Anguttara Nikaya

8. Kapitel: ānanda-vagga

A.III. 72 Die Wurzeln des Unheilsamen II

Einst weilte der Erhabene im Jetahaine bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika. Da nun begab sich der Wanderasket Channa dorthin, wo der ehrwürdige Ananda weilte. Dort angelangt, begrüßte er sich mit dem ehrwürdigen Ananda, und nach Austausch höflicher und zuvorkommender Worte setzte er sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach Channa, der Wanderasket, zum ehrwürdigen Ananda:

»Ihr, Bruder Ananda, lehrt die Überwindung von Gier, Haß und Verblendung, und auch wir, Bruder, lehren die Überwindung von Gier, Haß und Verblendung. Welche üble Folgen aber habt ihr bei Gier, Haß und Verblendung gemerkt, daß ihr die Überwindung der Gier, des Hasses und der Verblendung lehrt?« -

»Aus Gier, Haß und Verblendung, o Bruder, von Gier, Haß und Verblendung überwältigt, umstrickten Geistes, trachtet man nach seinem eigenen Schaden, trachtet man nach anderer Schaden, trachtet man nach gemeinsamem Schaden, erleidet man geistigen Schmerz und Kummer. Sind aber Gier, Haß und Verblendung aufgehoben, so trachtet man weder nach seinem eigenen Schaden, noch nach anderer Schaden, noch nach gemeinsamem Schaden, erleidet man keinen geistigen Schmerz und Kummer.

Aus Gier, Haß und Verblendung, von Gier, Haß und Verblendung überwältigt, umstrickten Geistes, führt man einen schlechten Wandel in Werken, Worten und Gedanken; und nicht kennt man wirklichkeitsgemäß das eigene Heil, noch das Heil anderer, noch das gemeinsame Heil. Sind aber Gier, Haß und Verblendung aufgehoben, so führt man weder in Werken, Worten, noch Gedanken einen schlechten Wandel, und man kennt wirklichkeitsgemäß das eigene Heil, das Heil anderer und das gemeinsame Heil.

Gier, Haß und Verblendung, o Bruder, machen blind, machen augenlos, machen unwissend, zerstören die Weisheit, sind mit Qualen verbunden und führen nicht zum Nibbāna.

Weil wir, Bruder, bei Gier, Haß und Verblendung diese üllen Folgen gemerkt haben, deshalb lehren wir der Gier Überwindung, lehren des Hasses Überwindung, lehren der Verblendung Überwindung.« -

»Gibt es aber, Bruder, einen Pfad, gibt es einen Weg, der zur Überwindung von Gier, Haß und Verblendung führt?« -

»Es gibt, Bruder, einen Pfad, es gibt einen Weg, der zur Überwindung der Gier führt, zur Überwindung des Hasses, zur Überwindung der Verblendung.« -

»Welches aber, Bruder, ist dieser Pfad, welches ist der Weg, der zur Überwindung er Gier führt, zur Überwindung des Hasses, zur Überwindung der Verblendung?« -

»Eben dieser edle achtfache Pfad ist es, nämlich: rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Tun, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit und rechte Sammlung. Dies, Bruder, ist der Pfad, dies ist der Weg, der zur Überwindung der Gier führt, zur Überwindung des Hasses, zur Überwindung der Verblendung.« -

»Vortrefflich, Bruder, ist der Pfad, vortrefflich der Weg, um Gier, Haß und Verblendung zu überwinden! Und das, Bruder, ist genug, um unermüdlich zu streben.«


A.III. 73 Die rechte Lehre

Einst weilte der ehrwürdige Ananda im Ghosita-Kloster bei Kosambi. Da nun begab sich ein Laienanhänger der Ajīvakas, ein Hausvater, dorthin, wo der ehrwürdige Ananda weilte. Dort angelangt, begrüßte er ehrerbietig den ehrwürdigen Ananda und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach er zum ehrwürdigen Ananda also:

»Wessen Lehre, ehrwürdiger Ananda, ist wohl gut verkündet? Wer in der Welt wandelt auf dem rechten Pfade? Wer in der Welt sind die Gesegneten (*1)?«

