Anguttara Nikaya

20. Kapitel: mahā-vagga

A.IV. 191 Der Segen des Wissens

Hat man, ihr Mönche, die Lehren mit Aufmerksamkeit vernommen, sie dem Wortlaut nach gelernt, im Geiste erwogen, mit Verständnis wohl durchdrungen, so mag man da vier Vorteile erwarten. Welche vier?

Da lernt, ihr Mönche, ein Mönch die Lehre: Lehrtexte, vermischte Prosa, Exegese, Verse, Hymnen, Aussprüche, Geburtsgeschichten, wunderbare Dinge und Erläuterungen. Diese Lehren hat er mit Aufmerksamkeit vernommen, sie dem Wortlaut nach gelernt, im Geiste erwogen, mit Verständnis wohl durchdrungen. Unachtsamen Geistes sterbend, erscheint er in einer Götterwelt wieder. Dem dort im Glücke Lebenden fallen nun die Worte der Lehre ein (*1). Schwer, ihr Mönche, steigt die Erinnerung (sati) auf. Doch gar schnell gelangt jenes Wesen zur Vollendung (*2). Hat man, ihr Mönche, die Lehren mit Aufmerksamkeit vernommen, sie dem Wortlaut nach gelernt, im Geiste erwogen, mit Verständnis wohl durchdrungen, so mag man diesen ersten Vorteil erwarten.

Ferner noch, ihr Mönche: da lernt ein Mönch die Lehre: Lehrtexte, vermischte Prosa, Exegese, Verse, Hymnen, Aussprüche, Geburtsgeschichten, wunderbare Dinge und Erläuterungen. Diese Lehren hat er mit Aufmerksamkeit vernommen, sie dem Wortlaut nach gelernt, im Geiste erwogen, mit Verständnis wohl durchdrungen. Unachtsamen Geistes sterbend, erscheint er in einer Götterwelt wieder. Dem dort im Glücke Lebenden fallen zwar die Worte der Lehre nicht selber ein, doch ein magiegewaltiger Mönch, der sein Gemüt in der Gewalt hat, weist der Götterschar die Lehre. Da erinnert sich jener: 'Dies ist jene Lehre und Zucht, unter der ich einst den heiligen Wandel führte.' Schwer, ihr Mönche, steigt die Erinnerung auf. Doch gar schnell gelangt jenes Wesen zur Vollendung.

Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein auf der Landstraße dahinziehender Mann den ihm wohlvertrauten Schall einer Trommel vernimmt, er keineswegs im Zweifel und Unklaren ist, ob dies der Schall einer Trommel ist oder nicht, sondern eben genau weiß: Dies ist der Schall einer Trommel', ebenso [ist es auch mit jenem Mönch]. Hat man, ihr Mönche, die Lehren mit Aufmerksamkeit vernommen, sie dem Wortlaut nach gelernt, im Geiste erwogen, mit Verständnis wohl durchdrungen, so mag man diesen zweiten Vorteil erwarten.

Ferner noch, ihr Mönche: da lernt ein Mönch die Lehre: Lehrtexte . . . Unachtsamen Geistes sterbend, erscheint er in einer Götterwelt wieder. Dem dort im Glücke Lebenden fallen zwar die Worte der Lehre nicht selber ein, auch weist da kein magiegewaliger Mönch, der seinen Geist in der Gewalt hat, der Götterschar die Lehre, doch ein Göttersohn weist der Götterschar die Lehre. Da erinnert sich jener: 'Dies ist jene Lehre und Zucht, unter der ich einst den heiligen Wandel führte.' Schwer, ihr Mönche, steigt die Erinnerung auf. Doch gar schnell gelangt jenes Wesen zur Vollendung.

Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein auf der Landstraße dahinziehender Mann den ihm wohl vertrauten Ton eines Muschelhorns vernimmt, er keineswegs im Zweifel und Unklaren ist, ob dies der Ton eines Muschelhorns ist oder nicht, sondern eben genau weiß: 'Dies ist der Ton eines Muschelhorns', ebenso [ist es auch mit jenem Mönch]. Hat man, ihr Mönche, die Lehren mit Aufmerksamkeit vernommen, sie dem Wortlaut nach gelernt, im Geiste erwogen, mit Verständnis wohl durchdrungen, so mag man diesen dritten Vorteil erwarten.

Ferner noch, ihr Mönche: da lernt ein Mönch die Lehre: Lehrtexte . . . Unachtsamen Geistes sterbend, erscheint er in einer Götterwelt wieder. Dem dort im Glücke Lebenden fallen zwar die Worte der Lehre nicht selber ein, weder ein magiegewaltiger Mönch noch ein Göttersohn weist der Götterschar die Lehre, sondern einer der Geister erinnert den Geist: 'Erinnerst du dich, Verehrter, erinnerst du dich, Verehrter, wo wir einst den heiligen Wandel führten?' Und jener spricht: 'Ich erinnere mich, Verehrter, ich erinnere mich, Verehrter.' Schwer, ihr Mönche, steigt die Erinnerung auf. Doch gar schnell gelangt jenes Wesen zur Vollendung.

