Mahāvagga

MV.I.1.01-06

Die große Abteilung

Ehre dem Erhabenen, Heiligen, vollkommen Erwachten

 

 Zu jener Zeit weilte der Erhabene am Fuße des Bodhi Baumes in Uruvelā am Ufer des Flusses Nerañjara, gerade eben vollkommen erwacht. So saß der Erhabene am Fuße des Bodhi Baumes sieben Tage mit ver­schränkten Beinen, das Glück der Erlösung erfah­rend (1).

 

 Am Beginn des ersten Nachtabschnittes durchdachte der Erhabe­ne im Geiste vorwärts  und rück­wärts die Kette des bedingten Ent­stehens: Es entsteht in Abhängigkeit von:

In dieser Weise entsteht diese ganze Masse von Leid.

In dieser Weise vergeht die ganze Masse von Leid (2).

 

 Da also der Erhabene diesen Sachverhalt erkannt hatte, sprach er zu jener Zeit diesen Satz:

      Wenn bei einem Eifrigen, Meditierenden, Edlen,
      wirklich die Wahrheit entsteht,
      dann schwinden ihm die Zweifel alle,
      denn er schaut das Gesetz der Bedingtheit. (3)

 

 Dann im mittleren Abschnitt der Nacht durchdachte der Erhabene im Geiste vorwärts  und rück­wärts die Kette des bedingten Ent­stehens: Es entsteht in Abhängigkeit von: Unwis­sen Aktivitä­ten ... durch die Auflösung der Ge­burt lösen sich Alter, Tod, Kum­mer, Jammer, Schmerz, Leid und Ver­zweiflung auf. In dieser Weise vergeht die ganze Masse von Leid. (4)

 

 Da also der Erhabene diesen Sachverhalt erkannt hatte, sprach er zu jener Zeit diesen Satz:

      Wenn bei einem Eifrigen, Meditierenden, Edlen,
      wirklich die Wahrheit entsteht,
      dann schwinden ihm die Zweifel alle,
      denn er schaut das Gesetz der Auflösung. (5)

 

 Dann im letzten Abschnitt der Nacht durchdachte der Erhabene im Geiste vorwärts  und rück­wärts die Kette des bedingten Ent­stehens: Es entsteht in Abhängigkeit von: Unwis­sen Aktivitä­ten ... durch die Auflösung der Ge­burt lösen sich Alter, Tod, Kum­mer, Jammer, Schmerz, Leid und Ver­zweiflung auf. In dieser Weise vergeht die ganze Masse von Leid. (6)

 

 Da also der Erhabene diesen Sachverhalt erkannt hatte, sprach er zu jener Zeit diesen Satz:

      Wenn bei einem Eifrigen, Meditierenden, Edlen,
      wirklich die Wahrheit entsteht,
      dann steht er da die Heere des Todes vernichtend,
      wie die Sonne den Himmel erleuchtend. (7)

 

Ende der Erzählung von der Erleuchtung. //1//

 

 Nachdem sieben Tage vergangen waren, erhob sich der Erhabene aus der Versenkung und ging vom Fuß des Bodhibaumes zum Fei­genbaum namens "Ziegenhüter." Dort am Fuße des Fei­genbaumes "Zie­genhüter" saß er sieben Tage mit verschränkten Beinen, das Glück der Erlösung erfahrend. (1)

 

 Da kam zum Erhabenen ein gewisser (mürrischer) Brahmane, be­grüßte sich mit dem Erhabenen freundlich, und nachdem er freundliche und höfliche Worte ausgetauscht hatte, stellte er sich beiseite hin. Dort stehend sprach jener Brahmane zum Er­habe­nen also: "In welcher Hinsicht, Freund Gotama, ist man Brah­mane, welches sind die den Brahmanen ausmachenden Eigen­schaf­ten?" (2)

 

 Da also der Erhabene diesen Sachverhalt erkannt hatte, sprach er zu jener Zeit diesen Satz: "Der Brahmane, der sich fernhält von unheilsamen Dingen, nicht überheblich, frei von Unrein­hei­ten, selbst­beherrscht ist, die vollkom­mene Weisheit erreicht hat, der den Rein­heitswandel beherrscht, dieser Brah­mane darf sich mit Recht Brahmane nennen, in ihm ist kein weltlicher Stolz mehr." (3)

 

Ende der Erzählung vom (Feigenbaum) "Ziegenhüter". //2//

 

 Nachdem sieben Tage vergangen waren, erhob sich der Erhabene aus der Versenkung und ging vom Fuß des Feigenbaumes "Ziegen­hüter" zum Mucalinda (Baum). Dort am Fuße des Mucalindabaumes saß er sieben Tage mit ver­schränkten Beinen, das Glück der Erlösung erfahrend. (1)

 

 Gerade zu jener Zeit bildete sich eine große, unzeitgemäße Ge­witterwolke, die sieben Tage Regen brachte, Kälte, Wind und schlechtes Wetter. Da kam der Nāgakönig (Nāgas sind Schlangengeister, die meist als Kobra darge­stellt werden, werden aber auch als im Wasser lebende Geister geschildert. Siehe auch MV 1/63) Mucalin­da aus seinem Wohnsitz, umschlang den Körper des Erha­be­nen mit sieben Win­dungen (seines Leibes), breitete über dem Kopf (des Erhabenen) seine große Haube aus. So stand er: "Möge dem Erhabenen nicht kalt sein, möge dem Erhabenen nicht heiß sein, möge dem Erha­benen keine Berührung sein mit Bremsen, Moskitos, Wind, Son­nenhitze und Kriech­tieren." (2)

 

