1.41-50 Devatā-Samyutta - Von den Devatas
Sutta 41. In Flammen
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.
2. Da nun begab sich in vorgeschrittener Nacht eine Devatā, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat sie zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann die Devatā zu dem Erhabenen die folgenden Strophen:
(*f123) P. nīharati wtl. "bringt heraus". Für "Gerät" steht im Text
bhājanam "Gefäß".
4. Was gegeben wurde, hat Glück zum Lohn,
nicht aber ist so, was nicht gegeben wurde:
Räuber nehmen es weg, oder die Könige,
vom Feuer wird es verbrannt, geht zu Grunde.
Und am Ende gibt man auf das Leben samt allem Besitz:
Solches erkennend soll der Weise genießen und geben;
Hat er genossen und gegeben nach Vermögen,
Geht er ungetadelt in die Himmelsstätte ein."
1. (Die Devatā:)
2. (Der Erhabene:)
"Speise gibt der, der Kraft geben will;
Gewänder gibt der, der Schönheit geben will;
Ein Gefährt gibt der, der Wohlfahrt geben will;
eine Lampe gibt der, der Schauen geben will.
Der aber ist einer, der alles gibt, wer eine Heimstätte gibt,
Und Nichtsterben gibt der, der die Wahrheitslehre verkündet."
1. (Die Devatā:)
"An Speise erfreuen sich beide, Götter und Menschen;
Wer aber ist der Yakkha, der nicht an Speise sich erfreut?"
2. (Der Erhabene:)
"Die Speise, die man im Glauben gibt mit freudigem Herzen,
Die folgt einem nach (*f124) in dieser Welt und in der anderen.
Darum (*f125) treibe man aus den Geiz und spende Gaben,
(der Habsucht) Schmutz überwindend.
Verdienstliche Werke sind der anderen Welt
ein fester Halt für die Lebewesen."
(*f124) P. bhajati "sucht auf, schließt sich an". Die guten Werke begleiten uns ins Jenseits. Der Komm. I. 102.10 setzt hinzu "wie der Hausvater Citta dem Thera Sīvali ständig nachging.
(*f125) S. oben 1. 32. 4.
1. (Die Devatā):
(*f126) Nach dem Komm. I. 102.14 ist damit der "Durst" (tanhā) gemeint. Die eine Wurzel ist das Nichtwissen, die zwei Wirbel (P. āvatta, die extremen Lehren von dem ewigen Bestand des Ich und von seiner vollkommenen Vernichtung (s. Bd. II, S. 111, N.l), die drei Flecken Begierde, Haß und Verblendung, die fünf Schichten (P. patthara = skr. prastara) die fünf sinnlichen Gelüste (des Auges, Ohres usw.), die zwölf Wirbel im Ozean sind die sechs Sinne mit ihren sechs äußeren Bereichen (vgl. Bd. II, S.2).
S.1.45. Mit dem Namen des Höchsten
1. (Die Devatā:)
"Der den Namen des Höchsten trägt, der den feinen Sinn (der Dinge) sieht,
Den Erkenntnisspender, der nicht haftet am Augenblick sinnlichen Genusses,
Ihn schauet, den allwissenden, einsichtsvollen,
Den großen Weisen, der da wandert auf dem edlen Pfade."
Der Komm. (I. 103.12ff.) legt den ersten Vers einem devaputta in den Mund,
der bei Lebzeiten ein Bhikkhu gewesen. Mitten in asketischen Übungen wurde
dieser vom Tod ereilt und erwachte wieder an der Pforte eines himmlischen
Palastes (vimāna), der in der neuen Existenz seine Behausung werden
sollte. Die Nymphen (accharā) des Gartens begrüßen ihren neuen Gebieter
mit Musik. Aber er ist enttäuscht und verschmäht in der Rückerinnerung an das
frühere mönchische Leben die himmlischen Freuden. Von den Nymphen begleitet
kehrt er zu dem Buddha zurück, ihn zu befragen und erhält von ihm Bescheid in
den Versen 2 bis 4. - Ich glaube indessen, daß Vers 1 lediglich die Frage
enthält, wie man aus dem Irrwald des Daseins zu entkommen vermag. Die Legende
ist dazu erst nachträglich erfunden. Mit den accharā und den pisācā
sind übertragen die sinnlichen Genüsse und die Gefahren dieses Daseins
gemeint. Vgl. auch Mrs. Rhys Davids, Kindred Sayings I. 44, N. 4.
