Visuddhi Magga XX 

Vis. XX.4  Feststellung der 3 Merkmale

 

Wenn da einer in dieser Weise bisweilen das Körperliche, bisweilen das Unkörperliche betrachtet und durch Feststellung der 3 Merkmale allmählich weiterschreitet, so bringt er die Entfaltung des Wissens zustande.

 

Ein anderer betrachtet die Gebilde, indem er bei 7 körperlichen und 7 unkörperlichen Dingen die 3 Merkmale feststellt.

 

 
(a: beim 7fachen Körperlichen)

 

Als das Feststellen der 3 Merkmale (ti-lakkhana) beim siebenfachen Körperlichen gilt es, wenn man die Gebilde in der folgenden Weise betrachtet, nämlich: 

mit Hinsicht 

  1. auf das Aufsichnehmen und Niederlegen (des Körpers), 
  2. auf das Schwinden des Gealterten, 
  3. auf das durch Nahrung Entstandene, 
  4. auf das durch Temperatur Entstandene, 
  5. auf das Karmagezeugte, 
  6. auf das durch Bewußtsein Entstandene, 
  7. auf die Körperlichkeit in der äußeren Natur. 

Darum sagen die Alten Meister: "Klar schaut er sieben Dinge in ihren Einzelheiten: mit Hinsicht auf das Aufsichnehmen und Niederlegen usw." 


  1. Betrachtung der Gebilde mit Hinsicht auf das Aufsichnehmen und Niederlegen (des Körpers)

Als das 'Aufsichnehmen' gilt hierbei die Wiedergeburt, als das 'Niederlegen' der Tod. Indem so der Übungsbeflissene dieses Aufsichnehmen und Niederlegen (des Körpers) auf hundert Jahre beschränkt, stellt er bei den Gebilden die 3 Merkmale fest. 

Und in welcher Weise? 

'Alle Gebilde, die sich da zwischen beiden (dem Aufsichnehmen und Niederlegen des Körpers) befinden, sind vergänglich (anicca). 

Und wieso? 

Weil sich da ein Entstehen und Hinschwinden zeigt, ein Anderswerden; weil die Gebilde bloß für eine Zeit bestehen und die Beständigkeit ausschließen. - 

Weil aber die aufgestiegenen Gebilde den Beharrungszustand erreichen und im Beharrungszustand durch das Alter erschöpft werden und nach Erreichung des Verfalls unvermeidlich zu Auflösung gelangen, darum gelten sie, eben weil sie immer wieder bedrückt werden, schwer zu ertragen sind, die Grundlagen des Leidens bilden und Glück ausschließen, als 'elend' (dukkha).  

weil in dieser dreifachen Hinsicht keiner über die Gebilde Gewalt hat und die Gebilde daher leer sind an einem die Macht darüber Ausübenden, darum gelten sie, sofern sie eben leer, herrenlos, machtlos sind und ein Selbst ausschließen, als 'unpersönlich' (anattā).


  1. Betrachtung der Gebilde mit Hinsicht auf das Schwinden des Gealterten

Nachdem der Übende so mit Hinsicht auf das Aufsichnehmen und das Niederlegen bei der durch hundert Jahre abgegrenzten Körperlichkeit die 3 Merkmale festgestellt hat, stellt er sie darauf fest 'mit Hinsicht auf das Schwinden des Gealterten' (vayo-vuddhatthangamana), was hier so viel bedeutet wie: mit Hinsicht auf das Untergehen der infolge des Alters gealterten Körperlichkeit. Mit Hinsicht darauf stellt er die 3 Merkmale fest. 

Und in welcher Weise? Eben jene hundert Jahre teilt er in drei Lebensalter (vayo) ein; in das 

Darunter gelten die 33 Jahre von Beginn ab als das erste Lebensalter, die darauf folgenden 34 Jahre als das mittlere Lebensalter und die darauf folgenden 33 als das letzte Lebensalter. 