»So werde ich dir denn, Hausvater, hierüber eine Frage stellen. Wie es dir gut dünkt, mögest du antworten. Was glaubst du, Hausvater: diejenigen, die zur Überwindung der Gier, des Hasses und der Verblendung die Lehre weisen, ist wohl deren Lehre gut verkündet oder nicht? Oder wie denkst du darüber?« -

»Diejenigen, Ehrwürdiger, die zur Überwindung der Gier, des Hasses und der Verblendung die Lehre weisen, deren Lehre ist gut verkündet. So denke ich darüber.« -

»Was glaubst du wohl, Hausvater: diejenigen, die den Pfad zur Überwindung von Gier, Haß und Verblendung wandeln, wandeln wohl diese in der Welt auf dem rechten Pfade oder nicht? Oder wie denkst du darüber?« -

»Diejenigen, Ehrwürdiger, die den Pfad zur Überwindung der Gier, des Hasses und der Verblendung wandeln, diese wandeln in der Welt auf dem rechten Pfade. So denke ich darüber.« -

»Was glaubst du wohl, Hausvater: diejenigen, in denen Gier, Haß und Verblendung aufgehoben sind, mit der Wurzel zerstört, wie eine Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt, sind solche wohl gesegnete in der Welt oder nicht? Oder wie denkst du darüber?« - »In denen, Ehrwürdiger, Gier, Haß und Verblendung aufgehoben sind, mit der Wurzel zerstört, wie eine Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt, diese sind wahrlich Gesegnete in der Welt. So denke ich darüber.« -

»Somit, Hausvater, hast du nun folgendes erklärt: 'Die zur Überwindung von Gier, Haß und Verblendung die Lehre weisen, deren Lehre ist gut verkündet.' Und du hast erklärt: 'Die den Pfad zur Überwindung von Gier, Haß und Verblendung wandeln, sie wandeln in der Welt auf dem rechten Pfade.' Und du hast erklärt: 'In denen Gier, Haß und Verblendung aufgehoben sind, mit der Wurzel zerstört, wie eine Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet, dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt, solche sind Gesegnete in der Welt.'« -

»Wunderbar, Ehrwürdiger! Erstaunlich, Ehrwürdiger! Es soll nämlich weder die eigene Lehre in den Himmel gehoben, noch die Lehre anderer herabgesetzt werden. Ganz und gar sachlich war die Darlegung der Lehre: der Sinn wurde erklärt, und selber hat man sich nicht fortreißen lassen.

Ihr selber, ehrwürdiger Ananda, weiset zur Überwindung von Gier, Haß und Verblendung die Lehre; eure Lehre, Ehrwürdiger, ist gut verkündet! Ihr selber, ehrwürdiger Ananda, wandelt den Pfad zur Überwindung von Gier, Haß und Verblendung; ihr Ehrwürdiger, wandelt auf dem rechten Pfade! In euch, ehrwürdiger Ananda, sind Gier, Haß und Verblendung aufgehoben, mit der Wurzel zerstört, wie eine Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet, dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt; ihr, Ehrwürdiger, seid ein Gesegneter in der Welt!

Vortrefflich, Ehrwürdiger! Vortrefflich, Ehrwürdiger! . . . Als Anhänger möge mich der ehrwürdige Ananda betrachten, als einen, der von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat!«


(*1) Sugatā. Sugato, 'der Gesegnete' (wtl: der gut Gegangene) ist ein Beiname des Buddha, z.B. in der Verehrungsformel A.III.71.

Die Sanskritform von sugatā, 'saugatā', d.i. die Jünger des Sugata, war im späteren Indien eine häufige Bezeichnung der Buddhisten. -

ChS liest sukatā 'die (ihre Aufgabe) vollbracht haben'.


A.III. 74 Sammlung und Wissen

Einst weilte der Erhabene im Lande der Sakyer, im Feigenbaum-Kloster (Nigrodhārāma) bei Kapilavatthu. Damals nun hatte sich der Erhabene gerade von seiner Krankheit erhoben, war erst kürzlich von seiner Erkrankung genesen. Da begab sich Mahānāma, der Sakyer, dorthin, wo der Erhabene weilte. Dort angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach nun Mahānāma, der Sakyer, zum Erhabenen also:

»Seit langer Zeit, o Herr, kenne ich die vom Erhabenen gewiesene Lehre, daß nämlich nur einem Gesammelten Wissen eignet, nicht einem ungesammelten. Besteht nun aber, o Herr, zuerst die Sammlung und später das Wissen, oder zuerst das Wissen und später die Sammlung?»