Gleichwie da, ihr Mönche, wenn zwei Freunde und Jugendgespielen einander gelegentlich treffen, und der eine Freund spricht zum anderen: 'Erinnerst du dich an dieses, Lieber? Erinnerst du dich an jenes, Lieber?', und jener erwidert: 'Ich erinnere mich, Lieber! Ich erinnere mich, Lieber!'; ebenso [ist es auch mit jenem Mönch]. Hat man, ihr Mönche, die Lehren mit Aufmerksamkeit vernommen, sie dem Wortlaut nach gelernt, im Geiste erwogen, mit Verständnis wohl durchdrungen, so mag man diesen vierten Vorteil erwarten.

Hat man, ihr Mönche, die Lehren mit Aufmerksamkeit vernommen, sie dem Wortlaut nach gelernt, im Geiste erwogen, mit Verständnis wohl durchdrungen, so mag man diese vier Vorteile erwarten.


(1*) Wtl: gleiten (durch seinen Geist). ChS: dhammapadā plavanti; K liest: dhammapadâpilapanti und erklärt: »Alle diese Worte der Lehre erscheinen wie Schatten (oder Abbilder) in einem klaren Spiegel« (pasanne ādāse chāyā viya apilapanti upatthahanti pākatā hutvā paññāyanti). Zu plavanti oder apilapanti vgl. die Bezeichnung der Achtsamkeit (sati) als das Nicht-Entgleitenlassen (aus dem Geiste; apilāpanatā) in Dhammasanganī und »Fragen des Königs Milinda« (Übers. v. Nyanatiloka, I, 61; »Der einzige Weg«, Vlg. Christiani; S.  94).

(*2) visesa-gāmi, 'gelangt zum Vorzüglichen' oder 'zu einer hohen Errungenschaft'; K: zum Nibbāna.


A.IV. 192 Menschenkenntnis II

Vier Eigenschaften eines Menschen, ihr Mönche, kann man bei vier Gelegenheiten erkennen. Welche vier?

Im Zusammenleben, ihr Mönche, kann man den Sittenwandel anderer erkennen, doch nur nach langer Zeit und nicht schon nach kurzer; nur durch Beobachtung, nicht ohne Beobachtung; und nur ein Verständiger, kein Unverständiger. Im Umgang kann man die Lauterkeit anderer erkennen - im Unglück kann man die Stärke anderer er kennen - in der Unterhaltung kann man die Weisheit anderer erkennen, doch nur nach langer Zeit und nicht schon nach kurzer; nur durch Beobachtung, nicht ohne Beobachtung; und nur ein Verständiger, kein Unverständiger.

Es wurde also gesagt: 'Im Zusammenleben kann man den Sittenwandel anderer erkennen, doch nur nach langer Zeit und nicht schon nach kurzer; nur durch Beobachtung, nicht ohne Beobachtung; und nur ein Verständiger, kein Unverständiger. Mit Bezug worauf aber wurde dies gesagt?

Da merkt einer, ihr Mönche, wenn er mit einem Menschen zusammenlebt: 'Lange Zeit hindurch zeigte dieser Verehrte Unvollkommenheiten im Sittenwandel, Lücken, Makel, Flecken; war unbeständig im Handel und Wandel. Sittenlos ist dieser Verehrte, und nicht ist dieser Verehrte sittenrein.'

Da aber merkt einer, wenn er mit einem anderen Menschen zusammenlebt: 'Lange Zeit hindurch zeigte dieser Verehrte einen vollkommenen Sittenwandel, ohne Lücken, ohne Makel, ohne Flecken; war beständig im Handel und Wandel. Sittenrein ist dieser Verehrte, und nicht ist dieser Verehrte sittenlos.'

Wurde also gesagt: 'Im Zusammenleben kann man den Sittenwandel anderer erkennen . . .', so wurde dies eben mit Bezug hierauf gesagt.

Es wurde gesagt: 'Im Umgang kann man die Lauterkeit anderer erkennen, doch nur nach langer Zeit und nicht schon nach kurzer; nur durch Beobachtung, nicht ohne Beobachtung; und nur ein Verständiger, kein Unverständiger.' Mit Bezug worauf aber wurde dies gesagt?

Da merkt einer, ihr Mönche, wenn er mit einem anderen verkehrt: 'Anders benimmt sich dieser Verehrte bei einem allein, anders bei zweien, anders bei dreien, anders bei vielen. Das frühere Benehmen dieses Verehrten weicht ab von seinem späteren Benehmen. Ein unlauteres Benehmen hat dieser Verehrte, nicht hat dieser Verehrte ein lauteres Benehmen.'