 Nach sieben Tagen sah dann der Nāgakönig Mucalinda, daß die Wolken und der Regen verschwunden waren; nachdem er die Win­dungen vom Körper des Erhabenen abgewickelt hatte, gab er sei­ne Schlangengestalt auf, schuf die Gestalt eines jungen Man­nes, stand vor dem Erhabenen, den Erhabenen ehrend mit zusam­mengelegten Händen. (3)

 

 Da also der Erhabene diesen Sachverhalt erkannt hatte, sprach er zu jener Zeit diesen Satz:

"Freude ist die Loslösung bei einem Zufriedenen, der die ge­hör­te Wahrheit erschaut.
Freude ist Haßlosigkeit in der Welt und Nichtverletzung der Lebewesen.
Freude ist Gierlosigkeit in der Welt, sich befreien von Be­gierden.
Die Beseitigung der 'ich bin' Einbildung, das ist fürwahr höchstes Wohl." (4)

 

Ende der Erzählung von Mucalinda. //3//

 

 Nachdem sieben Tage vergangen waren, erhob sich der Erhabene aus der Versenkung und ging vom Fuße des Mucalindabaumes zum Baum "Königs­stätte." Dort am Fuße des Baumes "Königsstätte" saß er sieben Tage mit ver­schränkten Beinen, das Glück der Erlösung erfahrend. (1)

 

 Zu jener Zeit gingen die Kaufleute Tapussa und Bhallika aus Ukkala in jene Richtung, wo der Erhabene saß. Da sagte eine blutsverwandte Gottheit der Kaufleute Tapussa und Bhal­lika den beiden folgendes: "Meine Herren, der Erhabene weilt am Fuße des Baumes Kö­nigsstätte, gerade eben vollkommen erwacht. Zu jenem Erhabenen gehet und ehret ihn mit Reiskuchen und Honig­ku­geln, dies wird für euch lange Zeit Wohl und Freude sein." (2)

 

 Da gingen die Kaufleute Tapussa und Bhallika, Reiskuchen und Honigkugeln genommen habend, zum Erhabenen. Dort beim Erhabe­nen ehr­ten sie ihn und stellten sich beiseite. Beisei­te ste­hend sagten die Kaufleute Tapussa und Bhallika zum Erhabenen fol­gendes: "Oh Ehr­würdiger, möge der Erhabene von uns den Reisku­chen und die Honigku­geln annehmen, damit für uns lange Zeit Wohl und Freude sein wird." (3)

 

 Da kam dem Erhabenen dieser Gedanke: Nicht mit den Händen nehmen die Vollendeten etwas an. Worin sollte ich jetzt Reis­ku­chen und Honigkugeln annehmen? Die vier Himmelskönige er­kann­ten in ihrem Geist den Gedanken­gang des Erhabenen. Sie über­reich­ten aus den vier Himmelsrich­tungen dem Erhabe­nen vier Almo­sen­schalen aus Stein: Oh Ehrwür­diger, möge der Erhabene hierin Reisku­chen und Honig­kugeln annehmen. Der Erhabene nahm die neuen aus Stein gemachten Al­mosenschalen an, nahm die Reisku­chen und Honigkugeln an und aß sie. (4)

 

 Da sahen die Kaufleute Tapussa und Bhallika, daß der Erhabe­ne seine Hände von der Almosen­schale zurück genommen hatte. Sie neigten den Kopf zu den Füßen des Erhabenen und sagten fol­gen­des: "Wir, oh Erhabener, nehmen unsere Zuflucht zum Erhabenen und zur Lehre; als Laien­anhänger möge uns der Erhabene be­trachten von heute ab für die ganze Lebenszeit." Diese beiden waren auf der Welt die ersten Laienanhänger, die zweifa­che Zuflucht nahmen (nämlich beim Buddha und bei der Lehre. Den Sangha gab es ja noch nicht). (5)

 

Ende der Erzählung vom Baum "Königsstätte". //4//

 

 Dann, nachdem der Erhabene sieben Tage verbracht hatte, erhob er sich aus seiner Versenkung und ging vom Baum Königsstätte zum Feigenbaum "Ziegen­hüter." Dort verweilte der Erhabene am Fuße des Feigenbaumes "Ziegen­hüter." (1)

 

 Da kam im Geiste des abgesondert in Einsamkeit verweilenden Erhabenen folgender Ge­danke auf: Die von mir erkannte Lehre ist tief, schwierig zu verstehen, schwer zu durch­schauen, friedvoll, erhaben, nicht dem logischen Denken zugänglich, subtil, nur den Wei­sen zu­gänglich. Dem Begehren hingege­ben ist doch die Menschenwelt, findet Gefallen am Begeh­ren, erregt sich am Begehren. Für die dem Begehren hingegebene, am Begeh­ren Gefallen findende, am Begehren sich erregende Menschenwelt ist diese Lehre schwer zu ver­stehen, die da ist: der ursächli­che Zu­sammenhang durch die Entstehung in Abhängig­keit. Und auch diese Lehren sind schwer zu ver­stehen, die da sind: die Beru­higung aller Aktivitäten, das Aufgeben der zu Wiedergeburt füh­ren­den Dinge, die Auslö­schung des Durstes, die Leiden­schaftslosigkeit, die völlige Erlöschung, das Nibbāna. Wenn ich diese Lehre verkünden würde, würden die anderen mich nicht verstehen, dies würde mich er­schöpfen, dies würde für mich Anstrengung sein. (2)

 

 Also gingen dem Erhabenen diese wohlüberlegten Ver­se auf, die vorher noch nie zu hören waren:

        Unter Mühen erkannte ich,
        jetzt geb' ich auf zu verkünden.
        Diese Lehre verstehen nicht
        die von Gier und Haß beherrschten.

