Anguttara Nikaya

25. Kapitel: āpattibhya-vagga

A.IV. 241 Zwiespalt im Orden

Einst weilte der Erhabene im Ghosita-Kloster bei Kosambi. Da begab sich der ehrwürdige Ananda zum Erhabenen . . . und der Erhabene sprach zu ihm also:

»Ist nun, Ananda, jener Streit beigelegt?« -

»Wie sollte wohl, o Herr, jener Streit beigelegt sein? Des ehrwürdigen Anuruddha Schüler, Bāhiya mit Namen, besteht darauf, in der Mönchsgemeinde eine Spaltung hervorzurufen (sangha-bheda; s.A.I.25), und dazu meint der ehrwürdige Anuruddha auch nicht ein einziges Wort sagen zu müssen.« -

»Seit wann, Ananda, kümmert sich denn Anuruddha um Streitigkeiten in der Mönchsgemeinde? Könntest du nicht, Ananda, alle vorkommenden Streitigkeiten schlichten, zusammen mit Sāriputta und Moggallāna?

Aus vier Gründen, Ananda, freut sich der schlechte Mönch über eine Spaltung in der Mönchsgemeinde. Aus welchen vier Gründen?

Da ist der schlechte Mönch sittenlos, dem Schlechten ergeben, unreinen Geistes, von zweifelhaftem Benehmen, von versteckter Tat; ein Scheinasket, der sich als Asket ausgibt; ein unkeusch Lebender, der sich als keusch lebenden Jünger ausgibt; innerlich verdorben, befleckten Herzens, voller Unrat. Der sagt sich dann: 'Wenn die Mönche wissen, daß ich sittenlos bin, dem Schlechten ergeben, unreinen Geistes, von zweifelhaftem Benehmen, von versteckter Tat; ein Scheinasket, der sich als Asketen ausgibt; ein unkeusch Lebender, der sich als keusch lebenden Jünger ausgibt; innerlich verdorben, befleckten Herzens, voller Unrat - dies von mir wissend, werden die Mönche, wenn sie in Eintracht leben, mich ausstoßen, entzweit aber werden sie mich nicht ausstoßen.' Aus diesem ersten Grunde, Ananda, freut sich der schlechte Mönch über eine Spaltung in der Mönchsgemeinde.

Ferner noch, Ananda: da hegt der schlechte Mönch verkehrte Ansichten, ist einseitigen Ansichten zugetan (*1). Der sagt sich dann: 'Wenn die Mönche wissen, daß ich verkehrte Ansichten hege, daß ich einseitigen Ansichten zugetan bin, so werden sie, wenn sie in Eintracht leben, mich ausstoßen, entzweit aber werden sie mich nicht ausstoßen.' Aus diesem zweiten Grunde, Ananda, freut sich der schlechte Mönch über eine Spaltung in der Mönchsgemeinde.

Ferner noch Ananda: da hat der schlechte Mönch einen verkehrten Lebensunterhalt, verschafft sich seinen Lebensunterhalt auf verkehrte Weise (*2). Der sagt sich dann: 'Wenn die Mönche wissen, daß mein Lebensunterhalt verkehrt ist, daß ich mir meinen Lebensunterhalt auf verkehrte Weise verschaffe, so werden sie, wenn sie in Eintracht leben, mich ausstoßen, entzweit aber werden sie mich nicht ausstoßen.' Aus diesem dritten Grunde, Ananda, freut sich der schlechte Mönch über eine Spaltung in der Mönchsgemeinde.

Ferner noch, Ananda: da trachtet der schlechte Mönch nach Gewinn, Ehre und Ansehen. Der sagt sich dann: 'Wenn die Mönche wissen, daß ich nach Gewinn, Ehre und Ansehen trachte, so werden sie, wenn sie in Eintracht leben, mir keine Ehre, Achtung, Verehrung und Hochschätzung angedeihen lassen; entzweit aber werden sie mich ehren, achten, schätzen und hochhalten.' Aus diesem vierten Grunde, Ananda, freut sich der schlechte Mönch über eine Spaltung in der Mönchsgemeinde.

Aus diesen vier Gründen, Ananda, freut sich der schlechte Mönch über eine Spaltung in der Mönchsgemeinde.«


(*1) antaggāhikā ditthi. So werden 10 spekulative Theorien bezeichnet, die häufig in den Texten erwähnt werden: 1 - 4. Die Welt ist ewig - zeitlich, endlich - unendlich; 5 - 6. Leib und Seele sind eines - sind etwas Verschiedenes; 7 - 10. Der Vollendete besteht nach dem Tode - besteht nicht - besteht und besteht nicht (d.i. in gewisser Hinsicht) - besteht weder, noch besteht er nicht.

