Itivuttakam 20 - 29

 20./21. Das Herz

Im Herzen das Herz durchdringend, erkenne ich hier eine Person mit verderbtem Herzen. Sollte sie in diesem Augenblick sterben, so würde sie so schnell wie man eine Last hinwirft, zur Hölle gelangen. Und warum? Verderbt ist ja ihr Herz. Wegen verderbten Herzens erscheinen da manche Wesen beim Zerfall des Leibes nach dem Tode auf dem Abweg, auf schlechter Fährte, im Verderben, in der Hölle. (=A I.6)

 

Verderbten Herzens hat erkannt'
Erwachter hier ein Wesen wohl
und dieses hat er offenbart
in Gegenwart der Mönche Schar.

 

Und sollte sterben die Person
genau in diesem Augenblick,
in Hölle würd sie auferstehen,
weil ja verdorben ist ihr Herz.

 

Gleichwie man etwas erst ergreift
und es dann wieder von sich wirft,
verderbten Herzens gehen so
die Wesen hier den schlechten Gang.

 

Im Herzen das Herz durchdringend, erkenne ich hier eine Person mit heiterem Herzen. Sollte sie in diesem Augenblick sterben, so würde sie, so schnell wie man eine Last hinwirft, zum Himmel gelangen. Und warum? Heiter ist ja ihr Herz. Wegen heiteren Herzens erscheinen da manche Wesen beim Zerfall des Leibes nach dem Tode auf guter Fährte, in himmlischer Welt. (=A I.6)

 

Im Herzen heiter hat erkannt
Erwachter hier ein Wesen wohl
und dieses hat er offenbart
in Gegenwart der Mönche Schar.
 
Und sollte sterben die Person
genau in diesem Augenblick,
im Himmel würd sie auferstehen,
weil ja gar heiter ist ihr Herz.
 
Gleichwie man etwas erst ergreift
und es dann wieder von sich wirft,
so gehen heitren Herzens wohl
die Wesen hier den guten Gang.


22. Verdienst

Fürchtet nicht das Verdienst; dies ist nämlich eine Bezeichnung für Glück, Erwünschtes, Ersehntes, Liebes, Angenehmes. Ich erinnere, wie lange Zeit gewirkte Verdienste lange Zeit eine erwünschte, ersehnte, liebe und angenehme Ernte reifen ließen.

 

Nachdem ich 7 Jahre lang ein liebevolles Herz entfaltet hatte, kehrte ich während der Zeit von 7 Weltvergehungen und Weltentstehungen nicht mehr zu dieser Welt zurück. Als sich ein Äon zusammenballte, erschien ich unter den Strahlenden; als ein Äon sich wieder auseinanderballte, erschien ich in einer leeren Brahmabehausung. Dort war ich Brahma, der große Brahma, der Überwinder, der Unüberwundene, der Allsehende, Selbstgewaltige. Und 36mal war ich Sakko der Götterkönig und einige 100mal war ich ein Kaiserkönig, ein gerechter Gesetzeskönig, Herrscher über die 4 Kontinente, verschaffte meinem Reiche Sicherheit, im Besitze der 7 Juwelen (Abs. = A VII.58). Was soll da erst von den Provinzen des Reiches gesagt werden?

 

Da gedachte ich also: "Für welche meiner Taten ist dies wohl die Frucht und Reife, daß ich jetzt hochmächtig, so hochgewaltig bin?" Und ich gedachte: "Für drei meiner Taten ist dies die Frucht und Reife, daß ich jetzt so hochmächtig, so hochgewaltig bin, nämlich Gewähren, Beherrschung, Zügelung.

 

Ihr mögt euch üben in Verdienst,
in bester Fähigkeit zum Wohl;
Gewähren, rechten Wandel mög'
man pflegen und ein liebend Herz.
 
Wer dieser Dinge dreie pflegt,
die nur mit Wohl gesegnet sind,
gelangt als Weiser dadurch hin
zu heiler Welt, die voller Wohl.