Da nun dachte der ehrwürdige Ananda: »Der Erhabene hat sich gerade von seiner Krankheit erhoben, ist erst kürzlich von seiner Erkrankung genesen. Dieser Mahānāma, der Sakyer, stellt aber dem Erhabenen eine gar tiefe Frage. Wie, wenn ich nun Mahānāma, den Sakyer, beiseite führte und ihm die Lehre erklärte?« Und der ehrwürdige Ananda nahm Mahānāma, den Sakyer, beim Arm, führte ihn beiseite und sprach:

»Die Sittlichkeit des Schulungstüchtigen hat der Erhabene gelehrt, Mahānāma, und die Sittlichkeit des Schulungsledigen. Die Sammlung des Schulungstüchtigen hat der Erhabene gelehrt und die Sammlung des Schulungsledigen. Die Weisheit des Schulungstüchtigen hat der Erhabene gelehrt und die Weisheit des Schulungsledigen.

Was aber, Mahānāma, ist die Sittlichkeit des Schulungstüchtigen? Da ist ein Mönch sittenrein, er befolgt die Ordenssatzung, ist vollkommen in Wandel und Umgang, und vor dem kleinsten Vergehen zurückschreckend, übt er sich in der Befolgung der Übungsregeln. Das nennt man die Sittlichkeit des Schulungstüchtigen.

Was aber ist die Sammlung des Schulungstüchtigen? Da gewinnt ein Mönch, ganz abgeschieden von Sinnendingen . . . die erste Vertiefung . . . die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung.. . die vierte Vertiefung und weilt in ihr. Das nennt man die Sammlung des Schulungstüchtigen.

Was aber ist die Weisheit des Schulungstüchtigen? Da weiß ein Mönch der Wirkichkeit gemäß, was Leiden ist, weiß der Wirklichkeit gemäß, was die Entstehung des Leidens ist, weiß der Wirklichkeit gemäß, was die Erlöschung des Leidens ist, weiß der Wirklichlseit gemäß, was der Pfad ist, der zur Erlöschung des Leidens führt. Das nennt man die Weisheit des Schulungstüchtigen.

Der solcherart in Sittlichkeit, Sammlung und Weisheit vollendete edle Jünger aber gelangt durch Versiegung der Triebe noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend.

So, Mahānāma, hat der Erhabene sowohl die Sittlichkeit des Schulungstüchtigen gelehrt, als auch die Sittlichkeit des Schulungsledigen; hat sowohl die Sammlung des Schulungstüchtigen gelehrt, als auch die Sammlung des Schulungsledigen; hat die Weisheit des Schulungstüchtigen gelehrt, als auch die Weisheit des Schulungsledigen.«


Die Erklärung Ananda Theras besagt, daß für eine Beantwortung der Frage Mahānāmas zu nächst zwischen der Sammlung und dem Wissen eines Schulungstüchtigen (sekha) und eines Schulungsledigen (asekha), d.i. eines Heiligen, unterschieden werden muß.

K: »Später als die Sammlung (samādhi) des Schulungstüchtigen ist sein Hellblick-Wissen (vipassanā-ñāna), sowie das Fruchterreichungs-Wissen (phala-ñāna) des Schulungsledigen;

später als das Hellblickswissen des Schulungstüchtigen ist die mit der Fruchterreichung verbundene Sammlung (phala-samādhi) des Schulungsledigen.