 

        Die Lehre geht gegen den Strom,
        ist weise, tief, schwer zu durchschau'n,
        von Leidenschaftlern nicht zu sehn,
        nicht sichtbar für Unwissende. (3)

 

 Da neigte sich bei dem dies überdenkenden Erhabenen der Geist zur In­aktivität, zur Nichtdarlegung der Lehre. Da er­kannte Brahma Sahampati im Geiste den Gedankengang des Erhabe­nen und dachte folgendes: Die gute Welt geht zugrunde, die gute Welt geht völlig zugrunde, wenn nämlich der Geist des Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwach­ten sich zur Inaktivität neigt, zur Nichtverkündung der Lehre. (4)

 

 Da verschwand Brahma Sahampati aus seiner Brahmawelt, so schnell wie ein kräftiger Mann einen gebeugten Arm streckt oder einen gestreckten Arm beugt und erschien vor dem Erhabe­nen. (5)

 

 Da legte Brahma Sahampati das Obergewand über eine Schulter, beugte das rechte Knie zur Erde, erwies dem Erhabenen mit zu­sammenlegten Händen Ehre und sagte folgendes: "Möge der ver­ehrungs­würdige Erha­bene die Lehre verkünden, möge der Vollkom­mene die Lehre ver­künden. Es gibt Lebe­wesen, die von Natur aus wenig Staub auf den Augen haben, durch das Nichthören der Leh­re gehen sie ab­wärts; es werden Versteher der Lehre da sein." (6)

 

 Dieses sprach Brahma Sahampati; und danach sagte er folgen­des:

"In der Vergangenheit erschien in Magadha eine unreine Lehre, die von Befleckten erdacht wurde. Öffne diese Tür zur Unsterb­lichkeit, mögen die Leute die Lehre hören, die von einem Unbe­fleckten erkannt wurde. Einen, der auf der Spitze eines Fel­sens steht, würde das Volk von allen Seiten sehen. Dem gleichst du, Weiser, Allsehender, der zum Palast der Wahrheit aufge­stie­gen ist. Der Kummer vernichtet Habende, blickt  herab auf das von Kummer betroffene, von Geburt und Alter überwäl­tigte Volk. Steh auf, Held, Sieger im Kampf, Anführer, Schuld­loser, gehe überall hin in die Welt, möge der Erhabe­ne die Lehre verkünden, es werden Verständige da sein." (7)

 

 Als dies gesagt wurde, sagte der Erhabene zu Brahma Sahampati folgendes: "Bei mir, Brahma, kam jener Gedanke auf: Die von mir erkannte Lehre ist tief, schwierig zu verstehen, schwer zu durch­schauen, friedvoll, erhaben, nicht dem logischen Denken zugänglich, subtil, nur den Wei­sen zu­gänglich ... Wenn ich diese Lehre verkünden würde, würden die anderen mich nicht ver­stehen, dies würde mich er­schöpfen, dies würde für mich An­strengung sein. Also gingen mir, oh Brahma, diese wohlüberleg­ten Ver­se auf, die vorher noch nie zu hören waren ... Da neig­te sich bei mir, oh Brahma, der Geist zur In­aktivi­tät, zur Nichtdarlegung der Leh­re. (8)

 

 Zum zweiten Male sagte Brahma Sahampati dem Erhabenen folgen­des: Möge der Erhabe­ne die Lehre verkünden, ... es werden Ver­ständige da sein. Zum zweiten Male sagte der Erhabene zu Brah­ma Sahampati folgendes: "Bei mir, Brahma, kam jener Gedan­ke auf: Die von mir erkannte Lehre ist tief, schwie­rig zu verste­hen, schwer zu durch­schauen, friedvoll, erhaben, nicht dem logischen Denken zugänglich, subtil, nur den Wei­sen zu­gänglich ... Wenn ich diese Lehre verkünden würde, würden die anderen mich nicht verstehen, dies würde für mich Anstrengung sein. Also gingen mir, oh Brahma, diese wohl­überlegten Ver­se auf, die vorher noch nie zu hören waren ... Da neigte sich bei mir, oh Brahma, der Geist zur In­aktivi­tät, zur Nichtdarlegung der Leh­re. (9)

 

 Zum dritten Male sagte Brahma Sahampati dem Erhabenen folgen­des: Möge der Erhabene die Lehre ver­künden, ... es werden Ver­ständige da sein. Da er­kannte der Erhabene den Wunsch des Brahma, und aufgrund des Mitleids mit den Wesen betrachtete der Erhabene mit dem Buddhaauge die Welt. Da, als der Erhabene mit dem Buddhaauge die Welt be­trachtete, sah er: es gibt Wesen mit wenig beschränktem Geist, mit stark be­schränktem Geist, mit vielen Fähigkei­ten, mit wenigen Fähig­keiten, mit guten Veranlagungen, mit schlechten Ver­anlagungen, den Belehrungen gut zugänglich, den Belehrungen schlecht zugänglich; einige wenige sehen die Gefahren und das, was für die andere Welt zu meiden ist. (10)

 

 Gleichwie in einem Teich mit blauem Lotus oder in einem Teich mit rotem Lotus oder in einem Teich mit weißem Lotus die blau­en oder roten oder weißen Lotuspflanzen im Was­ser entstanden, im Wasser gewachsen, dem Wasser angepaßt, sich unterhalb des Wasser­spiegels ernähren, einige wenige blaue oder rote oder weiße Lotuspflanzen, im Wasser entstanden, im Wasser gewach­sen, gleichauf mit dem Wasserspiegel stehen, einige wenige blaue oder rote oder weiße Lotuspflanzen im Wasser entstanden, im Wasser gewachsen, über den Wasser­spiegel hinauswachsen, durch das Wasser unberührt dastehen. (11)

