Samyutta Nikaya

16. Kassapa-Samyutta - Von Kassapa

S.16.1. Zufrieden
S.16.2. Nicht feinfühlig
S.16.3. Dem Monde gleich
S.16.4. Familienbesucher
S.16.5. Alt geworden
S.16.6. Ermahnung (1)
S.16.7. Ermahnung (2)
S.16.8. Ermahnung (3)
S.16.9. Die Versenkungen und die Wunderkräfte
S.16.10. Die Heimstätte
S.16.11. Das Gewand
S.16.12. Nach dem Tode
S.16.13. Fälschung der guten Lehre

S.16.1. Zufrieden

 

Mahākassapa, einer der Hauptschüler des Buddha, von dem in diesem Samyutta die Rede ist, galt als der erste unter den dhutavādā, d. h. unter denen, die die strengen Observanzen einhalten (S. oben 14.15. 12, sowie Anguttara, Ekanipāta 14. = I. 23). Nach dem Tode des Buddha übernahm er die Leitung der Ordensgemeinschaft und betrieb die Abhaltung des ersten Konzils in Rājagaha (Cullavagga 11. 1 ff. = Vinaya II. 284 ff.). In unserem Samyutta wird er den Bhikkhus als Muster aller Mönchstugenden hingestellt.

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Zufrieden ist, ihr Bhikkhus, dieser unser Kassapa mit jedem beliebigen Gewand, und er preist die Zufriedenheit mit jedem beliebigen Gewand, und er läßt sich nicht eines Gewandes wegen auf eine unpassende, unziemliche Beschäftigung (*f49) ein. Hat er kein Gewand erhalten, So empfindet er keinen Mangel (*f50); hat er ein Gewand erhalten, so genießt er es ohne Gier, ohne Betörung, ohne Verschuldung, das Schädliche im Auge behaltend, das Entkommen kennend (*f51).

 

3. Zufrieden ist, ihr Bhikkhus, dieser unser Kassapa mit jeder beliebigen Almosenspeise, und er preist die Zufriedenheit mit jeder beliebigen Almosenspeise, und er läßt sich nicht einer Almosenspeise wegen auf eine unpassende, unziemliche Beschäftigung ein. Hat er keine Almosenspeise erhalten, so empfindet er keinen Mangel; hat er Almosenspeise erhalten, so genießt er sie ohne Gier, ohne Betörung, ohne Verschuldung, das Schädliche im Auge behaltend, das Entkommen kennend.

 

4. Zufrieden ist, ihr Bhikkhus, dieser unser Kassapa mit jeder beliebigen Liegestätte, und er preist die Zufriedenheit mit jeder beliebigen Liegestätte, und er läßt sich nicht einer Liegestätte wegen auf eine unpassende, unziemliche Beschäftigung ein. Hat er keine Liegestätte erhalten, so empfindet er keinen Mangel; hat er eine Liegestätte erhalten, so genießt er sie ohne Gier, ohne Betörung, ohne Verschuldung, das Schädliche im Auge behaltend, das Entkommen kennend.

 

5. Zufrieden ist, ihr Bhikkhus, dieser unser Kassapa mit jeder beliebigen Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke, und er preist die Zufriedenheit mit jeder beliebigen Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke, und er läßt sich nicht einer Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke wegen auf eine unpassende, unziemliche Beschäftigung ein. Hat er keine Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke erhalten, so empfindet er keinen Mangel; hat er eine Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke erhalten, so genießt er sie ohne Gier, ohne Betörung, ohne Verschuldung, das Schädliche im Auge behaltend, das Entkommen kennend.

