Anguttara Nikaya

7. Kapitel: pattakamma-vagga

A.IV. 61 Von der rechten Verwendung des Besitzes

Der Erhabene sprach zu Anāthapindika, dem Hausvater, also:

»Vier erwünschte, erfreuliche, angenehme Umstände, o Hausvater, sind schwer in der Welt zu erlangen. Welche vier?

Diese vier erwünschten, erfreulichen, angenehmen Umstände, o Hausvater, sind in der Welt schwer zu erlangen.

Vier Eigenschaften aber, o Hausvater, führen zur Gewinnung dieser vier Umstände, die so schwer in der Welt zu erlangen sind. Welche vier Eigenschaften? 

Was aber, o Hausvater, ist Bewährung im Vertrauen? 

Was aber ist Bewährung in der Sittlichkeit? 

Was aber ist Bewährung in der Freigebigkeit? 

Was aber ist Bewährung in Weisheit? 

Hat aber, o Hausvater, der edle Jünger die hemmungslose Begehrlichkeit als eine Herzenstrübung erkannt, so überwindet er die hemmungslose Begehrlichkeit, diese Herzenstrübung. Hat er aber Ärger - Starrheit und Mattigkeit - Aufgeregtheit und Gewissensunruhe - Zweifelsucht als Herzenstrübungen erkannt, so überwindet er diese Herzenstrübungen. Hat aber, o Hausvater, der edle Jünger diese Herzenstrübungen als solche erkannt und sie überwunden, so gilt dieser edle Jünger als groß an Weisheit, reich an Weisheit, klarsichtig, in Weisheit vollkommen. Das nennt man Bewährung in Weisheit.

Dies, o Hausvater, sind die vier Eigenschaften, die zur Gewinnung jener vier erwünschten, erfreulichen, angenehmen Umstände führen, die schwer zu erlangen sind in der Welt.

Ein solcher edler Jünger nun, o Hausvater, der sich seinen Besitz durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise, er verrichtet damit vier gut angewandte Werke (*4). Welche vier?

So hat sein Besitz diesen ersten Zweck erfüllt, hat gute Verwendung gefunden (pattagatam hoti), ward zweckmäßig benützt.

Und ferner noch: vermittels seines Besitzes, den er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise - vermittels dieses Besitzes wendet der edle Jünger Missgeschick ab, das ihm durch Feuer oder Wasser, durch Fürsten, Diebe oder gehässige Erben entstehen möchte und schützt so seine eigene Person. So hat sein Besitz diesen zweiten Zweck erfüllt, hat gute Verwendung gefunden, ward zweckmäßig benützt.

Und ferner noch: vermittels seines Besitzes, den er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise - vermittels dieses Besitzes leistet der edle Jünger fünferlei Abgaben: Spenden für Verwandte, Spenden für Gäste, Spenden für Verstorbene, Abgaben an den Fürsten, Spenden für die Gottheiten. So hat sein Besitz diesen dritten Zweck erfüllt, hat gute Verwendung gefunden, ward zweckmäßig benützt.

Und ferner noch: den Asketen und Priestern, die frei sind von Rausch und Lässigkeit, die Geduld und Milde besitzen, die einzig ihr Ich bezähmen, einzig ihr Ich zur Ruhe bringen, einzig ihr Ich erlöschen lassen (*5) - solchen Asketen und Priestern macht er, vermittels seines Besitzes, den er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise - Geschenke, die hohe Früchte bringen, himmlische, glückerzeugende, himmelwärts leitende. So hat sein Besitz diesen vierten Zweck erfüllt, hat gute Verwendung gefunden, ward zweckmäßig benützt.

Diese vier gut angewandten Werke, o Hausvater, verrichtet der edle Jünger mit seinem Besitz, den er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise.

Bei wem auch immer der Besitz auf andere Weise abnimmt, als durch diese vier gut angewandten Werke, dessen Besitz, sagt man, o Hausvater, hat seinen Zweck nicht erfüllt, hat keine gute Verwendung gefunden, ward nicht zweckmäßig benützt. Doch bei wem der Besitz infolge jener vier gut angewandten Werke abnimmt, dessen Besitz, sagt man, o Hausvater, hat seinen Zweck erfüllt, hat gute Verwendung gefunden, ward zweckmäßig benützt.

