Anguttara Nikaya

17. Kapitel: patipadā-vagga

A.IV. 161 Vier Wege des Fortschritts

Vier Wege des Fortschritts (*1) gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Diese vier Wege des Fortschritts gibt es, ihr Mönche.


(*1) catasso patipadā; vgl. VisM 105, 798.

(*2) dukkha-patipadā. Dukkha hat hier folgende Bedeutungs-Nuancen: 1. schwierig, 2. leidvoll (wie in Text 162), 3. mit unerfreulichem Übungsobjekt verbunden (wie in Text 163).

(*3) sukha-patipadā. Sukha bezieht sich hier 1. auf den verhältnismäßig leichten Kampf mit den Leidenschaften, der daher wenig Leid verursacht (Text 162) und 2. auf den glücklichen Gemütszustand während der Vertiefungen (Text 163).


A.IV. 162 Starke und schwache Leidenschaft

(1. Abschnitt = Text 161)

Was aber, ihr Mönche, ist der mühsame Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis?

Da, ihr Mönche, besitzt einer von Natur aus starke Gier, starken Haß oder starke Verblendung, und infolge davon empfindet er häufig Leiden und Gram. Die fünf Fähigkeiten, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit (*1), sind nur schwach in ihm entwickelt; und da sie schwach entwickelt sind, erreicht er nur langsam die unmittelbare Bedingung (*2) der Triebversiegung. Das, ihr Mönche, nennt man den mühsamen Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis.

Was aber, ihr Mönche, ist der mühsame Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis?

Da, ihr Mönche, besitzt einer von Natur aus starke Gier, starken Haß oder starke Verblendung, und infolge davon empfindet er häufig Leiden und Gram. Doch die fünf Fähigkeiten, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm stark entwickelt; und da sie stark entwickelt sind, erreicht er schnell die unmittelbare Bedingung der Triebversiegung. Das, ihr Mönche, nennt man den mühsamen Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis.

Was aber, ihr Mönche, ist der mühelose Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis?

Da, ihr Mönche, besitzt einer von Natur aus keine starke Gier, keinen starken Haß, keine starke Verblendung, und infolge davon empfindet er nur selten Leiden und Gram; doch die fünf Fähigkeiten, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm nur schwach entwickelt; und da sie schwach entwickelt sind, erreicht er nur langsam die unmittelbare Bedingung der Triebversiegung. Das, ihr Mönche, nennt man den mühelosen Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis.

Was aber, ihr Mönche, ist der mühelose Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis?

Da, ihr Mönche, besitzt einer von Natur aus keine starke Gier, keinen starken Haß, keine starke Verblendung; und infolge davon empfindet er nur selten Leiden und Gram. Doch die fünf Fähigkeiten, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm stark entwickelt; und da sie stark entwickelt sind, erreicht er schnell die unmittelbare Bedingung der Triebversiegung. Das, ihr Mönche, nennt man den mühelosen Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis.

Diese vier Wege des Fortschritts gibt es, ihr Mönche.


(*1) K: »Gemeint sind hier jene fünf Fähigkeiten, die den Hellblick (vipassanā) als fünftes haben; denn die 'Fähigkeit der Weisheit' (paññindriya) bezeichnet hier die Weisheit des Hellblicks.« - Diese fünf geistigen Fähigkeiten (indriya) sind die notwendigen Werkzeuge zur erfolgreichen Entfaltung des Hellblicks und somit zur Gewinnung der Heiligkeit. Vom Grade ihrer Entwicklung hängt es ab, ob man schneller oder langsamer, bereits in diesem oder erst in einem späteren Leben das Ziel erreicht, unabhängig davon, ob der vorhergegangene Kampf zur Überwindung der Leidenschaften qualvoll oder quallos, mühsam oder mühelos war (s. Text 169).

(*2) ānantariyam; K: die mit dem (Heiligkeits-) Pfad verbundene Geistessammlung (maggasamādhi), die unmittelbar (anantara) darauf ihr Ergebnis zeitigt; nämlich die Bewußtseinsmomente der Heiligkeits-Frucht (arahattaphala), welche unmittelbar auf die nur einen einzigen Bewußtseinsmoment währende Pfad-Erreichung folgen. Vgl. Snp. 226 (Anm. in Übs.).


A.IV. 163 Betrachtung und Vertiefung

(1. Abschnitt = Text 161)

Was aber ,ihr Mönche, ist der mühsame Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis?

