Samyutta Nikaya

4. Māra-Samyutta - Vom Māra

01-10 Pathama vagga - Erster Abschnitt

S.4.1. Kasteiung und rituelles Tun

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Uruvelā, am Ufer des Flusses Nerañjarā, am Fuße des Feigenbaumes des Ziegenhirten, eben erst zur vollkommenen Erleuchtung gelangt. (*f379)

 

2. Da nun entstand dem Erhabenen, der ganz in der Stille einsamer Meditation sich hingab, der folgende erwägende Gedanke: "Erlöst, wahrlich, bin ich von dem mühseligen Tun; (*f380) glücklich erlöst, wahrlich, bin ich von jenem mit Unsegen verbundenen mühseligen Tun; glücklich bin ich in Standhaftigkeit und Besonnenheit zur Erleuchtung gelangt."

 

3. Da nun erkannte Māra, (*f381) der Böse, die erwägenden Gedanken im Herzen des Erhabenen und begab sich dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Verlassend das Werk der Kasteiung,
durch das die jungen Brahmenen geläutert werden,
Hält der Unreine sich für rein, der den Pfad der Läuterung verfehlt hat."

 

4. Aber der Erhabene wußte, daß es Māra, der Böse, sei, und er erwiderte Māra, dem Bösen, mit den Strophen:

 

"Als ich erkannt hatte, daß alle die endlose (*f382) Kasteiung nutzlos sei,
Daß sie keinerlei Nutzen bringe, wie Steuer und Ruder auf trockenem Land, (*f383)
Da bin ich sittliche Zucht, geistige Sammlung und Erkenntnis,
den zur Erleuchtung führenden Pfad, übend
Zur höchsten Reinheit gelangt. Du bist geschlagen, Todbringer!" (*f384)

 

5. Da merkte Māra, der böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f379) Örtlichkeiten in der Nähe der Stätte, wo der Buddha zur höchsten Erkenntnis gelangte, der Feigenbaum der Ziegenhirten (ajapāla) ist ein nigrodha, ein Banianenbaum (ficus indica oder bengalensis).

(*f380) P. dukkarakārikā, der ständige Ausdruck für die schweren asketischen Übungen, denen der Bodhisatta sich unterzogen hatte, und deren Wertlosigkeit für Erlangung der Erlösung er erkannte.

(*f381) Der böse Geist, der Versucher, in allem der Widerpart des Buddha. Den gesamten Legendenkreis hat E. Windisch in seinem Māra und Buddha behandelt, wo auch unser Samyutta übersetzt ist.

(*f382) Es fragt sich, ob amaram oder aparam zu lesen ist. Theragāthā 219 liest unsere Ausgabe akāsim amaram tapam. Die Siam-Ausg. des Komm (I. 189.16) hat allerdings aparam; aber es scheint, die Erklärung, die folgt, würde sinnvoller sein, wenn sie lautete amarabhāvatthāya katam lūkhatapam "die niedrige Kasteiung, die zur Erlangung der Unsterblichkeit geübt wird."

(*f383) Der Kommentar erklärt das Bild so. Die Kasteiung hilft so wenig, wie bei einem Schiff, das man aufs Trockene gesetzt hat, Steuer und Ruder helfen. Der Loc. dhammani entspricht einem skr. dhanvani; mm aus nv wir in dalhadhamma = drdhadhanvan (oben 2. 26.5).

(*f384) P. antaka, ein Name des Māra, wohl weil die Volksetymologie māra von māreti "tötet" ableitet.


S.4.2. Der Elefant

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Uruvelā, am Ufer des Flusses Nerañjarā, bei dem Feigenbaum des Ziegenhirten, eben erst zur vollkommenen Erleuchtung gelangt. Zu jener Zeit aber saß der Erhabene in Nacht, Dunkel und Finsternis im Freien, und der Himmel ließ ununterbrochen regnen. (*f385)

 

2. Da nun nahm Māra, der Böse, in dem Wunsch, bei dem Erhabenen Angst, Zittern, Hautschaudern hervorzurufen, die Gestalt eines großen Elefantenkönigs an und begab sich dorthin, wo sich der Erhabene befand.

