DIE HEILSLEHRE DES BUDDHA

DIE GEMEINDE

Der Buddhismus gehört zu den Weltreligionen.[75] "Er ist zu diesem Vorrang gekommen ohne jede Gewalt. Er hat keine Ketzerverfolgungen betrieben, keine Hexenprozesse und keine Kreuzzüge veranstaltet. Er ist still und ruhig seinen Weg gegangen, und wo er mit anderen Religionen zusammentraf, hat er—getreu der Weisung seines Gründers—niemals Haß mit Haß vergolten." (R. Pischel.)

Aus diesem Geiste eroberte sich die buddhistische Heilslehre, getragen von der Größe ihres Begründers, die östliche Welt: Indien, Ceylon, Burma, Siam, Kambodscha, Tibet, China und Japan, um später, durch Forschung und Übersetzungsarbeit begünstigt, auch im Abendland Fuß zu fassen.

"Sicher ist jedenfalls, daß der Buddha auf das geistige Leben der Menschheit eine Wirkung von einem Umfang und einer Intensität ausgeübt hat, wie Wenige vor und nach ihm." (H. v. Glasenapp.)

Daß sich die Heilslehre des Buddha im Laufe der Zeit und in den einzelnen Ländern zum Teil stark wandelte, hängt mit den verschiedenen und in ewiger Wandlung begriffenen Bewußtseinslagen zusammen. Eine Wandlung, die dem Einzelnen sowohl wie ganzen Epochen widerfährt, und die sich auf jede Idee und Lehre auswirkt. Für die also niemals der Begründer, sondern immer nur die Späteren verantwortlich zu machen sind.

So ist es nicht verwunderlich, daß sich auch die Heilslehre des Buddha in zwei große Richtungen aufgespalten hat: die des "Kleinen Fahrzeuges" in Ceylon, Burma, Siam und Kambodscha, und die des "Großen Fahrzeuges" in Tibet, China und Japan. Eine dritte Richtung, die des "Diamant-Fahrzeuges", die besonders in den Bergländern Tibets vertreten ist, kann kaum noch als Buddhalehre angesprochen werden, da die Auswüchse bereits zu große Formen angenommen haben. Auch im Abendlande finden wir diese verschiedenen Richtungen, wozu noch, wie in jeder anderen Religion auch, ausgefallene persönliche Auffassungen kommen, so daß es dem Außenstehenden nicht immer leicht ist, die einzelnen Richtungen und Gemeinden richtig zu bewerten.

Im Laufe der 2500 Jahre hat es viele Förderer des Buddhismus gegeben, von denen der bedeutendste der König Asoka war. Er ließ u. a. Heilstätten für Mensch und Tier errichten. An den Wegen ließ er Bäume anpflanzen und Brunnen graben, allen Wesen zum Schutz und zur Hilfe. Er verlangte, daß allen Religionen in gleicher Weise Achtung zu zollen sei, und daß niemand die Religion eines anderen schmähen oder gering achten solle.

Sich zur Heilslehre des Buddha zu bekennen, ist jedem Menschen möglich, ohne Ausnahme, da keine Kasten- und Rassenunterschiede gemacht werden. Der Eintritt ist freiwillig und bindet an keine Kirche, keinen Priester oder irgendein Oberhaupt.

Mit dem Bekenntnis zum Buddha, zur Lehre und zur Mönchschaft, d. h. mit dem Aussprechen der Zufluchtsformel:

  • Zu dem Buddha nehme ich meine Zuflucht.
  • Zu der Lehre nehme ich meine Zuflucht.
  • Zu der Mönchschaft nehme ich meine Zuflucht

und mit dem Aufsichnehmen der fünf Entschlüsse (silas):

  1. Ich fasse den Entschluß, nicht zu töten.
  2. Ich fasse den Entschluß, nichts zu nehmen, was mir nicht gegeben wird.
  3. Ich fasse den Entschluß, nicht unsittlich zu sein.
  4. Ich fasse den Entschluß, nicht zu lügen.
  5. Ich fasse den Entschluß, mich aller berauschenden Genußmittel zu enthalten,

ist die Bindung an diese Heilslehre vollzogen, die ebenso wieder jederzeit gelöst werden kann. Eine Freiwilligkeit und Toleranz, wie sie kaum sonst zu finden ist. Trotzdem vermochte diese erhabene Lehre eine Welt voll Anhänger an sich zu ziehen und heute noch genau so unerschüttert dazustehen wie vor 2500 Jahren.

