Anguttara Nikaya

4. Kapitel: devatā-vagga

A.VI. 31 Schädliche und förderliche Dinge

Sechs Dinge gereichen dem sich schulenden Mönche (vgl. A.V.89) zum Schaden. Welche sechs?

  1. Gefallen an körperlicher Beschäftigung, 
  2. Gefallen am Plaudern, 
  3. Gefallen am Schlafen, 
  4. Gefallen an Geselligkeit, 
  5. unbewachte Sinnentore und 
  6. Unmäßigkeit beim Mahle.

Sechs Dinge aber gereichen dem sich schulenden Mönch zur Förderung. Welche sechs?

  1. Kein Gefallen haben an körperlicher Beschäftigung, 
  2. kein Gefallen am Plaudern, 
  3. kein Gefallen am Schlafen, 
  4. kein Gefallen an Geselligkeit, 
  5. Bewachtsein der Sinnentore und 
  6. Mäßigkeit beim Mahle.

A.VI. 32-33 Sechs förderliche Dinge I-II

Diese Nacht, ihr Mönche, zu vorgerückter Stunde, kam ein himmlischer Geist zu mir heran, in seiner strahlenden Schönheit den ganzen Jetahain erleuchtend. Nachdem er mich ehrerbietig begrüßt hatte, stand er zur Seite und sprach:

»Sechs Dinge, o Herr, gereichen dem Mönche zur Förderung. Welche sechs?

(32) 

  1. Achtung vor dem Meister, 
  2. Achtung vor der Lehre, 
  3. Achtung vor der Mönchsgemeinde, 
  4. Achtung vor der geistigen Schulung, 
  5. Achtung vor ernstem Streben, 
  6. Achtung vor freundlicher Hilfsbereitschaft (patisanthāra; K: in materiellen Dingen und in der Lehre).

(33) 

  1. Achtung vor dem Meister, 
  2. Achtung vor der Lehre, 
  3. Achtung vor der Mönchsgemeinde, 
  4. Achtung vor der geistigen Schulung, 
  5. Achtung vor dem Schamgefühl, 
  6. Achtung vor der sittlichen Scheu.

Diese sechs Dinge, o Herr, gereichen dem Mönche zur Förderung.«

Also sprach jener himmlische Geist. Darauf begrüßte er mich ehrerbietig und, mir die Rechte zukehrend, verschwand er auf der Stelle.

(32)
 »Wer Ehrfurcht vor dem Meister hat,
der Lehre und der Jüngerschaft,
wer ernstes Streben schätzt und ehrt,
und werthält auch die Freundlichkeit,
ist keines Rückschritts fähig mehr,
ist dem Nibbāna nicht mehr fern.«
(33) 
»Wer Ehrfurcht vor dem Meister hat,
der Lehre und der Jüngerschaft,
voll Scham ist und Gewissensscheu
und Rücksicht sowie Achtung zeigt,
ist keines Rückschritts fähig mehr,
ist dem Nibbāna nicht mehr fern (Vgl. A.VII.31-32).«

A.VI. 34 Himmlische Stromergriffene

Einst weilte der Erhabene im Jetahaine bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika. Dem ehrwürdigen Mahā-Moggallāna aber, als er an einsamem Platze abgeschieden weilte, stieg da in seinem Geiste diese Erwägung auf: »Welche Gottheiten besitzen wohl die Erkenntnis 'Eingetreten sind wir in den Strom (sotāpannā), den Daseinsabgründen entronnen, gesichert, der vollen Erleuchtung gewiß'?«

Damals nun war kurz zuvor ein Mönch namens Tissa gestorben und in einer Brahmawelt wiedererschienen. Dort auch wußte man von ihm: 'Der Brahma Tissa ist es, der hochmächtige, hochgewaltige!'