»Recht ward benutzt mein Gut:
Vor Missgeschick half es bewahren
mich selber und mein Dienervolk
und alle, die in meiner Obhut.
 
Trefflichster Spende hat es auch gedient:
fünffacher Gabenpflicht und Dienst an jenen,
die tugendrein, bezähmt, ein heilig Leben führen.
 
Zu welchem Zwecke ein Verständiger,
im Hause lebend, sich Besitz erwünscht,
den Zweck hab', wahrlich, ich erreicht,
getan, was nimmer Reue bringt.
 
Wenn weise dies ein Mensch bedenkt,
der fest zur edlen Lehre hält,
so wird ihm hier der Weisen Lob
und dort des Himmels Seligkeit.«

(*1) saddhā-sampadā, sīla-s., cāga-s., paññā-s.; vgl. A.III.118 f.; A.VIII.54.

(*2) abhijjhā-visamalobha; abhijjhā, 'Begehrlichkeit'; visama-lobha, unrechte (d.h. vor Unrecht nicht zurückschreckende) Gier; Subk.: starke Gier.

(*3) Dieser Abschnitt bezieht sich auf die fünf 'Hemmungen' (nīvarana; s. A.I.2). Lediglich für die erste dieser Hemmungen, die sonst als kāmacchanda, 'Sinnenlust', bezeichnet wird, steht hier der in der vorigen Anm. erläuterte stärkere Begriff.

(*4) patta-kammāni (ChS); K: patta = yutta anucchavika, d.i. recht, angemessen.

(*5) ekam-attānam damenti ekam-attānam samenti ekam-attānam parinibbāpenti.


A.IV. 62 Das Glück

Der Erhabene sprach zu Anāthapindika, dem Hausvater, also:

»Vier Arten des Glückes, o Hausvater, mag der im Genusse der Sinnenfreuden lebende Hausvater gelegentlich, von Zeit zu Zeit, erlangen. Welche vier?

Das Glück des Besitzens, das Glück des Genusses, das Glück der Schuldenfreiheit, das Glück der Unbescholtenheit.

Was aber, o Hausvater, ist das Glück des Besitzens? Da besitzt ein Sohn aus guter Familie Schätze, die er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise. Und er empfindet Glück und Freude im Gedanken: 'Schätze besitze ich, die ich mir durch Aufbietung meiner Kraft erworben habe, durch meiner Hände Fleiß, im Schweiße meines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise.' Das nennt man das Glück des Besitzens.

Was aber ist das Glück des Genusses? Da genießt ein Sohn aus guter Familie die Schätze, die er sich durch Aufbietung seiner Kraft erworben hat, durch seiner Hände Fleiß, im Schweiße seines Angesichts, auf rechtmäßige, ehrliche Weise, und er tut gute Werke. Da empfindet er im Gedanken daran Glück und Freude. Das nennt man das Glück des Genusses.

Was aber ist das Glück der Schuldenfreiheit? Da schuldet ein Sohn aus guter Familie niemandem irgendetwas, weder viel, noch wenig. Und im Gedanken: 'Niemandem schulde ich etwas, weder viel, noch wenig', empfindet er Glück und Freude. Das nennt man das Glück der Schuldenfreiheit.

Was aber ist das Glück der Unbescholtenheit? Da hat ein edler Jüngling untadelige Taten getan in Werken, Worten und Gedanken. Und im Gedanken daran empfindet er Glück und Freude. Das nennt man das Glück der Unbescholtenheit.

Diese vier Arten des Glückes, o Hausvater, mag der im Genusse der Sinnenfreuden lebende Hausvater gelegentlich, von Zeit zu Zeit, erlangen.«

»Wer da der Schuldenfreiheit Glück
und des Besitzens Glück bedenkt,
auch des Genusses Freuden kennt,
und dann dies alles weise prüft,
 
Des Glückes beide Arten sieht er klar
und weiß, daß jenes Glück der Welt
kein Sechzehntel (*1) des Wertes hat
vom Glück der Unbescholtenheit.«

(*1) Der Europäer würde sagen: ein Tausendstel.


