ANGUTTARA NIKāYA - Die Angereihte Sammlung

10. Kapitel: upāli-vagga

A.X. 91 Die weltlich Genießenden

Im Jetahain bei Sāvatthī. Der Erhabene sprach zu Anāthapindika, dem Hausvater:

»Zehn weltlich Genießende, Hausvater, sind in der Welt anzutreffen. Welche zehn?

(1) Da, o Hausvater, sucht ein weltlich Genießender auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen; und hat er sich auf ungesetzliche und gewaltsame Weise Vermögen verschafft, so macht er weder sich selber glücklich und froh, noch gibt er Geschenke und tut keine guten Werke.

(2) Da, o Hausvater, sucht ein weltlich Genießender auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen; und hat er sich auf ungesetzliche und gewaltsame Weise Vermögen verschafft, so macht er sich selber glücklich und froh, doch er gibt keine Geschenke oder tut gute Werke.

(3) Da, o Hausvater, sucht ein weltlich Genießender auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen; und hat er sich auf ungesetzliche und gewaltsame Weise Vermögen verschafft, so macht er sich selber glücklich und froh, und er gibt auch Geschenke und tut gute Werke.

(4) Da, o Hausvater, sucht ein weltlich Genießender auf gesetzliche und ungesetzliche, gewaltsame und nicht gewaltsame Weise nach Vermögen; und hat er sich auf gesetzliche und ungesetzliche, gewaltsame und nicht gewaltsame Weise Vermögen verschafft, so macht er weder sich selber glücklich und froh, noch gibt er Geschenke oder tut gute Werke.

(5) Da, o Hausvater, sucht ein weltlich Genießender auf gesetzliche und ungesetzliche, gewaltsame und nicht gewaltsame Weise nach Vermögen; und hat er sich auf gesetzliche und ungesetzliche, gewaltsame und nicht gewaltsame Weise Vermögen verschafft, so macht er sich selber glücklich und froh, doch er gibt keine Geschenke und tut keine guten Werke.

(6) Da, o Hausvater, sucht ein weltlich Genießender auf gesetzliche und ungesetzliche, gewaltsame und nicht gewaltsame Weise nach Vermögen; und hat er sich auf gesetzliche und ungesetzliche, gewaltsame und nicht gewaltsame Weise Vermögen verschafft, so macht er sich selber glücklich und froh, und er gibt auch Geschenke und gute Werke.

(7) Da, o Hausvater, sucht ein weltlich Genießender auf gesetzliche Weise und ohne Gewalt nach Vermögen; und hat er sich auf gesetzliche Weise und ohne Gewalt Vermögen verschafft, so macht er weder sich selber glücklich und froh, noch gibt er Geschenke oder tut gute Werke.

(8) Da, o Hausvater, sucht ein weltlich Genießender auf gesetzliche Weise und ohne Gewalt nach Vermögen; und hat er sich auf gesetzliche Weise und ohne Gewalt Vermögen verschafft, so macht er sich selber glücklich und froh, doch er gibt keine Geschenke und tut keine guten Werke.

(9) Da, o Hausvater, sucht ein weltlich Genießender auf gesetzliche Weise und ohne Gewalt nach Vermögen; und hat er sich auf gesetzliche Weise und ohne Gewalt Vermögen verschafft, so macht er sich selber glücklich und froh, und er gibt auch Geschenke und tut gute Werke. Doch während er sein Vermögen genießt, hängt er daran, wird betört und ist ganz davon eingenommen, ohne daß er das Elend merkt und den Ausweg kennt.

(10) Da, o Hausvater, sucht ein weltlich Genießender auf gesetzliche Weise und ohne Gewalt nach Vermögen; und hat er sich auf gesetzliche Weise und ohne Gewalt Vermögen verschafft, so macht er sich selber glücklich und froh, und er gibt auch Geschenke und tut gute Werke. Doch während er sein Vermögen genießt, hängt er nicht daran, wird nicht betört, ist nicht davon eingenommen, weil er eben das Elend merkt und den Ausweg kennt.

(1) Hierbei nun, Hausvater, ist jener weltlich Genießende, der auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, der sich mit dem so verschafften Vermögen weder selber glücklich und froh macht, noch Geschenke gibt oder gute Werke tut, dieser ist aus drei Gründen zu tadeln. Daß er auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem ersten Grunde ist er zu tadeln. Daß er sich nicht selber glücklich und froh macht, aus diesem zweiten Grunde ist er zu tadeln. Daß er weder Geschenke gibt noch gute Werke tut, aus diesem dritten Grunde ist er u tadeln. Dieser weltlich Genießende, o Hausvater, ist aus diesen drei Gründen zu tadeln.

(2)... Daß da, Hausvater, ein weltlich Genießender auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem ersten Grunde ist er zu tadeln. Daß er sich selber glücklich und froh macht, aus diesem einen Grunde ist er zu loben. Daß er keine Geschenke gibt und keine guten Werke tut, aus diesem zweiten Grunde ist er zu tadeln. Dieser weltlich Genießende, o Hausvater, ist aus diesen zwei Gründen zu tadeln und aus diesem einen Grunde zu loben.

(3)... Daß da, Hausvater, ein weltlich Genießender auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem einen Grunde ist er zu tadeln. Daß er sich selber glücklich und froh macht, aus diesem ersten Grunde ist er zu loben. Daß er Geschenke gibt und gute Werke tut, aus diesem zweiten Grunde ist er zu Loben. Dieser weltlich Genießende, o Hausvater, ist aus diesem einen Grunde zu tadeln und aus diesen zwei Gründen zu loben.

(4)... Daß da, Hausvater, ein weltlich Genießender auf gesetzliche und nicht gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem einen Grunde ist er zu loben. Daß er auch auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem ersten Grunde ist er zu tadeln. Daß er sich nicht selber glücklich und froh macht, aus diesem zweiten Grunde ist er zu tadeln. Daß er keine Geschenke gibt und eine guten Werke tut, aus diesem dritten Grunde ist er zu tadeln. Dieser weltlich Genießende, o Hausvater, ist aus diesem einen Grunde zu loben und aus diesen drei Gründen zu tadeln.

(5)... Daß da, Hausvater, ein weltlich Genießender auf gesetzliche und nicht gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem ersten Grunde ist er zu loben. Daß er auch auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem ersten Grunde ist er zu tadeln. Daß er sich selber glücklich und froh macht, aus diesem zweiten Grunde ist er zu loben. Daß er keine Geschenke gibt und keine guten Werke tut, aus diesem zweiten Grunde ist er zu tadeln. Dieser weltlich Genießende, o Hausvater, ist aus diesen zwei Gründen zu loben und aus diesen zwei Gründen zu tadeln.

(6)... Daß da, Hausvater, ein weltlich Genießender auf gesetzliche und nicht gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem ersten Grunde ist er zu loben. Daß er auch auf ungesetzliche und gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem einen Grunde ist er zu tadeln. Daß er sich selber glücklich und froh macht, aus diesem zweiten Grunde ist er zu loben. Daß er Geschenke gibt und gute Werke tut, aus diesem dritten Grunde ist er zu loben. Dieser weltlich Genießende, o Hausvater, ist aus drei Gründen zu loben und aus einem Grunde zu tadeln.

