Samyutta Nikaya

Das 35., das Salāyatana-Samyutta, (31-80)

S.35.31 Hilfreich I
S.35.32 Hilfreich II
S.35.33-42 Von Geburt ausgehend
S.35.43-52 Von Unbeständigkeit ausgehend
S.35.53 Unwissen I
S.35.54-59 Fesseln, Triebe, Anliegen
S.35.60-61 Durchschauen, Meistern I
S.35.62 Meistern II
S.35.63 Migajālo I
S.35.64 Migajālo II
S.35.65-68 Samiddhi I-IV
S.35.69 Upaseno
S.35.70 Upavāno
S.35.71 Die sechs Berührungsgebiete I
S.35.72 Die sechs Berührungsgebiete II
S.35.73 Die sechs Berührungsgebiete III
S.35.74 Krankheit I
S.35.75 Krankheit II
S.35.76-78 Rādho I-III
S.35.79-80 Unwissen II-III

S.35.31 Hilfreich I

 

Das hilfreiche Vorgehen zur Ausrottung allen Vermeinens will ich euch zeigen. Das höret und achtet wohl auf meine Rede:

 

Was ist aber das hilfreiche Vorgehen zur Ausrottung allen Vermeinens? Da, ihr Mönche, denkt ein Mönch nicht Auge, denkt nicht an das Auge, denkt nicht über das Auge, denkt nicht 'Mein ist das Auge'. Er denkt nicht Formen, denkt nicht an Formen, denkt nicht über Formen, denkt nicht 'Mein sind die Formen'. Er denkt nicht Sehbewußtsein und nicht Augberührung, denkt nicht an sie, nicht über sie, denkt nicht 'Mein sind diese'. Und was durch Augberührung bedingt an Fühlbarkeit entsteht, sei es Wohl oder Wehe oder Weder-wehe-noch-wohl, auch das denkt er nicht, denkt nicht daran, denkt nicht darüber, denkt nicht 'Mein ist das'. Und ebenso bei allen anderen Sinnesgebieten.

 

Was einer, ihr Mönche denkt, an was er denkt, über was er denkt, wovon er denkt 'Mein ist das', das wird anders. Obwohl es anders wird, hängt die Welt am Werden, freut sich eben am Werden.

 

Soweit, ihr Mönche, die Faktoren, die Gegebenheiten, die Gebiete reichen, denkt er sie nicht, denkt nicht an sie, denkt nicht über sie, denkt nicht 'Mein sind sie'. Wenn er so nicht denkt, dann ergreift er nichts in der Welt! Nichts ergreifend, wird er nicht erschüttert. Unerschüttert gelangt er eben bei sich selber zur Wahnerlöschung: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht er da.

 

Das, ihr Mönche, ist das hilfreiche Vorgehen zur Ausrottung allen Vermeinens".

 


S.35.32 Hilfreich II

 

"Das hilfreiche Vorgehen zur Ausrottung allen Vermeinens will ich euch zeigen. Das höret und achtet wohl auf meine Rede:

 

Was ist aber das hilfreiche Vorgehen zur Ausrottung allen Vermeinens? Was denkt ihr, ihr Mönche, ist das Auge beständig oder unbeständig? Unbeständig, o Herr.

 

Was ober unbeständig ist, ist das Wehe oder Wohl? Wehe, o Herr.

Was aber unbeständig, wehe, ein veränderliches Ding ist, kann man das etwa so betrachten: 'Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst?' Gewiß nicht, o Herr.

 

Und ebenso bei allen anderen Sinnesgebieten und dem, was damit verbunden ist.

 

So sehend, ihr Mönche, findet der erfahrene edle Jünger nichts daran. Nichts daran findend, wird er entreizt. Durch die Entreizung wird er erlöst: 'Im Erlösten ist die Erlösung' erkennt er: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht er da.

Das, ihr Mönche, ist das hilfreiche Vorgehen zur Ausrottung allen Vermeinens".