Und der ehrwürdige Mahā-Moggallāna, gerade wie ein kräftiger Mann den gebeugten Arm ausstreckt oder den gestreckten Arm beugt, so schnell verschwand er aus dem Jetahain und trat in jener Brahmawelt in Erscheinung. Es sah aber der Brahma Tissa den ehrwürdigen Mahā-Mogallāna schon von ferne herankommen, und bei seinem Anblick sprach er zu ihm: »Tritt näher, verehrter Moggallāna! Willkommen, verehrter Moggallāna! Seit langem wieder einmal, verehrter Moggallāna, hast du Gelegenheit genommen, hierher zu kommen. Setze dich, verehrter Moggallāna! Dieser Sitz ist für dich bereitet.« Der ehrwürdige Mahā-Moggallāna setzte sich auf dem angebotenen Sitze nieder. Und auch der Brahma Tissa, nachdem er den ehrwürdigen Mahā-Moggallāna ehrerbietig begrüßt hatte, setzte sich zur Seite nieder. Der ehrwürdige Mahā-Moggallāna aber sprach zum Brahma Tissa also:

»Welche Gottheiten, Tissa, haben wohl von sich die Erkenntnis: 'Eingetreten sind wir in den Strom, den Daseinsgründen entronnen, gesichert, der vollen Erleuchtung gewiß'?« -

»Die Himmelswesen im Bereich der Vier Großen Götterkönige, verehrter Moggallāna, sie besitzen von sich diese Erkenntnis.« -

»Besitzen aber wohl, Tissa, alle diese Himmelswesen von sich solche Erkenntnis?« -

»Nicht alle, verehrter Moggallāna. Diejenigen Himmelswesen im Bereich der Vier Großen Götterkönige, die nicht erfüllt sind von unerschütterlichem Vertrauen zum Erleuchteten, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde und nicht ausgerüstet sind mit den von den Edlen gepriesenen Sitten, diese besitzen nicht jene Erkenntnis. Diejenigen aber unter ihnen, die erfüllt sind von unerschütterlichem Vertrauen zum Erleuchteten, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde und die ausgerüstet sind mit den von den Edlen gepriesenen Sitten, diese besitzen von sich die Erkenntnis: 'Eingetreten sind wir in den Strom, den Daseinsabgründen entronnen, gesichert, der vollen Erleuchtung gewiß.'« -

»Besitzen nun aber, Tissa, bloß die Himmelswesen im Bereich der Vier Großen Götterkönige jene Erkenntnis oder auch die Himmelswesen der Dreiunddreißig, die Yāma-Götter, die Seligen Götter, die Schöpfungsfreudigen Götter und die über die Erzeugnisse anderer verfügenden Götter?« -

»Auch diese Himmelswesen, verehrter Moggallāna, haben von sich solche Erkenntnis.« -

»Besitzen aber wohl, Tissa, alle diese Himmelswesen von sich solche Erkenntnis?« -

»Nicht alle, verehrter Moggallāna. Diejenigen unter all diesen Himmelswesen, die nicht erfüllt sind vom unerschütterlichen Vertrauen zum Erleuchteten, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde und nicht ausgerüstet sind mit den von den Edlen gepriesenen Sitten, diese besitzen nicht jene Erkenntnis. Diejenigen aber unter ihnen, die erfüllt sind von unerschütterlichem Vertrauen zum Erleuchteten, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde und die ausgerüstet sind mit den von den Edlen gepriesenen Sitten, diese besitzen von sich die Erkenntnis: 'Eingetreten sind wir in den Strom, den Daseinsabgründen entronnen, gesichert, der vollen Erleuchtung gewiß.'« Und der ehrwürdige Mahā-Moggallāna lobte und billigte die Worte des Brahma Tissa. Und gerade wie ein kräftiger Mann den gebeugten Arm ausstreckt oder den ausgestreckten Arm beugt, ebenso schnell verschwand der ehrwürdige Mahā-Moggallāna aus der Brahmawelt und trat im Jetahaine wieder in Erscheinung (Vgl. A.VII.53).


A.VI. 35 Zum Wissen führende Dinge

Sechs Dinge, ihr Mönche, führen zum Wissen. Welche sechs?

Diese sechs Dinge, ihr Mönche, führen zum Wissen.


A.VI. 36 Die Wurzeln des Streites

Sechs Wurzeln des Streites gibt es, ihr Mönche. Welche sechs?