(*2) micchājīvena; d.h. auf eine für den Mönch unzulässige Weise; s. D.1, VisM 28.


A.IV. 242 Furcht vor Ordensvergehen

Vierfache Furcht vor Ordensvergehen gibt es, ihr Mönche. Welches ist sie?

Angenommen, ihr Mönche, man ergreift da einen Räuber, einen Verbrecher, und bringt ihn vor den König mit den Worten: 'Dieser, o Majestät, ist ein Räuber, ein Verbrecher. Möget ihr, o Majestät, über ihn Strafe verfügen!' Und der König gibt die Weisung: 'Geht und bindet diesem Menschen mit einem starken Strick die Arme auf den Rücken, führt ihn mit kahl rasiertem Haupte und unter lautem Trommelklang von Straße zu Straße, von Markt zu Markt; führt ihn dann zum Südtor hinaus, und im Süden vor der Stadt, da mögt ihr ihn enthaupten.' Darauf binden ihm die Leute des Königs mit einem starken Strick die Arme auf den Rücken, führen ihn mit kahl rasiertem Haupt und unter lautem Trommelklang von Straße zu Straße, von Markt zu Markt und schließlich zum Südtor hinaus, um ihn dann im Süden vor der Stadt zu enthaupten. Da dächte einer der Beistehenden also: 'Wahrlich, eine böse Tat hat dieser Mensch begangen, eine verwerfliche Tat, welche die Enthauptung verdient. Dafür haben ihm die Leute des Königs mit starkem Strick die Arme auf den Rücken gebunden, führen ihn mit kahl geschorenem Haupt und unter lautem Trommelklang von Straße zu Straße, von Markt zu Markt und schließlich zum Südtor hinaus, um ihn dann im Süden vor der Stadt zu enthaupten. Wahrlich, ich möchte nicht solche böse und verwerfliche Tat begehen, welche die Enthauptung verdient!' Ebenso auch, ihr Mönche, wenn ein Mönch oder eine Nonne vor den schweren Ordensvergehen (pārājikā) von einer Empfindung äußerster Furcht erfüllt ist, so ist dies zu erwarten: haben sie ein schweres Ordensvergehen noch nicht begangen, so werden sie auch keines begehen; haben sie aber eines begangen, so werden sie vorschriftsmäßig Sühne tun (*1).

Angenommen, ihr Mönche, ein Mann, in ein schwarzes Gewand gehüllt, mit herabhängendem Haar und einen Knüppel auf der Schulter tragend (*2), tritt da vor eine große Volksmenge und spricht: 'Ach, Herr, eine böse, eine verwerfliche Tat habe ich begangen, welche die Prügelstrafe verdient. Was die Verehrten von mir verlangen, das will ich tun.' Da dächte einer der Beistehenden: 'Wahrlich, eine böse Tat hat dieser Mensch begangen, eine verwerfliche Tat, welche die Prügelstrafe verdient. Daher nämlich tritt er, in ein schwarzes Gewand gehüllt, mit herabhängendem Haar und einen Knüppel auf der Schulter tragend vor diese große Volksmenge und spricht: »Ach, Herr, eine böse, eine verwerfliche Tat habe ich begangen, welche die Prügelstrafe verdient. Was die Verehrten von mir verlangen, das will ich tun.« Wahrlich, ich möchte nicht solche böse und verwerfliche Tat begehen, welche die Prügelstrafe verdient!' Ebenso auch, ihr Mönche, wenn ein Mönch oder eine Nonne vor den öffentlich zu sühnenden Vergehen (sanghādisesa) von einer Empfindung äußerster Furcht erfüllt ist, so ist dies zu erwarten: haben sie ein öffentlich zu sühnendes Vergehen noch nicht begangen, so werden sie auch keines begehen; haben sie aber eines begangen, so werden sie vorschriftsmäßig Sühne tun.

