Samyutta Nikaya

20. Opamma-Samyutta - Gleichnisse

S.20.1. Das Giebelhaus
S.20.2. Eine Fingernagelspitze Staub
S.20.3. Die Familien
S.20.4. Das reiche Spendenmahl
S.20.5. Der Spieß
S.20.6. Die Bogenschützen
S.20.7. Die Trommel
S.20.8. Der Holzblock
S.20.9. Die Elefanten
S.20.10. Die Katze
S.20.11. Der Schakal I
S.20.12. Der Schakal II

S.20.1. Das Giebelhaus

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Dort nun sprach der Erhabene also:

 

3. "Wie, ihr Mönche, bei einem Giebelhaus alle Dachsparren zum Giebel zu laufen, im Giebel sich vereinen, im Giebel enden, alle (dort) ihr Ende finden,

 

4. ebenso auch, ihr Mönche: was es da an unheilsamen Dingen gibt, alle diese wurzeln im Nichtwissen, vereinen sich im Nichtwissen, enden mit dem Nichtwissen, finden (mit ihm) ihr Ende (*f18).

 

5. Daher, ihr Mönche, sollt ihr so üben: 'Nicht wollen wir nachlässig leben (*f19)!' So habt ihr euch zu üben."

 


(*f18) Nichtwissen endet mit der Erreichung der Heiligkeit.

(*f19) appamatta: unermüdlich, achtsam.


S.20.2. Eine Fingernagelspitze Staub

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Es nahm da der Erhabene mit der Spitze des Fingernagels ein wenig Staub auf und wandte sich an die Mönche:

 

3. "Was meint ihr, o Mönche, was ist mehr: dies Wenige an Staub, das ich mit der Spitze des Fingernagels aufgenommen habe, oder die große Erde?"

 

4. "Dies eben, o Herr, ist mehr, nämlich die große Erde. Geringfügig ist das Wenige an Staub, das der Erhabene mit der Spitze des Fingernagels aufgenommen hat. Verglichen mit der großen Erde zählt es gar nicht mit, kommt es gar nicht in Betracht, steht es in gar keinem Verhältnis dazu - nämlich jenes Wenige an Staub, das der Erhabene mit der Spitze des Fingernagels aufgenommen hat. "

 

5. "Ebenso auch, ihr Mönche, sind es wenige Wesen (*f20), die unter Menschen wiedergeboren werden; zahlreicher aber sind jene Wesen, die außerhalb der Menschenwelt wiedergeboren werden.

 

6. Daher, ihr Mönche, sollt ihr so üben: 'Nicht wollen wir nachlässig leben!' - So habt ihr euch zu üben."

 

 


(*f20) Der Komm. bemerkt, daß sich der Ausdruck 'Wesen' auf Menschen wie auf Götter bezieht.


S.20.3. Die Familien

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. "Wie, ihr Mönche, Familien, in denen es viele Frauen und wenige Männer gibt, leicht von Räubern und Dieben angefallen werden können,

 

3. ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einem Mönch, von dem die Güte, die Befreiung des Herzens, nicht entfaltet, nicht gestärkt wurde: leicht können ihn Unholde anfallen.

 

4. Wie, ihr Mönche, Familien, in denen es wenige Frauen und viele Männer gibt, nicht leicht von Räubern und Dieben angefallen werden können,

 

5. ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einem Mönch, von dem die Güte, die Befreiung des Herzens, entfaltet und gestärkt wurde: nicht leicht können ihn Unholde anfallen.

 

6. Daher, ihr Mönche, sollt ihr so üben: 'Die Güte, die Befreiung des Herzens, soll von uns entfaltet, gestärkt, zum Forderungsmittel, zur Grundlage gemacht, weitergeführt, gemehrt und gut vollendet werden.' - So, ihr Mönche, habt ihr euch zu üben."

 


S.20.4. Das reiche Spendenmahl

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. "Wenn, ihr Mönche, einer am Morgen - am Mittag - am Abend ein reiches Spendenmahl (*f21) gibt, so bringt dies doch größere Frucht: daß da einer am Morgen oder am Mittag oder am Abend den Gedanken der Güte entfaltet, sei es auch nur in geringem Ausmaß.

 

3. Daher, ihr Mönche, sollt ihr so üben: 'Die Güte, die Befreiung des Herzens, soll von uns entfaltet, gestärkt, zum Forderungsmittel, zur Grundlage gemacht, weitergeführt, gemehrt und gut vollendet werden.' - So, ihr Mönche, habt ihr euch zu üben."