 


S.35.33-42 Von Geburt ausgehend

 

Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthi, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche:

 

"Der Geburt unterworfen ist alles, dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, dem Kummer, den Trübungen, dem Versiegen, dem Verschwinden, dem Entstehen, der Auflösung unterworfen ist alles. Welches 'alles' ist dem unterworfen? Die 6 Innengebiete, die 6 Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins und die 6 Arten der Berührung beim Innengebiet und das, was durch die Berührung der Innengebiete bedingt an Fühlbarkeit aufsteigt, sei es Wohl oder Wehe oder Weder-wehe-noch-wohl.

 

So sehend findet der erfahrene edle Jünger nichts daran. Nichts daran findend, wird er entreizt. Durch die Entreizung wird er erlöst: 'Im Erlösten ist die Erlösung' erkennt er: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht er da".

 


S.35.43-52 Von Unbeständigkeit ausgehend

 

Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthi, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche:

 

"Unbeständig ist alles, leidvoll, nicht das Ich ist alles. Alles muß überblickt werden, durchschaut werden, überwunden werden, verwirklicht werden, durch übersinnlichen Überblick durchschaut werden. Alles ist Heimsuchung. Alles ist Verhängnis. Und was, ihr Mönche? Die ganze Sechsheit mit ihrem Zubehör.

 

So sehend, findet der erfahrene edle Jünger nichts daran. Nichts daran findend, wird er entreizt. Durch die Entreizung wird er erlöst: 'Im Erlösten ist die Erlösung', erkennt er: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht er da".

 


S.35.53 Unwissen I

 

Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthi, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos. Da nun begab sich ein gewisser Mönch zum Erhabenen. Nachdem er ihn ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach er nun also zum Erhabenen:

 

"Wie nun, o Herr, wird vom Kenner, vom Sehenden das Unwissen überwunden, und wie steigt Wissen auf?"

 

Wer das Auge, o Mönch, als unbeständig erkennt und sieht, der überwindet das Unwissen, und dem steigt das Wissen auf. Wer die anderen Innengebiete und die 6 Außengebiete, das sechsfache Bewußtsein, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle als unbeständig erkennt und sieht, der überwindet das Unwissen, und das Wissen steigt auf. So nun, o Mönch, so erkennend und sehend wird das Unwissen überwunden, und so steigt das Wissen auf".

 


S.35.54-59 Fesseln, Triebe, Anliegen

 

"Wie nun, o Herr, werden vom Kenner, vom Sehenden die Fesseln, die Triebe, die Anliegen überwunden?"

 

"Wer das Auge, o Mönch, als unbeständig, als Nicht-Ich erkennt und sieht, der überwindet die Fesseln, die Triebe, die Anliegen. Wer die anderen Innengebiete, die 6 Außengebiete, das sechsfache Bewußtsein, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle als unbeständig und Nicht-Ich erkennt und sieht, der überwindet das Unwissen".

 


S.35.60-61 Durchschauen, Meistern I

 

"Um alles Ergreifen zu durchschauen und zu meistern, ihr Mönche, zeige ich euch die Lehre. Das höret und achtet wohl auf meine Rede: Wie nun führt die Lehre zum Durchschauen und Meistern alles Ergreifens?

 

Durch das Auge und bedingt durch die Formen, durch das Ohr und bedingt durch die Töne, durch die Nase und bedingt durch die Düfte, durch die Zunge und bedingt durch die Säfte, durch den Körper und bedingt durch die Gegenstände, durch den Geist und bedingt durch die Dinge steigen Sehbewußtsein, Hörbewußtsein, Riechbewußtsein, Schmeckbewußtsein, Körperbewußtsein, Geistbewußtsein auf. Der drei Zusammenfall ist Berührung. Durch Berührung bedingt ist Gefühl. So sehend, ihr Mönche, findet der erfahrene edle Jünger nichts an den Innengebieten, nichts an den Außengebieten, nichts am Bewußtsein, nichts am Gefühl. Nichts daran findend, wird er entreizt. Entreizt wird er erlöst. Und er erkennt: 'Durch die Erlösung ist von mir das Ergreifen durchschaut und gemeistert'. So führt, ihr Mönche, die Lehre zum Durchschauen und Meistern alles Ergreifens".

 


S.35.62 Meistern II

 

"Zur Meisterung alles Ergreifens, ihr Mönche, zeige ich euch die Lehre. Das höret und achtet wohl auf meine Rede:

 

Wie nun führt die Lehre zur Meisterung alles Ergreifens? Was denkt ihr, ihr Mönche, sind die 6 Innen- und Außengebiete, die Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle beständig oder unbeständig?"