 

6. Darum, ihr Bhikkhus, müßt ihr euch also schulen: 'Zufrieden wollen wir sein mit jedem beliebigen Gewand, und preisen wollen wir die Zufriedenheit mit jedem beliebigen Gewand, und nicht wollen wir uns eines Gewandes wegen auf eine unpassende, unziemliche Beschäftigung einlassen. Haben wir kein Gewand erhalten, so wollen wir keinen Mangel empfinden; haben wir ein Gewand erhalten, so wollen wir es genießen ohne Gier, ohne Betörung, ohne Verschuldung, das Schädliche im Auge behaltend, das Entkommen kennend. - Zufrieden wollen wir sein mit jeder beliebigen Almosenspeise; mit jeder beliebigen Liegestätte, - mit jeder beliebigen Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke, und preisen wollen wir die Zufriedenheit mit jeder beliebigen Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke, und nicht wollen wir uns einer Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke wegen auf eine unpassende, unziemliche Beschäftigung einlassen. Haben wir keine Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke erhalten, so wollen wir keinen Mangel empfinden; haben wir eine Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke erhalten, so wollen wir sie genießen ohne Gier, ohne Betörung, ohne Verschuldung, das Schädliche im Auge behaltend, das Entkommen kennend.

 

7. Mit (dem Beispiel des) Kassapa, ihr Bhikkhus, will ich euch ermahnen, oder mit (dem Beispiel von) einem, der dem Kassapa ähnlich ist. Seid ihr aber ermahnt, so müßt ihr danach streben, so (wie er) zu werden."

 

(Pali tathattāya patipajjitabbam. Daß unsere Übersetzung richtig ist, zeigt die Stelle unten in 8.10, wo die Redensart im ungünstigen Sinne verwendet wird. Damit ist aber nicht ausgeschlossen, daß tathatta gelegentlich auch eine prägnantere Bedeutung annimmt: das "So sein", wie es den Vorschriften der buddhistischen Lehre entspricht. Vgl. unten 3.14. R. O. Franke (Dīgha übers., S. 143, N. 2) hat darum recht, wenn er das Wort in Zusammenhang bringt mit dem Begriff tathāgata "der So-gegangene", "derjenige, der diesen Weg (den er lehrt, zuerst selbst) zurückgelegt hat.")

 

 

(*f49) Unter solche Beschäftigungen rechnet der Komm. II. 206.4 dūteyyapahīnagamanānuyoga, d. h. gelegentliche kleine Botengänge, wozu Dīgha I.1.10 und 19 (= 1.5 und 8; bei Franke, D. übers. S.6 und 13) zu vergleichen ist.

(*f50) P. paritassati, wtl. " empfindet keinen Durst." Vgl. S. 118, N. 3.

(*f51) P. agadhito (oder agathito); Komm. II. 206.5; vigatalobhagedho; - amucchito; - anajjhāpanno (oder anajjhopanno); - ādīnavadassāvī, das Schädliche, das allen weltlichen Dingen anhaftet, sehend; - nissaranapañño, das Entkommen aus den Fesseln der weltlichen Dinge kennend.


S.16.2. Nicht feinfühlig

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilten der ehrwürdige Mahākassapa und der ehrwürdige Sāriputta in Bārānasī, in Isipatana, im Antilopenhain.

 

2. Da erhob sich der ehrwürdige Sāriputta um die Abendzeit aus einsamer Meditation und begab sich dorthin, wo der ehrwürdige Mahākassapa sich befand, und nachdem er mit dem ehrwürdigen Mahākassapa die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht,setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zur Seite sitzend sprach dann der ehrwürdige Sāriputta zu dem ehrwurdigen Mahākassapa also:

 

4. "Man sagt so, verehrter Kassapa, daß einer, der nicht eifrig und nicht feinfühlig ist, unfähig sei zur vollkommenen Erleuchtung, unfähig zum Nirvana, unfähig zur Erlangung des Unvergleichlichen inneren Friedens (*f53); wer aber eifrig und feinfühlig ist, der ist fähig zur vollkommenen Erleuchtung, fähig zum Nirvana, fähig zur Erlangung des unvergleichlichen inneren Friedens.