Hat er so die hundert Jahre in diese drei Lebensalter eingeteilt, so stellt er die 3 Merkmale fest, u. zw. so: 

 

Hat nun der Übende so bei den drei Lebensaltern mit Hinsicht auf das Schwinden der gealterten Körperlichkeit die 3 Merkmale festgestellt, so stellt er sie fernerhin bei jeder einzelnen der 10 Zehnerperioden fest, nämlich: 

dem Jahrzehnt 

  1. der Unmündigkeit, 
  2. des Spielens, 
  3. der Schönheit, 
  4. der Kraft, 
  5. der Einsicht, 
  6. der Abnahme; 
  7. des Vornübergebeugtseins, 
  8. des Verkrümmtseins, 
  9. des Schwachsinns, 
  10. der Bettlägerigkeit.

 

Unter diesen 10 Zehnerperioden des 100 Jahre alt werdenden Menschen nun gelten:

 

Um nun bei diesen Jahrzehnten mit Hinsicht auf das Schwinden der gealterten Körperlichkeit die 3 Merkmale festzustellen, erwägt der Übungsbeflissene also:

 

 

Hat der Übende nun so bei den Jahrzehnten mit Hinsicht auf das Schwinden der gealterten Körperlichkeit die 3 Merkmale festgestellt, so teilt er fernerhin die 100 Jahre in Abschnitte zu je 5 Jahren, und mit Hinsicht auf das Schwinden der gealterten Körperlichkeit stellt er die 3 Merkmale fest. 

Und in welcher Weise? Indem er also bei sich erwägt: 

 

Hat nun der Übende so bei den 20 Lebensabschnitten mit Hinsicht auf das Schwinden der gealterten Körperlichkeit die 3 Merkmale festgestellt, so teilt er fernerhin die hundert Jahre in 25 Abschnitte und stellt jedesmal bei je vier Jahren die 3 Merkmale fest. Darauf teilt er die 100 Jahre in 33 Abschnitte und stellt bei je 3 Jahren die Merkmale fest; dann in 50 Abschnitte teilend, bei je 2 Jahren; dann in 100 Abschnitte teilend, bei je einem Jahr.

 

Darauf zerlegt er das Jahr in drei Abschnitte, und hinsichtlich der 3 Jahreszeiten wie Regenzeit, Winter und Sommer stellt er bei je einer Jahreszeit mit Hinsicht auf das Schwinden der gealterten Körperlichkeit die 3 Merkmale fest. 

Und in welcher Weise? 

Darum ist sie vergänglich, elend, unpersönlich.' Nach solcher Feststellung zerlegt er wiederum ein Jahr in 6 Abschnitte: 

Daher ist die Körperlichkeit vergänglich, elend, unpersönlich.' So stellt er bei dieser durch Altern zum Schwinden gelangten Körperlichkeit die 3 Merkmale fest.

 

Hat nun der Übende in dieser Weise die 3 Merkmale festgestellt, so stellt er sie darauf mit Hinsicht auf die dunkle und helle Monatshälfte fest, nämlich: 

 

Darauf stellt er die 3 Merkmale mit Hinsicht auf Tag und Nacht fest ... Dann zerlegt er eben diesen Tag und diese Nacht in sechs Abschnitte wie Morgenzeit usw. und stellt die 3 Merkmale fest: 

 

Hat er nun in dieser Weise die 3 Merkmale festgestellt, so stellt er sie bei eben diesem Körper fernerhin fest mit Hinsicht auf Gehen und Kommen, Hinblicken und Wegblicken, Beugen und Strecken, nämlich: 

[Der Achtsame Gang]

Darauf zerlegt er einen einzelnen Schritt in 6 Abschnitte: in das Aufheben des Fußes, sein Vorheben, Wegheben, Senken, Niedersetzen und Aufdrücken. Dabei gilt als das 'Aufheben' das Aufwerfen des Fußes vom Boden, als 'Vorheben' das Nachvorneführen, als 'Wegheben' sein hier und dorthin Bewegen beim Erblicken von irgend etwas wie Baumstümpfen, Dornen, Schlangen u. dgl., als 'Senken' das Herabnehmen des Fußes, als 'Niedersetzen' das Auf-den-Boden-setzen, als 'Aufdrücken', wenn beim Wiederaufheben der Fuß gegen den Boden preßt.

