Anguttara Nikaya

12. Kapitel: andhakavinda-vagga

A.V. 111 Unbeliebt bei den Familien

Der in den Familien verkehrende Mönch, ihr Mönche, der fünf Eigenschaften besitzt, ist in den Familien nicht beliebt, wird nicht geschätzt, geachtet und geehrt. Welches sind diese fünf Eigenschaften?

Mit ihm Unbekannten sucht er Vertraulichkeit; wie ein Herr befiehlt er; mit solchen, die miteinander Zwistigkeiten haben, pflegt er Umgang; er ist ein Ohrenbläser; hat viele Anliegen.

Der in den Familien verkehrende Mönch, der diese fünf Eigenschaften besitzt, ist in den Familien nicht beliebt, wird nicht geschätzt, geachtet und geehrt.

(Im Original folgt hier die Umkehrung.)


A.V. 112 Der ungeeignete Begleiter

Wenn, ihr Mönche, ein Mönch fünf Eigenschaften besitzt, sollte man ihn nicht als Begleiter (*1) nehmen. Welches sind diese fünf Eigenschaften?

Wenn er in zu großem oder zu kleinem Abstande folgt; wenn er das in der Almosenschale Enthaltene nicht abnehmen will (*2); wenn er, sofern man etwas Unrechtes sprechen will, einen nicht davon zurückhält; wenn er dem Sprechenden immerfort ins Wort fällt; wenn er unverständig und stumpfsinnig ist.

Wenn ein Mönch diese fünf Eigenschaften besitzt, sollte man ihn nicht als Begleiter nehmen.

(Im Original folgt hier die Umkehrung.)


(*1) pacchā-samano, wtl: Nach-Asket. Damit ist ein jüngerer Mönch oder Novize gemeint, der den älteren Mönch begleitet und, der Sitte gemäß, nicht zu seiner Seite, sondern hinter ihm geht.

(*2) K: »obwohl die eigene Schale leer ist.« Dies bezieht sich wohl auf verschiedene kleine Gegenstände, die auf der Wanderung in der Schale getragen werden.


A.V. 113 Befähigung zur rechten Sammlung

Im Besitze von fünf Eigenschaften, ihr Mönche, ist der Mönch unfähig, in rechter Sammlung zu verweilen. Welches sind diese fünf Eigenschaften?

Er bleibt 

Im Besitze von fünf Eigenschaften aber, ihr Mönche, ist der Mönch fähig, in rechter Sammlung zu verweilen. Welches sind diese fünf Eigenschaften?

Er bleibt 


(*1) D.h. er wehrt nicht den dabei aufsteigenden Trieben der Gier, des Hasses und der Verblendung.


A.V. 114 Ermahnet die Neulinge!

(Bei Andhakavinda im Magadherlande.) Der Erhabene sprach zum ehrwürdigen Ananda also:

»Diejenigen Mönche, Ananda, die noch Neulinge sind, noch nicht lange in die Hauslosigkeit gezogen, erst seit kurzem zu dieser Lehre und Zucht gekommen, diese Mönche, o Ananda, sollt ihr in fünf Dingen ermutigen, festigen und bestärken. In welchen fünf?

In der Befolgung der Ordenssatzung (wtl. Zügelung) sollt ihr sie ermutigen, festigen und bestärken, derart: 'Wohlan, Brüder, seid sittenrein, befolget die Ordenssatzung, seid vollkommen im Wandel und Umgang und, vor den kleinsten Vergehen zurückschreckend, übet euch in den Sittenregeln, die ihr auf euch genommen!'

In der Sinnenzügelung sollt ihr sie ermutigen, festigen und bestärken, derart: 'Wohlan, Brüder, hütet die Tore eurer Sinne und seid dabei achtsame Wächter! Seid bedacht auf eure Besonnenheit, haltet euren Geist wohlbewacht, und Achtsamkeit sei der Wächter eures Herzens!'

Im Maßhalten beim Sprechen sollt ihr sie ermutigen, festigen und bestärken, derart: 'Wohlan, Brüder, seid nicht gesprächig! Haltet Maß beim Sprechen!'

In körperlicher Abgeschiedenheit sollt ihr sie ermutigen, festigen und bestärken, derart: 'Wohlan, Brüder, seid Waldbewohner! Lebet im Walde, in waldeinsamen, abgeschiedenen Behausungen!'

In rechter Anschauung sollt ihr sie ermutigen, festigen und bestärken, derart: 'Wohlan, Brüder, heget rechte Erkenntnis, habt rechte Anschauungen!'

Die Mönche, Ananda, die noch Neulinge sind, noch nicht lange in die Hauslosigkeit gezogen, erst seit kurzem zu dieser Lehre und Zucht gekommen, diese Mönche, o Ananda, sollt ihr in diesen fünf Dingen ermutigen, festigen und bestärken.


A.V. 115-120 Die schlechte Nonne

Wenn, ihr Mönche, bei einer Nonne fünf Bedingungen anzutreffen sind, so verfällt sie, wie sie sich's erwirkt, der Hölle. Welches sind diese fünf Bedingungen?