1. (Die Devatā:)
"Durchtönt von den (Liedern der) Accharāscharen,
heimgesucht von Pisācascharen
Ist dieser Wald, der den Namen Verblendung (*f128) trägt:
wie kann es da ein Entkommen geben?"
(*f128) P. mohanam. Der Komm. sieht darin eine Bezeichnung, die der
Devaputta dem himmlischen Park Nandana beilegt.
2. (Der Erhabene:)
"Gerade," so heißt der Weg, "furchtlos", so heißt die Richtung;
Der Wagen heißt "Stetig", (*f129) mit den Rädern der wahren Lehre ausgestattet.
"Gewissenhaftigkeit" ist seine Bremsschleife,
"Besonnenheit" sein Schutzdach;
"Wahrheit" nenne ich den Lenker, dem die "Rechte Anschauung" voran eilt.
(*f130)
Wer ein solches Gefährt hat, sei es Mann oder Frau,
Der wahrlich (gelangt) auf diesem Gefährt hin zum Nirvana."
(*f129) P. akujana, Von Wz. kuj "krumm sein", also "der nicht
krumm geht". Der Komm. I. 106 denkt an kujj oder kūj (= viravati),
also etwa "der nicht ächzt (oder knarrt)".
(*f130) P. sammāiditthipurejavam als Epitheton zu sārathim. Es
sind die den Wagen ziehenden Pferde gemeint, die dem Lenker voran eilen.
1. (Die Devatā:)
"Bei welchen Leuten wächst Tag und Nacht stets das Verdienst?
Welche Leute gehen, auf der Wahrheit fußend,
mit sittlicher Zucht begabt, in den Himmel ein?"
2. (Der Erhabene:)
"Die da Parke pflanzen, die Haine (*f131) pflanzen, die Leute, die Brücken
anlegen,
Und Zisternen und Brunnen, die eine Heimstätte bereiten:
Bei diesen Leuten wächst Tag und Nacht stets das Verdienst,
Diese Leute gehen, auf der Wahrheit fußend,
mit sittlicher Zucht begabt, in den Himmel ein." (*f132)
(*f131) Die Parks (ārāma) sind gekennzeichnet durch blühende und
fruchttragende Bäume, die Haine (vana) durch solche, die wild wachsen.
(*f132) Die beiden Verse werden zitiert im Kathāvatthu II, S. 345 und 440. Der
gemeinnützige Gedanke, der hier zu Tage tritt, fügt einen besonderen Zug in das
Bild der buddhistischen Weltanschauung.
Nach dem Kommentar I. 108.4 ist die Gottheit, die die folgenden Verse spricht,
niemand anders als der ehemalige Spender des Jetahaines Anāthapindika, wie dies
aus S.2.20 (s. unten) hervorgeht, wo die Strophen
wiederkehren. Nach dem Tode infolge seiner frommen Werke als Devaputta
wiedergeboren ist er auf die Erde zurückgekehrt, dem Buddha seine Huldigung
darzubringen. In der ersten Strophe preist er die Schönheit des Jetavana, in der
zweiten den ariya magga, den Pfad der Erlösung. Hier sind, nach dem Komm.,
die Nominative kammam vijjā ca dhammo ca sīlam jīvitam uttamam als
koordiniert aufzufassen. (Anders Seidenstücker, Pāli-Buddhismus, S. 37.) Aber
kammam bietet hier Schwierigkeiten. Der Komm. erklärt es durch
maggacetanā, Mrs. Rhys Davids gibt es durch "good-will" wieder. Ich glaube,
daß kamma prägnant "gutes, richtiges Handeln" bedeutet. Sollte man an
eine Ableitung aus skr. kāmya denken dürfen? - Teile der zweiten Strophe
finden sich auch Samy. 3.1.13 und
3.25. 15.
1. (Die Devatā:)
"Das ist der liebe Jetahain, besucht von der Weisen Gemeinde,
Bewohnt von dem König der Wahrheit, (*f133) Freude mir bereitend.