 

 Genau so sah der Erhabene, mit seinem Buddhaauge die Welt be­trachtend, Lebewesen mit wenig beschränktem Geist, mit stark beschränktem Geist, mit vielen Fähigkeiten, mit wenigen Fähig­keiten, mit guten Veranlagungen, mit schlechten Veranlagungen, den Beleh­rungen gut zugänglich, den Belehrungen schlecht zu­gänglich; einige wenige sehen die Gefahren und das, was für die andere Welt zu meiden ist; dies gesehen habend, richtete der Erhabene diesen Vers an Brahma Sahampati: "Geöffnet sind denen die Türen zur Todlosigkeit, welche hören, schenket Ver­trauen. Ich erkannte die Anstrengung für mich, deshalb, Brah­ma, verkündete ich die höchste Lehre unter den Menschen (noch) nicht." (12)

 

 Nachdem Brahma Sahampati wußte: Der Erhabene verkün­det die Lehre, ver­ehrte er den Erhabenen, drehte sich rechts herum und ver­schwand von dort. (13)

 

Ende der Erzählung von Brahma. //5//

[MV.I.1.6 Erstes Kapitel:]

 Da kam dem Erhabenen folgender Gedanke: Wem sollte ich nun zuerst die Lehre ver­künden, wer wird diese Lehre schnell ver­stehen? Dann kam dem Erhabenen folgender Gedanke: Dieser wei­se, kluge, erfahrene Ālāro Kalāmo hat lange Zeit (schon) ein Wesen, das wenig befleckt ist. Nun laß mich dem Ālāro Kalāmo zuerst die Lehre verkünden, er wird diese Lehre schnell ver­stehen. (1)

 

 Da erzählte eine unsichtbare Gottheit dem Erhabe­nen: vor sie­ben Tagen, oh Verehrungs­würdiger, ist Ālāro Ka­lāmo gestor­ben. Auch bei dem Erhabenen ist da das Wissen ent­stan­den: vor sie­ben Tagen ist Ālāro Kalāmo gestorben. Dann kam dem Erhabe­nen folgender Gedanke: sehr edel war Ālāro Kalāmo, wenn er nämlich diese Lehre hören würde, würde er sie schnell ver­ste­hen. (2)

 

 Da kam dem Erhabenen folgender Gedanke: Wem sollte ich nun zuerst die Lehre ver­künden ... Nun laß mich dem Uddako Rāmaputto zuerst die Lehre ver­künden, er wird diese Lehre schnell ver­stehen. (3)

 

 Da erzählte eine unsichtbare Gottheit dem Erhabe­nen: letzte Nacht, oh Ver­ehrungs­würdi­ger, ist Uddako Rāmaputto gestor­ben ... (4)

 

 Da kam dem Erhabenen folgender Gedanke: wem sollte ich nun zuerst die Lehre ver­künden, wer wird diese Lehre schnell ver­stehen? Da kam dem Erhabenen folgender Ge­danke: die Fünfer­gruppe Mönche war mir sehr hilf­reich, hat sich um mich bei meinen energischen Anstrengungen geküm­mert. Nun laß mich der Fünfergruppe Mönche zuerst die Lehre verkünden. (5).

 

 Da kam dem Erhabenen folgender Gedanke: Wo weilt jetzt die Fünfer­gruppe Mönche? Da sah der Erhabene mit dem göttlichen, reinen, übermenschlichen Auge die Gruppe der fünf Mönche in Benares weilen, im Gazellenhain. Da brach der Erhabene, nach­dem er, solange er (es) wünschte, in Uruvelā geweilt hatte, zu einer Reise nach Benares auf. (6)

 

 Da sah der Asket Upaka den Erhabenen, der auf dem Weg zwischen Gayā und dem Bod­hi Baum war. Ihn sehend sagte er dem Erhabenen folgendes: "Bruder, deine Erscheinung ist klar, rein und hell ist deine Hautfarbe. Unter wem bist du in die Aske­tenschaft gegan­gen, oder wer ist dein Lehrer, oder wessen Leh­re bekennst du?" (7)

 

 Nachdem dieses gesagt wurde, sprach der Erhabene den As­keten Upaka mit diesen Versen an:

 

 

 "Wenn das so ist, stimmst du zu, daß du der Sie­ger über das Unbegrenzte bist?" - "Mir gleich sind die Sieger, die die Ver­nichtung der Beeinflussungen (āsava = wörtlich fließen, sowohl hinein- als auch hinaus-) erreicht haben. Die unheilsa­men Dinge sind von mir überwunden worden, deswegen, Upaka, bin ich der Sie­ger." Als dies gesagt wurde, schüt­telte der Asket Upaka den Kopf, sagte: "Es könnte sein", nahm einen Seitenweg und ging fort. (9)

 

 Da reiste der Erhabene nach und nach nach Benares zum Gazel­len­hain in Isipatana zu der Gruppe der fünf Mönche. Die fünf Mönche sahen den Er­ha­benen aus der Ferne kommen. Nach­dem sie ihn ge­sehen hatten, kamen sie gegenseitig überein: Dieser ehr­würdige Asket Gota­ma, der in Üppigkeit lebt, die Anstrengungen aufge­geben hat, zur Üppigkeit zurückgekehrt ist, kommt. Er ist nicht zu verehren, noch stehen wir auf, noch nehmen wir ihm Almosen­schale und Robe ab, trotzdem stellen wir einen Sitz hin, wenn er wünscht, sich zu setzen. (10)

 

 In dem Maße, wie sich der Erhabene den fünf Mönchen näherte, hielten die fünf Mön­che ihre eigene Abma­chung nicht ein, gin­gen dem Erhabenen ent­gegen, einer nahm dem Erha­benen die Almo­sen­schale und die Robe ab, einer bereitete den Sitz, einer stell­te Wasser, Schemel und Schale (zum Waschen) für die Füße hin. Der Erhabene setzte sich auf den vorbereiteten Sitz, dort wusch er seine Füße. Aber immer noch redeten sie ihn mit Namen (Gotama) an und nur mit der Anrede "Bruder" (āvuso) (11).

