Anguttara Nikaya

11. Kapitel: samanasaññā-vagga

A.X. 101 Drei mönchische Betrachtungen

Drei mönchische Betrachtungen, ihr Mönche, wenn entfaltet und häufig geübt, bringen sieben Dinge zustande.

Welches sind die drei mönchischen Betrachtungen? 

Dies sind die drei mönchischen Betrachtungen, welche, wenn entfaltet und häufig geübt, sieben Dinge zustande bringen. Welche sieben?

  1. Standhaft wird man in der Erfüllung und Befolgung der Sittenregeln; 
  2. man wird frei von Begehrlichkeit; 
  3. fühlt sich nicht beklommen; 
  4. überhebt sich nicht; 
  5. hat Liebe zur geistigen Schulung; 
  6. ist sich des rechten Zweckes bewußt bei den zum Leben nötigen Bedarfsgegenständen; 
  7. und man lebt voller Tatkraft.

Die drei mönchischen Betrachtungen, wenn entfaltet und häufig geübt, bringen diese sieben Dinge zustande.


(*1) D.i. kein Weltliches Betragen, sondern eines im Einklang mit dem Mönchstum. Vgl. A.X.48


A.X. 102 Wirkung der sieben Erleuchtungsglieder

Die sieben Erleuchtungsglieder (bojjhanga) , entfaltet und häufig geübt, bringen die drei Wissen zustande. Welche sieben Erleuchtungsglieder?

  1. Achtsamkeit, 
  2. Wirklichkeitsergründung, 
  3. Willenskraftt, 
  4. Verzückung, 
  5. Ruhe, 
  6. Sammlung und 
  7. Gleichmut. 

Diese sieben Erleuchtungsglieder, entfaltet und häufig geübt, bringen die drei Wissen zustande. Welche drei?

  1. Da, ihr Mönche, erinnert sich der Mönch an manche frühere Daseinsform, mit ihren Merkmalen, ihren Kennzeichen. - 
  2. Er erkennt mit dem himmlischen Auge, dem geklärten, übermenschlichen, wie die Wesen abscheiden und wiedererscheinen, erkennt, wie die Wesen ihren Taten entsprechend wiedergeboren werden. - 
  3. Durch Versiegung der Triebe gewinnt er noch bei Lebzeiten die von Trieben freie Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend. 

Die sieben Erleuchtungsglieder, entfaltet und häufig geübt, bringen diese drei Wissen zustande.


A.X. 103 Der verkehrte und der rechte Pfad

Auf Grund des Verkehrten (micchatta), ihr Mönche, entsteht Verlust, kein Gewinn. Inwiefern aber?

Insofern, ihr Mönche, entsteht auf Grund des Verkehrten Verlust, kein Gewinn.

Auf Grund des Rechten (sammatta), ihr Mönche, entsteht Gewinn, kein Verlust. Inwiefern aber?

Insofern, ihr Mönche, entsteht auf Grund des Rechten Gewinn, kein Verlust.


A.X. 104 Süße und bittere Früchte

Wenn man, ihr Mönche, den Samen der Nimbafrucht oder der Luffagurke oder des Bitterkürbis auf feuchtes Erdreich sät, so bekommt alles, was derselbe an festen oder flüssigen Stoffen anzieht, einen bitteren, scharfen und herben Geschmack. Und warum? Weil eben der Samen ein übler ist.

Ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einem Menschen, dessen Ansicht, Gesinnung, Rede, Handlungsweise, Lebensunterhalt, Streben, Achtsamkeit, Sammlung, Wissen und Befreiung verkehrt sind. Was auch immer er an Taten in Werken, Worten oder Gedanken seiner verkehrten Ansicht entsprechend ausführt und unternimmt; und was da in ihm an Wille, Hoffnungen, Neigungen, geistigen Tendenzen besteht, alle diese Erscheinungen führen dann zu Unerwünschtem, Unerfreulichem, Unangenehmem, zu Unheil und Leiden. Und warum? Weil eben, ihr Mönche, seine Ansicht eine üble ist.

Wenn man, ihr Mönche, auf feuchten Boden Zuckerrohr oder Weinreben pflanzt oder Reiskörner sät, so bekommt alles, was die Pflanze an festen und flüssigen Stoffen anzieht, einen angenehmen, süßen, lieblichen Geschmack. Und warum? Weil eben der Keim ein guter ist.

Ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einem Menschen, dessen Erkenntnis, Gesinnung, Rede, Handlungsweise, Lebensunterhalt, Streben, Achtsamkeit, Sammlung, Wissen und Befreiung richtig sind. Was auch immer er an Taten in Werken, Worten oder Gedanken seiner rechten Erkenntnis entsprechend ausführt und unternimmt; und was da in ihm an Wille, Hoffnungen, Neigungen und geistigen Tendenzen besteht, alle diese Erscheinungen führen dann zu Erwünschtem, Erfreulichem, Angenehmem, zum Segen und Wohl. Und warum? Weil eben seine Erkenntnis eine gute ist.