(Verse = It 60)


23. Heil auf beiden Seiten

Ein Ding, entfaltet und oft wiederholt, begreift auf beiden Seiten Heil in sich, Heil im Diesseits und Heil im Jenseits. Welches eine Ding? Ernst bei heilsamen Dingen. Das ist das eine Ding, welches entfaltet und oft wiederholt auf beiden Seiten Heil in sich begreift, Heil im Diesseits und Heil im Jenseits.

 

Den ernsten Sinn, es preisen ihn
die Weisen, um Verdienst zu tun;
auf beiden Seiten Heil erreicht
der Weise, der da ernsten Sinns:
 
ein Heil im Diesseits und dazu
ein Heil auch in der Jenseitswelt.
Wer so sich auf das Heil versteht,
der Kluge, gilt als Weiser hier.

  (alles = S 3.17; vgl. A V.43)


24. Der Knochenberg

Eine einzige Person, die ein Äon hindurch das Wandelsein durchliefe, würde ein Knochengerippe, eine Knochenmenge, einen Knochenhaufen bewirken, so groß wie der Vepulla-Berg, wenn man die Knochen zusammentrüge und das Angesammelte nicht verweste.

 

Von einer einzigen Person
in einem einzigen Äon
die Knochen würden bergeshoch
der große Seher also sprach.
 
Der große Berg, er wäre gleich
dem Berge, der Vepulla heißt,
der höher als der Geierkulm
im Bergesland von Magadhā.
 
Wer aber edle Wahrheit schaut
mit Weisheit, die vollkommen recht
- das Leid, des Leids Entstehen und
des Leidens Überwindung auch
und edlen Achtpfad schließlich dann,
der zu des Leidens Stillung führt -,
 
als höchstes nur noch siebenmal
wird wandern um ein solcher Mann,
dem Leid ein Ende machen dann,
versiegend alle Fesselung.

(alles = S 15.10)


25. Bewußte Lüge

Eine menschliche Person, die sich bei einem Ding einer Übertretung schuldig macht, für die gibt es keine Übeltat, sag ich, die sie nicht begehen könnte. Bei welchem einen Ding? Bei klarbewußter Lüge.

 

Ein lügenhafter falscher Mensch,
der ein Gebot nur übertritt
und der nicht glaubt an andre Welt:
der ist zu jedem Fehl bereit.
(= Dhp.176)
 


26. Geben

Würden die Wesen den Lohn für das Verteilen von Gaben kennen, so wie ich, so würden sie nichts genießen, ohne etwas gegeben zu haben, und es würde der Makel des Geizes nicht ihr Herz umsponnen halten. Selbst den letzten Bissen, den letzten Brocken, würden sie nicht genießen, ohne davon auszuteilen, falls sie einen Empfänger dafür hätten. Da nun aber die Wesen den Lohn für das Austeilen von Gaben nicht so kennen wie ich, deshalb genießen sie auch, ohne etwas gegeben zu haben, und der Makel des Geizes hält ihr Herz umsponnen.

 

Wenn nur den Wesen wär' bekannt,
so wie's der große Seher sagt,
der Lohn des Gabenspendens und
wie groß die Frucht ist, die das bringt,
 
sie scheuten Geizes Makel und
sie spendeten gar heitren Sinn's
den Edlen, wenn er an der Zeit,
da wo die Frucht am größten ist.
 
Die reichlich Atzung spendeten,
ein Opfer für die Würdigen,
die Menschenwesen nach dem Tod
als Geber gehn zum Himmel ein.
 
Zum Himmel eingegangen sie
erfreuen sich im Wunschgenuß
des Lohns des Gaben-Spendenden,
weil sie nicht geizig waren hier.

27. Entfaltung der Liebe

Was es auch an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, sie alle haben nicht den Wert eines Sechzehntels der gemüterlösenden Liebe. Die gemüterlösende Liebe begreift sie in sich und leuchtet und flammt und strahlt.

 

Gleichwie etwa aller Sternenschein nicht den Wert eines Sechzehntels des Mondenscheins hat, dieser vielmehr jenen in sich begreift und leuchtet und flammt und strahlt, ebenso nun auch: Was es da an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, sie alle haben nicht den Wert eines Sechzehntels der gemüterlösenden Liebe. Die gemüterlösende Liebe begreift sie in sich und leuchtet und flammt und strahlt.

