Anguttara Nikaya
23. Kapitel: dīghacārika-vagga
Wer, ihr Mönche, lange und ziellos umherwandert, den treffen fünf Nachteile:
- nicht Gehörtes bekommt er nicht zu hören;
- bereits Gehörtes wird ihm nicht klar;
- was auch immer er an Wissen besitzt, darin ist er unsicher;
- schwere Krankheit befällt ihn;
- und er bleibt ohne Freunde.
Der zielbewußt Wandernde aber, ihr Mönche, hat fünf Vorteile:
- noch nicht Gehörtes bekommt er zu hören;
- bereits Gehörtes wird ihm klar;
- was er auch immer an Wissen besitzt, darin ist er sicher;
- keine schwere Krankheit befällt ihn;
- und er gewinnt Freunde.
Wer, ihr Mönche, lange und ziellos umherwandert, den treffen fünf Nachteile:
- das noch nicht Errungene erringt er nicht;
- das bereits Errungene schwindet ihm;
- was er sich auch immer [geistig] errungen hat, darin ist er unsicher;
- schwere Krankheit befällt ihn,
- und er bleibt ohne Freunde.
Der zielbewußt Wandernde aber, ihr Mönche, hat fünf Vorteile:
- das noch nicht Errungene erringt er;
- das bereits Errungene schwindet ihm nicht;
- was er sich auch immer errungen hat, darin ist er sicher;
- keine schwere Krankheit befällt ihn,
- und er gewinnt Freunde.
Allzu lange an einem Platze wohnen hat fünf Nachteile, ihr Mönche:
- viel Sachen besitzt man und speichert sie auf;
- viel Arzneien besitzt man und speichert sie auf;
- vielgeschäftig ist man, macht sich viel zu schaffen und läßt sich auf allerlei
Arbeiten ein (*1);
- man pflegt Geselligkeit mit Hausleuten und Mönchen und verkehrt in unpassender
Laiengesellschaft;
- wenn man aber jene Klause verläßt, so geht man voll Bedauern fort.
Eine bemessene Zeit an einem Platze wohnen, hat fünf Vorteile, ihr Mönche:
- man besitzt nicht viele Sachen und speichert sie nicht auf;
- man besitzt nicht viele Arzneien und speichert sie nicht auf;
- man ist nicht vielgeschäftig, macht sich nicht viel zu schaffen und läßt sich
nicht auf allerlei Arbeiten ein;
- man pflegt nicht Geselligkeit mit Hausleuten und Mönchen und verkehrt nicht in
unpassender Laiengesellschaft;
- und wenn man jene Klause verläßt, so tut man es ohne Bedauern.
(*1) byatto kimkaraniyesu; byatto bedeutet meist 'vertraut mit..., geschickt
in...', wird aber hier vom K erklärt mit byāsatto, 'stark gebunden an ...'.
Allzu lange an einem Platze wohnen hat fünf Nachteile, ihr Mönche:
- man wird eifersüchtig hinsichtlich der Behausung,
- hinsichtlich der [unterstützenden] Familien,
- hinsichtlich der Geschenke,
- hinsichtlich des Ansehens (*1) und
- hinsichtlich des geistigen Besitzes (*2).
(Hier folgt die Umkehrung.)
(*1) vanna-maccharī; K: guna-maccharī, eifersüchtig hinsichtlich der
Eigenschaften und Tugenden, die man besitzt (oder nicht beitzt).
(*2) dhamma-maccharī; K: pariyatti-maccharī, eifersüchtig hinsichtlich
des Wissens, der Gelehrsamkeit in der Buddha-Lehre (dem Dhamma).
Wer [von den Mönchen], ihr Mönche, in Familien verkehrt, den treffen fünf Nachteile.
Welche fünf?
- Wenn er uneingeladen Besuche [bei den Familien] macht, vergeht er sich [gegen die
Ordensregel].
- Wenn er an einem einsamen Platze [allein mit einem Weibe] sich niedersetzt, vergeht
er sich.
- Wenn er sich auf abgeschlossenem Lager [allein mit einem Weibe] niedersetzt (*1),
vergeht er sich.
- Wenn er einem Weibe [mit ihm allein seiend] in mehr als fünf oder sechs Worten die
Lehre vorträgt, vergeht er sich (*2).
- Häufig verweilt er bei sinnlichen Gedanken.
Diese fünf Nachteile zeigen sich bei ihm.
