Samyutta Nikaya

3. Kosala-Samyutta - Von den Kosala

01-10 Pathama vagga - Der erste Abschnitt

 S.3.1. Jugendlich

1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.

2. Da nun begab sich der König Pasenadi, der Kosala (*f293) dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

3. Zur Seite sitzend sprach dann der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also: "Erhebt uns etwa auch der Herr Gotama den Anspruch, er sei mit der höchsten vollkommenen Erleuchtung erleuchtet?"

4. "Wenn da, o Großkönig, einer mit vollem Recht von jemand behauptet, er sei mit der höchsten vollkommenen Erleuchtung erleuchtet, so mag er von mir das mit vollem Recht behaupten. Denn ich bin, o Großkönig, mit der höchsten vollkommenen Erleuchtung erleuchtet."

5. "Die Samanas und Brāhmanas aber, Herr Gotama, die eine Gemeinde, eine Sekte um sich haben, die Lehrer einer Sekte sind, bekannt, berühmt, Furtbereiter, (*f294) als tüchtig anerkannt bei vielen Leuten, wie zum Beispiel Pūrana Kassapa Makkhali Gosāla, Nigantha Nātaputta, Sañjaya Belatthiputta, Pakudha Kaccāyana, Ajita Kesakambalī, (*f295) diese erhoben, von mir befragt: erhebt ihr Anspruch, mit der höchsten vollkommenen Erleuchtung erleuchtet zu sein? nicht den Anspruch, mit der höchsten vollkommenen Erleuchtung erleuchtet zu sein. Wie (kann es) denn da der Herr Gotama (sein), der noch jugendlich ist nach seiner Geburt und ein Neuling nach der Zeremonie der Weltabkehr?"

6. "Vier Wesen, o Großkönig, dürfen da nicht, weil sie jugendlich seien, gering geschätzt, nicht, weil sie jugendlich seien, mißachtet werden. Welche vier sind das? 

Diese vier Wesen also, o Großkönig, dürfen nicht, weil sie jugendlich seien, gering geschätzt, nicht, weil sie jugendlich seien, mißachtet werden."

7. Also sprach der Erhabene; nachdem der Führer auf dem Heilspfad also gesprochen, sprach noch weiter der Meister folgendes:
 

8. "Einen Edelmann, der vornehme Abkunft besitzt,
der wohlgeboren und angesehen ist,
Soll man nicht, weil er jugendlich sei, gering schätzen,
nicht soll ein Mann ihn mißachten.
Denn wenn der Edelmann an seinen Platz als Beherrscher der Menschen,
zur königlichen Würde gelangt ist,
Geht er erzürnt mit der Königsstrafe hart gegen jenen vor:
Darum soll man ihm ausweichen; (*f296) das eigene Leben beschützend."

9. "Wenn man im Dorf oder in der Wildnis,
wo immer nur, eine Schlange erblickt,
Soll man sie nicht, weil sie jugendlich sei, gering schätzen,
nicht soll ein Mann sie mißachten.
Mit mannigfaltigen Formen (*f297) bewegt sich die schnelle Schlange,
Zugreifend wird sie auf einmal Kind, Mann und Frau beißen:
Darum soll man ihr ausweichen, das eigene Leben beschützend."
 
10. "Das gefräßige flammende Feuer, (*f298) dessen Wegbahn schwarz ist, (*f299)
Soll man nicht, weil es jugendlich sei, gering schätzen,
nicht, weil es jugendlich sei, mißachten.
Hat es Brennstoff gefunden und ist das Feuer groß geworden,
Wird es zugreifend auf einmal Kind, Mann und Weib verbrennen.
Darum soll man ihm ausweichen, das eigene Leben beschützend."
 
11. "Wenn die Flamme einen Wald verbrennt,
das Feuer, dessen Wegbahn schwarz ist,
So wachsen dort Pflanzen auf nach Ablauf von Tagen und Nächten,
Wen aber (*f300) ein Bhikkhu, mit sittlicher Zucht ausgestattet,
durch seine Glut verbrennt,
Nicht (bleiben) dem Kinder oder Vieh,
noch finden seine Erben Vermögen vor.
Kinderlos und ohne Erben, ein entwurzelter Palmbaum sind diese."
 
12. "Darum wird ein weiser Mann, der auf seine eigne Wohlfahrt sieht,
Eine Schlange, ein Feuer, einen angesehenen Edelmann
Und einen mit sittlicher Zucht ausgestatteten Bhikkhu
in der richtigen Weise behandeln."