A.IV. 63 Die Eltern

Gott, ihr Mönche, lebt in denjenigen Familien, in welchen die Eltern zu Hause von den Kindern verehrt werden. Die ersten Lehrer, ihr Mönche, leben in denjenigen Familien, in welchen die Eltern zu Hause von den Kindern verehrt werden. Die ersten Gottheiten (*1), ihr Mönche, leben in denjenigen Familien, in welchen die Eltern zu Hause von den Kindern verehrt werden. Die Anbetungswürdigen, ihr Mönche, leben in denjenigen Familien, in welchen die Eltern zu Hause von den Kindern verehrt werden.

'Gott', ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung für Vater und Mutter; 'die ersten Lehrer', ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung für Vater und Mutter; 'die ersten Gottheiten', ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung für Vater und Mutter; 'die Anbetungswürdigen', ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung für Vater und Mutter. Aus welchem Grunde aber? Gar viel, ihr Mönche, tun die Eltern für ihre Kinder. Sie sind ihre Erzeuger, ihre Ernährer, sie zeigen ihnen diese Welt.

»Mit 'Gott' bezeichnet man die Eltern,
'die ersten Lehrer' nennt man sie;
sie sind der Kinder Ehrfurcht würdig,
sind die Erbarmer des Geschlechts.
 
Es schenke ihnen darum Achtung
der Weise und bediene
sie mit Speisen wie auch mit Getränken,
mit Kleidung und mit Lagerstatt,
mit Baden und mit Gliederreiben
und mit der Waschung ihrer Füße.
 
Wegen eben dieses Dienstes,
den man seinen Eltern tut,
hat man hier das Lob der Weisen,
dort des Himmels Seligkeit.«

(*1) sāpubba-devakāni, die 'frühen' Gottheiten, nämlich die der Kindheit. Diese Lehrrede ist in Prosa und Versen gleichlautend mit A.III.31; lediglich der vorstehende Begriff ist hier hinzugefügt, um mit den anderen drei eine Vierergruppe zu bilden.


A.IV. 64 Die vier schlechten Taten

Wer, ihr Mönche, vier Taten verübt, der verfällt, wie er sich's erwirkt, der Hölle.

Welche vier Taten?

wer diese vier Taten verübt, der verfällt, wie er sich's erwirkt, der Hölle.


A.IV. 65 Wahrheit und Schein

Vier Menschen, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen. Welche vier (*1)?

  1. Einer, der die äußere Erscheinung zum Maßstab nimmt, auf Grund der äußeren Erscheinung Vertrauen faßt; 
  2. einer, der das Gehörte (*2) zum Maßstab nimmt, auf Grund des Gehörten Vertrauen faßt, 
  3. einer, der asketische Rauheit (*3) zum Maßstab nimmt, auf Grund asketischer Rauheit Vertrauen faßt; 
  4. einer, der die Tugend zum Maßstab nimmt, auf Grund der Tugend (*4) Vertrauen faßt. 

Diese vier Menschen sind in der Welt anzutreffen (*5).

»Wer das äußere bloß beurteilt
und Gehörtem Glauben schenkt,
in der Gier Gewalt geraten,
der kennt andere Menschen nicht.
 
Der Menschen Inneres kennt er nicht
und nicht 'mal ihren äußeren Wandel.
Der allerwärts beschränkte Tor,
er wird von Worten nur gelenkt.
 
Der Menschen Inneres kennt er nicht,
sieht ihren äußeren Wandel nur;
wer äußerem Erfolg vertraut,
wird gleichfalls nur vom Wort gelenkt.
 
Doch wer der Menschen Inneres kennt
und ihren äußeren Wandel auch;
wer ungetrübten Blick besitzt,
der wird von Worten nicht gelenkt.«

(*1) Erklärt in Pug. 228-231. Die Verse vgl. mit Thag. 469 f.

(*2) ghosa, wtl: Stimme; in Pug. aufgefaßt als 'die Stimme anderer', d.i. Hörensagen, Ruf, Reputation. In Thag. wird es aber offenbar auf die schöne Stimme des an Gestalt zwerghaften Mönches Bhaddiya-Lakuntaka bezogen, dem dort diese Verse zugeschrieben werden. Es mag sein, daß Bhaddiya die Verse aus unserem Text zitiert und auf seinen Fall umgedeutet hat.

