Samyutta Nikaya

21. Bhikkhu - Samyutta

S.21.1. Kolita
S.21.2. Upatissa
S.21.3. Ein Gespräch vermittels der Himmlischen Sinne
S.21.4. Der neue Mönch
S.21.5. Sujāta
S.21.6. Bhaddiya, der Zwerg
S.21.7. Visākha
S.21.8. Nanda
S.21.9. Tissa
S.21.10. Der Einsiedler-Thera
S.21.11. Kappina
S.21.12. Die Freunde

S.21.1. Kolita

(Kolita - der Laien-Name Moggallānas nach seinem Geburtsdorf.

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster Anāthapindikas.

 

2. Dort wandte sich der Ehrwürdige Mahā-Moggallāna an die Mönche: "Brüder!" - "Ja, o Bruder", antworteten jene Mönche dem Ehrwürdigen Mahā-Moggallāna.

 

3. Der Ehrwürdige Mahā-Moggallāna sprach also: "Als ich da, Brüder, verborgen, zurückgezogen weilte, stieg mir im Geiste diese Überlegung auf: 'Edles Schweigen, Edles Schweigen', so spricht man. Was nun ist Edles Schweigen?

 

4. Da dachte ich, ihr Brüder, also: 'Nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen weilt da der Mönch in innerer Beruhigung, in Einheit des Geistes, im Besitz der von Gedankenfassen und Überlegen freien, in der Sammlung geborenen, von Entzücken und Glücksgefühl begleiteten zweiten Vertiefung.' Dies, ihr Brüder, nennt man Edles Schweigen.

 

5. Da weilte ich nun, ihr Bruder, nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen in innerer Beruhigung, in Einheit des Geistes, im Besitz der von Gedankenfassen und Überlegen freien, in der Sammlung geborenen, von Entzücken und Glücksgefühl begleiteten zweiten Vertiefung. Während ich, ihr Brüder, in diesem Zustand verweilte, befielen mich mit Gedankenfassen verbundene Vorstellungen und Erwägungen.

 

6. Da nun, ihr Brüder, ist der Erhabene mittels magischer Macht zu mir gekommen und hat also gesprochen: 'Moggallāna, Moggallāna! Sei nicht lässig, Brahmane, im Edlen Schweigen! Im Edlen Schweigen festige den Geist, im Edlen Schweigen eine den Geist, im Edlen Schweigen sammle den Geist!'

 

7. Da weilte ich dann später, ihr Brüder, nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen in innerer Beruhigung, in der Einheit des Geistes, im Besitz der von Gedankenfassen und Überlegen freien, in der Sammlung geborenen, von Entzücken und Glücksgefühl begleiteten zweiten Vertiefung. Wenn man von einem, ihr Brüder, mit Recht sagen kann: 'Der vom Meister geförderte Jünger hat die gewaltige Höhere Erkenntnis (mahābhiññatā) erreicht' - von mir würde man es mit Recht sagen: 'Der vom Meister geförderte Jünger hat die gewaltige Höhere Erkenntnis erreicht."'

 


S.21.2. Upatissa

(Upatissa - der Laien-Name Sāriputtas nach seinem Geburtsdorf.)

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster Anāthapindikas.

 

2. Dort wandte sich der Ehrwürdige Sāriputta an die Mönche: "Brüder! " - "Ja, o Bruder", antworteten jene Mönche dem Ehrwürdigen Sāriputta.

 

3. Der Ehrwürdige Sāriputta nun sprach also: "Als ich da, Brüder, verborgen, zurückgezogen weilte, stieg mir im Geiste diese Überlegung auf: 'Gibt es wohl etwas in der Welt, durch dessen Wandel und Veränderung mir Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung entstehen könnten?'

 

4. Da dachte ich also: 'Nicht gibt es etwas in der Welt, durch dessen Wandel und Veränderung mir Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung entstehen könnten."'

 

5. Nach diesen Worten sprach der Ehrwürdige Ananda zum Ehrwürdigen Sāriputta also: "Auch nicht bei Wandel und Veränderung, die sich beim Meister zeigen, würden dir, Bruder Sāriputta, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung entstehen?"

 

6. "Auch nicht bei Wandel und Veränderung, die sich beim Meister zeigen, würden mir, Bruder Ananda, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung entstehen. So würde ich vielmehr denken: 'Der machtvolle Meister, wahrlich, ist dahingegangen, der wundermächtige, gewaltige! Wenn der Erhabene lange Zeit lebte, aus Mitleid mit der Welt, zum Heile, zum Glück der Götter und Menschen, so wäre es für das Heil vielen Volkes, für das Glück vielen Volkes."'