A.X. 105 Unwissenheit und Wissen

Beim Auftreten von unheilsamen Dingen, ihr Mönche, geht Unwissenheit voran, und sie ist begleitet von Schamlosigkeit und Gewissenlosigkeit (*1). Dem Unwissenden, ihr Mönche, dem Einsichtslosen, entsteht verkehrte Ansicht. Dem, der falsche Ansicht hat, entsteht verkehrte Gesinnung... Dem verkehrtes Wissen Besitzenden entsteht verkehrte Befreiung.

Beim Auftreten von heilsamen Dingen, ihr Mönche, geht Wissen voran, und es ist begleitet von Schamgefühl und Gewissensscheu. Dem Wissenden, ihr Mönche, dem Einsichtigen, entsteht rechte Erkenntnis, dem recht Erkennenden rechte Gesinnung... dem rechtes Wissen Besitzenden entsteht rechte Befreiung.


(*1) Nach dem Abhidhamma sind mit jedem karmisch unheilsamen Bewußtseinsmoment (akusalacitta) stets folgende vier Eigenschaften verbunden: Verblendung (moha), Erregtheit (uddhacca), Schamlosigkeit (ahirika) und Gewissenlosigkeit (anottappa).


A.X. 106 Zum Aufhören führend

Zehn zum Aufhören führende Dinge gibt es, ihr Mönche. Welche zehn?

  1. In dem recht Erkennenden kommt verkehrte Ansicht zum Aufhören. Und die mannigfachen üblen, unheilsamen Dinge, die zufolge verkehrter Ansicht entstehen, auch diese kommen in ihm zum Aufhören; und auf Grund rechter Erkenntnis gelangen mannigfache heilsame Dinge zur vollen Entfaltung.
  1. In dem recht Gesinnten, ihr Mönche, gelangt verkehrte Gesinnung zum Aufhören - 
  2. in dem recht Redenden verkehrte Rede - 
  3. in dem recht Handelnden verkehrtes Handeln - 
  4. in dem rechten Lebensunterhalt Erwerbenden verkehrter Lebensunterhalt - 
  5. im recht Strebenden verkehrtes Streben - 
  6. im recht Achtsamen verkehrte Achtsamkeit - 
  7. im recht Gesammelten verkehrte Sammlung - 
  8. im recht Wissenden verkehrtes Wissen - 
  9. im recht Befreiten kommt verkehrte Befreiung zum Aufhören. 

Und die vielen üblen, unheilsamen Dinge, die zufolge verkehrter Befreiung entstehen, auch diese kommen in ihm zum Aufhören; und auf Grund rechter Befreiung gelangen viele heilsame Dinge zur vollen Entfaltung.

Das, ihr Mönche, sind die zehn zum Aufhören führenden Dinge.


A.X. 107 Die edle Spülung

In den südlichen Provinzen, ihr Mönche, gibt es ein Fest der »Spülung« (*1). Dabei hält man Speise und Trank, Kauwaren, Eßwaren, Leckereien und Getränke; und auch Tanz, Gesang und Musik gibt es dabei. Eine solche »Spülung« gibt es, ihr Mönche, und nicht behaupte ich etwa, daß es so etwas nicht gebe. Doch jene Spülung, ihr Mönche, ist niedrig, gemein, weltlich, unedel, zwecklos und führt nicht zur Abwendung, Loslösung und Erlöschung, führt nicht zum Frieden, zur Durchschauung, zur Erleuchtung, zum Nibbāna. Ich aber, ihr Mönche, will euch eine edle Art der Spülung weisen, die zur völligen Abwendung, Loslösung und Erlöschung führt, zum Frieden, zur Durchschauung, zur Erleuchtung, zum Nibbāna; eine Spülung, derzufolge die der Geburt, dem Altern und dem Sterben unterworfenen Wesen von Geburt, Altern und Sterben erlöst werden; eine Spülung, derzufolge die dem Kummer, Jammer und Schmerz, der Trübsal und Verzweiflung unterworfenen Wesen von Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung Erlösung finden. Und worin, ihr Mönche, besteht jene edle Spülung?

Von dem recht Erkennenden, ihr Mönche, ist verkehrte Erkenntnis abgespült. Und die vielen üblen, unheilsamen Dinge, die zufolge verkehrter Erkenntnis entstehen, auch diese sind von ihm abgespült; und auf Grund rechter Erkenntnis gelangen viele heilsame Dinge zur vollen Entfaltung.

