeit gezogenen Mönchen besondere Achtung.

Die hier folgende Erklärung ist die genaue Umkehrung des Vorstehenden.

Der diese elf Eigenschaften besitzende Mönch, ihr Mönche, ist wohl imstande, es in dieser Lehre und Zucht zum Fortschritt, zum Gedeihen und zur Größe zu bringen.


A.XI. 19-22 (Gleichlautend mit früheren Texten)

Der Hauptinhalt dieser vier Texte ist gleichlautend mit XI, 7 (I); lediglich Fragende und Antwortende wechseln.


3. Kapitel: sāmañña-vagga

A.XI. 23 Der Rinderhirt - II

Der erste Teil ist gleichlautend mit Text 18, bis »So, ihr Mönche, schenkt er ihnen keine besondere Beachtung.« Hierauf folgt:

Ein diese elf Eigenschaften besitzender Mönch, ihr Mönche, ist nicht imstande, beim Auge in der Betrachtung der Vergänglichkeit zu weilen, in der Betrachtung des Leidens, der Ichlosigkeit, der Versiegung, des Schwindens, der Entsüchtung, der Aufhebung und der Loslösung.

Er ist nicht imstande, bei Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geist; bei deren sechs Objekten; beim sechsfachen Bewußtsein; bei den sechs Sinneneindrücken; beim sechsfachen Gefühl; bei den sechs Wahrnehmungsarten; bei dem auf die sechs Objekte gerichteten Willen; bei dem auf die sechs Objekte gerichteten Begehren; bei dem auf die sechs Objekte gerichteten Gedankenfassen und Überlegen in der Betrachtung der Vergänglichkeit zu weilen, in der Betrachtung des Leidens, der Ichlosigkeit, der Versiegung, des Schwindens, der Entsüchtung, der Aufhebung und der Loslösung.

(ChS zählt die Anwendung jedes der in dieser Liste genannten und hier klassifizierend zusammengefaßten Begriffe als eine gesonderte Lehrrede; dies ergibt 6 x 8 x 10 = 480 Lehrreden.)


4. Kapitel: rāga-peyyāla

A.XI. 24 Der Reihentext von der Erkenntnis der Gier

Zur völligen Erkenntnis von Gier, Haß und Verblendung, von Zorn, Wut, Verkleinerungssucht, Herrschsucht, Neid, Geiz, Gleisnerei, Falschheit, Hartnäckigkeit, Heftigkeit, Dünkel, Hochmut, Rausch und Lässigkeit; sowie zu deren Durchschauung, Überwindung, Vernichtung, Erlöschung, Abwendung, Zerstörung, Entäußerung und zur Loslösung von ihnen, sind elf Dinge zu entfalten. Welche elf?

Die erste, zweite, dritte und vierte Vertiefung; die Gemütserlösung durch Güte, Mitleid, Mitfreude und Gleichmut; sowie die Gebiete der Raumunendlichkeit, Bewußtseinsunendlichkeit und der Nichtsheit.

 

Ende des Elfer-Buches ENDE DER ANGEREIHTEN SAMMLUNG


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