| |
ARAHAT-BIKKHUNIS
Betrachtung über den Sangha
Der Sangha, der Orden der Mönche und Nonnen, dient der Erhaltung und
Weiterführung der Lehre des Buddha; der Ausübung der Lehre haben die Angehörigen
des Sangha ihr Leben gewidmet. Daher rät der Buddha zur Reflektion über den
Sangha und seiner positiven Eigenschaften, als Unterstützung bei der Entfaltung
eines gesunden Geistes. Wir können diese Betrachtung mit den Versen einer
Bhikkhuni namens Rohini beginnen.
Ihr Vater hatte sie befragt, aus welchem Grund sie denke, Einsiedler und
Mönche seien erhabene Wesen. Er behauptete, Asketen seien nur faul, und viele
Menschen tun es heutzutage vielleicht ebenso - besonders Vertreter der strengen
westlichen "Arbeitsmoral"; sie seien Parasiten, die nichts Lohnendes tun und von
der Arbeit anderer leben. Rohini antwortete, sie sei überzeugt vom Wert
geistiger Läuterungsarbeit und lebte völlig abgeschieden. So gelang es ihr, auch
das Vertrauen ihres Vaters zu gewinnen, so dass er seine Zuflucht zum Buddha,
zum Dhamma und zum Sangha nahm. Ihre Verse erleuchten uns möglicherweise ebenso:
- Sie sind pflichtbewußt, nicht faul,
- Vollbringer der besten Taten;
- fern von Verlangen und Abneigung;
- Sie befreien sich von den drei Wurzeln
- alles Üblen; alles Schlechte in ihnen
- ist beseitigt.
- Ihre Taten sind rein; ebenso ihre Worte;
- ebenso ihr Geist.
- Sie sind fleckenlos wie Perlmutt, durch
- und durch geläutert; erfüllt von einem
- unbeschränkt wohlwollenden Geist.
- Sie besitzen großes Wissen, sind kundig
- in der Lehre, sie sind edel, leben in
- Einklang mit der Lehre und geben das Ziel und
- die Lehre an andere weiter.
- Sie haben einen aufmerksamen Geist,
- und die Achtsamkeit entfaltet.
- Erfahren, achtsam, gemäßigt im Sprechen
- und ohne Eitelkeit erkennen sie
- das Ende des Leidens.
- Wenn sie ein Dorf verlassen, schauen sie sich
- nicht (voll Verlangen) um; sie gehen ganz ohne
- Verlangen.
- Sie speichern kein Gut weder in eine Vorratskammer,
- noch in einen Topf oder einen Korb, (sondern)
- sie gehen auf Almosengang nur um etwas Gekochtes.
- Sie nehmen kein Gold, Münzen oder Silber;
- mit dem Gegebenen sind sie zufrieden.
- Diejenigen, die vom Hause fortgezogen sind, kommen
- aus verschiedenen Familien und
- verschiedenen Ländern; und doch sind sie
- Freundlich zueinander; deshalb sind mir die Asketen lieb.
(Vers 275-285)
Der buddhistische Text bezieht sich auf zwei Arten des Sangha, den Ariya
Sangha und den Bhikkhu Sangha. In den einleitenden Zellen beschreibt Rohini die
Ariyas, die Edlen und dann diejenigen, die danach streben so zu werden. Die
ersten drei Stufen der Ariyas können Laienanhänger oder Mönche und Nonnen sein.
Aufgrund äußerster Reinheit können die vollkommen erleuchteten Nonnen nur im
Orden leben. Diese Arahats haben ihren Geist von jeder Art von Gier, Haß und
Unwissen, den drei Wurzeln alles Üblen befreit. Die anderen drei Arten Arahats
streben danach, von allem frei zu werden, was von diesen Übeln noch in ihrem
Geist vorzufinden ist. Alle 4 Arten der Aryias haben, graduell unterschiedlich,
das Ende des Leidens erkannt. Durch diese Erfahrung des Nibbāna unterscheiden
sie sich als "Edle" vom "Weltling".
