Samyutta Nikaya

2. Devaputta Samyutta - Von den Göttersöhnen

11-20 Anāthapindikavagga - Der Abschnitt von Anāthapindika
 

 S.2.11. Candimasa

 

1. Ort det Begebenheit: Sāvatthī.

Da nun begab sich in vorgeschrittener Nacht der Devaputta Candimasa, mit seiner herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat er zur Seite.

2. Zur Seite stehend sprach dann der Devaputta Candimasa zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Die ja werden zum Heil gelangen,
wie Antilopen auf mückenfreier Halde. (*f218)
Die, in die Versenkungen eingedrungen,
eins geworden und weise sind, (*f219) besonnen.


Die ja werden ans rettende Ufer gelangen,
wie Fische, die das Netz zerrissen haben,
Die, in die Versenkungen eingedrungen,
unermüdlich sind, die Sünde meidend." (*f220) 


(*f218) Komm. I. 12916: kaccho ti pabbatakaccho pi nadīkaccho pi. An unserer Stelle ist die Berghalde gemeint, wo es keine Stechfliegen (makasa) gibt.
(*f219) P. ekodinipakā, Komm.: ekattacittena c'eva paññānepakkena c'eva samannāgatā "mit einheitlich konzentriertem Denken und mit Eindringlichkeit der Erkenntnis ausgestattet."
(*f220) P. ranamjahā, Komm. I. 129 1.Z.= kilesamjahā. Vgl.Rhys Davids und Stede, P. Dict. u.d.W. rana.


S.2.12. Vendu

1. Zur Seite stellend sprach dann der Devaputta Vendu (*f221) zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Beglückt wahrlich sind die Menschen,
wenn sie zu den Füßen des Führers auf dem Heilspfade (*f222) sitzend
Der Lehre des verehrungswürdigen Gotama (*f223) gemäß
unermüdlich sich schulen."
 
2. (Der Erhabene:)
"Die da der von mir verkündeten Lehre (*f224) gemäß
sich schulen, Versenkung übend,
Nicht ermüdend mit der Zeit:
die werden nicht in des Todes Gewalt geraten."


(*f221) So auch Komm. I. 130.4. Man möchte freilich lieber Venhu = skr. Visnu lesen. Visnu gilt als der besondere Schutzgenius der Insel Ceylon.
(*f222) P. sugata. S. Bd. II. S. 100 N.1.
(*f223) Ich lese yajja-Gotamasāsane statt yuñja G.-s. der Ausgabe mit den singhalesischen Hss.
(*f224) Es ist mit dem Komm. satthapade zu lesen. Nach dieser Halbzeile ist in den Hss. wieder Vendūti bhagavā eingeschoben.


S.2.13. Dīghalatthi

1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha im Bambushaine, im Kalandakanivāpa (*f225)

2. Da nun begab sich in vorgeschrittener Nacht der Devaputta Dīghalatthi, (*f226) mit seiner herrlichen Schönheit den ganzen Bambushain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat er zur Seite.

3. Zur Seite stehend sprach dann der Devaputta Dīghalatthi zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Der Bhikkhu sei Versenkung übend, losgelösten Denkens,
Und er erstrebe Erreichung des (höchsten Verlangens seines) Herzens,
Nachdem er erkannt hat der Welt Werden und Vergehen,
Guten Herzens, unabhängig jenem den (höchsten) Segen erkennend." (*f227)


(*f225) Rājagaha war die Hauptstadt des Māgadhareiches, jetzt südl. Bihār. Der Bambushain (veluvana) war ein Park bei dieser Stadt, den der König Bimbisāra dem Buddha und der Gemeinde zum Geschenk gemacht hatte. Ein bestimmter Teil in dem Park führte den Namen kalandakanivāpa: was meist "Futterplatz der Eichhörnchen" übersetzt wird. Mir scheint aber, daß kalanda eher eine Vogelart bezeichnet.

