Samyutta Nikaya

3. Kosala-Samyutta - Von den Kosala

11-20 Dutiya vagga - Der zweite Abschnitt

S.3.11. Der Jatila

1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Pubbārāma, in dem Hause der Mutter des Migara. (*f319)

 

2. Zu jener Zeit aber saß der Erhabene, nachdem er sich aus einsamer Meditation erhoben, draußen vor dem Torgebäude. Da nun begab sich der König Pasenadi, der Kosala, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zu jener Zeit aber gingen sieben Flechtenträger, sieben Niganthas, sieben Nacktgänger, sieben Einmantelträger und sieben Wanderbettler, denen Achselhaare, Nägel und Hauthärchen gewachsen waren, mit ihren verschiedenen Mönchshabseligkeiten unweit vom Erhabenen vorüber. (*f320)

 

4. Da nun erhob sich der König Pasenadi, der Kosala, von seinem Sitze, schlug seinen Mantel über die eine Schulter, ließ sich mit dem rechten Knie auf den Boden nieder, und indem er in der Richtung, wo die sieben Flechtenträger, die sieben Niganthas, die sieben Nacktgänger, die sieben Einmantelträger und die sieben Wanderbettler waren, die zusammengelegten Hände vorstreckte, nannte er dreimal seinen Namen: "Ich bin, Herr, der König Pasenadi, der Kosala; ich bin, Herr, der König Pasenadi, der Kosala."

 

5. Da nun begab sich der König Pasenadi, der Kosala, bald nachdem die sieben Flechtenträger, die sieben Niganthas, die sieben Nacktgänger, die sieben Einmantelträger und die sieben Wanderbettler sich entfernt hatten, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder.

 

6. Zur Seite sitzend sprach dann der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also: "Die da in der Welt, Herr, Vollendete sind, oder solche, die den Pfade der Vollendung betreten haben, von denen sind diese da etliche."

 

7. "Schwer zu erkennen, o Großkönig, ist dieses für dich, der du ein häusliches Leben führst, an sämtlichen Genüssen dich ergötzest, mit einer beengenden Menge von Kindern zusammen lebst, (*f321) Sandelholz aus Kasī (*f322) genießest, Blumenkränze, Wohlgerüche und Salben gebrauchst, an Gold und Silber Gefallen hast: diese sind Vollendete oder diese sind solche, die den Pfad der Vollendung betreten haben.

 

8. Durch Zusammenleben, o Großkönig, ist ihre sittliche Zucht zu erkennen, und auch das nur in langer Zeit, nicht anders, und nur von einem, der genau prüft, nicht von einem, der nicht prüft; von einem Weisen, nicht von einem Unweisen.

 

9. Durch Verkehr, (*f323) o Großkönig, ist ihre Lauterkeit zu erkennen, und auch das nur in langer Zeit, nicht anders, und nur von einem, der genau prüft, nicht von einem der nicht prüft; von einem Weisen, nicht von einem Unweisen.

 

10. Im Unglück, o Großkönig, ist ihre Seelenstärke (*f324) zu erkennen, und auch das nur in langer Zeit, nicht anders, und nur von einem, der genau prüft, nicht von einem, der nicht prüft; von einem Weisen, nicht von einem Unweisen.

 

11. In der Disputation, o Großkönig, ist ihre Weisheit zu erkennen, und auch das nur in langer Zeit, nicht anders, und nur von einem, der genau prüft, nicht von einem, der nicht prüft; von einem Weisen, nicht von einem Unweisen."

 

12. "Wunderbar, Herr! Unvergleichlich, Herr! Wie trefflich da, o Herr, von dem Erhabenen gesagt ist: 'Schwer zu erkennen, o Großkönig, ist dieses für dich usw. usw. (= 7-11).... von einem Weisen, nicht von einem Unweisen.

 

13. Da sind, Herr, meine Leute, die Spione, die Späher: wenn sie ein Land ausgespäht haben, kommen sie zu mir, und auf das, was sie zuvor ausgespäht haben, werde ich später meine Entschließungen gründen. (*f325)

 

14. Wenn sie zunächst, Herr, nachdem sie Staub und Schmutz beseitigt haben, schön gebadet und schön gesalbt sind und Haar und Bart ihnen geschnitten und weiße KIeider umgelegt sind, werden sie, mit den fünf Gruppen sinnlichen Genusses versorgt und ausgestattet, daran sich ergötzen." (*f326)

 

15. Da nun sprach der Erhabene, wie er die Sache zur Kenntnis nahm, bei dieser Gelegenheit die folgenden Strophen:

 

"Nicht ist an Farbe und Gestalt ein Mann leicht zu erkennen,
Noch verlasse man sich auf kurz dauerndes Beschauen;
Denn in der Erscheinung von Wohlgezügelten
Gehen Ungezügelte auf dieser Welt umher. (*f327)
Wie ein gefälschter Ohrring aus Ton
Oder wie ein halber Kupferheller, (*f328) der mit Gold überzogen ist,
Gehen manche daher, durch ihre Tracht unkenntlich:
Unsauber im Innern, äußerlich glänzend."

(*f319) Es ist das die Laienanhängerin Visākhā, die als freigebige (dāyikānam aggā) Patronin des Ordens gerühmt wird (Anguttara I. 26).

(*f320) Es ist hier eine Reihe von asketischen Sekten genannt:

(*f321) P. puttasambādhasamayam ajjhāvasatā. Das Wort samaya hat hier die Bed. "Menge", wie z.B. Jātaka I. 393.26.

(*f322) Name für Benares.

(*f323) P. samvohārena. Es ist der Verkehr im Gespräch, in der Unterhaltung (Komm. kathāvohāra) gemeint.

(*f324) P. thāmo, Komm. = ñānathāmo.

(*f325) P. osāpayissāmi. Ich übersetze nach dem Sinn. Vgl. auch Mrs. Rhys Davids: there after I form conclusions. Die Lesung ist ebenso unsicher wie die Wortbedeutung. In der Parallelstelle im Udāna (S. 64-66) steht in der Steinthal'schen Ausgabe otarissāmi, aber mit Fragezeichen. Ebenso steht hier corā statt carā "Spione" und otinnam statt ocinnam "ausgespäht".

