Anguttara Nikaya

4. Kapitel: devatā-vagga

A.VII. 31-33 Sieben förderliche Dinge I-III

Diese Nacht, ihr Mönche, zu vorgerückter Stunde, kam ein himmlischer Geist zu mir heran, in seiner himmlischen Schönheit den ganzen Jetahain erleuchtend. Nachdem er mich ehrerbietig begrüßt hatte, stand er zur Seite und sprach:

"Sieben Dinge, o Herr, gereichen dem Mönche zur Förderung. Welche sieben?

(31) "Achtung vor dem Meister, Achtung vor der Lehre, Achtung vor der Mönchsgemeinde, Achtung vor der geistigen Schulung, Achtung vor der Geistessammlung, Achtung vor ernstem Streben, Achtung vor freundlicher Hilfsbereitschaft.

Wer Ehrfurcht vor dem Meister hat,
der Lehre und der Jüngerschaft;
der Geistessammlung Achtung zollt,
die Schulung hoch und heilig hält,
der Strebsamkeit ergeben ist,
die Freundlichkeit zu schätzen weiß,
ist keines Rückschritts fähig mehr,
ist dem Nibbāna nicht mehr fern.

(32) "Achtung vor dem Meister, Achtung vor der Lehre, Achtung vor der Mönchsgemeinde, Achtung vor der geistigen Schulung, Achtung vor der Geistessammlung, Achtung vor dem Schamgefühl, Achtung vor sittlicher Scheu.

Wer Achtung vor dem Meister hat,
der Lehre und der Jüngerschaft,
der Geistessammlung Achtung zollt,
die Schulung hoch und heilig hält,
voll Scham ist und Gewissensscheu
und Rücksicht sowie Achtung zeigt,
ist keines Rückschritts fähig mehr,
ist dem Nibbāna nicht mehr fern.

(33) "Achtung vor dem Meister, Achtung vor der Lehre, Achtung vor der Mönchsgemeinde, Achtung vor der geistigen Schulung, Achtung vor der Geistessammlung, sowie Zugänglichkeit für Belehrung und edler Umgang.

Wer Achtung vor dem Meister hat,
der Lehre und der Jüngerschaft,
der Geistessammlung Achtung zollt,
die Schulung hoch und heilig hält,
 
wer edle Freunde sich erwählt,
zugänglich ist und lernbereit
und Rücksicht sowie Achtung zeigt,
ist keines Rückschritts fähig mehr,
ist dem Nibbāna nicht mehr fern."

A.VII. 34 Sieben förderliche Dinge IV

(Wie A.VI.69, mit "Achtung vor der Geistessammlung" als siebentes.)


A.VII. 35 Der wahre Freund I

Einen Mönch, der sieben Eigenschaften besitzt, den mag man sich, ihr Mönche, zum Freunde wählen. Welches sind diese sieben Eigenschaften?

Er gibt, was schwer zu geben ist; tut, was schwer zu tun ist; erträgt, was schwer zu ertragen ist; seine Geheimnisse vertraut er einem an; das Geheimzuhaltende hält er geheim; er verläßt einen nicht im Unglück; er verachtet einen nicht, wenn in Armut.

Ein Freund gibt, was nicht leicht zu geben
und tut, was zu vollbringen schwer;
er bleibt geduldig auch bei heft'ger Rede,
bei Worten, die man schwer erträgt.
 
Geheimes teilt er einem mit,
hält Anvertrautes wohl geheim,
verläßt nicht in der Not den Freund,
verachtet nicht den armen Mann.
Bei wem auch immer in der Welt
man diese sieben Dinge trifft,
den möge sich zum Freunde wählen,
wer immer einen Freund begehrt.

A.VII. 36 Der wahre Freund II

Mit einem Mönch, ihr Mönche, der sieben Eigenschaften besitzt, soll man als Freund umgehen, verkehren und Gesellschaft pflegen, selbst wenn es einem verwehrt wird. Welches sind diese sieben Eigenschaften?

Er ist liebevoll und gefällig, ernst, verehrungswürdig, gibt Belehrungen und nimm Ermahnungen an, führt tiefsinnige Gespräche und verleitet nicht zu Verkehrtem.