(7)... Daß da, Hausvater, ein weltlich Genießender auf gesetzliche und nicht gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem einen Grunde ist er zu loben. Daß er sich nicht selber glücklich und froh macht, aus diesem ersten Grunde ist er zu tadeln. Daß er keine Geschenke gibt und keine guten Werke tut, aus diesem zweiten Grunde ist er zu tadeln. Dieser weltlich Genießende, o Hausvater, ist aus einem Grunde zu loben und aus zwei Gründen zu tadeln.

(8)... Daß da, Hausvater, ein weltlich Genießender auf gesetzliche und nicht gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem ersten Grunde ist er zu loben. Daß er sich selber glücklich und froh macht, aus diesem zweiten Grunde ist er zu loben. Daß er keine Geschenke gibt und keine guten Werke tut, aus diesem einen Grunde ist er zu tadeln. Dieser weltlich Genießende, o Hausvater, ist aus zwei Gründen zu loben und aus einem Grunde zu tadeln.

(9)... Daß da, Hausvater, ein weltlich Genießender auf gesetzliche und nicht gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem ersten Grunde ist er zu loben. Daß er sich selber glücklich und froh macht, aus diesem zweiten Grunde ist er zu loben. Daß er Geschenke gibt und gute Werke tut, aus diesem dritten Grunde ist er zu loben. Daß er, während er sein Vermögen genießt, daran hängt, davon betört wird, ganz davon eingenommen ist, ohne das Elend zu merken und den Ausweg zu kennen, aus diesem einen Grunde ist er zu tadeln. Dieser weltlich Genießende, o Hausvater, ist aus drei Gründen zu loben und aus einem Grunde zu tadeln.

(10)... Daß da, Hausvater, ein weltlich Genießender auf gesetzliche und nicht gewaltsame Weise nach Vermögen sucht, aus diesem ersten Grunde ist er zu loben. Daß er sich selber glücklich und froh macht, aus diesem zweiten Grunde ist er zu loben. Daß er Geschenke gibt und gute Werke tut, aus diesem dritten Grunde ist er zu loben. Daß er, während er sein Vermögen genießt, nicht daran hängt, nicht davon betört wird, nicht davon eingenommen ist, da er das Elend merkt und den Ausweg kennt, aus diesem vierten Grunde ist er zu loben. Dieser weltlich Genießende, o Hausvater, ist aus vier Gründen zu loben.

Diese zehn weltlich Genießenden, Hausvater, sind in der Welt anzutreffen. Derjenige aber unter diesen zehn weltlich Genießenden, o Hausvater, der auf gesetzliche und gewaltlose Weise nach Vermögen sucht und, nachdem er sich auf gesetzliche, gewaltlose Weise Vermögen verschafft hat, sowohl sich selber glücklich und froh acht, als auch Geschenke gibt und gute Werke tut und, sein Vermögen genießend, nicht daran hängt, nicht dadurch betört wird, nicht davon eingenommen ist, da er das Elend merkt und den Ausweg kennt - dieser gilt unter den zehn weltlich Genießenden als der Erste, der Beste, der Edelste, der Höchste und der Vorzüglichste.

Gleichwie, o Hausvater, von der Kuh die Milch kommt, von der Milch der Rahm, vom Rahm die Butter, von der Butter das Butteröl, vom Butteröl der Butterölschaum, und dabei der Butterölschaum als das Beste gilt; ebenso auch, o Hausvater, gilt unter den zehn weltlich Genießenden dieser als der Erste, der Beste, der Edelste, der Höchste und der Vorzüglichste.


A.X. 92 Der Stromergriffene

Im Jetahain bei Sāvatthī. Der Erhabene sprach zu Anāthapindika, dem Hausvater: »Wenn, o Hausvater, in einem edlen Jünger die fünf schrecklichen Übel (vgl. A.V.174, A.V.179) geschwunden sind, wenn er ausgerüstet ist mit den vier Gliedern des Stromeintritts und er den edlen Richtweg in Weisheit ganz verstanden und durchdrungen hat, so mag er, wenn er will, von sich selber erklären: »Entronnen bin ich der Hölle, entronnen dem Tierschoße, entronnen dem Gespensterreich, entronnen den niederen Welten, der Leidensfährte, den Daseinsabgründen. Eingetreten bin ich in den Strom, nicht mehr ausgesetzt den Daseinsabgründen, gesichert bin ich, der vollen Erleuchtung gewiß.«

Welche fünf schrecklichen Übel aber, o Hausvater, sind in ihm geschwunden? Während derjenige, o Hausvater, der tötet, auf Grund des Tötens schreckliches Übel erzeugt in der Gegenwart, schreckliches Übel erzeugt in künftigem Dasein und auch in seinem Inneren Schmerz und Mißstimmung empfindet; so erzeugt, wer das Töten meidet, weder gegenwärtig, noch in künftigem Dasein, schreckliches Übel, und er empfindet innerlich keinen Schmerz, keine Mißstimmung. 'Wer also das Töten meidet, in dem ist dadurch dieses schreckliche Übel geschwunden.

Während derjenige, der Nichtgegebenes nimmt, geschlechtliche Ausschreitung begeht, lügt und Rauschmittel genießt, auf Grund davon gegenwärtig und in künftigem Dasein schreckliches Übel erzeugt und auch in seinem Inneren Schmerz und Mißstimmung empfindet; so erzeugt, wer all dies vermeidet, weder gegenwärtig noch in künftigem Dasein schreckliches Übel, und er empfindet innerlich keinen Schmerz, keine Mißstimmung. Diese fünf schrecklichen Übel sind geschwunden.

Welches aber sind die vier Glieder des Stromeintritts, mit denen er ausgerüstet ist?

Da ist der edle Jünger erfüllt von unerschütterlichem Vertrauen zum Vollendeten, so nämlich: »Dies, wahrlich, ist der Erhabene: er ist der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene.«

Er ist erfüllt von unerschütterlichem Vertrauen in die Lehre, so nämlich: »Wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, die klar sichtbar ist, unmittelbar wirksam, einladend, zum Ziele führend, den Verständigen, jedem für sich, verständlich.«

Er ist erfüllt von unerschütterlichem Vertrauen in die Mönchsgemeinde, so nämlich: »Gut wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, gerade wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, auf dem rechten Pfade wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, geziemend wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen. Würdig ist sie des Opfers, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, der beste Boden in der Welt für gute Werke.«

Er ist ausgestattet mit den Sitten, wie sie den Edlen lieb sind, den ungebrochenen, unverletzten, unbefleckten, unverdorbenen, befreienden, von Verständigen gepriesenen, die unbeeinflußbar sind und die geistige Sammlung fördern. Mit diesen vier Gliedern des Stromeintritts ist er ausgestattet.

Welches aber ist der edle Richtweg, den er in Weisheit ganz verstanden und durchdrungen hat?