 

 


(*f21) ukkhāsatam oder ukkāsatam; Komm. und Bu. haben okkhasatam und erklären als 'hundert große Töpfe' (mit erlesener Speise).


S.20.5. Der Spieß

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. "Es ist da, ihr Mönche, ein Spieß mit scharfer Spitze, und es kommt ein Mann und spricht: 'Diesen Spieß mit scharfer Spitze will ich mit der Hand oder dem Fuße fernhalten, abwehren oder zurückstoßen.'

 

3. Was meint ihr, ihr Mönche: Wäre jener Mann imstande, diesen Spieß mit scharfer Spitze mit der Hand oder dem Fuße fernzuhalten, abzuwehren, zurückzustoßen?" - "Gewiß nicht, o Herr."

 

4. "Und warum nicht?" - "Solch ein Spieß mit scharfer Spitze ist nicht leicht mit der Hand oder dem Fuße fernzuhalten, abzuwehren, zurückzustoßen. Es würde nur dazu führen, daß dieser Mann sich Mühe und Pein bereitet."

 

5. "Ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einem Mönch, von dem die Güte, die Befreiung des Herzens, entfaltet, gestärkt, zum Förderungsmittel, zur Grundlage gemacht, weitergeführt, gemehrt und gut vollendet wurde. Wenn dem ein Unhold den Geist verwirren zu können glaubte, so würde sich dieser Unhold nur Mühe und Pein bereiten.

 

6. Daher, ihr Mönche, sollt ihr so üben: 'Die Güte, die Befreiung des Herzens, soll von uns entfaltet, gestärkt, zum Forderungsmittel, zur Grundlage gemacht, weitergeführt, gemehrt und gut vollendet werden.' - So, ihr Mönche, habt ihr euch zu üben."

 


S.20.6. Die Bogenschützen

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. "Angenommen, ihr Mönche, es stehen da in den vier Himmelsrichtungen vier tüchtige, geübte Bogenschützen, die geschickt und gewandt sind im Bogenschießen.

 

3. Und es kommt da ein Mann und spricht: 'Die Pfeile, von diesen vier tüchtigen, geübten Bogenschützen in die vier Richtungen geschossen, die will ich auffangen, bevor sie die Erde erreichen!'

 

4. Was meint ihr, o Mönche, ist man da nicht berechtigt zu sagen: 'Schnell ist dieser Mann, mit höchster Schnelligkeit ausgestattet'?

 

5. Auch wenn er nur den von einem einzigen Bogenschutzen abgeschossenen Pfeil auffängt, bevor er die Erde erreicht, auch dann wäre man berechtigt zu sagen: 'Schnell ist dieser Mann, mit höchster Schnelligkeit ausgestattet', geschweige denn, wenn er dies bei vier Bogenschützen tut!

 

6. Größer als die Schnelligkeit dieses Menschen ist die von Sonne und Mond; größer als die Schnelligkeit dieses Menschen, als die von Sonne und Mond und als die jener Götter, die vor Sonne und Mond einhereilen, ist die Geschwindigkeit, mit der die Lebenskräfte versiegen.

 

7. Daher, ihr Mönche, sollt ihr so üben: 'Die Güte, die Befreiung des Herzens, soll von uns entfaltet, gestärkt, zum Forderungsmittel, zur Grundlage gemacht, weitergeführt, gemehrt und gut vollendet werden.' - So, ihr Mönche, habt ihr euch zu üben."

 


S.20.7. Die Trommel

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. "In alter Zeit, ihr Mönche, besaß (der Stamm der) Dasāraher (*f22) eine Kesseltrommel, 'der Rufer (*f23)' genannt.

 

3. Wenn nun diese 'Rufer'-Trommel Sprünge bekam (*f24), so fügten die Dasāraher stets einen neuen Pflock ein. Es kam nun die Zeit, ihr Mönche, wo der alte Trommelkasten (*f25) ganz geschwunden war und nur die Reihe von Pflöcken übrig blieb.

 

4. So wird es auch in künftiger Zeit mit den Mönchen sein.

 

5. Jene vom Vollendeten gesprochenen Texte (suttanta), die tiefen, tiefsinnigen, überweltlichen, die von der Leerheit handelnden: wenn diese vorgetragen werden, nicht hören sie da aufmerksam hin, nicht schenken sie Gehör, nicht wecken sie in sich den Wunsch, sie zu verstehen, nicht halten sie es für nötig, diese Dinge zu lernen und sich einzuprägen.

