‘Gruppen' oder ‘Daseinsgruppen', nennt man die 5 Gruppen, in die der Buddha die dem oberflächlichen Beobachter eine Persönlichkeit vortäuschenden gesamten körperlichen und geistigen Daseinserscheinungen eingeordnet hat, nämlich:

»Was immer es gibt an körperlichen Dingen, ob eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Körperlichkeitsgruppe. Was immer es gibt an Gefühl . . . an Wahrnehmung . . . an Geistesformationen . . . an Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Bewußtseinsgruppe.« (S.22.48).

Für alle Wesen, mit Ausnahme des Heiligen (arahat), sind diese fünf Gruppen »Gruppen des Anhaftens« (upādāna-kkhandha), und zwar in dem Sinne, daß sie Objekte des Anhaftens bilden.

Sehr häufig ist die Einteilung aller Daseinserscheinungen in 2 Gruppen:

  • Körperlichkeit
  • Geistigkeit (nāma-rūpa).
  • Eine im Abhidhamma sehr beliebte Einteilung ist die in drei Gruppen:

    Unser so genanntes individuelles Dasein ist in Wirklichkeit nichts weiter als ein bloßer Prozess dieser körperlichen und geistigen Phänomene, ein Prozess, der seit undenkbaren Zeiten schon vor unserer Geburt im Gange war und der auch nach dem Tode sich noch für undenkbar lange Zeitperioden fortsetzen wird. Diese 5 Daseinsgruppen aber bilden, weder einzeln noch zusammengenommen, irgend eine in sich abgeschlossene wirkliche Ich-Einheit oder Persönlichkeit, und auch außerhalb derselben existiert nichts, was man als eine für sich unabhängig bestehende Ichheit bezeichnen könnte, sodaß eben der Glaube an eine im höchsten Sinne wirkliche Ichheit, Persönlichkeit usw. eine bloße Illusion ist.
     

    »Gleichwie bei Anhäufung der Teile
    Man da von einem Wagen spricht,
    Braucht man, sobald die Gruppen da sind,
    Den populären Namen ‘Mensch'.«
    (S.5.10).

    Hier sei besonders betont, daß auch die sog. 5 Daseinsgruppen als solche, genau genommen, lediglich eine abstrakte Klassifikation darstellen und daß, von der vierten Gruppe der Geistesformationen abgesehen, die Gruppen als solche überhaupt keine Wirklichkeit haben und jedesmal nur einzelne Repräsentanten dieser Gruppen mit ein- und demselben Bewußtseinszustande verbunden vorkommen können. Z.B. kann mit ein- und demselben Bewußtseinszustande jedesmal nur eine einzige Art von Gefühl, etwa Freude- oder Trauergefühl verbunden sein, niemals aber zwei oder gar eine Gruppe von Gefühlen. Ebenso können von den Wahrnehmungen nicht mehr als eine einzelne in ein- und demselben Bewußtseinsmomente auftreten. Auch von den vielen Arten des Bewußtseins (siehe Tab. I) kann jedesmal bloß eine einzelne Art in ein- und demselben Momente aufsteigen, niemals aber mehrere Bewußtseinsklassen. Bloß von den 50 Geistesformationen tritt stets eine größere oder kleinere Gruppe auf, wie in der Tab. III am Ende des Bandes zu ersehen.

    Verkehrt ist es auch, daß man die Gruppen im Allgemeinen als zu kompakt, ja oft geradezu als mehr oder weniger dauernde Entitäten auffaßt, wohingegen sie doch als Gruppen überhaupt keine Wirklichkeit besitzen und auch selbst ihre Repräsentanten nur ein momentanes, schnell dahinschwindendes Dasein haben. Gefühl, Wahrnehmung und Geistesformationen nämlich bilden genau genommen bloß verschiedene Aspekte oder Gesichtspunkte jener unaufhörlich aufeinanderfolgenden einzelnen Bewußtseinsmomente, die mit ungeheurer, unmeßbarer Geschwindigkeit alle Augenblicke aufblitzen und dann unmittelbar darauf für immer verschwinden. Sie sind für das Bewußtsein genau das, was Gestalt, Röte, Weichheit und Süßigkeit für den Apfel sind, und besitzen durchaus nicht mehr Wirklichkeit als diese Dinge.