13. Auf dieses Wort hin sprach der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr! Wundervoll, Herr! Wie wenn man, Herr, etwas Umgestürztes aufrichtet oder etwas Verhülltes entschleiert oder einem Verirrten den Weg zeigt oder in einen finsteren Raum eine Lampe bringt in der Absicht: es sollen die, die Augen haben, die Gegenstände sehen - ganz ebenso ist von dem Erhabenen durch mancherlei Erörterung die Wahrheit aufgeklärt worden. Darum nehme ich, Herr, zu dem Erhabenen meine Zuflucht und zu der Lehre und zu der Gemeinde der Bhikkhus. - Als Laienanhänger soll mich der Herr, der Erhabene, annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."


(*f293) Der Clan der Kosālā herrschte in dem Gebiet, das sich am mittleren Ganges von diesem nordwärts bis zum Himalaya erstreckte mit dem Gandakfluß als Ostgrenze. Benares war in ihr Territorium eingeschlossen. S. Rhys Davids. Buddhist India S. 25. Über König Pasenadi, ebda. S.8.

(*f294) P. titthakara. Man beachte die Ähnlichkeit mit dem lat. pontifex.

(*f295) Vgl. oben 2. 30. 3-6 mit den Anmerkungen.

(*f296) Der Komm. (I. 156.12) ergänzt, wohl richtig, khattiyam zu tam "er soll den Edelmann meiden, sich nicht mit ihm einlassen (na ghateyya)".

(*f297) Der Komm. (I. 156.12) umschreibt vannehi durch samthānehi und zählt dann die verschiedenen Formen, in denen sie sich zeigt, auf: als sappa, als deddubha, als dhammani, als kalandaka.

(*f298) P. pāvako, im Komm. als Lesart neben pācako aufgeführt.

(*f299) P. kanhavattanim = skr. krsnavartani. Komm. (I. 156.17) "der Weg, den das Feuer gegangen ist, ist schwarz".

(*f300) Diese Verszeilen gehören, wie Frau Rhys Davids richtig gesehen hat, unmittelbar zu den vorangehenden.


S.3.2. Ein Mann

1. Ort der Begebenheit: der Park in Sāvatthī.

2. Da nun begab sich der König Pasenadi, der Kosala, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, (*f302) setzte er sich zur Seite nieder.

3. Zur Seite sitzend sprach dann der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also: "Wie viele Eigenschaften eines Mannes, Herr, die da in seinem eigenen Innern entstehen, entstehen zu seinem Unheil, zu seinem Leiden, zu seinem Übelergehen?"

4. "Drei Eigenschaften eines Mannes, o Großkönig, die da in seinem eigenen Innern entstehen, entstehen zu seinem Unheil, zu seinem Leiden, zu seinem Übelergehen. Welche drei? 

Diese drei Eigenschaften eines Mannes, o Großkönig, die da in seinem eigenen Innern entstehen, entstehen zu seinem Unheil, zu seinem Leiden, zu seinem Übelergehen.

5. Lust und Haß und Betörung, im eigenen Selbst entstanden,
Verderben den Mann sündigen Herzens,
wie einen Grashalm die eigene Frucht." (*f303)


(*f301) Der Ausdruck tālavatthu ist nicht recht verständlich. Der Komm. (I. 157.13) umschreibt ihn mit chinnatālo viya. Häufig steht tālāvatthukata neben ucchinnamāla "entwurzelt".

(*f302) Der Komm. (I. 160.7) macht darauf aulmerksam, daß Pasenadi, nachdem er im ersten Sutta sich als Laienanhänger erklärt hat, nun den Buddha abhiv ādeti. In Sutta 1 spricht er mit ihm wie mit seinesgleichen.

(*f303) Subjekt ist sam phalam (Komm.attano phalam). Obj. tacasāram, als Praed. ist himsati zu ergänzen. Das Wort samphala existiert also nicht und ist im Pāli Dictionary der PTS. zu streichen. Tacasāra bezeichnet die Pflanzen, die ihr festes Holz (sāra) nicht im Innern, sondern in den äußeren Teilen (taca "Haut, Rinde") haben, d.h. die Grasarten. Der Komm. führt als Beispiele Bambus (velu) und Rohr (nala) an. - Unser Sutta kehrt unten 3. 23 wieder, und die Verse im Itivuttaka 50.