 

 Da sie so sprachen, sagte der Erhabene zu den fünf Mönchen fol­gendes: "Redet, ihr Mönche, den Vollendeten nicht mit Namen und 'Bruder' an. Heilig, ihr Mön­che ist der Vollendete, voll­kommen Erwachte. Höret, ihr Mönche, die Unsterblichkeit ist erlangt worden. Ich lehre, ich verkün­de (euch) die Lehre (Wahrheit). Sich so verhaltend wie das Gelehrte, in nicht lan­ger Zeit, ver­weilt ihr in dieser unüber­troffenen Vervollkomm­nung des Reinheits­wandels, für welchen Zweck edle Söhne vom Haus in die Hauslosigkeit eintreten, in  diesem gegen­wärtigen Leben sie selbst erfahrend und verwirk­licht habend." (12).

 

 Nachdem sie dieses gehört hatten, sagten die fünf Mönche dem Er­habenen folgen­des: "Du, Bruder Gotama, erlangtest durch die­sen (bisherigen) Wandel, durch diese Praxis, durch diese Selbst­qual, nicht einen über­weltlichen Zu­stand, den vollkom­menen Erkenntnisblick. Wie kannst du den überweltlichen Zu­stand, den vollkommenen Erkenntnisblick erlangen als einer, der jetzt in Üppigkeit lebt, die Anstrengungen aufgegeben hat, zur Üppig­keit zurückge­kehrt ist?" (13)

 

 Nachdem dieses gesagt wurde, sagte der Erhabene den fünf Mön­chen folgen­des: "Der Voll­endete, ihr Mönche, ist keiner, der in Üppigkeit lebt, die An­strengungen aufgegeben hat, zur Üp­pig­keit zurückgekehrt ist. Heilig, ihr Mönche, ist der Voll­ende­te, vollkommen Er­wachte. Höret, ihr Mönche, die Unsterb­lich­keit ist er­langt worden. Ich lehre, ich verkün­de (euch) die Lehre. Sich so verhaltend wie das Gelehrte, in nicht lan­ger Zeit, verweilt ihr in dieser unüber­troffenen Ver­vollkomm­nung des Reinheits­wandels, für welchen Zweck edle Söh­ne vom Haus in die Hauslosig­keit eintreten, in  diesem gegen­wärtigen Leben sie selbst erfahrend und verwirk­licht ha­bend." (14)

 

 Zum zweiten Male sagten die fünf Mönche dem Erhabenen folgen­des: "Du, Bruder Gotama, erlang­test durch diesen (bisherigen) Wandel, durch diese Praxis, durch diese Selbst­qual, nicht ei­nen über­weltlichen Zu­stand, den voll­kommenen Erkenntnisblick. Wie kannst du den überweltlichen Zustand, den vollkommenen Erkenntnisblick erlangen als einer, der jetzt in Üppigkeit lebt, die Anstrengungen aufgegeben hat, zur Üppig­keit zurück­ge­kehrt ist?" Zum zweiten Male sagte der Erhabene den fünf Mönchen folgen­des: "Der Voll­endete, ihr Mönche, ist keiner, der in Üppigkeit lebt, die An­strengungen aufgegeben hat, zur Üp­pig­keit zurückgekehrt ist. Heilig, ihr Mönche, ist der Voll­ende­te, voll­kommen Er­wachte. Höret, ihr Mönche, die Unsterb­lich­keit ist er­langt worden. Ich lehre, ich verkün­de (euch) die Lehre. Sich so verhaltend wie das Gelehrte, in nicht lan­ger Zeit, verweilt ihr in dieser unüber­troffenen Vervoll­komm­nung des Reinheits­wan­dels, für welchen Zweck edle Söhne vom Haus in die Hauslosigkeit eintreten, in  diesem ge­gen­wärtigen Leben sie selbst erfah­rend und verwirk­licht ha­bend." Zum dritten Male sagten die fünf Mönche dem Erhabenen folgendes ... (15).

 

 Als dies gesagt wurde, sagte der Erhabene den fünf Mönchen fol­gendes: "Kennt ihr mich, ihr Mönche, daß ich vorher derar­tiges gesagt habe?" - "Nein, dies ist nicht der Fall, Vereh­rungs­wür­di­ger (bhante)." - "Heilig, ihr Mönche, ist der Erhabe­ne, voll­kommen Er­wachte. Höret, ihr Mön­che, die Unsterblich­keit ist erlangt worden. Ich lehre, ich verkün­de (euch) die Lehre. Sich so verhaltend wie das Gelehrte, in nicht lan­ger Zeit, verweilt ihr in dieser unüber­troffenen Ver­vollkomm­nung des Reinheits­wandels, für welchen Zweck edle Söh­ne vom Haus in die Hauslosig­keit eintreten, in  diesem gegen­wärtigen Leben sie selbst erfahrend und verwirk­licht habend." Da konnte der Erhabene die fünf Mönche überzeugen. Es wollten die fünf Mönche den Erhabenen noch­mals hören, sie merkten auf und richteten ihren Geist auf die höchste Weis­heit. (16).