 

6. Jene Texte (suttanta) aber, die von Dichtern verfaßt sind, Verswerke, die schön klingenden (*f26), von fremder (d.i. nicht-buddhistischer) Herkunft, von den Jüngern (anderer) gesprochen - wenn diese vorgetragen werden, dann hören sie aufmerksam hin, schenken Gehör, wecken in sich den Wunsch, sie zu verstehen, halten es für nötig, diese Dinge zu erlernen, sich einzuprägen. In solcher Weise wird es dann eben zum Verschwinden jener vom Vollendeten gesprochenen Texte kommen, der tiefen, tiefsinnigen, überweltlichen, der von der Leerheit handelnden.

 

7. Daher, ihr Mönche, sollt ihr euch darin üben: 'Jene vom Vollendeten gesprochenen Texte, die tiefen, tiefsinnigen, überweltlichen, die von der Leerheit handelnden wenn diese vorgetragen werden: aufmerksam wollen wir dann hinhören und Gehör schenken, wollen den Wunsch in uns wecken, sie zu verstehen, und wollen es (wohl) für nötig halten, diese Dinge zu erlernen und uns einzuprägen.' So, ihr Mönche, sollt ihr euch üben."

 

 


(*f22) Dasārahā, d.i. diejenigen, 'denen ein Zehntel gebührt'. Lt. Komm. ist es der Name eines Adelsstammes, der auf ein Zehntel der Ernte des ihm abgabepflichtigen Landgebietes Anspruch hatte.

(*f23) āpaka (von ānā, Befehl); eine mythische Trommel, deren Geschichte im Komm. erzählt wird. Die Wiedergabe des folgenden Abschn. 3 ist unsicher, da verschiedene Lesarten vorliegen und die Bedeutung der Ausdrücke für die Trommelteile nicht ganz gesichert ist.

(*f24) Vorgezogen wurde die Lesart phalite aus singhal. und siam. Textausgaben. PTS hat ghatike, falsch für ghatite (Bu.), 'angeschlagen'.

(*f25) pokkhara-phalakam; Komm. sagt, daß durch diesen Verlust der Trommelton selbst in der Halle kaum hörbar war. Vielleicht handelt es sich hier um den Rahmen, der das Trommelfell festhält.

(*f26) Wörtl.: 'mit schönen Vokalen und schönen Konsonanten'


S.20.8. Der Holzblock

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene bei Vesālī, im Großen Walde, in der Giebelhaus-Halle.

 

2. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Ja, o Herr!" antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also

 

3. "Einen Holzblock als Kopfkissen (*f27) benutzen jetzt die Licchaver, ihr Mönche. Unermüdlich und eifrig sind sie in ihren Waffenübungen (*f28). Bei ihnen wird der Magadher-König Ajātasattu, der Videher-Sproß, keinen Zugang finden, keinen Angriffspunkt finden.

 

4. In künftiger Zeit aber, ihr Mönche, werden die Licchaver verweichlicht sein, zarte Hände und Füße haben; auf weichen Betten mit Wattekissen werden sie bis gegen Sonnenaufgang schlafen. Bei ihnen wird der Magadher-König Ajātasattu Zugang finden, einen Angriffspunkt finden.

 

5. Einen Holzblock als Kopfkissen benutzen jetzt die Mönche. Unermüdlich und eifrig sind sie im Streben. Bei ihnen wird Māra, der Böse, keinen Zugang finden, keinen Angriffspunkt finden.

 

6. In künftiger Zeit aber, ihr Mönche, werden die Mönche verweichlicht sein, sie werden zarte Hände und Füße haben; auf weichen Betten mit Wattekissen werden sie bis gegen Sonnenaufgang schlafen. Bei ihnen wird Māra, der Böse, Zugang finden, einen Angriffspunkt finden.

 

7. Daher, ihr Mönche, sollt ihr euch so üben: 'Einen Holzblock als Kopfkissen wollen wir benutzen, unermüdlich und eifrig sein im Streben.' So, ihr Mönche, sollt ihr euch üben."

 

 


(*f27) Zur Abhärtung gegen Lässigkeit und übermäßiges Schlafen.