Da, ihr Mönche, verweilt der Mönch in der Betrachtung der Widerlichkeit des Körpers (vgl. die 10 Vorstellungen in A.I.35.); er ist eingedenk des Ekels bei der Nahrung (vgl. VisM 390), eingedenk der Reizlosigkeit jeglichen Daseins (vgl. A.X.60); er betrachtet die Vergänglichkeit aller Gebilde, und die Vorstellung des Todes (vgl. A.VIII.73-74; VisM 267) ist gut gefestigt in seinem Inneren. Die fünf Schulungskräfte (*1) sind seine Stütze, nämlich Vertrauen, Schamgefühl, sittliche Scheu, Willenskraft und Weisheit. 

Die fünf Fähigkeiten aber, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm schwach entwickelt; und da sie schwach entwickelt sind, erreicht er nur langsam die unmittelbare Bedingung der Triebversiegung. Das, ihr Mönche, nennt man den mühsamen Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis.

Was aber, ihr Mönche, ist der mühsame Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis ?

Da, ihr Mönche, verweilt der Mönch in der Betrachtung der Widerlichkeit des Körpers; er ist eingedenk des Ekels bei der Nahrung, eingedenk der Reizlosigkeit jeglichen Daseins; er betrachtet die Vergänglichkeit aller Gebilde, und die Vorstellung des Todes ist gut gefestigt in seinem Inneren. Die fünf Schulungskräfte sind seine Stütze, nämlich Vertrauen, Schamgefühl, sittliche Scheu, Willenskraft und Weisheit. Die fünf Fähigkeiten aber, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm stark entwickelt; und da sie stark entwickelt sind, erreicht er schnell die unmittelbare Bedingung der Triebversiegung. Das, ihr Mönche, nennt man den mühsamen Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis.

Was aber, ihr Mönche, ist der mühelose Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis?

Da, ihr Mönche, gewinnt der Mönch ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen . . . die erste Vertiefung, . . . die zweite Vertiefung, . . . die dritte Vertiefung, . . . die vierte Vertiefung. Die fünf Schulungskräfte sind seine Stütze, nämlich Vertrauen, Schamgefühl, sittliche Scheu, Willenskraft und Weisheit. Die fünf Fähigkeiten aber, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm schwach entwickelt; und da sie schwach entwickelt sind, erreicht er nur langsam die unmittelbare Bedingung der Triebversiegung. Das, ihr Mönche, nennt man den mühelosen Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis.

Was aber, ihr Mönche, ist der mühelose Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis? Da, ihr Mönche, gewinnt der Mönch ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen . . . die erste Vertiefung, . . . die zweite Vertiefung, . . . die dritte Vertiefung, . . . die vierte Vertiefung. Die fünf Schulungskräfte sind seine Stütze, nämlich Vertrauen, Schamgefühl, sittliche Scheu, Willenskraft und Weisheit. Die fünf Fähigkeiten, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm stark entwickelt; und da sie stark entwickelt sind, erreicht er schnell die unmittelbare Bedingung der Triebversiegung. Das, ihr Mönche, nennt man den mühelosen Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis.

Diese vier Wege des Fortschritts gibt es, ihr Mönche.


(*1) sekha-balāni, wtl.: die Kräfte eines Schulungstüchtigen: erklärt in A.V.2; s. auch A.IV.168; A.II.11. K vergleicht sie mit Palisaden, hinter die sich ein Krieger zurückzieht, wenn er vom Kampf ermüdet ist. Der 'Kampf' ist hier das Ringen um den Hellblick.


A.IV. 164 Vier Wege des Verhaltens I

Vier Wege des Verhaltens gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Was aber, ihr Mönche, ist der Weg der Ungeduld? 

Das, ihr Mönche, nennt man den Weg der Ungeduld.

Was aber, ihr Mönche, ist der Weg der Geduld? 

Das, ihr Mönche, nennt man den Weg der Geduld.

Was aber, ihr Mönche, ist der Weg der Bezähmung? Erblickt da der Mönch mit dem Auge eine Form, so haftet er weder am Ganzen, noch an den Einzelheiten. Und weil bei unbewachtem Auge Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, daher bemüht er sich, dem zu wehren; er bewacht das Auge und zügelt es. Vernimmt er mit dem Ohre einen Ton - riecht er mit der Nase einen Duft - schmeckt er mit der Zunge einen Saft - fühlt er mit dem Körper etwas Tastbares - ist er sich mit dem Geiste eines Gedankens bewußt, so haftet er weder am Ganzen, noch an den Einzelheiten. Und weil bei unbewachtem Geiste Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, daher bemüht er sich, dem zu wehren; er bewacht den Geist und zügelt ihn. Das, ihr Mönche, nennt man den Weg der Bezähmung.