 

3. Wie ein großer Block Seifenstein, (*f386) so war sein Kopf; und wie lauteres Silber, so waren seine Zähne; und wie ein großer Pflugsterz, (*f387) so war sein Rüssel.

 

4. Aber der Erhabene wußte, daß das Māra, der Böse, sei, und er redete Māra, den Bösen, mit der Strophe an:

 

"Umherirrend im Kreislauf der Geburten lange Zeit
hast du schöne und häßliche Gestalt angenommen:
Genug nun damit, du Böser, du bist geschlagen, Todbringer!" (*f388)

 

5. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfade, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f385) P. devo ekamekam phusāyati. Wegen ekamekam "ununterbrochen" verweist Mrs. Rhys Davids richtig auf skr. eka eka "einer um den anderen". Das Verb. phusāyati ist Denom. zu einem Wort *phusa = skr. *prsa, das in den Ableitungen p. phusita "Tropfen" = skr. prsata, in skr. prsant "mit Tropfen oder Flecken versehen, gesprenkelt" vorliegt.

(*f386) P. aritthako mani. Der Komm. I. 200.1 erklärt mant mit pāsāno "Stein".

(*f387) Es ist nangalīsā zu lesen. Das Wort findet sich auch Jātaka I. 448.9, 449.4; Udāna 69.2.

(*f388) Der Sinn ist: Immer wieder und wieder bist du mir in meiner Laufbahn in verschiedenster Gestalt erschienen, um mich von meinem Ziele abzubringen: das muß nun aufhören. Komm. I. 200.4 liest gewiß richtig samsaram statt samsāram. Die Konstruktion des Satzes wird verständlich, wenn man alam te tena pāpina als eine Art Parenthese nimmt.


S.4.3. Schönes

 

1. Ort der Begebenheit: Uruvelā.

 

2. Zu jener Zeit aber saß der Erhabene in Nacht, Dunkel und Finsternis im Freien, und der Himmel ließ ununterbrochen regnen.

 

3. Da nun begab sich Māra, der Böse, in dem Wunsch, bei dem Erhabenen Angst, Zittern, Hautschaudern hervorzurufen, dahin, wo sich der Erhabene befand.

 

4. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, rief er unweit von dem Erhabenen wechselnde Glanzerscheinungen hervor, schöne sowohl wie häßliche. (*f389)

 

5. Aber der Erhabene wußte, daß das Māra, der Böse, sei, und er redete Māra, den Bösen, mit den Strophen an:

 

"Umherirrend im Kreislauf der Geburten lange Zeit
hast du schöne und häßliche Gestalt angenommen.
Genug nun damit, du Böser; du bist geschlagen, Todbringer!
Die da in körperlichem Tun, in Worten und Gedanken gut beherrscht sind,
Die sind dir nicht gefügig, Māra, sind dir nicht entgegen gekommen."

 

6. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f389) Die asubhā vannanibhā sind natürlich solche, die Furcht erregen oder Täuschung hervorrufen, die das Auge blenden.


S.4.4. Die Schlinge (1)

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Bārānasī, im Antilopenhain Isīpatana. (*f390) Da nun redete der Erhabene die Bhikkhus an: "Ihr Bhikkhus!" "Ja, Herr!" erwiderten die Bhikkhus aufhorchend dem Erhabenen.

 

2. Der Erhabene sprach also: "Von mir ist, ihr Bhikkhus, durch reifliche Erwägung, durch reifliche ernste Anstrengung die unvergleichliche Erlösung erreicht, die unvergleichliche Erlösung verwirklicht worden. Auch ihr, ihr Bhikkhus, sollt durch reifliche Erwägung, durch reifliche ernste Anstrengung die unvergleichliche Erlösung erreichen, die unvergleichliche Erlösung verwirklichen."

 

3. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Du bist gebunden mit der Schlinge Māra's,
was es an himmlischen, göttlichen und was es an irdischen (Schlingen) gibt. (*f391)
Durch Māra's Bande bist du gebunden;
nicht wirst du, Samana, von mir dich los machen."

 

4. (Der Erhabene:)

"Erlöst bin ich von der Schlinge Māra's,
was es an himmlischen und was es an irdischen (Schlingen) gibt.
Von Māra's Banden bin ich erlöst; du bist geschlagen, Todbringer!"