Angenommen, ihr Mönche, ein Mann, in ein schwarzes Gewand gehüllt, mit herabhängendem Haar und ein Gefäß mit Asche auf der Schulter tragend, tritt da vor eine große Volksmenge und spricht: 'Ach, Herr, eine böse, eine verwerfliche Tat habe ich begangen, welche das [Schandmal des] Aschetragens verdient. Was die Verehrten von mir verlangen, das will ich tun.' Da dächte einer der Beistehenden: 'Wahrlich, eine böse Tat hat dieser Mensch begangen, eine verwerfliche Tat, welche das [Schandmal des] Aschetragens verdient. Daher nämlich tritt er, in ein schwarzes Gewand gehüllt, mit herabhängendem Haar und ein Gefäß mit Asche auf der Schulter tragend, vor diese große Volksmenge und spricht: »Ach, Herr, eine böse, eine verwerfliche Tat habe ich begangen, welche das Aschetragen verdient. Was die Verehrten von mir verlangen, das will ich tun.« Wahrlich, ich möchte nicht solche böse und verwerfliche Tat begehen, welche das Aschetragen verdient!' Ebenso auch, ihr Mönche, wenn ein Mönch oder eine Nonne vor den zu sühnenden Vergehen (*3) mit einer Empfindung äußerster Furcht erfüllt ist, so ist dies zu erwarten: haben sie ein zu sühnendes Vergehen noch nicht begangen, so werden sie auch keines begehen; haben sie aber eines begangen, so werden sie vorschriftsmäßig Sühne tun.

Angenommen, ihr Mönche, ein Mann, in ein schwarzes Gewand gehüllt, mit herabhängendem Haar tritt da vor eine große Volksmenge und spricht: 'Ach, Herr, eine böse, eine verwerfliche Tat habe ich begangen, welche Tadel verdient. Was die Verehrten von mir verlangen, das will ich tun.' Da dächte einer der Beistehenden: 'Wahrlich, eine böse Tat hat dieser Mensch begangen, eine verwerfliche Tat, welche Tadel verdient. Daher nämlich tritt er, in ein schwarzes Gewand gehüllt, mit herabhängendem Haar vor diese große Volksmenge und spricht: »Ach, Herr, eine böse, eine verwerfliche Tat habe ich begangen, welche Tadel verdient. Was die Verehrten von mir verlangen, das will ich tun.« Wahrlich, ich möchte nicht solche böse und verwerfliche Tat begehen, welche Tadel verdient!' Ebenso auch, ihr Mönche, wenn ein Mönch oder eine Nonne vor den zu bekennenden Vergehen (*4) mit einer Empfindung äußerster Furcht erfüllt ist, so ist dies zu erwarten: haben sie ein zu bekennendes Vergehen noch nicht begangen, so werden sie auch keines begehen; haben sie aber eines begangen, so werden sie vorschriftsmäßig Sühne tun.

Diese vierfache Furcht vor Ordensvergehen gibt es, ihr Mönche.


(*1) D.h. sie haben sich entweder als Novizen zu bekennen oder das Mönchsleben ganz aufzugeben.

(*2) Dies und das folgende waren offenbar Bräuche für Pönitenten verschiedenen Grades.

(*3) Die drei ersten dieser im Pātimokkha aufgezählten 92 Pācittiya-Vergehen sind: Lüge, rohe Rede, Hinterbringen.

(*4) patidesaniyā dhamma. Dies ist die vierte Gruppe der im Pātimokkha aufgezählten Ordensvergehen.


A.IV. 243 Der heilige Wandel

Wegen des Segens der [sittlichen Schulung] (sikkhānisamsam), ihr Mönche, führt man den heiligen Wandel, weil er Weisheit als Höhepunkt, Befreiung als Kern, Achtsamkeit als Beherrschendes (*1) hat.

Wie nun aber, ihr Mönche, ist die Schulung der Segen [im heiligen Wandel]?

Da habe ich, ihr Mönche, den Jüngern die Schulung im vorbildlichen Betragen (*2) gewiesen, so daß Vertrauenslose Vertrauen fassen und Vertrauende bestärkt werden. Wie ich nun, ihr Mönche, den Jüngern die Schulung im vorbildlichen Betragen gewiesen habe, so daß Vertrauenslose Vertrauen fassen und Vertrauende bestärkt werden, also bewahrt der Mönch jene Schulung ungebrochen, unverletzt, unbefleckt, unverdorben und übt sich in den Regeln der Schulung, die er auf sich genommen.

Ferner noch, ihr Mönche, habe ich den Jüngern die Schulung im urheiligen Wandel (*3) gewiesen zur ganz und gar vollkommenen Leidensversiegung. Wie ich nun, ihr Mönche, den Jüngern die Schulung im urheiligen Wandel gewiesen habe zur ganz und gar vollkommenen Leidensversiegung, also bewahrt der Mönch jene Schulung ungebrochen, unverletzt, unbefleckt, unverdorben und übt sich in der Regel der Schulung, die er auf sich genommen. So, ihr Mönche, ist die Schulung der Segen im heiligen Wandel.