(*f226) D.i. "Langstock". Der Komm. I. 130.8 erzählt, daß er bei Lebzeiten als Mensch wegen seiner Körpergröße so genannt genannt worden sei.

(*f227) Vgl. dieselbe Strophe oben 2.2. 


S.2.14. Nandana

1. Zur Seite stehend redete dann der Devaputta Nandana den Erhabenen mit der Strophe an:

"Ich frage dich, Gotama, du erkenntnisreicher,
(Ich frage) Schauen und Wissen des Erhabenen, dem nichts sich verhüllt:
Welcher Art Mann nennt man sittlich?
Welcher Art Mann nennt man weise?
Welcher Art Mann hat das Leiden überwunden? (*f228)
Welcher Art Mann huldigen die Devatās?"

2. (Der Erhabene:)

"Der da sittlich ist und weise, mit vervollkommneter Seele,
Gesammelten Geistes, an Versenkung sich freuend, besonnen,
Bei dem die weltlichen Einflüsse vernichtet sind,
der die letzte Leiblichkeit trägt:
Einen Mann solcher Art nennt man sittlich,
Einen Mann solcher Art nennt man weise,
Ein Mann solcher Art hat das Leiden überwunden,
Einem Mann solcher Art huldigen die Devatās."


(*f228) Es ist kathamvidho duhkham aticca iriyati zu lesen, wie auch an entsprechender Stelle in der Antwort tathāvidho steht. Die Umschreibung aticca iriyati gibt der Komm. I.130.16 durch atikkamitvā viharati wieder. 


S.2.15. Candana

1. Zur Seite stehend redete dann der Devaputta Candana den Erhabenen mit der Strophe an:

"Wie wohl (*f229) überschreitet man die Flut,
nicht erlahmend Nacht und Tag?
Wer geht nicht unter in der Tiefe,
wo man nicht festen Fuß fassen noch Halt finden kann?"
 
2. (Der Erhabene:)

"Wer immer sittliche Zucht hält, weise, wohl gesammelten Geistes,
Energisch, mit entschlossener Seele:
der überschreitet die schwer zu überschreitende Flut.
Wer der Gedanken an sinnliche Lust sich enthält,
ledig der Fesseln der Form,
Wer Freude (am Dasein) und Dasein aufgegeben hat: (*f230)
der geht nicht unter in der Tiefe."


(*f229) Unsere Strophen finden sich mit kleinen Abweichungen auch Suttanipāta 173-5.

(*f230) P. nandībhavaparikkhīno auch Dhammapada 413. Vgl.R.O.Franke, Dhamma-Worte S 90 mit der Note. 


S.2.16. Sudatta

1. Zur Seite stehend sprach dann der Devaputta Sudatta zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Wie von einem Spieß gestreift, brennenden Hauptes gleichsam
Soll besonnen der Bhikkhu, um die Begier nach sinnlicher Lust aufzugeben,
von der Welt sich abkehren.
 
2. (Der Erhabene:)
 
"Wie von einem Spieß gestreift, brennenden Hauptes gleichsam
Soll besonnen der Bhikkhu, um die irrige Anschauung vom Körper
als etwas Seiendem aufzugeben, von der Welt sich abkehren."
 

(Die gleichen Verse schon oben in 1. 21.)


S.2.17. Subrahman

Der Kommentar I. 131.12 erzählt eine Legende. Der Devaputta Subrahman habe mit einer Schar göttlicher Nymphen im Nandanapark sich ergötzt und unter einem Pārichattaka-Baum sich niedergelassen. Die Nymphen hätten den Baum bestiegen, Blüten gepflückt und Kränze gewunden. In diesem Augenblick sei ihr Kamma-Verdienst aufgebraucht gewesen, sie seien allesamt gestorben und in der Avīci-Hölle wiedergeboren worden. Als der Gott ihr Schicksal erkannte, sei er tief betrübt gewesen, und seine Betrübnis habe sich noch gesteigert, als er, über seine eigene Zukunft nachdenkend, zu der Erkenntnis kam, daß ihm binnen kurzem das gleiche Schicksal bevorstehe. In dieser Stimmung habe er sich zu dem Tathāgata begeben, bei dem allein er Trost zu finden hoffte, und habe ihm mit der Strophe sein Leid geklagt.