(*f28) upāsanasmim; der Komm. nimmt dieses Wort in der Bedeutung 'Praxis, Schulung, Training' und erklärt als: unermüdlich in der Erlernung der Künste und Wissenschaften und im Aufsuchen der Lehrer. - Das Wort hat jedoch auch die Bedeutung 'Kunst des Bogenschießens'.


S.20.9. Die Elefanten

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Damals nun suchte ein gewisser neuer Mönch zu später Stunde die Familien auf. Zu ihm sprachen die Mönche also: "Nicht wolle der Ehrwürdige zu später Stunde die Familien aufsuchen."

 

3. So angeredet sprach jener Mönch: "Diese älteren Mönche erlauben es sich, die Familien aufzusuchen. Warum soll ich es nicht?"

 

4. Daraufhin begab sich eine Anzahl Mönche zum Erhabenen. Sie begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder.

 

5. Seitwärts sitzend sprachen jene Mönche zum Erhabenen also: "Es sucht da, o Herr, ein gewisser neuer Mönch zu später Stunde die Familien auf. Zu ihm haben die Mönche also gesprochen: 'Nicht wolle der Ehrwürdige zu später Stunde die Familien aufsuchen.' So angeredet sprach jener Mönch zu den Mönchen also: 'Diese älteren Mönche erlauben es sich, die Familien aufzusuchen. Warum soll ich es nicht?' "

 

6. "Vor langer Zeit, ihr Mönche, war da in einem Waldgebiet ein großer Teich, in dessen Nähe Elefanten lebten. Diese pflegten in den Teich hineinzugehen und mit dem Rüssel die Lotus-Stengel herauszuziehen; sie reinigten sie gut, und die vom Schlamm befreiten Stengel machten sie sich mundgerecht und aßen sie dann. Denen gedieh dies zu Schönheit und Kraft. Nicht erlitten sie, hierdurch veranlaßt, Tod oder tödlichen Schmerz.

 

7. Doch die bei diesen großen Elefanten erst lernenden jungen Tiere gingen in den Teich hinein, zogen mit den Rüsseln die Lotus-Stengel heraus, und ohne sie gut zu reinigen, machten sie sich die Stengel mundgerecht und aßen sie dann. Denen gedieh dies weder zu Schönheit noch zu Kraft, und, hierdurch veranlaßt, erlitten sie Tod oder tödlichen Schmerz.

 

8. Ebenso auch, ihr Mönche, sind da ältere Mönche; sie haben sich am Morgen angekleidet, Gewand und Schale genommen und gehen in ein Dorf oder eine Ortschaft um Almosenspeise. Dort verkünden sie die Lehre, und in freudigem Vertrauen geben ihnen die Hausleute die Spende. Das Erhaltene genießen sie ohne Gier, unbetört, unangehangen, das Elend sehend, das Entrinnen kennend. Denen gereicht dies zu Schönheit und Kraft (*f29), nicht erleiden sie, hierdurch veranlaßt, Tod oder tödlichen Schmerz.

 

9. Die bei jenen älteren Mönchen lernenden neuen Mönche nun haben sich am Morgen angekleidet, Gewand und Schale genommen und gehen in ein Dorf oder eine Ortschaft um Almosenspeise.

 

10. Dort verkünden sie die Lehre, und in freudigem Vertrauen geben ihnen die Hausleute die Spende. Das Erhaltene genießen sie gierig und betört, anhänglich, nicht das Elend sehend, nicht das Entrinnen kennend. Denen gereicht dies weder zu Schönheit noch zu Kraft, und, hierdurch veranlaßt, erleiden sie Tod oder tödlichen Schmerz.

 

11. Daher, ihr Mönche, sollt ihr euch darin üben: 'Ohne Gier, unbetört, unangehangen, das Elend sehend, das Entrinnen kennend, wollen wir das Erhaltene genießen.' So, ihr Mönche, sollt ihr euch üben."

 


(*f29) Komm.: "zur Schönheit der Tugend und Kraft der Erkenntnis".


S.20.10. Die Katze

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Damals machte ein gewisser Mönch zu später Stunde Besuche bei den Familien. Zu ihm sprachen die Mönche: "Nicht wolle der Ehrwürdige zu später Stunde bei den Familien Besuche machen."