"Unbeständig, o Herr".

"Was aber unbeständig ist, ist das Wehe oder Wohl?"

"Wehe, o Herr".

"Was aber unbeständig, wehe ist, dem Gesetz der Veränderung unterliegt, kann man das etwa so betrachten: 'Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst?"'

"Gewiß nicht, o Herr".

"So sehend, ihr Mönche, findet der erfahrene edle Jünger nichts daran. Nichts daran findend, wird er entreizt. Durch die Entreizung wird er erlöst 'Im Erlösten ist die Erlösung erkennt er: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht er da.

Dies, ihr Mönche, ist die Lehre zur Meisterung alles Ergreifens".

 


S.35.63 Migajālo I

 

Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthi, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos. Da begab sich der Ehrwürdige Migajālo zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder.- Zur Seite sitzend sprach der Ehrwürdige Migajālo also zum Erhabenen:

 

"'Allein verweilend, allein verweilend', o Herr, sagt man. Inwiefern aber, o Herr, verweilt ein Mönch allein, und wie verweilt er mit einem Zweiten?"

 

Es gibt, o Mönch, durch das Auge ins Bewußtsein tretende Formen, durch das Ohr in Bewußtsein tretende Töne, durch die Nase ins Bewußtsein tretende Dürfte, durch die Zunge in Bewußtsein tretende Säfte, durch den Körper ins Bewußtsein tretende Gegenstände, durch den Geist ins Bewußtsein tretende Dinge: die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Wenn der Mönch sich dabei freut, sie begrüßt, sich darauf stützt, so entsteht dem, der sich so freut, so begrüßt, sich so stützt, Genügen. Wo Genügen ist, da ist Reiz dabei. Ist Reiz dabei, ist man gefesselt. Gefesselt mit der Fessel des Genügen, Migajālo, weilt der Mönch mit einem Zweiten, sagt man. Ein Mönch, der so verweilt, Migajālo, sucht im Walde nun entlegene Gegenden und Sitzplätze auf, lärm-entrückte, lärm-verlorene, von den Leuten gemieden, wo Menschen einsam sitzen können und die sich zur Zurückgezogenheit eignen. Auch dort, sagt man, verweilt er mit einem Zweiten. Und warum? Sein Zweiter ist der Durst, der nicht überwundene. Darum, sagt man, verweilt er mit einem Zweiten.

 

Es gibt, Migajālo, durch das Auge ins Bewußtsein tretende Formen, durch das Ohr ins Bewußtsein tretende Töne, durch die Nase ins Bewußtsein tretende Düfte, durch die Zunge ins Bewußtsein tretende Säfte, durch den Körper ins Bewußtsein tretende Gegenstände, durch den Geist ins Bewußtsein tretende Dinge: die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Wenn der Mönch sich dabei nicht freut, sie nicht begrüßt, sich nicht auf sie stützt, da wird bei dem, der sich so nicht freut, sie nicht begrüßt, sich nicht auf sie stützt, Genügen aufgelöst. Ist kein Genügen, so ist kein Reiz dabei. Ist kein Reiz dabei, ist man nicht gefesselt. Entfesselt von der Fessel des Genügens, Migajālo, weilt der Mönch allein, sagt man. Ob er nun in Gesellschaft von Mönchen und Nonnen, Anhängern und Anhängerinnen, Königen oder königlichen Beamten, mit andersfährtigen Pilgern oder deren Jüngern weilt: wenn er so verweilt, verweilt er allein, sagt man. Und warum? Sein Zweiter, der Durst, ist von ihm überwunden. Darum weilt er allein, sagt man".

 


S.35.64 Migajālo II

 

Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthi, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos. Da begab sich der Ehrwürdige Migajālo zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach der Ehrwürdige Migajālo also zum Erhabenen:

 

"Gut wäre es, o Herr, wenn mir der Erhabene in Kürze die Lehre zeigte, damit ich, nachdem ich des Erhabenen Lehre vernommen, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste weilen kann".

