Samyutta Nikaya

4. Māra-Samyutta - Vom Māra
11-20 Dutiya vagga - Zweiter Abschnitt

 S.4.11. Der Stein

1. Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha auf dem Gijjhakūta-Berge. (*f407)

2. Zu jener Zeit aber saß der Erhabene in Nacht, Dunkel und Finsternis im Freien, und der Himmel ließ ununterbrochen regnen.

3. Da nun begab sich Māra, der Böse, in dem Wunsch, dem Erhabenen Angst, Zittern, Hautschaudern zu verursachen, dahin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, zertrümmerte er unweit von dem Erhabenen riesengroße Steine.

4. Aber der Erhabene wußte, daß das Māra, der Böse, sei, und er redete Māra, den Bösen, mit der Strophe an:

5. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f407) D.i. "Geierkopf" (skr. grdhrakūta im Mahāvastu usw.). Eine Ansicht des Berges in Mrs. Rhys Davids, Psalms of the Early Buddhists,I. Psalms of the Sisters (1909),p. 28.
(*f408) Der pāda n'atthi buddhānam iñjitam findet sich auch Dhammapada 255.


S.4.12. Der Löwe
 

1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika. Zu jener Zeit aber predigte der Erhabene, von einer großen Gefolgschaft umgeben, seine Lehre.

2. Da nun kam Māra, dem Bösen, folgender Gedanke: "Da predigt der Samana Gotama, von einer großen Gefolgschaft umgeben, seine Lehre. Wie wäre es, wenn ich mich jetzt dorthin begäbe, wo der Samana Gotama sich befindet, um sie irre zu führen"

3. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand, und nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

4. (Der Erhabene:)

5. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.

 

(*f409) P. mahāvīra. Das Wort ist wie das in Z.2 gebrauchte tathāgata Synonym zu buddha. Die Jainas bezeichnen ihren Meister ebenfalls als den mahāvīra. Über tathāgata s. Note zu 2.9.3.


S.4.13. Der Splitter

(Es ist oben 1.38 zu vergleichen)

 

1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha im Antilopenhain Maddakucchi.

2. Zu jener Zeit aber war der Fuß des Erhabenen von einem Splitter verletzt. Heftig waren die körperlichen Schmerzen des Erhabenen, übel, peinigend, schlimm, qualvoll, unlieb, unangenehm. Der Erhabene aber ertrug sie besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren.

3. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

4. (Der Erhabene:)

5. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f411) P. mandiyā, vom Komm. durch mandabhāvena, momuhabhāvena "in trägem Zustand" erklärt. Vgl. Jātaka III. 38.4.
(*f412) Komm. I. 206 1.Z. "das überdenkend, was du zu sagen hast". Vgl. Mrs. Rhys Davids, Psalms of the Brethren, S. 406, Note 4.
(*f413) P. vītasalla. Da salla immer das Bild der Sorge und des Kummers ist, so ist vītasalla synonym zu apetasoka in Zeile 2.


S.4.14. Passend

 
1. Einstmals weilte der Erhabene in dem Gebiet der Kosala in dem Brahmanendorfe Ekasālā. (*f414) Zu jener Zeit aber predigte der Erhabene, von einer großen Laiengefolgschaft umgeben, seine Lehre.

2. Da nun kam Māra, dem Bösen, folgender Gedanke: "Da predigt der Samana Gotama, von einer großen Laiengefolgschaft umgeben, seine Lehre. Wie wäre es, wenn ich mich jetzt dorthin begäbe, wo der Samana Gotama sich befindet, um sie irre zu führen."

3. Da nun begab sich Māra, der Böse dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

4. (Der Erhabene:)

5. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.
 


(*f414) Ist sonst nicht bekannt.
(*f415) Weil, wie der Komm. I. 207.15 sagt, dem Prediger von den Leuten etliche Beifall spenden, andere nicht achtsam zuhören, und er zu jenen Zuneigung, gegen diese Abneigung fassen muß.


S.4.15. Das Denken

 

1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene im Jetahaine, im Parke des Anāthapindiika.

2. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

3. (Der Erhabene:)

4. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f416) Die Verse finden sich auch im Vinaya, in der Mārakathā des Mahāvagga (=1.21). Pāso mānaso ist die Fessel, die mit dem Denksinn zusammenhängt (Komm. manasampayutto), gemeint sind die Sinne und ihre äußeren Bereiche, die im Denksinn und den dhamma, den impirischen Dingen, gipfeln. Antalikkhacaro carati ist Umschreibung für antalikkhe carati. Die Fessel schwebt im Luftraum, weil von allen Seiten die sinnlichen Eindrücke an den Denksinn herantreten.


S.4.16. Die Almosenschale

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.
Zu jener Zeit aber erbaute, belehrte, ermunterte und erfreute der Erhabene die Bhikkhus durch eine Lehrpredigt in bezug auf die fünf Gruppen des Erfassens. (*f417) Und die Bhikkhus, sie begreifend, erwägend und mit ganzem Herzen aufnehmend, hörten mit achtsamen Ohren die Lehre.

2. Da nun kam Māra, dem Bösen, folgender Gedanke: "Da erbaut, belehrt, ermuntert und erfreut der Samana Gotama die Bhikkhus durch eine Lehrpedigt in bezug auf die fünf Gruppen des Erfassens. Und die Bhikkhus, sie begreifend, erwägend und mit ganzem Herzen aufnehmend, hören mit achtsamen Ohren die Lehre. Wie wäre es, wenn ich mich jetzt dorthin begäbe, wo sich der Samana Gotama befindet, um sie irre zu führen."

3. Zu jener Zeit aber waren viele Almosenschalen im Freien hingestellt.

4. Da nun nahm Māra, der Böse, die Gestalt eines Büffels an und begab sich dorthin, wo die Almosenschalen waren.

5. Da nun sprach ein Bhikkhu zu einem anderen Bhikkhu also: "Bhikkhu, Bhikkhu, der Büffel wird die Almosenschalen zerbrechen."

6. Auf dieses Wort hin sprach der Erhabene zu dem Bhikkhu also: "Das ist kein Büffel, Bhikkhu. Das ist Māra, der Böse, der gekommen ist, euch irre zu führen."

7. Da aber der Erhabene wußte, daß das Māra, der Böse sei, redete er Māra, den Bösen, mit der Strophe an:
 

8. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f417) P. pañcannam upādānakkhandhānam upādāya. Über den Begriff upādāna "Erfassen (der empirischen Dinge)" s. Bd.2, S.2, 79 Anm. 1. Die fünf "Gruppen" werden dann in der ersten Zeile des Verses in 7 aufgezählt.
(*f418) Der Gedanke ist dieser: Der Erlöste ist sicher vor den Nachstellungen des Māra, er ist den Sphären entrückt, die dem Māra zugänglich sind, er ist hinausgekommen über das Bereich des Todes. Das pi im letzten Pada gehört zum Part. anvesam, das sich auf mārasena bezieht!


S.4.17. Bereich

 

1. Einstmals weilte der Erhabene in Vesālī, in dem Großen Walde, in der Kūtāgārasālā.

2. Zu jener Zeit aber erbaute, belehrte, ermunterte und erfreute der Erhabene die Bhikkhus durch eine Lehrpredigt in bezug auf die sechs Berührungsbereiche. (*f419) Und die Bhikkhus, sie begreifend, erwägend und mit ganzem Herzen aufnehmend, hörten mit achtsamen Ohren die Lehre.

3. Da nun kam Māra, dem Bösen, folgender Gedanke: "Da erbaut, belehrt, ermuntert und erfreut der Samana Gotama die Bhikkhus durch eine Lehrpredigt in bezug auf die sechs Berührungsbereiche. Und die Bhikkhus, sie begreifend, erwägend und mit ganzem Herzen aufnehmend, hören mit achtsamen Ohren die Lehre. Wie wäre es, wenn ich mich jetzt dorthin begäbe, wo sich der Samana Gotama befindet, um sie irre zu führen."

4. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, erzeugte er unweit von dem Erhabenen ein furchtbar schreckliches Getöse. Auch die Erde, meine ich, will bersten.

5. Da nun sprach ein Bhikkhu zu einem anderen Bhikkhu also: "Bhikkhu, Bhikkhu, da birst die Erde, meine ich."

6. Auf dieses Wort hin sprach der Erhabene zu dem Bhikkhu also: "Da birst die Erde nicht, Bhikkhu. Das ist Māra, der Böse, der gekommen ist, euch irre zu führen."

7. Da aber der Erhabene wußte, daß das Māra, der Böse sei, redete er Māra, den Bösen, mit der Strophe an:

 8. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f419) Die sechs Sinne, Gesicht, Gehör, Geschmack, Geruch, Tastsinn und Denksinn, mit ihren unten in der ersten Verszeile aufgezählten "Bereichen oder Gebieten" (āyatanāni): Form, Ton usw. Vgl.auch die Anm. zu 4.15.2.


S.4.18. Amosenspeise

 
1. Einstmals weilte der Erhabene im Gebiet der Magadhas, in dem Brahmanendorfe Pañcasālā.

2. Zu jener Zeit aber fanden in dem Brahmanendorfe Pañcasālā die (Festlichkeiten der) Gastgeschenke (*f420) der jungen Leute statt.

3. Da nun kleidete sich der Erhabene zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und ging, Almosen zu sammeln, in das Brahmanendorf Pañcasālā.

4. Zu jener Zeit aber waren die brahmanischen Hausväter von Pañcasālā von Māra, dem Bösen, besessen: der Samana Gotama soll keine Almosenspeise bekommen.

5. Da nun kehrte der Erhabene so wie er mit reiner Almosenschale das Brāhmanendorf Pañcasālā Almosen zu holen betreten hatte, mit reiner Almosenschale wieder zurück.

6. Da nun begab sich Māra, der Böse, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Hast du auch, Samana, Amosenspeise erhalten?"

7. "Du hast es ja, du Böser, so gemacht, daß ich keine Almosenspeise erhalten sollte." 8. "Darum soll denn, Herr, der Erhabene zum zweiten mal in das Brāhmanendorf Pañcasālā gehen; ich werde es so machen, daß der Erhabene Almosenspeise erhalten wird."

9. (Der Erhabene:)

 10. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f420) P. pāhunakāni von pāhunaka "Gast". Es handelt sich um ein volkstümliches Fest; bei dem nach dem Komm. I. 209.12 die jungen Burschen und die Mädchen, offenbar wie sie Wohlgefallen an einander gefunden, sich gegenseitig Geschenke, Blumen und Süßigkeiten, zuschickten. Mrs. Rhys Davids hat darauf hingewiesen, daß die unserem Sutta zu grunde liegende Geschichte auch Dhammapadatthakathā III. 257 erzählt wird zur Erklärung des Verses 200, der dem zweiten Vers unseres Sutta entspricht.
(*f421) P. apuññam, wtl. "Nichtverdienst". Die Einwohner von Pañcasālā sind von Māra um das Verdienst gebracht worden, das sie durch Spende von Almosenspeise an den Buddha sich erworben hätten.
(*f422) Ich verstehe die Worte na me pāpam vipaccati als Oratio recta, von Māra gesprochen. Am Schluß fehlt iti des Verses wegen.
(*f423) Über diese Götterklasse (skr. ābhāisvara) s. Kirfel, Kosmographie der Inder S. 143, 192.


S.4.19. Der Bauer

 Übersetzt auch von H.C.Warren, Buddhism in Translations, S.349ff.

1. Schauplatz ist Sāvatthī.
Zu jener Zeit aber erbaute, belehrte, ermunterte und erfreute der Erhabene die Bhikkhus durch eine Lehrpredigt, die mit dem Nirvana zusammenhing. Und die Bhikkhus, sie begreifend, erwägend und mit ganzem Herzen aufnehmend, hörten mit achtsamen Ohren die Lehre.