 

Hier nun sind beim Aufheben des Fußes zwei Elemente unentwickelt und langsam, nämlich das feste und das flüssige Element, während die beiden anderen entwickelt und stark sind. Genau so ist es beim Niedersetzen und Aufdrücken des Fußes. Hat nun der Übende so den Schritt in 6 Abschnitte zerlegt, so stellt er dabei mit Hinsicht auf die durch Altern schwindende Körperlichkeit die 3 Merkmale fest. 

Und in welcher Weise? Er erwägt bei sich also: 

 

'So also lösen sich die da und dort entstandenen Gebilde eben jedesmal da und dort wieder auf, ohne den jedesmal nächsten Abschnitt zu erreichen, genau wie die in einen heißen Tiegel geworfenen Sesamkörner, Körnchen für Körnchen, Stückchen für Stückchen, Atom für Atom, knatternd und prasselnd zerplatzen. Daher sind die körperlichen Dinge vergänglich, elend, unpersönlich.'

 

Wenn nun der Übende so die körperlichen Gebilde Teil für Teil klar erkennt, so ist seine Erwägung der Körperlichkeit eine subtile. Mit Hinsicht auf diese Subtilität aber gibt es folgendes Gleichnis: - 

Einst, so sagt man, kam zur Stadt ein Provinzler, der zuvor zwar mit Holz- und Grasfackeln vertraut war, aber noch nie eine Lampe gesehen hatte. Als er nun auf dem Markte eine brennende Laterne erblickte, fragte er einen Mann: "Du, sag mal, was ist denn das für ein entzückendes Ding!" "Was soll denn daran entzückend sein! Eine Lampe ist's. Wenn da Öl und Docht aufgezehrt sind, kann man nicht einmal mehr erkennen, welchen Weg die Flamme eingeschlagen hat." Ein anderer aber sagte zu ihm: "Das ist eine plumpe Erklärung, denn während dieser Docht nach und nach verbrennt, gelangt die Flamme immer innerhalb jedes Drittels zum Erlöschen, ohne jedesmal eine weitere Stelle zu erreichen. Diesem aber erklärte ein anderer so: "Auch das ist plump! Die Flamme nämlich gelangt innerhalb jedes Zolls . . . .innerhalb jedes halben Zolls . . . .bei jedem Faden . . . "bei jeder Faser zum Erlöschen, ohne die nächste Faser zu erreichen. Ohne Faser aber kann es keine Flamme geben."

 

'Wenn Docht und Öl aufgezehrt sind, kann man nicht einmal mehr erkennen, welchen Weg die Flamme eingeschlagen hat': dieser Erkenntnis des einen Mannes gleicht es, wenn der Übungsbeflissene bei der durch ihr Aufnehmen und Niederlegen auf 100 Jahre beschränkten Körperlichkeit die 3 Merkmale feststellt.

 

'Während der Docht nach und nach verbrennt, gelangt die Flamme, ohne jedesmal eine weitere Stelle zu erreichen, immer innerhalb jedes Drittels zum Erlöschen': dieser Erkenntnis eines anderen Mannes gleicht es, wenn der Übende bei der auf ein Dritteljahrhundert beschränkten und infolge des Alterns schwindenden Körperlichkeit die 3 Merkmale feststellt.

 

'Die Flamme kommt immer innerhalb jedes Zolls zum Erlöschen, ohne eine weitere Stelle zu erreichen': solcher Erkenntnis eines anderen Mannes gleicht es, wenn der Übende bei der durch 10, 5, 4, 3 oder 2 oder durch 1 Jahr begrenzten Körperlichkeit die 3 Merkmale feststellt.

 

'Die Flamme kommt immer innerhalb jedes halben Zolls zum Erlöschen, ohne eine weitere Stelle zu erreichen'; solcher Erkenntnis eines anderen Mannes gleicht es, wenn der Übende, ein Jahr in 3 oder 6 Abschnitte zerlegend, also bei der auf 4 oder 2 Monate beschränkten Körperlichkeit für jede Jahreszeit die 3 Merkmale feststellt.