Wie nun ist die Weisheit der Höhepunkt im heiligen Wandel? Da habe ich den Jüngern die Lehren (K: die vier Wahrheiten) gewiesen zur ganz und gar vollkommenen Leidensversiegung. Wie ich nun den Jüngern die Lehren gewiesen habe zur ganz und gar vollkommenen Leidensversiegung, also werden jene Lehren vom Mönche mit Weisheit sorgfältig betrachtet. So, ihr Mönche, ist die Weisheit der Höhepunkt im heiligen Wandel.

Wie nun ist die Befreiung der Kern im heiligen Wandel? Da habe ich den Jüngern die Lehren gewiesen zur ganz und gar vollkommenen Leidensversiegung. Wie ich nun den Jüngern die Lehren gewiesen habe zur ganz und gar vollkommenen Leidensversiegung, also werden jene Lehren vom Mönche in der Befreiung (d.i. im Zustand erreichter Heiligkeit) erfahren. So, ihr Mönche, ist die Befreiung der Kern im heiligen Wandel.

Wie nun ist die Achtsamkeit das Beherrschende im heiligen Wandel? 'So werde ich die Schulung im vorbildlichen Betragen, soweit sie noch unvollendet ist, zur Vollendung bringen und soweit sie vollendet ist, hier und da durch Weisheit stützen', derart hält der Mönch im Innern seine Achtsamkeit gut gegenwärtig. 'So werde ich die Schulung im urheiligen Wandel, soweit sie noch unvollendet ist, zur Vollendung bringen und soweit sie vollendet ist, hier und da durch Weisheit stützen', derart hält der Mönch im Innern seine Achtsamkeit gut gegenwärtig. 'So werde ich eine Lehre, die ich noch nicht sorgsam betrachtet habe, mit Weisheit betraten und, soweit ich sie betrachtet habe, hier und da durch Weisheit stützen', derart hält der Mönch im Innern seine Achtsamkeit gut gegenwärtig. 'So werde ich eine Lehre, die ich noch nicht erfahren habe, durch die Befreiung erfahren und, soweit ich sie erfahren habe, hier und da durch Weisheit stützen', derart hält der Mönch im Innern seine Achtsamkeit gut gegenwärtig. So, ihr Mönche, ist die Achtsamkeit das Beherrschende im heiligen Wandel.

Wurde also gesagt: 'Wegen des Segens der Schulung führt man den heiligen Wandel, weil er Weisheit als Höhepunkt, Befreiung als Kern, Achtsamkeit als Beherrschendes hat', so wurde es eben mit Bezug hierauf gesagt.


(*1) sat'ādhipateyyam; vgl. A.VIII.83, A.IX.14.

(*2) ābhisamācārika-sikkhā; K: uttama-samācārika, d.i. bestes Betragen; vgl. A.III.87; A.V.21; Wtb; VisM 14.

(*3) ādibrahmacārika-sikkhā. Vgl. A.III.87; A.V.21; VisM 14.


A.IV. 244 Das Ruhen

Vier Arten des Ruhens gibt es, ihr Mönche. Welche vier? Das Ruhen des Toten, das Ruhen des Genußmenschen, das Ruhen des Löwen, das Ruhen des Vollendeten.

Was ist nun, ihr Mönche, das Ruhen des Toten? Meist ruhen, ihr Mönche, die Toten (*1) auf dem Rücken. Das, ihr Mönche, nennt man das Ruhen des Toten.

Was aber, ihr Mönche, ist das Ruhen des Genußmenschen? Meist ruhen, ihr Mönche, die Genußmenschen auf der linken Seite. Das, ihr Mönche, nennt man das Ruhen des Genußmenschen.

Was aber, ihr Mönche, ist das Ruhen des Löwen? Der Löwe, ihr Mönche, der König; der Tiere, ruht auf der rechten Seite, ein Bein über dem anderen, den Schweif zwischen die Schenkel eingezogen. Beim Erwachen reckt er seinen Oberkörper empor und untersucht den unteren Teil seines Körpers. Bemerkt da, ihr Mönche, der Löwe, der König der Tiere, an seinem Körper irgendwelche Unordnung oder Verwirrung, so ist der Löwe, der König der Tiere, darob ungehalten. Bemerkt aber, ihr Mönche, der Löwe, der König der Tiere, nirgends an seinem Körper irgendwelche Unordnung oder Verwirrung, so ist der Löwe, der König der Tiere, darob erfreut. Das, ihr Mönche, nennt man das Ruhen des Löwen (*2).