Was aber, ihr Mönche, ist der Weg der Stillung? 

Da läßt der Mönch einen aufgestiegenen Gedanken der Sinnenlust nicht Fuß fassen, überwindet, vertreibt und stillt ihn, macht ihn zunichte, bringt ihn zum Schwinden. 

Er läßt einen aufgestiegenen Gedanken des Hasses, einen aufgestiegenen Gedanken der Schädigung, sowie andere üble, unheilsame Dinge, die da aufsteigen, nicht Fuß fassen, überwindet, vertreibt und stillt sie, macht sie zunichte, bringt sie zum Schwinden. 

Das, ihr Mönche, nennt man den Weg der Stillung.

Diese vier Wege des Verhaltens gibt es, ihr Mönche.


A.IV. 165 Vier Wege des Verhaltens II

Vier Wege des Verhaltens gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Was aber, ihr Mönche, ist der Weg der Ungeduld? Da vermag einer nicht, Hitze und Kälte zu erdulden, Hunger und Durst und die Belästigung durch Bremsen, Stechmücken, Wind, Sonne und Kriechtiere. Unerträglich sind ihm gehässige, unfreundliche Worte, sowie aufgestiegene körperliche Schmerzgefühle, scharfe, stechende, brennende, beschwerliche, unangenehme und lebensgefährliche. Das, ihr Mönche, nennt man den Weg der Ungeduld.

Was aber, ihr Mönche, ist der Weg der Geduld? Da erträgt einer geduldig Hitze und Kälte, Hunger und Durst und die Belästigung durch Bremsen, Stechmücken, Wind, Sonne und Kriechtiere. Standhaft erträgt er gehässige, unfreundliche Worte sowie aufgestiegene körperliche Schmerzgefühle, scharfe, stechende, brennende, beschwerliche, unangenehme und lebensgefährliche. Das, ihr Mönche, nennt man den Weg der Geduld.

Was aber, ihr Mönche, ist der Weg der Bezähmung? Erblickt da der Mönch mit dem Auge eine Form . . . (wie in Text 164)

Was aber, ihr Mönche, ist der Weg der Stillung? Da läßt der Mönch einen aufgestiegenen Gedanken der Sinnenlust nicht Fuß fassen . . . (wie in Text 164)

Diese vier Wege des Verhaltens gibt es, ihr Mönche.


A.IV. 166 Vorzüglicher Fortschritt

Vier Wege des Fortschritts gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Hierbei nun, ihr Mönche, gilt derjenige Weg des Fortschritts, der mühsam ist und mit langsamem Verständnis verbunden, aus zwei Gründen als ein geringerer. Weil dieser Fortschritt mühsam ist, aus diesem Grunde gilt er als geringer; und weil dieser Fortschritt mit langsamem Verständnis verbunden ist, auch aus diesem Grunde gilt er als geringer. Aus diesen beiden Gründen eben, ihr Mönche, gilt dieser Weg des Fortschritts als geringer.

Derjenige Weg des Fortschritts, der mühsam ist, doch mit schnellem Verständnis verbunden, dieser gilt wegen seiner Mühsamkeit als geringer.

Derjenige Weg des Fortschritts, der mühelos ist, doch mit langsamem Verständnis verbunden, dieser gilt wegen seiner Langsamkeit als geringer.

Derjenige Weg des Fortschritts aber, der mühelos ist und mit schnellem Verständnis verbunden, dieser gilt aus zwei Gründen als vorzüglich. Weil dieser Fortschritt mühelos ist, aus diesem Grunde gilt er als vorzüglich; und weil dieser Fortschritt mit schnellem Verständnis verbunden ist, auch aus diesem Grund gilt er als vorzüglich. Aus diesen beiden Gründen eben, ihr Mönche, gilt dieser Weg des Fortschritts als vorzüglich.

Diese vier Wege des Fortschritts gibt es, ihr Mönche.