    Auch aus diesem Grund sind alle derartigen Ausdrücke von westlichen Autoren, wie ‘das Zusammenballen der 5 Khandhas bei der Geburt' u. dgl. - als ob diese bereits vorher existiert hätten - äußerst irreführend und ein für alle Male zu verwerfen.

     

    » Was aber, ihr Mönche, ist die Körperlichkeitsgruppe (rūpa-kkhandha)? Die 4 Grundstoffe (mahā bhūta = Elemente oder dhātu) und die von diesen 4 Grundstoffen abhängige Körperlichkeit: das nennt man die Körperlichkeitsgruppe . . .

     » Was aber, ihr Mönche, ist die Gefühlsgruppe (vedanā-kkhandha)? Sechs Arten von Gefühlen gibt es: durch Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körper- und Geist-Eindruck bedingtes Gefühl . . .

     » Was aber, ihr Mönche, ist die Wahrnehmungsgruppe (saññā-kkhanda)? Sechs Arten von Wahrnehmungen gibt es: Formwahrnehmung, Tonwahrnehmung, Geruchswahrnehmung, Geschmackswahrnehmung, Wahrnehmung von körperlichem Eindruck, Wahrnehmung von Geistobjekten . . .

     » Was aber, ihr Mönche, ist die Gruppe der Geistesformationen (sankhāra-kkhandha)? Die 6 Arten von Willensäußerungen (cetanā), nämlich: der auf Form, Ton, Duft, Geschmack, Körpereindruck und ein geistiges Objekt gerichtete Wille . . .

     » Was aber, ihr Mönche, ist die Bewußtseinsgruppe (viññāna-kkhandha)? Sechs Arten von Bewußtsein gibt es: Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körper-, und Geist-Bewußtsein . . .« (S.22.56).

     

    »Was da, o Bruder, an Gefühl, Wahrnehmung und Bewußtsein besteht, diese Dinge sind verbunden, nicht unverbunden, und nicht kann man diese Dinge einzeln voneinander trennen und ihre Verschiedenheit zeigen. Denn was man, o Bruder, fühlt, das nimmt man wahr, und was man wahrnimmt, dessen ist man sich bewußt.« (M.43).

     »Unmöglich ist es, Abscheiden, Insdaseintreten, Wachstum und Entwicklung des Bewußtseins anzugeben, unabhängig von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung und Geistesformationen« (S.22.53).

    Über dieses Untrennbarverbundensein und Gegenseitigbedingtsein der vier geistigen Gruppen s. Weiteres unter paccaya (6, 7).

    Über die Unpersönlichkeit und Leerheit dieses dem unwissenden Weltling ein Ich vortäuschenden rastlos vorwärtsströmenden Fünf-khandha-Prozesses heißt es: »Was immer es an Körperlichkeit gibt, an Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, edel oder gemein, fern oder nahe, da sollte man der Wirklichkeit gemäß in rechter Einsicht also erkennen: ‘Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst' « (S.22.49).

    Ferner: »Angenommen ein Mann, der Augen hat, betrachte sich die vielen Wasserblasen auf dem Ganges, und er beobachte und untersuche sie gründlich; nachdem er dies getan habe, erschienen ihm diese leer, unwirklich und ohne Kern. In derselben Weise betrachtet der Mönch alles Körperliche, alle Gefühle, Wahrnehmungen, Geistesformationen und alles Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, gemein oder edel, fern oder nahe, und er erkennt sie als leer, nichtig und wesenlos.« (S.22.95).

    Nachstehend folgt nun eine auf Vis. XIV beruhende zusammengefasste Übersicht über die 5 Daseinsgruppen. Dem, der sich der Mühe unterziehen will, sich in diese sehr interessante aber äußerst verwickelte Abhandlung im Visuddhi-Magga über diesen Gegenstand zu vertiefen, wird sich besonders die Tabelle über Bewußtsein und Geistesformationen als ein unschätzbarer Führer erweisen und gleichzeitig dazu beitragen, jene gewissermaßen angeborene und hartnäckige Wahnidee von einer besonderen Persönlichkeit in oder neben diesen vorübereilenden körperlichen und geistigen Phänomenen zu erschüttern.