2. Rechtes Tun, Wissen und Wahrheit, sittliche Zucht und beste
Lebensführung:
Dadurch werden die Menschen rein, nicht durch Abkunft oder Reichtum.
Darum soll ein kluger Mann, der sein eigenes Bestes im Auge hat,
Reiflich die wahre Lehre erwägen; auf diese Weise wird er rein.
Wie Sāriputta an Erkenntnis, an sittlicher Zucht und Seelenfrieden,
Wird auch der Bhikkhu, an das rettende Ufer gelangt, damit ein Trefflicher."
(*f133) P. dhammarājena, Auch in der folgenden Strophe ist mit "Wahrheit" das Wort dhamma wiedergegeben.
1. (Die Devatā:)
"Die da geizig sind hier in der Welt, knickerig und schwähsüchtig,
Leute, die auch andere, die zu geben willig sind, daran verhindern:
Was für ein Lohn wird diesen zu teil und was für ein künftiges Dasein?
Dich danach zu fragen sind wir gekommen, wie können wir es erfahren?"
2. (Der Erhabene:)
"Die da geizig sind hier in der Welt, knickerig und schmähsüchtig,
Leute, die auch andere, die zu geben willig sind, daran verhindern:
In der Hölle, in einem Tierleibe, in der Welt des
Yama
werden sie wiedergeboren,
Und wenn sie Menschen werden, kommen sie in armer Familie zur Welt,
Wo Kleidung, Nahrung, Vergnügen und Erholung nur mühselig erlangt wird;
Anderswoher erhoffen es die Toren, aber sie bekommen es nicht.
Das ist bei Lebzeiten (*f135) ihr Lohn und im künftigen Dasein leidvolle
Existenz.
(*f135) P. ditthe va dhamme. M. und W. Geiger, Pāli Dhamma, S. 100-1.
1. (Die Devatā:)
"Wie das sich verhält, verstehen wir nun. Etwas anderes fragen wir, o
Gotama:
Die da, zum Menschtum gelangt, barmherzig sind und frei von Geiz,
An den Buddha gläubig und an die Lehre
und voll eifriger Verehrung gegenüber der Gemeinde:
Was für ein Lohn wird diesen zu teil und was für ein künftiges Dasein?
Dich danach zu fragen sind wir gekommen, wie können wir es erfahren?
2. (Der Erhabene:)
Die da, zum Menschtum gelangt, barmherzig sind und frei von Geiz,
An den Buddha gläubig und an die Lehre
und voll eifriger Verehrung gegenüber der Gemeinde:
Die leuchten im Himmel, wo sie wiedergeboren werden;
Und wenn sie Menschen werden, kommen sie
in wohlhabender Familie zur Welt,
Wo Kleidung, Nahrung, Vergnügen und Erholung ohne Mühe erlangt wird.
An den Reichtümern, die andere erworben,
erfreuen sie sich wie die Vasavattin-Götter.
Das ist bei Lebzeiten ihr Los, und im küftigen Dasein glückliche Existenz."
Dem Sutta, dessen Inhalt in S.2.24
wiederkehrt, liegt die Legende von einer Begebenheit während einer früheren
Existenz des Buddha zu Grunde. Sie wird uns kurz erzählt in der Nidānakathā (Jātakabuch
I. 43) und ausführlich im Mahāvastu (I. 319 ff. der Senart'schen Ausg.). Sie
bildet, worauf schon Mrs. Rhys Davids hingewiesen hat, den Stoff des
Ghatīkāra-Sutta im Majjhima 81. Ghatīkara
war ein Töpfer, der zu Zeiten des Buddha Kassapa lebte und ein treuer Anhänger
und Verehrer dieses Buddha war. Sein Freund war ein junger Brahmane, namens
Jotipāla. Er veranlaßte ihn, mit ihm die Predigt des Kassapa zu hören. Jotipāla
wurde davon so ergriffen, daß er der Welt entsagte und dem Kassapa als Schüler
folgte. Er erhielt von ihm die Weissagung, daß er selbst dereinst ein Buddha
werden würde. In dem zitierten Majjhima-Sutta (und im Mahāvastu) sagt denn auch
der Buddha am Schluß: "Ich war damals der Brahmane Jotipāla." In unserem Sutta
ist Ghatīkāra ein göttliches Wesen, das wegen seiner Verdienste in der
himmlischen Welt wiedergeboren wurde und nun auf die Erde zurückkehrt, den
Buddha an die ehemalige Freundschaft zu erinnern.