Freundlich, ernst und voller Würde,
ein Lehrer, der Belehrung nimmt,
in tiefer Lehre unterweisend,
nicht stachelnd auf zu böser Tat:
Bei wem auch immer in der Welt
man diese sieben Dinge trifft -
selbst wenn man es verwehren will,
den wähle man zum Freunde sich,
wenn immer einen Freund man wünscht
und Sorge trägt um's eigene Heil.

A.VII. 37 Die vier Analytischen Wissen

Im Besitze von sieben Eigenschaften, ihr Mönche, mag sich ein Mönch nach gar nicht langer Zeit die vier Analytischen Wissen zu eigen machen, sie selber erkennend und verwirklichend; und mit ihnen ausgestattet, hat er sich die vier Analytischen Wissen zu eigen gemacht, sie selber erkennend und verwirklichend. Welches sind diese sieben Eigenschaften?

Da weiß, ihr Mönche, der Mönch der Wirklichkeit gemäß: 'Diese geistige Schlaffheit besteht in mir.' Ist sein Geist innerlich verkrampft (*1), so weiß er der Wirklichkeit gemäß: 'Mein Geist ist innerlich verkrampft.' Ist sein Geist nach außen hin zerstreut, so weiß er: 'Mein Geist ist nach außen hin zerstreut.' Bewußt steigen die Gefühle in ihm auf, bewußt sind sie da, bewußt schwinden sie. Bewußt steigen die Wahrnehmungen in ihm auf, bewußt sind sie da, bewußt schwinden sie. Bewußt steigen die Gedanken in ihm auf, bewußt sind sie da, bewußt schwinden sie (*2). Bei den zuträglichen und unzuträglichen, den gemeinen und edlen Dingen und den Gegensätzen von Gut und Böse, da hat er die Ursache wohl erfaßt, wohl erwogen, wohl verstanden, in Weisheit wohl durchdrungen.

(Im Anschluß wird das Gleiche von Sāriputta ausgesagt.)


(*1) sankhitta, 'zusammengezogen'. K: Dies bezieht sich auf geistige Starrheit und Schlaffheit. Vgl. die Geistbetrachtung im Satipatthāna-Sutta.

(*2) K: Gefühl und die beiden anderen Begriffe werden hier als 'Wurzeln der Weltausbreitung' (papañca-mūla) angeführt. Gefühl ist eine Wurzel des Begehrens (tanhā), weil nämlich durch Wohlgefühl Begehren entsteht. Wahrnehmung ist eine Wurzel der falschen Ansichten (ditthi), weil diese nämlich durch unklare Wahrnehmung eines Objektes entstehen. Verkehrte Gedanken sind eine Wurzel des Dünkels (māna), der durch den Ichgedanken entsteht.


A.VII. 38 Der Selbstbeherrschte I-II

Im Besitze von sieben Eigenschaften, ihr Mönche, hat der Mönch seinen Geist in der Gewalt, wird nicht von seinem Geiste beherrscht. Welches sind diese sieben Eigenschaften?

Da versteht sich der Mönch auf die Sammlung, auf das Eintreten in die Sammlung, auf das Verweilen in der Sammlung, auf das Heraustreten aus der Sammlung, auf die Veredlung der Sammlung, auf die Objekte der Sammlung und auf die Erhöhung der Sammlung.

Im Besitze dieser sieben Eigenschaften, ihr Mönche, hat der Mönch seinen Geist in der Gewalt, wird nicht von seinem Geiste beherrscht. (Vgl. A.VI.24; M. 32.)

(Im Anschluß wird das Gleiche von Sāriputta ausgesagt.)


A.VII. 39 Der ehrwürdige Mönch I

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika. Und der ehrwürdige Sāriputta kleidete sich in der Frühe an, nahm Gewand und Schale und begab sich nach Sāvatthī um Almosenspeise. Da aber dachte er: "Zu früh ist es noch, um in Sāvatthī um Almosenspeise zu gehen. So will ich denn das Kloster der andersfährtigen Wanderasketen aufsuchen!" Und der ehrwürdige Sāriputta begab sich zum Kloster der andersfährtigen Wanderasketen. Dort angelangt, wechselte er freundlichen Gruß, und nach Austausch höflicher und zuvorkommender Worte setzte er sich zur Seite nieder. Bei dieser Gelegenheit nun kam unter den andersfährtigen Wanderasketen, als sie so beisammen dasaßen, die Rede darauf, daß einer, der zwölf Jahre lang das vollkommene und lautere Heilige Leben führe, mit Recht als ein 'ehrwürdiger Mönch' (niddaso bhikkhu; s. A.VII.18, mit Anm.) bezeichnet werden könne.