In der nächsten Zeile spricht Rohini speziell über das Benehmen der Mönche
und Nonnen. Sie wandern auf ihren Almosengängen in den Straßen umher und haben
ihre Augen nur ein paar Schritte voraus gerichtet. "Sie sehen sich nicht um" da
sie sich nicht im geringsten für das, was um sie herum geschieht interessieren.
Sie besitzen kein Geld und begnügen sich mit dem Nötigsten - was immer die
Laienanhänger ihnen geben. Schüler des Dhamma, die nicht im Kloster leben, täten
gut daran, wie die Mönche, die eigentliche Reizlosigkeit des Daseins zu erwägen.
Ein guter Mönch läßt seinen Blick nicht schweifen, vor allem nicht auf seinem
Almosengang, denn auf seinem allmorgendlichen Weg ins Dorf trifft ihn eine Fülle
von Sinneseindrücken, die ihn ablenken, wenn er seine Sinne nicht zügelt und
Achtsamkeit übt. Ein guter Bhikkhu geht schweigsam von Tür zu Tür, bis genug
Essen in seiner Schale ist, ohne daß er Begehren in seinem Geist aufkommen
ließe. Solch ein Mönch interessiert sich nicht für die Einzelheiten des Lebens
derer, die um ihn herum sind. Er hat beständig das wahre Wesen aller Dinge im
Sinn nämlich ihre Vergänglichkeit, ihre Unmöglichkeit beständiges Glück zu geben
und deren Wesenslosigkeit. Als Meditations-Schüler müssen auch wir uns, wie
diese Bhikkhus darin üben, inmitten des Tumults und der Ablenkungen des Lebens
gelassen und unberührt zu bleiben, indem wir uns daran erinnern, daß keines
dieser Dinge es wert ist, daß man ihm nachläuft.
Rohini sagte auch, daß die edlen Mönche nicht auf Geld oder andere
Besitztümer aus sind. Sie speichern nichts auf (Lebensmittel etc.). Stattdessen
vertrauen sie auf ihr gutes vergangenes Wirken. Obwohl wir als Laien für unseren
Lebensunterhalt arbeiten müssen, sollten wir dieses Verhaften beachten und uns
eine ähnlich gelassene Einstellung gegenüber unserem Vermögen aneignen. Wir
arbeiten für die Erhaltung unseres Lebens und des Lebens derer, die von uns
abhängig sind. Wenn es uns aber gelingt zu lernen, die Gier nach der scheinbaren
"Sicherheit" des Geldes zu verringern, werden wir erkennen, wie das Gesetz von
Saat und Ernte funktioniert.
Der letzte Abschnitt im Vers sagt aus, daß das freundliche Miteinander
innerhalb des Sangha durch Herkunft, Klasse oder Nation nicht beeinträchtigt
wird. Dieser gute Wille ist sicher auch für uns Laien nützlich, wenn wir ihn im
täglichen Leben praktizieren. Durch Eintritt in den Orden kann man sich völlig
der Lehre widmen; die Mönche und Nonnen geben so uns Laien viele Beispiele, wie
wir versuchen können die Lehre innerhalb der Grenzen unseres "Lebens im Hause"
anzuwenden. Rohini's Gedicht hat uns einige solche Beispiele gezeigt.
Die Gefahr des weltlichen Verlangens
Eine Vielzahl von Nonnengedichten betonen die Gefahr weltlichen Verlangens.
Die Bhikkhuni namens Sumedha schor sich den Kopf kahl, um ihre Eltern zu
zwingen, die geplante Hochzeit zu annullieren und ihr den Eintritt in den Sangha
zu erlauben. Doch bevor sie von zu Hause fortging, überzeugte Sumedha ihre ganze
Familie und Dienerschaft von der Gültigkeit der Botschaft des Buddha. Ihrem
Verlobten, König Anikaratta, erklärte sie die Nutzlosigkeit sinnlichen
Verlangens und die Unersättlichkeit der Sinne:
- Selbst wenn ein Regengott all sieben Arten von
- Edelsteinen regnen lassen würde, bis
- Erde und Himmel voll davon wären,
- dennoch wären die Sinne voll Verlangen und die
- Menschen würden unbefriedigt sterben.