Was aber, ihr Mönche, ist das Ruhen des Vollendeten? Da gewinnt, ihr Mönche, der Vollendete, ganz abgeschieden von den Sinnendingen . . . die erste Vertiefung . . . die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung . . . die vierte Vertiefung. Das, ihr Mönche, nennt man das Ruhen des Vollendeten.

Diese vier Arten des Ruhens gibt es, ihr Mönche.


(*1) petā; K: = kālakatā, 'die Verstorbenen'. Dies wird vom K auf die Geister der Verstorben (Skr.: pretā) bezogen: »weil diese wenig Fleisch und Blut haben, würden ihre Knochen in Unordnung geraten, wenn sie auf der Seite liegen.«

(*2) Auch vom Buddha wird (z.B. D. 16) erwähnt, daß er auf der rechten Seite ruht, und ebenso soll es der Mönch halten. - K: »Dies ist nämlich die würdigste Körperhaltung. Der Löwe prüft beim Aufwachen, ob sich während des Schlafs seine Körperstellung verändert hat. War dies der Fall, so tadelt er sich selber: 'Das ist deiner Herkunft und deiner Heldennatur unwürdig!' Unwillig legt er sich wieder hin und geht an diesem Tage nicht nach Beute aus.« Subk.: »Andere wilde Tiere empfinden vor dem Einschlafen Furcht; nicht aber der furchtlose Löwe.« Wie ein Mönch, der Achtsamkeit übt, schläft er erst, nachdem er seine Achtsamkeit (auf die Körperhaltung usw.) eingestellt hat.


A.IV. 245 Würdig eines Kuppelmals

Vier Wesen, ihr Mönche, sind eines Kuppelmals würdig. Welche vier?

Diese vier, ihr Mönche, sind eines Kuppelmals würdig (Vgl. A.II.56).


A.IV. 246a Vier förderliche Dinge - I

Vier Dinge, ihr Mönche, führen zum Wachstum der Weisheit. Welche vier?

Der Umgang mit guten Menschen, das Hören der Guten Lehre, weises Erwägen und lehrgemäßes Leben. Diese vier Dinge, ihr Mönche, führen zum Wachstum der Weisheit. (Diese vier sind auch 'Bedingungen für den Stromeintritt' (sotāpattiyanga); s. D.33)


A.IV. 246b Vier förderliche Dinge - II

Vier Dinge, ihr Mönche, sind von großem Nutzen für die Menschheit. Welche vier? Der Umgang mit guten Menschen, das Hören der guten Lehre, weises Erwägen und lehrgemäßes Leben. Diese vier Dinge sind von großem Nutzen für die Menschheit.


A.IV. 247-248 Vier Aussagen - I

Vier Aussagen Nichtheiliger (*1) gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Vier Aussagen Heiliger gibt es, ihr Mönche. Welche vier?


(*1) anariya-vohārā, ariya-vohārā. Die Parallele zu Text 250 in M.112 (Beginn) legt nahe, daß es sich hier nicht bloß um sittlich edle oder unedle Aussagen handelt, sondern um die wirklichkeitsgemäße Betrachtungsweise durch Heilige (ariya) und die der Täuschung unterworfene von Nichtheiligen (anariya-puthujjana), von »Weltlingen«.


A.IV. 249-250 Vier Aussagen - II

Vier Aussagen Nichtheiliger gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Vier Aussagen Heiliger gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

(Ende der Fünften Fünfzig Sutten)


26. Kapitel: abhiññā-vagga

A.IV. 251 Das Wissen

Vier Dinge gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Welche Dinge aber, ihr Mönche, sind weise zu durchschauen? Die fünf Gruppen des Anhaftens. Diese Dinge, heißt es, sind weise zu durchschauen.

Welche Dinge aber, ihr Mönche, sind weise zu überwinden? Nichtwissen und Daseinsbegehren. Diese Dinge, heißt es, sind weise zu überwinden.

Welche Dinge aber, ihr Mönche, sind weise zu entfalten? Geistesruhe und Hellblick. Diese Dinge, heißt es, sind weise zu entfalten.

Welche Dinge aber, ihr Mönche, sind weise zu verwirklichen? Wissen und Befreiung. Diese Dinge, heißt es, sind weise zu verwirklichen.

Diese vier Dinge gibt es, ihr Mönche.