 

'Die Flamme kommt bei jedem Faden zum Erlöschen, ohne jedesmal einen weiteren zu erreichen': solcher Erkenntnis eines anderen Mannes gleicht es, wenn der Übende bei der durch die dunkle und helle Monatshälfte oder durch Tag und Nacht oder - einen vollen Tag in 6 Abschnitte zerlegend - durch Morgen, Mittag, Abend, erste, mittlere und letzte Nachtwache begrenzten Körperlichkeit die 3 Merkmale feststellt.

 

'Die Flamme kommt bei jeder Faser zum Erlöschen, ohne jedesmal eine weitere zu erreichen': solcher Erkenntnis eines Mannes gleicht es, wenn der Übende mit Hinsicht auf Gehen und Kommen usw. oder mit Hinsicht auf das Erheben des Fußes usw. bei der jedesmal durch einzelne Abschnitte begrenzten Körperlichkeit die 3 Merkmale feststellt.


  1. Betrachtung der Gebilde mit Hinsicht auf das durch Nahrung Entstandene

Hat nun so der Übende auf vielerlei Weise bei der durch das Altern schwindenden Körperlichkeit die 3 Merkmale festgestellt, so zerlegt er sie nochmals, indem er sie als 

  1. durch Nahrung entstanden, 
  2. durch Temperatur entstanden, 
  3. Karma-gezeugt und 
  4. durch Geist entstanden, 

in 4 Klassen einteilt und dann bei jeder einzelnen Klasse die 3 Merkmale feststellt.

Dabei ist ihm die 'durch Nahrung entstandene' (āhāra-maya) Körperlichkeit mit Hinsicht auf Hunger und Sättigung vollkommen klar. 

Nachdem er diese untersucht hat, stellt er die 3 Merkmale fest, nämlich: 


  1. Betrachtung der Gebilde mit Hinsicht auf das durch Temperatur Entstandene

Die 'durch Temperatur entstandene' (utu-maya) Körperlichkeit tritt als Kälte und Hitze klar zutage. Die zur Zeit der Hitze bestehende Körperlichkeit nämlich ist ausgetrocknet, erschöpft und von häßlichem Aussehen. Die durch kalte Temperatur entstandene Körperlichkeit ist gestillt, erfrischt, elastisch und geschmeidig und angenehm beim Berühren. Nachdem er dies erfaßt hat, stellt er dabei die 3 Merkmale fest, nämlich: 'Ohne die Zeit der Kälte zu erreichen, schwindet die zur Zeit der Hitze bestehende Körperlichkeit eben schon zu jener Zeit, und die zur Zeit der Kälte bestehende Körperlichkeit schwindet eben zu dieser Zeit, ohne die Zeit der Hitze erreicht zu haben. Daher ist sie vergänglich, elend, unpersönlich.'


  1. Betrachtung der Gebilde mit Hinsicht auf das Karmagezeugte

Die 'karma-gezeugte' (kammaja) Körperlichkeit tritt in den die Grundlagen bildenden 6 Sinnenpforten klar zutage.

Für die Sehpforte nämlich gibt es 30 karma-gezeugte körperliche Dinge, nämlich die Zehnergruppe des Auges (4 Elemente, Farbe, Duft, Saft, Nährstoff, Lebensfähigkeit, Auge), des Körperorgans und des Geschlechts. 

Eine Unterstützung für diese Dinge aber bilden die 24 durch Temperatur, Geist und Nahrung entstandenen Dinge (3 Achtergruppen: 4 Elemente usw.), zusammen also 54 Dinge. Genau so (wie mit der Sehpforte) verhält es sich mit der Hörpforte, Riechpforte und Schmeckpforte.

Für die Körperpforte gibt es 44 körperliche Dinge, nämlich die Zehnergruppen des Körpers und Geschlechts (d. i. 20) und die durch Temperatur, Geist und Nahrung bedingten (24) Dinge (d. i. die drei Achtergruppen):

Für die Geistpforte gibt es 54 Dinge, nämlich die Zehnergruppe der Herzgrundlage (d. i. 10), des Körperorgans (10) und des Geschlechts (10), sowie die durch Temperatur (8), Geist (8) und Nahrung (8) entstandenen körperlichen Dinge. 