Gleichgültig wieviel irdische Güter wir auch besitzen mögen, wenn der Geist
keine Weisheit gewonnen hat, wird das Begehren wiederkehren. Wenn die
Unwissenheit nicht beseitigt wurde, wird das Verlangen nach mehr und anderen
Objekten suchen, in der Hoffnung dauerhafte Befriedigung zu finden. Dauerhaftes
Glück im weltlichen Bereich ist unmöglich, denn alle Sinnesobjekte ändern sich
und verfallen jeden Moment, so wie es auch der Geist selbst tut. Der
fortwährende Zustand tiefer Unzufriedenheit - Begierde nach Genuß - ist eine der
vielen Formen gegenwärtigen Leidens. Außerdem erzeugt Verlangen selbst die
karmische Energie, die das Leben zu den Wiedergeburten treibt, in fortgesetztem
Bemühen nach Erfüllung. Wenn im Todesmoment der Geist noch voll Verlangen ist,
folgt Wiedergeburt.
Nachdem sie diese Verse gesprochen hatte, hielt Sumedha vor der ganzen
königlichen Gesellschaft ihres Palastes einen Vortrag über den hohen Wert
menschlicher Geburt in der Unendlichkeit des samsara. Das Leben in dieser Welt
ist so wertvoll, denn es bietet uns die äußerst seltene Gelegenheit zu lernen,
Wiedergeburt und Leiden zu beenden und Buddha's Lehren in die Praxis umzusetzen.
Sumedha sprach auch über die Gefahren der sinnlichen Freude und sinnlichen
Verlangens und über den Edlen Achtfachen Pfad. Eindringlich ermahnte sie ihre
Zuhörer:
- Wenn das Unsterbliche (Nibbana) existiert,
- was wollt Ihr dann mit sinnlichem Vergnügen,
- gleich glühendem Fieber?
- Die Welt der Sinne
- lodert ja wie ein Feuer.
(Vers 504)
Die Befriedigung, die das brennende Verlangen uns gewährt, wenn das Verlangen
sein Ziel für einen Moment erreicht hat, ist nur kurz. Sumedha drängt ihre
Familie, hinter solch verwirrende und unheilsame Bindungen schaffende Vergnügen
zu blicken und die Worte des Erwachten zu beachten, die den Weg zu völligem
Frieden, jenseits allen Begehrens zeigen. Sie ermahnt sie, auf einen
längerfristigen Nutzen zu achten und sich nicht von den flüchtigen Momenten
eines Glückes einfangen zu lassen, das durch die momentane Befriedigung des
sinnlichen Verlangens entsteht. Sie erinnert sie mit Worten, die auch wir uns
ins Gedächtnis rufen sollten: "Das Sinnesverlangen verdirbt jene, die nicht
lassen können". Sich an Vergnügen zu klammern bringt immer Schmerz. Diese
Gefühle sind allzu vergänglich, auch wenn sie uns momentan vielleicht sehr
angenehm erscheinen. Sie werden durch Bedingungen beeinflußt, die wir nicht
völlig kontrollieren können. Wir wünschen uns immer, daß das angenehme bleibt,
trotz der Tatsache, daß es sich stets wandelt und vergeht, und wir wehren uns
vor dem Unangenehmen, dem doch so oft Unvermeidlichen, anstatt es gelassen
anzunehmen. Sumedhas Gedicht erklärt diese Weisheit; es ist das letzte im
Originaltext des Therigatha und bietet eine Zusammenfassung der Lehren Buddhas
über die Gefahr der Begierde.
Auch die Bhikkhuni Subha geht näher auf die Gefahr der weltlichen Wünsche
ein; sie benutzt dabei einige eindrucksvolle Vergleiche, um die gewaltige Gefahr
zu zeigen, die dem Hang zur Welt innewohnt. Irrt folgenden Vers aus dem Samyutta
Nikaya kann ein Meditierer viel entdecken, indem er über Subha's eindringliche
Bilder nachsinnt:
- Möge ich nicht wieder auf sinnliches
- Vergnügen treffen, das keine
- Zuflucht bietet. Sinnliche Freuden
- sind Feinde, Mörder, wie ein loderndes Feuer,
- schmerzhaft
- Habgier ist ein Hindernis, voll von
- Furcht, Ärger, Dornen, sie ist beschwerlich.