 

Predigt von Benares - Dhammacakkappavattana-Sutta

 

Da sprach der Erhabene zu den fünf Mönchen: "Zwei Extreme, Mön­che, gibt es, denen sich ein Hauslo­ser nicht hingeben soll­te. Welche zwei?

diese (beiden) Extreme, Mönche, vermieden habend, hat der Vollendete den mittleren Pfad er­kannt, den Einsicht gebenden, wissend machenden, der zur Beruhi­gung, Weisheit, Erkenntnis, Nibbāna führt. (17)

 

 Welches ist, ihr Mönche, dieser vom Vollendeten erkannte, Ein­sicht gebende, wissend machende, mittlere Weg, der zur Be­ruhi­gung, Weisheit, Erkenntnis, Nibbāna führt? Das ist dieser ed­le, achtfältige Pfad, das sind:

  1. rechte An­schauung,
  2. rechtes Denken,
  3. rechte Rede,
  4. rechtes Handeln,
  5. rechte Lebens­füh­rung,
  6. rechtes Mühen,
  7. rechte Achtsamkeit,
  8. rechte Samm­lung.

Die­ses ist, ihr Mönche, der vom Vollendeten erkannte, Einsicht geben­de, wissend machende mittlere Weg, der zur Beruhigung, Weis­heit, Erkenntnis, Nibbāna führt. (18)

 

 Dieses ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leid; Geburt ist Leid, Altern ist Leid, Sterben ist Leid, vereint sein mit Ungeliebtem ist Leid, getrennt sein von Geliebtem ist Leid, was man sich wünscht, nicht zu erhalten, ist Lei­d, kurz gesagt, die fünf Gruppen des Anhaftens (khanda) sind Leid. (19)

 

 Dieses, ihr Mön­che, ist die edle Wahrheit von der Entste­hung des Leides, (es ist) dieser Durst, dieser Wieder­dasein schaf­fende, der mit Freude und Begeh­ren verbundene, überall Gefal­len findende; das sind:

 

 Dieses ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Ausrottung des Leides, das ist die Läu­terung von jenem Durst und seine restlose Ausrottung, das Aufge­ben, Loslassen, die Be­freiung, das Nichtanhaften. (21)

 

 Dieses, ihr Mönche, ist die edle Wahr­heit vom Weg zur Ausrot­tung des Leides. Das ist dieser edle, achtfältige Pfad, das sind: rechte Anschauung, rechtes Denken, rechte Rede, rechtes Handeln, rechte Lebensführung, rechtes Mühen, rechte Achtsam­keit, rechte Samm­lung. (22)

 

 Dies ist die edle Wahrheit vom Leid, so ist mir, ihr Mönche, das Auge für die nie zuvor gehörten Wahrheiten aufgegangen; Wissen kam auf, Weisheit kam auf, Erkenntnis kam auf, Er­leuch­tung kam auf. Diese edle Wahrheit vom Leid muß verstanden wer­den, ihr Mönche, so ging mir das Auge für die nie zuvor gehör­ten Wahrheiten auf; Wissen kam auf, Weisheit kam auf, Erkennt­nis kam auf, Erleuch­tung kam auf. Diese edle Wahr­heit vom Leid ist (von mir) genau ver­stan­den  worden, so ist mir, ihr Mönche, das Auge für die nie zuvor gehörten Wahrheiten aufge­gangen; Wissen kam auf, Weisheit kam auf, Erkenntnis kam auf, Erleuch­tung kam auf. (23)

 

 Dies ist die edle Wahrheit von der Entstehung des Leides, so ist mir, ihr Mönche, das Auge für die nie zuvor gehörten Wahrheiten aufgegangen; Wissen kam auf, Weisheit kam auf, Erkennt­nis kam auf, Er­leuch­tung kam auf. Diese edle Wahrheit von der Entstehung des Lei­des (davon muß die Entste­hung/Ursache) aufgegeben werden, so ist mir, ihr Mönche, das Auge für die nie zuvor gehörten Wahrheiten aufgegangen; Wissen kam auf, Weisheit kam auf, Erkennt­nis kam auf, Er­leuch­tung kam auf. Diese edle Wahr­heit von der Entstehung des Lei­des (davon habe ich die Entste­hung/Ursa­chen) aufgege­ben, so ist mir, ihr Mönche, das Auge für die nie zuvor gehörten Wahrheiten aufgegangen; Wissen kam auf, Weisheit kam auf, Erkennt­nis kam auf, Erleuch­tung kam auf. (24)

 

 Dieses ist die edle Wahrheit von der Aus­rottung des Leides ... Diese edle Wahrheit von der Ausrottung des Leides ist zu verwirklichen ... Diese edle Wahrheit von der Ausrottung des Leides ist von mir verwirk­licht worden, so ist mir, ihr Mön­che, das Auge für die nie zuvor gehörten Wahrheiten aufge­gan­gen; Wissen kam auf, Weisheit kam auf, Erkenntnis kam auf, Er­leuch­tung kam auf. (25)

 

 Dies ist die edle Wahr­heit von dem zur Ausrottung des Leides führenden Pfad ... Diese edle Wahrheit von dem zur Ausrot­tung des Lei­des führenden Pfad ist zu verwirklichen ... Diese edle Wahrheit von dem zur Ausrottung des Leides führen­den Pfad ist von mir verwirklicht worden, so ist mir, ihr Mön­che, das Auge für die nie zuvor gehörten Wahr­heiten aufge­gan­gen; Wissen kam auf, Weisheit kam auf, Erkenntnis kam auf, Erleuch­tung kam auf. (26).