 

5. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f390) Bārānasī ist das jetzige Benares. Im Antilopenhain Isipatana hat nach der Legende (Vinaya I.8 ff.) der Buddha seine erste Predigt gehalten.

(*f391) Nach dem Komm. I. 201.1 ist mārapāsa das gleiche wie kilesapāsa "Schlinge der weltlichen Einflüsse", der himmlischen und irdischen Genüsse (kāma).


S.4.5. Die Schlinge (2)

 

1. Einstmals weilte der Erhabene in Bārānasī, in dem Antilopenhain Isipatana. Da nun redete der Erhabene die Bhikkhus an', "Ihr Bhikkhus!" "Ja, Herr!" erwiderten die Bhikkhus aufhorchend dem Erhabenen.

 

2. Der Erhabene sprach also: "Ich bin erlöst (*f392) von allen Schlingen, was es an himmlischen und was es an irdischen (Schlingen) gibt, und auch ihr, ihr Bhikkhus, seid erlöst von allen Schlingen, was es an himmlischen und was es an irdischen (Schlingen) gibt. Führet euren Wandel aus, zu vieler Leute Heil, zu vieler Leute Glück, zu der Welt Erbarmen, zu Segen, Heil und Glück von Göttern und Menschen. Geht nicht zu zweien auf gleichem Weg; prediget, ihr Bhikkhus, die wahre Lehre, die am Anfang schön ist, die in der Mitte schön ist, die am Ende schön ist, inhaltsreich und formvollendet (*f393). Offenbart den ganz vollkommenen, durchaus lauteren heiligen Wandel. Es gibt Wesen von wenig verunreinigter Art. Dadurch, daß sie die Wahrheit nicht hören, leiden sie Schaden. Sie werden Kenner der Wahrheit werden. Auch ich, ihr Bhikkhus, werde mich dorthin begeben, wo in Uruvelā der Marktflecken Senā liegt, um die wahre Lehre zu predigen.

 

3. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Du bist gebunden mit allen Schlingen,
was es an himmlischen und was es an irdischen (Schlingen) gibt.
Durch schwere Bande bist du gebunden,
nicht wirst du, Samana, von mir dich los machen."

 

4. (Der Erhabene:)

 

"Erlöst bin ich von allen Schlingen,
was es an himmlischen und was es an irdischen (Schlingen) gibt.
Von den schweren Banden bin ich erlöst; du bist geschlagen, Todbringer!"

(*f392) Die ganze Stelle 2 bis 4 findet sich im Vinaya, Mahāvagga 1.11 (= I. 20-21). Es fehlen in unserem Sutta nur die beiden Schlußstrophen, die vielmehr unten in Sutta 15 aufgenommen sind.

(*f393) Ich ziehe sāttham savyāñjanam zum vorangehenden. Beides sind häufige Attribute zu dhamma oder sutta.


S.4.6. Die Schlange

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha im Bambushain, im Kalandakanivāpa.

 

2. Zu jener Zeit aber saß der Erhabene in Nacht, Dunkel und Finsternis im Freien, und der Himmel ließ ununterbrochen regnen.

 

3. Da nun nahm Māra, der Böse, in dem Wunsch, bei dem Erhabenen Angst, Zittern, Hautschaudern hervorzurufen, die Gestalt eines großen Schlangenkönigs an und begab sich dorthin, wo sich der Erhabene befand.

 

4. Wie ein großes Boot aus einem einzigen Baumstamm, so war sein Körper. Wie eine Branntweinseihe, (*f394) so war seine Haube. Wie Erzgefäße aus dem Kosalalande, so waren seine Augen. Wie wenn bei regensprühendem Himmel die Blitze hervorzucken, so zuckte aus seinem Rachen die Zunge hervor. Wie der Lärm eines fauchenden Schmiedeblasebalgs, so war der Lärm bei seinem Ein- und Ausatmen.