Nachdem der Übende alle diese körperlichen Dinge erfaßt hat, stellt er die 3 Merkmale fest, nämlich: 'Ohne daß die an der Sehpforte bestehende Körperlichkeit die Hörpforte erreicht, gelangt sie schon dort zum Schwinden. Ohne daß die an der Hörpforte . . . Riechpforte . . . Schmeckpforte ... Körperpforte bestehende Körperlichkeit die Geistpforte erreicht, gelangt sie schon dort zum Schwinden. Darum ist sie vergänglich, elend, unpersönlich.'


  1. Betrachtung der Gebilde mit Hinsicht auf das durch Bewußtsein Entstandene

Die 'durch Geist entstandene' (citta-samutthāna) Körperlichkeit tritt bei Frohsinn und Trübsinn klar zutage. Die zur Zeit des Frohsinns entstandene Körperlichkeit nämlich ist geschmeidig, elastisch, frisch und angenehm beim Anfühlen; dagegen ist die zur Zeit des Trübsinnes entstandene Körperlichkeit trocken, schlaff, von üblem Aussehen. 

Hat nun der Übende dies erfaßt, so stellt er die 3 Merkmale fest, nämlich: 'Ohne daß die zur Zeit des Frohsinns bestehende Körperlichkeit die Zeit des Trübsinns erreicht, gelangt sie schon zu eben jener Zeit zum Schwinden; und ohne daß die zur Zeit des Trübsinns bestehende Körperlichkeit die Zeit des Frohsinns erreicht, gelangt sie schon zu eben jener Zeit zum Schwinden. Daher ist sie vergänglich, elend, unpersönlich.'

 

Hat nun der Übende so die durch Bewußtsein entstandene Körperlichkeit erfaßt, so ist ihm beim Feststellen der 3 Merkmale die Sache ganz klar.
 

(*) Jeden Augenblick schwinden für immer die Daseinsgruppen, und jeden Augenblick erscheinen neue
 


  1. Betrachtung der Gebilde mit Hinsicht auf die Körperlichkeit in der äußeren Natur

Hat nun so der Übende bei den durch Nahrung usw. entstandenen Körperlichen Dingen die 3 Merkmale festgestellt, so stellt er sie fernerhin bei der Körperlichkeit in der äußeren Natur fest. 

Als das Körperliche in der äußeren Natur nämlich gelten die von der Weltentstehung ab entstehenden äußeren, nicht mit Sinnesfähigkeiten versehenen vielartigen körperlichen Dinge wie Eisen, Erz, Zinn, Blei, Gold, Silber, Perlen, Kristall, Lasurstein, Muscheln, Quarz, Koralle, Rubin, Saphir, Mondstein, Erde, Steine, Berge, Gras, Bäume, Schlingpflanzen usw. Das ist ihm klar im Sinne des Schößlings des Asokabaumes usw. 

Der Schößling des Asokahaumes nämlich ist anfangs hellrot, dann nach Verlauf von zwei bis drei Tagen tief rot, dann nach weiteren zwei bis drei Tagen wieder schwächer rot; darauf bekommt er das Aussehen eines jungen Sprosses, dann das eines reifen Sprosses, dann das eines gelbgrünen Blattes, dann das eines blaugrünen Blattes. Von der Zeit aber ab, wo er das Aussehen eines blaugrünen Blattes hat, wird er in der Aufeinanderfolge materieller Prozeßabläufe (Kontinuitäten) nach einem Jahre zum gelben Blatt, und vom Stengel sich lösend fällt dieses ab.

 

Hat der Übende nun diesen Vorgang begriffen, so stellt er dabei auf folgende Weise die 3 Merkmale fest: 

Auf diese Weise betrachtet der Übende alles Körperliche in der äußeren Natur.

 

So also betrachtet er die Gebilde, indem er vorerst bei der siebenfachen Körperlichkeit die 3 Merkmale feststellt.