Da aber merkt einer, wenn er mit einem anderen verkehrt: 'Wie dieser Verehrte sich bei einem allein benimmt, so benimmt er sich bei zweien, so bei dreien, so bei vielen. Das frühere Benehmen dieses Verehrten weicht nicht ab von seinem späteren Benehmen. Ein lauteres Benehmen hat dieser Verehrte, nicht hat dieser Verehrte ein unlauteres Benehmen.'

Wurde also gesagt: 'Im Umgang kann man die Lauterkeit anderer erkennen . . .', so wurde dies eben mit Bezug hierauf gesagt.

Es wurde gesagt: 'Im Unglück kann man die Stärke anderer erkennen, doch nur nach langer Zeit und nicht schon nach kurzer; nur durch Beobachtung, nicht ohne Beobachtung; und nur ein Verständiger, kein Unverständiger.' Mit Bezug worauf aber wurde dies gesagt?

Da trifft einen Menschen der Verlust von Verwandten oder von Besitz, oder er wird von einer Krankheit heimgesucht. Er aber bedenkt nicht: 'So ist dieses Leben in der Welt beschaffen, so ist es, wenn man eine solche Daseinsform besitzt, daß da acht Weltgesetze dem Weltlauf folgen und der Weltlauf diesen acht Weltgesetzen folgt, nämlich Gewinn und Verlust, Ehre und Verachtung, Lob und Tadel, Freude und Leid (attha lokadhammā; s. A.VIII.5).' Und betroffen vom Verlust seiner Verwandten oder seines Besitzes oder von einer Krankheit heimgesucht, jammert, stöhnt und klagt er, schlägt sich weinend an die Brust, gerät in Verzweiflung.

Da trifft einen anderen Menschen der Verlust von Verwandten oder von Besitz, oder er wird von einer Krankheit heimgesucht. Doch er bedenkt: 'So ist dieses Leben in der Welt beschaffen, so ist es, wenn man eine solche Daseinsform besitzt, daß da acht Weltgesetze dem Weltlauf folgen und der Weltlauf diesen acht Weltgesetzen folgt, nämlich Gewinn und Verlust, Ehre und Verachtung, Lob und Tadel, Freude und Leid.' Und betroffen vom Verlust seiner Verwandten oder seines Besitzes oder von einer Krankheit heimgesucht, jammert er weder, noch stöhnt und klagt er, noch schlägt er sich weinend an die Brust und gerät nicht in Verzweiflung.

Wurde also gesagt: 'Im Unglück kann man die Stärke anderer erkennen . . .', so wurde das eben mit Bezug hierauf gesagt.

Es wurde gesagt: 'In der Unterhaltung kann man die Weisheit anderer erkennen, doch nur nach langer Zeit und nicht schon nach kurzer; nur durch Beobachtung, nicht ohne Beobachtung; und nur ein Verständiger, kein Unverständiger.' Mit Bezug worauf aber wurde dies gesagt?

Da merkt einer, ihr Mönche, wenn er sich mit einem anderen Menschen unterhält: 'Nach der Einstellung (*1) dieses Verehrten zu schließen, nach seinen Äußerungen, seiner Fragestellung, ist dieser Verehrte unverständig und nicht weise. Inwiefern aber? Dieser Verehrte äußert ja keine bedeutsamen Worte von tiefem Gehalt, Worte, die befriedigend sind, edel, der gewöhnlichen Vernunft unzugänglich, tiefsinnig und Verständigen verständlich. Den Sinn der Lehre, welche dieser Verehrte vorträgt, vermag er weder kurz noch ausführlich darzulegen, zu zeigen, kundzutun, aufzuweisen, zu enthüllen, zu verdeutlichen und zu eröffnen. Unverständig ist dieser Verehrte, nicht ist er weise.'

Gleichwie, ihr Mönche, ein Mann mit guten Augen, der am Ufer eines Teiches steht, einen kleinen Fisch aus dem Wasser auftauchen (ummujjamānam) sieht und dabei weiß: 'Nach dem Auftauchen (yathā . . . ummaggo) dieses Fisches zu schließen, nach seinem Wellenschlag, seiner Schnelligkeit, ist dies ein kleiner Fisch, kein großer Fisch' - ebenso auch, ihr Mönche, merkt einer, wenn er sich mit einem Menschen unterhält: '. . . Unverständig ist dieser Verehrte, nicht ist er weise.'

Da aber merkt einer, wenn er sich mit einem anderen Menschen unterhält: 'Nach der Einstellung dieses Verehrten zu schließen, nach seinen Äußerungen, seiner Fragestellung, ist dieser Verehrte weise und nicht unverständig. Inwiefern aber? Dieser Verehrte äußert ja bedeutsame Worte von tiefem Gehalt, Worte, die befriedigend sind, edel, der gewöhnlichen Vernunft unzugänglich, tiefsinnig und Verständigen verständlich. Den Sinn der Lehre, die dieser Verehrte vorträgt, vermag er sowohl kurz, als auch ausführlich darzustellen, zu zeigen, kundzutun, aufzuweisen, zu enthüllen, zu verdeutlichen und zu eröffnen. Weise ist dieser Verehrte, nicht ist er unverständig.'