 

5. Aber der Erhabene wußte, daß das Māra, der Böse, sei und er redete Māra, den Bösen, mit den Strophen an:

 

"Wer da verödete Häuser aufsucht,
Heil ihm, dem sebstbeherrschten Weisen.
Aufgebend (die Welt) gehe er dorthin;
Denn das ist passend für einen von solcher Art.
Viele wilde Tiere, viele Ungeheuer, (*f395)
Und viele Stechfliegen und Schlangen:
Nicht wird da auch nur ein Haar sich sträuben lassen (*f396)
Der große Weise, der in dem verödeten Hause weilt.
Mag der Himmel bersten, die Erde ins Wanken geraten, (*f397)
Und mögen auch alle die Lebewesen sich ängstigen;
Und wenn sie auch einen Spieß gegen ihre Brust gerichtet sehen: (*f398)
Ihre Lebensgüter schützen die Erleuchteten nicht." (*f399)

 

6. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f394) P. sondikākilañja (oder -jam). Der Komm. I. 203.1 erklärt das Wort durch surākārakānam pīthapattharanakilañjam. Was kaum richtig ist (anders Mrs. Rhys Davids, I. 133, N.2). Das Wort begegnet uns auch Majjhima I. 228.33, 374.30. Dort ist von einem sondikākammakara die Rede, der sondikakilañjam, offenbar zum Zweck der Reinigung, im Wasser hin und her schwenkt. Gleich daraut heißt es dann vom sondikādhutta, dem Branntweingauner", daß er das gleiche mit einem vāla tut. Es kann damit wohl nur ein Haarsieb gemeint sein. Es wird also wohl sondikakilañja etwas ähnliches sein, vermutlich eine als Seiher verwendete Matte oder ein Korb. Hierzu stimmt der Gebrauch von kilañja in Mahāvamsa 34. 54. In die Löcher von k.'s, die über eine Lehmunterlage gebreitet sind, werden Lotosblumen gesteckt und diese dann zum Schmuck im Hofe einer Tope ausgebreitet, ihm das Aussehen eines Lotosteiches zu geben.

(*f395) Es ist carakā bahū bheravā bahū zu lesen, und bheravā mit dem Komm. als Subst. zu fassen.

(*f396) Iñjaye ist Opt. des Caus. "sich bewegen lassen", Subj. ist mahāmuni.

(*f397) Man lese nabham phaleyya pathavī caleyya. Die beiden Verba sind formell keine Causative, es müssen also die voranstehenden Nomina das zugehörige Subjekt sein.

(*f398) Die Lesung der Textausgabe urasi pakampayeyyum ist sicher falsch. Ich halte mich an die des Komm. I. 204.3 urasikam passeyyum, wobei urasika ähnlich wie skr. urasya "in Brusthöhe befindlich" gebraucht ist.

(*f399) P. upadhīsu. Nach dem Komm. sind damit die khandhā gemeint. Über diese s. Bd.2, S.5, N.3, 132, N.2. Der Begriff umfaßt aber mehr (s. Bd.2, S. 149, N.3), nämlich alles, was dem Menschen das Leben lieb macht. Wtl. übersetzt lautete unsere Stelle: an den upadhi's bringen die Buddhas keine Schutzvorrichtung an.


S.4.7. Er schläft

 

1. Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha, im Bambushain, im Kalandakanivāpa.

 

2. Da nun ging der Erhabene, nachdem er die lange Nacht hindurch im Freien auf und abgegangen war, um die Zeit, da die Nacht licht wird, in den Vihāra, und nachdem er die Füße gereinigt hatte, nahm er, auf der rechten Seite ruhend, die Löwenlage ein, Fuß auf Fuß legend, besonnen und voll bewußt, den Gedanken an das Wiederaufstehen erwägend. (*f400)

 

3. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Warum schlummerst du, warum schläfst du?
Warum schläfst du hier, wie ein schlecht ernährter Sklave? (*f401)
In dem Gedanken: leer ist das Haus, schlummerst du.
Warum schlummerst du hier, da doch die Sonne aufgegangen?"
4. (Der Erhabene:)
Wer kein fesselndes Verlangen hat,
Keinen Durst, der ihn wohin führte: (*f402)
Nach Vernichtung aller Lebensnotwendigkeiten
Schlummert der Erleuchtete. Was hast du hier zu schaffen, Māra?"

(*f400) Er gab sich dem Schlaf hin mit dem festen Vorsatz, zu bestimmter Stunde wieder zu erwachen.

(*f401) Die singhales. MSS. haben dubbhato = skr. durbhrta. Ebenso liest der Komm. in der Siames. Ausgabe. Der schlecht ernährte (Sklave) schläft vor Erschöpfung.