(b: beim 7fachen Unkörperlichen)

 

Was aber die Feststellung der 3 Merkmale beim siebenfachen Unkörperlichen betrifft, so bildet folgendes die Übersicht hierüber: - 

  1. Feststellung als Gruppe,
  2. nach Paaren, 
  3. nach Augenblicken, 
  4. der Reihe nach, 
  5. mit Hinsicht auf die Ausrottung der Ansichten, 
  6. die Ausrottung des Dünkels, 
  7. die Versiegung der Lust.

  1. Feststellung als Gruppe

Hier nun hat man unter 'Gruppe' die den Bewußtseinseindruck als fünftes habenden geistigen Dinge zu verstehen (d. i. Bewußtsein, Gefühl, Wahrnehmung, Wille, Bewußtseinseindruck). 

Wie aber betrachtet man die Dinge mit Hinsicht auf diese Gruppe? 

Da denkt der Mönch also bei sich: 

'Was da diese den Bewußtseinseindruck als fünftes habenden Dinge anbetrifft, die da aufsteigen, wenn man Kopfhaare, Körperhaare . . . Gehirn als vergänglich, elend, unpersönlich betrachtet, so gelangen da alle diese Dinge, ohne jedesmal den nächsten Zustand erreicht zu haben, Stückchen um Stückchen zum Schwinden, genau wie die in einen heißen Tiegel geworfenen Sesamkörner beständig zerplatzen und zergehen. Daher sind diese Dinge vergänglich, elend, unpersönlich.' 

Dies ist vorerst die Erklärung in der Besprechung der Reinheit. 

In der Besprechung der Edlen Bräuche aber heißt es: 

"Wer mit Hinsicht auf die obengenannte siebenfache Körperlichkeit das während der Betrachtung der sieben körperlichen Dinge als vergänglich, elend und unpersönlich sich zeigende Bewußtsein wiederum mit dem später folgenden Bewußtsein als vergänglich, elend und unpersönlich betrachtet, der erwägt diese Dinge eben als Gruppe." 

Dies ist zutreffender. Daher werde ich auch die übrigen Punkte nach dieser Methode darlegen.


2. 'Nach Paaren': 

Nachdem da der Mönch die durch ihr Aufnehmen und Ablegen begrenzte Körperlichkeit als vergänglich, elend und unpersönlich betrachtet hat, betrachtet er eben dieses betrachtende Bewußtsein wiederum mit dem darauf folgenden als vergänglich, elend, unpersönlich. 

Und nachdem er die durch Altern hinschwindende Körperlichkeit, die durch Nahrung, Temperatur, Karma und Geist entstandene Körperlichkeit sowie die Körpergebilde in der äußeren Natur als vergänglich, elend und unpersönlich betrachtet hat, betrachtet er eben dieses betrachtende Bewußtsein wiederum mit dem darauf folgenden als vergänglich, elend, unpersönlich. 

Auf diese Weise betrachtet er die unkörperlichen Dinge nach Paaren.


3. 'Nach Augenblicken':

Hat da der Mönch die durch das Aufnehmen und Niederlegen begrenzte Körperlichkeit als vergänglich, elend und unpersönlich betrachtet, dann betrachtet er fernerhin auch dieses erste Bewußtsein mit dem zweiten, das zweite mit dem dritten, das dritte mit dem vierten, das vierte mit dem fünften: 'Auch dieses ist vergänglich, elend und unpersönlich'. 

Hat er die durch Altern hinschwindende Körperlichkeit, die durch Nahrung, Temperatur, Karma und Geist entstandene, sowie die körperlichen Dinge in der äußeren Natur als vergänglich, elend und unpersönlich betrachtet, dann betrachtet er fernerhin dieses erstere Bewußtsein mit dem zweiten, das zweite mit dem dritten, das dritte mit dem vierten, das vierte mit dem fünften: 'Auch dieses ist vergänglich, elend' unpersönlich.' 

