| |
ARAHAT-BIKKHUNIS
Die Gefahr des Anhaftens an der eigenen Schönheit
Damals wie heute, bedienten sich Frauen in allen Lebensphasen der
unterschiedlichsten Mittel, um ihre Schönheit zu steigern und die Anzeichen
fortschreitenden Afters zu verstecken. Dies ist jedoch ein nutzloser Versuch
vorzutäuschen, der Körper altere nicht. Doch wenn Weisheit anstelle von Cremes
und Schönheitswasser gegen den Alterungsprozess eingesetzt wird, wächst unser
Verständnis für die Unbeständigkeit in jedem Bereich.
Ambapali war eine reiche und schöne Kurtisane zur Zeit Buddha's. Bevor sie
Buddha predigen hörte, war ihr einziges Anliegen, ihre berühmte Schönheit zu
pflegen und zu bewahren. Mit Buddha's Hilfe konnte sie die Unvermeidlichkeit des
Alterns und den Verlust ihrer Schönheit akzeptieren und war fähig das Leid des
Altwerdens zu verstehen:
- Meine Augen glänzten, prächtig wie Juwelen,
- so schwarz und groß. Jetzt, gealtert,
- sehen sie nicht mehr schön aus.
- Nicht anders sagt es der Erwachte.
- Früher waren meine Hände schön,
- verziert mit goldenen Ringen.
- Durch's Alter gleichen sie jetzt Zwiebeln und Rettichen.
- Nicht anders sagt es der Erwachte.
- Früher war mein Körper schön, wie ein auf Hochglanz
- poliertes Goldblatt. Nun ist er mit vielen Runzeln bedeckt.
- Nicht anders sagt es der Erwachte.
- Das war dieser Körper. Nun ist er altersschwach, viele
- Schmerzen wohnen ihm inne, ein altes Haus von dem der
- Putz abfällt. Nicht anders sagt es der Erwachte.
(Vers 257, 264, 266, 270)
Ambapali erkennt, daß alle Reize des Körpers schon bald der Häßlichkeit und
den Schmerzen weichen, weil der Alterungsprozess seinen Tribut fordert, so wie
der Buddha dies lehrt. Alle körperliche Schönheit, so vollkommen sie in der Zeit
der Jugend auch gewesen sein mochte, sie ist völlig unbeständig. Schon wenn sie
ihren Gipfel erreicht hat, beginnt der Glanz der Augen zu ermatten, auch wenn
dies nicht gleich sichtbar ist; die Festigkeit der Glieder schwindet dahin;
glatte Haut wird runzelig. Ambapali erinnert uns daran, daß jeder Körper der
Unbeständigkeit und dem Verfall obliegt, ebenso wie alles andere im Universum.
Auch Khema, die Frau von König Bimbisara, war von ihrer eigenen Schönheit
gefesselt, ehe sie den Buddha traf. Doch Khema hatte bei einem der früheren
Buddha's ein Gelübde abgelegt, um unter Buddha Gotama große Weisheit zu
erlangen. In den Zeiten in denen verschiedene andere Buddhas wirkten, hatte sie
Klöster angelegt, die sie dem jeweiligen Buddha und seinem Sangha stiftete.
In ihrem letzten Leben aber sträubte sich Khema, Buddha Gotama zu treffen.
Vielleicht versuchten ihre "Mara Kräfte" ein letztes Mal sie im samsara
festzuhalten. Doch sie waren zum Scheitern verurteilt, denn die Kraft ihres
früheren guten Wirkens war stärker. König Bimbisara mußte sie beinahe
überlisten, um sie zum Buddha zu bringen, denn seine Königin Khema legte so viel
Wert auf ihr Äußeres, daß sie befürchtete, dies würde Buddha's Mißfallen
erregen. Sollten wir jemals unseren Widerstand gegen den Dhamma bemerken, so
können wir uns an Khema ein Beispiel nehmen und uns an die Vergänglichkeit
dieser Geisteshaltung erinnern.
Der Buddha aber wußte, wie er Khema's Eitelkeit und ihre Selbstüberschätzung
zügeln konnte. Er schuf, nur für sie sichtbar, das lebendige Bild einer Frau,
die noch reizvoller war als sie. Als sie in seine Nähe kam, sah Khema wie diese
andere Frau dem Buddha zufächelte. Da ließ der Buddha das schöne Bild vor den
Augen der Königin mehr und mehr altern, bis sie nur noch ein Haufen verwester
Knochen war. Als sie das sah, erkannte Khema erstmals, daß ihre eigene Schönheit
nicht unübertroffen war. Das brach ihren Stolz. Zum zweiten begriff sie etwas,
das noch wichtiger war, nämlich daß sie selbst alt und schwach werden würde.