(115) Wenn sie eifersüchtig (*1) ist hinsichtlich der Behausung, hinsichtlich der Unterstützer-Familien, hinsichtlich der Geschenke, hinsichtlich des Ansehens, hinsichtlich der Lehrkenntnis.

(116) Wenn sie, ohne verstanden und geprüft zu haben, den Tadelnswerten lobt, den Lobenswerten tadelt; wenn sie billigt, was man mißbilligen sollte, und mißbilligt, was man billigen sollte; und wenn sie die aus Vertrauen gespendeten Gaben zunichte macht (*2).

(117) Wenn sie, ohne verstanden und geprüft zu haben, den Tadelnswerten lobt, den Lobenswerten tadelt; wenn sie neidisch ist, eifersüchtig und die aus Vertrauen gespendeten Gaben zunichte macht.

(118) Wenn sie, ohne verstanden und geprüft zu haben, den Tadelnswerten lobt, den Lobenswerten tadelt; wenn sie falsche Ansicht hegt, verkehrte Gesinnung hegt und die aus Vertrauen gespendeten Gaben zunichte macht.

(119) Wenn sie, ohne verstanden und geprüft zu haben, den Tadelnswerten lobt, den Lobenswerten tadelt; verkehrte Rede pflegt, verkehrte Handlungen verübt und die aus Vertrauen gespendeten Gaben zunichte macht.

(120) Wenn sie, ohne verstanden und geprüft zu haben, den Tadelnswerten lobt, den Lobenswerten tadelt; wenn sie auf Verkehrtes (*3) ihr Streben und ihre Aufmerksamkeit richtet und die aus Vertrauen gespendeten Gaben zunichte werden läßt.

Wenn, ihr Mönche, bei einer Nonne diese fünf Bedingungen anzutreffen sind, so verfällt sie, wie sie sich's erwirkt, der Hölle.

(Jeder dieser Texte 115 - 120 wird im Original von der Umkehrung gefolgt, und zwar mit folgender Einleitung: »Wenn, ihr Mönche, bei einer Nonne fünf Bedingungen anzutreffen sind, so gelangt sie, wie sie sich's erwirkt, in himmlisches Dasein.«)


(*1) D.h. sie wünscht nicht, das im folgenden Genannte mit anderen zu teilen.

(*2) vinipāteti. K: Wenn sie die Almosenspeise an andere (z.B. Klosterdiener) weitergibt, ohne auch nur ein wenig von oben für sich selber zu nehmen, dann vereitelt sie dadurch den vom Geber beabsichtigten Zweck.

(*3) micchā-vāyāmā, micchā-satinī. (siehe micchā-magga und micchatta)


13. Kapitel: gilāna-vagga

A.V. 121 Der für die Erlösung reife Kranke

Einst weilte der Erhabene im Großen Walde bei Sāvatthī, in der Halle des Giebelhauses. Am Abend nun, nachdem sich der Erhabene aus seiner Abgeschiedenheit erhoben hatte, begab er sich zur Krankenhalle. Dort erblickte er einen kranken, schwachen Mönch. Ihn erblickend, setzte er sich auf vorbereitetem Sitze nieder und sprach zu den Mönchen also:

»Ein kranker schwacher Mönch, ihr Mönche, dem fünf Dinge nicht schwinden, darf erwarten, daß er in gar nicht langer Zeit, durch Versiegung der Triebe, noch bei Lebzeiten die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung erringen wird, sie selber erkennend und verwirklichend. Welches sind diese fünf Dinge?

Da, ihr Mönche, verweilt der Mönch in Betrachtung der Unreinheit des Körpers, ist eingedenk des Ekelhaften bei der Nahrung, eingedenk der Reizlosigkeit des ganzen Daseins, er sieht die Vergänglichkeit aller Gebilde, und die Vorstellung des Todes hat sich in seinem Inneren wohl gefestigt.

Ein kranker, schwacher Mönch, ihr Mönche, dem diese fünf Dinge nicht schwinden, darf erwarten, daß er in gar nicht langer Zeit, durch Versiegung der Triebe, noch bei Lebzeiten die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung erringen wird, sie selber erkennend und verwirklichend.«


A.V. 122 Ergebnisse der Betrachtung

Wer da, ihr Mönche, von den Mönchen und Nonnen fünf Dinge entfaltet, fünf Dinge häufig übt, darf eine von beiden Früchten erwarten: schon bei Lebzeiten das Wissen der Heiligkeit oder, wenn noch ein Haftensrest da ist, die Nichtwiederkehr. Welches sind diese fünf Dinge?

Da hat der Mönch in seinem Inneren die Achtsamkeit gut gefestigt; mit seiner auf das Entstehen und Vergehen der Dinge gerichteten Weisheit weilt er in Betrachtung der Unreinheit des Körpers; er ist eingedenk des Ekelhaften bei der Nahrung, eingedenk der Reizlosigkeit des ganzen Daseins und sieht die Vergänglichkeit aller Gebilde.