A.IV. 167 Moggallānas Triebversiegung

Einst begab sich der ehrwürdige Sāriputta dorthin, wo der ehrwürdige Mahā-Moggallāna weilte. Dort angelangt, wechselte er mit dem ehrwürdigen Mahā-Mogallāna freundlichen Gruß, und nach Austausch höflicher, zuvorkommender Worte setzte er sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach nun der ehrwürdige Sāriputta zum ehrwürdigen Mahā-Moggallāna also:

»Vier Wege des Fortschritts gibt es, Bruder Moggallāna.... Auf welchem nun von diesen vier Wegen des Fortschritts, o Bruder, wurde dein Herz ohne Hangen von den Trieben befreit?« -

»Auf demjenigen von diesen vier Wegen des Fortschritts, der mühsam ist und mit schnellem Verständnis verbunden, auf diesem Wege, Bruder, wurde mein Herz ohne Hangen von den Trieben befreit.«


K: »Die drei ersten Hohen Pfade (d.i. Stromeintritt usw.) waren bei Mahā-Mogallāna von mühelosem Fortschritt und langsamem Verständnis begleitet, der Heiligkeits-Pfad jedoch von mühevollem Fortschritt und schnellem Verständnis; auf das letztere bezieht sich die Aussage des Textes.« Abweichende Angaben über die Fortschrittsarten auf den ersten drei Pfaden finden sich jedoch in VisM 798 und Atthasālinī.


A.IV. 168 Sāriputtas Triebversiegung

Einst begab sich der ehrwürdige Mahā-Mogallāna dorthin, wo der ehrwürdige Sāriputta weilte. Dort angelangt, wechselte er mit dem ehrwürdigen Sāriputta freundlichen Gruß,und nach Austausch höflicher, zuvorkommender Worte setzte er sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach nun der ehrwürdige Mahā-Mogallāna zum ehrwürdigen Sāriputta also:

»Vier Wege des Fortschritts gibt es, Bruder Sāriputta.... Auf welchem nun von diesen vier Wegen des Fortschritts, o Bruder, wurde dein Herz ohne Hangen von den Trieben befreit?« -

»Auf demjenigen von diesen vier Wegen des Fortschritts, der mühelos ist und mit schnellem Verständnis verbunden, auf diesem Wege, Bruder, wurde mein Herz ohne Hangen von den Trieben befreit.«


(Bei Sāriputta waren die drei ersten Hohen Pfade gleichfalls mit mühelosem Fortschritt und langsamem Verständnis verbunden, der Heiligkeits-Pfad jedoch mit mühelosem Fortschritt und schnellem Verständnis.)


A.IV. 169 Wege zur Erlösung I

Vier Menschen, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen. Welche vier?

Da, ihr Mönche, wird einer noch, bei Lebzeiten ein Mühsam Erlöschender und ein anderer wird es beim Zerfall des Körpers. Da wird einer noch bei Lebzeiten ein Mühelos Erlöschender (*1) und ein anderer wird es beim Zerfall des Körpers.

Wie aber, ihr Mönche, wird einer noch bei Lebzeiten ein Mühsam Erlöschender? Da verweilt ein Mönch in der Betrachtung der Widerlichkeit des Körpers; er ist eingedenk des Ekels bei der Nahrung, eingedenk der Reizlosigkeit jeglichen Daseins; er betrachtet die Vergänglichkeit aller Gebilde, und die Vorstellung des Todes ist gut gefestigt in seinem Inneren. Die fünf Schulungskräfte sind seine Stütze, nämlich Vertrauen, Schamgefühl, sittliche Scheu, Willenskraft und Weisheit. Die fünf Fähigkeiten, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm stark entwickelt; und da sie stark entwickelt sind, wird er noch bei Lebzeiten ein Mühsam Erlöschender.

Wie aber wird einer beim Zerfall des Körpers ein Mühsam Erlöschender? Da verweilt ein Mönch in der Betrachtung der Widerlichkeit des Körpers; er ist eingedenk des Ekels bei der Nahrung, eingedenk der Reizlosigkeit jeglichen Daseins; er betrachtet die Vergänglichkeit aller Gebilde, und die Vorstellung des Todes ist gut gefestigt in seinem Inneren. Die fünf Schulungskräfte sind seine Stütze, nämlich Vertrauen, Schamgefühl, sittliche Scheu, Willenskraft und Weisheit. Die fünf Fähigkeiten aber, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm schwach entwickelt; und da sie schwach entwickelt sind, wird er erst beim Zerfall des Körpers ein Mühsam Erlöschender.