Da überlegt der edle Jünger also bei sich: »Wenn dieses ist, ist jenes; durch die Entstehung von diesem entsteht jenes. Wenn dieses nicht ist, ist jenes nicht; durch die Aufhebung von diesem, schwindet jenes. Nämlich: Durch Unwissenheit bedingt sind die Gestaltungen; dadurch das Bewußtsein (im nächsten Dasein); dadurch das Geistige und Körperliche; dadurch die sechs Sinnengrundlagen; dadurch der Bewußtseinseindruck; dadurch das Gefühl; dadurch das Begehren; dadurch das Anhaften; dadurch der Werdeprozeß; dadurch die Wiedergeburt; dadurch Altern und Sterben, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung. So kommt es zur Entstehung dieser ganzen Leidensfülle. Infolge der restlosen Loslösung und der Erlöschung des Nichtwissens aber kommt es zur Erlöschung der Gestaltungen; durch Erlöschung der Gestaltungen zur Erlöschung des Bewußtseins; durch Erlöschung des Bewußtseins zur Erlöschung des Geistigen und Körperlichen; durch Erlöschung des Geistigen und Körperlichen zur Erlöschung der sechs Sinnengrundlagen; durch Erlöschung der sechs Sinnengrundlagen zur Erlöschung des Bewußtseinseindrucks; durch Erlöschung des Bewußtseinseindrucks zur Erlöschung des Gefühls; durch Erlöschung des Gefühls zur Erlöschung des Begehrens; durch Erlöschung des Begehrens zur Erlöschung des Anhaftens; durch Erlöschung des Anhaftens zur Erlöschung des Werdeprozesses; durch Erlöschung des Werdeprozesses zur Erlöschung der Wiedergeburt; durch Erlöschung der Wiedergeburt aber erlöschen Altern und Sterben, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung. So kommt es zum Erlöschen dieser ganzen Leidensfülle (*1).« Dies aber ist der edle Richtweg, den er in Weisheit ganz verstanden und durchdrungen hat.

Wenn, o Hausvater, in einem edlen Jünger diese fünf schrecklichen Übel geschwunden sind, wenn er ausgestattet ist mit den vier Gliedern des Stromeintritts und er den edlen Richtweg in Weisheit ganz verstanden und durchdrungen hat, so mag er, wenn er will, von sich selber erklären: »Entronnen bin ich der Hölle, entronnen dem Tierschoße, entronnen dem Gespensterreich, entronnen den niederen Welten, der Leidensfährte, den Daseinsabgründen. Eingetreten bin ich in den Strom, nicht mehr ausgesetzt den Daseinsabgründen, gesichert bin ich, der vollen Erleuchtung gewiß.«


(*1) Zu dieser Formel der Bedingten Entstehung s. A.III.62


A.X. 93 Die unzulänglichen Ansichten

Einst weilte der Erhabene im Jetahain bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika und Anāthapindika, der Hausvater, brach zur Mittagsstunde von Sāvatthī auf, um den Erhabenen zu besuchen. Da aber sagte er sich »Noch nicht an der Zeit ist es, den Erhabenen aufzusuchen; zurückgezogen weilt der Erhabene. Auch um die der Geitesübung hingegebenen Mönche aufzusuchen, ist dies nicht die rechte Zeit. So will ich mich denn zur Einsiedelei der andersgläubigen Wanderasketen hinbegeben.« Und er begab sich nun zur Einsiedelei der andersgläubigen Wanderasketen.

Zu jener Stunde aber saßen die andersgläubigen Wanderasketen versammelt beieinander und führten unter lautem Lärmen und Schreien allerhand niedrige Gespräche. Jene andersgläubigen Wanderasketen sahen nun Anāthapindika, den Hausvater, schon von weitem herankommen und bei seinem Anblicke mahnten sie einander zur Ruhe: »Seid ruhig, ihr Verehrten, macht keinen Lärm! Dieser Anāthapindika, der Hausvater, kommt da, der Jünger des Asketen Gotama. Er ist einer von den zahlreichen Jüngern des Asketen Gotama, die als weißgekleidete Hausleute in Sāvatthī leben. Jene Verehrten aber lieben keinen Lärm, sind an Geräuschlosigkeit gewohnt, loben die Stille. Wenn er eine lautlose Versammlung erblickt, wird er es vielleicht passend finden, heranzukommen.« Darauf verhielten sich die andersgläubigen Wanderasketen ruhig.

Und Anāthapindika, der Hausvater, trat zu jenen andersgläubigen Wanderasketen heran und wechselte mit ihnen freundlichen Gruß; und nach Austausch freundlicher und höflicher Worte setzte er sich zur Seite nieder. Als er sich gesetzt hatte, sprachen jene andersgläubigen Wanderasketen zu Anāthapindika, dem Hausvater, also:

»Sage, Hausvater, welche Ansichten hat der Asket Gotama?«

»Nicht kenne ich, ihr Ehrwürdigen, alle Ansichten des Erhabenen.«

»Wenn du, wie du sagst, nicht alle Ansichten des Asketen Gotama kennst, so sage uns doch, welche Ansichten die Mönche haben.«

»Ich kenne auch nicht, ihr Ehrwürdigen, alle Ansichten der Mönche.«

»Wenn du, wie du sagst, nicht alle Ansichten des Asketen Gotama und auch nicht alle Ansichten der Mönche kennst, so sage uns doch, Hausvater, welche Ansichten du selber hast!«

»Welche Ansichten ich selber habe, das zu erklären, ihr Ehrwürdigen, fällt mir nicht schwer. Doch mögen, bitte, erst die Ehrwürdigen ihre eigenen Ansichten darlegen. Danach wird es auch für mich nicht schwer sein, zu erklären, welche Ansichten ich selber habe.«

Auf diese Worte sprach einer der andersgläubigen Wanderasketen:

»Ewig ist die Welt. Das allein ist wahr, alles andere ist Unsinn. Das, Hausvater, ist meine Ansicht.«

Ein anderer Wanderasket sprach: »Nicht ewig ist die Welt. Das allein ist wahr, alles andere ist Unsinn. Das, Hausvater, ist meine Ansicht.«

Ein anderer sprach: »Endlich ist die Welt.« Ein anderer: »Unendlich ist die Welt.« anderer: »Leib und Leben sind eins.« Ein anderer: »Leib und Leben sind zweierlei.« Ein anderer: »Der Vollendete besteht nach dem Tode.« Ein anderer: »Der Vollendete besteht nicht nach dem Tode.« Ein anderer: »Der Vollendete besteht und besteht nicht nach dem Tode.« Ein anderer: »Der Vollendete besteht weder, noch besteht er nicht nach dem Tode. Das allein ist Wahrheit, alles andere ist Unsinn. Das, Hausvater, ist meine Ansicht (vgl. »Weg zur Erlösung«, § 44 f).«

Auf diese Worte sprach Anāthapindika, der Hausvater, zu den andersgläubigen Wanderasketen also:

»Der da, ihr Ehrwürdigen, es als seine Ansicht erklärt hat, die Welt sei ewig und nur dies allein sei wahr, alles andere aber Unsinn, dessen Ansicht ist ihm entweder infolge eigener unweiser Überlegungen aufgestiegen oder durch eines anderen Belehrung veranlaßt. Jene Ansicht aber ist geworden, zusammengefügt, ersonnen, bedingt entstanden. Doch was auch immer geworden ist, zusammengefügt, ersonnen, bedingt entstanden, das ist vergänglich. Und was vergänglich ist, das ist leidvoll. Und an dem, was leidvoll ist, eben daran hängt jener Ehrwürdige, eben dem ist jener Ehrwürdige verfallen.