Der ehrwürdige Sāriputta aber weder billigte noch mißbilligte die Worte jener andersfährtigen Wanderasketen. Ohne Beifall oder Mißfallen zu zeigen, erhob er sich von seinem Sitze und entfernte sich, im Gedanken: "Vom Erhabenen werde ich wohl den Sinn jener Rede erfahren." Nachdem nun der ehrwürdige Sāriputta um Almosenspeise gegangen war, begab er sich am Nachmittage, nach Beendigung des Mahles, zum Erhabenen. Dort angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend teilte er dem Erhabenen alles mit und sprach: "Kann man wohl, o Herr, in dieser Lehre und Zucht einen Mönch bloß der Anzahl seiner Ordensjahre wegen als 'ehrwürdig' bezeichnen?"

-"Nein, Sāriputta, nicht kann man in dieser Lehre und Zucht einen Mönch bloß der Anzahl seiner Ordensjahre wegen als 'ehrwürdig' bezeichnen. Sieben Grundlagen der Ehrwürdigkeit, Sāriputta, habe ich gewiesen, nachdem ich sie selber erkannt und verwirklicht habe. Welche sieben?

"Da hat der Mönch einen starken Trieb zur Befolgung der geistigen Schulung, und auch späterhin verläßt ihn nicht die Liebe zur Befolgung der geistigen Schulung. Er hat einen starken Trieb zum Verständnis der Lehre - zur Zügelung seiner Wünsche - zur Abgeschiedenheit - zum Einsatz seiner Willenskraft - zur Achtsamkeit und Besonnenheit - zu durchdringender Erkenntnis, und auch späterhin verläßt ihn nicht die Liebe dazu.

"Diese sieben Grundlagen der Ehrwürdigkeit, Sāriputta, habe ich gewiesen, nach dem ich sie selber erkannt und verwirklicht habe. Wenn ein Mönch, Sāriputta, mit diesen sieben Grundlagen der Ehrwürdigkeit ausgestattet, zwölf Jahre oder vierundzwanzig Jahre oder sechsunddreißig Jahre oder achtundvierzig Jahre lang das vollkommene und lautere Heilige Leben führt, so kann man ihn mit Recht als einen 'ehrwürdigen Mönch' bezeichnen."


A.VII. 40 Der ehrwürdige Mönch II

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene im Ghosita-Kloster bei Kosambi. Und der ehrwürdige Ananda kleidete sich in der Frühe an, nahm Gewand und Schale un begab sich nach Kosambi um Almosenspeise....

(Alles folgende entspricht genau dem Text 39, außer den 'sieben Grundlagen der Ehrwürdigkeit', die hier wie folgt lauten:)

"Da, Ananda, besitzt ein Mönch Vertrauen, Schamgefühl, sittliche Scheu, großes Wissen, Willenskraft, Achtsamkeit und Weisheit. Diese sieben Grundlagen der Ehrwürdigkeit habe ich gewiesen, nachdem ich sie selber erkannt und verwirklicht habe."


5. Kapitel: mahā-yañña-vagga

A.VII. 41 Die sieben Bewußtseinsstätten

Sieben Bewußtseinsstätten (viññānatthitiyo) gibt es, ihr Mönche. Welche sieben?

Es gibt Wesen, ihr Mönche, die verschieden sind in Körperform und verschieden in Wahrnehmung (*1), als wie die Menschen, einige Himmelswesen (*2) und einige Wesen der niederen Welten. Das ist die erste Bewußtseinsstätte.

Es gibt Wesen, ihr Mönche, die verschieden sind in Körperform, aber gleich in Wahrnehmung, als wie die Götter der Brahmawelt, die durch die erste [Vertiefung] entstandenen (*3). Das ist die zweite Bewußtseinsstätte.

Es gibt Wesen, ihr Mönche, die gleich sind in Körperform, aber verschieden in Wahrnehmung, als wie die Strahlenden Götter (*4). Das ist die dritte Bewußtseinsstätte.

Es gibt Wesen, ihr Mönche, die gleich sind in Körperform und gleich in Wahrnehmung, als wie die All-leuchtenden Götter (*5). Das ist die vierte Bewußtseinsstätte.

