Visuddhi Magga III

Das für die verschiedenen Naturen Heilsame

 

"Für welcherart Menschen ist dieses oder jenes heilsam" - Eine der folgenden Wohnungen, wie eine Gras- oder Blätterhütte usw., mit unsauberem Sockel, unmittelbar auf der Erde ruhend, ohne abfallenden Boden, staubbedeckt, von Fledermäusen heimgesucht, morsch und zerfallen, zu hoch oder zu niedrig, mitten in dürrer Einöde, voller Gefahren, unrein, eine Wohnung zu der ein unebener Weg führt und in welcher Bett und Stuhl voller Wanzen sind, häßlich und unschön, bei deren bloßem Anblick einem Ekel aufsteigt: eine solche Wohnung eignet sich für den Begehrlichgearteten. - Geeignet sind für ihn auch ein Unter- und Obergewand mit zerrissenen Rändern, voll von überall herumhängenden Fäden, einem Netzkuchen ähnlich, rauh anzufassen wie ein hänfernes Tuch, beschmutzt, schwer, mühsam zu tragen. - Auch eine häßlich aussehende Almosenschale eignet sich für ihn, und zwar eine irdene Schale oder eine mit Nieten beschlagene eiserne Schale, schwer, unförmig, ekelhaft wie ein Totenschädel. - Auch der Weg für seinen Almosengang sei unbequem, weit zum Dorfe und uneben. - Auch für seinen Almosengang empfiehlt sich ein Dorf, wo die Menschen so tun als ob sie ihn nicht sähen, und, nachdem er auch nicht bei einem einzigen Hause Almosen erhalten hat, jene ihn beim Verlassen des Dorfes, mit den Worten: 'Kommt, o Ehrwürdiger!' in die Sitzhalle eintreten heißen, ihm Grütze und Reis geben und dann, als ob sie eine Kuh in den Stall geführt hätten, weggehen ohne sich zu verabschieden. - Gut für ihn sind auch häßliche und übelaussehende Aufwärter, Knechte oder Arbeiter, die beschmutzte Kleider tragen, übel riechen und Abscheu erwecken, und die beim Aufwarten ohne Achtung die Grütze und den Reis gleichsam hinwerfen. - Gut für ihn sind auch dürftige, übelaussehende, aus Hirse, Kudruse, Bruchreis usw. hergestellte Suppe, Speise und Kauwaren; ferner verdorbene Buttermilch, saure Grütze, Zuspeisen aus alten Gemüsen, oder was sonst irgend wie nur zum Füllen des Leibes dient. - Als Körperstellung eignet sich für ihn das Stehen oder Auf- und Abgehen. - Von den Farbenkasinas, wie dem Blaukasina usw. eignet sich für den Begehrlichgearteten ein Objekt von unsauberer Farbe.

 

Für den Ärgerlich Gearteten eignet sich eine solche Wohnung, die weder zu hoch ist noch zu niedrig, die versehen ist mit Schatten und Wasser, wohlangelegt mit Mauern, Säulen und Treppen, verziert mit ganz vollendet ausgeführtem Girlanden- und Rankenwerk und erstrahlend durch die mannigfachen Malereien, ausgestattet mit einem ebenen, glatten, weichen Fußboden, und gleichsam wie ein Brahmapalast mit einem aus Blumengewinden und bunt gefärbten Tüchern bestehenden Baldachin geschmückt, versehen mit Bett und Stuhl, die mit reinen entzückenden Decken überzogen sind, ganz durchströmt vom Dufte der des Wohlgeruches wegen hier und da ausgestreuten Blumen, sodaß die Wohnung schon beim bloßen Anblicke Entzücken und Freude erzeugt. - Auch der Weg zu seiner Wohnung soll frei sein von jederart Gefahr, sauber, eben, schön angelegt und zurechtgemacht. Die erforderliche Wohnstätte darf aber auch nicht allzu reichhaltig sein, um den Insekten, Wanzen, Schlangen, Mäusen usw., den Zutritt abzuschneiden; und bloß ein einziges Bett und einen einzigen Stuhl soll sie haben. - Vom Besten aber, was es an Chinastoffen, Somarastoffen, Seide, Baumwolle, feinem Leinen und dergleichen gibt, daraus soll seine einfache und doppelte Unter- und Oberkleidung gemacht sein, leicht, in der für Mönche angemessenen Weise wohl gefärbt und von lauterer Farbe. - Seine Almosenschale sei aus Eisen, poliert, fleckenlos, wie eine Wasserblase oder ein Edelstein von vollendeter Form, und von einer für Mönche angemessenen völlig lauteren Farbe. - Der Weg zum Almosengang sei ohne Gefahr, eben, bequem, nicht zu weit oder zu nahe zum Dorfe. - Auch für seinen Almosengang eignet sich ein solches Dorf, wo die Menschen in der Erwartung, daß der Ehrwürdige nun kommen werde, an einer mit Wasser besprengten und gekehrten Stelle einen Sitz hergerichtet haben und ihm entgegengehend seine Almosenschale in Empfang nehmen, ihn ins Haus eintreten lassen, ihn bitten auf einem vorbereiteten Sitze sich niederzusetzen und ihm ehrerbietig und eigenhändig aufwarten. - Seine Aufwärter seien von stattlicher Erscheinung und voll Anmut, gut gewaschen und gesalbt, duftend nach Räucherwerk, Riechstoffen und Blumen, mit vielerlei bunten, sauberen und entzückenden Gewändern bekleidet, mit Schmucksachen geputzt und gewissenhaft in ihren Arbeiten. - Auch Grütze, Reis und Kauwaren seien vollkommen im Aussehen, Duft und Geschmack, gehaltvoll, lieblich, in jeder Weise vorzüglich, und seien ihm auf Wunsch erlangbar. - Als Körperstellung eignet sich für ihn das Liegen oder Sitzen. - Von den Farbenkasinas, wie dem Blaukasina usw., eignet sich für den Ärgerlichgearteten irgend eines von ganz lauterer Farbe.