 

5. Inwiefern nun, Verehrter, ist man nicht eifrig, nicht feinfühlig, unfähig zur vollkommenen Erleuchtung, unfähig zum Nirvana, unfähig zur Erlangung des unvergleichlichen inneren Friedens? Inwiefern aber ist man eifrig, feinfühlig, fähig zur vollkommenen Erleuchtung, fähig zum Nirvana, fähig zur Erlangung des unvergleichlichen inneren Friedens?"

 

6. "Da macht, Verehrter, ein Bhikkhu keine eifrige Anstrengung (indem er nicht denkt): 'das sündhafte Böse (*f54), das in mir noch nicht aufgekommen ist, möchte mir, wenn es aufkommt, zum Unsegen gereichen.' Und er macht keine eifrige Anstrengung (indem er nicht denkt): 'das sündhafte Böse, das in mir aufgekommen ist, möchte mir, wenn es nicht aufgegeben wird, zum Unsegen gereichen.' Und er macht keine eifrige Anstrengung (indem er nicht denkt): 'das Gute, das in mir noch nicht aufgekommen ist, möchte mir, wenn es nicht aufkommt, zum Unsegen gereichen.' Und er macht keine eifrige Anstrengung (indem er nicht denkt): 'das Gute, das in mir aufgekommen ist, möchte mir, wenn es wieder schwindet, zum Unsegen gereichen.'

Auf diese Weise also, Verehrter, ist man ein Nichteifriger. "

 

7. "Und wie, Verehrter, ist man ein Nichtfeinfühliger?"

"Da hat, Verehrter, ein Bhikkhu kein Feingefühl (indem er nicht denkt): 'das sündhafte Böse, das in mir noch nicht aufgekommen ist, möchte mir, wenn es aufkommt, zum Unsegen gereichen.' Und er hat kein Feingefühl (indem er nicht denkt): 'das sündhafte Böse, das in mir aufgekommen ist, möchte mir, wenn es nicht aufgegeben wird, zum Unsegen gereichen.' Und er hat kein Feingefühl (indem er nicht denkt): 'das Gute, das in mir noch nicht aufgekommen ist, möchte mir, wenn es nicht aufkommt, zum Unsegen gereichen.' Und er hat kein Feingefühl (indem er nicht denkt): 'das Gute, das in mir aufgekommen ist, möchte mir, wenn es wieder schwindet, zum Unsegen gereichen.'

Auf diese Weise also, Verehrter, ist man ein Nichtfeinfühliger.

 

8. Auf diese Weise also, Verehrter, ist man nicht eifrig, nicht feinfühlig, unfähig zur vollkommenen Erleuchtung, unfähig zum Nirvana, unfähig zur Erlangung des unvergleichlichen inneren Friedens."

 

9. "Und wie, Verehrter, ist man ein Eifriger?"

"Da macht, Verehrter, ein Bhikkhu eifrige Anstrengung (indem er denkt): 'das sündhafte Böse, das in mir noch nicht aufgekommen ist, möchte mir, wenn es aufkommt, zum Unsegen gereichen; - das sündhafte Böse, das in mir aufgekommen ist, möchte mir, wenn es nicht aufgegeben wird, zum Unsegen gereichen; - das Gute, das in mir noch nicht aufgekommen ist, möchte mir, wenn es nicht aufkommt, zum Unsegen gereichen; - das Gute, das in mir aufgekommen ist, möchte mir, wenn es wieder schwindet, zum Unsegen gereichen.'

Auf diese Weise also, Verehrter, ist man ein Eifriger."

 

10. "Und wie, Verehrter, ist man ein Feinfühliger?"

"Da hat, Verehrter, ein Bhikkhu Feingefühl (indem er denkt): 'das sündhafte Böse, das in mir noch nicht aufgekommen ist, möchte mir, wenn es aufkommt, zum Unsegen gereichen; - das sündhafte Böse, das in mir aufgekommen ist, möchte mir, wenn es nicht aufgegeben wird, zum Unsegen gereichen; - das Gute, das in mir noch nicht aufgekommen ist, möchte mir, wenn es nicht aufkommt, zum Unsegen gereichen; - das Gute, das in mir aufgekommen ist, möchte mir, wenn es wieder schwindet, zum Unsegen gereichen.'

