Visuddhi Magga III

Wieviele Arten der Sammlung gibt es?

 

I. Hinsichtlich des Merkmals des Unverwirrtseins ist die Sammlung bloß von einer Art.

II. Zweifach ist sie:

    1. als angrenzend oder voll
    2. als weltlich oder überweltlich
    3. als mit Verzückung verbunden oder frei von Verzückung
    4. als freudeverbunden oder gleichmutverbunden

 

II.1. Als "Angrenzende Sammlung" (upacārasamādhi) gilt diejenige Einspitzigkeit des Geistes, die erreicht wird durch die 6 Betrachtungsobjekte (*2), die Betrachtung über den Tod, die Betrachtung über den Frieden, die Vorstellung des Ekels der Nahrung, die Analyse der 4 Elemente, sowie jede Einspitzigkeit des Geistes, die der vollen Sammlung vorausgeht.

(*2) Diese sind: der Erleuchtete, das Gesetz, die Jüngergemeinde, Sittlichkeit, Freigebigkeit und die Himmelswesen. Ausführliches hierüber s. VII.

 

Als "Volle Sammlung" (appanā-samādhi) aber gilt diejenige Einspitzigkeit, die unmittelbar auf die "Vorbereitung" (zur 1. Vertiefung) folgt, gemäß dem Ausspruche (Tika-Patth.; s. Guide VII): "Die Vorbereitung (parikamma) zur 1. Vertiefung bildet die Bedingung zur 1. Vertiefung im Sinne einer unmittelbaren Aufeinanderfolge usw (Über die Vertiefungen s.B.Wtb.: jhāna.). " Auf diese Weise ist die Sammlung zweifach: angrenzend oder voll.

 

II.2. Als "weltliche Sammlung" (lokiya-samādhi) gilt die Einspitzigkeit des verdienstvollen Bewußtseins auf den drei Daseinsstufen (avacara), und als "überweltliche Sammlung" (lokuttara-samādhi) die mit den edlen Pfaden (des Stromeingetretenen usw.) verbundene Einspitzigkeit des Geistes. Auf diese Weise ist die Sammlung zweifach: weltlich oder überweltlich.

 

II.3. Als "mit Verzückung (pīti) verbundene Sammlung" (sappītika-samādhi) gilt die Einspitzigkeit des Geistes in den zwei ersten Vertiefungen gemäß der Vierereinteilung, und in den drei ersten Vertiefungen gemäß der Fünfereinteilung; als "von Verzückung freie Sammlung" (nippītika-samādhi) gilt die Einspitzigkeit in den übrigen beiden Vertiefungen. Die Angrenzende Sammlung aber mag mit oder ohne Verzückung sein. Auf diese Weise ist die Sammlung zweifach: mit Verzückung verbunden oder frei von Verzückung.

 

II.4. Als "glücksgefühlverbundene (sukhasahagata) Sammlung" gilt die Einspitzigkeit des Geistes in den drei ersten Vertiefungen gemäß der Vierereinteilung, und in den 4 ersten Vertiefungen gemäß der Fünfereinteilung; als "gleichmutverbundene (upekkhā) Sammlung" gilt die Einspitzigkeit in der übrigbleibenden Vertiefung (d.i. der 4. bzw. 5.). Die Angrenzende Sammlung aber mag glücksgefühlverbunden oder gleichmutverbunden sein. Auf diese Weise ist die Sammlung zweifach: glücksgefühlverbunden oder gleichmutverbunden.

 

III. Dreifach ist sie:

    1. als niedrig, mittelmäßig oder erhaben; ebenso:
    2. als mit Gedankenfassung und Diskursivem Denken verbunden, von Gedankenfassung frei und bloß mit Diskursivem Denken verbunden, oder von Gedankenfassung und Diskursivem Denken frei;
    3. als verzückungverbunden, glücksgefühlverbunden, oder gleichmutverbunden;
    4. als begrenzt, entfaltet oder unbegrenzt.

 

III.1. Als "niedrig" gilt die eben erst erlangte Sammlung, als "mittelmäßig" die nicht sehr stark entfaltete Sammlung, als "erhaben" die stark entfaltete und bemeisterte Sammlung. Auf diese Weise ist die Sammlung dreifach: niedrig, mittelmäßig oder erhaben.