 

Es gibt da, Migajālo, durch das Auge ins Bewußtsein tretende Formen, durch das Ohr ins Bewußtsein tretende Töne, durch die Nase ins Bewußtsein tretende Düfte, durch die Zunge ins Bewußtsein tretende Säfte, durch den Körper ins Bewußtsein tretende Gegenstände, durch den Geist ins Bewußtsein tretende Dinge, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Wenn der Mönch sich dabei freut, sie begrüßt, sich darauf stützt, so entsteht dem, der sich so freut, so begrüßt, sich so stützt, Genügen. Geht Genügen auf, geht Leiden auf, Migajālo, sag ich.

 

Wenn der Mönch sich dabei aber nicht freut, sie nicht begrüßt, sich nicht auf sie stützt, so wird bei dem, der sich nicht so freut, sie nicht begrüßt, sich nicht auf sie stützt, Genügen aufgelöst. Ist Genügen aufgelöst, wird Leiden aufgelöst, Migajālo, sag ich".

 

Nachdem nun der Ehrwürdige Migajālo sich über die Rede des Erhabenen gefreut hatte, ihm gedankt hatte und sich von seinem Sitz erhaben hatte, grüßte er den Erhabenen ehrfurchtsvoll, ging rechts herum und entfernte sich.

 

Und der Ehrwürdige Migajālo, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste verweilend, hatte gar bald, was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes höchste Ziel des Brahma-Wandels, noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses her', verstand er da. Auch einer der Heiligen war nun der Ehrwürdige Migajālo geworden.

 


S.35.65-68 Samiddhi I-IV

 

Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Rājagaham, im Bambusparke, am Hügel der Eichhörnchen. Da nun begab sich der Ehrwürdige Samiddhi zum Erhabenen und sprach also:

 

"Māro, Māro, sagt man. Was ist nun, o Herr, Māro? Was ist unter dem Begriff Māro zu verstehen? Wesen, Wesen, sagt man. Leiden, leiden, sagt man. Welt, Welt sagt man. Was ist nun, o Herr, darunter zu verstehen?"

 

Wo es Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper, Geist gibt, wo es Formen, Töne, Düfte, Sähe, Gegenstände, Dinge gibt, wo es das sechsfache Bewußtsein gibt und die durch es bewußt werdenden Dinge, da ist Māro, Wesen, Leiden, Welt, und das ist unter diesen Begriffen zu verstehen.

 

Wo es jene Sechsheiten nicht gibt, da gibt es weder Māro, Wesen, Leiden und Welt noch diese Begriffe".

 


S.35.69 Upaseno

 

Zu einer Zeit weilten der Ehrwürdige Sāriputto und der Ehrwürdige Upaseno bei Rājahagam im Kühlen Walde, in der Grotte am Schlangenweiher. Da fiel eine Schlange auf den Körper des Ehrwürdigen Upaseno. Da nun wandte sich der Ehrwürdige Upaseno an die Mönche:

 

"Geht, ihr Brüder, und hebt diesen Körper von mir auf eine Bahre und tragt ihn nach draußen, bevor er auseinanderfällt wie eine Handvoll Spreu". Nach diesen Worten sprach der Ehrwürdige Sāriputto zu dem Ehrwürdigen Upaseno: "Wir sehen aber keinerlei Anderswerden am Körper oder Veränderung an den Sinnen des Ehrwürdigen Upaseno". Dieser aber sagte noch einmal: "Geht, ihr Brüder, und hebt diesen Körper von mir auf eine Bahre und tragt ihn nach draußen, bevor er auseinanderfällt wie eine Handvoll Spreu. Wer da, Bruder Sāriputto denkt: 'Ich bin das Auge oder Mein ist das Auge, ich bin Ohr, Nase, Zunge, Körper, Geist oder mein sind diese', an dem mag ein Anderswerden des Körpers oder eine Veränderung der Sinne sich zeigen. Ich aber denke nicht so. Wie könnte da bei mir, Bruder Sāriputto, ein Anderswerden des Körpers oder eine Veränderung der Sinne sich zeigen?"