(*f326) Man hat sicher paricāriyissanti (statt -cāray-) zu lesen. Das Passiv paricāriyati findet sich auch Vin. I. 15.4; D. II. 325.9; S. I. 5.25; Vv. 30. 7, 9. Was mit den fünf Genußgruppen gemeint ist, geht aus 12.2f. hervor.

(*f327) Die beiden Zeilen 3 und 4 finden sich gleichlautend (bis auf die Verbalform) Jātaka V. 8628,29.

(*f328) P. lohaddhamāso; māsa oder māsaka Bohne, zugleich Bezeichnung eines Gewichts und einer kleinen Münze.


S.3.12. Die fünf Könige

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. Zu jener Zeit nun war unter fünf Königen mit Pasenadi an der Spitze, die, mit den fünf Gruppen sinnlichen Genusses versorgt und ausgestattet, daran sich ergötzten, die folgende Unterhaltung entstanden: 'Was ist wohl der höchste der sinnlichen Genüsse?'

 

3. Da sagten etliche so: 'Formen sind der höchste der sinnlichen Genüsse.' Etliche sagten so: 'Töne sind der höchste der sinnlichen Genüsse.' Etliche sagten so: 'Gerüche sind der höchste der sinnlichen Genüsse.' Etliche sagten so: 'Geschmäcke sind der höchste der sinnlichen Genüsse.' Etliche sagten so: 'Tastgefühle sind die höchsten der sinnlichen Genüsse.'

 

4. Weil nun die Könige einander nicht überzeugen konnten,1) da sprach der König Pasenadi, der Kosala, zu den Königen also: "Wollen wir uns aufmachen, Freunde! Wo sich der Erhabene befindet, dorthin wollen wir uns begeben. Wenn wir uns dorthin begeben haben, wollen wir den Erhabenen über die Sache befragen. Wie uns der Erhabene antworten wird, so wollen wir es annehmen."

 

5. "Es sei so, Freund!" stimmten die Könige dem König Pasenadi, dem Kosala, zu.

 

6. Da nun begaben sich die fünf Könige mit Pasenadi an der Spitze dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, setzten sie sich zur Seite nieder.

 

7. Zur Seite sitzend sprach dann der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also: "Da ist jetzt, Herr, unter uns fünf Königen, die wir, mit den fünf Gruppen sinnlichen Genusses versorgt und ausgestattet, daran uns ergötzten, die folgende Unterhaltung entstanden: 'Was ist wohl der höchste der sinnlichen Genüsse?' Etliche sagten so: 'Formen sind der höchste der sinnlichen Genüsse.' Etliche sagten so: 'Töne sind der höchste der sinnlichen Genüsse.' Etliche sagten so: 'Gerüche sind der höchste der sinnlichen Genüsse.' Etliche sagten so: 'Geschmäcke sind der höchste der sinnlichen Genüsse.' Etliche sagten so: 'Tastgefühle sind die höchsten der sinnlichen Genüsse.' Welches ist nun, Herr, der höchste der sinnlichen Genüsse?"

 

8."(Wo) die Höchstgrenze des Wohlgefallens (erreicht wird), das, o Großkönig, ist unter den fünf sinnlichen Genüssen der höchste, so behaupte ich. Die einen Formen, o Großkönig, sind jemandem wohlgefällig, die anderen Formen sind jemandem nicht wohlgefällig. Durch welche Formen jemand befriedigt wird und seine Wünsche erfüllt sieht, wenn er keine andere bessere und vorzüglichere Form begehrt als diese Formen, so sind diese Formen für ihn die höchsten, diese Formen für ihn unübertrefflich.

 

9. Die einen Töne, o Großkönig, usw. usw.... Die einen Gerüche, o Großkönig, usw. usw..Die einen Geschmäcke, o Großkönig, usw. usw.... Die einen Tastgefühle, o Großkönig, sind jemandem wohlgefällig, die anderen Tastgefüllle, o Großkönig, sind jemandem nicht wohlgefällig. Durch welche Tastgefühle jemand befriedigt wird und seine Wünsche erfüllt sieht, wenn er kein anderes besseres und vorzüglicheres Tastgefühl begehrt als diese Tastgefühle, so sind diese Tastgefühle für ihn die höchsten, diese Tastgefühle für ihn unübertrefflich."

 

10. Zu dieser Zeit nun saß der Laienbruder Candanangalika in jener Versammlung. Da nun erhob sich der Laienbruder Candanangalika von seinem Sitz, schlug seinen Mantel über die eine Schulter, und indem er in der Richtung, wo sich der Erhabene befand, die zusammengelegten Hände vorstreckte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Es leuchtet mir (ein Gedanke) auf, o Erhabener! Es leuchtet mir (ein Gedanke) auf, o Pfadführer!"

 

11. "Er soll dir aufleuchten, Candanangalika," sprach der Erhabene.

 

12. Darauf sprach der Laienbruder Candanangalika angesichts des Erhabenen mit einer der Lage angemessenen Strophe (*f329) einen Lobpreis aus:

 

"Wie die rote Lotosblume, (*f330) die süß duftende,
Am Morgen aufblüht, ohne ihren Duft verloren zu haben:
So sieh den Angīrasa, (*f331) wie er leuchtet,
Wie er strahlt der Sonne gleich im Luftraum."

 

13. Da nun bedeckten die fünf Könige den Laienbruder Candanangalika mit ihren fünf Mänteln.

 

14. Da nun bedeckte der Laienbruder Candanangalika mit diesen fünf Mänteln den Erhabenen.


(*f329) Die gleiche Strophe findet sich im Anguttara III. 239, sowie im Jātakabuch I. 116.

(*f330) P. padumam kokanadam. Beides ist Bezeichnung der roten Lotosblume.

(*f331) Skr. āngīrasa. Es wird durch diesen Namen der Buddha in Verbindung gebracht mit der mythischen Gruppe halbgöttlicher Weisen im Veda. S. Macdonell, Vedic Mythology, S. 142f. Der Komm. I. 178.2 gibt die Erklärung, der Buddha heiße so, weil von seinem Körper (anga) Strahlen (ramsi) ausgehen!