Doch die [in einem einzigen Bewußtseinsmoment] miteinander verbundene Sammlung und Erkenntnis haben gleichzeitiges Entstehen.«


A.III. 75 Der Weg zur Leidensvernichtung

Einst weilte der ehrwürdige Ananda im Großen Walde bei Vesālī, in der Halle des Giebelhauses. Da begaben sich der Licchaver Abhaya und der Licchaver Pandita-Kumāraka dorthin, wo der ehrwürdige Ananda weilte. Dort angelangt, begrüßten sie den ehrwürdigen Ananda ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach Abhaya, der Licchaver, zum ehrwürdigen Ananda also:

»Der freie Asket Nāthaputta, o Herr, ist allwissend, bekennt einen unbeschränkten Erkenntnisblick, und zwar derart: 'Ob ich gehe oder stehe, schlafe oder wache, allzeit, immerdar habe ich den Erkenntnisblick gegenwärtig.' (Vergl. M.71) Durch Abtötung lehrt er die Vernichtung der früheren Taten, durch das Nichttun neuer Taten, das Abbrechen der Brücke (*1). So kommt durch Vernichtung der Taten die Vernichtung des Leidens zustande, durch Vernichtung des Leidens die Vernichtung des Gefühls, und mit der Vernichtung des Gefühls wird alles Leiden versiegt sein. So findet durch diese sichtbare, zur Versiegung führende Läuterung die Überwindung statt. Was aber, o Herr, hat der Erhabene hierüber gelehrt?« -

»Folgende drei zur Versiegung führende Läuterungen (*2), Abhaya, wurden von ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erleuchteten, recht dargetan zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Sorge und Klage, zur Beendung von Leiden und Kummer, zur Gewinnung des rechten Pfades, zur Verwirklichung des Nibbāna. Welche drei Läuterungen?

Da ist ein Mönch sittenrein, er befolgt die Ordenssatzung, ist vollkommen im Wandel und Umgang, und vor den geringsten Vergehen zurückschreckend, übt er sich in der Befolgung der Ordensregeln. Keine neue Tat begeht er (*3), und die alte Tat macht er, wenn immer ihn ihre Wirkung trifft, zunichte (*4). Dies ist die klar sichtbare Versiegung, die unmittelbar wirksam ist, einladend, zum Ziele führend, jedem Verständigen verständlich.

Ist dann der Mönch so vollkommen in Sittlichkeit, so gewinnt er, ganz abgeschieden von den Sinnendingen . . . die erste Vertiefung . . . die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung . . . die vierte Vertiefung und weilt in ihr. Keine neue Tat begeht er, und die alte Tat macht er, wenn immer ihn ihre Wirkung trifft, zunichte. Dies ist die klar sichtbare Versiegung, die unmittelbar wirksam ist, einladend, zum Ziele führend, jedem Verständigen verständlich.

Ist der Mönch so vollkommen in Sittlichkeit, so vollkommen in Sammlung, so gelangt er durch Versiegung der Triebe noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend. Keine neue Tat begeht er, und die alte Tat macht er, wenn immer ihn ihre Wirkung trifft, zunichte. Dies ist die klar sichtbare Versiegung, die unmittelbar wirksam ist, einladend, zum Ziele führend, jedem Verständigen verständlich.

Diese drei zur Versiegung führenden Läuterungen, o Abhaya, wurden von ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erleuchteten recht dargetan zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Sorge und Klage, zur Beendung von Leiden und Kummer, zur Gewinnung des rechten Pfades, zur Verwirklichung des Nibbāna.«

Auf diese Worte sprach der Licchaver Pandita-Kumāraka zu Abhaya, dem Licchaver, also: »Warum, lieber Abhaya, erkennst du denn nicht die wohlgesprochene Rede des ehrwürdigen Ananda als wohlgesprochen an?« -

»Wie sollte ich denn nicht die wohlgesprochene Rede des ehrwürdigen Ananda als wohlgesprochen anerkennen? Das Haupt möchte dem in Stücke zerspringen, der des ehrwürdigen Ananda wohlgesprochene Rede nicht als wohlgesprochen anerkennt!«


(*1) setu-ghāto; d.i. Abbruch der Verbindung, nämlich zu einem neuen Dasein.

In M. 101 steht hier im gleichen Zusammenhang āyatim anavassavo, 'künftig kein neuer Zufluß'.

(*2) nijjarā visuddhiyo. - K: Zur Versiegung der befleckenden Leidenschaften (kilesa).

(*3) D.i. kein neues Wiedergeburt erzeugendes Wirken (kamma).

(*4) purānam kammam phussa phussa byantikaroti, wtl: die alte Tat macht er, wenn immer [ihn ihre Wirkung] trifft, zunichte.