 

Schon seit langem hat der Ehrwürdige Upaseno die dünkenden Anliegen zum Ich-machen und zum Mein-machen wohl ausgerottet. Darum denkt der Ehrwürdige Upaseno nicht: Ich bin das Auge oder Mein ist das Auge, Ich bin Ohr, Nase, Zunge, Körper, Geist oder Mein sind diese"'.

 

Da nun hoben die Mönche den Körper des Ehrwürdigen Upaseno auf eine Bahre und trugen ihn nach draußen. Dort fiel der Körper des Ehrwürdigen Upaseno auseinander wie eine Handvoll Spreu.

 


S.35.70 Upavāno

 

Einstmals begab sich der Ehrwürdige Upavāno zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach der Ehrwürdige Upavāno zum Erhabenen also:

 

"Sichtbare Lehre, sichtbare Lehre, sagt man, o Herr. Inwiefern aber, a Herr, ist die Lehre sichtbar, zeitlos, einladend, hinführend, dem Verständigen von selbst verständlich?"

 

"Hat da, Upavāno, der Mönch mit dem Auge eine Form gesehen, so empfindet er die Form und Reiz zu Formen. Und von diesem inneren Reiz zu Formen versteht er: In mir ist der Reiz zu den Formen'. Ist es so, dann eben, Upavāno, ist die Lehre sichtbar, zeitlos, einladend, hinführend, dem Verständigen von selbst verständlich. Weiter sodann, hat da, Upavāno, der Mönch mit dem Ohr einen Ton gehört, mit der Nase einen Duft gerochen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Körper einen Gegenstand getastet, mit dem Geist ein Ding erkannt, so empfindet er diese und den Reiz zu ihnen. Und von diesem Inneren Reiz dazu versteht er: 'In mir ist Reiz dazu'. Ist es so, dann eben, Upavāno, ist die Lehre sichtbar, zeitlos, einladend, hinführend, dem Verständigen von selbst verständlich.

 

Hat da, Upavāno, der Mönch mit dem Auge eine Form gesehen, mit dem Ohr einen Ton gehört, mit der Nase einen Duft gerochen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Körper einen Gegenstand getastet, mit dem Geist ein Ding erkannt, so empfindet er dieses bloß und empfindet keinen Reiz dazu. Wenn er innerlich keinen Reiz dazu hat, dann weiß er: 'In mir ist kein Reiz dazu'. Ist es so, dann ist die Lehre sichtbar, zeitlos, einladend, hinführend, dem Verständigen von selbst verständlich".

 


S.35.71 Die sechs Berührungsgebiete I

 

"Wer da, ihr Mönche, als Mönch nicht der 6 Berührungsgebiete Entstehen und Vergehn, Labsal, Elend und Entrinnung der Wirklichkeit gemäß erkennt, der hat den Brahma-Wandel nicht vollendet, fern steht er dieser Lehre und Ordnung".

 

Nachdem der Erhabene dies gesagt hatte, wandte sich ein gewisser Mönch also an den Erhabenen. "Jetzt, o Herr, bin ich entmutigt, denn ich erkenne nicht der Wirklichkeit gemäß der 6 Berührungsgebiete Entstehen und Vergehn, Labsal, Elend und Entrinnung".

 

"Was meinst du, Mönch, betrachtest du das Auge so 'Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst'?"

"Gewiß nicht, o Herr".

Gut, o Mönch, wenn also von dir, o Mönch, das Auge der Wirklichkeit gemäß mit vollkommener Weisheit recht so gesehen wird: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst', so ist das eben das Ende des Leidens.

 

Und ganz genauso ist es bei den anderen Sinnen".

 


S.35.72 Die sechs Berührungsgebiete II

 

Wer da, ihr Mönche, als Mönch nicht der 6 Berührungsgebiete Entstehen und Vergehn, Labsal, Elend und Entrinnung der Wirklichkeit gemäß erkennt, der hat den Brahma-Wandel nicht vollendet, fern steht er dieser Lehre und Ordnung".

 

Nachdem der Erhabene dies gesagt hatte, wandte sich ein gewisser Mönch also an den Erhabenen: Jetzt, o Herr, bin ich entmutigt, denn ich erkenne nicht der Wirklichkeit gemäß der 6 Berührungsgebiete Entstehen und Vergehn, Labsal, Elend und Entrinnung".