(*1) Diese Vierergruppe und ihre folgende Erläuterung ist ein Hinweis auf die vier edlen Wahrheiten:

  1. Wahrheit: Die das Leiden ausmachenden fünf Daseinsgruppen hat man als vergänglich, leidvoll und ichlos zu durchschauen.
  2. Wahrheit: Die die Ursache der Leidensentstehung bildenden Dinge wie Nichtwissen und Daseinsbegehren hat man zu überwinden.
  3. Wahrheit: Geistesruhe und Hellblick, die den Kern des achtfachen Pfades bilden, hat man zu entfalten.
  4. Wahrheit: Die in der Leidenserlöschung bestehende Befreiung (vimutti), sowie das zu ihr führende Wissen (vijjā; nämlich die mit den Hohen Pfaden verbundene Erkenntnis) hat man zu verwirklichen.

A.IV. 252 Edle und unedle Ziele

Vier unedle Ziele (pariyesanā, wtl: Suche) gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Diese vier unedlen Ziele gibt es, ihr Mönche.

Vier edle Ziele gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Diese vier edlen Ziele gibt es, ihr Mönche. (Vgl. M. 28)


A.IV. 253 Die vier Gunsterweisungen

Vier Gunsterweisungen gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Dies, ihr Mönche, sind die vier Gunsterweisungen. 

(Vgl. A.IV.32; A.VIII.24)


A.IV. 254 Mālunkyaputta

Es begab sich der ehrwürdige Mālunkyaputta zum Erhabenen . . . und sprach zu ihm also:

»Gut wäre es, o Herr, wenn mir der Erhabene in Kürze die Lehre darlegte, auf daß ich, nachdem ich des Erhabenen Lehre vernommen, einsam, abgesondert, unermüdlich, eifrig, selbstentschlossen verweilen möge.« -

»Was sollen wir da, Mālunkyaputta, die jüngeren Mönche lehren, wenn du, der du schon abgelebt, alt und bejahrt bist, vom Erhabenen eine kurzgefaßte Belehrung erbittest?« -

»Möge mir, o Herr, der Erhabene in Kürze die Lehre weisen! Möge der Gesegnete in Kürze die Lehre darlegen! Vielleicht möchte ich den Sinn der Rede des Erhabenen verstehen! Vielleicht möchte ich ein Erbe der Worte des Erhabenen werden! « -

»Vier Gründe gibt es, Mālunkyaputta, weswegen in einem Mönche Begehren entstehen kann. Welche vier? Wegen des Gewandes kann in einem Mönche Begehren entstehen; wegen der Almosenspeise, wegen der Lagerstatt, wegen dieses oder jenes Vorteils kann in einem Mönche Begehren entstehen. Diese vier Gründe gibt es, Mālunkyaputta, weswegen in einem Mönche Begehren entstehen kann (*1).

Ist nun, Mālunkyaputta, in einem Mönche das Begehren erloschen, an der Wurzel zerstört, gleich einer Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt, so, sagt man, Mālunkyaputta, hat dieser Mönch das Begehren abgeschnitten, die Fessel abgestreift und durch des Eigendünkels völlige Durchschauung dem Leiden ein Ende gemacht.«

Durch diese Worte vom Erhabenen ermahnt, erhob sich der ehrwürdige Mālunkyaputta von seinem Sitz, verneigte sich ehrfurchtsvoll vor dem Erhabenen, und ihm die Rechte zukehrend entfernte er sich.

Und der ehrwürdige Mālunkyaputta lebte da einsam, abgesondert, unermüdlich, eifrig, selbstentschlossen. Und nach gar nicht langer Zeit erreichte er noch bei Lebzeiten, selber erkennend und verwirklichend, jenes höchste Ziel der Heiligkeit, um dessen willen edle Jünglinge gänzlich vom Hause fortziehen in die Hauslosigkeit. Und er hatte die Gewißheit: »Versiegt ist die Wiedergeburt, erfüllt der heilige Wandel, getan ist, was zu tun war, nichts weiteres gibt es mehr zu tun nach diesem hier.« So war der ehrwürdige Mālunkyaputta einer der Heiligen geworden.


(*1) Wie A.IV.9. - Mālunkyaputta soll nämlich als junger Mönch große Vorliebe für die von ergebenen Spendern dargebrachten Gaben gezeigt und sich wenig um heiliges Leben gekümmert haben. Über ihn s. auch M. 63, M 64.