Der da, ihr Ehrwürdigen, es als seine Ansicht erklärt hat, die Welt sei nicht ewig - sei endlich - sei unendlich - Leib und Leben seien eins - Leib und Leben seien zweierlei - der Vollendete bestehe nach dem Tode - der Vollendete bestehe nicht nach dem Tode - der Vollendete bestehe und bestehe nicht nach dem Tode - der Vollendete bestehe weder, noch bestehe er nicht nach dem Tode, und nur dies allein sei wahr, alles andere aber Unsinn - dessen Ansicht ist ihm entweder infolge eigener unweiser Erwägungen aufgestiegen oder durch eines anderen Belehrung veranlaßt. Jene Ansicht aber ist geworden, zusammengefügt, ersonnen und bedingt entstanden. Doch was auch immer geworden ist, zusammengefügt, ersonnen und bedingt entstanden, das ist vergänglich. Und was vergänglich ist, das ist leidvoll. Und an dem, was leidvoll ist, eben daran hängt jener Ehrwürdige, eben dem ist jener Ehrwürdige verfallen.«

Nach diesen Worten sprachen jene andersgläubigen Wanderasketen zu Anāthapindika, dem Hausvater, also:

»Erklärt haben wir nun alle unsere Ansichten, Hausvater. Erkläre nun auch du, welche Ansichten du hast.«

»Was auch immer, ihr Ehrwürdigen, geworden ist, zusammengefügt, ersonnen und bedingt entstanden, das ist vergänglich. Und was vergänglich ist, das ist leidvoll. Und was leidvoll ist, das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst. Das, ihr Ehrwürdigen, ist meine Ansicht.«

»Was auch immer, Hausvater, geworden ist, zusammengesetzt, ersonnen und bedingt entstanden, das ist vergänglich. Und was vergänglich ist, das ist leidvoll. Und dem, was leidvoll ist, daran eben hängst du, o Hausvater, eben dem, o Hausvater, bist du verfallen.«

»Was auch immer, ihr Ehrwürdigen, geworden ist, zusammengefügt, ersonnen und bedingt entstanden, das ist vergänglich. Und was vergänglich ist, das ist leidvoll. Und was leidvoll ist, das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst; das habe ich der Wirklichkeit gemäß in rechter Weisheit klar erkannt. Und überdies kenne ich die Entrinnung daraus der Wirklichkeit gemäß.«

Auf diese Worte verstummten jene andersgläubigen Wanderasketen; und verlegen, vornüber geneigt, gesenkten Hauptes vor sich hin brütend, saßen sie da, ohne ein Wort zu erwidern.

Als nun der Hausvater Anāthapindika bemerkte, daß die andersgläubigen Wanderasketen stumm dasaßen, verlegen, vornüber gebeugt, gesenkten Hauptes vor sich hin brütend, ohne ein Wort zu erwidern, da erhob er sich von seinem Sitze und begab sich zum Erhabenen. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, berichtete er nun dem Erhabenen das ganze Gespräch, das er mit jenen andersgläubigen Wanderasketen geführt hatte.

(Und der Erhabene sprach:) »Recht so, Hausvater, recht so! Auf diese Weise solltest du öfter jene Toren im Einklang mit der Lehre gründlich zurückweisen.«

Und der Erhabene unterwies nun den Hausvater Anāthapindika durch ein Lehrgespräch, ermahnte, ermutigte und ermunterte ihn. So vom Erhabenen durch ein Lehrgespräch unterwiesen, ermahnt, ermutigt und ermuntert, erhob sich der Hausvater Anāthapindika von seinem Sitze, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll, und, ihm die Rechte zukehrend, entfernte er sich.

Kurz nachdem nun der Hausvater Anāthapindika gegangen war, wandte sich der Erhabene an die Mönche und sprach: »Selbst ein Mönch, der schon vor hundert Jahren unter dieser Lehre und Zucht die Weihe erhalten hat, selbst der würde in gleicher Weise jene andersgläubigen Wanderasketen im Einklang mit der Lehre gründlich zurückgewiesen haben, so wie der Hausvater Anāthapindika getan hat.«


A.X. 94 Die analytische Lehre

Einst weilte der Erhabene bei Campā, am Ufer des Gaggarā-Teiches. Und Vajjiyamāhita, der Hausvater, brach zur Mittagsstunde von Campā auf, um den Erhabenen zu besuchen... (Wie in Text 93 zu ergänzen). Und er begab sich (vorerst) zur Einsiedelei der andersgläubigen Wanderasketen.... Dort angelangt, wechselte er mit jenen Wanderasketen freundlichen Gruß, und nach Austausch freundlicher und höflicher Worte setzte er sich zur Seite nieder. Als er sich gesetzt hatte, sprachen jene Wanderasketen zum Hausvater Vajjiyamāhita also:

»Ist es wirklich wahr, o Hausvater, daß der Asket Gotama jedwede Askese verwirft und jeden Asketen mit rauher Lebensweise rügt und tadelt?«

»Nicht verwirft, ihr Ehrwürdigen, der Erhabene jedwede Askese, und nicht rügt und tadelt er jeden Asketen mit rauher Lebensweise. Vielmehr, was zu tadeln ist, ihr Ehrwürdigen, das tadelt er; was zu loben ist, lobt er. Indem er aber das Tadelnswerte tadelt und das Lobenswerte lobt, lehrt der Erhabene mit Unterschied (*1) und ist hierin nicht einseitig in seiner Lehre.«

Auf diese Worte hin sprach einer der andersgläubigen Wanderasketen zu Vajjiyamāhita, dem Hausvater:

»Warte nur, Hausvater! Der Asket Gotama, den du so lobst, ist ein Leugner und Verneiner (*2).«

»Auch darüber, Ehrwürdiger, will ich die Verehrten in sachlicher Weise aufklären. Der Erhabene lehrt, was heilsam ist, und er lehrt, was unheilsam ist. Indem aber der Erhabene das Heilsame und Unheilsame lehrt, verkündet er eine positive Lehre (sa-paññattiko, einer, der (positive) Aussagen macht) und ist kein Leugner und Verneiner.«

Auf diese Worte hin verstummten jene andersgläubigen Wanderasketen; und verlegen, vornüber gebeugt, gesenkten Hauptes vor sich hin brütend saßen sie da, ohne ein Wort zu erwidern.

Als nun der Hausvater Vajjiyamāhita bemerkte, daß die andersgläubigen Wanderasketen stumm dasaßen, verlegen, vornüber geneigt, gesenkten Hauptes vor sich hin brütend, ohne ein Wort zu erwidern, da erhob er sich von seinem Sitze und begab sich zum Erhabenen. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, berichtete er nun dem Erhabenen das ganze Gespräch, das er mit jenen andersgläubigen Wanderasketen geführt hatte.

(Und der Erhabene sprach:) »Recht so, Hausvater, recht so! Auf diese Weise solltest du öfters jene Toren im Einklang mit der Lehre gründlich zurückweisen.