S.3.13. Große Schüssel Reis

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

Zu jener Zeit nun hatte der König Pasenadi, der Kosala, eine große Schüssel gekochten Reises vollständig verspeist. (*f332)

 

2. Da nun begab sich der König Pasenadi, der Kosala, voll gegessen und schwer schnaufend dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Wie nun da der Erhabene merkte, daß der König Pasenadi, der Kosala, vollgegessen war und schwer schnaufte, sprach er bei dieser Gelegenheit die folgende Strophe:

 

"Für einen Menschen, der immer besonnen ist,
Der Maß zu halten weiß bei eingenommener Mahlzeit,
Für den gibt es nur geringe Schmerzen,
Langsam altert er, seine Lebenskraft bewahrend."

 

4. Zu jener Zeit aber stand der junge Brāhmane Sudassana hinter dem König Pasenadi, dem Kosala.

 

5. Da nun forderte der König Pasenadi, der Kosala, den jungen Brāhmanen Sudassana auf: "Geh, lieber Sudassana, lerne von dem Erhabenen diese Strophe und sprich sie, wenn mir das Mahl aufgetragen wird, und ich will dir täglich je hundert Kahāpanas als dauernde Almosenspende aussetzen."

 

6. "Jawohl Majestät," stimmte der junge Brāhmane Suassana dem König Pasenadi, dem Kosala, zu, erlernte von dem Erhabenen diese Strophe und pflegte sie, wenn dem König Pasenadi, dem Kosala, das Mahl aufgetragen wurde, jedesmal zu sprechen:

 

"Für einen Menschen, der immer besonnen ist,
Der Maß zu halten weiß bei eingenommener Mahlzeit,
Für den gibt es nur geringe Schmerzen,
Langsam altert er, seine Lebenskraft bewahrend."

 

7. Da nun beschränkte sich der König Pasenadi, der Koala, nach und nach auf ein Tellerchen Reisbrei (*f333) als Höchstmaß.

 

8. Als nun einmal der König Pasenadi, der Kosala, in späterer Zeit, nachdem ihm die Glieder geschabt worden, (*f334) mit der Hand die Glieder rieb, tat er bei dieser Gelegenheit den folgenden Ausspruch: "In doppelter Beziehung wahrlich hat sich der Erhabene meiner erbarmt: für das gegenwärtige Leben und für das jenseitige Leben."


(*f332) Unsere Geschichte findet sich, worauf schon Mrs. Rhys Davids aufmerksam macht, auch im Komm. zum Dhammapada (DhCo. III. 264 ff.) Ferner kehrt sie in abgekürzter Form ebenda IV. 15 ff. wieder. An letzter Stelle führt der junge Brāhmane den Namen Uttara.

(*f333) P. nālikodana, wtl. "ein Röhrchen, eine Tube Muß (nālikā als kleines Maß). Gegensatz ist in donapāka, wo dona ein großes Hohlmaß bedeutet. Für letzteres steht an den Parallelstellen im Dhammapada-Komm. tanduladonassa odanam.

(*f334) P. sallikhitagatto. Ich vermute, daß sallikh Ausdruck für Massage ist, bemerke aber, daß im Skr. samlikh vom Schröpfen gebraucht wird.


S.3.14. Krieg

 

1. Da nun hatte der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn er Vedehī, (*f335) sein viergliedriges Heer gerüstet und war gegen den König Pasenadi, den Kosala, vorgerückt bis nach Kāsī. (*f336)

 

2. Da hörte der König Pasenadi, der Kosala: der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, hat wirklich sein viergliedriges Heer gerüstet und ist gegen mich vorgerückt bis nach Kāsī.

 

3. Da nun rüstete der König Pasenadi, der Kosala, sein viergliedriges Heer und rückte dem Māgadhakönig Ajātasattu, dem Sohn der Vedehī, entgegen bis nach Kāsī.

 

4. Da nun lieferten sich der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, und der König Pasenadi, der Kosala, eine Schlacht. In dieser Schlacht aber besiegte der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, den König Pasenadi, den Kosala. Und besiegt, begab sich der König Pasenadi, der Kosala, in seine Hauptstadt Sāvatthī.

 

5. Da nun kleideten sich zahlreiche Bhikkhus zur Vormittagszeit an, nahmen Almosenschale und Obergewand und gingen, Almosen zu sammeln, nach Sāvatthī. Nachdem sie in Sāvatthī ihren Almosengang beendigt hatten, begaben sie sich nach der Mahlzeit, vom Almosengang zurückgekehrt, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, setzten sie sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprachen dann die Bhikkhus zu dem Erhabenen also:

 

6. "Da hat jetzt, Herr, der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, sein viergliedriges Heer gerüstet und ist gegen den König Pasenadi, den Kosala, vorgerückt bis Kāsī. Da nun hat, Herr, der König Pasenadi, der Kosala, gehört: der Māgadhakönjg Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, hat wirklich sein viergliedriges Heer gerüstet und ist gegen mich vorgerückt bis Kāsī. Da nun hat, Herr, der König Pasenadi, der Kosala, sein viergliedriges Heer gerüstet und ist dem Māgadhakönig Ajātasattu, dem Sohn der Vedehī, entgegen gerückt bis Kāsī. Da nun haben sich, Herr, der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, und der König Pasenadi, der Kosala, eine Schlacht geliefert. In dieser Schlacht aber hat der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, den König Pasenadi, den Kosala, besiegt. Und besiegt, Herr, hat sich der König Pasenadi, der Kosala, in seine Hauptstadt Sāvatthī begeben."

 

7. "Der Māgadhakönig Ajātasattu, ihr Bhikkhus, der Sohn der Vedehī, hat üble Freunde, (*f337) üble Gesellen, üble Genossen. Der König Pasenadi aber, der Kosala, ihr Bhikkhus, hat gute Freunde, gute Gesellen, gute Genossen. Für heute aber (*f338), ihr Bhikkhus, wird der König Pasenadi, der Kosala, leidvoll darnieder liegen als Besiegter.