S.3.3. Der König

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

2. Zur Seite sitzend sprach da der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also: "Gibt es wohl für den, der geboren ist, etwas anderes außer Alter und Tod?"

3. "Es gibt da, o Großkönig, nichts außer Alter und Tod.

4. Was da, o Großkönig, die großmächtigen Edelleute (*f304) sind, die wohlhabenden, reichen, begüterten, die viel Gold und Silber, viel Vermögensunterhalt, viel Geld und Geldeswert besitzen - auch für sie, die geboren sind, gibt es nichts außer Alter und Tod.

5. Was da, o Großkönig, die großmächtigen Brahmanas und die großmächtigen Hausväter sind, die wohlhabenden, reichen, begüterten, die viel Gold und Silber, viel Vermögensunterhalt, viel Geld und Geldeswert besitzen, - auch für sie, die geboren sind, gibt es nichts außer Alter und Tod.

 
6. Was da, o Großkönig, die Bhikkhus sind, die Vollendeten, bei denen die weltlichen Einflüsse vernichtet sind, die ihre Laufbahn abgeschlossen, ihre Aufgabe erfüllt, ihre Last abgeworfen und das wahre Heil erreicht haben, bei denen die Fesseln des Seins beseitigt sind, die durch vollkommene Erkenntnis erlöst sind, - bei diesen ist dieser ihr Körper dem Gesetze der Auflösung, dem Gesetze des Abwerfens unterworfen.

7. Alt werden fürwahr die Königswagen die schön bemalten,
Auch der Leib kommt ins Alter;
Aber der Zustand (*f305) der Frommen kommt nicht ins Alter:
Die Frommen verkünden es zusammen mit den Frommen." (*f306)


(*f304) P. kattiyamahāsālā, Der Komm. (I. 160.16) faßt mahāsāla als (dialektische) Nebenform zu mahāsāra. Wohl mit Recht; denn es findet sich in der Tat auch letztere Form in den gleichen Verbindungen, wie jene (vgl. z.B. Jātaka I. 447.9, Dhammapada-Komm. I. 104.26, 105.1).

(*f305) P.dhammo. Nach dem Komm. (I. 162.11) wäre damit das Nirvana gemeint. Auch in dem Komm. zu Dhammapada v. 151, der mit unserer Strophe übereinstimmt, wird satam dhammmo mit buddhādīnam santānam navavidhalokuttaradhammo umschrieben (III. 123.2).

(*f306) Komm. zum Dhammapada 151: santo buddhādayo sabbhi panditehi saddhim.


S.3.4. Freund

Das Sutta ist, außer von Mrs. Rhys Davids, übersetzt von Warren, Buddhism in Translations, S. 213, und von Seidenstücker, Pāli-Buddhismus in Übersetzungen, S. 54.

1. (Ort der Begebenheit:) Sāvatthī.

2. Zur Seite sitzend sprach da der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also: "Da ist mir, Herr, wie ich ganz in der Stille in einsame Meditation vertieft war, der folgende erwägende Gedanke gekommen: Wem ist wohl das eigene Selbst freund, wem ist wohl das eigene Selbst feind? Da nun, Herr, dachte ich mir also:

3. Alle, die da körperlich einen üblen Wandel führen, mit Worten einen üblen Wandel führen, mit Gedanken einen üblen Wandel führen, denen ist das eigene Selbst feind. Wenn sie auch sprächen: freund ist uns das eigene Selbst, so ist ihnen doch das eigene Selbst feind. Warum das? Was ja ein Feind dem antut, der ihm feind ist, das tun sie selbst dem eigenen Selbst an. Darum ist ihnen das eigene Selbst feind.

4. Alle aber, die da körperlich einen guten Wandel führen, mit Worten einen guten Wandel führen, mit Gedanken einen guten Wandel führen, denen ist das eigene Selbst freund. Wenn sie auch sprächen: feind ist uns das eigene Selbst, so ist ihnen doch das eigene Selbst freund. Warum das? Was ja ein Freund dem antut, der ihm freund ist, das tun sie selbst dem eigenen Selbst an. Darum ist ihnen das eigene Selbst freund." (*f307)