Von dem recht Gesinnten, ihr Mönche, ist verkehrte Gesinnung abgespült - von dem recht Redenden die verkehrte Rede - von dem recht Handelnden die verkehrte Handlungsweise - von dem rechten Lebensunterhalt Erwerbenden der verkehrte Lebensunterhalt - von dem recht Strebenden das verkehrte Streben - von dem recht Achtsamen die verkehrte Achtsamkeit - von dem recht Gesammelten die verkehrte Sammlung - von dem recht Wissenden das verkehrte Wissen - von dem recht Befreiten ist die verkehrte Befreiung abgespült. Und die vielen üblen, unheilsamen Dinge, die zufolge verkehrter Befreiung entstehen, auch diese sind von ihm abgespült; und auf Grund rechter Befreiung gelangen viele heilsame Dinge zur vollen Entfaltung.

Das, ihr Mönche, ist die edle Spülung, die zur völligen Abwendung, Loslösung und Erlöschung führt, zum Frieden, zur Durchschauung, zur Erleuchtung, zum Nibbāna; eine Spülung, derzufolge die der Geburt, dem Altern und dem Sterben unterworfenen Wesen von Geburt, Altern und Sterben erlöst werden; eine Spülung, derzufolge die dem Kummer, Jammer und Schmerz, der Trübsal und Verzweiflung unterworfenen Wesen von Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung Erlösung finden.


(*1) dhovanam. K: »In jener Gegend verbrennen die Leute ihre Toten nicht, sondern machen ein Grab und legen die Leiche hinein. Sobald die Leiche verwittert ist, nehmen sie die Knochen heraus, waschen und ordnen sie und richten sie auf; nachdem sie Blumen und Riechstoffe geopfert haben, verwahren sie dann die Knochen. Am kommenden Festtage (nakkhatta) aber nehmen sie die Knochen unter Weinen und Wehklagen wieder heraus, und dann feiern sie ihr Fest.«


A.X. 108 Das Abführmittel

Wie Text 109; doch statt »Brechmittel« steht hier »Abführmittel«.


A.X. 109 Das Brechmittel

Die Ärzte, ihr Mönche, verordnen Brechmittel, um die durch Galle, Schleim und Körpergase entstandenen Krankheiten zu heilen. Solche Brechmittel gibt es, ihr Mönche, und nicht behaupte ich etwa, daß es so etwas nicht gebe. Doch solche Brechmittel, ihr Mönche, wirken das eine Mal, und das andere Mal nicht. Ich aber, ihr Mönche, will euch eine Art von Brechmittel weisen, das stets wirkt und nie versagt, ein Mittel, demzufolge die der Geburt, dem Altern und dem Sterben unterworfenen Wesen von Geburt, Altern und Sterben erlöst werden; ein Mittel, demzufolge die dem Kummer, Jammer und Schmerz, der Trübsal und Verzweiflung unterworfenen Wesen von Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung Erlösung finden. Und worin, ihr Mönche, besteht jenes edle Brechmittel?

  1. Der recht Erkennende, ihr Mönche, hat die verkehrte Erkenntnis ausgespieen - 
  2. der recht Gesinnte die verkehrte Gesinnung - 
  3. der recht Redende die verkehrte Rede - 
  4. der recht Handelnde die verkehrte Handlungsweise - 
  5. der rechten Lebensunterhalt Erwerbende den verkehrten Lebensunterhalt - 
  6. der recht Strebende das verkehrte Streben - 
  7. der recht Achtsame die verkehrte Achtsamkeit - 
  8. der recht Gesammelte die verkehrte Sammlung - 
  9. der recht Wissende das verkehrte Wissen - 
  10. der recht Befreite hat die verkehrte Befreiung ausgespieen. 

Und die vielen üblen, unheilsamen Dinge, die zufolge verkehrter Befreiung entstehen, auch diese hat er ausgespieen; und auf Grund rechter Befreiung gelangen viele heilsame Dinge zur vollen Entfaltung.


A.X. 110 Die läuternden Dinge

Zehn läuternde Dinge gibt es, ihr Mönche. Welche zehn?

Der recht Erkennende, ihr Mönche, ist von verkehrter Erkenntnis geläutert ...

(Fortsetzung entspricht dem 2. Abschnitt von Text 109.)


A.X. 111 Der Schulungsledige - I

Einer der Mönche sprach zum Erhabenen:

»Vom Schulungsledigen spricht man, o Herr. Inwiefern aber, o Herr, ist der Mönch ein Schulungslediger?«

»Da, o Mönch, ist der Mönch ausgerüstet mit der rechten Erkenntnis ... rechten Befreiung eines Schulungsledigen.


A.X. 112 Der Schulungsledige - II

Zehn Eigenschaften des Schulungsledigen gibt es, ihr Mönche. Welche zehn?

Schulungsledige rechte Erkenntnis... schulungsledige rechte Befreiung.


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