(*f402) Nämlich in eine neue Existenz. Die Verszeile findet sich Dhammapada 180. R.O. Franke in seiner Übersetzung erinnert bei netave an bhavanetti.


S.4.8. Freude

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahain. im Park des Anāthapindika.

 

2. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, sprach er zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

 

"Es hat Freude an den Söhnen, wer Söhne hat,
der Kuhhirte hat ebenso Freude an den Kühen;
Durch die Lebensgüter kommt des Menschen Freude;
keine Freude hat ja, wer ohne Lebensgüter ist."

 

3. (Der Erhabene:)

"Es hat Kummer durch die Söhne, wer Söhne hat;
der Kuhhirte hat ebenso Kummer durch die Kühe,
Durch die Lebensgüter kommt des Menschen Kummer;
keinen Kummer hat ja, wer ohne Lebensgüter ist". (*f403)

 

4. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.

 

(*f403) Vgl. oben 1. 12 mit den Noten.


S.4.9. Lebenszeit (1)

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha, im Bambushain, im Kalandakanivāpa.

 

2. Da nun redete der Erhabene die Bhikkhus an: "Ihr Bhikkhus!" "Ja, Herr!" erwiderten die Bhikkhus aufhorchend dem Erhabenen.

 

3. Der Erhabene sprach also "Kurz ist, ihr Bhikkhus, die Lebenszeit von uns Menschen. Man muß ins künftige Dasein wandern. Man muß Gutes tun, muß einen heiligen Wandel führen. Nicht gibt es ein Nichtsterben für den, der geboren ist. Wer lange lebt, ihr Bhikkhus, lebt hundert Jahre oder ein wenig mehr.

 

4. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Lang ist die Lebenszeit der Menschen,
nicht soll ein guter Mann sie mißachten.
Er wandle wie von Milch berauscht; (*f404)
nicht gibt es ein Herankommen des Todes."

 

5. (Der Erhabene:)

"Kurz ist die Lebenszeit der Menschen,
mißachten soll sie ein guter Mann.
Er wandle gleichsam brennenden Hauptes,
nicht gibt es ein nicht heran kommen des Todes." (*f405)

 

6. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f404) Komm. I. 205.18: "wie ein kleines Kind, wenn es auf dem Rücken liegend Milch getrunken hat, auf weichem Kissen ruhend wie besinnungslos schläft. Vgl. Mrs. Rhys Davids, Note z.d. St. Ich glaube aber nicht, daß die Deutung Buddhaghosas richtig ist. Wir müssen khīramatto als Gegensatz zu ādittasīa in der folgenden Strophe fassen. Ist dieses Bild der Unrast, so ist jenes Bild der Gelassenheit, des fröhlichen In-den-Tag-hinein lebens; weil eben Milch keinen Rausch erzeugt, wie etwa die Surā.

(*f405) Die Strophe wird Mahāvamsa 73.143 zitiert, als ein Ausspruch des Buddha, den die kluge Königin Rūpavatī im Gedächtnis hat.


S.4.10. Lebenszeit (2)

 

1. In Rājagaha (ist der Vorgang).

Da nun sprach der Erhabene folgendes: "Kurz ist, ihr Bhikkhus, die Lebenszeit von uns Menschen. Man muß ins künftige Dasein wandern. Man muß Gutes tun, muß einen heiligen Wandel führen. Nicht gibt es ein Nichtsterben für den, der geboren ist. Wer lange lebt, ihr Bhikkhus, lebt hundert Jahre oder ein wenig mehr."

 

2. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Nicht vergehen die Tage und Nächte, nicht hört die Lebenszeit auf;
Das Leben der Menschen dreht sich im Kreise,
wie der Radkranz um die Radnabe."

 

3. (Der Erhabene:)

"Es vergehen die Tage und Nächte, die Lebenszeit hört auf;
Zu Ende geht die Lebenszeit der Menschen
wie das Wasser kleiner Flüßchen." (*f406)

 

4. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f406) Die Strophe findet sich Theragāthā 145, wo sie dem Heraññakāni zugeschrieben wird. - Unter den "kleinen Flüßchen" (p. kunnadī) sind solche verstanden, die kein perennierendes Wasser führen.


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