- Sie macht blind ...
- Sinnliche Freuden verwirren und
- enttäuschen, sie wühlen den Geist auf;
- ein Netz, von Mara ausgeworfen
- zur Fesselung der Wesen.
- Sinnliche Freuden bergen endlose Gefahr,
- große Schmerzen,
- machen dabei nur wenig Vergnügen, verursachen
- Streit und lassen die Tugenden versiegen.
(Vers 351f., 357f.)
Diese Zeilen zeigen uns die Gefahr und das Leid, dem wir begegnen, wenn wir
uns in unserem Tun allzu sehr von weltlichem Verlangen leiten lassen.
Nur das eigene Erkennen dieser Gefahren motiviert einen Meditierenden,
vollkommen achtsam zu werden, sich den Folgen seiner inneren und äußeren
Handlungen gewahr zu werden und stets nach Loslösung zu streben. Wenn wir das
Leid studieren, müssen wir uns mit der Frage auseinandersetzen, ob wir unsere
Wünsche beherrschen oder unsere Wünsche uns. Gemeinsam mit Subha können wir
erkennen, daß weltliche Gelüste Gefahren sind, und daß sie die ganze Qual der
nachfolgenden Geburten verursachen. Eine unserer Aufgaben bei der Suche nach
Befreiung ist die, unseren Geist darin zu Oben, das Verlangen zu erkennen, wenn
es an den Sinnespforten entsteht. Ebenso sollten wir beobachten, wie es andauert
und wie es wieder vergeht. Haben wir das wieder und wieder getan, werden wir
verstehen, daß jedes Begehren oder jede Neigung dazu bestimmt ist unglücklich,
da vergänglich, zu enden.
Der Versuch diese Achtsamkeit ohne spezielles Training zu üben, wird
wahrscheinlich scheitern, denn der Weltling, der Durchschnittsmensch, nimmt im
Verlangen kein Leiden wahr.
Ihn beschäftigt nur das zu erwartende Glück der Befriedigung. Er denkt stets,
"Wenn es nur endlich geschieht, ist alles gut." Aber in dem Maße, in dem wir
unser Tun und Reden durch sittliche Gesinnung erhellen, unsere Sinne durch
Meditation beruhigen, und unter der Leitung eines guten Lehrers die Praxis der
Vipassana-Medhation lernen, werden wir immer klarer erkennen, daß alles
Verlangen Leid bedeutet und in Zukunft noch mehr Leiden verursacht. Auch werden
wir dann merken, wie oft sich das Erreichen eines begehrten Objekts als
Enttäuschung erweist, ' und - nicht das erhoffte Glück - sondern nur Leere
zurückläßt. Das Ergebnis einer solchen Meditation ist ein friedvoller Geist und
der erlaubt uns klare Wahrnehmung der Dinge so wie sie wirklich sind,
unvermischt mit Vorurteilen, Halbwissen und Emotionen. So entsteht erstmals eine
klar gesichtete, wohl geprüfte und gesicherte Erkenntnis auf deren Grundlage der
Einzelne es leicht vermag, die seinem Wohl förderlichen Dinge zu betreiben und
die nicht förderlichen Dinge zu unterlassen.
In der Vipassanā Meditation wird der Geist geschult, die vergängliche
Beschaffenheit von Körper und Geist selbst sowie von äußerlichen Sinnesobjekten
unmittelbar zu erfahren. Mit diesem direkten Wissen bzw. der so erfahrenen
Einsicht, wird das vom Weltling so leidenschaftlich begehrte "Glück"
wirklichkeitsgemäß nur als eine andere, feinere Leidensform betrachtet, und die
ständige durch Unwissen sowie Begehren verursachte Spannung, die sich in jedem
unbefreiten Geist findet, wird offensichtlich. Dann löst sich der Geist von
allem Weltlichen und weiß unverbrüchlich: dem Verlangen folgt untrennbar das
Leid.
![](../images/dwnarrow.gif)
|