Auf diese Weise also, Verehrter, ist man ein Feinfühliger.

 

11. Auf diese Weise also, Verehrter, ist man eifrig, feinfühlig, fähig zur vollkommenen Erleuchtung, fähig zum Nirvana, fähig zur Erlangung des unvergleichlichen inneren Friedens."

 

 


(*f53) P. anuttarassa yogakkhemassa. Der Komm. II. 207.9 gibt das durch arahattassa "der Arahantwürde" wieder und erklärt es durch tam hi anuttarañceva catūhi ca yogehi khemam. Die vier yogā, von denen man befreit oder befriedet wird, sind kāma-; bhava-, ditthi- und avijjāyoga, Haften an sinnlichem Genuß, am Werden (Daseinsfreude), an falscher Anschauung und am Nichtwissen.

(*f54) P. pāpakā akusalā dhammā, die sündhaften bösen Dinge, Eigenschaften, Regungen."


S.16.3. Dem Monde gleich

 

Das Sutta ist übersetzt von Warren, Buddhism in Translations, S. 417.

 

1. Ort der Begebenheit Sāvatthī.

 

2. "Dem Monde gleich (*f55), ihr Bhikkhus, sollt ihr die Familien (auf dem Bettelgang) aufsuchen, ferne haltend den Körper, ferne haltend den Geist, immer neu willkommen (*f56) in den Familien, nie unbescheiden.

 

3. Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn ein Mann in eine alte Zisterne hinunter schaut oder in einen Bergabgrund oder in den Steilabsturz eines Flußufers (*f57), ferne haltend den Körper, ferne haltend den Geist. Ebenso sollt ihr Bhikkhus dem Monde gleich die Familien (auf dem Bettelgang) aufsuchen, ferne haltend den Körper, ferne haltend den Geist, immer neu willkommen in den Familien, nie unbescheiden.

 

4. Kassapa, ihr Bhikkhus, sucht dem Monde gleich die Familien (auf dem Bettelgang) auf, ferne haltend den Körper, ferne haltend den Geist, immer neu willkommen in den Familien, nie unbescheiden.

 

5. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was für ein Bhikkhu darf die Familien (auf dem Bettelgang) aufsuchen?"

 

6. "Im Erhabenen, Herr, wurzeln unsere Lehrmeinungen, vom Erhabenen werden sie geleitet, auf den Erhabenen stützen sie sich. Wohlan denn, Herr, dem Erhabenen wolle der Sinn des Gesagten aufleuchten; vom Erhabenen ihn hörend werden die Bhikkhus ihn erfassen."

 

7. Da schüttelte der Erhabene seine Hand in der freien Luft: "Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie diese meine Hand an der freien Luft nicht haftet, von ihr nicht erfaßt und nicht festgehalten wird. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist irgend ein Bhikkhu, dessen Denken, wenn er die Familien (auf dem Bettelgang) aufsucht, an den Familien nicht haftet, von ihnen nicht erfaßt und nicht festgehalten wird, in dem Gedanken: 'die Gewinn wünschen, sollen gewinnen; die Verdienst wünschen, sollen verdienstliche Werke tun' ebenso befriedigten Herzens und froh über den Gewinn anderer, wie er zufriedenen Herzens und froh ist über den eigenen Gewinn.

(Die Einteilung des Textes in der Ausgabe der Pāli Text Society (L. Feer) ist irre führend. Das iti hinter dem Satze labhantu bis puññāni zeigt, daß er zum folgenden gehört, das durch ihn erklärt und begründet wird. Die lābhakāmā sind die Bhikkhus; denn lābha umfaßt alle die Erträgnisse, die sich für sie aus den Spenden der Frommen ergeben. Die puññakāmā sind eben diese frommen Laien, die sich durch ihre Spenden ein Verdienst erwerben, für das der Lohn ihnen im gegenwärtigen Leben wie in künftigen Existenzen zukommen wird.)