 

Sieg (*f339) erzeugt Feindschaft, leidvoll liegt darnieder der Besiegte.
Der Friedliche ruht glücklich, nachdem er Sieg und Niederlage aufgegeben."

(*f335) So (nicht: "Sohn der Videhaprinzessin) ist zweifellos zu übersetzen. Ajātasattu ist der Sohn des Bimbisara und kommt durch Vatermord auf den Thron. Als seine Mutter gilt sonst (z.B. Jāt. III. 12118) die Tochter des Kosālākönigs, also keine Videha. Buddhaghosa will den Widerspruch durch eine ganz unmögliche etymologische Spielerei ausgleichen. Sie scheitert aber doch wohl schon daran, daß auch in den Sanskritquellen Ajātasatru als vaidehīputra bezeichnet wurde. Vielleicht war Vedehī ein Eigenname, den die Kosālāprinzessin deshalb erhalten hatte, weil deren Mutter aus dem Volk der Videhas stammte.

(*f336) D.i. Benares. Um den Besitz von Kāsī handelt es sich dem Komm. zufolge bei dem Kriege.

(*f337) Man kann natürlich auch pāpamitto usw. als Tatpurusa mit "ein Freund usw. der Bösen" übersetzen. So unten im Sutta 18. Ich folge in unserer Stelle dem Kommentar. Wenn es da heißt (I. 18016-17) pāpā Devadattādayo mittā assā ti pāpamitto, so wird dieses zweifellos als Bahuvrīhi gefaßt. Anderenfalls würde es heißen pāpānam Devadattādīnam so mitto ti pāpamitto.

(*f338) Ich bleibe bei der schwierigeren Lesart ajjatañca, wo ajjatā Abstraktbildung ist (Vgl. auch Rhys Davids und Stede, Pāli Dict. u.d.W.). Dagegen sieht aij'eva wie willkürliche Textverbesserung aus.

(*f339) P. jayam, hier neutral, statt jayo, gebraucht. Die Strophe ist = Dhammapada 201. Die dazu erzählte Geschichte im Dhp.-Komm. III. 259 bezieht sich auf die in unserem Sutta erwähnte Niederlage des Pasenadi.


S.3.15. Krieg

 

1. Da nun hatte der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, sein viergliedriges Heer gerüstet und war gegen den König Pasenadi, den Kosala, vorgerückt bis nach Kāsī.

 

2. Da hörte der König Pasenadi, der Kosala: der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, hat wirklich sein viergliedriges Heer gerüstet und ist gegen mich vorgerückt bis nach Kāsī.

 

3. Da nun rüstete der König Pasenadi, der Kosala, sein viergliedriges Heer und rückte dem Māgadhakönig Ajātasattu, dem Sohn der Vedehī, entgegen bis nach Kasī.

 

4. Da nun lieferten sich der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, und der König Pasenadi, der Kosala, eine Schlacht. In dieser Schlacht aber besiegte der König Pasenadi, der Kosala, den Māgadhakönig Ajātasattu, den Sohn der Vedehī, und nahm ihn lebendig gefangen.

 

5. Da nun dachte der Konig Pasenadi, der Kosala, also: "Obwohl ich ihm nie ein Leid zufügte, fügt der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, mir Leid zu. Aber er ist doch mein Schwestersohn. (*f340) Wie wäre es, wenn ich jetzt dem Māgadhakönig Ajātasattu, dem Sohn der Vedehī, seine ganze Truppe Elefanten wegnähme, seine ganze Truppe Pferde wegnähme, seine ganze Truppe Wagen wegnähme, Seine ganze Truppe Fußsoldaten wegnähme (*f341) und ihn selber lebendig entließe?"

 

6. Da nun nahm der König Pasenadi, der Kosala, dem Māgadhakönig Ajātasattu, dem Sohn der Vedehī, Seine ganze Truppe Elefanten weg, nahm ihm seine ganze Truppe Pferde weg, nahm ihm seine ganze Truppe Wagen weg, nahm ihm seine ganze Truppe Fußsoldaten weg, und entließ ihn selber lebendig.

 

7. Da nun kleideten sich zahlreiche Bhikkhus zur Vormittagszeit an, nahmen Almosenschale und Obergewand und gingen, Almosen zu sammeln, nach Sāvatthī. Nachdem sie in Sāvatthī ihren Almosengang beendigt hatten, begaben sie sich nach der Mahlzeit, vom Almosengang zurückgekehrt, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, setzten sie sich zur Seite nieder zur Seite sitzend sprachen dann die Bhikkhus zu dem Erhabenen also:

 

8. "Da hat jetzt, Herr, der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, sein viergliedriges Heer gerüstet und ist gegen den König Pasenadi, den Kosala, vorgerückt bis Kāsī. Da nun hat, Herr, der König Pasenadi, der Kosala, gehört: der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, hat wirklich sein viergliedriges Heer gerüstet und ist gegen mich vorgerückt bis Kāsī. Da nun hat, Herr, der König Pasenadi, der Kosala, sein viergliedriges Heer gerüstet und ist dem Māgadhakönig Ajātasattu, dem Sohn der Vedehī, entgegen gerückt bis Kāsī. Da nun haben sich, Herr, der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, und der König Pasenadi, der Kosala, eine Schlacht geliefert. In dieser Schlacht aber hat der König Pasenadi, der Kosala, den Māgadhakönig Ajātasattu, den Sohn der Vedehī besiegt und ihn lebendig gefangen genommen. Da nun hat, Herr, der König Pasenadi, der Kosala, also gedacht: 'Obwohl ich ihm nie ein Leid zufügte, fügt der Māgadhakönig Ajātasattu, der Sohn der Vedehī, mir Leid zu. Aber er ist doch mein Schwestersohn. Wie wäre es, wenn ich jetzt dem Māgadhakönig Ajātasattu, dem Sohn der Vedehī, seine ganze Truppe Elefanten wegnähme, seine ganze Truppe Pferde wegnähme, seine ganze Truppe Wagen wegnähme, seine ganze Truppe Fußsoldaten wegnähme und ihn selber lebendig entließe? Da nun hat, Herr, der König Pasenadi, der Kosala, dem Māgadhakönig Ajātasattu, dem Sohn der Vedehī, seine ganze Truppe Elefanten weggenommen, seine ganze Truppe Pferde weggenommen, seine ganze Truppe Wagen weggenommen, seine ganze Truppe Fußsoldaten weggenommen und ihn selber lebendig entlassen."