Nicht sage ich, o Hausvater, daß man jedwede Askese ausüben soll; und nicht sage ich, daß man jedwede Askese nicht ausüben soll. Nicht sage ich, o Hausvater, daß man jedwede religiöse Observanz auf sich nehmen soll; und nicht sage ich, daß man jedwede Observanz nicht auf sich nehmen soll. Nicht sage ich, daß man jedwede Anstrengung machen soll; und nicht sage ich, daß man jedwede Anstrengung nicht machen soll. Nicht sage ich, daß man jedwede Selbstentäußerung vollziehen soll; und nicht sage ich, daß man jedwede Selbstentäußerung nicht vollziehen soll. Nicht sage ich, daß man jedwede Befreiung erringen soll; und nicht sage ich, daß man jedwede Befreiung nicht erringen soll.

Jene Askese, o Hausvater, durch deren Ausübung die unheilsamen Dinge in einem zunehmen, die heilsamen Dinge aber schwinden, eine solche Askese, sage ich, soll man nicht ausüben. Jene Askese aber, Hausvater, durch deren Ausübung die unheilsamen Dinge in einem schwinden und die heilsamen Dinge zunehmen, eine solche Askese, sage ich, soll man ausüben. Jene religiöse Observanz - jene Anstrengung - jene Selbstentäußerung - jene Befreiung, o Hausvater, durch deren Erringung die unheilsamen Dinge in einem zunehmen, die heilsamen Dinge aber schwinden, eine solche Befreiung, sage ich, soll man nicht erringen. Jene Befreiung aber, Hausvater, durch deren Erringung die unheilsamen Dinge in einem schwinden und die heilsamen Dinge zunehmen, eine solche Befreiung, sage ich, soll man erringen.«

Und vom Erhabenen durch ein Lehrgespräch unterwiesen, ermutigt und ermuntert, erhob sich der Hausvater Vajjiyamāhita von seinem Sitze, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll, und ihm die Rechte zukehrend, entfernte er sich.

Kurz nachdem nun der Hausvater Vajjiyamāhita gegangen war, wandte sich der Erhabene an die Mönche und sprach:

»Selbst ein Mönch, der für lange Zeit in dieser Lehre und Zucht ein makelloses Leben geführt hat, selbst der würde in gleicher Weise jene andersgläubigen Wanderasketen im Einklang mit der Lehre gründlich zurückgewiesen haben, so wie es der Hausvater Vajjiyamāhita getan hat.«


(*1) vibhajja-vādo. Die buddhistische Lehre wird häufig als vibhajja-vāda, d.i. die differenzierende, analytische oder kritische Lehre, bezeichnet, im Gegensatz zu ekamsa-vāda, der verallgemeinernden oder einseitigen Lehre.

(*2) »Verneiner« = appaññattiko, wtl: einer, der keine Aussagen macht; ein Agnostiker.


A.X. 95 Werden alle erlöst

Uttiya, der Wanderasket, sprach zum Erhabenen:

»Sage, Herr Gotama: ist die Welt ewig? Und ist nur dies allein wahr, alles andere aber Unsinn?«

»Darüber, Uttiya, habe ich nichts erklärt.«

»Dann sage mir, Herr Gotama: ist die Welt nicht ewig? - ist sie endlich? - oder unendlich? - sind Leib und Leben eines? - oder sind Leib und Leben zweierlei? - besteht der Vollendete nach dem Tode? - oder besteht er nicht nach dem Tode? - oder besteht er und besteht nicht nach dem Tode? - oder weder besteht noch besteht er nicht nach dem Tode? Und ist nur dies allein wahr, alles andere aber Unsinn?«

»Auch darüber, Uttiya, habe ich nichts erklärt.«

»Wie denn aber, Herr Gotama? Auf alle meine Fragen antwortest du, daß du darüber nichts erklärt hast. Was hat denn der Herr Gotama überhaupt erklärt?«

»Die von mir durchschaute Lehre, Uttiya, weise ich meinen Jüngern, die die Wesen zur Läuterung führt, zur Überwindung von Sorge und Jammer, zum Aufhören von Schmerz und Trübsal, zur Gewinnung des rechten Weges, zur Verwirklichung Nibbānas.«

»Dadurch aber, daß der Herr Gotama seinen Jüngern die von ihm durchschaute Lehre weist, die die Wesen zur Läuterung führt, zur Überwindung von Sorge und Jammer, zum Aufhören von Schmerz und Trübsal, zur Gewinnung des rechten Weges, zur Verwirklichung Nibbānas, wird wohl dadurch die ganze Welt oder die Hälfte oder ein Drittel der Welt Erlösung finden?«

Auf diese Worte schwieg der Erhabene. Da aber dachte der ehrwürdige Ananda: Möchte doch der Wanderasket Uttiya nicht eine üble Ansicht bekommen und denken: 'Von mir um das Allererhabenste befragt, hat der Asket Gotama versagt und antwortet nicht. Er ist wohl dazu nicht imstande!' Das würde dem Wanderasketen Uttiya lange zum Unheil und Unglück geraten.« Und der ehrwürdige Ananda sprach zum Wanderasketen Uttiya:

»So will ich dir denn, Bruder Uttiya, ein Gleichnis geben; denn auch durch ein Gleichnis mag manch verständiger Mann der Worte Sinn erfassen. Angenommen, Bruder Uttiya, es ist da eine königliche Grenzfestung, mit starken Grundmauern, umgeben mit einem starken mit Zinnen versehenen Wall und mit einem einzigen Tor versehen. Dort befindet sich ein verständiger, erfahrener, kluger Torwächter, der alle Unbekannten zurückweist und die Bekannten einläßt. Während er auf dem Rundwege rings um die Stadt herumgeht, bemerkt er in dem Walle keine Bresche, kein Loch, nicht einmal so groß, daß eine Katze hindurch kriechen könnte. Zwar hat er keine Kenntnis davon, wie viele Lebewesen in die Stadt hereinkommen oder aus ihr hinausgehen; wohl aber weiß er, daß alle großen Lebewesen, die diese Stadt betreten oder sie verlassen, sämtlich durch dieses eine Tor ein- und ausgehen.

Ebenso auch, Bruder Uttiya, beunruhigt sich der Vollendete nicht darüber, ob durch seine Lehre die ganze Welt oder die Hälfte oder ein Drittel der Welt Erlösung finden wird. Von allen denen aber, die der Welt entronnen sind, entrinnen und entrinnen werden, da weiß der Vollendete, daß beim Entrinnen aus der Welt bei allen diesen die fünf geisttrübenden und weisheitlähmenden Hemmungen überwunden sind; daß ihr Geist gut gefestigt ist in den vier Grundlagen der Achtsamkeit und sie die sieben Glieder der Erleuchtung der Wirklichkeit gemäß entfaltet haben. Die Frage, Bruder Uttiya, die du bereits dem Erhabenen vorgelegt hattest, dieselbe Frage hast du nun auf eine andere Weise dem Erhabenen gestellt. Darum hat sie dir der Erhabene nicht beantwortet.«