5. "So ist das, o Großkönig! So ist das, o Großkönig! Alle, die da, o Großkönig, körperlich einen üblen Wandel führen, mit Worten einen üblen Wandel führten, mit Gedanken einen üblen Wandel führen, denen ist das eigene Selbst feind. Wenn sie auch sprächen: freund ist uns das eigene Selbst, so ist ihnen doch das eigene Selbst feind. Warum das? Was ja ein Feind dem antut, der ihm feind ist, das tun sie selbst dem eigenen Selbst an. Darum ist ihnen das eigene Selbst feind. - Alle aber, die da, o Großkönig, körperlich einen guten Wandel führen, - mit Worten einen guten Wandel führen, mit Gedanken einen guten Wandel führen, denen ist das eigene Selbst freund. Wenn sie auch sprächen: feind ist uns das eigene Selbst, so ist ihnen doch das eigene Selbst freund. Warum das? Was ja ein Freund dem antut, der ihm freund ist, das tun sie selbst dem eigenen Selbst an. Darum ist ihnen das eigene Selbst freund.

6. Wer sein eignes Selbst als Freund kennt, der soll es nicht mit Sünde verstricken.
Denn nicht ist leicht zu erlangen das Heil für den, der Üble Taten tut.
Wenn er, vom Tode überfallen, das menschliche Dasein aufgibt,
Was bleibt ihm dann zu eigen? Was nimmt er mit beim Hingang?
Was folgt ihm dann nach wie der nie weichende Schatten?
Beides, Verdienst und Sünde, was der Mensch hier tut,
Das bleibt ihm zu eigen, und das nimmt er mit beim Hingang,
Und das folgt ihm nach wie der nie weichende Schatten.
Darum möge er Gutes tun als einen Schatz für das künftige Dasein.
Die verdienstlichen Werke sind in der jenseitigen Welt ein fester Halt für die Lebewesen." (*f308)


(*f307) Die beiden gegensätzlichen Begriffe sind piya und appiya. Beide haben sowohl aktiven Sinn (liebend, Freund; nicht liebend, Feind) als auch passiven Sinn (lieb; unlieb). Der Sinn ist also der: der Böse ist, auch wenn er es nicht glaubt, ein Feind seines eigenen Ich. Ein Freund des eigenen Ich hingegen ist der Gute.

(*f308) Mrs. Rhys Davids macht mit Recht darauf aufmerksam, daß in den Versen gegenüber dem Sutta eine gewisse Verschiebung vorliegt. Es ist in ihnen nicht sowohl vom attan die Rede, als vielmehr vom kamma, dessen Charakter wir durch fromme Handlungen in der gegenwärtigen Existenz günstiger gestalten sollen. Der attan ist also hier die Seele im populären Sinn des Wortes: das, was nach dem Tod übrig bleibt und zu neuem Dasein drängt.


S.3.5. Das eigene Selbst behütet

1. Zur Seite sitzend sprach da der König Pasenadi der Kosala, zu dem Erhabenen also:

2. "Da ist mir, Herr, wie ich ganz in der Stille in einsame Meditation vertieft war, der erwägende Gedanke gekommen: Von wem ist wohl das eigene Selbst behütet, von wem ist wohl das eigene Selbst nicht behütet? Da nun, Herr, dachte ich mir also:

3. Alle die da körperlich einen üblen Wandel führen, mit Worten einen üblen Wandel führen, mit Gedanken einen üblen Wandel führen, von denen ist das eigene Selbst nicht behütet. Wenn sie auch eine Legion Elefanten behütete, eine Legion Rosse behütete, eine Legion Wagen behütete, eine Legion Fußsoldaten behütete, so ist doch von diesen das eigene Selbst nicht behütet. Warum das? Äußerlich ist ja diese Behütung, nicht ist diese Behütung innerlich. Darum ist von diesen das eigene Selbst nicht behütet.

4. Alle aber, die da körperlich einen guten Wandel führen, mit Worten einen guten Wandel führen, mit Gedanken einen guten Wandel führen, von diesen ist das eigene Selbst behütet. Wenn sie auch keine Legion Elefanten behütete, keine Legion Rosse behütete, keine Legion Wagen behütete, keine Legion Fußsoldaten behütete, so ist doch von diesen das eigene Selbst behütet. Warum das? Innerlich ist ja diese Behütung, nicht ist diese Behütung äußerlich. Darum ist von diesen das eigene Selbst behütet."