Gleichwie, ihr Mönche, ein Mann mit guten Augen, der am Ufer eines Teiches steht, einen großen Fisch aus dem Wasser auftauchen sieht und dabei weiß: 'Nach dem Auftauchen dieses Fisches zu schließen, nach seinem Wellenschlag, seiner Schnelligkeit, ist dies ein großer Fisch, kein kleiner Fisch' - ebenso auch, ihr Mönche, merkt einer, wenn er sich mit einem Menschen unterhält: 'Weise ist dieser Verehrte, nicht ist er unverständig.

Wurde also gesagt: 'In der Unterhaltung kann man die Weisheit anderer erkennen . . .', so wurde das eben mit Bezug hierauf gesagt.

Diese vier Eigenschaften, ihr Mönche, kann man bei diesen vier Gelegenheiten erkennen.


(*1) Ummagga (oder ummanga) ist ein merkwürdiges Wort. Es bedeutet zunächst einen unterirdischen Weg oder Tunnel (s. Jātaka Nr. 542); ferner ist es ein Synonym für 'Weisheit' (A.IV.186 Anm.; S.4.261; S.5.16). Im hier folgenden Gleichnis bedeutet es das Aufsteigen oder Auftauchen (vgl. ummujjana) eines Fisches aus dem Wasser. K erklärt es zu unserem Text als pañh'ummaggo, 'das Aufsteigen einer Frage', d.i. die Problemstellung. Diese Bedeutung hat es vielleicht auch in Text 186. - Subk.: »Das Gespräch eines Unverständigen treibt auf der Oberfläche, wie ein Spielball auf dem Wasser.«


A.IV. 193 Bhaddiya

Einst weilte der Erhabene im Großen Walde bei Vesāli, in der Halle des Giebelhauses. Da nun begab sich Bhaddiya, der Licchaver, dorthin, wo der Erhabene weilte. Dort angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend sprach nun Bhaddiya, der Licchaver, zum Erhabenen also:

»Das habe ich gehört, o Herr: 'Hinterlistig ist der Asket Gotama, er versteht sich auf verlockende List, mit welcher er den Andersgläubigen die Jünger abtrünnig macht.' Die nun, o Herr, solches gesagt haben, berichten sie wohl damit die Worte des Herrn Gotama und beschuldigen sie ihn nicht etwa fälschlich? Erklären sie dies seiner Lehre gemäß, so daß sich die entsprechende Aussage nicht als fehlerhaft erweist? Wahrlich, wir haben nicht den Wunsch, den Herrn Gotama fälschlich zu bezichtigen!«

»Geht, Bhaddiya, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftsgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Bhaddiya, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann, Bhaddiya, mögt ihr sie aufgeben.

Was glaubst du, Bhaddiya: gereicht die Gier, die im Menschen aufsteigt, ihm zum Heil oder Unheil?«

»Zum Unheil, o Herr.« -

»Aus Gier, Bhaddiya, von der Gier überwältigt, umstrickten Geistes, tötet man Lebendiges, nimmt man Nichtgegebenes, vergeht man sich mit seines Nächsten Weib, spricht man Lüge und spornt andere dazu an; und dies wird einem lange Zeit zum Unheil und Leiden gereichen.« -

»So ist es, o Herr.« -

»Was glaubst du, Bhaddiya: gereichen der Haß, die Verblendung, das Ungestüm (sārambho) die im Menschen aufsteigen, ihm zum Heil oder Unheil?« -

»Zum Unheil, o Herr.« -

»Aus Haß, Verblendung und Ungestüm, Bhaddiya, davon überwältigt und umstrickten Geistes, tötet man Lebendiges, nimmt man Nichtgegebenes, vergeht man sich mit seines Nächsten Weib, spricht man Lüge und spornt andere dazu an; und dies wird einem lange Zeit zum Unheil und Leiden gereichen.« -

»So ist es, o Herr.« -

»Was glaubst du, Bhaddiya: sind diese Dinge heilsam oder unheilsam?« - »Unheilsam, o Herr.« -

»Verwerflich oder untadelig?« -

»Verwerflich, o Herr.« -

»Werden diese Dinge von Verständigen gepriesen oder getadelt?« -

»Getadelt, o Herr.« -

»Und führen diese Dinge, wenn ausgeführt und unternommen, zum Unheil und Leiden? Oder wie steht es hiermit?« -

»Diese Dinge, o Herr, wenn ausgeführt und unternommen, führen zu Unheil und Leiden. So denke ich hierüber.« -

»Aus diesem Grunde eben, Bhaddiya, haben wir es gesagt: 'Geht, Bhaddiya, nicht nach Hörensagen . . .' Wenn ihr aber, Bhaddiya, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt,und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann, Bhaddiya, mögt ihr sie aufgeben.

