BUDDHA UND SEINE JÜNGER

Meghiya

 

Gelegentlich, vielleicht bevor Ananda Bhikkhu wurde, war Meghiya Buddhas dienender Begleiter. Als dieser einmal vom Speisesammeln aus dem Dorf zurückkam, sah er einen anmutigen Mangohain und wünschte, sich dorthin zur Meditation zurückzuziehen. Er trug seinen Wunsch dem Erhabenen vor, Buddha aber warnte ihn: "Warte damit, bis noch ein anderer Bhikkhu kommt!" Meghiya beharrte jedoch auf seinem Wunsch und begründete ihn damit, daß er noch viel üben müsse und dies am besten in jenem Hain tun könne. Diese Begründung ließ Buddha gelten und Meghiya ging in den Hain. Während er dort meditierte, kamen ihm störende Gedanken der Sinnenlust, des Übelwollens und der Gewalttätigkeit. Deshalb gab er die Meditation auf, kehrte zu Buddha zurück und sagte ihm, wie es ihm ergangen sei. Buddha hatte das vorhergesehen und gab ihm nun einen guten Rat: Es gibt fünf Hilfsmittel, um die Befreiung des Geistes zur Reife zu bringen: erstens einen guten Freund; zweitens strenge sittliche Zucht und strenge Beobachtung der Ordensregeln; drittens ein Gespräch über Bedürfnislosigkeit, Zufriedenheit, Zurückgezogenheit, Anspannung der Willenskraft, Sittenreinheit, Geistessammlung, Weisheit und über Erlösung; viertens Schulung des Denkens, um unheilsame Gedanken zu vertreiben und heilsame zu erlangen; fünftens das Entstehen und Vergehen weise zu durchschauen; vor allem aber braucht man einen guten Freund, mit dem man alle diese Dinge besprechen kann. Ferner empfahl ihm Buddha vier Übungen: Betrachtungen über das Unreine, Unschöne, um sich von Begehrlichkeit zu befreien; Betrachtungen über selbstlose Güte, um sich von Übelwollen zu befreien; klares Bewußtsein beim Ein- und Ausatmen; Betrachtungen über die Unbeständigkeit, um den Ich-Dünkel zu überwinden. Zum Schluß gab Buddha ihm folgenden Spruch:

 

Gedanken, fein und zart, geheime Geistesregung:
Wer sie nicht kennt, stürmt unstet hin zu neuem Leben;
Doch wer sie kennt, beherrscht sie fest mit Überlegung.
Ein Buddha hat dergleichen restlos aufgegeben.
(Ud IV, 1)

Subhadda, der letzte Jünger

 

Am letzten Tage vor dem Hinscheiden des Erhabenen kam ein Paribbājaka namens Subhadda, ein Wandermönch, Anhänger eines anderen Lehrers, zu Buddha, um sich von ihm belehren zu lassen. Ananda wollte jede Störung vom Erhabenen fernhalten und wies ihn ab. Buddha aber hörte das Gespräch und wies Ananda an, Subhadda nähertreten zu lassen. Nun fragte Subhadda, welche von den verschiedenen Lehren, die damals in Indien verbreitet wurden, die richtige sei. Buddha erwiderte, er wolle von den anderen nicht reden, und erklärte ihm kurz den achtfachen Weg; wer diesen Weg befolge, der komme zum Ziel. Er schloß seine Unterweisung mit folgenden Versen:

 

"Mit neunundzwanzig Jahren zog ich aus,
Das Heil zu suchen. Ich verließ mein Haus,
Und mehr als fünfzig Jahre sind vergangen,
Seit ich der Welt entsagt und angefangen,
Den rechten Weg, der Lehre nach, zu wandern.
Kein richtiger Asket geht einen andern."

 

Diese Verse sind von besonderer Bedeutung, weil sie zwei klare Zeitangaben enthalten. Die ganze indische Literatur, nicht nur die buddhistische, ist sehr arm an Zeitangaben; deshalb ist es sehr schwer, Ereignisse der indischen Geschichte zeitlich zu bestimmen. Hier aber erfahren wir aus Buddhas Munde, daß er im Alter von 29 Jahren in die Heimatlosigkeit gezogen und etwa 80 Jahre alt geworden ist.

Subhadda verstand die Lehre und bat den Erhabenen sogleich, ihm die Novizenweihe zu erteilen. Buddha nahm ihn in den Orden auf, und so wurde Subhadda der letzte Jünger, den der Erhabene selbst geweiht hat. Bald danach erhielt Subhadda auch die zweite Weihe, lebte dann zurückgezogen, ernst und eifrig strebend und gelangte noch in diesem Leben zum Nirvana. (D 16. 6)

Der Bericht über den letzten Jünger enthält trotz seiner Kürze eine wichtige, für Buddha und seine Lehre kennzeichnende Wendung: Buddha lehnte ausdrücklich ab, über andere Weltanschauungen und Religionen zu urteilen, und beschränkte sich darauf, seine eigene Lehre darzulegen. Diese Zurückhaltung anderen Lehren gegenüber hat er von Anfang an bis zu seinem Tode streng gewahrt. Schon in dem ältesten Stück des Pali-Kanons, in dem Atthaka-Vagga, das Sona Kutikanna auf Wunsch Buddhas den jüngeren Bhikkhus vortrug (Seite 126*), wird vor Streitgesprächen gewarnt. Dort heißt es (Sn.912):

 

"Bindung an die Welt warf ab der Weise,
Unbeteiligt bleibt er bei Disputen,
Gleichmütig und still, wo andre streiten,
Hält sich frei, wo andre daran glauben."

 

Darum wird, wer Buddhas Weisung folgt, niemals andere Religionen kritisieren und sich niemals an Wortgefechten über philosophische oder religiöse Fragen beteiligen. Buddhisten streiten nicht.


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