Da, ihr Mönche, ist ein Mönch voll Zorn und Wut. Ein Mönch aber, der voll Zorn und Wut ist, ist ohne Achtung und Ehrfurcht vor dem Meister, der Lehre und der Mönchsgemeinde, und er erfüllt nicht die Übung. Wer aber unter den Mönchen vor dem Meister, der Lehre und der Mönchsgemeinde ohne Achtung und Ehrfurcht ist und die Übung nicht erfüllt, der ruft in der Mönchsgemeinde Streit hervor. Jener Streit aber gereicht vielen zum Schaden, vielen zum Unglück, vielen zum Verderben, zum Unheil und Leiden für Götter und Menschen. Wenn ihr nun, o Mönche, bei euch selber oder bei anderen eine solche Wurzel des Streites bemerkt, so habt ihr danach zu trachten, eben jene üble Wurzel des Streites zu beseitigen. Wenn ihr aber, o Mönche, weder bei euch selber noch bei anderen eine solche Wurzel des Streites bemerkt, so habt ihr danach zu trachten, daß jene üble Wurzel des Streites auch künftighin nicht zum Ausbruch kommt. Auf diese Weise wird jene üble Wurzel des Streites beseitigt, auf diese Weise kommt sie auch künftighin nicht zum Ausbruch.

Fernerhin, ihr Mönche, ist da ein Mönch voll Verkleinerungssucht und Herrschsucht - voll Neid und Geiz - voll Gleisnerei und Falschheit - er hegt üble Wünsche und verkehrte Ansichten - er versteift sich auf seine Meinung, klammert sich an sie und gibt schwer nach. Ein solcher Mönch aber ist ohne Achtung und Ehrfurcht vor dem Meister, der Lehre und der Mönchsgemeinde, und er erfüllt nicht die Übung. Wer aber, ihr Mönche, unter den Mönchen vor dem Meister, der Lehre und der Mönchsgemeinde ohne Achtung und Ehrfurcht ist und die Übung nicht erfüllt, der ruft in der Mönchsgemeinde Streit hervor. Jener Streit aber gereicht vielen zum Schaden, vielen zum Unglück, vielen zum Verderben, zum Unheil und Leiden für Götter und Menschen. Wenn ihr nun, o Mönche, bei euch selber oder bei anderen solche Wurzeln des Streites bemerkt, so habt ihr danach zu trachten, eben jene üblen Wurzeln des Streites zu beseitigen. Wenn ihr aber, o Mönche, weder bei euch selber noch bei anderen solche Wurzeln des Streites bemerkt, so habt ihr danach zu trachten, daß jene üblen Wurzeln des Streites auch künftighin nicht zum Ausbruch kommen. Auf diese Weise werden jene üblen Wurzeln des Streites beseitigt, auf diese Weise kommen sie auch künftighin nicht zum Ausbruch.

Dies, ihr Mönche, sind die sechs Wurzeln des Streites.


A.VI. 37 Sechs Vorzüge beim Almosengeben

Einst weilte der Erhabene im Jetahaine bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika. Damals nun wartete die Laienjüngerin Nantamātā aus Velukantaka (*1) der Mönchsgemeinde, mit Sāriputta und Moggallāna an der Spitze, mit einer von sechs Vorzügen begleiteten Almosenspende auf. Dies aber schaute der Erhabene mit dem himmlischen Auge, dem geklärten, übermenschlichen, und es schauend wandte er sich an die Mönche und sprach:

»Diese Laienjüngerin Nandamātā aus Velukantaka, ihr Mönche, wartet der Mönchsgemeinde, mit Sāriputta und Moggallāna an der Spitze, mit einer Almosenspende auf, die von sechs Vorzügen begleitet ist.«

»Wie aber ist eine von sechs Vorzügen begleitete Almosenspende beschaffen? Da, ihr Mönche, eignen drei Vorzüge dem Geber und drei Vorzüge eignen den Empfängern.«

»Welches aber sind die drei Vorzüge des Gebers? Da ist der Geber schon vor dem Geben frohgestimmt, während des Gebens erheitert sich sein Geist, und nach dem Geben fühlt er sich zufrieden. Das sind die drei Vorzüge des Gebers.«

»Welches aber sind die drei Vorzüge der Empfänger? Da sind die Empfänger der Gier entronnen oder auf dem Wege, der Gier zu entrinnen; sie sind dem Hasse entronnen oder auf dem Wege, dem Hasse zu entrinnen; sie sind der Verblendung entronnen oder auf dem Wege, der Verblendung zu entrinnen. Das sind die drei Vorzüge der Empfänger.«

Somit also eignen dem Geber drei Vorzüge, und drei Vorzüge eignen den Empfängern. Insofern, ihr Mönche, ist eine Almosenspende von sechs Vorzügen begleitet.