Die Mönche halten die Anhänger zum Guten an und tragen ihnen die Lehre vor, wozu Versammlungshallen vorhanden sind, jedoch keine Kirchen oder Bethäuser. Die Belehrungen finden auch unter freiem Himmel statt. Die Zeiten des Voll- und Neumondes und der jeweils darauf folgende 8. Tag sind die dafür vorgesehenen Tage. Dieses sind die Versammlungs- und Festtage, Uposatha-Tage genannt. Der Vollmond der Monate April/Mai gilt für die gesamte Buddhistische Welt als der Tag von Buddhas Erwachung und als höchster Feiertag.

Für den Laienanhänger gilt als verdienstvoll, für kürzere oder längere Zeit und immer von neuem, 8 von den 10 silas zu nehmen. Zu diesem Zweck bittet er einen Mönch, ihm die 8 silas zu geben. Wo kein Mönch ist, kann man sie auch alleine nehmen. In Buddhistischen Ländern kniet der Laienanhänger vor einem Mönch nieder und verneigt sich vor ihm—als dem Vertreter des Sangha—bis zur Erde. Kniend bittet er den Mönch um die 8 silas. "Was ich spreche, sprich nach", antwortet ihm der Mönch und sagt ihm die entsprechenden Formeln vor, die allen Buddhisten bekannt und in Pali geläufig sind:

Verehrungsformel:

Namo Tassa Bhagavato Arahato Sammasambuddhassa.

Zufluchtsformel:

  • Buddham Saranam Gacchami
  • Dhammam Saranam Gacchami
  • Sangham Saranam Gacchami.

Entschlüsse:

  1. Panatipata Veramani Sikkha-Padam Samadiyami
  2. Adinnada Veramani Sikkha- Padam Samadiyami
  3. Kamesu Miccha-Cara Veramani Sikkha-Padam Samadiyami
  4. Musavada Veramani Sikkha-Padam Samadiyami
  5. Sura-Meraya Majja-Pamadatthana Veramani Sikkha Padam Samadiyami
  6. Vikala-Bhojana Veramani Sikkha-Padam Samadiyami
  7. Nacca-Gita-Vadita-Visuka Dassana-Mala-Gandha Vilepana-Dharana Madana Vibhusanat-Thana Veramani Sikkha-Padam Samadiyami
  8. Uccasayana-Mahasayana Veramani Sikkha-Padam Samadiyama.[76]

Damit ist die Weihe vollzogen. Mit einem weißen Gewand bezeugt der Anhänger die vollzogene Weihe auch nach außen.

Diese Weihe, Upasakaweihe genannt, wird von frommen Laien gewöhnlich an den Mond-Tagen genommen. Oftmals lebt dann der Upasaka gewordene Anhänger für kürzere oder längere Zeit im Kloster, wobei er an dem gesamten mönchischen Leben teil hat und sich auch der Nahrungsenthaltung ab 12 Uhr mittags befleißigt. Diese Observanz kann jederzeit und ohne jede Formalität unterbrochen werden. Sie gilt als heilsame und verdienstvolle Übung. So übt sich der Laienanhänger auf dem Weg der Entsagung als dem allein erstrebenswerten und zum Frieden führenden Leben.

Es gibt nach wie vor keine Kirche und kein Oberhaupt im ursprünglichen Buddhismus, die irgendeinen auch noch so leichten Druck ausüben. Die Freiwilligkeit ist stets gewahrt.

Unter "Gemeinde" sind die Laienanhänger und der Mönchsorden zu verstehen. Dem Laienanhänger werden auch später keine Pflichten auferlegt. Die Lehre vom Karma gilt als der beste Zuchtmeister.

Streng geregelt ist jedoch der Mönchsorden, dem ein davon getrennter Nonnenorden angegliedert ist. Für den Eintritt gilt das vollendete 20. Lebensjahr als erforderlich und die Einwilligung der Eltern.

Auch muß der Mönch frei von körperlichen Gebrechen, d. h. nicht verwachsen, lahm, blind oder taubstumm sein. Er darf keine ansteckenden Krankheiten haben, kein Verbrecher oder Söldner sein, keine Schulden haben und muß über sich frei verfügen können.