(*3) lūkha; auffällig ärmliche Gewänder, Almosenschale usw.

(*4) dhamma, K: Sittlichkeit und andere Tugenden; Pug.: Sittlichkeit, Sammlung, Weisheit.

(*5) K: »Zwei Drittel der Menschheit urteilen nach der körperlichen Erscheinung, ein Drittel tut es nicht; vier Fünftel urteilen nach dem Ruf eines Menschen, ein Fünftel tut es nicht; neun Zehntel urteilen nach der asketischen Rauhheit (der äußerlichen Askese eines Mönches), ein Zehntel tut es nicht; doch von hunderttausend Menschen urteilt nur einer nach der Tugend eines Menschen, die übrigen tun es nicht.«


A.IV. 66 Wahnbefangen

Vier Menschen, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen. Welche vier?

Der mit Gier Behaftete, der mit Haß Behaftete, der mit Verblendung Behaftete und der mit Rausch Behaftete.

»Voll Gier nach dem Begehrlichen
und in das Liebliche entzückt,
so leben wahnumhüllt die Wesen,
gebunden, binden fester sich.
 
Taten, die der Gier entsprungen,
der Verblendung und dem Hasse,
böse, rohe, leidensschwangere,
üben diese Einsichtslosen.
 
Doch die wahnbefangenen Wesen,
blind geworden, augenlos,
daß sie so beschaffen sind,
kümmert sie nicht im geringsten (*1).«

(*1) Lies na »n'ass'evan« ti maññare; K: »mayam evam-santā evam-sabhāvā'ti n'assa maññare na maññantī'ti attho. 'Wir sind so, haben solche Natur' - das bekümmert sie nicht.«


A.IV. 67 Die Macht der Güte

Einst weilte der Erhabene im Jeta-Haine bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika. Zu jener Zeit aber war gerade zu Sāvatthī ein gewisser Mönch infolge eines Schlangenbisses gestorben. Und es begaben sich zahlreiche Mönche dorthin, wo der Erhabene weilte. Dort angelangt, begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig, setzten sich zur Seite nieder und sprachen zum Erhabenen also:

»Hier in Sāvatthī, o Herr, ist ein gewisser Mönch infolge eines Schlangenbisses gestorben.«

Und der Erhabene sprach: »Sicherlich, ihr Mönche, hat jener Mönch die vier Königsfamilien der Schlangen nicht mit gütigem Geiste durchstrahlt. Hätte nämlich, ihr Mönche, jener Mönch die vier Königsfamilien der Schlangen mit gütigem Geiste durchstrahlt, so wäre, wahrlich, jener Mönch nicht von einer Schlange gebissen worden und gestorben. Welches aber sind die vier Königsfamilien der Schlangen?

Es ist die Königsfamilie der Virūpakkhas, die Königsfamilie der Erāpathas, die Königsfamilie der Chabyāputtas, die Königsfamilie der Kanhāgotamakas. Sicherlich hat jener Mönch diese vier Königsfamilien der Schlangen nicht mit gütigem Geiste durchstrahlt. Hätte er es getan, so wäre er wahrlich nicht von einer Schlange gebissen worden und gestorben.

Ich rate euch, ihr Mönche, diese vier Königsfamilien der Schlangen mit gütigem Geiste zu durchstrahlen, zu eigener Wehr, zu eigenem Schutz und Schirm, so nämlich:

'Den Erāpathas send' ich Güte,
den Virūpakkhas ebenso;
den Chabyāputtas send' ich Güte,
wie auch den Kanhāgotamas.

Fußlosen Wesen meine Güte gilt,
Zweifüßern gleichfalls bin ich gut,
Vierfüßern auch entsend' ich Güte,
Vielfüßern bin ich gut gesinnt.
 
Möge mich kein Kriechtier töten,
Zweifüßer mir nicht Schaden tun;
Vierfüßer mögen mich nicht töten,
Vielfüßer auch mich nicht verletzen.
 
Alle Wesen und Geschöpfe,
alles, was nur irgend lebt,
mög' es allen wohlergehen,
keinem Böses widerfahren!