    ZUSAMMENFASSUNG DER 5 GRUPPEN

    I. Körperlichkeitsgruppe (rūpa-kkhandha)

    (a) 4 Elemente (dhātu, d.i. ‘Nicht-abhängige Körperlichkeit: no upādā-rūpa)

     

    Erdelement (Festes)  (pathavī-dhātu)
    Hitzeelement  (āpo-dhātu)
    Wasserelement (Flüssiges, Bindendes) (tejo-dhātu)
    Windelement (Bewegung)  (vāyo-dhātu)

     (b) Abhängige Körperlichkeit - ist 24fach (upādā-rūpa)
     

    1. Sehorgan (cakkhu)
    2. Hörorgan (sota)
    3. Riechorgan (ghāna)
    4. Schmeckorgan (jihvā)
    5. Körperorgan (kāya)

     
    Körperliche Sinnes Objekte: (siehe āyatana)

    6. Sehobjekt (rūpa)
    7. Hörobjekt (sadda)
    8. Riechobjekt (gandha)
    9. Schmeckobjekt (rasa)

     

    10. Weiblichkeit  (itthindriya, siehe bhāva)
    11. Männlichkeit  (purisindriya, siehe bhāva)
    12. Lebensfähigkeit  (rūpa-jīvita, siehe jīvitindriya)
    13. Herz, als körperl. 
    Denkgrundlage 
    (hadaya-vatthu)
    14. Körp. Äußerung  (kāya-viññatti, siehe viññatti)
    15. Sprachl. Äußerung  (vacī-viññatti, siehe viññatti)
    16. Raumelement  (ākāsa-dhatū, siehe ākāsa)
    17. Körp. Beweglichkeit  (rūpassa lahutā)
    18. Körp. Geschmeidigkeit  (rūpassa mudutā)
    19. Körp. Gefügigkeit (rūpassa kammaññatā)
    20. Körp. Wachsen  (rūpassa upacaya)
    21. Körp. Kontinuität  (rūpassa santati, siehe santāna)
    22. Körp. Verfall (jarā)
    23. Körp. Vergänglichkeit (aniccatā)
    24. Stoffliche Nahrung (āhāra)

     


    II. Gefühlsgruppe (vedanā-kkhandha)

     Alle Gefühle werden mit Hinsicht auf ihre Natur fünffach unterteilt:

     

    1. Körperliches Wohlgefühl  (sukha =  
    kāyikā sukhā vedanā)
    2. Körperliches Schmerzgefühl (dukkha =  
    kāyikā dukkhā vedanā)
    3. Geistiges Wohlgefühl  (somanassa =  
    cetasikā sukhā vedanā) 
    4. Geistiges Schmerzgefühl  (domanassa =  
    cetasikā dukkhā vedanā) 
    5. Indifferentes Gefühl  (upekkhā =  
    adhukkha-m-asukhā vedanā). 

     

    Die karmische Qualität des Gefühls, genau wie die der Wahrnehmung und Geistesformationen richtet sich jedesmals nach derjenigen des damit verbundenen Bewußtseins.

     

    III. Wahrnehmungsgruppe (saññā-kkhandha)

     

    Alle Wahrnehmungen werden in den Sutten den 6 Sinnenklassen entsprechend in Form-, Ton-, Geruchs-, Geschmacks-, Tastwahrnehmung und geistige Wahrnehmung, eingeteilt.

     

    IV. Formationen (sankhāra-kkhandha)

     

    In dieser Gruppe gibt es 50 Geistesformationen, unterteilt in 11 Allgemeine, 25 Edle und 14 karmisch Unheilsame. Siehe Tabelle II im Anhang.

     

    V. Bewußtseins-Gruppe (viññāna-kkhandha)

     

    Wie bei der Wahrnehmungsgruppe (*) wird in den Sutten das Bewußtsein, entsprechend den Sinnen in 6 Gruppen unterteilt: Seh-, Hör-, Riech-, Körper-, Schmeck-, und Geist-Bewußtsein.

    Im Abhidhamma und den Kommentaren dagegen werden 89 Bewußtseins-Klassen unterschieden.

    Hierüber siehe Tabelle I.

     

    (*) Ohne Wahrnehmung kann das dazugehörige Bewußtsein nicht aufsteigen.


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