Für den Mönch sind fünf weitere Entschlüsse bindend, denen sich bis ins Kleinste gehende Verhaltungsregeln anreihen:

6. Nicht zu ungehöriger Zeit zu essen, d. h., nach der Mittagsmahlzeit keine festen Speisen mehr zu sich zu nehmen.
7. Sich des Tanzes, des Singens, der Schauspiele und der Musikaufführungen, kurz, aller weltlichen, zerstreuenden Vergnügungen zu enthalten.
8. Den Gebrauch von Schmuck jeder Art, von wohlriechenden Ölen und Salben, kurz von allem, was der Eitelkeit dient, zu unterlassen.
9. Die Benutzung üppiger Betten aufzugeben; auf niedrigem Lager zu schlafen, und jede Weltlichkeit zu meiden.
10. Immerdar in freiwilliger Armut zu leben.

Bis zu diesem Mönchtum ist jedoch ein weiter Weg, und viele Vorbedingungen müssen erfüllt sein, um jene karmische Disposition zu haben, die zu diesem Leben führt. Es wird von einem Kaufmannssohn erzählt, der zu einem aus seiner Familie stammenden Mönch geht, um ihn über den Weg in die Hauslosigkeit zu befragen:

"Herr, ich möchte vom Leiden frei werden. Zeige mir doch den Weg der Leidens-Befreiung."

"Gut, Bruder, wenn du dich vom Leiden befreien willst, so gib der Mönchsgemeinde die Zettelspeisung, die Halbmonatsspeisung, die Regenzeitspeisung, gib ihr Gewänder und die anderen mönchischen Bedarfsstücke. Dann teile dein Vermögen in drei Teile: Einen für deinen Beruf, den zweiten für den Unterhalt der Verwandten, den dritten gib der Lehre des Buddha."

"Gut, Herr."

Und alles tat er. Dann fragte er wieder: "Was soll ich weiter tun, o Herr?" "Nimm die dreifache Zuflucht und befolge die fünf Sittenregeln."

Auch das tat er. Er fragte weiter: "Gibt es noch etwas zu tun, o Herr?" Und er bekam weiter gesagt: "So werde jetzt Mönch."—Da entsagte er dem Hausleben und trat in den Mönchsorden ein."

Der eigentlichen Weihe geht eine Zeit des Noviziats voraus. Aus dem Bericht eines deutschen Buddhisten entnehmen wir über die Novizenweihe folgendes:

Nun ist auch dieser große Tag vorüber. Gestern ging es in die Hauslosigkeit.

Die eigentlichen Vorbereitungen setzten schon früher ein. Handwerker und Arbeiter fingen an, die Insel instand zu setzen, die Festhalle zu bauen und die Häuser zu streichen.

Die Festhalle wuchs und wuchs. Sie sah zuerst sehr nüchtern aus mit dem Bambusgerippe und dem Palmblattdach. Doch in der letzten Woche bekam der Raum sein Festgewand. Auf den Boden kamen grüne Matten, und die Ständer wurden mit grünen Palmblättern umkleidet. Den Abschluß bildeten weiße Leinendecken. Der Hauptanziehungspunkt war aber das mit viel Farbenpracht ausgestaltete Podium für die Pabbajja-Weihe. (Vgl. Anm. 9)

Am Vormittag des betreffenden Tages zogen wir, einer hinter dem anderen, der Halle zu, die bereits mit der harrenden Bevölkerung gefüllt war. Am anderen Ende saßen in Hufeisenform die Mönche. In die Mitte dieses Hufeisens legten die Spender ihre Gaben. Die Tagesmahlzeit wurde eingenommen.

Nach den vielen Regentagen war heute ein herrlicher Sonnentag. Vom Meer fächelte eine kühlende Brise, und in den Blättern sang der Wind sein Lied. Ein Tag, wie ihn der Mensch sich nur wünschen kann, der für immer das Hausleben aufgeben will.

Als ich nach der Mahlzeit draußen auf und ab ging, war ein älterer Einheimischer jedesmal dabei, mich zu beschirmen, sobald ich stehen blieb. Welch rührende Sorgfalt drückte sich darin aus und welch große Achtung vor dem Sangha (Mönchsorden), dessen Mitglied ich auch werden sollte.