Geht, Bhaddiya, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Bhaddiya, selber erkennt: 'Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von den Verständigen gepriesen und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl', dann, Bhaddiya, mögt ihr sie euch zu eigen machen.

Was glaubst du, Bhaddiya: gereicht die Gierlosigkeit, die im Menschen aufsteigt, ihm zum Heil oder Unheil?« -

»Zum Heile, o Herr.« -

»Frei von Gier, Bhaddiya, nicht von der Gier überwältigt, unumstrickten Geistes, tötet man nichts Lebendiges, nimmt man nichts Ungegebenes, vergeht man sich nicht mit seines Nächsten Weib, spricht man keine Lüge, und auch andere spornt man nicht dazu an; und dies wird einem lange Zeit zum Segen und Wohl gereichen.« -

»So ist es, o Herr.« -

»Was glaubst du, Bhaddiya: gereichen die Haßlosigkeit, die Unverblendung und die Beherrschtheit (asārambho, wtl: Nicht-Ungestüm), die im Menschen aufsteigen, ihm zum Heil oder Unheil?« -

»Zum Heile, o Herr.« -

»Frei von Haß, Verblendung und Ungestüm, nicht davon überwältigt, unumstrickten Geistes, tötet man nichts Lebendiges, nimmt man nichts Ungegebenes, vergeht man sich nicht mit seines Nächsten Weib, spricht man keine Lüge, und auch andere spornt man nicht dazu an; und dies wird einem lange Zeit zum Segen und Wohl gereichen.« -

»So ist es, o Herr.«

»Was glaubst du nun, Bhaddiya: sind diese Dinge heilsam oder unheilsam?«

»Heilsam, o Herr.« -

»Verwerflich oder untadelig?« -

»Untadelig, o Herr.« -

»Werden diese Dinge von Verständigen gepriesen oder getadelt?« -

»Gepriesen, o Herr.« -

»Und führen diese Dinge, wenn ausgeführt und unternommen, zum Segen und Wohl? Oder wie steht es hiermit?« -

»Diese Dinge, o Herr, wenn ausgeführt und unternommen, führen zum Segen und Wohl. So denke ich hierüber.« -

»Aus diesem Grunde eben, Bhaddiya, haben wir es gesagt: 'Geht, Bhaddiya, nicht nach Hörensagen'. . . Wenn ihr aber, Bhaddiya, selber erkennt: 'Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von den Verständigen gepriesen,und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl', dann, Bhaddiya, mögt ihr sie euch zu eigen machen.

Was es da, o Bhaddiya, in der Welt an guten, edlen Menschen gibt, die ermahnen einen Anhänger also: 'Komm, lieber Mann, entsage der Gier! Der Gier immer wieder entsagend (vineyya vineyya; so in drei Ausgaben), wirst du weder in Werken, Worten noch Gedanken eine durch Gier bedingte Tat verüben. Entsage dem Haß! . . . Entsage der Verblendung! . . . Entsage dem Ungestüm! Dem Haß, der Verblendung und dem Ungestüm entsagend, wirst du weder in Werken, Worten noch Gedanken eine dadurch bedingte Tat verüben.'«

Auf diese Worte nun sprach Bhaddiya, der Licchaver, also zum Erhabenen: 'Vortrefflich, o Herr! Vortrefflich, o Herr! . . . Als Anhänger möge mich der Erhabene betrachten, als einen, der von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat.« -

»Habe ich wohl, Bhaddiya, zu dir etwa gesagt: 'Komm, Bhaddiya, sei mein Jünger; ich will dein Meister sein?'« -

»Gewiß nicht, o Herr.« -

»Mich aber, Bhaddiya, der ich also lehre, also verkünde, beschuldigen einige Asketen und Priester in unzutreffender, nichtiger, falscher und unwahrer Weise, indem sie behaupten: 'Hinterlistig ist der Asket Gotama, er versteht sich auf verlockende List, mit welcher er den Andersgläubigen ihre Jünger abtrünnig macht.'« -

»Beglückend, o Herr, ist diese verlockende List, vortrefflich, o Herr, ist diese verlockende List! Möchten doch, o Herr, meine lieben Verwandten und Angehörigen sich durch diese List verlocken lassen, so würde es auch ihnen lange zum Segen und Wohl gereichen. Und möchten auch, o Herr, alle Adligen, Priester und Diener sich durch diese List verlocken lassen, so würde es auch ihnen lange zum Segen und Wohl gereichen.« -