2. Da nun kam Māra, dem Bösen, folgender Gedanke: "Da erbaut, belehrt, ermuntert und erfreut der Samana Gotama die Bhikkhus durch eine Lehrpredigt, die mit dem Nirvana zusammenhängt. Und die Bhikkhus, sie begreifend, erwägend und mit ganzem Herzen aufnehmend, hören mit achtsamen Ohren die Lehre. Wie wäre es, wenn ich mich jetzt dorthin begäbe, wo sich der Samana Gotama befindet, um sie irre zu führen.

3. Da nun nahm Māra, der Böse, die Gestalt eines Bauern an, und einen großen Pflug auf die Schulter nehmend und einen langen Treibstock ergreifend, begab er sich mit ganz verwirrtem Haar, in einen hanfenen Mantel gekleidet, mit lehmbeschmutzten Füßen dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, sprach er zu dem Erhabenen also:

4. "Hast du, Samana, Ochsen gesehen?"

5. "Was willst du denn mit Ochsen, du Böser?"

6. "Mein, Samana, ist das Auge, mein die Formen, mein das durch die Berührung des Auges (mit den Formen) entstandene Bewußtseinsbereich. Wohin, Samana, willst du gehen, um von mir dich frei zu machen?

7. Mein, Samana, ist das Ohr, mein die Töne - mein, Samana, ist der Geruchssinn, mein die Gerüche - mein, Samana, ist die Zunge, mein die Geschmäcke - mein, Samana, ist der Körper, mein die Tastgefühle - mein, Samana, ist der Denksinn, mein die Dinge, mein das durch die Berührung des Denksinns (mit den Dingen) entstandene Bewußtseinsbereich. Wohin, Samana, willst du gehen, um von mir dich frei zu machen?"

8. "Dein, du Böser, ist das Auge, dein die Formen, dein das durch Berührung des Auges (mit den Formen) entstandene Bewußtseinsbereich. Wo aber, du Böser, kein Auge ist, keine Form, kein durch die Berührung des Auges entstandenes Bewußtseinsbereich, da hast du keinen Zugang, du Böser.

9. Dein, du Böser, ist das Ohr, dein die Töne, dein das durch die Berührung des Ohres (mit den Tönen) entstandene Bewußtseinsbereich. Wo aber, du Böser, kein Ohr ist, keine Töne, kein durch die Berührung des Ohres entstandenes Bewußtseinsbereich, da hast du keinen Zugang, du Böser.

10. Dein, du Böser, ist der Geruchssinn, dein die Gerüche, dein das durch die Berührung des Geruchssinnes (mit den Gerüchen) entstandene Bewußtseinsbereich. Wo aber, du Böser, kein Geruchssinn ist, keine Gerüche, kein durch die Berührung des Geruchssinns entstandenes Bewußtseinsbereich, da hast du keinen Zugang, du Böser.

11. Dein, du Böser, ist die Zunge, dein die Geschmäcke, dein das durch die Berührung der Zunge (mit den Geschmäcken) entstandene Bewußtseinsbereich. Wo aber, du Böser, keine Zunge ist, keine Geschmäcke, kein durch die Berührung der Zunge entstandenes Bewußtseinsbereich, da hast du keinen Zugang, du Böser.

12. Dein, du Böser, ist der Körper, dein die Tastgefühle, dein das durch die Berührung des Körpers (mit den Tastgefühlen) entstandene Bewußtseinsbereich. Wo aber, du Böser, kein Körper ist, keine Tastgefühle, kein durch die Berührung des Körpers entstandenes Bewußtseinsbereich, da hast du keinen Zugang, du Böser.

13. Dein, du Böser, ist der Denksinn, dein die Dinge, dein das durch die Berührung des Denksinns (mit den Dingen) entstandene Bewußtseinsbereich. Wo aber, du Böser, kein Denksinn ist, keine Dinge, kein durch die Berührung des Denksinns entstandenes Bewußtseinsbereich, da hast du keinen Zugang, du Böser."

14. (Māra:)

15. (Der Erhabene:)

 16. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.
 