A.X. 96 Der Wanderasket Kokanuda

Einst weilte der ehrwürdige Ananda bei Rājagaha im Tapoda-Kloster (d.i., »Kloster bei den warmen Quellen). Und nach Ablauf der Nacht, am frühen Morgen, erhob sich der ehrwürdige Ananda und begab sich zu den warmen Quellen, um sich die Glieder abzuspülen. Nachdem sich nun der ehrwürdige Ananda im warmen Wasser die Glieder abgespült hatte, stieg er wieder heraus, und, nur mit einem Gewande bekleidet, stellte er sich hin, um sich die Glieder abzutrocknen (*1). Auch der Wanderasket Kokanuda hatte sich nach Ablauf der Nacht, am frühen Morgen, erhoben und begab sich zu den warmen Quellen, um sich die Glieder abzuspülen. Schon von weitem sah er den ehrwürdigen Ananda herankommen, und, ihn sehend, sprach Kokanuda den ehrwürdigen Ananda also an:

»Wer bist du, Bruder?«

»Ein Mönch bin ich, o Bruder.«

»Zu welchen Mönchen gehörst du, Bruder?«

»Zu den Asketenjüngern des Sakyersohnes, Bruder.«

»Ich möchte gern den Ehrwürdigen etwas fragen, wenn es dem Ehrwürdigen genehm ist, mir die Frage zu beantworten.«

»So frage denn, Bruder. Ich werde zuhören und dir antworten.«

»Hat wohl der Ehrwürdige die Ansicht, daß die Welt ewig ist; und nur dies allein wahr ist, alles andere Unsinn?«

»Nicht habe ich, Bruder, solche Ansicht.«

»Hat dann wohl der Ehrwürdige die Ansicht, daß die Welt nicht ewig ist - oder daß sie endlich ist - oder unendlich - oder daß Leib und Leben eines sind - oder daß sie zweierlei sind - oder daß der Vollendete nach dem Tode besteht - oder daß der Vollendete nach dem Tode nicht besteht - oder daß er nach dem Tode besteht und nicht besteht - oder daß er nach dem Tode weder besteht noch nicht besteht? Und daß nur dies allein wahr ist, alles andere aber Unsinn?«

»Nicht habe ich, o Bruder, solche Ansichten.«

»Somit weiß und erkennt dies wohl nicht der Ehrwürdige?«

»Nicht fehlt es mir an Wissen und Erkenntnis, Bruder. Ich weiß, ich erkenne.«

»Wie denn aber, Bruder? Auf meine Frage nach deiner Ansicht, sagst du, du habest nicht solche Ansichten. Auf meine Frage, ob du dies somit nicht weißt und erkennst, entgegnest du: 'Nicht fehlt es mir an Wissen und Erkenntnis. Ich weiß, ich erkenne.' Wie soll ich nun, Bruder, den Sinn dieser Worte auffassen?«

»Zu sagen: 'Ewig ist die Welt. Nur dies allein ist wahr, alles andere Unsinn', das, Bruder, ist eine Ansicht. Zu sagen 'Nicht ewig ist die Welt... Der Vollendete besteht weder noch besteht er nicht nach dem Tode. Nur dies allein ist wahr, alles andere Unsinn', das, Bruder, ist eine Ansicht. Was da, Bruder, alle diese Ansichten betrifft, und was da bei ihnen als Standpunkt gilt, als Beherrschtsein und Besessensein, als ihr Entstehungsgrund und ihre Aufhebung, das weiß ich, das erkenne ich. Da ich dies aber weiß und erkenne, wie kann ich da wohl sagen, daß ich nicht weiß, nicht erkenne? Ich weiß eben, Bruder, ich erkenne.«

»Wie heißt der Ehrwürdige? Unter welchem Namen kennen die Ordensbrüder den Ehrwürdigen?«

»Ananda ist mein Name, o Bruder. Als Ananda kennen mich meine Ordensbrüder.«

»Nicht wußte ich freilich, während ich mich mit dem großen Lehrer unterhielt, daß dies der verehrte Ananda sei. Hätte ich es gewußt, so würde ich nicht so viel entgegnet haben. Möge mir der verehrte Ananda verzeihen!«


(*1) pubbāpayamāno; so in allen Parallelstellen dieses häufig wiederkehrenden Passus (auch in M., S.); lediglich ein in PTS herangezogenes MS hat sukkhāpayamāno, »trocknend«, was zweifellos hier der Sinn ist. K: pubbasadisāni nirudakāni kurumāno, »(die Glieder) wie früher, d.i. wasserlos, machend«.


A.X. 97 Der würdige Mönch

Mit zehn Eigenschaften ausgestattet, ihr Mönche, ist der Mönch würdig der Opfer, würdig der Gastfreundschaft, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Handgrußes, ist er der beste Boden in der Welt für verdienstvolle Werke. Welches sind diese zehn Eigenschaften?

Da eignet dem Mönch Sittlichkeit, großes Wissen, edle Freundschaft, rechte Erkenntnis; er erfreut sich mannigfacher magischer Fähigkeiten; erkennt mit dem Himmlischen Ohre beide Arten der Töne, himmlische und menschliche; erkennt die Geistesbeschaffenheit der anderen Wesen und Geschöpfe; erinnert sich mancher früherer Daseinsformen; erkennt mit dem Himmlischen Auge, wie die Wesen abscheiden: und wiedererscheinen; durch Versiegung der Triebe hat er die von Trieben freie Gemütserlösung und Weisheitserlösung noch bei Lebzeiten erreicht, sie selber erkennend und verwirklichend.


A.X. 98 Wohlbefinden im Orden

An welchem Orte auch immer, ihr Mönche, der mit zehn Eigenschaften ausgestattete Mönch lebt, da fühlt er sich wohl. Welches sind diese zehn Eigenschaften?

Er hat als Ordensälterer viele Jahre hinter sich, ist schon vor langer Zeit in die Hauslosigkeit gezogen; er ist sittenrein; besitzt ein großes Wissen; beide Ordenssatzungen sind ihm in allen Einzelheiten wohl bekannt; er versteht es, vorkommende Streitigkeiten zu schlichten, er besitzt Liebe für die Lehre, ist freundlich im Umgang und hat innige Freude an der Hohen Lehre und der hohen Zucht; er ist zufrieden mit jeder Art Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und Arznei; er besitzt Anmut im Kommen und Gehen und ist wohl gezügelt, wenn er in einem Hause sitzt; er wird nach Wunsch der vier Vertiefungen teilhaftig; durch Versiegung der Triebe hat er die von Trieben freie Gemütserlösung und Weisheitserlösung noch bei Lebzeiten erreicht, sie selber erkennend und verwirklichend.


A.X. 99 Upālis Unreife zur Einsamkeit

Der ehrwürdige Upāli sprach zum Erhabenen:

»Ich möchte, o Herr, im Walde leben, in waldigen, einsamen Plätzen.«

»Schwer ist es, Upāli, im Walde zu leben, in waldigen, einsamen Plätzen; schwer ist es, die Abgeschiedenheit zu ertragen und am Alleinsein Freude zu finden. Wenn der Mönch keine Sammlung erreicht, so ergreifen die Wälder gleichsam von seinem Geiste Besitz. Wer da sagt, er wolle, ohne die Sammlung des Geistes erreicht zu haben, im Walde, in waldigen, einsamen Plätzen leben, der hat zu erwarten, daß er entweder untergehen (K: in sinnlichen Gedanken untersinken) oder abgetrieben wird (K: in Gedanken des Hasses und der Feindseligkeit).