 

III.2. Als "mit Gedankenfassung (vitakka) und Diskursivem Denken (vicāra) gilt verbundene Sammlung" (savitakka-savicāro samādhi) die Sammlung in der ersten Vertiefung, ebenso die angrenzende Sammlung; als "von Gedankenfassung freie und bloß mit Diskursivem Denken verbundene Sammlung" (avitakka-vicāramatto samādhi) gilt die zweite Vertiefung gemäß der Fünfereinteilung. Denn wer, bloß in der Gedankenfassung nicht aber im Diskursivem Denken einen Nachteil erblickend, bloß die Gedankenfassung zu überwinden sucht und so die erste Vertiefung überwindet, der erreicht die "von Gedankenfassung freie und bloß mit Diskursivem Denken verbundene Sammlung". Mit Rücksicht auf diese Vertiefung wurde die Sammlung so genannt. Als "von Gedankenfassung und Diskursivem Denken freie Sammlung" (avitakkāvicāro samādhi) gilt die Einspitzigkeit von der zweiten Vertiefung ab gemäß der Vierereinteilung, und von der dritten Vertiefung ab gemäß der Fünfereinteilung. Auf diese Weise ist die Sammlung dreifach: mit Gedankenfassung und Diskursivem Denken verbunden usw.

 

III.3. Als "verzückungverbundene Sammlung" (pīti-sahagata-samādhi) gilt die Einspitzigkeit in den beiden ersten Vertiefungen gemäß der Vierereinteilung, und in den drei ersten Vertiefungen gemäß der Fünfereinteilung; als "glücksgefühlverbundene Sammlung" (sukha-sahagata-samādhi) gilt die Einspitzigkeit in der dritten bzw. vierten Vertiefung, gemäß eben dieser beiden Einteilungen; als "gleichmutverbundene Sammlung" (upekkhā-sahagata-samādhi) gilt die Einspitzigkeit in der übrigbleibenden Vertiefung (d.i. der vierten bzw. fünften Vertiefung). Die Angrenzende Sammlung aber ist entweder mit Verzückung und Glücksgefühl verbunden, oder gleichmutverbunden. Auf diese Weise ist die Sammlung dreifach: verzückungverbunden usw.

 

III.4. Als "begrenzte Sammlung" (paritta-samādhi) gilt die Einspitzigkeit auf der Angrenzenden Stufe, als "entfaltete Sammlung" (mahaggata-samādhi) die Einspitzigkeit des verdienstvollen Bewußtseins in der feinkörperlichen und unkörperlichen Sphäre (avacara); als "unbegrenzte Sammlung" (appamāna-samādhi) die mit den edlen Pfaden verbundene Einspitzigkeit des Geistes (= überweltliche S.; s.2. Zweiergruppe). Auf diese Weise ist die Sammlung dreifach: begrenzt, entfaltet oder unbegrenzt. 

 

IV. Vierfach ist sie: 

    1. als mit mühsamem Fortschritt und langsamem Erkennen verbunden usw.; ebenso:
    2. als begrenzt und mit begrenztem Vorstellungsobjekt verbunden usw.;
    3. hinsichtlich der Bestandteile der vier Vertiefungen;
    4. als mit Abnahme verbunden usw.;
    5. als der sinnlichen Sphäre angehörend usw.;
    6. als durch Absicht, Willenskraft, Bewußtsein oder Erwägung beherrscht.

 

IV.1. unter den Vierergruppen gibt es "mit mühsamem Fortschritt und langsamem Erkennen verbundene Sammlung", "mit mühsamem Fortschritt und schnellem Erkennen verbundene Sammlung"; "mit mühelosem Fortschritt und langsamem Erkennen verbundene Sammlung"; "mit mühelosem Fortschritt und schnellem Erkennen verbundene Sammlung" (ausf. A.IV.162).

 

Als Fortschritt (patipadā) wird hier bezeichnet diejenige Entfaltung der Sammlung, die vom Beginn der Inangriffnahme ab bis zur Annäherung an diese oder jene Vertiefung aufsteigt und anhält. Als Erkennen (abhinna) aber wird bezeichnet das von der Angrenzungsstufe ab bis zur vollen Sammlung andauernde Wissen. Für den einen nun ist infolge häufigen Aufsteigens feindlicher Eigenschaften, wie der geistigen Hemmungen usw., jener Fortschritt mühsam und qualvoll, d.h. eine nicht leichte Übung; für den anderen aber ist er infolge der Abwesenheit dieser Dinge mühelos. Auch das Erkennen ist bei dem einen langsam, schwach, nicht rasch fortschreitend; bei dem anderen aber ist es schnell, nicht schwach, und rasch fortschreitend. Von den zuträglichen und unzuträglichen Dingen, von den nötigen Vorbereitungen, wie die Beseitigung der äußeren Hindernisse usw., und von der Befähigung zur vollen Sammlung, was wir später alles beschreiben werden, wer da das Unzuträgliche übt, dem ist ein mühsamer Fortschritt und langsames Erkennen beschieden, und wer das Zuträgliche übt, ein müheloser Fortschritt und schnelles Erkennen. Wer aber zuerst das Unzuträgliche und später das Zuträgliche, oder zuerst das Zuträgliche und später das Unzuträgliche übt, dessen Zustand ist als gemischt zu betrachten (d.i. mühsamer Fortschritt und schnelles Erkennen, bzw. müheloser Fortschritt und langsames Erkennen). Ebenso, wenn man, ohne die nötigen Vorbereitungen wie Beseitigung der äußeren Hindernisse usw. getroffen zu haben, sich der Geistesentfaltung hingibt, so ist einem ein mühsamer Fortschritt beschieden, in umgekehrtem Falle ein müheloser Fortschritt. Wer aber die Befähigung zur vollen Sammlung sich nicht erwirbt, dem ist ein langsames Erkennen beschieden; und wer sie sich erwirbt, ein schnelles Erkennen.