Unbeschränkt ist der Buddha, unbeschränkt die Lehre, unbeschränkt die Mönchsgemeinde!

Beschränkt jedoch sind Kriechtiere, Schlange, Spinne, Hundertfuß, Skorpion, Mau und Eidechse.

Ich bin nun gesichert! Ich bin nun geschützt! Weichet, ihr Wesen, zurück!

Ehre dem Erhabenen! Ehre den sieben Buddhas (*1)!'«


(*1) Die 'sieben Buddhas' sind der Buddha Gotama der jetzigen Lehrverkündung und sechs Buddhas vor ihm, nämlich: Kassapa, Konāgamana, Kakusandha, Vessabhū, Sikhī und Vipassī.

Es sei mir hier erlaubt, eine mit den obigen Versen eng verknüpfte Episode aus meinem eigenen Leben anzuführen, die sich gelegentlich meines Aufenthaltes im Hochlande der nördlichen Schans (Nordbirma) zugetragen hat. Eines Abends, als ich gerade die Übersetzung obiger Verse fertig gestellt hatte, trat ich aus meiner Hütte heraus, um nach meiner Gewohnheit ein wenig auf dem nahen Waldpfade einsam auf und ab zu wandeln. Kaum hatte ich etwa fünfzig Schritte zurückgelegt, als ich, plötzlich wie von magischer Gewalt angezogen, mich umblickte und bemerkte, daß ich soeben über die so gefürchtete Brillenschlange ahnungslos mit bloßen Füßen hinweggegangen und wie durch ein Wunder einem schrecklichen Tode entgangen war. Was auch immer die eigentliche Ursache gewesen sein mag, die hier eingewirkt hat, es kann ein unbewußter Einfluß, und zwar nicht nur der Liebe, sondern auch des Hasses, auf andere Wesen, Menschen oder Tiere, keineswegs geleugnet werden. [Nyanaponika]


A.IV. 68 Devadatta (Auch in Samy. 17, 35)

Einst weilte der Erhabene auf der Geierspitze bei Rājagaha, kurz nachdem Devadatta abgefallen war (*1). Dort nun wandte sich der Erhabene mit Bezug auf Devadatta an die Mönche:

»Zu seinem eigenen Verderb, ihr Mönche, sind dem Devadatta Gewinn, Ehre und Ruhm erwachsen. Zu seinem Schaden, ihr Mönche, sind dem Devadatta Gewinn, Ehre und Ruhm erwachsen.

Gleichwie, ihr Mönche, der Pisang (*2) zu seinem eigenen Verderb und Schaden Früchte trägt, so auch gereichen Devadatta Gewinn, Ehre und Ruhm zu seinem eigenen Verderb und Schaden. Gleichwie der Bambus und das Schilf zu ihrem eigenen Verderb und Schaden Früchte tragen, so auch gereichen Devadatta Gewinn, Ehre und Ruhm zu seinem eigenen Verderb und Schaden. Gleichwie das Maultier zu seinem eigenen Verderb und Schaden Junge gebiert, so auch gereichen Devadatta Gewinn, Ehre und Ruhm zu seinem eigenen Verderb und Schaden.«

»Der Pisang stirbt durch seine Frucht,
so auch der Bambus und das Schilf.
Durch Ehrerweisung fällt ein schlechter Mensch,
wie durch die Leibesfrucht das Maultier stirbt.«

(*1) Obzwar Devadatta der Stiefbruder des Buddha war, so war er dennoch dessen erbittertster Feind und trachtete ihm sogar nach dem Leben.

(*2) Die Frucht des Pisang ist die Banane. Jedes Mal wenn die Bananenfrüchte reif sind, stirbt die Pflanze ab, und neue Schößlinge sprießen aus der alten Wurzel.


A.IV. 69 Die vier Kämpfe

Vier Kämpfe gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Was aber, ihr Mönche, ist der Kampf zur Vermeidung?

Was aber ist der Kampf zur Überwindung?

Was aber ist der Kampf zur Entfaltung?

Was aber ist der Kampf zur Erhaltung?

Diese vier Kämpfe gibt es, ihr Mönche.