 

Der Verblendetgeartete soll eine Wohnstätte haben, von wo der Ausblick nach jeder Richtung hin ungehemmt ist und ihm beim Sitzen die offenen Himmelsgegenden sichtbar sind.- Von den Körperstellungen eignet sich für ihn das Auf- und Abgehen. - Sein Kasina-Objekt sei nicht begrenzt und klein wie eine kleine Seihe oder Untertasse, denn bei Raumbeschränkung gerät sein Geist noch mehr in Verblendung. Darum ist ein weites, großes Kasina am Platze. - Das Übrige ist genau dasselbe wie das, was für den Ärgerlichgearteten angegeben wurde. Diese Dinge sind also für den Verblendetgearteten geeignet.

 

Für den Vertrauensvollgearteten eignen sich alle für den Ärgerlichgearteten angegebenen Bestimmungen. Von den Vorstellungsobjekten eignen sich für ihn die Objekte der Betrachtungen (über den Erleuchteten, das Gesetz usw.; s.VII).

 

Für den Verständnisvollgearteten gibt es, was Wohnstätte usw. anbetrifft, nichts was ungünstig wäre.

 

Der Geistig-unruhig-Geartete darf keine Wohnstätte haben, die offen ist, mit freiem Ausblick nach jeder Richtung, wo ihm beim Sitzen liebliche Gärten, Haine und Teiche sichtbar sind, ganze Reihen von Dörfern, Märkten und Landschaften, sowie blauschimmernde Berge, denn solches bildet einen Anlaß zum Umherschweifen seiner Gedanken. Darum soll er in einer tiefliegenden, am Eingang zu einer Höhle befindlichen und im Gehölz versteckten Wohnstätte wohnen, ähnlich der Elefanten-Talschlucht oder der Mahindahöhle. - Sein Vorstellungsobjekt darf kein großes sein, denn solches bildet einen Anlaß zum Umherschweifen seiner Gedanken, sondern er soll ein kleines Vorstellungsobjekt haben. - Alles Übrige stimmt mit dem überein, was mit Rücksicht auf den Begehrlichgearteten angegeben wurde. Dies sind also die Dinge, die für den Geistig-unruhig-Gearteten heilsam sind.

 

 

Dies nun ist anläßlich der Worte: "Der eignen Natur angemessen" die ausführliche Erklärung der erwähnten Naturen hinsichtlich ihrer Einteilung, Entstehung, Erkennung und dessen, was für sie heilsam ist.

 

Noch nicht aber ist das den Naturen angemessene Übungsobjekt in jeder Weise klargelegt; dieses jedoch wird in der ausführlichen Darlegung der hier unmittelbar folgenden Übersicht von selber klar werden. Was die Aussage betrifft, daß der Mönch sich von den 40 Übungsobjekten eines geben lassen solle, so ist die Darstellung dieser Übungsobjekte in der folgenden zehnfachen Weise zu verstehen, nämlich: -

 

Hinsichtlich ihrer Aufzählung; hinsichtlich ihrer Erzeugung von Angrenzender oder Voller Sammlung; hinsichtlich ihrer Einteilung gemäß den Vertiefungen; hinsichtlich der Überwindungen; hinsichtlich der Erweiterung und Nichterweiterung (der Übungsobjekte); hinsichtlich der Vorstellungen; hinsichtlich der Daseinsstufen; hinsichtlich des Auffassens der Objekte; als Grundlagen (zu den höheren Erreichungen); hinsichtlich des Geeignetseins für die verschiedenen Naturen. 


 Home Oben Zum Index Zurueck Voraus