Als ich zur Einweihung herankam, war ich ohne jede Unruhe, antwortete oder sprach klar und fest und ohne Stocken alles nach. Dann wurde auch ich zur Einkleidung geführt, wobei ich die Erwägung beim Einkleiden nachzusprechen hatte. Nach einer Weile standen wir alle vier vor den älteren Mönchen. Es folgten die Bitten um die dreimalige Zuflucht mit den zehn Samanero-regeln und darauf diese selbst. Danach durften wir uns setzen.

Die beiden alten Mönche und unser Freund Dhammadhara hielten nacheinander Ansprachen an die Menge, die bis auf etwa 3000 Menschen angewachsen war. Sie betonten die große Bedeutung, die dieser Ordination zukommt und wodurch das Band von Ost nach West fester geknüpft wird. Der Sangha (Mönchsorden) war in voller Kraft.

Nun kam die Menge zu ihrem Recht. Wir mußten uns ihr zudrehen, und es wurde den neuen Sprossen des Sangha die Verehrung dargebracht in Worten und Werken. Arm und reich, jung und alt, Mann und Frau, Arbeiter und Reichbegüterte, alle neigten sie sich vor uns, den neuen Jüngern des Erhabenen, das aber ist vor dem Sangha, der besten Stätte der Welt, um Gutes zu tun.

Gaben über Gaben wurden niedergelegt. Alle bekamen reichlich. Ja, viel zu viel. Das Morgenland kennt keinen Halt, wo es seiner Religion gilt. Nach dem ersten großen Ansturm kam ein älteres Ehepaar, und ich verstand die still gesprochenen Worte: Das ist unser ,Mönch' auf mich gemeint. Es waren also meine Spender, die fortan bereit sind, mich zu unterstützen. Von ihnen habe ich die Almosenschale, einen kostbaren Satz dreiteiliger Gewänder, die burmesischen Sandalen und einen schwarzen Schirm. Doch diese meine Spender wurden abgedrängt. Immer neue rückten an, in endloser Reihe wurden Gaben auf Gaben gebracht. So können nur Buddhisten handeln.

Mögen es die zündenden Ansprachen gewesen sein, der treffende Ausdruck des Gesetzes, unsere Ehrlichkeit in der Verehrung, der hohe Ernst, der Dhamma, das Gesetz, der Buddha hatte sie alle ergriffen. Wir sind ja auch alle unheimlich alt. Und heute war es, als wenn der Samsara sich schaudernd schüttelte, da er wieder einige Wesen zum Mönchstum hergeben mußte.

Und dann hatte es angefangen zu dunkeln. Nur noch wenige Menschen waren da, denn es fehlten Boote, um alle ans jenseitige Ufer zu bringen. Ein großer Teil mußte hier bleiben, so viele waren gekommen.

Als dann die Geschenke eingepackt wurden, stellte ich fest, daß der Gaben zu viele waren. Ich lehnte das ab, knüpfte mein Bündel wieder auf, und verschenkte alles Überzählige an die Umsitzenden. Auf aller Rat behielt ich nur das Gewand, eine Decke, Hand- und Taschentücher. Dann war mir wohler. Auch den Schirm tauschte ich noch gerne mit einem alten Schirm. Das ist ja alles Überfluß, den ich nie brauche und auch nicht mehr haben will. "Sie sind ja der wahre Arme" sagte ein anderer Mönch zu mir.

Am anderen Tag sah ich den wahren Armen in Gestalt des ehrwürdigen Wagiswera. Mit geflicktem, verblasstem, uralten Gewand, als wenn es schon hunderte Jahre in der Erde gelegen hätte. Seine trüben Augen, fast erblindet. Die Haut morsch, die Hände zittrig. Da sah ich Armut an Besitz und so arm möchte auch ich sein".

"So bin ich, o König, gern ein Bettler.
Gewisse Pilgerschaft, die dünkt mir besser". [77]

Die eigentliche Aufnahmefeier in den Sangha (Mönchsorden) beginnt mit den Worten:

"Verzeiht, Herr, aus Mitleid mit mir, gebt mir das Gewand".
"Herr, ich bitte euch um das Gewand".