Es gibt Wesen, ihr Mönche, die durch völlige Überwindung der Körperlichkeitswahrnehmungen, durch das Schwinden der Rückwirkwahrnehmungen und Nichtbeachten der Vielheitswahrnehmungen, mit der Vorstellung der Unendlichkeit des Raums, im Gebiete der Raumunendlichkeit erschienen sind. Das ist die fünfte Bewußtseinsstätte.

Es gibt, ihr Mönche, Wesen, die durch völlige Überwindung des Raumunendlichkeitsgebietes, mit der Vorstellung der Unendlichkeit des Bewußtseins, im Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit erschienen sind. Das ist die sechste Bewußtseinsstätte.

Es gibt, ihr Mönche, Wesen, die durch völlige Überwindung des Gebietes der Bewußtseinsunendlichkeit, mit der Vorstellung 'Nichts ist da', im Nichtsheitgebiet erschienen sind. Das ist die siebente Bewußtseinsstätte (*6).

Diese sieben Bewußtseinsstätten gibt es, ihr Mönche.


(*1) Dies bezieht sich auf ihre Bewußtseinsbeschaffenheit. K: Die mit ihrem Wiedergeburts-Bewußtsein verbundene Wahrnehmung.

(*2) D.i., die sechs zur Sinnensphäre (kāmāvacara) gehörenden Himmelswesen.

(*3) pathamābhinibbattā; d.h., das ihre Wiedergeburt bedingende Kamma ist das der ersten Vertiefung. Zu den Göttern der Brahmawelt gehören die folgenden Himmelswesen: das 'Brahmagefolge' (brahma-pārisajja), die 'Brahma-Priester' (brahma-purohita) und die 'Großen Brahmas' (mahā-brahmāno). Vom Grade der Intensität der von ihnen erreichten 1. Vertiefung hängt ihre Verschiedenheit in Größe, Gestalt und Lebenszeit ihrer ätherischen Körperlichkeit ab. Ihre Wahrnehmungsart aber, die der 1. Vertiefung entspricht, ist bei ihnen identisch.

(*4) ābhassarā devā. Ihre Bewußtseinsstufe mag die 2. oder 3. Vertiefung sein, und zwar nach der Fünfer-Einteilung des Abhidhamma. Nach dieser Einteilung ist in der 2. Vertiefung noch das Vertiefungsglied 'Überlegen' (vicāra) anwesend, das erst in der 3. Vertiefung schwindet; daraus ergibt sich eine Verschiedenheit der Wahrnehmung.

(*5) subhakinhā. Ihre Bewußtseinsstufe ist die 4. Vertiefung, worin ihre einheitliche Wahrnehmung besteht.

(*6) Die fünfte, sechste und siebente Bewußtseinsstätte besteht in den drei ersten der vier unkörperlichen Welten (arūpa-loka; s. Wtb; VisM X, 1), die den betreffenden Vertiefungsstufen entsprechen. Die vierte, das 'Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nicht-Wahrnehmung', wird nicht unter die 'Bewußtseinsstätten' gezählt, da dort das Bewußtsein, und damit auch die Wahrnehmung, fast bis zur Nichtexistenz reduziert ist.


A.VII. 42 Das Rüstzeug der Sammlung

Sieben Rüstzeuge der Sammlung (*1) gibt es, ihr Mönche. Welche sieben?

Rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Tun, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung und rechte Achtsamkeit. 

Die mit diesen sieben Gliedern ausgerüstete Einheit des Geistes aber, ihr Mönche, bezeichnet man als die Edle rechte Sammlung, samt ihrer Grundlage, samt ihrem Rüstzeug.


(*1) samādhi-parikkhāra. Hier ist die mit einem der vier Hohen Pfade (d.i. des Stromeintritts usw. verbundene 'edle Sammlung' (ariya-samādhi) gemeint.


A.VII. 43 Die sieben Feuer

Sieben Feuer gibt es, ihr Mönche:

  1. das Feuer der Gier,
  2. das Feuer des Hasses,
  3. das Feuer der Verblendung,
  4. das opferwürdige Feuer,
  5. das Feuer des Familienvaters,
  6. das gabenwürdige Feuer und
  7. das Holzfeuer

(Erklärung in Text 44).