(*1) Dies mag sich beziehen auf ein mit einem Vorhang versehenes Bett oder anderen
Sitz; auf einen verschlossenen oder verhängten Raum. Doch auch abgesehen davon darf der
Mönch nicht den gleichen Sitz (z.B. auf einer Bank) mit einer Frau einnehmen.
(*2) Dies sind vier Ordensvergehen, die zur Gruppe der Pācittiya gehören.
Fünf Nachteile, ihr Mönche, treffen einen in Familien verkehrenden Mönch, der sich
über die Zeit hinaus bei den Familien gesellig aufhält. Welche fünf Nachteile?
- Der wiederholte Anblick des Weibes;
- infolge des Anblicks ergibt sich Zugesellung;
- infolge der Zugesellung ergibt sich Vertraulichkeit;
- infolge der Vertraulichkeit stellt sich Versuchung (*1) ein;
- mit in Versuchung geratenem Herzen aber, ihr Mönche, steht zu erwarten, daß er
entweder mit Unlust das Asketenleben führen wird oder ein beschmutzendes Vergehen begeht
oder die Askese aufgibt und zum niederen Weltleben zurückkehrt.
Diese fünf Nachteile zeigen sich bei ihm.
(*1) otāro, otinna-citto; vgl. A.V.55 mit
Amn.
Fünf Nachteile, ihr Mönche, haben Besitztümer:
- sie sind dem Feuer ausgesetzt,
- dem Wasser,
- den Fürsten,
- den Räubern
- und lieblosen Erben.
Fünf Vorteile, ihr Mönche, haben Besitztümer:
- man macht sich mit ihnen selber glücklich und zufrieden und wahrt sich vollkommenes
Wohlsein;
- man macht die Eltern glücklich und zufrieden und wahrt ihnen vollkommenes Wohlsein;
- man macht Frau, Kinder und Bedienstete glücklich und zufrieden und wahrt ihnen
vollkommenes Wohlsein;
- man macht Freunde und Gefährten glücklich und zufrieden und wahrt ihnen vollkommenes
Wohlsein;
- an Asketen und Priester verteilt man förderliche Gabe, himmlische, glückbringende,
himmelwärts führende.
Fünf Nachteile zeigen sich für eine Familie, die erst am späten Morgen (ussūra, wenn
die Sonne hoch steht) speist. Welche fünf?
- Fremde und Besucher bewirtet man nicht zur rechten Zeit;
- den opferempfangenden Gottheiten spendet man nicht zur rechten Zeit;
- die Asketen und Priester, die nur zu einer Tageszeit essen, des Nachts nüchtern
bleiben, sich des Essens zur Unzeit enthalten, auch diese bewirtet man nicht zur rechten
Zeit;
- die Bediensteten und Arbeiter verrichten ihre Arbeit unwillig;
- und was immer man zur Unzeit ißt, gibt keine Kraft.
Fünf Vorteile, ihr Mönche, zeigen sich für eine zu rechter Zeit speisende Familie.
(Umkehrung des obigen.)
Fünf Nachteile, ihr Mönche, besitzt die schwarze Schlange:
- sie ist unrein,
- übelriechend,
- feige,
- gefährlich und
- treulos gegen ihre Freunde.
Ebenso auch, ihr Mönche, besitzt das Weib diese fünf Nachteile:
- es ist unrein,
- übelriechend,
- feige,
- gefährlich und
- treulos gegen seine Freunde.
Fünf Nachteile, ihr Mönche, besitzt die schwarze Schlange.
- Sie ist boshaft,
- jähzornig,
- besitzt ein gefährliches Gift,
- ist doppelzüngig
- und treulos gegen ihre Freunde.
Ebenso auch, ihr Mönche, besitzt das Weib diese fünf Nachteile:
- es ist boshaft,
- jähzornig,
- besitzt ein gefährliches Gift,
- ist doppelzüngig
- und treulos gegen seine Freunde.
Daß da nämlich, ihr Mönche,
- das Weib häufig von heftiger Begierde erfüllt ist, das ist sein gefährliches Gift
- daß es häufig Zwischenträgerei verübt, das ist seine Doppelzüngigkeit
- daß es sich häufig geschlechtlich vergeht, das ist seine Treulosigkeit gegen Freunde
(Derartige scharfe Urteile sollen sich natürlich nur auf das niedriggesinnte
Alltagsweib beziehen, denn an anderen Stellen des buddhistischen Kanons werden Frauen,
seien es Nonnen (die oft die Heiligkeit erreicht hatten), seien es Laienjüngerinnen, vom
Buddha mit den höchsten Lobesworten gepriesen. Nie wird eine Frau getadelt, die z.B. die
fünf Sittenregeln einhält.)