 

 Da wußte ich: solange mir, ihr Mönche, in diesen vier ed­len Wahrheiten (sacca), so mit zwölf Gliedern in drei Kategorien ge­faßt* die wissende Einsicht in die Wirk­lichkeit nicht klar ge­worden ist, bis dahin, ihr Mönche, wußte ich nicht in der Welt mit ihren Göttern, Māras, Brahmas, Aske­ten und Brahmanen, Mensch­heit und Gottheit, un­übertroffen, voll­kommen erwacht, die vollkommene Erleuchtung zu besitzen. (27)


* gemeint sind die vorhergehenden Abschnitte 23 - 26 die in vier Abschnitten jeweils die vier edlen Wahrheiten nach: "ist aufgegangen", "muß verstanden werden", "ist von mir verstanden worden" aufteilen


 Da wußte ich: sobald mir, ihr Mönche, in diesen vier edlen Wahrheiten so mit zwölf Gliedern in drei Katego­rien gefaßt die wissende Ein­sicht in die Wirklich­keit klar geworden ist, da, ihr Mön­che, in der Welt mit ihren Göttern, Māras, Brahmas, Asketen und Brahma­nen, Mensch­heit und Gottheit wußte ich un­übertroffen, vollkom­men erwacht, die vollkom­mene Erleuchtung zu besitzen. (28)

 

 Wissen und Einsicht kam bei mir auf: unerschütterlich ist mei­ne Gemüts­erlösung, dieses ist das letzte Leben, nicht ist jetzt ein Wiederwerden." Also sprach der Erhabene; freudigen Geistes freuten sich die fünf Mönche über die Rede des Erhabe­nen. Während diese Beleh­rung dargelegt wurde, kam bei dem ehr­wür­di­gen Kondañña das klare, reine Auge der Wahrheit auf: Wenn ir­gend­was als seine Eigenschaft das Entstehen hat, alles das, hat als Eigenschaft das Ver­gehen. (29)

 

 Als der Erhabene das Rad der Lehre in Gang gesetzt hatte, lie­ßen die Erdgötter folgen­des hören: "So hat der Erhabene im Gazellenhain in Benares das unübertroffene Rad der Lehre in Gang ge­setzt, welches nicht von einem Asketen, Brahmanen, Gott, Māra, Brahma oder irgend­einem in der Welt zurückge­dreht ­wer­den kann." Dieses von den Erd­göttern ge­hört, ließen die vier Großkönige folgendes hören: "So hat der Erhabene im Gazellenhain in Benares das unüber­troffene Rad der Lehre in Gang ge­setzt ..." Dieses von den vier Groß­königen ge­hört, lie­ßen die Götter der Drei­unddreißig folgendes hören  - die Yāmā Götter - die Tusitā Götter - die Nim­māna­rati Götter - die Pa­ranimmit­avasavatti Götter - die Brahmakayika Götter ließen folgendes hören: "So hat der Erhabe­ne im Gazellenhain in Ben­ares das unübertroffene Rad der Lehre in Gang ge­setzt, welches nicht von einem Asketen, Brahmanen, Gott, Māra, Brahma oder irgend­einem in der Welt zurückge­dreht ­wer­den kann." (30)

 

 In diesem Augenblick, in diesem Moment, in dieser Sekunde, ging das Gesagte hinauf bis zur Brahmawelt, dieses Gesagte erschütterte die zehntausend Weltsphären, unermeßliches gro­ßes Licht erschien in der Welt, die Pracht der Götter über­treffend. Danach tat der Erhabe­ne fol­genden Aus­spruch: "Ver­standen hat der Freund Kondañña, verstanden hat der Freund Kondañña. Darum soll der Name des ehr­würdigen Kon­dañña sein Aññāta Kon­dañña." (der, der verstanden hat) (31)

 

 Nachdem er (Kondañña) die Wahr­heit gesehen, die Wahrheit er­langt, die Wahrheit ver­standen, die Wahrheit durchdrungen, den Zweifel überwunden, die Unge­wißheit beseitigt, vollkommene Zuversicht aus eigener Kraft in der Lehre erlangt hatte, sagte er folgen­des: "Die Ordi­na­tion beim Ehr­würdigen möchte ich neh­men, ich möch­te auch die Vollordina­tion nehmen." - "Komm her, Mönch", sag­te der Erha­bene, "gut dar­gelegt ist die Lehre, wandle im Rein­heitswandel, um alles Leid zu beenden." Das war die Voll­ordina­tion des Ehr­würdigen. (32)

 

 Dann belehrte der Erhabene die restlichen Mönche durch die Lehre. Da kam bei dem ehrwürdigen Vappa und dem ehrwürdi­gen Baddiya, als der Erhabene sie mit den Worten der Lehre belehr­te, das klare reine Auge der Wahrheit auf: Wenn irgend­was als seine Eigenschaft Entstehen hat, alles das hat als seine Ei­genschaft das Vergehen. (33)

 

 Da sagten diese, nachdem sie die Wahrheit gesehen, die Wahr­heit erlangt, die Wahrheit ver­standen, die Wahrheit durchdrun­gen, den Zweifel überwunden, die Ungewißheit besei­tigt, die vollkommene Zuver­sicht ohne Hilfe anderer in der Lehre erlangt hatten, folgen­des: "Die Ordi­na­tion beim Ehr­würdigen  möchten wir nehmen, wir möch­ten auch die Vollordina­tion nehmen." - "Kommt her, Mön­che", sagte der Erhabene, "gut dargelegt ist die Lehre, wandelt im Reinheits­wandel, um alles Leid zu been­den." Das war die Voll­ordina­tion der Ehr­wür­digen. (34)

 

 Dann be­lehrte der Erhabene die restlichen Mönche durch die Lehre, indem er die von den drei (ordinierten) Mönchen ge­brachte Almosenspeise aß, und sagte: "Das Essen, das von drei Mönchen vom Almosengang mitgebracht wurde, ernährt sechs Mön­che." (35)