 

1. Zur Seite stehend redete dann der Devaputta Subrahman den Erhabenen mit der Strophe an:

"Stets voll Angst ist dies unser Denken,
stets voll Aufregung dieser unser Geist
Über künftige Ereignisse und über solche, die sich schon zugetragen.
Wann er ohne Angst ist, das verkünde mir auf meine Frage!"

2. (Der Erhabene:)
"Nur durch Kasteiung (zur Erlangung) der Merkmale der Erleuchtung,
nur durch Beherrschung der Sinne,
Nur durch Hingabe von allem sehe ich Heil für die Lebewesen."

3. (Der Devaputta) verschwand auf der Stelle. 


S.2.18. Kakudha

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Sāketa, (*f232) im Añjanahain, im Antilopenwald.

2. Da nun begab sich in vorgeschrittener Nacht der Devaputta Kakudha, (*f233) mit seiner herrlichen Schönheit den ganzen Añjanahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat er zur Seite.

3. Zur Seite stehend sprach dann der Devaputta Kakudha zu dem Erhabenen also: "Freust du dich, Samana?" - "Was hätte ich denn gewonnen, Verehrter?" (*f234) - "So bist du also traurig, Samana?" - "Was wäre mir denn verloren gegangen, Verehrter?" - "So freust du dich also nicht, Samana, noch bist du traurig?" - "So ist es, Verehrter!"

4. (Der Devaputta Kakudha:)

"So bist du also leidlos, o Bhikkhu, aber auch Freude gibt es (bei dir) nicht?
Überkommt dich denn, wenn du so einsam weilst, keine Unlust?"
 
5. (Der Erhabene:)

"Ich bin leidlos, Yakkha, (*f235) aber auch Freude gibt es (bei mir) nicht,
Und wenn ich so einsam weile, überkommt mich keine Unlust."
 
6. (Der Devaputta Kakudha:)

"Wie geschieht es, daß du leidlos bist, o Bhikkhu,
daß es aber auch keine Freude (bei dir) gibt?
Wie geschieht es, daß dich, wenn du so einsam weilst,
keine Unlust überkommt?"

7. (Der Erhabene:)

"Dem Leiderfüllten mag Freude werden, dem Freudevollen Leid:
Freudlos und leidlos ist der Bhikkhu: das wisse, Verehrter!"
 
8. (Der Devaputta Kakudha:)

"Da seh' ich fürwahr einen Brahmanen,
der lange schon ins Nirvana eingegangen,
Einen freudlosen und leidlosen Bhikkhu,
der das Hangen an der Welt überwunden hat." (*f236) 


(*f232) Sāketa ist ein Name für die Stadt Ayodhyā, im Lande der Kosālā am Gogra-Flusse gelegen. Heute Oudh-Faizābād.

(*f233) Nach dem Komm. I. 1335 war Kakudha der mit der persönlichen Bedienung seines Lehrers betraute Schüler des Moggallāna. Er starb im jhāna, im Zustand der Versenkung, und wurde im Brahma-Himmel wieder geboren.

(*f234) Ergänze: so daß ich mich freuen könnte. P. kim laddhā, wtl. "was erhalten habend (sollte ich mich freuen?)"

(*f235) Vgl. oben Note zu 1. 20. 18.

(*f236) Vgl. oben 1.1.5. 