K: Den Eindruck des Karma-Ergebnisses (vipāka-phassam) erfahren habend.


A.III. 76 Unerschütterliches Vertrauen

Der Erhabene sprach zum ehrwürdigen Ananda also:

»Mit wem ihr Mitgefühl empfindet und die da glauben, zuhören zu sollen, Freunde oder Genossen, Angehörige oder Blutsverwandte, diese sollt ihr, Ananda, zu drei Dingen anspornen, sie darin bestärken und festigen. Welches sind diese drei Dinge?

Zu unerschütterlichem Vertrauen zum Erleuchteten sollt ihr sie anspornen, sie darin bestärken und festigen, so nämlich: 'Dies, wahrlich, ist der Erhabene; er ist der Heilige, vollkommen Erwachte, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene.'

Zu unerschütterlichem Vertrauen zur Lehre sollt ihr sie anspornen, sie darin bestärken und festigen, so nämlich Wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, klar sichtbar, unmittelbar wirksam, einladend, zum Ziele führend, den Verständigen, jedem für sich, verständlich.'

Zu unerschütterlichem Vertrauen zur Mönchsgemeinde sollt ihr sie anspornen, sie darin bestärken und festigen, so nämlich 'Gut wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, gerade wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, auf dem rechten Pfade wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, geziemend wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, als da sind: die vier Paare der Heiligen, die acht Arten der Heiligen: dies ist die Jüngergemeinde des Erhabenen. Würdig ist sie des Opfers, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, der beste Boden in der Welt für gute Werke.'

Eher, Ananda, mag bei den vier Grundstoffen, nämlich dem festen Element, dem flüssigen Element, dem Hitze-Element und dem Wind-Element, sich eine Veränderung zeigen (*1), doch keine Veränderung kann es geben für einen edlen Jünger, der voll unerschütterlichem Vertrauen erfüllt ist zum Erleuchteten, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde. Mit der Veränderung [meine ich] hier dies: daß ein edler Jünger, der von unerschütterlichem Vertrauen erfüllt ist zum Erleuchteten, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde, in der Hölle wiedererscheinen sollte, in der Tierwelt oder im Gespensterreich, eine solche Möglichkeit besteht nicht (*2).

Mit wem ihr Mitgefühl empfindet und die da glauben, zuhören zu sollen, seien es Freunde oder Genossen, Angehörige oder Blutsverwandte, die sollt ihr, Ananda, zu diesen drei Dingen anspornen, sie darin bestärken und festigen.«


(*1) K: Sie möchten eher ihre ihnen eigentümliche Beschaffenheit miteinander vertauschen.

(*2) K: Beim edlen Jünger mag es wohl eine Veränderung bei den ihm noch bevorstehenden Daseinsformen geben, d.i. Geburt als Mensch oder als Götterwesen; aber keine Veränderung gibt es mehr für ihn in seinem Vertrauen zum Dreifachen Kleinod und in seiner Daseinsfährte (gati), die stets eine glückliche (sugati) sein wird.


A.III. 77-78 Wiedergeburt I-II

Es sprach der ehrwürdige Ananda zum Erhabenen also:

»'Dasein, Dasein', so sagt man, o Herr. Inwiefern aber, o Herr, gibt es ein Dasein?« -

»Wenn es, Ananda, kein in sinnlicher Sphäre reifendes Wirken (kamma) gäbe, würde es dann wohl sinnliches Dasein geben?« -

»Das wohl nicht, o Herr.« -

»Somit also, Ananda, ist das Wirken (kamma) der Boden, das Bewußtsein die Saat, das Begehren die Feuchtigkeit. Und das Bewußtsein (Text 78: der Wille, das Verlangen, cetanā patthanā) der durch Unwissen gehemmten und vom Begehren umstrickten Wesen setzt sich in niederer Sphäre (d.i. im vorerwähnten sinnlichen Dasein) fest. So kommt es zur Entstehung einer künftigen Wiedergeburt. Solcherart, Ananda, ist das Dasein.