»So ist es, Bhaddiya! So ist es, Bhaddiya! Möchten auch, Bhaddiya, alle Adligen, Priester, Bürger und Diener sich dazu verlocken lassen, die unheilsamen Dinge aufzugeben, die heilsamen Dinge aber zur Entfaltung zu bringen, so würde es auch ihnen allen lange zum Segen und Wohl gereichen. Möchte auch, Bhaddiya, diese Welt mit ihren guten und bösen Geistern, ihren Brahma-Göttern, mit ihrer Schar von Asketen und Priestern, mit ihren Göttern und Menschen sich dazu verlocken lassen, die unheilsamen Dinge aufzugeben und die heilsamen Dinge zur Entfaltung zu bringen, so würde es auch dieser ganzen Welt lange zum Segen und Wohl gereichen. Und könnten diese mächtigen Sal-Bäume hier denken (*1) und ließen sich dazu verlocken, die unheilsamen Dinge aufzugeben und die heilsamen Dinge zur Entfaltung zu bringen, so würde es selbst ihnen lange zum Segen und Wohl gereichen. Was soll man da erst von den menschlichen Wesen sagen?«


(*1) sace cinteyyum; diese Worte finden sich nicht in allen Ausgaben, jedoch in K.


A.IV. 194 Die Kampfesglieder der Reinheit

Einst weilte der ehrwürdige Ananda im Gebiete der Koliyer, bei der Koliyer-Stadt Sāpūga (ChS: Sāmuga). Da nun begaben sich zahlreiche Koliyer aus Sāpūga dorthin, wo der ehrwürdige Ananda weilte. Dort angelangt, begrüßten sie den ehrwürdigen Ananda ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Und der ehrwürdige Ananda wandte sich an sie und sprach:

»Vier Kampfesglieder der Reinheit, ihr Bürger aus Vyagghapajja (d.i. 'Tigerfährte', ein anderer Name für Sāpūga), wurden von ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erleuchteten, recht verkündet zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Klage, zur Überwältigung von Schmerz und Trübsal, zur Gewinnung des rechten Pfades, zur Verwirklichung des Nibbāna.

Welches sind diese vier?

Was aber, ihr Bürger aus Vyagghapajja, ist der Kampf um die Reinheit der Sittlichkeit?

Da ist ein Mönch sittenrein, er befolgt die Ordenssatzung, ist vollkommen in Wandel und Umgang, und, vor dem kleinsten Vergehen zurückschreckend, übt er sich in der Befolgung der Übungsregeln. Das, ihr Bürger aus Vyagghapajja, nennt man die Reinheit der Sittlichkeit. Wenn man nun denkt: 'So will ich denn eine solche Reinheit der Sittlichkeit, insofern sie noch nicht erreicht ist, erreichen; insofern sie aber erreicht ist, sie hier und da durch Weisheit stützen!' - was solcherart an Willensentschluß besteht, an Kampfesenergie, Anstrengung, Tatkraft, Standhaftigkeit, Achtsamkeit und Wissensklarheit, das, ihr Bürger aus Vyagghapajja, nennt man den Kampf um die Reinheit der Sittlichkeit.

Was aber ist der Kampf um die Reinheit des Herzens?

Da gewinnt ein Mönch . . . die erste Vertiefung die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung . . . die vierte Vertiefung und weilt in ihr. Das, ihr Bürger aus Vyagghapajja, nennt man die Reinheit des Herzens. Wenn man nun denkt: 'So will ich denn eine solche Reinheit des Herzens, insofern sie noch nicht erreicht ist, erreichen; insofern sie aber erreicht ist, sie hier und da durch Weisheit stützen!' - was solcherart an Willensentschluß besteht, an Kampfesenergie, Anstrengung, Tatkraft, Standhaftigkeit, Achtsamkeit und Wissensklarheit, das, ihr Bürger aus Vyagghapajja, nennt man den Kampf um die Reinheit des Herzens.

Was aber ist der Kampf um die Reinheit der Erkenntnis?

Da versteht der Mönch der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist das Leiden'; versteht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Entstehung des Leidens'; versteht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Erlöschung des Leidens'; versteht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist der zur Erlöschung des Leidens führende Pfad'. Das, ihr Bürger aus Vyagghapajja, nennt man die Reinheit der Erkenntnis. Wenn man nun denkt 'So will ich denn eine solche Reinheit der Erkenntnis, insofern sie noch nicht erreicht ist, erreichen; insofern sie aber erreicht ist, sie hier und da durch Weisheit stützen!' - was solcherart an Willensentschluß besteht, an Kampfesenergie, Anstrengung, Tatkraft, Standhaftigkeit, Achtsamkeit und Wissensklarheit, das ihr Bürger aus Vyagghapajja, nennt man den Kampf um die Reinheit der Erkenntnis.

Was aber ist der Kampf um die Reinheit der Befreiung?