Schwerlich, ihr Mönche, kann man das Verdienst der von den sechs Vorzügen begleiteten Almosenspende ermessen. Gleichwie es, ihr Mönche, nicht möglich ist, das Wasser des großen Meeres zu messen und zu sagen, es seien so und so viele Schöpfmaße Wasser oder so und so viele hundert, tausend oder hunderttausend Schöpfmaße Wasser, sondern es eben als eine unermeßliche, grenzenlose, gewaltige Wassermasse rechnet: ebenso auch, ihr Mönche, kann man schwerlich das Verdienst der von sechs Vorzügen begleiteten Almosenspende ermessen und sagen, so und so groß sei der Strom des Verdienstes, der Strom des Heilsamen, der segenbringende, himmlische, glückerzeugende, himmelwärts leitende, der zu Erwünschtem, Erfreulichem, Angenehmem führt, sondern es rechnet eben als eine unermeßliche, grenzenlose, gewaltige Fülle des Verdienstes.

Wenn vor dem Geben man sich freut,
und heiteren Sinns ist, wenn man gibt,
und nach dem Geben glücklich ist,
so ist das Geben ein Gewinn.
In denen Gier und Haß und Wahn
und alle Triebe sind versiegt,
die selbstgezügelt sind und keusch,
die sind der Gaben bestes Feld.
Wer, wenn er sich gewaschen rein
mit eigner Hand die Gabe reicht,
dem bringt solche Spende dann
in spätren Zeiten hohen Lohn.
Wer solche gute Gabe gibt,
Freigebig und vertrauensvoll,
ein weiser und verständiger Mann,
eilt hin zu leidlos-seliger Welt.«

(*1) Vgl A.VII.50; laut A.I.24 steht sie an der Spitze der sich vertiefenden Laienjüngerinnen.


A.VI. 38 Eigene und fremde Tat

Ein Brahmane sprach zum Erhabenen:

»Ich, Herr Gotama, behaupte und bin der Ansicht, daß es weder eine eigene Wirksamkeit gibt, noch fremde Wirksamkeit (*1).«

»Möchte ich doch, Brahmane, von einem Menschen mit solchem Glauben und solchen Ansichten nie etwas sehen oder hören! Wie kann man denn, während man doch selber auf- und abgeht, behaupten, daß es weder eine eigene noch eine fremde Wirksamkeit gibt? Was meinst du, Brahmane gibt es wohl solche Eigenschaften wie die des Sichaufraffens (*2), des Weiterstrebens, der kraftvollen Durchführung, der Beharrlichkeit und der Strebsamkeit?« -

»Gewiß, o Herr.« -

»Wenn es nun aber solche Eigenschaften wie das Sichaufraffen und die anderen gibt, gibt es dann nicht wohl auch Wesen, denen diese Eigenschaften eignen?« -

»Gewiß, o Herr.« -

»Wenn es also, Brahmane, solche Eigenschaften gibt und Wesen anzutreffen sind, denen diese eignen, so gibt es eben bei den Wesen eigene Wirksamkeit und fremde Wirksamkeit. Möchte ich doch, Brahmane, von einem Menschen mit solchem Glauben und solchen Ansichten nie etwas sehen oder hören! Wie kann man denn, während man doch selber auf- und abgeht, behaupten, daß es weder eine eigene noch eine fremde Wirksamkeit gibt?«

»Vortrefflich, Herr Gotama! Vortrefflich, Herr Gotama! Möge mich der Herr Gotama als einen Anhänger betrachten, der von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat!«


(*1) Oder: Eigentätigkeit, Fremdtätigkeit, eigener oder fremder Einfluß. Dies ist die fatalistische Lehre Makkhali Gosālas, die besagt, daß das menschliche Geschick weder durch die eigenen Handlungen bestimmt, noch von anderen durch Rat oder Eingreifen beeinflußt werden kann, sondern daß es einem unabänderlichen Gesetze unterliegt.