»Wenn es, Ananda, kein in feinkörperlicher Sphäre reifendes Wirken gäbe, würde es dann wohl feinkörperliches Dasein geben?« -

»Das wohl nicht, o Herr.« -

»Somit also, Ananda, ist das Wirken der Boden, das Bewußtsein die Saat, das Begehren die Feuchtigkeit. Und das Bewußtsein (Text 78: der Wille, das Verlangen) der durch Unwissenheit gehemmten und vom Begehren umstrickten Wesen setzt sich in mittlerer Sphäre (im feinkörperlichen Dasein) fest. So kommt es zur Entstehung einer künftigen Wiedergeburt. Solcherart, Ananda, ist das Dasein.

Wenn es, Ananda, kein in unkörperlicher Sphäre reifendes Wirken gäbe, würde es dann wohl unkörperliches Dasein geben?« -

»Das wohl nicht, o Herr.«

»Somit also, Ananda, ist das Wirken der Boden, das Bewußtsein die Saat, das Begehren die Feuchtigkeit. Und das Bewußtsein (Text 78: der Wille, das Verlangen) der durch Unwissenheit gehemmten und vom Begehren umstrickten Wesen setzt sich in hoher Sphäre fest. So kommt es zur Entstehung einer künftigen Wiedergeburt. Solcherart, Ananda, ist das Dasein.«


A.III. 79 Der Maßstab der Lebensführung

Es sprach der Erhabene zum ehrwürdigen Ananda also:

»Ist wohl, Ananda, jede Art Regeln, Riten und Lebensweise, jede Art Mönchstum und Dienst an einem Ideal von Nutzen?« - (*1)

»Nicht läßt sich das, o Herr, ohne weiteres (*2) beantworten.« -

»So mögest du es, Ananda, erläutern (vibhajassu).« -

»Eine Art von Regeln, Riten und Lebensweise, von Mönchstum und Dienst am Ideal, durch die im Ausübenden die schlechten Eigenschaften zunehmen, die guten Eigenschaften aber schwinden, die, o Herr, ist wertlos. Doch eine Art von Regeln, Riten und Lebensweise, von Mönchstum und Dienst am Ideal, durch die im Ausübenden die schlechten Eigenschaften schwinden, die guten Eigenschaften aber zunehmen, die, o Herr, ist von Nutzen (*3).«

So sprach der ehrwürdige Ananda, und der Meister billigte es. Als nun der ehrwürdige Ananda merkte, daß der Meister es gebilligt hatte, erhob er sich von seinem Sitze, brachte dem Erhabenen seine Verehrung dar und entfernte sich, dabei dem Erhabenen die Rechte zukehrend.

Kurz nachdem der ehrwürdige Ananda gegangen war, wandte sich der Erhabene an die Mönche:

»Ein Schulungstüchtiger (sekha) ist Ananda, und nicht leicht, ihr Mönche, findet man einen, der ihm an Wissen gleich käme.«


(*1) Regeln, Riten = sīlabbatam; sīla ist hier Ritus, Kultus, religiöses Brauchtum;

vata ist mönchische oder asketische Observanz. -

Lebensweise; insbesondere die Schmerzensaskese. -

Mönchstum = brahmacariyam, keusches oder reines, d.i. asketisches Leben. -

Dienst an einem Ideal (upatthāna-sāra); K: sāra=vara, 'das (für einen wertmäßig) Beste oder Höchste', nitthā, 'das Endziel'.

(*2) na ekamsena, nicht eindeutig, nicht direkt. Vgl. A.III.68.

(*3) Es ist bemerkenswert, daß die Antwort keinen Ausschließlichkeitsanspruch für die Buddha-Lehre erhebt, sondern als Maßstab für die Nützlichkeit der betr. Lebens- und Denkweise aufstellt, ob sie zur Charakterveredlung beitrage oder nicht.

K schließt hier ausdrücklich in die 'nützlichen' alle jene Lehren und Asketenorden ein, die entweder Kamma oder die Wirkungskraft sittlichen Handelns akzeptieren (kamma-vādi kiriya-vādi).