Angenommen, Upāli, es befindet sich da ein großer Teich. Und ein gewaltiger Elefant von sieben oder acht Fuß Höhe kommt heran und denkt: 'Ich will doch in diesen Teich steigen und mich an einem Ohren- und Rückenbad erfreuen. Wenn ich mich an einem Ohren- und Rückenbad erfreut, gebadet und getrunken habe, dann will ich wieder heraussteigen und gehen, wohin es mir beliebt.' Darauf steigt er in diesen Teich hinab, erfreut sich am Ohren- und Rückenbade; und nachdem er sich daran erfreut und auch gebadet und getrunken hat, steigt er wieder heraus und geht, wohin es ihm beliebt. Wie aber ist solches möglich? Weil eben ein großes Lebewesen selbst in der Tiefe Fuß fassen kann.

Nun kommt aber ein Hase oder eine Katze heran und sagt sich: 'Was bin ich und was ist dieser große Elefant? Ich will doch auch in diesen Teich steigen und mich an einem Ohren- und Rückenbad erfreuen. Wenn ich mich daran erfreut und auch gebadet und getrunken habe, dann will ich wieder heraussteigen und gehen, wohin es mir beliebt.' Und hastig und ohne Überlegung springt das Tier in jenen Teich hinein. Da aber hat es zu erwarten, daß es entweder untergehen oder abgetrieben wird. Und warum? Weil eben ein kleines Lebewesen in der Tiefe keinen Fuß fassen kann.

Ebenso auch, Upāli, wer da sagt, er wolle, ohne die Sammlung des Geistes erreicht zu haben, im Walde, in waldigen, einsamen Plätzen leben, der hat zu erwarten, daß er entweder untergehen oder abgetrieben wird. Wenn da, Upāli, ein kleiner, unmündiger Säugling mit seinem eigenen Schmutze spielt, meinst du da nicht, daß dies ein ganz und gar törichtes Vergnügen ist?«

»Gewiß, o Herr.«

»Wenn nun aber, Upāli, jenes Kind späterhin, in Verfolg seines Wachstums und einer entwickelten Fähigkeiten, sich an den üblichen Kinderspielen ergötzt, wie dem Kinderpfluge, dem Schlagholzspiel, dem Purzelbaum, der Windmühle, dem Blattmaß (pattālhaka ist, lt. K, ein Blatt, mit dem die Kinder beim Spielen den Sand abmessen), dem Wägelchen und der Armbrust, meinst du da nicht, daß dieses Vergnügen weit besser und schöner ist als das frühere?«

»Gewiß, o Herr.«

»Wenn nun aber, Upāli, jenes Kind späterhin, in Verfolge seines Wachstums und seiner entwickelten Fähigkeiten, sich am Besitz und Genusse der durch Auge, Ohr, Nase, Zunge und Körper zugänglichen fünf Sinnendinge erfreut, der erwünschten, erfreulichen, angenehmen und lieblichen Formen, Töne, Gerüche, Geschmäcke und Berührungen, meinst du da nicht, daß dieses Vergnügen weit besser und schöner ist das frühere?«

»Gewiß, o Herr.«

»Da aber, Upāli, erscheint der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der in Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene. Er erklärt diese Welt mit ihren guten und bösen Geistern und ihren Brahmagöttern, mit ihrer Schar von Asketen und Priestern, Göttern und Menschen, nachdem er sie selber erkannt und durchschaut hat. Er verkündet die Lehre, die am Anfang schöne, in der Mitte schöne und am Ende schöne; dem Sinne wie dem Wortlaut nach verkündet er den ganz vollkommenen, lauteren Reinheitswandel.

Diese Lehre nun hört ein Hausvater, der Sohn eines Hausvaters oder ein in irgendeinem anderen Stande Wiedergeborener. Nach dem Vernehmen der Lehre gewinnt er Vertrauen zum Vollendeten, und, von diesem Vertrauen erfüllt, sagt er sich: 'Voller Hindernisse ist das Hausleben, eine Stätte der Unreinheit! Wie der freie Himmel aber ist die Hauslosigkeit! Nicht leicht ist es, wenn man im Hause lebt, einen fleckenlosen, heiligen Wandel zu führen. Wie wenn ich mir nun Haar und Bart scherte, das gelbe Gewand anlegte und von Hause fortzöge in die Hauslosigkeit?' Und nach einiger Zeit ein kleines oder großes Vermögen aufgebend, einen kleinen oder großen Verwandtenkreis aufgebend, schert er Haar und Bart, legt das gelbe Gewand an und zieht vom Hause fort in die Hauslosigkeit.

Also ein hausloser Mönch geworden, erfüllt er die Lebensregeln der Mönche. Er meidet das Töten, steht ab vom Töten, Stock und Schwert ablegend, ist er von Zartgefühl und Liebe erfüllt; für alle Wesen und Geschöpfe empfindet er Wohlwollen und Mitgefühl. - Er meidet das Stehlen, steht ab vom Nehmen des Nichtgegebenen, nur das Gegebene nehmend, das Gegebene abwartend, bleibt er ehrlich und lauter im Herzen. - Er meidet die Unkeuschheit, keusch und entsagend lebt er, steht ab vom Geschlechtsverkehr, dem gemeinen. - Er meidet das Lügen, vom Lügen steht er ab; die Wahrheit spricht er, der Wahrheit ist er ergeben, verläßlich, vertrauenswürdig, kein Betrüger der Welt. - Zwischenträgerei meidet er, von Zwischenträgerei steht er ab: was er hier gehört hat, erzählt er dort nicht wieder, um jene zu entzweien; und was er dort gehört hat, erzählt er hier nicht wieder, um diese zu entzweien. So einigt er Entzweite, festigt Verbundene, Eintracht liebt er, an Eintracht findet er Freude und Gefallen, Eintracht fördernde Worte spricht er. - Er meidet rohe Rede, von roher Rede steht er ab; milde Worte, die dem Ohre angenehm sind, liebreich, zu Herzen gehend, höflich, viele beglückend und erfreuend, solche Worte spricht er. - Er meidet törichtes Geschwätz, von törichtem Geschwätz steht er ab; er redet zur rechten Zeit, den Tatsachen entsprechend, zweckmäßig, spricht über die Lehre und über die Zucht; seine Rede ist gehaltvoll, gelegentlich mit Gleichnissen geschmückt, bemessen und sinnreich.

Er meidet die Zerstörung von Keim- und Pflanzenleben. Nur zu einer Tageszeit (am Morgen, bis zum Mittag) nimmt er Nahrung zu sich, des Nachts bleibt er nüchtern und enthält sich des Essens zur Unzeit. Er meidet Tanz, Gesang und Musik und den Besuch von Schaustellungen. Er meidet Blumen, Riechstoffe, Salben sowie jeder Art Schmuck, Zierat und Schönheitsmittel. Hohe und üppige Betten benutzt er nicht. Vom Annehmen von Gold und Silber steht er ab. Rohes Getreide und rohes Fleisch nimmt er nicht an. Frauen und Mädchen nimmt er nicht an. Diener und Dienerinnen nimmt er nicht an. Ziegen, Schafe, Hühner, Schweine, Elefanten, Rinder oder Pferde sowie Grund und Boden nimmt er nicht an. Er übernimmt keine Aufträge, tut keine Botendienste. Von Kauf und Verkauf hält er sich fern. Er hat nichts zu schaffen mit falschem Maß, Metall und Gewicht. Die schiefen Wege der Bestechung, Täuschung und Betrügerei vermeidet er. Stechen, Schlagen, Binden, Überfallen, Plündern und Vergewaltigen liegen ihm fern.