Indem dem Thera (d. i. der ältere Mönch) das Gewand überreicht wird, spricht der Kandidat:

"Herr, aus Mitleid nehmt das Gewand und kleidet mich ein, um den Leiden ein Ende zu machen und den Frieden zu gewinnen".

Beim Übergeben des Gewandes wird eine Formel vor- und rückwärts gesprochen, die die vergängliche Natur des Menschen kurz zusammenfaßt:

"Kesa, Loma, Nakha, Danta, Taco"—
(Kopfhaar, Körperhaar, Nägel, Zähne, Haut)
"Taco, Danta, Nakha, Loma, Kesa".

Beim Anlegen des gelben Gewandes, das etwas abseits erfolgt, wird folgendes rezitiert:

"Patisankha yoniso civaram patisvami".
"Yadvad-va sittassa patighataya unhassa patighataya".
"Damsamakasa vatatapa—sirimsapasamphassanam, pati ghataya".
„Yavad-va hirikopina paticchadanattham".

(Besonnen und verständig lege ich das Mönchsgewand an, nur um mich vor Hitze und Kälte zu schützen, vor Fliegen und Mücken, vor Wind und Sonne, vor Schlangenbiß und um meine Blöße zu bedecken.)

Nach vollzogener Einkleidung kehrt der neue Novize mit seinem Paten zurück und grüßt mit tiefer Verbeugung seinen Lehrer:

"Herr, ich bitte euch um die dreifache Zuflucht und die zehn Sittenregeln".

Diese werden gegeben und von dem Kandidaten im leisen Ton wiederholt. Mit einer tiefen Verbeugung vor dem leitenden Mönch ist die pabbajja, d. i. das Fortziehen von Hause fort in die Hauslosigkeit oder die sog. Novizenweihe vollzogen. [78]

Nach einer gewissen Zeit erfolgt dann die eigentliche Mönchsweihe, die upasampada, d. i. das Hingelangen in den Orden, die sich unter ebenso einfachen und schlichten Formen vollzieht.

Die Toleranz der Buddhisten ist daraus zu ersehen, daß auch der Austritt aus dem Orden jederzeit möglich ist. Solange jedoch der Mönch in demselben bleibt, hat er sich den Regeln zu unterwerfen, andernfalls bei schweren Vergehen der Ausschluß erfolgt. Viele Anweisungen und Reden werden verständlicher, wenn sie unter dem Gesichtspunkt der Mönchsgemeinschaft bewertet werden.

Der Mönch nennt nur 8 Dinge sein eigen: Ein Obergewand, zwei Untergewänder, Gürtel, Schermesser, Nadel, Wassersieb, Almosenschale. Das Gewand ist von gelber Farbe. Das Haar wird kurz getragen oder ganz geschoren. Das Essen wird früh und mittags eingenommen und muß stets vor 12 Uhr beendet sein. Es besteht aus Reis mit den landesüblichen, mehr oder weniger scharf gewürzten Beigaben und Früchten. Einladungen und Spenden bringen in dieses Einerlei der Mahlzeiten einige Abwechslung. Die Mönche beichten untereinander in bestimmten Abständen ihre Fehler.

Über die Armut des Mönches heißt es:

"Diese vier Dinge, ihr Mönche, sind gering und leicht zu erhalten, dazu auch ohne Makel. Welche vier?

  1. Ein Gewand aus weggeworfenen Lumpen, ihr Mönche, ist unter den Gewändern gering und leicht zu erhalten, dazu auch ohne Makel.
  2. Speise aus eingesammelten Brocken, ihr Mönche, ist unter den Speisen gering und leicht zu erhalten, dazu auch ohne Makel.
  3. Der Fuß eines Baumes, ihr Mönche, ist unter den Lagerstätten gering und leicht zu erhalten, dazu auch ohne Makel.
  4. Alter Kuhharn, ihr Mönche, ist gering und leicht zu erhalten, dazu auch ohne Makel.

Insofern nun, ihr Mönche, ein Mönch mit Geringem und leicht zu Erhaltendem zufrieden ist, hat derselbe Anteil am Asketentum, sage ich". [79] Itiv.