A.III. 80 Der Duft

Es sprach der ehrwürdige Ananda zum Erhabenen also:

»Drei Arten von Düften gibt es, o Herr, bei denen der Duft eben bloß mit dem Winde geht, nicht aber gegen den Wind. Welche drei? Der Wurzelduft, der Duft des Kernholzes und der Blütenduft. Bei diesen drei geht der Duft eben bloß mit dem Winde, nicht aber gegen den Wind. Gibt es nun aber, o Herr, eine Art von Düften, bei welcher der Duft mit dem Winde geht, gegen den Wind geht, mit und gegen den Wind geht?« -

»Es gibt, Ananda, eine solche Art von Düften.« -

»Welches aber ist sie, o Herr?« -

»In welchem Dorfe auch oder welcher Stadt ein Mann oder eine Frau zum Erleuchteten Zuflucht genommen hat, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde und auch absteht vom Töten, Stehlen, Ehebrechen, Lügen, vom Trinken berauschender Getränke; sittenrein ist, von edler Gesinnung, mit einem vom Makel des Geizes freien Herzen im Hause weilt, freigebig, mit offenen Händen spendend, gebefreudig, den Bedürftigen zugetan, am Austeilen von Gaben Freude empfindend - da künden in allen Himmelsgegenden die Asketen und Priester ihr Lob, und auch die Gottheiten und übermenschlichen Wesen künden ihr Lob, so nämlich: 'In jenem Dorfe oder jener Stadt solchen Namens hat ein Mann oder eine Frau zum Erleuchteten Zuflucht genommen, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde und steht ab vom Töten, Stehlen, Ehebruch, Lügen, vom Trinken berauschender Getränke; ist sittenrein, von edler Gesinnung, weilt im Hause mit einem vom Makel des Geizes freien Herzen, ist freigebig, spendet mit offenen Händen, ist gebefreudig, den Bedürftigen zugetan, findet Freude am Austeilen von Gaben.'

Das, Ananda, ist jene Art von Düften, bei welcher der Duft mit dem Winde geht, gegen den Wind geht, mit und gegen den Wind geht.«

»Nicht wehet Blütenduft dem Wind entgegen,
nicht Tagara-, Jasmin- und Sandelduft.
Der Duft der Guten geht dem Wind entgegen;
der gute Mensch durchduftet jede Richtung.«
(Dhammapada 54)

A.III. 81 Die Machtsphäre eines Erwachten

Es sprach der ehrwürdige Ananda zum Erhabenen also:

»Aus dem Munde des Erhabenen, o Herr, habe ich es vernommen, vom Erhabenen erfahren: 'Als des Erhabenen Sikhi (*1) Jünger, Abhibhū mit Namen, in der Brahmawelt weilte, da konnte er sich mit seiner Stimme in einem tausendfachen Weltsystem verständlich machen.' Wie weit aber, o Herr, mag der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte mit seiner Stimme reichen?« -

»Ein Jünger ist jener, Ananda; unermeßlich aber sind die Vollendeten.« -

Und zum zweiten Male sprach der ehrwürdige Ananda zum Erhabenen also:

»Aus dem Munde des Erhabenen, o Herr, habe ich es vernommen, vom Erhabenen erfahren: 'Als des Erhabenen Sikhi Jünger, Abhibhū mit Namen, in der Brahmawelt weilte, da konnte er sich mit seiner Stimme in einem tausendfachen Weltsystem verständlich machen.' Wie weit aber, o Herr, mag der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte mit seiner Stimme reichen?« -

»Ein Jünger ist jener, Ananda; unermeßlich aber sind die Vollendeten.«

Und zum dritten Male stellte der ehrwürdige Ananda seine Frage, und der Erhabene sprach also:

»Hast du wohl, Ananda, von einem kleinen tausendfachen Weltsystem gehört?« -

»So ist es an der Zeit, Erhabener, so ist es an der Zeit, Gesegneter, daß der Erhabene davon spreche. Des Erhabenen Worte werden die Mönche bewahren.« -

»So höre denn, Ananda, und achte wohl auf meine Worte.« - »Ja, o Herr!« erwiderte der ehrwürdige Ananda. Und der Erhabene sprach:

»Wie weit, Ananda, Sonne und Mond kreisen, die Himmel im Glanze erstrahlen, tausendmal so weit reicht eine Welt. In jener tausendfachen Welt gibt es tausend Monde, tausend Sonnen, tausend Merus, die Könige der Berge, tausend Rosenäpfel-Kontinente, tausend westliche Goyāna-Kontinente, tausend nördliche Kuru-Kontinente, tausend östliche Videha-Kontinente (*2), viertausend Weltmeere, tausend mal vier Große Götterkönige, tausend Welten der vier Großen Gotterkönige, tausend Himmel der Dreiunddreißig, tausend Himmel der Yāma-Götter, tausend Himmel der Seligen Götter, tausend Himmel der Schöpfungsfreudigen Götter, tausend Himmel der über die Erzeugnisse anderer verfügenden Götter, tausend Brahmawelten. Das, Ananda, nennt man ein kleines tausendfaches Weltsystem.

So weit nun, Ananda, ein kleines tausendfaches Weltsystem reicht, es gibt eine Welt, die ein tausendfaches davon ist: und diese nennt man ein mittleres Weltsystem, [nämlich] ein tausendfaches in zweiter Potenz (dvisahassī majjhimā lokadhātu). Und so weit ein solches mittleres tausendfaches Weltsystem reicht, es gibt eine Welt, die ein tausendfaches davon ist; und diese nennt man ein großes tausendfaches Weltsystem, [nämlich] ein tausendfaches in dritter Potenz. Sollte es nun der Vollendete wünschen, so könnte er mit seiner Stimme ein großes tausendfaches Weltsystem erreichen, ein tausendfaches in dritter Potenz, oder so viele er eben will.« -

»In welcher Weise aber, o Herr, kann der Erhabene mit seiner Stimme ein großes tausendfaches Weltsystem erreichen, ein tausendfaches in dritter Potenz, oder so viele er eben will?« -

»Da, o Ananda, durchstrahlt der Vollendete ein großes tausendfaches Weltsystem mit seinem Glanze, ein tausendfaches in dritter Potenz. Und sobald die Wesen dort jenes Licht wahrnehmen, läßt der Vollendete seinen Ruf erschallen, läßt er seine Stimme vernehmen. So, Ananda, kann der Vollendete mit seiner Stimme ein großes tausendfaches Weltsystem erreichen, ein tausendfaches in dritter Potenz, oder so viele er eben will.« 

Auf diese Worte sprach der ehrwürdige Ananda zum Erhabenen (*3): »Heil mir! Gut habe ich's getroffen, daß ich einen so hochmächtigen, so hochgewaltigen Meister habe!« 

Auf diese Worte sprach der ehrwürdige Udāyi (*4) zum ehrwürdigen Ananda: »Was nützt es dir Bruder Ananda, daß dein Meister so hochmächtig, so hochgewaltig ist?«

Da wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Udāyi: »Nicht so, Udāyi! Nicht so, Udāyi! Sollte Ananda unbefreit vom Begehren sterben, so würde er, Udāyi, eben infolge jenes freudigen Vertrauens in seinem Herzen siebenmal unter den Gottheiten die Götterherrschaft und siebenmal in eben diesem indischen Erdteil die Königsherrschaft führen. Es wird jedoch, Udāyi, Ananda noch bei Lebzeiten völlig vom Wahne erlöschen (*5).«


(*1) Sikhi ist der Name eines Buddha der Vorzeit. Zu dieser Episode vgl. Samy. 'Arunavatī-Sutta'.

(*2) Dies sind die vier Kontinente, die nach indischer Kosmologie um den Berg Meru (Sineru) gruppiert sind: 1. Jambudīpa (= Indien), 2. Aparagoyāna, 3. Uttarakuru, 4. Pubbavideha.

(*3) In einigen Textausgaben steht hier 'zum ehrwürdigen Udāyi'; in anderen Ausgaben fehlt die Angabe des von Ananda Angeredeten gänzlich.

(*4) K: Lāludāyi. Dieser war eine Zeitlang der dem Buddha aufwartende Mönch. Gegen den später diesen Dienst verrichtenden Ananda hegte er einen Groll und gab diesem in der hier berichteten Weise Ausdruck.

(*5) Dies ist eine Vorhersage der von Ananda erst nach dem Tode des Buddha kurz vor Beginn des ersten Konzils erreichten Heiligkeit. Vgl. A.IV.129.


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