A.IV. 255 Die Familien

Wenn, ihr Mönche, Familien, die sich großen Reichtum erworben haben, nicht von langem Bestand sind, so ist dies stets auf vier Ursachen zurückzuführen oder auf eine derselben. Auf welche vier?

Auf diese vier Ursachen oder auf eine derselben ist es zurückzuführen, wenn Familien, die sich großen Reichtum erworben haben, nicht von langem Bestand sind.

Wenn Familien, die sich großen Reichtum erworben haben, von langem Bestand sind, so ist dies stets auf vier Ursachen zurückzuführen oder auf eine derselben. Auf welche vier?

Auf diese vier Ursachen oder auf eine derselben ist es zurückzuführen, wenn Familien, die sich großen Reichtum erworben haben, von langem Bestand sind.


A.IV. 256-257 Das edle Roß I-II 

Des Königs gutes, edles Roß, das vier Eigenschaften besitzt, ist würdig des Königs, geeignet zum Königsdienst, gilt als königliches Leibroß. Welches sind diese vier Eigenschaften?

Da ist des Königs gutes, edles Roß 

Des Königs gutes, edles Roß, das diese vier Eigenschaften besitzt, ist würdig des Königs, geeignet zum Königsdienst, gilt als königliches Leibroß.

Ebenso nun auch ist der mit vier Eigenschaften ausgestattete Mönch würdig der Almosen, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist der beste Boden für gute Werke in der Welt. Welches sind diese vier Eigenschaften? 

Da ist der Mönch 

Wie aber ist der Mönch vollkommen an Gestalt? Da ist der Mönch sittenrein, er befolgt die Ordenssatzung, ist vollkommen in Wandel und Umgang, und, vor dem geringsten Vergehen zurückschreckend, übt er sich in den aufgenommenen Übungsregeln. So ist der Mönch vollkommen an Gestalt.

Wie aber ist der Mönch vollkommen an Kraft? Da strengt der Mönch seine Willenskraft an, um die unheilsamen Geisteszustände zu überwinden und die heilsamen Geisteszustände sich zu eigen zu machen; er ist standhaft, von gestählter Kraft, entzieht sich nicht seiner Pflicht bei den heilsamen Dingen. So ist der Mönch vollkommen an Kraft. Wie aber ist der Mönch vollkommen an Geschwindigkeit?

(256:) Da erkennt der Mönch der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist das Leiden'; er erkennt der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Entstehung des Leidens'; er erkennt der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Erlöschung des Leidens'; er erkennt der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist der Pfad, der zur Erlöschung des Leidens führt.'

(257:) Durch Versiegung der Triebe gelangt da ein Mönch noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend.

So ist der Mönch vollkommen an Geschwindigkeit.

(256-257:) Wie aber ist der Mönch vollkommen an Höhe und Umfang? Da erhält der Mönch seinen Bedarf an Gewandung, Almosenspeise, Lagerstatt und Arznei. So ist der Mönch vollkommen an Höhe und Umfang.

Mit diesen vier Eigenschaften ausgestattet, ist der Mönch würdig der Almosen, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist der beste Boden für gute Werke in der Welt.


(Vgl. A.III.97, A.III.141)


A.IV. 258 Vier geistige Kräfte

Vier geistige Kräfte gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Diese vier geistigen Kräfte gibt es, ihr Mönche.


A.IV. 259 Waldeinsamkeit

Mit vier Dingen behaftet, ihr Mönche, ist der Mönch nicht imstande, in einsamen Waldgegenden, in abgeschiedenen Behausungen zu leben. Welches sind diese vier Dinge?

Wenn er behaftet ist mit 

Mit diesen vier Dingen behaftet, ist der Mönch nicht imstande, in einsamen Waldgegenden, in abgeschiedenen Behausungen zu leben.

Mit vier Dingen ausgerüstet, ihr Mönche, ist der Mönch imstande, in einsamen Waldgegenden, in abgeschiedenen Behausungen zu leben. Welches sind diese vier Dinge?

Wenn er ausgerüstet ist mit 

Mit diesen vier Dingen ausgerüstet, ist der Mönch imstande, in einsamen Waldgegenden, in abgeschiedenen Behausungen zu leben.


A.IV. 260 Tadelnswert und tadelfrei

Im Besitze von vier Dingen, ihr Mönche, untergräbt und schädigt der Tor, der unverständige, unedle Mensch seinen Charakter, ist tadelnswert, wird von Weisen gerügt und schafft sich große Schuld. Welches sind diese vier Dinge?