Der Tag des Mönches ist ausgefüllt mit Lehrvorträgen, dem Hersagen der Heiligen Schriften, mit Studien und Meditationen. In allen buddhistischen Klöstern wird Paritta geübt. Das ist das gemeinsame Rezitieren von bestimmten Texten. Neben solchen die Mönchsregeln und das Mönchsleben betreffenden, baut sich die Paritta gewöhnlich auf die Feuerpredigt und den im Vorigen erwähnten Mettasegen auf. "Möge es allen Wesen wohl ergehen! Mögen alle Wesen glücklich sein! Möge der Friede in alle Wesen einziehen", dringt allabendlich aus allen Buddhistischen Klöstern durch die friedlose Welt. Es ist das Denken in Güte und Wohlwollen zu allen Wesen, von dem 500 Jahre später ein anderer Religionskünder, auf die Frage nach dem höchsten Gebot in seiner Weise antwortete: —das andere aber ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst". (Matth. 22, 37—39.) Vormittags folgt als einzige Unterbrechung der Almosengang, auf dem die Speise stillschweigend eingesammelt wird. Dank wird vom Mönch nicht abgestattet. Die Gabe gilt nicht dem Träger der Schale, sondern dem Bewahrer der Lehre und dem Förderer des Guten in der Welt. Nicht der Beschenkte dankt, sondern der Geber, sieht er doch in dem Buddha, der Lehre und der Mönchschaft das beste Vorbild, den besten Heilsweg und die beste Grundlage für verdienstvolles Wirken.

Also habe ich gehört:

Einstmals weilte der Erhabene im Lande der Magadhas, zu Dekkhinagiri, einem Brahmanendorf. Zu der Zeit waren beim Brahmanen Kasibharadvaja fünfhundert Pflüge angespannt; es war die Zeit der Aussaat.

Der Erhabene aber kleidete sich morgens an, nahm Almosenschale und Obergewand und ging hin, wo des Brahmanen Kasibharadvaja Feldarbeiten getan wurden. Beim Brahmanen Kasibharadvaja fand nun eben eine Speisung der Arbeiter statt. Da ging nun der Erhabene hin, wo die Speisung geschah und stellte sich zur Seite. Und der Brahmane Kasibharadvaja sah den Erhabenen, wie er zur Seite dastand, auf ein Almosen wartend, und sprach zu ihm: "Ich pflüge und säe, Asket. Und wenn ich gepflügt und gesät habe, esse ich. Pflüge und säe du auch. Und hast du gepflügt und gesät, dann iß".

"Auch ich, Brahmane, pflüge und säe und esse, nachdem ich gepflügt und gesät habe".

"Wir sehen beim Herrn Gotama doch kein Joch und keinen Pflug und keine Pflugschar und keinen Treibstock und keine Stiere, und trotzdem sagt der Herr Gotama: Auch ich, Brahmane, pflüge und säe und esse, nachdem ich gepflügt und gesät habe".

Und der Brahmane Kasibharadvaja sprach zum Erhabenen diesen Spruch:

"Du seist ein Ackersmann, sprichst du,
doch daß du ackerst, sehen wir nicht,
Wo ackerst du dein Feld, frag ich.
Laß mich sehen den Acker dein."

Der Buddha spricht:

"Vertrauen ist mein Samen, strenge Zucht ist Regen.
Mein Joch und Pflug ist weisheitsreiches Wesen,
die Deichsel heil'ge Scheu, der Riemen Denken,
Pflugschar und Treibstock ist des Geistes Wachsein.
Des Körpers Tun, die Rede sorgsam hütend,
knapp in der Nahrung, die dem Leib gewährt wird,
jät' ich mit Wahrheit aus des Ackers Unkraut,
ab spann ich meinen Pflug mit güt'ger Sanftmut—
Kraftvolles Streben joch' ich an als Zugtier.
Zur höchsten Friedensstätte geht die Fahrt hin,
vorwärts beständig, nie zurück sich wendend,
zum Ziel, wo alles Leid sein Ende findet.
So tu' als Ackersmann ich meine Arbeit.
Frucht des Todlosen ist's, was ich ernte.
Und die gleich mir bestellen ihren Acker,
Erlösung finden sie von allen Leiden".

Da schöpfte der Brahmane Kasibharadvaja Reismilch mit einer großen Messingschale und bot sie dem Erhabenen dar: "Möge der Herr Gotama die Reismilch essen. Ein Ackersmann ist er, denn der Herr Gotama pflügt den Acker, der die beste Frucht, die der Todlosigkeit, trägt". Sutt. Nip.


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