S.2.19. Uttara

1. Schauplatz ist Rājagaha.

Zur Seite stehend sprach dann der Devaputta Uttara zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

2. "Es vergeht das Dasein, kurz ist die Lebenszeit;

Wer dem Alter nahe gerückt, für den gibt's keinen Schutz:
So die Gefahr des Todes im Auge behaltend
Sollte man wohl glückbringende verdienstliche Werke tun."
 
3. (Der Erhabene:)

"Es vergeht das Dasein, kurz ist die Lebenszeit;
Wer dem Alter nahe gerückt, für den gibt's keinen Schutz:
So die Gefahr des Todes im Auge behaltend
Sollte man wohl die Lockung der Welt meiden,
auf den seligen Frieden schauend."
 

(Vgl. oben 1.3 mit Note.) 


S.2.20. Anāthapindika

1. Zur Seite stehend sprach dann der Devaputta Anāthapindika zu dem Erhabenen die folgenden Strophen: (*f238)

"Dies ist der liebe Jetahain, besucht von der Weisen Gemeinde,
Bewohnt von dem König der Wahrheit, Freude mir bereitend.
Rechtes Tun, Wissen und Wahrheit, sittliche Zucht und beste Lebensführung:
Dadurch werden die Menschen rein, nicht durch Abkunft oder Reichtum.
Darum soll ein kluger Mann, der sein eigenes Bestes im Auge hat,
Reiflich die wahre Lehre erwägen; auf diese Weise wird er rein.
Wie Sāriputta an Erkenntnis, an sittlicher Zucht und Seelenfrieden,
Wird auch der Bhikkhu, an das rettende Ufer gelangt, damit ein Trefflicher."

 
2. Also sprach der Devaputta Anāthapindika. Nachdem er so gesprochen, begrüßte er ehrfurchtsvoll den Erhabenen, umwandelte ihn mit Zukehrung der rechten Seite und verschwand auf der Stelle.

3 Darauf redete der Erhabene am Ausgang der Nacht zu den Bhikkhus:

4. "Diese Nacht, ihr Bhikkhus, begab sich ein Devaputta, (*f239) mit seiner herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo ich mich befand. Nachdem er sich dorthin begeben und mich ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat er zur Seite.

5. Zur Seite stehend sprach dann zu mir der Devaputta die folgenden Strophen:

Dies ist der liebe Jetahain, besucht von der Weisen Gemeinde,
Bewohnt von dem König der Wahrheit, Freude mir bereitend.
Rechtes Tun, Wissen und Wahrheit, sittliche Zucht und beste Lebensführung:
Dadurch werden die Menschen rein, nicht durch, Abkunft oder Reichtum.
Darum soll ein kluger Mann, der sein eigenes Bestes im Auge hat,
Reiflich die wahre Lehre erwägen; auf diese Weise wird er rein.
Wie Sāriputta an Erkenntnis, an sittlicher Zucht und Seelenfrieden,
Wird auch der Bhikkhu, an das rettende Ufer gelangt, damit ein Trefflicher.
 
6. Also sprach, ihr Bhikkhus, der Devaputta. Nachdem er so gesprochen, begrüßte er mich ehrfurchtsvoll, umwandelte mich mit Zukehrung der rechten Seite und verschwand auf der Stelle."

7. Auf diese Worte hin sprach der ehrwürdige Ananda zu dem Erhabenen also:" Das wird, Herr, der Devaputta Anāthapindika gewesen sein; der Hausvater Anāthapindika war dem Sāriputta gläubig zugetan."

"Gut, gut, Ananda! Was durch Nachdenken zu erreichen ist, hast du erreicht. Anāthapindika war ja, Ananda, der Devaputta."


(*f238) Vgl. Die gleichen Strophen ohne begleitenden Text oben 1. 48. Vgl. die Vorbemerkungen zu dem Sutta.

(*f239) Nach dem Komm. I. 13318 nennt der Buddha den Devaputta nicht, weil dem Ananda Gelegenheit gegeben werden soll, sein Wissen zu zeigen.


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