Im Besitze von vier Dingen, ihr Mönche, hält der weise, der verständige, edle Mensch seinen Charakter unversehrt und unbeeinträchtigt, bleibt tadelfrei, wird von Weisen nicht gerügt und schafft sich viel Gutes. Welches sind diese vier Dinge?


27. Kapitel: kammapatha-vagga

A.IV. 261-270 Die Wirkensfährten

Mit vier Dingen behaftet, ihr Mönche, verfällt man, wie man sich's erwirkt, der Hölle. Welche vier Dinge sind es?

Da tötet einer selber und verleitet andere zum Töten; er billigt das Töten und lobt das Töten. Selber nimmt er Nichtgegebenes, vergeht sich geschlechtlich, lügt, hinterbringt, gebraucht rohe Worte, schwätzt, ist habsüchtig, gehässig, hegt falsche Ansicht; und er verleitet andere dazu, billigt es und lobt es.

Mit vier Dingen ausgerüstet, ihr Mönche, gelangt man, wie man sich's erwirkt, zum Himmel. Welche vier Dinge sind es?

Da meidet einer selber das Töten und spornt andere an, das Töten zu meiden; er billigt das Vermeiden des Tötens und lobt es. Selber meidet er das Nehmen von Nichtgegebenem, meidet geschlechtliche Vergehen, Lüge, Hinterbringen, rohe Rede und Geschwätz; selber ist er frei von Habsucht und Gehässigkeit, besitzt rechte Erkenntnis und spornt andere zu all dem an; er billigt es und lobt es.


28. Kapitel: rāga-peyyāla

A.IV. 271 Der Reihentext von der Erkenntnis der Gier

Zur völligen Erkenntnis der Gier, ihr Mönche, sind vier Dinge zu entfalten. Welch vier?

(a) Da weilt, ihr Mönche, der Mönch beim Körper in Betrachtung des Körpers, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Vermeiden weltlichen Begehrens und Kummers; er weilt bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle - beim Geisteszustand in Betrachtung des Geisteszustands - bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Vermeiden weltlichen Begehrens und Kummers.

Da erzeugt, ihr Mönche, der Mönch in sich den Willen, nicht aufgestiegene üble, unheilsame Dinge nicht aufsteigen zu lassen; er strebt danach, setzt seine Willenskraft ein, treibt seinen Geist an und kämpft darum. Er erzeugt in sich den Willen, aufgestiegene üble, unheilsame Dinge zu überwinden; er strebt danach, setzt seine Willenskraft ein, treibt seinen Geist an und kämpft darum. Er erzeugt in sich den Willen, nicht aufgestiegene heilsame Dinge aufsteigen zu lassen; er strebt danach, setzt seine Willenskraft ein, treibt seinen Geist an und kämpft darum. Er erzeugt in sich den Willen, aufgestiegene heilsame Dinge zu festigen, nicht schwinden zu lassen, sondern sie zu Wachstum und voller Entfaltung zu bringen; er strebt danach, setzt seine Willenskraft ein, treibt seinen Geist an und kämpft darum. Da entfaltet, ihr Mönche, der Mönch die in Sammlung der Absicht - in Sammlung der Willenskraft -in Sammlung des Geistes - in Sammlung der Forschungskraft bestehende und von Anstrengung und Willensentschluß begleitete Machtfährte.

Zur völligen Erkenntnis der Gier, ihr Mönche, sind diese vier Dinge zu entfalten.

(b) Zur Durchschauung der Gier, ihr Mönche - zu ihrer Überwindung, Vernichtung, Erlöschung, Abwendung, Zerstörung, Entäußerung und zur Loslösung von ihr sind jene vier Dinge zu entfalten.

(c) Zur völligen Erkenntnis von Haß, von Verblendung, Zorn, Wut, Verkleinerungssucht, Herrschsucht, Neid, Geiz, Gleisnerei, Falschheit, Hartnäckigkeit, Heftigkeit, Dünkel, Hochmut, Rausch und Lässigkeit, und zu deren Durchschauung, Überwindung, Vernichtung, Erlöschung, Abwendung, Zerstörung, Entäußerung und zur Loslösung von ihnen sind jene vier Dinge zu entfalten.

Ende des Vierer Buchs


    Oben  


igkeit, Heftigkeit, Dünkel, Hochmut, Rausch und Lässigkeit, und zu deren Durchschauung, Überwindung, Vernichtung, Erlöschung, Abwendung, Zerstörung, Entäußerung und zur Loslösung von ihnen sind jene vier Dinge zu entfalten.

Ende des Vierer Buchs


    Oben