Wie aber wird einer noch bei Lebzeiten ein Mühelos Erlöschender? Da gewinnt ein Mönch ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen . . . die erste Vertiefung . . . die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung . . . die vierte Vertiefung. Die fünf Schulungskräfte sind seine Stütze, nämlich Vertrauen, Schamgefühl, sittliche Scheu, Willenskraft und Weisheit. Die fünf Fähigkeiten, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm stark entwickelt; und da sie stark entwickelt sind, wird er noch bei Lebzeiten ein Mühelos Erlöschender.

Wie aber wird einer beim Zerfall des Körpers ein Mühelos Erlöschender? Da gewinnt ein Mönch ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen . . . die erste Vertiefung . . . die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung . . . die vierte Vertiefung. Die fünf Schulungskräfte sind seine Stütze, nämlich Vertrauen, Schamgefühl, sittliche Scheu, Willenskraft und Weisheit. Die fünf Fähigkeiten aber, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm schwach entwickelt; und da sie schwach entwickelt sind, wird er erst beim Zerfall des Körpers ein Mühelos Erlöschender.

Diese vier Menschen, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen (*2).


(*1) sasankhāra-parinibbāyi, asankhāra-parinibbāyi; dies sind zwei der fünf Arten von Nichtwiederkehrern, die in A.III.88 aufgezählt sind.

(*2) Laut K sind die beiden ersten dieser vier Nichtwiederkehrer solche, die 'den Hellblick als Vehikel haben' (sukkha-vipassaka); die beiden anderen haben 'die Geistesruhe als Vehikel' (samatha-yānika). Diese Klassifizierung trifft jedoch nur für die Fälle zu, in denen die beiden ersten tatsächlich keine der Vertiefungen erreicht haben.


A.IV. 170 Wege zur Erlösung II

So habe ich gehört. Einstmals weilte der ehrwürdige Ananda im Ghosita-Kloster bei Kosambi. Dort wandte sich der ehrwürdige Ananda an die Mönche: »Liebe Mönche!« sprach er. »Bruder!« erwiderten jene Mönche dem ehrwürdigen Ananda. Und der ehrwürdige Ananda sprach:

»Wer auch immer, ihr Brüder, von den Mönchen oder Nonnen mir gegenüber die Erreichung der Heiligkeit kundgibt, der tut es auf vier Weisen oder auf eine von ihnen. Welches sind diese vier?

Da, ihr Brüder, entfaltet ein Mönch den Hellblick mit vorangehender Geistesruhe (*1). Indem er aber den Hellblick mit vorangehender Geistesruhe entfaltet, erschließt sich ihm der Pfad (*2). Jenen Pfad hegt und pflegt er, wandelt ihn beharrlich. Indem er aber jenen Pfad hegt und pflegt, ihn beharrlich wandelt, lösen sich ihm die Fesseln (*3) und die Neigungen (*4) ersterben.

Ferner noch, ihr Brüder: da entfaltet ein Mönch die Geistesruhe mit vorangehendem Hellblick (*5). Indem er aber die Geistesruhe mit vorangehendem Hellblick entfaltet, erschließt sich ihm der Pfad. Jenen Pfad hegt und pflegt er, wandelt ihn beharrlich. Indem er aber jenen Pfad hegt und pflegt, ihn beharrlich wandelt, lösen sich ihm die Fesseln und die Neigungen ersterben.

Ferner noch, ihr Brüder: da entfaltet ein Mönch Geistesruhe und Hellblick zum Paare verbunden (*6). Indem er aber die Paarverbindung von Geistesruhe und Hellblick entfaltet, erschließt sich ihm der Pfad. Jenen Pfad hegt und pflegt er, wandelt ihn beharrlich. Indem er aber jenen Pfad hegt und pflegt, ihn beharrlich wandelt, lösen sich ihm die Fesseln und die Neigungen ersterben.

Ferner noch, ihr Brüder: da wird bei einem Mönche der Geist von Wahrheitsunruhe ergriffen (*7). Es kommt aber die Zeit, wo der Geist sich innerlich festigt, sich völlig beruhigt, einig wird und sich sammelt; und dann erschließt sich ihm der Pfad (*8). Jenen Pfad hegt und pflegt er, wandelt ihn beharrlich. Indem er aber jenen Pfad hegt und pflegt, ihn beharrlich wandelt, lösen sich ihm die Fesseln und die Neigungen ersterben.