 

9. Da nun sprach der Erhabene, wie er die Sache zur Kenntnis nahm, bei dieser Gelegenheit die folgende Strophe:

 

"Es raubt ein Mann, soviel ihm behagt;
Wenn dann andere rauben, so raubt der Beraubte mit;
Denn das ist eine Gelegenheit, denkt der Tor,
solange seine Sünde noch nicht reifte. (*f342)
Wenn aber die Sünde reift, dann gerät der Tor ins Unheil.
Der Mörder wird Herr über den Mörder, über den Sieger wird Herr der siegt,
Über den Verleumder der, der verleumdet, der den Zornigen der Zürner.
Durch Umkehrung des Tuns raubt der vorher beraubte. (*f343)

(*f340) Demnach wäre die Vedehī, die Mutter des Ajātasattu, eine Schwester des Pasenadi gewesen.

(*f341) Es sind das die vier Glieder oder Bestandteile des indischen Heeres, der caturanginī senā.

(*f342) P. paccati, d.h. trägt Frucht, bringt ihren Lohn, bezw. ihre Strafe.

(*f343) Der Gedanke ist dieser: in den Gewalttaten ist ein ewiger Kreislauf. Der eine besiegt oder beraubt oder mordet, zu andrer Zeit wird er von dem, den er besiegt usw. hat, selber besiegt, beraubt, gemordet. Der Buddha spielt darauf an, daß zuerst Ajātasattu den Pasenadi besiegt hat und dann von diesem besiegt worden ist.


S.3.16. Dhītā Sutta, Die Tochter

 

1. Schauplatz ist Sāvatthī.

2. Da nun begab sich der König Pasenadi, der Kosala, dorthin, wo sich der Erhabene befand, und nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder.

[Nach dem Komm. I. 181.11, nachdem er die Königin Mallikā in das Entbindungshaus (pasūtighara) verbracht und unter Pflege gestellt hatte].

3. Da nun begab sich irgend ein Mann dorthin, wo sich der König Pasenadi, der Kosala, befand. Nachdem er sich dorthin begeben, meldete er dem König Pasenadi, dem Kosala, ins Ohr: "Königin Mallikā, Majestät, hat eine Tochter geboren."

4. Auf dieses Wort hin war der König Pasenadi, der Kosala, mißmutig.

5. Wie da nun der Erhabene den König Pasenadi, den Kosala, mißmutig sah, sprach er bei dieser Gelegenheit die folgenden Strophen:  

"Eine einzelne (*f345) Frau ist mehr wert, als ein Mann, o Männergebieter,
(Wenn sie) klug (ist), sittsam, die Schwiegermutter vergötternd, dem Gatten treu ergeben.
Der Mann, der von solcher (Frau) geboren wird, wird ein Held, ein Herr der Welt;
Der Sohn einer solchen guten Gattin (*f346) kann auch ein Königreich beherrschen."


S.3.17. Unermüdlichkeit (1)

 

1. Ort der Begebenheit Sāvatthī.

2. Er setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach dann der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also: "Gibt es nun wohl, Herr, eine Eigenschaft, die beiderlei segen umfaßt, segen für das gegenwärtige Leben und für das künftige Dasein?"

3. "Es gibt, o Großkönig, eine Eigenschaft, die beiderlei Segen umfaßt, Segen für das gegenwärtige Leben und für das künftige Dasein."

4. "Welches ist aber, Herr, die eine Eigenschaft, die beiderlei Segen umfaßt, Segen für das gegenwärtige Leben und für das künftige Dasein?"

5. "Unermüdlichkeit, o Großkönig, ist die eine Eigenchaft, die beiderlei Segen umfaßt, Segen für das gegenwärtige Leben und für das künftige Dasein. Wie nämlich, o Großkönig, alle die verschiedenen Fußspuren der (auf dem Erdboden) sich bewegenden Lebewesen, die es gibt, in der Fußspur des Elefanten ufnahme finden - die Fußspur des Elefanten wird die erste unter ihnen genannt, eben wegen dieser Größe (*f347) - ebenso umfaßt, o Großkönig, die eine Eigenschaft beiderlei Segen, Segen für das gegenwärtige Leben und für das künftige Dasein.

6.

Zusammen mit dem, der nach langem Leben, Gesundheit, Schönheit,
nach dem Himmel, nach vornehmer Abkunft,
Nach besonderen fortlaufenden Liebesfreuden verlangt, (*f348)
Rühmen die Weisen die Unermüdlichkeit bei verdienstvollen Handlungen.
Der Weise, der unermüdlich ist, erlangt beiderlei Segen:
Segen im gegenwärtigen Leben und Segen fürs künftige Dasein.
Weil er den Segen gewinnt, darum heißt der Ausdauernde ein Weiser."


S.3.18. Unermüdlichkeit (2)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

2. Er setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach dann der König Pasenadi, der Kosala, zu dem Erhabenen also:

3. "Da ist mir, Herr, wie ich ganz in der Stille in einsame Meditation vertieft war, der folgende erwägende Gedanke gekommen: Wohl verkündet ist von dem Erhabenen die Lehre, aber (nur) für den Freund der Guten (*f349), für den Gesellen der Guten, für den Genossen der Guten, nicht für den Freund der Bösen, nicht für den Gesellen der Bösen, nicht für den Genossen der Bösen.

4. "So ist das, o Großkönig! So ist das, o Großkönig! Wohl verkündet ist von mir die Lehre, aber (nur) für den Freund der Guten, für den Gesellen der Guten, für den Genossen der Guten; nicht für den Freund der Bösen, für den Gesellen der Bösen, für den Genossen der Bösen.