 

7. "Es ist seit langer Zeit, daß vom Ehrwürdigen Sāriputta die Dünkens-Neigungen des Ich und Mein völlig ausgerottet wurden.

 

8. Daher würden selbst bei Wandel und Veränderung, die sich beim Meister zeigen, dem Ehrwürdigen Sāriputta nicht Sorge entstehen, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung."

 


S.21.3. Ein Gespräch vermittels der Himmlischen Sinne

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster Anāthapindikas.

 

2. Damals nun weilten der Ehrwürdige Sāriputta und der Ehrwürdige Mahā-Moggallāna bei Rājagaha, im Bambushain, am Fütterungsplatz der Eichhörnchen, (und sie wohnten dort) in der gleichen Klause.

 

3. An einem Abend, nachdem sich der Ehrwürdige Sāriputta aus der Zurückgezogenheit erhoben hatte, begab er sich zum Ehrwürdigen Mahā-Moggallāna, und nach Austausch höflicher, freundlicher Begrüßung setzte er sich zur Seite nieder.

 

4. Seitwärts sitzend sprach der Ehrwürdige Sāriputta zum Ehrwürdigen Mahā-Moggallāna also: "Heiter, Bruder Moggallāna, sind deine Gesichtszüge, rein und lauter ist die Farbe deines Antlitzes. Es weilte wohl heute der Ehrwürdige Mahā-Moggallāna in einer friedvollen geistigen Weilung?" - "In einer geistigen Weilung gröberer Art (*f34), o Bruder, habe ich heute geweilt. Doch ein Lehrgespräch habe ich heute geführt."

 

5. "Mit wem wohl hat der Ehrwürdige ein Lehrgespräch geführt?" - "Mit dem Erhabenen, o Bruder, habe ich ein Lehrgespräch geführt."

 

6. "Weit, Bruder, weilt jetzt der Erhabene, zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika! Wie nun, hat sich da wohl der Ehrwürdige Mahā-Moggallāna durch magische Macht zum Erhabenen begeben oder hat sich der Erhabene durch magische Macht zum Ehrwürdigen MahāMoggallāna begeben?"

 

7. "Nicht habe ich mich, Bruder, durch magische Macht zum Erhabenen begeben, und es hat sich auch nicht der Erhabene durch magische Macht zu mir begeben. Vielmehr, in demselben Maße wie bei mir war beim Erhabenen das Himmlische Auge und das Himmlische Ohr geläutert, und auch in demselben Maße wie beim Erhabenen war bei mir das Himmlische Auge und das Himmlische Ohr geläutert (*f35)."

 

8. "Welch Lehrgespräch hat nun der Ehrwürdige Mahā-Moggallāna mit dem Erhabenen geführt?"

 

9. "Da habe ich, Bruder, zum Erhabenen also gesprochen: 'Von angespannter Willenskraft spricht man, o Herr. Inwiefern nun, o Herr, ist Willenskraft angespannt?'

 

10. Nach diesen Worten hat der Erhabene also zu mir gesprochen: '«Eher mögen Haut, Sehnen und Knochen verdorren; austrocknen möge im Körper Fleisch und Blut doch was da durch männliche Stärke, männliche Willenskraft, männliche Anstrengung erreicht werden kann, ohne dies erreicht zu haben: kein Nachlassen der Willenskraft soll es da geben!» - So, o Moggallāna, ist Willenskraft angespannt.'

 

11. Solches Lehrgespräch, Bruder, hatte ich mit dem Erhabenen geführt."

 

12. "Wie wenn man, Bruder, ein kleines Steinstückchen vergleichend neben den Himalaya, den König der Berge legt, ebenso (gering) sind wir im Vergleich zum Ehrwürdigen Mahā-Moggallāna. Besitzt doch der Ehrwürdige Mahā-Moggallāna große magische Macht, große übernatürliche Gewalt. Wünschte er es, so könnte er ein Zeitalter hindurch am Leben bleiben."

 

13. "Wie wenn man, Bruder, ein kleines Salzstückchen vergleichend neben eine große Salztonne legt, ebenso (gering) sind wir im Vergleich zu dem Ehrwürdigen Sāriputta.

 

14. Ward doch der Ehrwürdige Sāriputta vom Erhabenen auf mannigfache Weise gelobt, gepriesen und gerühmt:

 

'Wenn er an Weisheit Sāriputta gleich
und auch an Zucht und Geistesfrieden,
und ist zum Ziele auch gelangt ein Mönch,
der Beste würde er da sein.'"