5. "So ist das, o Großkönig! So ist das, o Großkönig! Alle, die da, o Großkönig, körperlich einen üblen Wandel führen, mit Worten einen üblen Wandel führen, mit Gedanken einen üblen Wandel führen, von denen ist das eigene Selbst nicht behütet. Wenn sie auch eine Legion Elefanten behütete, eine Legion Rosse behütete, eine Legion Wagen behütete, eine Legion Fußsoldaten behütete, so ist doch von diesen das eigene Selbst nicht behütet. Warum das? Äußerlich ist ja diese Behütung, nicht ist diese Behütung innerlich. Darum ist von diesen das eigene Selbst nicht behütet. - Alle aber, die da, o Großkönig, körperlich einen guten Wandel führen, mit Worten einen guten Wandel führen, mit Gedanken einen guten Wandel führen, von diesen ist das eigene Selbst behütet. Wenn sie auch keine Legion Elefanten behütete, keine Legion Rosse behütete, keine Legion Wagen behütete, keine Legion Fußsoldaten behütete, so ist doch von diesen das eigene Selbst behütet. Warum das? Innerlich ist ja diese Behütung, nicht ist diese Behütung äußerlich. Darum ist von diesen das eigene Selbst behütet.

6. Körperliche Selbstbeherrschung ist gut, gut ist Selbstbeherrschung in Worten,
In Gedanken Selbstbeherrschung ist gut, überall gut ist Selbstbeherrschung.
Der überall beherrschte Gewissenhafte (*f309) heißt ein Behüteter."


(*f309) P. laijī. Mit "schamhaft" wäre dem, was der Buddhist in dem Worte sieht, nicht entsprochen. Der Komm. I. 163.6 umschreibt es mit hirimā.


S.3.6. Wenige

Übersetzt, außer von Mrs. Rhys Davids, von Seidenstücker, a .a. O. S. 55.

1. (Ort der Begebenheit:) Sāvatthī.

2. Zur Seite sitzend sprach da der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also: "Da ist mir, Herr, wie ich ganz in der Stille in einsame Meditation vertieft war, der folgengende erwägende Gedanke gekommen: Wenige nur sind die Wesen in der Welt, die, wenn sie immer größere Reichtümer erworben haben, sich nicht daran berauschen und nicht übermütig werden und nicht in Gier nach sinnlichen Genüssen verfallen und nicht an den (anderen) Wesen sich versündigen. Es sind da weit zahlreicher die Wesen in der Welt, die, wenn sie immer größere Reichtümer erworben haben, sich daran berauschen und übermütig werden und in Gier nach sinnlichen Genüssen verfallen und an den (anderen) Wesen sich versündigen."

3. "So ist das, o Großkönig! So ist das, o Großkönig! Wenige nur, o Großkönig, sind die Wesen in der Welt, die, wenn sie immer größere Reichtümer erworben haben, sich nicht daran berauschen und nicht übermütig werden und nicht in Gier nach sinnlichen Genüssen verfallen und nicht an den (anderen) Wesen sich versündigen. Es sind da weit zahlreicher die Wesen in der Welt, die, wenn sie immer größere Reichtümer erworben haben, sich daran berauschen und übermütig werden und in Gier nach sinnlichen Genüssen verfallen und an den (anderen) Wesen sich versündigen.

4. Die da Wohlgefallen finden an den Freuden sinnlicher Lust,
gierig nach sinnlichen Genüssen, an sie gefesselt:
Die merken ihren Fehltritt nicht,
(so wenig) wie die Gazellen die ausgelegte Schlinge.
Später wird's ihnen schmerzlich; denn die Folgen davon sind übel."


S.3.7. Gericht

Nach dem Komm. I. 163.15 liegt den Worten in 2 eine bestimmtes Vorkommnis zu Grunde: "Eines Tages saß der König zu Gericht. Die anwesenden Beamten, die zuvor bestochen worden waren, sprachen den Besitz solchen zu, die nicht die Besitzer waren. Der König, der das merkte, dachte: In meiner, des Herrschers Gegenwart, handeln diese Leute so, was werden sie da erst hinter meinem Rücken tun? Jetzt soll mein Senāpati Vidūdabha (so auch Majjhima II. 110-11) mit seiner Würde sich sehen lassen. Was soll mir damit gedient sein, wenn ich mit Leuten dieser Art zusammen sitze?" - Das steht nun in Widerspruch mit dem Bericht des - Jātakabuches (IV. 150), auf den Mrs. Rhys Davids hingewiesen hat. Vidūdabha ist hier der Sohn des Kosalakönigs, dagegen wird an der angeführten Stelle von seinem Senāpati Bandhula erzählt, daß er an des Königs Stelle die Rechtsprechung übernahm und gewissen Übelständen ein Ende machte.
 