Ausgerüstet mit diesem Kampfesglied der Reinheit der Sittlichkeit, ausgerüstet mit diesem Kampfesglied der Reinheit des Herzens, ausgerüstet mit diesem Kampfesglied der Reinheit der Erkenntnis, wendet der edle Jünger seinen Geist ab von den giererregenden Dingen, erlöst seinen Geist von den giererregenden Dingen. Hat er so seinen Geist abgewandt und losgelöst von den giererregenden Dingen, dann erfährt er die völlige Befreiung. Das, ihr Bürger aus Vyagghapajja, nennt man die Reinheit der Befreiung. Wenn man nun denkt: 'So will ich denn eine solche Reinheit der Befreiung, insofern sie noch nicht erreicht ist, erreichen; insofern sie aber erreicht ist, sie hier und da durch Weisheit stützen!' - was solcherart an Willensentschluß besteht, an Kampfesenergie, Anstrengung, Tatkraft, Standhaftigkeit, Achtsamkeit und Wissensklarheit, das, ihr Bürger aus Vyagghapajja, nennt man den Kampf um die Reinheit der Befreiung.

 

Diese vier Kampfesglieder der Reinheit, ihr Bürger aus Vyagghapajja, wurden von ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erleuchteten, recht verkündet zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Klage, zur Überwältigung von Schmerz und Trübsal, zur Gewinnung des rechten Pfades, zur Verwirklichung des Nibbāna.«


A.IV. 195 Der Sakyer Vappa

Einst weilte der Erhabene im Gebiete der Sakyer, im Nigrodha-Kloster bei Kapilavatthu (die Geburtsstadt des Buddha). Da nun begab sich der Sakyer Vappa, ein Anhänger der Niganther (d.i. der Jāinas), dorthin, wo der ehrwürdige Mahā-Moggallāna weilte. Dort angelangt, begrüßte er den ehrwürdigen Mahā-Moggallāna ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Und der ehrwürdige Mahā-Moggallāna sprach zum Sakyer Vappa, dem Anhänger der Niganther, also:

»Gesetzt, Vappa, einer beherrsche sich in Werken, beherrsche sich in Worten, beherrsche sich in Gedanken. Siehst du da nach Aufhebung des Nichtwissens, nach dem Aufsteigen des Wissens, wohl eine Möglichkeit, derzufolge noch in einen Menschen im nächsten Leben mit Leidgefühlen verbundene Triebe eindringen könnten?« -

»Ich sehe, o Herr, eine solche Möglichkeit: gesetzt, o Herr, einer habe in einem früheren Leben böse Taten verübt, und die Frucht jener Taten ist noch nicht zur Reife gelangt, so würden demzufolge diesen Menschen im nächsten Leben mit Leidgefühlen verbundene Triebe befallen.« -

Dieses Gespräch des ehrwürdigen Mahā-Mogalläna mit dem Sakyer Vappa, dem Anhänger der Niganther, wurde nun hier unterbrochen. Der Erhabene nämlich, nachdem er sich gegen Abend aus seiner Zurückgezogenheit erhoben hatte, begab sich in die Empfangshalle und setzte sich auf dem angebotenen Sitze nieder. Sodann wandte er sich an den ehrwürdigen Mahā-Moggallāna und sprach: »Bei welchem Gespräche sitzet ihr da beisammen,und welche Unterhaltung habt ihr unterbrochen?«

[Und der ehrwürdige Mahā-Moggallāna berichtete dem Erhabenen das eben geführte Gespräch.]

Da sprach der Erhabene zu Vappo, dem Anhänger der Niganther, also: »Wenn du mir beistimmen willst, Vappa, wo beizustimmen ist, mich tadeln willst, wo zu tadeln ist, und wenn du mich über das, was du an meiner Rede nicht verstehst, weiter befragen willst, nämlich: 'Wie ist das, o Herr? Wie hat man das zu verstehen?' - so möge da ein Gespräch zwischen uns stattfinden.« -

»Wo eben beizustimmen ist, o Herr, werde ich dem Erhabenen beistimmen, wo zu tadeln ist, werde ich tadeln, und was ich an des Erhabenen Rede nicht verstehe, darüber werde ich den Erhabenen weiter befragen: 'Wie ist das, o Herr? Wie hat man das zu verstehen?' Möge da also ein Gespräch zwischen uns stattfinden!« -

»Was meinst du, Vappa? Die bedrückenden und quälenden Triebe, die da auftreten, bedingt durch das Vollbringen von Taten (kamma) in Werken, Worten und Gedanken, solche bedrückenden und quälenden Triebe bestehen nicht mehr für einen, der sich des Vollbringens solcher Taten in Werken, Worten und Gedanken enthält. Keine neue Tat begeht er, und die alte Tat macht er, wenn immer ihn ihre Wirkung trifft, zunichte. Dies ist die klar sichtbare Versiegung, die unmittelbar wirksam ist, einladend, zum Ziele führend, jedem Verständigen verständlich (Vgl. A.III.75.). Siehst du da wohl noch eine Möglichkeit, Vappa, derzufolge den Menschen im nächsten Leben mit Leidgefühlen verbundene Triebe befallen könnten?« -