 

15. So erfreuten einander diese beiden Großen durch gutes Wort, durch gute Rede.

 


(*f34) 'Geistige Weilung gröberer Art' soll sich lt. Komm. auf das Himmlische Auge und das Himmlische Ohr beziehen, da deren Objekte, die Formen und Töne, grob sind. 'Friedvolle Weilung' mag sich vielleicht besonders auf die 'Achtsamkeit bei der Atmung' beziehen, die im Samyutta-Nikaya als 'friedvolle Übung' bezeichnet wird (54 9).

(*f35) Der Text ist hier verderbt. Man hat wohl zu lesen mit Bu.: "Api ca me yāvatā, Bhagavā, ettāvatā...; Bhagavato pi yāvatātam ettāvatā..."


S.21.4. Der neue Mönch

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster Anāthapindikas.

 

2. Damals nun pflegte ein gewisser neuer Mönch nach Rückkehr vom Almosengang, nach dem Mahle ins Kloster gekommen, ohne an etwas teilzunehmen, sich schweigend und untätig zu verhalten (*f36), nicht beteiligte er sich an der Arbeit der Mönche zur Zeit der Gewänder-Anfertigung.

 

3. Da begab sich eine Anzahl Mönche zum Erhabenen. Sie begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder.

 

4. Seitwärts sitzend sprachen jene Mönche zum Erhabenen also: "Es pflegt da ein gewisser neuer Mönch... (wie oben) ... Gewänder-Anfertigung."

 

5. Da wandte sich der Erhabene an einen Mönch: "Geh, o Mönch, und sprich in meinem Namen zu jenem Mönch also: 'Der Meister ruft dich, o Bruder.'"

 

6. "Ja, o Herr", antwortete der Mönch dem Erhabenen, begab sich zu jenem Mönch und sprach zu ihm: "Der Meister ruft dich, o Bruder."

 

7. "Ja, o Bruder", erwiderte jener Mönch, begab sich zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich seitwärts nieder.

 

8. Und der Erhabene sprach zu ihm also: "Ist es wahr, o Mönch, daß du nach der Rückkehr vom Almosengang, nach dem Mahle ins Kloster gekommen, ohne an etwas teilzunehmen, dich schweigend und untätig verhältst und dich nicht an der Arbeit der Mönche zur Zeit der Gewänder-Anfertigung beteiligst?" - "Auch ich, o Herr, tue meine eigene Arbeit."

 

9. Der Erhabene nun, die Gedanken jenes Mönches im Geiste erkennend, wandte sich an die Mönche: "Nicht möget ihr, o Mönche, jenem Mönch zürnen. Dieser Mönch, o Mönche, erreicht nach seinem Willen, ohne Schwierigkeit, ohne Mühe die vier Vertiefungen, die in der Gegenwart erlangten glücklichen Zustände geläuterten Geistes. Um dessentwillen Söhne aus edler Familie ganz aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehen, dieses höchste Ziel des Heiligen Wandels hat er schon bei Lebzeiten selber erkannt und verwirklicht und verweilt in seinem Besitze."

 

10. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

"Nicht wird durch Schlaffheit, nicht durch schwache Kraft
Nibbana je gewonnen, das allen Leidens Lösung ist.
Doch hier der junge Mönch, der ist ein höchster Mensch:
Als Sieger über Māras Heer (*f37) trägt er den letzten Leib.

 

 


(*f36) sankasāyati; Etymologie zweifelhaft. Das Wort kommt stets - wie auch hier - in der stereotypen Wendung appossukko tunhībhūto sankasāyati vor. So z.B. auch in S 35. 199 bei dem Gleichnis von einer Schildkröte, die vor dem beutesuchenden Schakal, ihre Glieder in die Schale einziehend, still und regungslos daliegt. Dies deutet auf eine Bedeutung wie 'untätig sein', aber im positiven Sinn als 'ungelüstig' (so insbes. S 9 10). Der Komm. umschreibt lediglich mit viharati, d.i. 'weilt'.

(*f37) Wörtl.: ,mit seinem Reittier'.


S.21.5. Sujāta

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster Anāthapindikas.