Wer da, ihr Mönche, von den Mönchen und Nonnen diese fünf Dinge entfaltet und häufig übt, darf eine von beiden Früchten erwarten: noch bei Lebzeiten das Wissen der Heiligkeit oder, wenn noch ein Haftensrest da ist, die Nichtwiederkehr.


A.V. 123 Der schwer zu pflegende Kranke

Ein Kranker, ihr Mönche, bei dem fünf Dinge anzutreffen sind, ist schwer zu pflegen. Welche fünf?

Er tut, was unzuträglich ist; im Zuträglichen weiß er nicht maßzuhalten; er nimmt nicht die verordnete Arznei; dem auf seine Gesundheit bedachten Krankenwärter gibt er nicht den Tatsachen gemäß Auskunft über seine Krankheit: wenn sie zunimmt, daß sie zunimmt; wenn sie abnimmt, daß sie abnimmt; wenn sie anhält, daß sie anhält; und die aufsteigenden körperlichen Gefühle, die schmerzhaften, scharfen, stechenden, bitteren, unliebsamen, unangenehmen, lebensgefährdenden, hält er nicht geduldig aus. Ein Kranker, bei dem diese fünf Dinge anzutreffen sind, ist schwer zu pflegen.

(Im Original folgt hier die Umkehrung.)


A.V. 124 Der ungeeignete Krankenwärter

Ein Krankenwärter, ihr Mönche, bei dem fünf Dinge anzutreffen sind, ist nicht geeignet, einen Kranken zu pflegen. Welche fünf Dinge?

Er ist unfähig, die Arznei zu bereiten; er weiß nicht, was zuträglich und was unzuträglich ist; das Unzuträgliche verabreicht er, und das Zuträgliche verabreicht er nicht; er empfindet Ekel davor, Kot, Urin, Auswurf und Speichel zu entfernen; er besitzt nicht die Fähigkeit, den Kranken von Zeit zu Zeit in Worten über die Lehre zu belehren, zu ermahnen, zu ermutigen und aufzumuntern. Ein Krankenwärter, bei dem diese fünf Dinge anzutreffen sind, ist nicht geeignet, einen Kranken zu pflegen.

(Im Original folgt hier die Umkehrung.)


A.V. 125 Lebenverkürzende und lebenverlängernde Dinge I

Fünf Dinge, ihr Mönche, verkürzen das Leben. Welche fünf?

Fünf Dinge, ihr Mönche, verlängern das Leben. Welche fünf?


A.V. 126 Lebenverkürzende und lebenverlängernde Dinge II

Fünf Dinge, ihr Mönche, verkürzen das Leben. Welche fünf?

Fünf Dinge, ihr Mönche, verlängern das Leben. Welche fünf?


A.V. 127 Untauglichkeit für die Einsamkeit

Bei wem, ihr Mönche, fünf Dinge anzutreffen sind, ein solcher Mönch ist nicht geeignet, abgesondert von der Mönchsgemeinde zu leben. Welche fünf?

Da, ihr Mönche, ist der Mönch 

Wenn bei einem Mönche diese fünf Dinge anzutreffen sind, so ist er nicht geeignet, abgesondert von der Mönchsgemeinde zu leben.

(Im Original folgt hier die Umkehrung.)


A.V. 128 Asketenleiden und Asketenfreuden

Fünf Asketenleiden gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?

Da, ihr Mönche, ist der Mönch 

Das, ihr Mönche, sind die fünf Asketenleiden.

Fünf Asketenfreuden gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?

Da, ihr Mönche, ist der Mönch 

Das, ihr Mönche, sind die fünf Asketenfreuden.


A.V. 129 Unheilbar

Fünf den niederen Welten und der Hölle verfallene, ganz verderbte (*1), unheilbare Menschen gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?

(Dies sind die fünf 'schweren Untaten', vergl. A.I.25 und ānantarika-kamma).


(*1) parikuppā; K: einer alten (ganz vereiterten) Wunde gleich.


A.V. 130 Gewinn und Verlust

Fünf Verluste gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?

Es ist aber nicht durch Verwandtenverlust, Güterverlust oder Verlust durch Krankheit, ihr Mönche, daß da die Wesen beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode in niedere Welten gelangen, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle. Wohl aber, ihr Mönche, gelangen die Wesen infolge des Verlustes an Sittlichkeit und Erkenntnis beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode in niedere Welten, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle.

Fünf Gewinne gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?

Es ist aber nicht durch den Gewinn an Verwandten, Gütern oder Gesundheit, ihr Mönche, daß da die Wesen beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode auf eine glückliche Daseinsfährte gelangen, in himmlische Welt. Wohl aber, ihr Mönche, gelangen die Wesen infolge des Gewinnes an Sittlichkeit und Erkenntnis beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode auf eine glückliche Daseinsfährte, in himmlische Welt. (Vergl. A.I.16)


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