Wer auch immer, ihr Brüder, von den Mönchen oder Nonnen mir gegenüber die Erreichung der Heiligkeit kundgibt, der tut es auf diese vier Weisen oder auf eine von ihnen.«


(*1) Dies ist einer, der 'die Geistesruhe als Vehikel hat' (samatha-yānika); d.i. einer, der in seiner Meditationsübung zunächst die Vertiefungen zu erreichen trachtet und nach ihrer Gewinnung den Hellblick entfaltet.

(*2) K: »Der erste überweltliche Pfad (d.i. der des Stromeintritts).« Er ist das Ergebnis der Hellblicks-Entfaltung, d.i. des intuitiven, durch meditative Erfahrung gewonnenen Einblickes in die vergängliche, leidhafte und ichlose Natur aller Daseinsgebilde. - Wenn es im Text weiter heißt, daß der Mönch diesen Pfad »hegt und pflegt«, so bezieht sich dies auf eine verstärkte Entfaltung des Hellblicks mit dem Ziel, auch die drei höheren Pfade zu erreichen und damit von sämtlichen zehn, ans Dasein kettenden Fesseln befreit zu werden.

(*3) samyojana. Die 10 Fesseln sind aufgezählt in A.X.13. Über ihre allmähliche Lösung auf den vier überweltlichen Pfaden s. A.III.87; A.IV.241; ferner WdB § 60.

(*4) anusaya; s. A.VII.11-12.

(*5) K: Dies bezieht sich auf einen, der seiner natürlichen Veranlagung nach für den Hellblick befähigt ist und, davon ausgehend, dann die (volle) Geistessammlung erzeugt.

(*6) yuganaddha oder yuganandha. Bei dieser Übungsmethode entfaltet man zunächst die 1. Vertiefung und nach Austritt aus ihr den Hellblick, d.h. die Einsicht in die Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Unpersönlichkeit der mit dem Vertiefungsbewußtsein verbundenen geistigen und körperlichen Vorgänge. Darauf tritt man in die 2. Vertiefung ein, woran sich wieder die Hellblicksübung anschließt. So verbinden sich weiter paarweise die folgenden feinkörperlichen und die ersten drei unkörperlichen Vertiefungen mit der entsprechenden Hellblicksbetrachtung. Vgl. A.IX.36. - Im Patisambhidā-Magga, einem zum Khuddaka-Nikāya gehörenden kanonischen Werk, wird im Kapitel Yuganandha-kathā unser Text vollständig wiedergegeben und erklärt.

(*7) dhammuddhacca-viggahita-mānasam. Die Wiedergabe von dhamm'uddhacca wurde als eine knappe Formulierung aus VisM 758 übernommen, obwohl sie nicht ganz der hier gemeinter Bedeutung dieses Begriffes entspricht. Dhamma bedeutet hier nicht die Wahrheitslehre« sondern bezeichnet lt. K die (geistigen) Vorgänge (dhammā), die bei der Übung in Geistesruhe und Hellblick auftreten und durch Unruhe (uddhacca) gestört werden (samatha-vipassana-dhammesu . . uddhaccena viggahitam). Ebenso wie der verwandte Begriff dhamma-vitakka in A.III.102 wird auch dhamm'uddhacca (und zwar auch im Patisambhidā-Magga) auf die 'zehn Trübungen des Hellblicks' (vipassan'upakkilesa; s. VisM 758) bezogen, welche der Meditierende auf einer fortgeschrittenen Hellblicks-Stufe fälschlich für Anzeichen der Heiligkeitserreichung halten mag. Diese zehn sind: Lichtglanz (Aura), Erkenntnis, Begeisterung, Ruhe, Glücksgefühl, Entschlossenheit, Kraftanspannung, Achtsamkeit und Gleichmut. Diese zehn sind natürlich nicht an sich selber 'Trübungen', sondern werden es nur durch ihre falsche Beurteilung und den dadurch entstehenden Dünkel, der seinerseits zur Unterbrechung der Hellblicksübung führt und dadurch ein Element der Unruhe (uddhacca) und Ablenkung (vikkhepa) darstellt. - Viggahitam wird im Subk erklärt als virūpam gahitam, 'in falscher Weise ergriffen', d.h. abgelenkt.

(*8) Vgl. A.III. 102 zu dhamma-vitakka ('Gedanken an geistige Vorgänge').


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