1. Zur Seite sitzend sprach da der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also:

2. "Wenn ich da, Herr, zu Gericht sitze, sehe ich großmächtige Edelleute, großmächtige Brahmanas, großmächtige Hausväter, wohlhabende, reiche, begüterte, die viel Gold und Silber, viel Vermögensunterhalt, viel Geld und Geldeswert besitzen, wie sie sinnlicher Genüsse wegen, um sinnlicher Genüsse willen, zur Erzielung sinnlicher Genüsse bewußt lügnerisch reden. Da, Herr dachte ich also: Genug jetzt mit meiner Rechtsprechung. Mein trefflicher Freund (*f310) soll jetzt mit seiner Rechtsprechung sich hervortun."

3. "Die großmächtigen Edelleute, o Großkönig, die großmächtigen Brāhmanas, die großmächtigen Hausväter, die wohlhabenden, reichen, begüterten, die viel Gold und Silber, viel Vermögensunterhalt, viel Geld und Geldeswert besitzen, wenn sie sinnlicher Genüsse wegen, um sinnlicher Genüsse willen, zur Erzielung sinnlicher Genüsse bewußt lügnerisch reden, so wird das ihnen lange Zeit zu Unheil und Leiden gereichen.

4. Die da Wohlgefallen finden an den Freuden sinnlicher Lust,
gierig nach sinnlichen Genüssen, an sie gefesselt:
Die merken ihren Fehltritt nicht,
(so wenig) wie die Fische die ausgelegte Reuse.
Später wird's ihnen schmerzlich; denn die Folgen davon sind übel."


(*f310) P. bhadramukha "dessen Antlitz glückbringend ist". Das Wort wird mehrfach als freundschaftliche Anrede gebraucht; hier als Subj. in einem Satz, dessen Verb. in der 3. Person steht.


S.3.8. Mallikā

1. Sāvatthī.

2. Zu jener Zeit aber befand sich der König Pasenadi, der Kosala, mit der Königin Mallikā (*f311) auf dem Söller seines Palastes.

3. Da nun sprach der König Pasenadi, der Kosala, zu der Königin Mallikā: "Gibt es wohl etwas anderes, Mallikā, was dir lieber (*f312) wäre als das eigene Selbst?"

4. "Es gibt für mich, o Großkönig, nichts anderes, was mir lieber wäre als das eigene Selbst. Gibt es aber für dich, o Großkönig, etwas anderes, was dir lieber wäre als das eigene Selbst?"

5. "Auch für mich, Mallikā, gibt es nichts anderes, was mir lieber wäre als das eigene Selbst."

6. Da nun stieg der König Pasenadi, der Kosala, von seinem Palast herab und begab sich dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach dann der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also:

7. "Da habe ich jetzt, Herr, mit der Königin Mallikā auf dem Söller meines Palastes befilldlich, zu der Königin Mallikā also gesprochen: 'Gibt es wohl etwas anderes, Mallikā, was dir lieber wäre als das eigene Selbst?' Auf dieses Wort hin, Herr, sprach die Königin Mallikā zu mir also: 'Es gibt für mich, o Großkönig, nichts anderes, was mir lieber wäre als das eigene Selbst. Gibt es aber für dich, o Großkönig, etwas anderes, was dir lieber wäre als das eigene Selbst?' Auf dieses Wort hin, Herr, sprach ich zu der Königin Mallikā also: 'Auch für mich, Mallikā, gibt es nichts anderes, was mir lieber wäre, als das eigene Selbst.'"

8. Da nun sprach der Erhabene, wie er die Sache zur Kenntnis nahm, bei dieser Gelegenheit die folgende Strophe:

"Alle Weltgegenden im Geiste durchwandernd
Findet man doch nirgends etwas, was lieber wäre als das eigene Selbst.
So lieb ist den anderen, jedem sein eigenes Selbst. (*f313)
Darum soll, wer das eigene Selbst lieb hat, den andern nicht verletzen."


(*f311) Königin Mallikā wird im Kanon mehrfach erwähnt. So besonders Majjh. 87, wo ein bedeutsames Gespräch zwischen ihr und Pasenadi wiedergegeben ist. Im Anguttara Catukkanipāta 197 wird von einer Unterredung, die sie mit dem Buddha hatte, berichtet. Von ihrem Tod ist im Pañcakanipāta 49 die Rede. Im Udāna (V.1 = 47)?? wird, worauf schon Mrs. Rhys Davids hingewiesen hat, unser Sutta wiederholt. Vgl. auch unten 3. 16. Sehr häufig wird sie im Jātakabuche genannt. Ihre Geschichte wird hier in der Einleitung zum Kummāsapindajātaka (Nr. 415 = III. 405-6), wie auch im Komm. zu unserer Stelle erzählt.