»Das nicht, o Herr.« -

»Was meinst du, Vappa? Die bedrückenden und quälenden Triebe, die da auftreten, bedingt durch Nichtwissen, solche bedrückenden und quälenden Triebe bestehen nach Aufhebung des Nichtwissens, nach dem Aufsteigen des Wissens nicht mehr für ihn. Keine neue Tat begeht er, und die alte Tat macht er, wenn immer ihn ihre Wirkung trifft, zunichte. Dies ist die klar sichtbare Versiegung, die unmittelbar wirksam ist, einladend, zum Ziele führend, jedem Verständigen verständlich. Siehst du da wohl noch eine Möglichkeit, Vappa, derzufolge den Menschen im nächsten Leben mit Leidgefühlen verbundene Triebe befallen möchten?« -

»Das nicht, o Herr.« -

»Ein Mönch, Vappa, dessen Geist solcherart völlig befreit ist, hat sechs unwandelbare Zustände (satata-vihārā; auch in A.VI.1, und in D. 33, D.34) erreicht: erblickt er mit dem Auge eine Form, vernimmt er mit den Ohre einen Ton, riecht er mit der Nase einen Duft, schmeckt er mit der Zunge einer Saft, fühlt er mit dem Körper eine Berührung, erkennt er mit dem Geiste einen Gedanken, so wird er weder angenehm bewegt, noch unangenehm bewegt. Gleichmütig verweilt er, achtsam und wissensklar. Wenn er ein körperbegrenztes Gefühl empfindet weiß er: 'Ich empfinde ein körperbegrenztes Gefühl.' Wenn er ein lebenbegrenztes Gefühl empfindet, weiß er: 'Ich empfinde ein lebenbegrenztes Gefühl (unter diesen beiden Gefühlen sind das sinnliche und das geistige Gefühl zu verstehen.).' Und er weiß: 'Bei der Auflösung des Körpers, nach Ablauf des Lebens, da werden hier all die Gefühle, die nicht mehr willkommen geheißenen, erloschen sein.'

Es ist, Vappa, wie wenn durch einen Baum bedingt ein Schatten entsteht. Da würde nun ein Mann, mit Axt und Korb versehen, hingehen und jenen Baum an der Wurzel fällen. Nachdem er ihn an der Wurzel gefällt hat, gräbt er die Wurzel aus, sie mitsamt den feinen Wurzelfasern herausziehend. Darauf sägt er jenen Baumstamm in Stücke, spaltet diese und macht sie dann zu Spänen. Die Späne aber läßt er vom Winde und der Sonne austrocknen, verbrennt sie dann und verwandelt sie so in Asche. Die Asche aber streut er in die Winde oder läßt sie im Flusse von der reißenden Strömung forttragen. So wäre da jener durch den Baum bedingte Schatten von Grund aus zerstört, wie eine Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt. Ebenso nun auch, o Vappa, hat ein Mönch, dessen Geist solcherart völlig befreit ist, sechs unwandelbare Zustände erreicht: erblickt er mit dem Auge eine Form, vernimmt er mit dem Ohre einen Ton, riecht er mit der Nase einen Duft, schmeckt er mit der Zunge einen Saft, fühlt er mit dem Körper eine Berührung, erkennt er mit dem Geiste einen Gedanken, so wird er weder frohgestimmt, noch mißgestimmt; gleichmütig weilt er, achtsam und wissensklar. Wenn er ein körperbegrenztes Gefühl empfindet, weiß er: 'Ich empfinde ein körperbegrenztes Gefühl.' Wenn er ein lebenbegrenztes Gefühl empfindet, weiß er 'Ich empfinde ein lebenbegrenztes Gefühl.' Und er weiß: 'Bei der Auflösung des Körpers, nach Ablauf des Lebens, da werden hier all die Gefühle, die nicht mehr willkommen geheißenen, erloschen sein.'« -

Auf diese Worte sprach nun der Sakyer Vappa, der Anhänger der Niganther, zum Erhabenen also:

»Es ist, o Herr, wie mit einem Mann, der, um Gewinn zu erzielen, ein Pferd zum Verkaufe aufzieht und es ihm dann nicht nur keinen Nutzen bringt, sondern überdies noch Mühe und Verdruß bereitet; genauso habe ich, o Herr, Gewinn suchend, den törichten Niganthern aufgewartet, und es hat mir nicht nur keinen Nutzen gebracht, sondern überdies noch Mühe und Verdruß bereitet. Von heute ab, o Herr, werde ich, was ich an Glauben an die törichten Niganther besaß, gleichsam in die Winde streuen, gleichsam im Flusse von der reißenden Flut fortspülen lassen. Vortrefflich, o Herr! Vortrefflich, o Herr! Gleichwie man, o Herr, das Umgestürzte wieder aufrichtet oder das Verborgene enthüllt oder den Verirrten den Weg weist oder in die Finsternis ein Licht bringt, damit, wer Augen hat, die Gegenstände sehen kann, ebenso hat der Erhabene auf mancherlei Weise die Lehre aufgezeigt. So nehme ich, o Herr, meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde. Als Anhänger möge mich der Erhabene betrachten, als einen, der von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat.«


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von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat.«


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