Dann hielt der Buddha eine Lehrrede und Khema wurde eine
"Strom-Eingetretene". Sie durchlief dann in rascher Folge die übrigen drei
Stufen der Erleuchtung und wurde auf der Stelle eine Arahat. Daraufhin teilte
Buddha dem König Bimbisara mit, daß sie entweder noch am heutigen Tag ordinieren
oder sterben müsse; der König konnte den Gedanken nicht ertragen, sie so schnell
zu verlieren und gab ihr die Erlaubnis in den Orden einzutreten. So wurde sie,
bereits eine Arahat, ordiniert - dies ist einer der seltenen Fälle in denen ein
Mensch ein Arahat vor seinem Eintritt in den Sangha wurde. Khema hatte also
tatsächlich einzigartiges paramis erzeugt, indem sie früheren Buddhas große
Geschenke machte und ihre Lehren gründlich studierte. Hier sehen wir wiederum,
wie wichtig es ist in der Gegenwart starkes gutes, auf Weisheit beruhendes Karma
zu erzeugen, auch wenn es in diesem Leben noch keine oder nur geringe Früchte
trägt. Je mehr gute und weise Taten wir jetzt vollbringen, desto leichter haben
wir es in Zukunft. Natürlich ist die Meditation hier das wertvollste Wirken.
Im Therigatha, wird Khema's Gedicht in Form eines Gesprächs mit Mara
dargestellt, dem Wesen das die Kräfte des Bösen beherrscht und symbolisiert.
Mara lobt Khema's Schönheit, und ihre Antwort zeigt, wie völlig sich ihre
Einstellung zu sich selbst und dem Leben geändert hat, nun da sie die wahre
Natur der Dinge richtig verstanden hat:
- Dieser Körper ist eine gewöhnliche und widerwärtige Stätte
- von Krankheit und Fäulnis,
- wegen ihm verspüre ich Widerwillen und Not.
- Das Begehren, die Lust sind jetzt vernichtet.
- Die Lüste des Körpers und des Geistes sind scharf wie Messer und Dolche.
- Sprich mir nicht von der Wonne an sinnlichem Vergnügen!
- All diese Eitelkeiten können mich nicht mehr erfreuen.
(S.83)
Dann sagte sie, Mara sei bei jenen, die glaubten, daß allein rituelle Bräuche
zu geistiger Läuterung führen. Khema sagt, daß Menschen, die Feuer oder
Sternbilder usw. anbeten, die Wirklichkeit nicht kennen und sich ihrer üblen
Gedanken durch solche Praktiken nicht entledigen können. Deshalb muß der Glaube
an Befreiung durch Regeln und Riten überwunden werden, um die Stufe des
"Strom-Eintritts" zu erreichen.
Khema beendet ihre Verse mit einem Ausruf tiefer Dankbarkeit gegenüber
Buddha, dem Höchsten unter den Menschen. Ihre letzte Zeile ist ein wahrhafter
"Löwenruf":
- Völlig frei von allen Sorgen bin ich,
- Die Lehren des Buddha hab' ich vollbracht.
(S.3-4)
Kherna war aktiv, d.h. sie setzte die Lehre aller Buddhas in die Tat um, und
das hat sie jenseits der Leidenswelt gebracht.
Weitere Gespräche mit Mara
Einige andere gesprächsartige Verse des Therigatha wurden ebenfalls in Form
einer Diskussion mit Mara verfaßt. Typisch dafür ist, daß Mara die Arahat-Nonne
befragt, warum sie nicht an den "schönen Dingen des Lebens" interessiert ist. So
bedrängte Mara z.B. Sela, die sinnlichen Vergnügen zu genießen, solange ihre
Jugend es erlaubt. Die Antwort der Theri zu den Gefahren solcher Vergnügen sind
Gleichnisse, die so kraftvoll sind, wie die von der Bhikkhuni Sumedha:
- Sinnliche Vergnügen sind wie Schwerter und Pfähle;
- an denen sich die Wesen aufreiben, gefangen von Gier und
- Unwissen;
- was Du "Freude an sinnlichem Vergnügen" nennst,
- ist für mich jetzt keine Freude mehr.
(Vers 58)
Sicher haben viele von uns auch die eigene innere Stimme von Mara gehört, die
uns drängt "einfach eine schöne Zeit zu verbringen und uns nicht um die
langfristigen Folgen unseres Tun's und Lassen's zu kümmern." Wenn wir uns aber
oft und früh genug an die schmerzlichen Nachwirkungen solcher Freuden" erinnern
besonders an jene, bei denen moralische Gesetzmäßigkeiten übertreten wurden -
werden wir diese besonders schädlichen Sinnesfreuden durchschauen und uns so
allmählich von ihnen lösen.
In einem der Gespräche aus dem Samyutta Nikaya, erzählt Cala Mara, daß sie,
im Gegensatz zu den meisten Menschen, keine Freude empfindet geboren zu werden,
trotz der sogenannten sinnlichen Vergnügen, die das Leben ermöglicht. Mit klarer
Einfachheit zeigt sie, daß Geburt letztendlich nichts als Leiden mit sich
bringt:
- Einmal geboren sterben wir.
- Einmal geboren sehen wir die Leiden des Lebens
- Von den Fesseln, den Qualen, vom Samsara - bin ich erlöst.
(S.186)
![](../images/dwnarrow.gif)
|