 

Gleichwie etwa im letzten Monat der Regenzeit, im Herbste, die Sonne, am reinen wolkengeklärten Himmel emporsteigend, alles Dunkel des Raumes verscheucht und leuchtet und flammt und strahlt, ebenso nun auch: Was es da an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, sie alle haben nicht den Wert eines Sechzehntels der gemüterlösenden Liebe. Die gemüterlösende Liebe begreift sie in sich und leuchtet und flammt und strahlt.

 

Gleichwie etwa nachts zur frühen Dämmerung der Morgenstern leuchtet und flammt und strahlt, ebenso nun auch: Was es da an verdienstwirkenden Mitteln im Bereich der Bezüge gibt, sie alle haben nicht den Wert eines Sechzehntels der gemüterlösenden Liebe. Die gemüterlösende Liebe begreift sie in sich und leuchtet und flammt und strahlt.

 

Ein Mensch, der sich in Liebe übt,
in unbegrenzter, ganz bewußt,
dem werden da die Fesseln dünn,
der Haftung Schwinden merkt er bald.
 
Und liebt er so ein Wesen nur,
von Bosheit frei, dann bringt's ihm Heil:
doch wer voll Mitleid alle meint,
schafft unermeßliches Verdienst.
Die Erd-Erobrer, Seher-Kön'ge,
die spendend zogen durch die Welt:
nur Sechzehntel an Wert ist dies
vom Herzen, das von Liebe voll.
 
Wer tötet nicht, nicht töten läßt,
wer nimmer siegt noch siegen heißt,
wer liebevoll zu allen ist,
dem droht von niemand Feindschaft mehr.
  (alles = A VIII.1)
 


28./29. Der Mönch

Mit zwei Dingen weilt ein Mönch schon zu Lebzeiten leidig, voll Sorge und Verzweiflung und Leidenschaft und beim Zerfall des Leibes, nach dem Tode, steht ihm der Abweg bevor. Mit welchen zwei? Ungezügeltheit der Sinne und Unmäßigkeit beim Mahle. Mit diesen zwei Dingen lebt ein Mönch schon zu Lebzeiten leidig, voll Sorge und Verzweiflung und Leidenschaft und beim Zerfall des Leibes, nach dem Tode, steht ihm der Abweg bevor.

 

Das Aug', das Ohr, das Riechorgan,
die Zung', der Leib, das Denken auch,
wo diese Tore unbewacht
bei einem Mönch hienieden sind,
 
wo einer Maß beim Mahl nicht kennt
und auch die Sinne hütet nicht,
zu Körperleid, zu Herzeleid,
zu Leiden nur ein solcher geht.
 
Mit einem Körper, der da brennt,
im Herzen brennend Leidenschaft,
bei Tag sowohl als auch bei Nacht
im Leiden weilt ein solcher nur.

 

Mit zwei Dingen weilt ein Mönch schon zu Lebzeiten glücklich, ohne Sorge, Verzweiflung und Leidenschaft und beim Zerfall des Leibes, nach dem Tode, steht ihm der gute Gang bevor. Mit welchen zwei? Sinnenzügelung und Maßhalten beim Mahle. Mit diesen zwei Dingen weilt ein Mönch schon zu Lebzeiten glücklich, ohne Sorge, Verzweiflung und Leidenschaft und beim Zerfall des Leibes, nach dem Tode, steht ihm der gute Gang bevor.

 

Das Aug', das Ohr, das Riechorgan,
die Zung' der Leib, das Denken auch,
wo diese Tore gut bewacht
bei einem Mönch hienieden sind,
 
wo einer Maß beim Mahle kennt,
wo einer Sinne hütet wohl,
zu Körperwohl, zu Herzenswohl,
zu Wohl ein solcher einzig geht.
 
Mit einem Körper, der nicht brennt,
im Herzen ohne Leidenschaft,
bei Tag sowohl als auch bei Nacht
im Glücke weilt ein solcher nur.

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