(*f312) P. piyataro. S. Note zu 3.4.4.

(*f313) P. puthu (skr. prthak) atta "das besondere, individuelle Selbst.


S.3.9. Das Opfer

Der Komm. (I. 165ff.) erzählt hier ausführlich, wie Pasenadi zu der Veranstaltung des Opfers kam. Die Erzählung findet sich auch im Komm. zu Dhammapada v. 60 (II. 1 ff. der Ausg.). Pasenadi ist von sündhafter Liebe zu einer Frau entbrannt, die er zufällig in der Stadt zu Gesicht bekommen hat, und beabsichtigt, ihren Ehemann zu beseitigen, um sich ihrer bemächtigen zu können. Nachts wird er aber durch einen Traum geängstigt. Die Brāhmanen, um die Deutung des Traumes befragt, geben den Bescheid, daß nur durch ein großes Opfer dem drohenden Unheil vorgebeugt werden könne. Der König gibt den Auftrag, das Opfer vorzubereiten, bei dem auch Menschen zu schlachten sind. Mallikā hört das Jammergeschrei der Leute, die um ihre Angehörigen bangen. Sie erfährt vom König, was vorgefallen, und verweist ihn an den Buddha. Dieser belehrt Pasenadi über die wahre Bedeutung des Traumes Er wäre eine Warnung von vier Insassen der Hölle, die vor vielen Jahrtausenden als junge Kaufleute in Bārānasī sich ehebrecherischem Leben hingegeben haben und seitdem im Feuer der Hölle schmachten. Der König sieht sein Unrecht ein. Von der Nutzlosigkeit des Opfers überzeugt, läßt er die Vorbereitungen abbrechen.
 

 1. Sāvatthī.

2. Zu jener Zeit aber stand ein großes Opfer des Königs Pasenadi, des Kosala, bevor. Fünfhundert Stiere, fünfhundert Ochsen, fünfhundert Kühe, fünfhundert Ziegen und fünfhundert Widder waren an den Pfosten (*f314) herangeführt zum Zweck des Opfers.

3. Und die Leute, die seine Sklaven oder seine Diener oder seine Werkleute waren, trafen, durch Stockschläge geängstigt, von Furcht geängstigt, die Vorbereitungen, Tränen im Gesicht und jammernd.

4. Da nun kleideten sich zahlreiche Bhikkhus zur Vormittagszeit an, nahmen Almosenschale und Obergewand und gingen, Almosen zu sammeln, nach Sāvatthī. Nachdem sie in Sāvatthī ihren Almosengang beendigt hatten, begaben sie sich nach der Mahlzeit, vom Almosengang zurückgekehrt, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, setzten sie sich zur Zeite nieder. Zur Seite sitzend sprachen dann die Bhikkhus zu dem Erhabenen also:

5. "Da steht, Herr, ein großes Opfer des Königs Pasenadi, des Kosala, bevor. Fünfhundert Stiere, fünfhundert Ochsen, fünfhundert Kühe, fünfhundert Ziegen und fünfhundert Widder sind an den Pfosten herangeführt zum Zweck des Opfers. Und die Leute, die seine Sklaven oder seine Diener oder seine Werkleute sind, treffen, durch Stockschläge geängstigt, von Furcht geängstigt, die Vorbereitungen, Tränen im Gesicht und jammernd."

6. Da nun sprach der Erhabene, wie er die Sache zur Kenntnis nahm, bei dieser Gelegenheit die folgenden Strophen:

7. "Pferdeopfer, Menschenopfer, Vollkommene Fessel, Siegestrunk,
Hemmungslos: (*f315) diese großen Unternehmungen tragen keine reiche Frucht.
Wo Ziegen und Rinder, allerlei (Lebewesen) getötet werden,
Dieses Opfer besuchen die großen Weisen,
die Vollkommenheit erreicht haben, nicht.
Opfer aber ohne große Unternehmungen,
die in den Sippen ständig geopfert werden, (*f316)
Wo Ziegen und Rinder, allerlei (Lebewesen), nicht getötet werden,
Dieses Opfer besuchen die großen Weisen,
die Vollkommenheit erreicht haben.
Ein solches Opfer soll der Verständige darbringen,
ein solches Opfer trägt reiche Frucht.
Denn das gereicht dem Opferer zum Vorteil, nicht zum Schaden.
Das Opfer ist ergiebig und es finden Wohlgefallen daran die Devatās."