 (*f424) Wovon die Leute sagen: mein ist das - von dem sage ich: das ist nicht mein. Der Sinn ist also: die empirischen Dinge an denen die Leute hängen berühren mich nicht; mein Denken hat den Kontakt mit der empirischen Welt aufgegeben.


S.4.20. Königsherrschaft

 
1. Einstmals weilte der Erhabene im Gebiete der Kosālā, in der Gegend des Himavant, in einer Waldhütte.

2. Da nun entstand in dem Erhabenen, wie er so ganz in der Stille einsamer Meditation sich hingab, der folgende erwägende Gedanke: "Ist es wohl möglich, die Königsherrschaft auszuüben, ohne zu töten oder töten zu lassen, ohne zu erobern oder erobern zu lassen, ohne Leid zuzufügen oder Leid zufügen zu lassen, (*f425) in Gerechtigkeit?"

3. Da nun merkte Māra, der Böse, die erwägenden Gedanken des Erhabenen und begab sich dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Es soll doch, Herr, der Erhabene die Königsherrschaft ausüben, es soll der Führer auf dem Heilspfad die Königsherrschaft ausüben, ohne zu töten oder töten zu lassen, ohne zu erobern oder erobern zu lassen, ohne Leid zuzufügen oder Leid zufügen zu lassen, in Gerechtigkeit." (*f426)

4. "Was hast du aber da im Auge, du Böser, wenn du so zu mir sprichst: es soll doch, Herr, der Erhabene die Königsherrschaft ausüben, es soll der Führer auf dem Heilspfad die Königsherrschaft ausüben, ohne zu töten oder töten zu Iassen, ohne zu erobern oder erobern zu lassen, ohne Leid zuzufügen oder Leid zufügen zu lassen, in Gerechtigkeit?"

5. "Von dem Erhabenen, Herr, sind die vier Grundlagen der übernatürlichen Fähigkeiten (*f427) vervollkommnet, wiederholt geübt, zu einem Beförderungsmittel gemacht, zu einer festen Basis gemacht, dauernd befolgt, in Besitz genommen und richtig angewendet worden. (*f428) Wenn er es wünscht, Herr, könnte der Erhabene den Himavant, den König der Berge in Gold verwandeln, und zu Gold würde der Berg werden." (*f429)

6. (Der Erhabene:)

7. Da merkte Māra, der Böse: es kennt mich der Erhabene, es kennt mich der Führer auf dem Heilspfad, und verschwand auf der Stelle leidvoll und betrübt.


(*f425) Der Parallelismus erfordert notwendig die Lesung asocayam asocāpayam.
(*f426) Wir sehen hier Māra in der Rolle des Satans, des Versuchers. Er will den Buddha verleiten, nach weltlicher Macht zu streben, um ihn seinem Beruf als Weltlehrer zu entfremden.
(*f427) P.cattāro iddhipādā. Es sind das 1.chanda "Wille", 2. viriya "Energie", 3. citta "Denken", 4. vimamsā "forschende Prüfung". Über den Begriff iddhi, s. Bd.2, S. 166.
(*f428) Die gleichen Ausdrücke in Verbindung mit iddhipādā kehren im Kanon mehrfach wieder. So z.B. Dīgha II.103.
(*f429) Es ist natürlich suvannam ca pabbat' assa (= pabbato assa) zu lesen. Der Versucher will sagen, daß der Buddha sich bereits Eigenschaften erworben hat, die ihn befähigen würden, die Königsherrschaft in der glanzvollsten Weise auszuüben.
(*f430) P. samam care. Ich sehe in sama nicht das Subst. s., sondern das Adj. Die Verszeile findet sich mit leichter Variante auch Jātaka IV. 172.15.
(*f431) Die Erzählung von der Versuchung durch Māra findet sich auch im Komm. zum Dhammapada IV. 31-33 mit den beiden Schlußstrophen. Nur die Einleitung weicht ab in der berichtet wird daß es die Gewalttätigkeit und Grausamkeit der Könige seiner Zeit war was den Buddha veranlaßte über das Problem nachzudenken.


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