 

8. Ein solcher Bhikkhu, ihr Bhikkhus, darf die Familien aufsuchen.

 

9. Des Kassapa Denken, ihr Bhikkhus, wenn er die Familien (auf dem Bettelgang) aufsucht, haftet nicht an den Familien, wird von ihnen nicht erfaßt und nicht festgehalten. In dem Gedanken: 'die Gewinn wünschen, sollen gewinnen; die Verdienst wünschen, sollen verdienstliche Werke tun' ist er ebenso befriedigten Herzens und froh über den Gewinn der anderen, wie er zufriedenen Herzens und froh ist über den eigenen Gewinn.

 

10. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was für eines Bhikkhu Lehrpredigt ist nicht vollkommen lauter? Was für eines Bhikkhu Lehrpredigt ist vollkommen lauter?"

 

11. "Im Erhabenen, Herr, wurzeln unsere Lehrmeinungen, vom Erhabenen werden sie geleitet, auf den Erhabenen stützen sie sich. Wohlan denn, Herr, dem Erhabenen wolle der Sinn des Gesagten aufleuchten; vom Erhabenen ihn hörend werden die Bhikkhus ihn erfassen."

 

12. "So höret denn zu, ihr Bhikkhus, merket wohl auf; ich will es euch verkünden." "Wohl, Herr!" erwiderten die Bhikkhus aufhorchend dem Erhabenen.

 

13. Der Erhabene sprach also. "Wenn da irgend ein Bhikkhu, ihr Bhikkhus, mit diesen Gedanken anderen die Lehre predigt: 'wohlan denn, sie sollen von mir die Lehre hören; und wenn sie von mir die Lehre gehört haben, sollen sie dran Wohlgefallen finden; und wenn sie Wohlgefallen dran gefunden haben, sollen sie so tun wie solche, die Wohlgefallen gefunden haben' (*f59): eines solchen Bhikkhu Lehrpredigt, ihr Bhikkhus, ist nicht vollkommen lauter.

 

14. Wenn da aber irgend ein Bhikkhu, ihr Bhikkhus, mit diesen Gedanken anderen die Lehre predigt: 'wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, im gegenwärtigen Dasein schon wirkend, an keine Zeit gebunden, zu ihrer Betrachtung einladend, zum Ziele führend, aus eigener Kraft zu verstehen von den Einsichtigen; wohlan denn, sie sollen von mir die Lehre hören; und wenn sie sie gehört haben, sollen sie die Lehre verstehen; und wenn sie die Lehre verstanden haben, sollen sie danach streben, so zu werden (wie es die Lehre vorschreibt).' Wegen der Vortrefflichkeit der Lehre predigt er so anderen die Lehre; aus Erbarmen, aus Mildherzigkeit, aus Mitleid predigt er anderen die Lehre. Eines solchen Bhikkhu Lehrpredigt, ihr Bhikkhus, ist vollkommen lauter.

 

15. Kassapa, ihr Bhikkhus, predigt mit diesen Gedanken anderen die Lehre: 'wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, im gegenwärtigen Dasein schon wirkend, an keine Zeit

gebunden, zu ihrer Betrachtung einladend, zum Ziele führend, aus eigener Kraft zu verstehen von den Einsichtigen; wohlan denn, sie sollen von mir die Lehre hören; und wenn sie sie gehört haben, sollen sie die Lehre verstehen; und wenn sie die Lehre verstanden haben, sollen sie danach streben, so zu werden.' Wegen der Vortrefflichkeit der Lehre predigt er so anderen die Lehre; aus Erbarmen, aus Mildherzigkeit, aus Mitleid predigt er anderen die Lehre.

 

16. Mit (dem Beispiel des) Kassapa, ihr Bhikkhus, will ich euch ermahnen, oder mit (dem Beispiel von) einem, der dem Kassapa ähnlich ist. Seid ihr aber ermahnt, so müßt ihr danach streben, so (wie er) zu werden."