 

Was meinst du, Mönch, betrachtest du das Auge so: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst'?"

"Gewiß, o Herr".

 

Gut, o Mönch, wenn also von dir das Auge der Wirklichkeit gemäß mit vollkommener Weisheit recht so gesehen wird: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst, so ist dieses erste Berührungsgebiet von Dir überwunden, und künftig wird es kein Wiedersein mehr geben.

 

Und genau so ist es beim zweiten, dritten, vierten, fünften und sechsten Sinnesgebiet".

 


S.35.73 Die sechs Berührungsgebiete III

 

"Wer da, ihr Mönche, als Mönch nicht der Wirklichkeit gemäß der 6 Berührungsgebiete Entstehen und Vergehn, Labsal, Elend und Entrinnung erkennt, der hat den Brahma-Wandel nicht vollendet, fern steht er von dieser Lehre und Ordnung".

 

Nachdem der Erhabene dies gesagt hatte, wandte sich ein gewisser Mönch also an den Erhabenen: "Jetzt bin ich, o Herr, entmutigt, denn ich erkenne nicht der Wirklichkeit gemäß der 6 Berührungsgebiete Entstehen und Vergehn, Labsal, Elend und Entrinnung".

"Was meinst du, Mönch, ist das Auge beständig oder unbeständig?"

"Unbeständig, o Herr".

"Was aber unbeständig ist, ist das Wehe oder Wohl?"

"Wehe, o Herr".

"Was aber unbeständig, Wehe, veränderlich ist, ist das zutreffend so zu betrachten: 'Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst'?"

"Gewiß nicht, o Herr".

 

"Und ganz genau so ist es bei den anderen Sinnen. So sehend, a Mönch, findet der erfahrene edle Jünger nichts am Auge, am Ohr, an der Nase, an der Zunge, am Körper, am Geist. Nichts daran findend, wird er entreizt. Entreizt ist er erlöst: 'Im Erlösten ist die Erlösung' erkennt er! 'Versiegt ist die Geburt, vollendet ist der Brahma-Wandel gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht er da".

 


S.35.74 Krankheit I

 

Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthi, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos. Da nun begab sich ein gewisser Mönch zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich dieser Mönch also an den Erhabenen:

 

"In dem und dem Kloster, o Herr, ist ein gewisser neuer Mönch, der noch wenig weiß, von Krankheit befallen, leidend, schwer krank. Gut wäre es, wenn der Erhabene, von Mitleid bewogen, sich zu diesem Mönch begeben würde".

 

Nachdem der Erhabene dies von dem neuen, wenig wissenden, kranken Mönch gehört und erfahren hatte, begab er sich zu jenem Mönch. Als dieser Mönch den Erhabenen von ferne kommen sah, richtete er sich auf seinem Lager auf. Da wandte sich der Erhabene an ihn: "Laß es gut sein, o Mönch, richte dich nicht auf deinem Lager auf. Dort sind Sitze bereit, dort werde ich mich setzen". Und der Erhabene setzte sich auf einen der bereiten Sitze. Dort sitzend wandte er sich an den Mönch: "Geht es dir, o Mönch, leidlich, ist es auszuhalten? Nehmen die Schmerzen ab und nicht zu, merkt man, daß sie abnehmen und nicht zunehmen?"

 

"Nicht geht es mir, o Herr, leidlich, nicht ist es auszuhalten. Die Schmerzen sind stark, sie nehmen zu und nicht ab, man merkt, daß sie zunehmen und nicht abnehmen".

"Du hast doch nicht irgendeine Unruhe oder irgendwelche Reue?"

"Doch, o Herr, nicht gering ist meine Unruhe, nicht gering ist meine Reue".

"Du hast dir doch nicht etwa wegen deiner eignen Tugend Vorwürfe zu machen?"

"Das nicht, o Herr".

"Wenn du dir wegen deiner eigenen Tugend keine Vorwürfe zu machen brauchst, woher kommt dann deine Unruhe und Reue?"

"Ich verstehe in der vom Erhabenen verkündeten Lehre nicht den Sinn der Tugendläuterung".

"Wenn du in der von mir gezeigten Lehre nicht den Sinn der Tugendläuterung verstehst, was verstehst du denn dann als Sinn der von mir verkündeten Lehre?"