Er begnügt sich mit dem Gewande, das seinen Körper schützt, mit der Almosenspeise, womit er sein Leben fristet. Wohin er auch immer zieht, damit eben versehen zieht er, genauso wie ein beschwingter Vogel stets seine Flügel mit sich trägt.

Durch die Befolgung dieser edlen Sittensatzung empfindet er in seinem Inneren ein untadeliges Glück.

Erblickt er nun mit dem Auge eine Form, oder vernimmt mit dem Ohre einen Ton, riecht mit der Nase einen Duft, schmeckt mit der Zunge einen Saft, empfindet mit dem Körper einen Körpereindruck oder ist sich im Geiste eines Gedankens bewußt, so haftet er da weder am Gesamteindruck noch an den Einzelheiten. Und woraus ihm, bei unbewachten Sinnen, Begehren und Kummer, üble, unheilsame Dinge entstehen möchten, dem bemüht er sich abzuwehren; er bewacht seine Sinne, hält eine Sinne im Zaume. Durch Ausübung dieser edlen Sinnenzügelung empfindet er ein ungetrübtes Glück.

Klarbewußt handelt er beim Auf- und Abgehen, klarbewußt beim Hin- und Wegblicken, klarbewußt beim Beugen und Strecken seiner Glieder, klarbewußt beim Tragen der Mönchsgewänder und der Schale, klarbewußt beim Essen, Trinken, Kauen und Schmecken, klarbewußt beim Verrichten der Notdurft, klarbewußt beim Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Erwachen, Sprechen und Schweigen.

Ist er nun ausgerüstet mit diesem edlen Sittenwandel, ausgerüstet mit dieser edlen Sinnenzügelung und ausgerüstet mit dieser edlen Achtsamkeit und Bewußtseinsklarheit, so wählt er sich einen abgeschiedenen Wohnort, im Walde oder am Fuße eines Baumes, auf einem Bergipfel, in einer Kluft, einer Felsenhöhle, auf dem Leichenfelde, unter freiem Himmel oder auf einem Streulager. Ist er dann in den Wald gegangen, zum Fuß eines Baumes oder in eine leere Behausung, so setzt er sich mit untergeschlagenen Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet und die Achtsamkeit vor sich heftend.

Weltliche Begierde (*1) hat er aufgegeben, begierdelosen Herzens weilt er, von Begierde läutert er sein Herz. Haß und Bosheit hat er aufgegeben, haßfreien Herzens weilt er, für alle Wesen und Geschöpfe Wohlwollen und Mitgefühl empfindend, läutert er sein Herz von Haß und Bosheit. Starrheit und Mattigkeit hat er aufgegeben, frei von Starrheit und Mattigkeit weilt er hellen Geistes, achtsam, wissensklar läutert er sein Herz von Starrheit und Mattigkeit. Aufgeregtheit und Gewissensunruhe hat er aufgegeben, frei von Unruhe weilt er; und mit innerlich friedvollem Geiste läutert er sein Herz von Aufgeregtheit und Gewissensunruhe. Zweifelsucht hat er aufgegeben, zweifelentronnen weilt er; er zweifelt nicht am Guten und läutert sein Herz von Zweifelsucht.

Hat er nun diese fünf Hemmungen beseitigt, die den Geist beflecken und die Weisheit lähmen, so gewinnt er, ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, die mit Gedankenfassen und Überlegen verbundene, in der Abgeschiedenheit geborene, von Verzücken und Glücksgefühl erfüllte erste Vertiefung. Was meinst du, Upāli: ist nicht dieser Zustand bei weitem edler und erhabener als jene früheren Vergnügungen?«

»Gewiß, o Herr.«

»Diese Tatsache aber in sich bemerkend, Upāli, leben meine Jünger im Walde, in waldigen, einsamen Plätzen. Noch aber haben sie ihr Ziel nicht erreicht.

Fernerhin, Upāli, nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen gewinnt der Mönch den inneren Frieden, die Einheit des Geistes, die von Gedankenfassen und Überlegen freie, in der Sammlung geborene, von Verzücken und Glücksgefühl erfüllte zweite Vertiefung. Was meinst du, Upāli ist nicht dieser Zustand edler und erhabener als der frühere?«

»Gewiß, o Herr.«

»Diese Tatsache aber in sich bemerkend, Upāli, leben meine Jünger im Walde, in waldigen, einsamen Plätzen. Noch aber haben sie ihr Ziel nicht erreicht.

Fernerhin, Upāli, gewinnt der Mönch ... die dritte Vertiefung ... die vierte Vertiefung ... das Gebiet der Raumunendlichkeit ... das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit ... das Gebiet der Nichtsheit ... das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nicht-Wahrnehmung... die Aufhebung von Wahrnehmung und Gefühl; und nach weisem Erkennen gelangen in ihm die Triebe zur Versiegung. Was meinst du, Upäli, ist nicht dieser Zustand bei weitem edler und erhabener als die früheren Zustände?«

»Gewiß, o Herr.«

»Auch diese Tatsache in sich bemerkend, Upāli, leben meine Jünger im Walde, in waldigen, einsamen Plätzen; und sie haben nun ihr Ziel erreicht.

Komm, Upāli, lebe mit der Mönchsgemeinde! Mit der Mönchsgemeinde lebend, wird es dir wohlergehen.«


(*1) Unter den nun folgenden fünf 'Hemmungen' (nīvarana) steht hier als erste abhijjhā loke, 'Begier zur Welt', statt des sonst üblichen kāmacchanda, 'Sinnenverlangen'. - Das Aufgeben dieser Hemmungen ist hier, als Vorbereitung auf die Vertiefungen, ein nur zeitweiliges. Ihre endgültige Aufhebung erfolgt stufenweise auf den vier Stadien der Heiligkeit.


A.X. 100 Verwirklichung der Heiligkeit

Ohne, ihr Mönche, zehn Dinge überwunden zu haben, ist man außerstande, die Heiligkeit zu verwirklichen. Welche zehn?

Gier, Haß, Verblendung, Zorn, Wut, Verkleinerungssucht, Herrschsucht, Neid, Geiz und Dünkel. Ohne diese zehn Dinge überwunden zu haben, ihr Mönche, ist man außerstande, die Heiligkeit zu verwirklichen.

Durch Überwindung dieser zehn Dinge aber, ihr Mönche, ist man imstande, die Heiligkeit zu verwirklichen. 


      Oben  


erwunden zu haben, ihr Mönche, ist man außerstande, die Heiligkeit zu verwirklichen.

Durch Überwindung dieser zehn Dinge aber, ihr Mönche, ist man imstande, die Heiligkeit zu verwirklichen. 


      Oben