 

2. Es begab sich da der Ehrwürdige Sujāta zum Erhabenen.

 

3. Der Erhabene nun sah den Ehrwürdigen Sujāta von weitem herankommen. Als er ihn gesehen, wandte er sich an die Mönche:

 

4. "In beiderlei Hinsicht, ihr Mönche, leuchtet dieser edle Sohn: von schöner Gestalt ist er, wert des Anblicks, voller Anmut, mit höchster Schönheit der Erscheinung ausgestattet; und jenes höchste Ziel des Heiligen Wandels, um dessentwillen Söhne aus edler Familie ganz aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehen, das hat er schon bei Lebzeiten erkannt und verwirklicht und verweilt in seinem Besitze."

 

5. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

"Es leuchtet wahrlich dieser Mönch in aufrecht-schlichtem Geist;
er, der entledigt ist, entbunden, von Haften frei, gestillt,
als Sieger über Māras Heer trägt er den letzten Leib."

 


S.21.6. Bhaddiya, der Zwerg

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster Anāthapindikas.

 

2. Es begab sich da der Ehrwürdige Bhaddiya, der Zwerg, zum Erhabenen.

 

3. Der Erhabene nun sah den Ehrwürdigen Bhaddiya, den Zwerg, von weitem herankommen. Als er ihn gesehen, wandte er sich an die Mönche:

 

4. "Seht ihr da, ihr Mönche, jenen Mönch herankommen: häßlich ist er, unschön anzusehen, von verkümmertem Wuchs, von den Mönchen verachtet (*f38)?" - "Ja, o Herr."

 

5. "Dieser Mönch, o Mönche, besitzt große magische Macht, große übernatürliche Gewalt. Nicht leicht kann man einen Erreichungszustand finden, der nicht schon vorher von diesem Mönch gewonnen wäre. Und auch jenes höchste Ziel des Heiligen Wandels, um dessentwillen Söhne aus edler Farnilie ganz aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehen, das hat er schon bei Lebzeiten erkannt und verwirklicht und verweilt in seinem Besitze."

 

6. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

"Der Schwan, der Reiher und der Pfau, der Elefant und das gefleckte Reh,
den Löwen fürchten alle sie, dess ' Körper ohnegleichen ist.
So unter Menschen, wer an Weisheit reich, ob jung an Jahren, der eben gilt als groß,
nicht so der Tor mit starkem Körperwuchs. "

 

 


(*f38) Daß Bhaddiya verachtet wurde, soll sich lt. Komm. nur auf jene Gruppe von sechs Mönchen (chabbaggiyā) beziehen, an deren Verhalten im Vinaya eine ganze Reihe von Vergehen illustriert wird.


S.21.7. Visākha

(Diese Sutte findet sich auch A IV 48.)

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene bei Vesālī im Großen Walde, in der Giebelhaus-Halle.

 

2. Zu dieser Zeit unterwies der Ehrwürdige Visākha, der Sohn der Pañcālī, die Mönche in der Versammlungshalle durch einen Lehrvortrag. Er ermahnte sie, regte sie an und erfreute sie, gefällig war seine Rede, deutlich, volltönend, den Sinn erkennen lassend, flüssig und ungezwungen.

 

3. Als der Erhabene am Abend sich aus der Zurückgezogenheit erhoben hatte, begab er sich zur Versammlungshalle und setzte sich dort auf bereitetem Sitze nieder.

 

4. Nachdem er Platz genommen, wandte er sich an die Mönche: "Wer, o Mönche, unterweist da in der Versammlungshalle die Mönche durch einen Lehrvortrag, ermahnt sie, regt sie an und erfreut sie in gefälliger Rede, deutlich, volltönend, den Sinn erkennen lassend, flüssig und ungezwungen?"

 

5. "Der Ehrwürdige Visākha, der Sohn der Pañcālī, o Herr, unterweist in der Versammlungshalle ... " (wie oben).

 

6. Da wandte sich der Erhabene an den Ehrwürdigen Visākha, den Sohn der Pañcālī: "Gut, o Visākha! Gut ist es, daß du die Mönche in einem Lehrvortrag unterwiesen hast, ermahnt, angeregt und erfreut hast, in gefälliger Rede, deutlich, volltönend, den Sinn erkennen lassend, flüssig und ungezwungen!"

 

7. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

"Wenn er nicht spricht, erkennt man nicht den Weisen unter Toren.
Doch wenn er spricht, dann kennt man ihn, der todesfreie Stätte lehrt.
Verkünde, lasse leuchten hell die Lehre, der heiligen Seher Banner pflanze auf!
Die Heiligen haben edles Wort zum Banner,
die Lehre ist fürwahr der Heiligen Banner!"

 


S.21.8. Nanda

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster Anāthapindikas.