 

 


(*f55) Nach dem Komm. II. 208.15 ist der Sinn des Vergleiches dieser: Der Bhikkhu soll allein wandeln und ohne Gefährten, wie der Mond einsam am Firmament emporsteigt, allen lieb und erwünscht wegen seines milden Lichtes und überall dieses Licht verbreitend.

(*f56) P. niccanavakā, nach dem Komm: wie ein Gast aus der Fremde, den man gerne aufnimmt und bewirtet im Gedanken an die eigenen Familienangehörigen, die in der Ferne weilen.

(*f57) P. jarūdapānam (Komm. II. 211.18 = jinnakūpakam "zerfallene Zisterne") - pabbatavisamam - nadīviduggam.

(*f59) P. pasannākāram kareyyum. Der Komm. II. 213.16 erklärt dies mit "sie sollen die Gebrauchsgegenstände wie Gewänder usw., schenken". Der Prediger hat also egoistische Nebengedanken.

(*f60) S. 12. 41. 12 mit den Noten (s. 100).


S.16.4. Familienbesucher

 

1. (Ort der Begebenheit:) Sāvatthī.

 

2. "Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was für ein Bhikkhu darf ein Familienbesucher (*f61) werden? Was für ein Bhikkhu darf kein Familienbesucher werden?"

 

3. "Im Erhabenen, Herr, wurzeln unsere Lehrmeinungen, vom Erhabenen werden sie geleitet, auf den Erhabenen stützen sie sich. Wohlan denn, Herr, dem Erhabenen wolle der Sinn des Gesagten aufleuchten; vom Erhabenen ihn hörend werden die Bhikkhus ihn erfassen."

 

4. Der Erhabene sprach also: "Wenn da irgend ein Bhikkhu, ihr Bhikkhus, mit diesen Gedanken die Familien (auf dem Bettelgang) aufsucht: 'sie sollen mir geben, nicht sollen sie mir die Gabe verweigern; viel sollen sie mir geben, nicht wenig; vorzügliches sollen sie mir geben, nicht schlechtes; schnell sollen sie mir geben, nicht langsam; achtungsvoll sollen sie mir geben, nicht unachtsam!' -

 

5. Wenn dann die Leute, ihr Bhikkhus, dem Bhikkhu, der mit diesen Gedanken die Familien (auf dem Bettelgang) aufsucht, nichts geben, wird der Bhikkhu unwillig; er empfindet aus diesem Grunde Leid und Traurigkeit: 'wenig geben sie, nicht viel . . .; schlechtes geben sie, nicht vorzügliches . . .; langsam geben sie, nicht schnell . . .; unachtsam geben sie, nicht achtungsvoll'; darüber wird der Bhikkhu unwillig; er empfindet aus diesem Grunde Leid und Traurigkeit. - Ein solcher Bhikkhu, ihr Bhikkhus, darf kein Familienbesucher werden.

 

6. Wenn da aber irgend ein Bhikkhu, ihr Bhikkhus, mit diesen Gedanken die Familien (auf dem Bettelgang) aufsucht: 'wie wäre es denn nur möglich, bei anderen Familien (zu denken): sie sollen mir geben, nicht sollen sie mir die Gabe verweigern; viel sollen sie mir geben, nicht wenig; vorzügliches sollen sie mir geben, nicht schlechtes; schnell sollen sie mir geben, nicht langsam; achtungsvoll sollen sie mir geben, nicht unachtsam?' -

 

7. Wenn dann die Leute, ihr Bhikkhus, dem Bhikkhu, der mit diesen Gedanken die Familien (auf dem Bettelgang) aufsucht, nichts geben, wird der Bhikkhu nicht unwillig; er empfindet aus diesem Grunde kein Leid und keine Traurigkeit: wenig geben sie mir, nicht viel . . .; schlechtes geben sie mir, nicht vorzügliches . . .; langsam geben sie mir, nicht schnell . . .; unachtsam geben sie mir, nicht achtungsvoll'; darüber wird der Bhikkhu nicht unwillig; er empfindet aus diesem Grunde kein Leid und keine Traurigkeit. - Ein solcher Bhikkhu, ihr Bhikkhus, darf ein Familienbesucher werden.