5. Da verweilte ich einstmals, o Großkönig, im Gebiete der Sakkas in einem Marktflecken der Sakyas.

Da nun, o Großkönig, begab sich der Bhikkhu Ananda dorthin, wo ich mich befand. Nachdem er sich dorthin begeben und mich ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, o Großkönig, sprach dann zu mir der Bhikkhu Ananda also: 'die Hälfte des heiligen Wandels besteht in der Freundschaft der Guten, in der Gesellschaft der Guten, in der Genossenschaft der Guten. (*f350)

6. Auf dieses Wort hin, o Großkönig, sprach ich zu dem Bhikkhu Ananda also: 'Nicht so, Ananda; nicht so, Ananda! Der gesamte heilige Wandel besteht in der Freundschaft der Guten, in der Gesellschaft der Guten, in der Genossenschaft der Guten. Von einem Bhikkhu, o Ananda, der ein Freund der Guten ist, ist zu erwarten, daß er einem Freund der Guten, einem Gesellen der Guten, einem Genossen der Guten den edlen achtgliedrigen Pfad vervollkommnen, den edlen achtgliedrigen Pfad erweitern wird. (*f351)

7. Und wie, Ananda, erweitert ein Bhikkhu, der ein Freund der Guten ist, ein Geselle der Guten, ein Genosse der Guten, den edlen achtgliedrigen Pfad?

8. Da vervollkommnet, Ananda, der Bhikkhu die rechte Anschauung, die auf Absonderung beruht, auf Gleichgültigkeit beruht, auf Aufhebung beruht, in der (Abstoßung) (*f352) endigt. Er vervollkommnet das rechte Wollen. Er vervollkommnet das rechte Reden. Er vervollkommnet das rechte Tun. Er vervollkommnet die rechte Lebensführung. Er vervollkommnet das rechte Sichbemühen. Er vervollkommnet das rechte Sichbesinnen. Er vervollkommnet die rechte geistige Sammlung, die auf Absonderung beruht, auf Gleichgültigkeit beruht, auf Aufhebung beruht, in der Abstoßung endigt. Auf diese Weise, Ananda, vervollkommnet ein Bhikkhu, der ein Freund der Guten ist, ein Geselle der Guten, ein Genosse der Guten, den edlen achtgliedrigen Pfad, erweitert er den edlen achtgliedrigen Pfad.

9. Und in diesem Sinne, Ananda, mußt du das auch verstehen, daß der gesamte heilige Wandel besteht in der Freundschaft der Guten, in der Gesellschaft der Guten, in der Genossenschaft der Guten.

10. Denn wenn sie, Ananda, zu mir als dem Freund der Guten kommen, werden die Wesen, die dem Gesetz der Geburt unterworfen sind, von der Geburt erlöst; die Wesen die dem Gesetz des Alters unterworfen sind, werden vom Alter erlöst; die Wesen, die dem Gesetz der Krankheit unterworfen sind, werden von der Krankheit erlöst; die Wesen, die dem Gesetz des Sterbens unterworfen sind, werden vom Sterben erlöst; die Wesen, die dem Gesetz des Schmerzes, des Kummers, des Leides, der Betrübnis und der Verzweiflung unterworfen sind, werden von Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung erlöst. In diesem Sinne, Ananda, mußt du das verstehen, daß der gesamte heilige Wandel besteht in der Freundschaft der Guten, in der Gesellschaft der Guten, in der Genossenschaft der Guten.'

11. Darum mußt du, o Großkönig, hier dich also schulen: ich will ein Freund der Guten, ein Geselle der Guten, ein Genosse der Guten werden. So ja mußt du, o Großkönig, dich schulen. Als Freund der Guten, als Geselle der Guten, als Genosse der Guten mußt du an dieser einen Eigenschaft festhalten: an der Unermüdlichkeit in guten Dingen.

12. Wenn du unermüdlich, o Großkönig, an der Unermüdlichkeit festhältst, werden die Frauen an deinem Hof also denken: Der König hält unermüdlich an der Unermüdlichkeit fest; wohlan, wollen auch wir unermüdlich an der Unermüdlichkeit festhalten.

13. Wenn du unermüdlich, o Großkönig, an der Unermüdlichkeit festhältst, werden die dir dienstpflichtigen Edelleute (*f353) also denken: Der König hält unermüdlich an der Unermüdlichkeit fest; wohlan, wollen auch wir unermüdlich an der Unermüdlichkeit festhalten.

14. Wenn du unermüdlich, o Großkönig, an der Unermüdlichkeit festhältst, werden die Leute in Stadt und Land also denken: Der König hält unermüdlich an der Unermüdlichkeit fest; wohlan, wollen auch wir unermüdlich an der Unermüdlichkeit festhalten.

15. Wenn du unermüdlich, o Großkönig, an der Unermüdlichkeit festhältst, wird dein eigenes Selbst behütet und beschirmt sein, werden die Frauen am Hofe behütet und beschirmt sein, werden Schatzkammer und Vorratshaus behütet und beschirmt sein."

16.

"Zusammen rnit dem, der nach besonderen, fortlaufenden Genüssen verlangt,
Rühmen die Weisen die Unermüdlichkeit bei verdienstvollen Handlungen.
Der Weise, der unermüdlich ist, erlangt beiderlei Segen:
Segen im gegenwärtigen Leben und Segen für sein künftiges Dasein.
Weil er den Segen gewinnt, darum heißt der Ausdauernde ein Weiser."

(*f349) Vgl. oben Note zu 3.14.7. Man kann kalyāna (bezw. pāpa) auch neutral fassen: Freund von dem, was gut (bezw. böse) ist.

(*f350) Nach Buddhaghosa (Komm. I. 183.1 ff.) überlegte Ananda so: Beim heiligen Wandel wirken zwei Kräfte zusammen, die Belehrung durch den guten Freund, den Lehrer, und der eigne Wille, das eigene persönliche Tun (paccattapurisakāra). Da aber sein Wissen auf Autoritat, nämlich auf der des Buddha, beruht, ein padesañāna ist, nicht ein selbständig (nippadesam) gefundenes, so geht er zum Meister und trägt ihm seine Meinung vor.

(*f351) P. bhāveti und bahulīkoroti, ersteres bezieht sich auf das Zurechtmachen des Pfades, letzteres darauf, daß man ihn wieder und wieder geht.

(*f352) P. vossogga, d.h. Abstoßung aller kilesā, die durch Berührung mit den Objekten entstehen.