A.VII. 44 Das große Opfer

Einst weilte der Erhabene im Jetahaine bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika. Zu jener Zeit nun stand ein großes Opferfest des Brahmanen Uggata-Sarīra bevor. Fünfhundert Stiere hatte man für das Opfer zum Opferpfosten hingeführt, desgleichen fünfhundert Farren, fünfhundert Färsen, fünfhundert Ziegen und fünfhundert Widder. Und der Brahmane Uggata-Sarīra begab sich zum Erhabenen. Dort angelangt wechselte er mit ihm freundlichen Gruß, und nach Austausch höflicher und zuvorkommender Worte setzte er sich zur Seite nieder. Darauf sprach er zum Erhabenen:

"Gehört habe ich, Herr Gotama, daß das Darbringen des Feueropfers und das Aufrichten des Opferpfostens hohen Lohn und Segen bringt."

-"Auch ich, Brahmane, habe das gehört."

Und zum zweiten und dritten Male sprach der Brahmane Uggata-Sarīra zum Erhabenen also:

"Gehört habe ich, Herr Gotama, daß das Darbringen des Feueropfers und das Aufrichten des Opferpfostens hohen Lohn und Segen bringt."

-"Auch ich, Brahmane, habe das gehört."

-"So stimmen wir also, Herr Gotama, hierin mit dem Herrn Gotama ganz und gar überein."

Auf diese Worte sprach der ehrwürdige Ananda zum Brahmanen Uggata-Sarīra.

"Nicht hat man, o Brahmane, auf solche Weise die Vollendeten anzugehen. Folgendermaßen, o Brahmane, möge man die Vollendeten angehen: 'Ein Feueropfer, o Her möchte ich darbringen und den Opferpfosten aufrichten lassen. Möge mich, o Her der Erhabene ermahnen! Möge mich, o Herr, der Erhabene unterweisen, auf daß mir lange zum Heile und Wohle gereiche!"

Darauf sprach der Brahmane Uggata-Sarīra zum Erhabenen:

"Ein Feueropfer, o Herr, möchte ich darbringen und den Opferpfosten aufrichte lassen. Möge mich, o Herr, der Erhabene ermahnen! Möge mich, o Herr, der Erhabene unterweisen, auf daß es mir lange zum Wohle und Heile gereiche!"

-"Wer, o Brahmane, eine Feueropfer darbringen und den Opferpfosten aufrichten läßt, der richtet bereits vor dem Opfern drei Schwerter auf, unheilsame, leiderzeugende, leiderwirkende. Welche drei? Das Schwert in Werken, das Schwert in Worten und das Schwert in Gedanken (*1).

"Wer, Brahmane, ein Feueropfer darbringt und den Opferpfosten aufrichten läßt, der läßt bereits vor dem Opfern diesen Gedanken in sich aufsteigen: 'So und so viele Stiere, Farren, Färsen, Ziegen und Widder sollen für das Opfer geschlachtet werden!' Im Glauben, daß er etwas Verdienstvolles tut, tut er etwas Schuldhaftes. Im Glauben, daß er etwas Heilsames tut, tut er etwas Unheilsames. Im Glauben, daß er den Weg zu glücklicher Wiedergeburt sucht, sucht er den Weg zu leidvoller Wiedergeburt. Wer, Brahmane, ein Feueropfer darbringen und den Opferpfosten aufrichten läßt, der richtet bereits vor dem Opfern dieses erste Schwert in Gedanken auf, das unheilsame, leiderzeugende, leiderwirkende.

"Wer ferner, o Brahmane, ein Feueropfer darbringen und den Opferpfosten aufrichten läßt, der spricht bereits vor dem Opfern Worte wie diese: 'So und so viele Stiere, Farren, Färsen, Ziegen und Widder sollen für das Opfer geschlachtet werden!' Im Glauben, daß er etwas Verdienstvolles tut, tut er etwas Schuldhaftes. Im Glauben, daß er etwas Heilsames tut, tut er etwas Unheilsames. Im Glauben, daß er den Weg zu glücklicher Wiedergeburt sucht, sucht er den Weg zu leidvoller Wiedergeburt. Wer, Brahmane, ein Feueropfer darbringen und den Opferpfosten aufrichten läßt, der richtet bereits vor dem Opfern dieses zweite Schwert in Worten auf, das unheilsame, leiderzeugende, leiderwirkende.