1. (Ghatīkara:)
"Wiedergeboren im Aviha-Himmel,
die sieben erlösten Bhikkhus,
Bei denen Begierde und Haß vernichtet sind,
die das Verlangen nach der Welt aufgegeben haben."
Mit der Zuweisung der Reden und Gegenreden richte ich mich nach der
Verteilung des iti in den Handschriften. Jede einzelne Rede schließt mit
iti. Mit Strophe 1 stellt Ghatīkāra seine Begleiter im allgemeinen vor,
der Buddha fragt nach näheren Angaben in Str.2, und in Str.3 nennt der Deva die
sieben Namen.
2. (Der Erhabene:)
"Wer sind sie, die hinweg kamen über den Sumpf,
über den Bereich des Todes, den schwer zu überwindenden?
Wer (sind sie), die, nachdem sie den menschlichen Leib aufgegeben,
zu himmlischer Gesellschaft gelangten?"
3. (Ghatīkara:)
"Upaka und Phalaganda und Pukkusa: diese drei,
Und Bhaddiya und Khandadeva, Bāhuraggi und Pingiya:
Diese sind, nachdem sie den menschlichen Leib aufgegeben,
zu himmlischer Gesellschaft gelangt."
4. (Der Erhabene:)
"Liebes sagst du von ihnen, die Māras Fessel abstreiften;
Wessen Lehre haben sie vernommen,
daß sie die Bande des Werdens sprengten?" (*f139)
(*f139) Wtl.: "Wessen Lehre vernommen (oder verstanden) habend, sprengten sie
usw." Ebenso in 5 und 6.
5. (Ghatīkara:)
"Kein anderer als der Erhabene,
keine andere Verkündigung war es als die von dir,
Dessen Lehre sie vernommen haben,
daß sie die Bande des Werdens sprengten.
Wodurch Name und Form restlos aufgehoben werden,
Diese Lehre haben sie hier vernommen,
daß sie die Bande des Werdens sprengten."
6. (Der Erhabene:)
"Ein tiefsinniges Wort sprichst du da aus,
schwer zu begreifen, gar schwer zu erkennen;
Wessen Lehre hast du vernommen, daß du ein solches Wort sprichst?"
7. (Ghatīkara:)
"Ein Töpfer (*f140) war ich ehedem in Vebhalinga, (*f141) Ghatīkara (mit
Namen);
Der Ernährer war ich von Vater und Mutter, Laienanhänger des Kassapa,
Abgewendet von geschlechtlicher Lust,
heiligen Wandel führend, weltlichen Genüssen fern;
Ich war dein Gefährte, ich war vordem dein Freund.
So kenne ich diese hier, die sieben erhöhten Bhikkhus,
Bei denen Begierde und Haß vernichtet sind,
die das Verlangen nach der Welt aufgegeben haben."
(*f140) P. kumbhakāra. Auch der Name Ghatīkāra (so im Majjh., Jāt. und
Mahāvastu) bedeutet "Töpfer".
(*f141) So im Majjh.; in der Samy.-Ausgabe steht Vehālinga. Das Mahāvastu hat
Verudinga.
8. (Der Erhabene:)
"Das war wirklich so, wie du sagst, du Erhabener:
Ein Töpfer warst du ehedem, in Vebhalinga, Ghatīkara (mit Namen),
Der Ernährer von Vater und Mutter, Laienanhänger des Kassapa,
Abgewendet von geschlechtlicher Lust,
heiligen Wandel führend, weltlichen Genüssen fern;
Du warst mein Gefährte, du warst ehedem mein Freund."
9. (Schluß:) (*f142)
So war die Zusammenkunft der alten Freunde,
der beiden, die ihre Seele vervollkommnet haben,
die zum letzten Mal leibliche Gestalt getragen.
(*f142) Der Komm. I.111.5 hat hier die Bemerkung pariyosānagāthā samgītikārehi thapitā "der Schlußvers ist von den Theras, die die Redaktion des Kanon besorgten, beigefügt."