(*f353) P. khattiyānam anuyuttānam. Vgl. dazu die Note zu 2. 23. 5.


S.3.19. Ohne Erben (1)

 

1. Schauplatz ist Sāvatthī.

 

2. Da nun begab sich der König Pasenadi, der Kosala, mitten am Tage (*f354) dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder. Zu dem zur Seite sitzenden König Pasenadi, dem Kosala, sprach da der Erhabene also: "Ei, warum denn kommst du, o Großkönig, mitten am Tage?"

 

3. "Da ist, Herr, in Sāvatthī ein Gildemeister und Hausherr (*f355) gestorben. Ich komme, nachdem ich eben sein Besitztum, für das kein Erbe da ist (*f356), in den Königspalast habe verbringen lassen. Es waren, Herr, achtzig mal hunderttausend an Gold. Was soll ich vom Silber sagen? Und dabei war, Herr, das Essen, das der Gildemeister und Hausherr genoß, solches: Reis mit der Hülse (*f357) und sauere Grütze dazu. Und die Kleidung, die er anlegte, war solche er pflegte ein Hanfgewand zu tragen das aus drei Stücken zusammengeflickt war. (*f358) Und das Fuhrwerk, dessen er sich bediente, war solches: er pflegte in einem schadhaften Wagen zu fahren, über den ein Blätterschirm gehalten wurde."

 

4. So ist das, o Großkönig! So ist daso Großkönig! Ein nicht guter Mensch, o Großkönig, wenn er große Reichtümer erworben hat, beglückt und erfreut sich selber nicht, beglückt und erfreut Vater und Mutter nicht, beglückt und erfreut Kinder und Gattin nicht, beglückt und erfreut Sklaven und Arbeitsleute nicht, beglückt und erfreut Freunde und Beamte nicht. Noch bringt er den Samanas und Brāhmanas eine geistigen Aufstieg bezweckende Ehrengabe dar, die der Himmel lohnt, die Glück zur Folge hat, die dem Himmel zuführt. Es nehmen ihm seine Reichtümer, da sie nicht richtig gebraucht werden, die Könige weg, oder Räuber nehmen sie weg, oder Feuer verbrennt sie, oder Wasser führt sie fort, oder unliebe Erben nehmen sie weg. Da es sich so verhält, o Großkönig, kommen Reichtümer, wenn sie nicht richtig gebraucht werden, zur Vernichtung, nicht zum Gebrauche.

 

5. Gerade so, o Großkönig, wie wenn da in menschenleerer Gegend ein Teich wäre mit reinem Wasser, mit kühlem Wasser, mit lindem Wasser, klar, wohl zugänglich, anmutig, und es nähme von ihm kein Mensch (Wasser) weg, tränke nicht davon, badete nicht darin, machte es nicht nutzbar auf diese Weise, o Großkönig, käme ja das Wasser, weil es nicht richtig gebraucht wird, zur Vernichtung nicht zum Gebrauche. Ganz ebenso, o Großkönig, beglückt und erfreut ein nicht guter Mensch, wenn er große Reichtümer erworben hat, sich selber nicht usw. usw. (= 4) .... Da es sich so verhält, kommen Reichtümer, wenn sie nicht richtig gebraucht werden, zur Vernichtung, nicht zum Gebrauche.

 

6. Ein guter Mensch aber, o Großkönig, wenn er große Reichtümer erworben hat, beglückt und erfreut sich selber, beglückt und erfreut Vater und Mutter, beglückt und erfreut Kinder und Gattin, beglückt und erfreut Sklaven und Arbeitsleute, beglückt und erfreut Freunde und Beamte. Den Samanas und Brāhmanas bringt er eine geistigen Aufstieg bezweckende Ehrengabe dar, die der Himmel lohnt, die Glück zur Folge hat, die dem Himmel zuführt. Es nehmen ihm seine Reichtümer, da sie so richtig gebraucht werden, die Könige nicht weg, noch nehmen Räuber sie weg, noch verbrennt sie Feuer, noch führt Wasser sie fort, noch nehmen unliebe Erben sie weg. Da es sich so verhält, o Großkönig, kommen Reichtümer, wenn sie richtig gebraucht werden zum Gebrauch, nicht zur Vernichtung.

 

7. Gerade so, o Großkönig, wie wenn da in der Nachbarschaft eines Dorfes oder Markffleckens ein Teich wäre mit reinem Wasser, mit kühlem Wasser, mit lindem Wasser, klar, wohl zugänglich, anmutig, und es nähmen von ihm die Leute (Wasser) weg, tränken davon, badeten darin und machten es nutzbar: auf diese Weise, o Großkönig, käme ja das Wasser, weil es richtig gebraucht wird, zum Gebrauche, nicht zur Vernichtung. Ganz ebenso, o Großkönig, beglückt und erfreut ein guter Mensch, wenn er große Reichtümer erworben hat, sich selber usw. usw.(= 6) ... Da es sich so verhält, kommen Reichtümer, wenn sie richtig gebraucht werden, zum Gebrauche, nicht zur Vernichtung."

 

8.

"Wasser, das an menschenleerer Stätte sich findet,
Das vertrocknet ungetrunken.
Ebenso wenn ein übler Mengch Vermögen gewonnen hat,
Genießt er selber es nicht, noch spendet er (davon).
Wenn aber der Tüchtige, Einsichtige, zu Reichtum gelangt ist,
Genießt er ihn und erfüllt seine Pflicht.
Wenn der Treffliche Verwandte und Gemeinde unterhalten hat,
Geht er ohne Tadel in die himmlische Stätte ein."

(*f354) P. divādivassa" im Komm. (I. 187.4) mit majjhantikasamaye "in der Mittagszeit" erklärt. Sonst ist der Abend die übliche Besuchszeit.

(*f355) Pali setthigahapati. Mit gahapati wird, im Gegensatz zu khathya und brāhmana (vgl. 3. 21.6) der dritte Stand, der der vessa, skr. vaisya bezeichnet. Im vorliegenden Falle gehört der Mann der Gilde der Großkaufleute an, an deren Spitze er steht.