 

2. Es begab sich da der Ehrwürdige Nanda, ein Vetter (*f40) des Erhabenen, zum Meister, mit gepreßten, geglätteten Gewändern bekleidet, die Augen gesalbt, versehen mit einer Almosenschale von leuchtender Farbe. Er begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder.

 

3. Und der Erhabene sprach zum Ehrwürdigen Nanda: "Nicht ziemt es sich für dich, Nanda, für einen Sohn aus edler Familie, der du aus Vertrauen vom Hause in die Hauslosigkeit gezogen bist, daß du dich mit gepreßten, geglätteten Gewändern bekleidest, die Augen salbst und eine Almosenschale von leuchtender Farbe trägst. Solches vielmehr ziemt sich für dich, Nanda, für einen Sohn aus edler Familie, der du aus Vertrauen vom Hause in die Hauslosigkeit gezogen bist, daß du ein Waldasket wirst, ein Almosengänger, ein Fetzenkleidträger, und daß du nicht mehr trachtest nach den Sinnenlüsten."

 

4. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

"Wann werd' ich Nanda wohl erblicken,
als Waldasketen mit dem Fetzenkleid,
von Speiseresten sich ernährend,
nach Sinnenlüsten nicht mehr trachtend?"

 

5. Und später nun ward der Ehrwürdige Nanda ein Waldasket, ein Almosengänger, ein Fetzenkleidträger und lebte, ohne nach den Sinnenlüsten zu trachten.

 


(*f40) mātucchāputta, ein Vetter von mütterlicher Seite.


S.21.9. Tissa

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster Anāthapindikas.

 

2. Es begab sich da der Ehrwürdige Tissa, ein Vetter (*f41) des Erhabenen, zum Meister, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich schmerzerfüllt, traurig, Tränen vergießend, zur Seite nieder.

 

3. Und der Erhabene sprach zum Ehrwürdigen Tissa: "Warum, o Tissa, sitzt du da von Schmerz erfüllt, traurig, Tränen vergießend?"

 

4. "Es kränken mich, o Herr, die Mönche ständig mit Stichelreden."

 

5. "So bist du denn, Tissa, einer, der redet (*f42), aber nicht mit sich reden läßt.

 

6. Nicht ziemt es sich für dich, o Tissa, für einen Sohn aus edler Familie, der du aus Vertrauen vom Hause in die Hauslosigkeit gezogen bist, daß du einer bist, der redet, aber nicht mit sich reden läßt! Solches vielmehr ziemt sich für dich, o Tissa, für einen Sohn aus edler Familie, der du aus Vertrauen vom Hause in die Hauslosigkeit gezogen bist, daß du redest und mit dir reden läßt!"

 

7. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

"Was zürnest du? Nicht sollst du zürnen!
Nicht-Zürnen, Tissa, ist der beste Teil!
Um Zorn und Stolz und Heuchelei zu tilgen,
darum, o Tissa, wird Asketentum gelebt!"

 

 


(*f41) pitucchāputta, ein Vetter von väterlicher Seite.

(*f42) D.h. Ermahnungen gibt.


S.21.10. Der Einsiedler-Thera

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene bei Rājagaha, im Bambushain, am Fütterungsplatz der Eichhörnchen.

 

2. Damals nun war ein gewisser Mönch, Thera mit Namen, ein Einsiedler und ein Lobpreiser des Einsiedlertums. Allein betrat er das Dorf um Almosenspeise, allein kehrte er zurück, allein setzte er sich im Verborgenen nieder, allein ging er auf und ab.

 

3. Da begab sich eine Anzahl Mönche zum Erhabenen. Sie begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder.

 

4. Seitwärts sitzend sprachen jene Mönche zum Erhabenen also: "Da ist, o Herr, ein gewisser Mönch, Thera mit Namen, ein Einsiedler und ein Lobpreiser des Einsiedlertums."

 

5. Da wandte sich der Erhabene an einen Mönch: "Geh, o Mönch, und sprich in meinem Namen zu Thera, dem Mönch, also: 'Der Meister ruft dich, Bruder.'" - "Ja, o Herr", antwortete der Mönch dem Erhabenen und begab sich zum Ehrwürdigen Thera.

 

6. Dort angelangt sprach er zum Ehrwürdigen Thera also: "Der Meister ruft dich, Bruder." - "Ja, o Bruder", antwortete der Ehrwürdige Thera jenem Mönch und begab sich zum Erhabenen.

 

7. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder.