(*f314) P. thūna. Gemeint ist der "Opferpfosten", im brahmanischen Ritual yūpa genannt, an den das Opfertier gebunden wird. Vgl. Hillebrandt, Ritual-Litteratur, Vedische Opfer und Zauber, S.121.

(*f315) P. assamadha, purisamedha, sammāpāsa, vājapeyya, niraggala. Die Termini 1,2,4 sind aus der brahmanischen Ritualliteratur wohl bekannt. S. Hillebrandt, Vedische Ritual-Litteratur S. 149, 153, 141. Statt assamedha lesen birmanische Hss. und der Kommentar sassa-. Vgl. auch die Parallelstelle Itivuttakas S. 21. Merkwürdig ist, daß nach Angabe des Komm. (I. 169 ult. - 174) jene Begriffe ursprünglich keine Opferhandlungen bezeichneten, sondern samgahavatthūni waren, d.h. friedliche Handlungen, die zum Wohl der Untertanen dienten, und durch die man Ihre Herzen gewann. Erst seit den Zeiten Okkākas hätten die Brahmanen daraus blutige Opfer gemacht.

(*f316) Ich lese yajjanti (Pass.) anukulam sadā. Der Komm. I. 171.12 sagt: "Der Sinn ist, die Leute geben, ohne daß sie etwas verkürzen, die ständigen Spenden an Speise, die von Leuten früherer Zeit gestiftet worden."


S.3.10. Bande

1. Zu jener Zeit nun hatte der König Pasenadi, der Kosala, eine große Menge Leute binden lassen, etliche mit Stricken, etliche mit Fesseln, etliche mit Ketten.

2. Da nun kleideten sich zahlreiche Bhikkhus zur Vormittagszeit an, nahmen Almosenschale und Obergewand und gingen, Almosen zu sammeln, nach Sāvatthī. Nachdem sie in Sāvatthī ihren Almosengang beendigt hatten, begaben sie sich nach der Mahlzeit, vom Almosengang zurückgekehrt, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin hegeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, setzten sie sich zur Seite nieder.

3. Zur Seite sitzend sprachen dann die Bhikkhus zu dem Erhabenen also: "Da hat, Herr, der König Pasenadi, der Kosala, eine große Menge Leute binden lassen, etliche mit Stricken, etliche mit Fesseln, etliche mit Ketten."

4. Da nun sprach der Erhabene, wie er die Sache zur Kenntnis nahm, die folgenden Strophen:
"Nicht nennen eine feste Bande die Weisen das,
Was aus Eisen, Holz oder Gras gefertigt ist.
Sondern das ganz auf Juwelenschmuck erpichte (*f317)
Begehren, (das Begehren) nach Söhnen und Frauen:
Das nennen eine feste Bande die Weisen,
Die uns mitreißt, fein und (doch) schwer zu lösen.
Wenn man diese zerrissen. hat, wandelt man umher,
Begierdelos, hinter sich lassend sinnliche Lust und Freude." (*f318)


(*f317) P. sārattarattā manikundalesu (apekkhā). Die gleiche Verbindung findet sich auch Theragāthā 187; ferner Majjhima II. 160 hier auf parisā bezogen mit dem Gegensatz asārattaratta m°. Man wird doch wohl sāratta in der gewöhnlichen Weise = skr. samrakta zu fassen haben. Die Duplikation bezeichnet den außerordentlich hohen Grad des Begehrens.

(*f318) Die Verse finden sich Dhammapada 345-6. Der Dhp. Komm (IV. 53ff.) gibt aber eine andere Veranlassung an als Buddhaghosa zu unserer Stelle. Er sagt daß bei dieser Gelegenheit der Buddha den Mönchen das Bandhanāgāra Jātaka (Nr 201; Jāt. II. 139ff.) erzählt habe und führt es dann wörtlich an. So deckt sich der Text im Dhp. Komm vollständig mit der "Vergangenheitsgeschichte" und der dazu gehörigen Einleitung des Jātakabuches. Vgl. auch Mrs. Rhys Davids zu der Stelle. 


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