"Wer ferner, o Brahmane, ein Feueropfer darbringen und den Opferpfosten aufrichten läßt, der macht sich selber als erster daran, die Stiere, Farren, Färsen, Ziegen und Widder zu schlachten. Im Glauben, daß er etwas Verdienstvolles tut, tut er etwas Schuldhaftes. Im Glauben, daß er etwas Heilsames tut, tut er etwas Unheilsames. Im Glauben, daß er den Weg zu glücklicher Wiedergeburt sucht, sucht er den Weg zu leidvoller Wiedergeburt. Wer, Brahmane, ein Feueropfer darbringen und den Opferpfosten aufrichten läßt, der richtet bereits vor dem Opfern dieses dritte Schwert in Werken auf, das unheilsame, leiderzeugende, leiderwirkende.

"Wer, Brahmane, ein Feueropfer darbringen und den Opferpfosten aufrichten läßt, der richtet bereits vor dem Opfern diese drei Schwerter auf, die unheilsamen, leiderzeugenden, leiderwirkenden.

"Drei Feuer, Brahmane, hat man zu verwerfen, zu vermeiden, nicht zu unterhalten, nämlich: das Feuer der Gier, das Feuer des Hasses und das Feuer der Verblendung. Und warum? Von Gier, Haß und Verblendung getrieben und überwältigt, besessenen Herzens, führt man in Werken, Worten und Gedanken einen schlechten Wandel; und solchen schlechten Wandel führend, gelangt man beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in niedere Welt, auf eine Leidensfährte, in die Daseinsabgründe, zur Hölle. Darum, Brahmane, hat man diese drei Feuer zu verwerfen, zu vermeiden, nicht zu unterhalten.

"Drei Feuer aber, Brahmane, hat man in gutem Zustand zu erhalten, indem man sie achtet, ehrt, schätzt und hochhält. Welche drei? Das opferwürdige Feuer, das Feuer des Familienvaters und das gabenwürdige Feuer.

"Was aber, Brahmane, ist das opferwürdige Feuer? Wenn da einem Vater und Mutter noch am Leben sind, so gelten für ihn diese als das opferwürdige Feuer. Und warum? Weil man eben von ihnen [auf die Welt] gebracht wurde (so auch in A.IV.61; A.V.41), von ihnen herstammt, daher hat man dieses opferwürdige Feuer in gutem Zustand zu erhalten, indem man es achtet, ehrt, schätzt und hochhält.

"Was aber, Brahmane, ist das Feuer des Familienvaters? Was da einer an Frauen, Kindern, Knechten, Dienern und Arbeitern besitzt, das nennt man das Feuer des Familienvaters. Darum hat man dieses Feuer des Familienvaters in gutem Zustand zu erhalten, indem man es achtet, ehrt, schätzt und hochhält.

"Was aber, Brahmane, ist das gabenwürdige Feuer? Was es da, Brahmane, an Asketen und Priestern gibt, die, falscher Lehre abhold, in Duldsamkeit und Milde gefestigt, einzig ihr Ich bezähmen, zur Ruhe bringen und erlöschen lassen, das nennt man das gabenwürdige Feuer. Darum hat man dieses gabenwürdige Feuer in gutem Zustand zu erhalten, indem man es achtet, ehrt, schätzt und hochhält.

"Das Holzfeuer aber, Brahmane, hat man von Zeit zu Zeit anzuzünden, von Zeit zu Zeit zu beobachten, von Zeit zu Zeit auszulöschen, von Zeit zu Zeit am Brennen zu halten."

Auf diese Worte sprach der Brahmane Uggata-Sarīra zum Erhabenen:

"Vortrefflich, Herr Gotama! Vortrefflich, Herr Gotama! Möge mich der Herr Gotama als seinen Laienjünger betrachten, der von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat. Ich will nun, Herr Gotama, die fünfhundert Stiere, die fünfhundert Farren, die fünfhundert Färsen, die fünfhundert Ziegen und die fünfhundert Widder freilassen und ihnen das Leben schenken. Grüne Gräser mögen sie fressen und sich an kühlendem Wasser laben, und kühlende Lüfte mögen sie umwehen!"


(*1) 'Schwert' im Sinne von etwas Schädigendem, Gewalttätigem. Dies ist im Originaltext ein Wortspiel: ato h'āyam āhuto = āhuneyyo.


    Oben  


sp;   Oben