 

 Als der Erhabene den ehr­würdigen Mahānāma und ehrwürdigen As­saji (durch die Lehre) belehrte, ging (ihnen) das klare reine Auge der Wahrheit auf: Wenn irgendwas als seine Eigenschaft Entstehen hat, alles das hat als Eigen­schaft das Vergehen. (36)

 

 Dann sagten diese, nachdem sie die Wahr­heit gesehen, die Wahrheit erlangt, die Wahrheit verstanden, die Wahrheit durch­drungen, den Zwei­fel überwunden, die Unge­wißheit besei­tigt, die vollkommene Zuver­sicht aus eigener Kraft in der Lehre er­langt hatten, fol­gen­des: "Die Ordina­tion beim Ehrwürdigen möchten wir nehmen, wir möchten auch die Vollordi­nation neh­men." - "Kommt her, Mön­che", sagte der Erhabene, "gut dargelegt ist die Lehre, wan­delt im Reinheits­wandel, um alles Leid zu beenden." Das war die Vollordination der Ehr­würdigen. (37)

 

 Dann sprach der Erhabene die Fünfergruppe Mön­che an: "Die sichtbare Gestalt ist nicht das Selbst, wenn näm­lich die sichtbare Gestalt das Selbst wäre, würde diese nicht der Be­schwer­nis unterliegen. Hinsichtlich der sicht­baren Ge­stalt könnte man (sagen), so soll meine sichtbare Gestalt sein,  so soll meine sichtbare Gestalt nicht sein, weil aber, Mön­che, die sichtbare Gestalt nicht das Selbst ist, deshalb unterliegt die sichtbare Gestalt der Beschwernis; hin­sichtlich der sicht­baren Gestalt kann man nicht sagen, so soll meine sicht­bare Gestalt nicht sein, so soll meine sichtbare Gestalt sein." (38)

 

Die Gefühle ... die bewußte Wahrnehmung ... die Aktivitäten ... das Bewußtsein ist nicht das Selbst, wenn näm­lich das Bewußtsein das Selbst wäre, würde dieses nicht der Be­schwer­nis unter­lie­gen. Hinsichtlich des Bewußtseins könnte man (sagen), so soll mein Bewußtsein sein, so soll mein Bewußtsein nicht sein, weil aber, Mön­che, das Bewußtsein nicht das Selbst ist, deshalb unter­liegt das Bewußtsein der Beschwernis; hinsichtlich des Bewußtseins kann man nicht sagen, so soll mein Bewußtsein nicht sein, so soll mein Bewußtsein sein." (39-41)

 

 "Was meint ihr, Mön­che, ist die sichtbare Gestalt beständig oder unbestän­dig?" - "Unbe­stän­dig, Erhabener." - "Wenn etwas unbe­ständig ist, ist es leidvoll oder freudvoll?" - "Leidvoll, Erha­bener." - "Wenn etwas unbeständig, leidvoll, veränderlich ist, ist es angemessen, das als meins zu betrachten, dies bin ich, dies ist mein Selbst?" - "Nein, ist es nicht, Erhabener." (42)

 

 "Was meint ihr, Mön­che, sind die Ge­fühle, die bewußten Wahr­neh­mungen, die Aktivitä­ten, das Be­wußt­sein beständig oder un­bestän­dig?" - "Unbe­ständig, Erhabener." - "Wenn etwas unbe­ständig ist, ist es leidvoll oder freudvoll?" - "Leidvoll, Erha­bener." - "Wenn etwas unbeständig, leidvoll, veränderlich ist, ist es angemessen, das als meins zu betrachten, dies bin ich, dies ist mein Selbst?" - "Nein, ist es nicht, Erhabener." (43)

 

 Da­her, ihr Mönche, irgendeine vergangene, zukünftige, gegen­wär­tige sicht­bare Gestalt, ob innerlich oder äußerlich, ob grob oder fein, niedrig oder erhaben, fern oder nah, alle sichtbare Gestalt ist nicht mein, ist nicht ich, ist nicht mein Selbst. Dieses ist der Wahr­heit gemäß mit voller Weisheit zu sehen. (44)

 

 Da­her, ihr Mönche, irgendein vergangenes, zukünftiges, gegen­wär­tiges Ge­fühl, bewußte Wahrneh­mung, die Aktivität, das Be­wußt­sein, ob innerlich oder äußerlich, ob grob oder fein, niedrig oder erhaben, fern oder nah, alle Ge­fühle, bewußten Wahrneh­mungen, Aktivitä­ten, alles Be­wußt­sein ist nicht mein, ist nicht ich, ist nicht mein Selbst. Dieses ist der Wahrheit gemäß mit voller Weisheit zu se­hen. (45) 

 

 So se­hend, Mönche, wird der Belehrte, der edle Jünger, der sicht­baren Gestalt, der Gefühle, der bewußten Wahrnehmungen, der Aktivitäten, des Bewußtseins über­drüssig, überdrüssig löst er sich ab, abgelöst seiend be­freit er sich, durch die Befrei­ung weiß er, ich bin befreit, ver­nichtet ist die Geburt, der Reinheits­wandel ist erfüllt, das zu tuende ist getan, er weiß, nichts gibt es mehr zu tun in diesem Dasein." (46)

 

 So sagte der Erhabene, beglückt freute sich die Fünfergruppe Mönche über das Gesagte des Erhabenen. Als diese Belehrung gesagt wurde, wurde der Fünfergruppe Mön­che der Geist (citta) frei von den Beeinflussungen ohne zu Ergreifen. Zu die­ser Zeit gab es sechs Heilige in der Welt. (47)

 

Ende des ersten Kapitels. //6//


  Oben