(*f356) P. aputtakam sāpateyyam wtl. sohnloses, kinderloses Besitztum.

(*f357) P. kanājaka. Rhys Davids und Stede: "a porridge of broken rice". Der Komm. I. 187.3 erklärt es durch sakondabhattam. Unter konda oder kundaka wird das in den Reishülsen enthaltene Pulver verstanden. Ich habe mich an diese Erklärung gehalten.

(*f358) P. sānam tipakkhavasanam, wtl. ein hänfenes Dreiflügelkleid. Komm. (I. 187.11): tīni khandāni dvīsu thānesu sibbitvā katanivāsam "ein Kleid, das dadurch hergestellt ist, daß man drei Stücke an zwei Stellen zusammen nähte."


S.3.20. Ohne Erben (2)

 

Übersetzt (außer von Mrs. Rhys Davids) von H.C. Warren, Buddhism in Translations, S. 226ff., und von K. Seidenstücker, Pāli-Buddhismus in Übersetzungen S. 52ff. Die in unserem Sutta erzählte Geschichte findet sich auch in der Dhammapadatthakathā v. 77f.

 

1. Da nun begab sich der König Pasenadi, der Kosala, mitten am Tage dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder. Zu dem zur Seite sitzenden König Pasenadi, dem Kosala, sprach da der Erhabene also: "Ei, warum denn kommst du, o Großkönig, mitten am Tage?

 

2. "Da ist, Herr, in Sāvatthī ein Gildemeister und Hausherr gestorben. Ich komme, nachdem ich eben sein Besitztum, für das kein Erbe da ist, in den Königspalast habe verbringen lassen. Es waren, Herr, achtzig mal hunderttausend an Gold. Was soll ich vom Silber sagen? Und dabei war, Herr, das Essen, das der Gildemeister und Hausherr genoß, solches: Reis mit der Hülse und sauere Grütze dazu. Und die Kleidung, die er anlegte, war solche: er pflegte ein Hanfgewand zu tragen, das aus drei Stücken zusammen geflickt war. Und das Fuhrwerk, dessen er sich bediente, war solches: er pflegte in einem schadhaften Wagen zu fahren, über den ein Blätterschirm gehalten wurde."

 

3. "So ist das, o Großkönig! so ist das, o Großkönig! In früherer Zeit einmal, o Großkönig, versah der Gildemeister und Hausherr einen Einzelbuddha (*f359) namens Tagarasikkhin mit Almosenspeise. Er sprach: Gebt dem Samana Almosenspeise; dann erhob er sich von seinem Sitze und ging weg. Später aber bereute er es, daß er (das Almosen) gegeben: besser wäre es, die Sklaven und Arbeitsleute äßen die Almosenspeise. Er brachte aber auch seines Bruders einzigen Sohn wegen seines Besitztums ums Leben. (*f360)

 

4. Weil nun, o Großkönig, der Gildemeister und Hausherr den Einzelbuddha Tagarasikkhin mit Almosenspeise versehen hat, wurde er infolge dieser Handlung siebenmal zu glücklicher Existenz in der Himmelswelt wiedergeboren, und vermöge des Restes, der von den Folgen dieser Handlung blieb, übte er hier in Sāvatthī siebenmal die Würde eines Gildemeisters aus.

 

5. Weil nun aber, o Großkönig, der Gildemeister und Hausherr es später bereute, daß er (Almosen) gegeben: besser wäre es, die Sklaven und Arbeitsleute äßen die Almosenspeise, neigt infolge dieser Handlung sein Herz nicht zu besonderem Genuß im Essen; sein Herz neigt nicht zu besonderem Genuß in der Kleidung; sein Herz neigt nicht zu besonderem Genuß in Bezug auf das Fuhrwerk; sein Herz neigt nicht zu besonderem Genuß der fünf Arten sinnlicher Freuden. (*f361)

 

6. Weil nun aber, o Großkönig der Gildemeister und Hausherr, seines Bruders einzigen Sohn wegen seines Besitztums ums Leben gebracht hat, mußte er infolge dieser Handlung viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende, viele Jahrhunderttausende in der Hölle braten. Vermöge des Restes, der von den Folgen dieser Handlung blieb, führt man hier zum siebenten mal sein Besitztum, für das kein Erbe da ist, in die Schatzkammer des Königs über. Das alte Verdienst, o Großkönig, des Gildemeisters und Hausherrn ist aufgebraucht und neues Verdienst ist nicht angesammelt. Jetzt aber, o Großkönig, muß der Gildemeister und Hausherr in der Mahāroruva-Hölle braten."

 

7. "So ist also, Herr, der Gildemeister und Hausherr in der Mahāroruva-Hölle wiedergeboren?"

 

8. "Ja, o Großkönig, der Gildemeister und Hausherr ist in der Mahāroruva-Hölle wiedergeboren."

9.

"Geldeswert und Geld, Silber und Gold,
Oder was es sonst noch an Besitztum gibt;
Sklaven, Arbeitsleute, Handwerker, die von ihnen leben:
Nichts von alle dem mitnehmend, alles von sich werfend,
müssen die Scheidenden dahin gehen.

10.

Was man körperlich tut und mit Worten oder Gedanken,
Das ist sein Eigentum, und das nimmt er mit beim Scheiden,
Und das folgt ihm nach wie ein Schatten, der ihn nie verläßt.

11.

Darum soll man Gutes tun als Vorrat für ein künftiges, Dasein,
Verdienstliche Werke werden in der anderen Welt
zu einem festen Halt für die Lebewesen."

(*f359) P. paccekabuddha. Ein solcher hat zwar die höchste Erkenntnis durch eigene Kraft erreicht, aber er teilt sie nicht als Weltlehrer der Menschheit mit.

(*f360) Der Komm. I. 188.1ff. berichtet einige belanglose Einzelheiten zu der Geschichte. Mit den Worten "gebt dem Samana Almosenspeise" ist die Frau des Gildemeisters angeredet. Der ältere Bruder war gestorben, hinterließ aber einen kleinen Sohn. Diesen ermordete der Gildemeister im Walde, um sein Erbe an sich zu bringen.

(*f361) Vgl. dazu oben 3.12.2.


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