(*2) ārambha-dhātu; die anfängliche Anstrengung, die Initiative.


A.VI. 39 Sechs Entstehungsgründe der Taten

Drei Entstehungsgründe der Taten gibt es, ihr Mönche. Welche drei? Gier ist ein Entstehungsgrund der Taten; Haß ist ein Entstehungsgrund der Taten; Verblendung ist ein Entstehungsgrund der Taten (Vgl. A.III.34).

Nicht treten, ihr Mönche, infolge eines Wirkens, das aus Gier, Haß und Verblendung geboren ist, Himmelswesen in Erscheinung oder Menschenwesen oder irgendeine andere Art glücklichen Daseins; sondern infolge eines aus Gier, Haß und Verblendung geborenen Wirkens treten die Höllenwelten in Erscheinung, das Tierreich, das Gespensterreich oder irgendeine Art von Leidensstätte. 

Diese drei Entstehungsgründe der Taten gibt es.

Drei weitere Entstehungsgründe der Taten gibt es, ihr Mönche. Welche drei? 

 

Nicht treten, ihr Mönche, infolge eines aus Gierlosigkeit, Haßlosigkeit und Unverblendung geborenen Wirkens die Höllenwelten in Erscheinung, das Tierreich, das Gespensterreich oder irgendeine andere Art von Leidensstätte; sondern infolge eines aus Gierlosigkeit, Haßlosigkeit und Unverblendung geborenen Wirkens treten Himmelswesen in Erscheinung oder Menschenwesen oder irgendeine andere Art glücklichen Daseins. 

Diese drei Entstehungsgründe der Taten gibt es.


A.VI. 40 Die Dauer der Guten Lehre

(Im Bambushaine* bei Kimbilā**)

Der ehrwürdige Kimbilā sprach zum Erhabenen: »Was ist wohl, o Herr, der Grund, was ist die Ursache, wenn nach dem Dahinscheiden des Vollendeten die Gute Lehre nicht mehr lange bestehenbleibt?« -

»Wenn da, o Kimbilā, nach dem Dahinscheiden des Vollendeten die Mönche und Nonnen, die Laienjünger und Laienjüngerinnen keine Achtung und Ehrfurcht haben vor dem Meister, der Lehre, der Mönchsgemeinde, der geistigen Schulung, der Strebsamkeit und der freundlichen Hilfsbereitschaft, das ist dann, o Kimbilā, der Grund, das ist die Ursache, wenn nach dem Hinscheiden des Vollendeten die Gute Lehre nicht mehr lange bestehenbleibt.«

(Hier folgt die genau entsprechende Umkehrung.)


* K liest nicula-vane (statt velu-vane) und erklärt es als mahā-mucilinda; beides sind Bezeichnungen des zur Gattung der barring-tonia gehörenden ceylonesischen Midella-Baumes.

** Vgl. A.V.201


A.VI. 41 Der Baumstamm

So habe ich gehört. Einst weilte ter ehrwürdige Sāriputta zusammen mit einer großen Schar von Mönchen auf der Geierspitze bei Rājagaha. Als nun der ehrwürdige Sāriputta in der Frühe sich angekleidet hatte und, mit Gewand und Schale versehen, von zahlreichen Mönchen begleitet, von der Geierspitze hinabstieg, da bemerkte er an einer Stelle einen mächtigen Baumstamm. Bei seinem Anblick wandte er sich an die Mönche und sprach:

»Seht ihr wohl dort, Brüder, jenen mächtigen Baumstamm?« -

»Gewiß, o Bruder.« -

»Wenn nun, ihr Brüder, ein magiegewaltiger Mönch, der seinen Geist in der Gewalt hat, es wünschte, so könnte er jenen bloß als etwas Festes betrachten (pathavī tveva adhimucceyya). Und wieso? Es befindet sich, ihr Brüder, in jenem Baumstamm das feste Element (pathavī-dhātu), demzufolge der magiegewaltige Mönch, der seinen Geist in der Gewalt hat, jenen Baumstamm als etwas Festes betrachten mag. Und wenn er es wünschte, so könnte er jenen Baumstamm bloß als etwas Flüssiges - Hitziges - Windartiges - Reines - Unreines betrachten. Und wieso? Es befindet sich, ihr Brüder, in jenem Baumstamm das flüssige Element - das Hitze-Element - das Wind-Element - das reine Element - das unreine Element, demzufolge der magiegewaltige Mönch, der seinen Geist in der Gewalt hat, jenen Baumstamm derart betrachten mag.«


A.VI. 42 Nāgita

(Der erste Teil dieses Textes ist gleichlautend mit A.V.30. Nach den dortigen Worten Nāgitas, endend mit » . . . dort werden die brahmanischen Hausleute . . . hinströmen«, heißt es hier:)

»Möge ich nichts zu tun haben mit dem Ruhme, Nāgita! Möge mir nur kein Ruhm beschieden sein! Wer da nicht wie ich, dieses Glückes der Entsagung, des Glückes der Loslösung, des Friedensglückes und des Erleuchtungsglückes nach Wunsch, ohne Mühe und Schwierigkeit teilhaftig wird, den freilich mag es nach jenem kotigen, trägen Glücke, nach der Freude an Besitz, Ehre und Ruhm gelüsten.

Da, Nāgita, bemerke ich einem im Dorfe lebenden Mönch, wie er gesammelt dasitzt. Ich weiß aber, daß jetzt diesen Verehrten ein Klosterdiener oder ein Mönchsschüler stören und er die Sammlung verlieren wird. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Dorfaufenthalt jenes Mönches nicht zufrieden.

Da, Nāgita, bemerke ich einen im Walde lebenden Mönch, wie er schläfrig dasitzt. Ich weiß aber, daß dieser Verehrte die Schläfrigkeit und Mattigkeit überwinden und, gesammelt, bloß noch die Vorstellung des Waldes als einzigen Gegenstand erwägen wird. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Waldleben dieses Mönches zufrieden.

Da, Nāgita, bemerke ich einen im Walde lebenden Mönch, wie er im Walde ungesammelt dasitzt. Ich aber weiß, daß dieser Verehrte den ungesammelten Geist sammeln und den gesammelten Geist bewahren wird. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Waldleben dieses Mönches zufrieden.

Da, Nāgita, bemerke ich einen im Walde lebenden Mönch, wie er im Walde gesammelt dasitzt. Ich aber weiß, daß nun dieser Verehrte den unbefreiten Geist befreien und den befreiten Geist bewahren wird. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Waldleben dieses Mönches zufrieden (*1).

Da, Nāgita, bemerke ich einen im Dorfe lebenden Mönch, dem Gewänder, Almosenspeise, Lagerstatt und die nötigen Arzneimittel zuteil werden und der aus Begehren nach Gewinn, Ehre und Ruhm die Abgeschiedenheit meidet, einsame Waldplätze meidet und der in Dorf, Stadt oder königlicher Residenz seinen Aufenthalt nimmt. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Dorfleben dieses Mönches nicht zufrieden.

Da, Nāgita, bemerke ich einen im Walde lebenden Mönch, dem Gewänder, Almosenspeise, Lagerstatt und die nötigen Arzneimittel zuteil werden und der, Gewinn, Ehre und Ruhm verschmähend, die Abgeschiedenheit nicht meidet, nicht die einsamen Waldplätze meidet. Daher, Nāgita, bin ich mit dem Waldleben dieses Mönches zufrieden.

Zu einer Zeit, Nāgita, wo ich auf der Straße wandere und niemanden vor mir und hinter mir sehe, zu einer solchen Zeit, Nāgita, fühle ich mich wohl, und sei es bloß beim Verrichten der Notdurft.«


(*1) Die vorstehenden Abschnitte finden sich auch in einer dritten Variante dieses Textes, nämlich A.VIII.86; nicht aber die beiden nachfolgenden Abschnitte. Der letzte Abschnitt ist wieder gleichlautend mit A.VIII.86.


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