 

Ferner mag man auch mit Hinsicht auf Begehren und Verblendung, und mit Hinsicht auf die Übung von Gemütsruhe (samatha) und Hellblick (vipassanā), die Einteilungen jener Eigenschaften (des Fortschrittes und des Erkennens) betrachten. Wer nämlich von Begehren überwältigt ist, dem ist ein mühsamer Fortschritt beschieden, und wer nicht davon überwältigt ist, ein müheloser. Und wer von Verblendung überwältigt ist, dem ist ein langsames Erkennen beschieden, und wer nicht davon überwältigt ist, ein schnelles. Und wer sich in Gemütsruhe nicht geübt hat, bei dem ist der Fortschritt mühsam, und wer sich darin geübt hat, bei dem ist er mühelos. Wer sich aber im Hellblick nicht geübt hat, bei dem kommt das Erkennen langsam, und wer sich darin geübt hat, bei dem kommt es schnell.

 

Auch mit Hinsicht auf die Leidenschaften (kilesa, wörtlich Trübungen) und die geistigen Fähigkeiten (indriya) hat man ihre Einteilung zu betrachten. Bei scharfen Leidenschaften und stumpfen Fähigkeiten nämlich ist der Fortschritt mühsam und das Erkennen langsam, bei scharfen Fähigkeiten aber das Erkennen schnell. Bei schwachen Leidenschaften und stumpfen Fähigkeiten ist der Fortschritt mühelos und das Erkennen langsam, bei scharfen Fähigkeiten aber das Erkennen schnell. Wer somit, mit Rücksicht auf diesen Fortschritt und das Erkennen, durch mühsamen Fortschritt und langsames Erkennen die Sammlung erreicht, dessen Sammlung gilt als mit mühsamem Fortschritt und langsamem Erkennen verbunden. Die entsprechende Erklärung gilt bei den übrigen drei Arten der Sammlung. Auf diese Weise ist die Sammlung vierfach: mit mühsamem Fortschritt und langsamem Erkennen verbunden usw.

 

IV.2. Zu dieser 2. Vierergruppe gibt es eine "begrenzte Sammlung mit begrenztem Vorstellungsobjekt"; eine "begrenzte Sammlung mit unbegrenztem Vorstellungsobjekt; eine "unbegrenzte Sammlung mit begrenztem Vorstellungsobjekt; eine "unbegrenzte Sammlung mit unbegrenztem Vorstellungsobjekt". Darunter gilt als "begrenzt" diejenige Sammlung, die noch unvertraut ist und einer höheren Vertiefung nicht als Grundlage dienen kann. Als "mit einem begrenzten Vorstellungsobjekt verbunden" gilt diejenige Sammlung, die bei einem unerweiterten Vorstellungsobjekte entstanden ist. Als "unbegrenzt" gilt diejenige Sammlung, die bemeistert und wohl entfaltet ist und einer höheren Vertiefung als Grundlage dienen kann. Als "mit unbegrenztem Vorstellungsobjekt verbunden" gilt diejenige Sammlung, die bei einem erweiterten Vorstellungsobjekte entstanden ist. Die Erklärung der Verschiedenartigkeit (der vier Arten der Sammlung) aber läßt sich aus der Verschiedenartigkeit der besprochenen Merkmale verstehen. Auf diese Weise ist die Sammlung vierfach: begrenzt mit begrenztem Vorstellungsobjekt usw.

 

IV.3. In der 3. Vierergruppe gibt es vier Arten der Sammlung, gebildet von den Gliedern der 4 Vertiefungen (jhāna). Die 1. Vertiefung nämlich ist fünfgliedrig aufgrund von Gedankenfassung, Diskursivem Denken, Verzückung, Glücksgefühl, Sammlung (vitakka, vicāra, pīti, sukha, samādhi), worin die 5 Hemmungen (nīvarana) zurückgedrängt sind. Die 2. Vertiefung, in der das Gedankenfassen und Diskursive Denken 'gestillt' sind, ist dreigliedrig (Verzückung, Glücksgefühl, Sammlung). Die von Verzückung losgelöste 3. Vertiefung ist zweigliedrig (Glücksgefühl, Sammlung). Die 4. Vertiefung ist aufgrund der mit Gleichmutsgefühl verbundenen Sammlung zweigliedrig (Gleichmut, Sammlung). Auf diese Weise ist die Sammlung vierfach aufgrund der Glieder der vier Vertiefungen.