 

8. Und der Erhabene sprach zum Ehrwürdigen Thera also: "Ist es wahr, o Thera, daß du ein Einsiedler bist und ein Lobpreiser des Einsiedlertums?" - "Ja, o Herr."

 

9. "In welcher Weise nun bist du, o Thera, ein Einsiedler und ein Lobpreiser des Einsiedlertums?"

 

10. "Allein betrete ich da, o Herr, das Dorf um Almosenspeise, allein kehre ich zurück, allein setze ich mich im Verborgenen nieder, allein gehe ich auf und ab. So, o Herr, bin ich ein Einsiedler und ein Lobpreiser des Einsiedlertums."

 

11. "Dies ist, o Thera, Einsiedlertum; nicht sage ich, daß es dies nicht ist. Doch wie, ausführlicher erklärt, Einsiedlertum vollendet ist, dies höre und merke wohl auf meine Rede." - "Ja, o Herr."

 

12. "Wie nun, Thera, ist, ausführlich erklärt, Einsiedlertum vollendet? Was da, o Thera, Vergangenes ist, das ist aufgegeben, was da Zukünftiges ist, ist abgetan; und was hinsichtlich der gegenwärtigen Persönlichkeitsformen Willen und Begehren ist, das ist völlig bezwungen. So, o Thera, ist, ausführlich erklärt, Einsiedlertum vollendet."

 

13. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

"Wer alles hat bezwungen, alles hat erkannt als Weiser,
von allen Dingen wer da unbefleckt,
wer alles hat gelassen, frei durch Durstversiegung,
'einsam gesiedelt' nenn' ich solchen Mann."

 


S.21.11. Kappina

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster Anāthapindikas.

 

2. Es begab sich da der Ehrwürdige Mahā-Kappina zum Erhabenen.

 

3. Der Erhabene nun sah den Ehrwürdigen Mahā-Kappina von weitem herankommen. Als er ihn gesehen, wandte er sich an die Mönche:

 

4. "Seht ihr da, Mönche, jenen Mönch herankommen, sauber (im Aussehen), klein (an Gestalt), mit einer Hakennase?" - "Ja, o Herr."

 

5. "Dieser Mönch, o Mönche, besitzt große magische Macht, große übernatürliche Gewalt. Nicht leicht kann man einen Erreichungszustand finden, der nicht schon vorher von diesem Mönch gewonnen wäre. Und jenes höchste Ziel des Heiligen Wandels, um dessentwillen Söhne aus edler Familie ganz vom Hause in die Hauslosigkeit ziehen, das hat er schon bei Lebzeiten erkannt und verwirklicht und verweilt in seinem Besitze."

 

6. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

"Der Adel gilt als erster dort, wo auf die Herkunft man sich stützt.
(Doch) wer im Wissen ist vollkommen und im Wandel,
der ist (in Wahrheit) Erster unter Gott und Mensch;
am Tage leuchtet die Sonne, die Nacht wird vom Monde erhellt,
im Harnisch leuchtet der Ritter, ein Priester, wenn er selbstvertieft;
doch stets, bei Tage und bei Nacht, erstrahlet hell der Buddha-Glanz."

 


S.21.12. Die Freunde

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster Anāthapindikas.

 

2. Es begaben sich da zwei befreundete Mönche, Genossen des Ehrwürdigen Mahā-Kappina, zum Erhabenen.

 

3. Der Erhabene nun sah diese Mönche von weitem herankomrnen. Als er sie gesehen, wandte er sich an die Mönche:

 

4. "Seht ihr da, o Mönche, diese beiden befreundeten Mönche herankommen, die Genossen Mahā-Kappinas?" - "Ja, o Herr."

 

5. "Diese beiden Mönche besitzen große magische Macht, große übernatürliche Gewalt. Nicht leicht kann man einen Erreichungszustand finden, der nicht schon vorher von diesen Mönchen gewonnen wäre. Und jenes höchste Ziel des Heiligen Wandels, um dessentwillen Söhne aus edler Familie ganz vom Hause in die Hauslosigkeit ziehen, das haben sie schon bei Lebzeiten erkannt und verwirklicht und verweilen in seinem Besitze."

 

6. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

"Diese Mönche, wahrlich, sie sind Freunde, verbunden sind sie lange Zeit.
Die Edle Lehre hat sie fest verbunden, die Lehre, die vom Buddha stammt.
Von Kappina sind sie geschult in jener Lehre, die die Heiligen künden.
Nun tragen sie den letzten Leib als Sieger über Māras Heer. "

  Oben