 

3. Obwohl so von den Mönchen angegangen, ließ jener Mönch nicht davon ab.

 

4. Da begab sich eine Anzahl von Mönchen zum Erhabenen. Sie begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder.

 

5. Seitwärts sitzend sprachen jene Mönche zum Erhabenen also: "Es macht da, o Herr, ein gewisser Mönch zu später Stunde bei den Familien Besuche. Zu ihm haben die Mönche also gesprochen: 'Nicht wolle der Ehrwürdige zu später Stunde bei den Familien Besuche machen.' Obwohl so von den Mönchen angegangen, hat jener Mönch nicht davon abgelassen."

 

6. "Einstmals, ihr Mönche, saß da eine Katze an einer Senkgrube, wo sich die Abzugskanäle zweier Häuser treffen, und lauerte einer kleinen Maus auf: 'Wenn diese Maus ihres Futters halber herauskommt, dann werde ich sie packen und verzehren.'

 

7. Es kam da nun diese kleine Maus ihres Futters halber hervor. Da packte sie die Katze und verschlang sie, nachdem sie sich die Maus schnell mundgerecht gemacht hatte. Selbst den Magen und die Eingeweide fraß sie. So hatte diese Maus, hierdurch veranlaßt, Tod erlitten und tödlichen Schmerz.

 

8. Ebenso auch, ihr Mönche: Es hat sich da ein gewisser Mönch am Morgen angekleidet, Gewand und Schale genommen und geht in ein Dorf oder eine Ortschaft um Almosenspeise - mit unbewachtem Körper, unbewachter Rede, unbewachtem Geiste, ohne die Achtsamkeit gewärtig zu halten, mit ungezügelten Sinnen.

 

9. Der sieht dort eine Frau, spärlich bekleidet, spärlich verhüllt. Hat er die Frau gesehen, spärlich bekleidet, spärlich verhüllt, so verdirbt Gier sein Herz. Mit gierverderbtem Herzen erleidet er dann Tod oder tödlichen Schmerz.

 

10. Denn als Tod gilt dies, ihr Mönche, in der Ordenszucht des Heiligen, wenn einer die Ordensregel aufgibt und sich wieder dem niederen (Weltleben) zuwendet. Als tödlicher Schmerz, ihr Mönche, gilt dies in der Ordenszucht des Heiligen, wenn einer irgendeines der befleckenden Vergehen begeht, für die eine Buße vorgeschrieben ist.

 

11. Daher, ihr Mönche, sollt ihr euch darin üben: 'Nur mit bewachtem Körper, mit bewachter Rede, bewachtem Geiste, die Achtsamkeit gewärtig haltend, mit gezügelten Sinnen, wollen wir in das Dorf oder die Ortschaft um Almosen gehen. ' So, ihr Mönche, sollt ihr euch üben."

 


S.20.11. Der Schakal I

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. "Habt ihr wohl, o Mönche, in der Nacht, gegen Morgen zu, einen elenden Schakal schreien hören?" - "Ja, o Herr."

 

3. "Dieser elende Schakal, ihr Mönche, ist von der Räude befallen (*f30). (Doch) er geht, wohin er will, steht, sitzt, liegt, wo er will, und auch kühler Wind umweht ihn.

 

4. Gut wäre (dies noch) für einen, der sich fälschlich als Sakyer-Sohn bezeichnet, daß er auch nur solche Daseinsform erfährt.

 

5. Daher, ihr Mönche, sollt ihr so üben: 'Nicht wollen wir nachlässig leben.' So, ihr Mönche, sollt ihr euch üben."

 

(*f30) Siehe Anm. zu 17. 8.

 

 


S.20.12. Der Schakal II

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. "Habt ihr wohl, ihr Mönche, in der Nacht, gegen Morgen zu, einen elenden Schakal schreien hören?" - "Ja, o Herr."

 

3. "In diesem elenden Schakal, ihr Mönche, kann wohl noch irgendeine Erkenntlichkeit und Dankbarkeit vorhanden sein. Nicht aber ist in einem, der sich fälschlich als Sakyer-Sohn bezeichnet, irgendeine Erkenntlichkeit und Dankbarkeit.

 

4. Daher, ihr Mönche, sollt ihr euch darin üben: 'Erkenntlich wollen wir sein und dankbar. Auch Geringes, das man uns erwies, soll nicht verlorengehen.' So, ihr Mönche, sollt ihr euch üben (*f31)."

 


(*f31) Diese und die vorhergehende Sutte sollen sich lt. Komm. auf Devadatta beziehen.


  Oben