Ȇberwindung und Vermeidung,
die Entfaltung und Erhaltung:
diese vier gewaltigen Kämpfe
wies des Lichtes hehrer Sproß.
Und wer darin voller Eifer,
mag des Leids Versiegung finden.«

A.IV. 70 Die Könige

Zu einer Zeit, ihr Mönche, in welcher die Könige tugendlos sind, zu jener Zeit sind auch die Beamten der Könige tugendlos. Sind aber die Beamten der Könige tugendlos, so sind auch die Priester und Bürger tugendlos. Sind aber die Priester und Bürger tugendlos, so ist auch die Stadt- und Landbevölkerung tugendlos. Ist aber die Stadt- und Landbevölkerung tugendlos, so ändern Sonne und Mond ihren Lauf. Ändern aber Sonne und Mond ihren Lauf, so ändern sich Planeten und Sternbilder. Ändern sich aber Planeten und Sternbilder, so ändern sich Tag und Nacht. Ändern sich aber Tag und Nacht, so ändern sich die ganzen und halben Monate. Ändern sich aber die ganzen und halben Monate, so ändern sich die Jahreszeiten und Jahre. Ändern sich aber die Jahreszeiten und Jahre, so ändern die Winde ihre Richtung. Ändern aber die Winde ihre Richtung, so zürnen die Götter. Zürnen aber die Götter, so gibt es keinen rechten Regen. Gibt es aber keinen rechten Regen, so wird das Korn nicht richtig reif. Nähren sich aber die Menschen von Korn, das nicht richtig reif ist, so leben sie nicht lange, sehen schlecht aus und werden häufig krank.

Zu einer Zeit aber, ihr Mönche, in welcher die Könige tugendhaft sind, zu jener Zeit sind auch die Beamten der Könige tugendhaft. Sind aber die Beamten der Könige tugendhaft, so sind auch die Priester und Bürger tugendhaft. Sind aber die Priester und Bürger tugendhaft, so ist auch die Stadt- und Landbevölkerung tugendhaft. Ist aber die Stadt- und Landbevölkerung tugendhaft, so nehmen Sonne und Mond ihren rechten Lauf. Nehmen aber Sonne und Mond ihren rechten Lauf, so nehmen auch die Planeten und Sternbilder ihren rechten Lauf. Nehmen aber die Planeten und Sternbilder ihren rechten Lauf, so nehmen auch Tag und Nacht ihren rechten Lauf. Nehmen aber Tag und Nacht ihren rechten Lauf, so nehmen auch die ganzen und halben Monate ihren rechten Lauf. Nehmen aber die ganzen und halben Monate ihren rechten Lauf, so nehmen auch die Jahreszeiten und Jahre ihren rechten Lauf. Nehmen aber die Jahreszeiten und Jahre ihren rechten Lauf, so blasen die Winde in der rechten Richtung. Blasen aber die Winde in der rechten Richtung, so zürnen die Götter nicht. Zürnen aber die Götter nicht, so gibt es rechten Regen. Gibt es aber rechten Regen, so gelangt das Korn zur rechten Reife. Nähren sich aber die Menschen von Korn, das richtig reif ist, so erreichen sie hohes Alter, Schönheit, Kraft und Gesundheit.

»Wenn Rinder einen Fluß durchkreuzen,
der Leitstier aber rechte Furt verfehlt,
dann folgen alle dieser falschen Fährte,
da falschen Weg ihr Führer geht.
 
Genauso ist es bei den Menschen:
wenn jener, der als Erster gilt,
ein tugendloses Leben führt,
tut's um so mehr der Rest des Volks.
Im Elend lebt das ganze Land,
wenn tugendlos sein König ist.
 
Wenn Rinder einen Fluß durchkreuzen,
und sie der Leitstier richtig führt,
dann folgen alle dieser rechten Fährte,
da rechten Weg ihr Führer geht.
 
Genauso ist es bei den Menschen:
wenn jener, der als Erster gilt,
ein tugendhaftes Leben führt,
tut's um so mehr der Rest des Volks.
Im Glücke lebt das ganze Land,
wenn tugendhaft sein König ist.«

    Oben  


>tut's um so mehr der Rest des Volks.
Im Glücke lebt das ganze Land,
wenn tugendhaft sein König ist.«

    Oben