 

IV.4. In der 4. Vierergruppe ist die Sammlung "mit Abnahme verbunden" (hāna-bhāgiya-samādhi); "mit Stillstand verbunden" (thiti-bh.-s.); "mit Fortschritt verbunden" (visesa-bh.-s.) "mit Durchdringung verbunden" (nibbedha-bh.-s.). Dabei hat man das Verbundensein mit Abnahme zu verstehen im Sinne des Aufsteigens feindlicher Eigenschaften, das Verbundensein mit Stillstand: im Sinne des Stillstehens (santhāna) der entsprechenden Achtsamkeit, das Verbundensein mit Fortschritt: im Sinne der Erreichung höherer Vorzüge, das Verbundensein mit Durchdringung: im Sinne des Aufsteigens der mit Abwendung verbundenen Vorstellungen und Erwägungen. Wie es heißt (vgl.Pts.I.35f.): "Wenn demjenigen, der die erste Vertiefung erreicht hat, mit Sinnlichkeit verbundene Vorstellungen und Erwägungen aufsteigen, so gilt das als mit Abnahme verbundenes Wissen. Wenn die (der Vertiefung) entsprechende Achtsamkeit stillesteht, so gilt das als mit Stillstand verbundenes Wissen. Wenn von Gedankenfassung freie Vorstellungen und Erwägungen aufsteigen, so gilt das als mit Fortschritt verbundenes Wissen. Wenn mit Abwendung (nibbidā) und Loslösung (virāga) verbundene Vorstellungen und Erwägungen aufsteigen, so gilt das als mit Durchdringung verbundenes Wissen." Auch die mit diesem Wissen verbundenen Arten der Sammlung sind vier. Auf diese Weise ist die Sammlung vierfach: mit Abnahme verbunden usw.

 

IV.5. In der 5. Vierergruppe gibt es vier Arten der Sammlung, nämlich: die "der sinnlichen Sphäre angehörende Sammlung" (kāmācara-samādhi.), die "der Feinkörperlichen Sphäre angehörende Sammlung" (rūpāvacara), die "der Unkörperlichen Sphäre angehörende Sammlung" (arūpāvacara), die (im Karmaprozesse) "Nicht-Eingeschlossene (apariyāpanna; d.i. überweltliche, mit den Stufen der Heiligkeit verbundene) Sammlung". Unter diesen gilt als die der sinnlichen Sphäre angehörende Sammlung jede Angrenzende (upacāra) Einspitzigkeit des Geistes. Ebenso bestehen die übrigen drei Arten der Sammlung in der Einspitzigkeit des verdienstvollen Bewußtsein in der Feinkörperlichen Sphäre usw. Auf diese Weise ist die Sammlung vierfach: der sinnlichen Sphäre angehörend usw.

 

IV.6. In der 6. Vierergruppe gilt folgendes: "Wenn der Mönch während er die Absicht (chanda) vorherrschen läßt, die Sammlung oder die Einspitzigkeit des Geistes erreicht, so nennt man diese die Sammlung der Absicht. Wenn der Mönch, während er die Willenskraft (viriya) - das Bewußtsein (citta) - die Erwägung (vīmamsā) vorherrschen läßt, die Sammlung oder Einspitzigkeit des Geistes erreicht, so nennt man diese die Sammlung der Erwägung." (Vibh.p.216f.) Auf diese Weise ist mit Hinsicht auf den vorherrschenden Einfluß die Sammlung vierfach. 

 

V. Fünffach ist sie hinsichtlich der Bestandteile der fünf Vertiefungen gemäß der Fünfereinteilung.

 

In der Fünfergruppe gilt als zweite Vertiefung das, was in der Vierereinteilung als zweite Vertiefung beschrieben wurde, jedoch bereits nach der bloßen Überwindung der Gedankenfassung (näml. Diskurs. Denken, Verzückung, Glücksgefühl, Sammlung); und als dritte Vertiefung gilt sie nach Überwindung von Gedankenfassung und Diskursivem Denken (näml. Verzückung, Glücksgefühl, Sammlung). Infolge dieser Zweiteilung hat man somit fünf Vertiefungen anzunehmen. Und die fünf Arten der Sammlung sind gebildet durch die Glieder dieser Vertiefungen. Auf diese Weise hat man aufgrund der Glieder der fünf Vertiefungen ihre Fünffältigkeit zu verstehen. 


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