Wenn er so von der Untersuchung der Körperlichkeit ab jedesmal vier Bewußtseinszustände betrachtet, so heißt es von ihm, daß er die unkörperlichen Dinge nach Augenblicken betrachtet.


4. 'Der Reihe nach': 

Hat da der Übungsbeflissene die durch Aufnehmen und Niederlegen abgegrenzte Körperlichkeit usw. als vergänglich, elend und unpersönlich betrachtet, so betrachtet er auch dieses erste Bewußtsein mit dem zweiten, das zweite mit dem dritten, das dritte mit dem vierten . . . das zehnte mit dem elften: 'Auch dieses ist vergänglich, elend und unpersönlich'. 

Auf diese Weise könnte er die Dinge der Reihe nach mit Hellblick den ganzen Tag betrachten. Bis zum Betrachten des zehnten Bewußtseinszustandes aber hat er in beiden Übungen Fertigkeit erlangt, nämlich in der Betrachtung des Körperlichen und in der Betrachtung des Unkörperlichen. Deshalb, sagt man, soll der Übende beim zehnten Bewußtseinszustand anhalten. 

Wer so betrachtet, von dem heißt es, daß er der Reihe nach betrachtet.


5.-7. 'Mit Hinsicht auf die Ausrottung der Ansichten, die Ausrottung des Dünkels und die Versiegung der Lust':

Für diese drei Übungen gibt es keine gesonderte Betrachtungsmethode. 

Dies ist vorerst in der Besprechung der Reinheit gesagt. In der Besprechung der Edlen Bräuche aber wurde - mit Hinsicht auf die Ausrottung der Ansichten, die Ausrottung des Dünkels und die Versiegung der Lust - diese Übersicht zugrunde gelegt und die folgende Erklärung gegeben; -


 

 

"Wären die Gebilde eine Persönlichkeit (attā), dann wäre es recht, sie als Persönlichkeit zu betrachten. Trotzdem sie aber etwas Unpersönliches sind, wurden sie als Persönlichkeit aufgefaßt. Wer daher erkennt, daß die Gebilde auf Grund ihrer Machtlosigkeit etwas Unpersönliches sind, auf Grund ihres Zunichtewerdens etwas Vergängliches, auf Grund ihres Bedrücktwerdens durch Entstehen und Vergehen etwas Elendes, für einen solchen gibt es eine Ausrottung der Ansichten.

 

"Wären die Gebilde etwas Unvergängliches (nicca), dann wäre es recht, sie als unvergänglich zu betrachten. Trotzdem sie aber etwas Vergängliches sind, wurden sie als unvergänglich aufgefaßt. Wer daher erkennt, daß die Gebilde auf Grund ihres Zunichtewerdens etwas Vergängliches sind, auf Grund ihres Bedrücktwerdens durch Entstehen und Vergehen etwas Elendes, auf Grund ihrer Machtlosigkeit etwas Unpersönliches, für einen solchen gibt es eine Ausrottung des Dünkels.

 

"Wären die Gebilde ein Glück (sukha), dann wäre es recht, sie als Glück zu betrachten. Trotzdem sie aber etwas Elendes sind, wurden sie als Glück aufgefaßt. Wer daher erkennt, daß die Gebilde auf Grund ihres Bedrücktwerdens durch Entstehen und Vergehen etwas Elendes sind, auf Grund ihres Zunichtewerdens etwas Vergängliches, auf Grund ihrer Machtlosigkeit etwas Unpersönliches, für einen solchen gibt es ein Versiegen der Lust.

 

"So kommt es zur Ausrottung der (falschen) Ansichten in einem, der die Gebilde als unpersönlich erkennt; zur Ausrottung des Dünkels in dem, der die Gebilde als vergänglich erkennt; zur Ausrottung der Lust in dem, der die Gebilde als leidvoll erkennt.

 

"Somit verbleibt dieser Hellblick jedesmal auf seinem eigenen Gebiete."

 

So also betrachtet der Übende die Gebilde, indem er bei den sieben unkörperlichen Dingen die 3 Merkmale feststellt. Insofern aber ist ihm das körperliche wie das unkörperliche Übungsobjekt völlig vertraut geworden.


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