"Die Entreizung vom Reiz verstehe ich als den Sinn der vom Erhabenen verkündeten Lehre" .

"Gut, gut, o Mönch, gut erkennst du als den Sinn der von mir verkündeten Lehre die Entreizung vom Reiz. Die Entreizung vom Reiz ist nämlich der Sinn der von mir verkündeten Lehre. Was meinst du, Mönch, ist das Auge, das Ohr, die Nase, die Zunge, der Körper, der Geist beständig oder unbeständig?"

"Unbeständig, o Herr".

"Was aber unbeständig ist, ist das Wehe oder Wohl?"

"Wehe, o Herr".

"Was aber unbeständig, wehe, veränderlich ist, ist das wohl so zu betrachten: 'Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst'?"

"Gewiß nicht, o Herr".

"So sehend, o Mönch, findet der erfahrene edle Jünger nichts am Auge, am Ohr, an der Nase, an der Zunge, am Körper, am Geist. Nichts daran findend, wird er entreizt. Entreizt ist er erlöst: 'Im Erlösten ist die Erlösung' erkennt er: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier versteht er da". Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der Mönch über das Wort des Erhabenen. Bei dieser Lehrdarlegung ging dem Mönch das abgeklärte fleckenlose Auge der Lehre auf: 'Was irgend auch entstanden ist, muß alles wieder untergehn'.

 


S.35.75 Krankheit II

 

(Identisch mit 74. Nur Antwort: "Als Sinn der vom Erhabenen verkündeten Lehre verstehe ich hanglose Wahnerlöschung", und am Ende: "Bei dieser Lehrdarlegung ward das Herz hanglos von den Trieben erlöst").

 


S.35.76-78 Rādho I-III

 

Der Ehrwürdige Rādho begab sich zum Erhabenen, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich der Ehrwürdige Rādho also an den Erhabenen:

 

Gut wäre es, wenn mir der Erhabene in Kürze die Lehre zeigte, damit ich, nachdem ich des Erhabenen Lehre vernommen, einsam, abgesondert, unermüdlich in heißem, innigem Ernste verweilen kann".

 

"Was da, Rādho, unbeständig, leidig, veränderlich ist, dabei mußt du den Willen überwinden. Was aber, Rādho, ist unbeständig, leidig und veränderlich?

 

Die 6 Innengebiete,

die 6 Außengebiete,

die 6 Arten des Bewußtseins,

die 6 Berührungen,

die 18 Gefühle.

 

Was da, Rādho, unbeständig, leidig, veränderlich ist, dabei mußt du den Willen überwinden".

 


S.35.79-80 Unwissen II-III

 

Es begab sich ein gewisser Mönch zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich jener Mönch also an den Erhabenen:

 

"Gibt es, o Herr, ein einzelnes Ding, durch dessen Überwindung von dem Mönch Unwissen überwunden wird und Wissen aufsteigt?"

 

"Es gibt, o Mönch, ein einzelnes Ding, durch dessen Überwindung von dem Mönch Unwissen überwunden wird und Wissen aufsteigt".

 

"Was ist das aber für ein einzelnes Ding, durch dessen Überwindung von dem Mönch Unwissen überwunden wird und Wissen aufsteigt?"

 

"Das Unwissen, o Mönch, ist das einzelne Ding, durch dessen Überwindung von dem Mönch Unwissen überwunden wird und Wissen aufsteigt".

 

"Wie aber wird, o Herr, von dem erkennenden, sehenden Mönch Unwissen überwunden und steigt Wissen auf?"

 

"Wenn der Mönch die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtsein, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle als unbeständig erkennt und sieht, dann wird Unwissen überwunden, und Wissen steigt auf. Da hat ein Mönch gehört: 'Alle Dinge reichen nicht aus, sich dabei niederzulassen. Hat er das gehört, dann überblickt er jedes Ding. Hat er jedes Ding überblickt, dann durchschaut er jedes Ding. Hat er jedes Ding durchschaut, dann sieht er alle Vorstellungen entfremdet an: Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle. So erkennend, so sehend wird von dem Mönch das Unwissen überwunden, und so steigt das Wissen auf".

 


  Oben