 

8. Kassapa, ihr Bhikkhus, sucht mit diesen Gedanken die Familien (auf dem Bettelgang) auf: 'wie wäre es denn nur möglich usw. usw. (=6) . . .

 

9. Wenn dann die Leute, ihr Bhikkhus, dem Kassapa, der mit solchen Gedanken die Familien (auf dem Bettelgang) aufsucht, nichts geben, wird Kassapa nicht unwillig usw. usw. (= 7) . . . darüber wird Kassapa nicht unwillig; er empfindet aus diesem Grunde kein Leid und keine Traurigkeit.

 

10. Mit (dem Beispiel des) Kassapa, ihr Bhikkhus, will ich euch ermahnen, oder mit (dem Beispiel von) einem, der dem Kassapa ähnlich ist. Seid ihr aber ermahnt, so müßt ihr danach streben, so (wie er) zu werden."

 


(*f61) P. kulūpaka (od. kulūpaga). Damit ist ein Bhikkhu gemeint, der auf seinem Bettelgang regelmäßig bestimmte Familien aufsucht und dadurch zu ihnen in ein näheres freundschaftliches Verhältnis tritt, das für den Bhikkhu selbst mancherlei Gefahr in sich schließt.


S.16.5. Alt geworden

 

1. Also habe ich vernommen. (Ort der Begebenheit:) in Rājagaha, im Bambushain.

 

2. Und es begab sich der ehrwürdige Mahākassapa dorthin, wo der Erhabene sich befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zu dem zur Seite sitzenden ehrwürdigen Mahākassapa sprach dann der Erhabene also: "Du bist alt geworden, Kassapa; lästig sind für dich diese hanfenen abgenützten Lumpenkleider. Darum trage du, Kassapa, Gewänder (die) von Laien (geschenkt sind), und genieße ihre Einladungen, und wohne in meiner Nähe."

 

4. " Ich bin doch, Herr, seit langem ein Waldbewohner und preise das Waldleben; bin einer, der von Almosenspeise lebt, und preise das Leben von Almosenspeise; bin einer, der Lumpenkleider trägt, und preise das Tragen von Lumpenkleidern; bin einer, der (nur) die drei Gewänder besitzt, und preise den Besitz von (nur) drei Gewändern; bin genügsam und preise die Genügsamkeit; bin zufrieden und preise die Zufriedenheit; bin einsam und preise die Einsamkeit; bin ohne Verkehr und preise das Nichtverkehren; bin energisch und preise die Energie."

 

5. "Im Hinblick auf welchen Umstand, Kassapa, bist du seit langem ein Waldbewohner und preisest das Waldleben usw. usw. (nach 4) . . . bist energisch und preisest die Energie?"

 

6. "Im Hinblick auf zwei Umstände, Herr, bin ich seit langem ein Waldbewohner und preise das Waldleben usw. usw. (=4) . . . bin energisch und preise die Energie:

 

7. Im Hinblick auf mein eigenes Wohlbefinden im gegenwärtigen Dasein und aus Mitleid mit dem späteren Geschlecht. Vielleicht möchten doch die späteren Geschlechter sich der Anschauung anschließen (*f62): Alle die, welche Jünger des Buddha und seiner Nachfolger (*f63) waren, sind lange Zeit Waldbewohner gewesen und haben das Waldleben gepriesen, sind solche gewesen, die von Almosenspeise lebten, und haben das Leben von Almosenspeise gepriesen; sind solche gewesen, die Lumpenkleider trugen, und haben das Tragen von Lumpenkleidern gepriesen; sind solche gewesen, die (nur) die drei Gewänder besaßen, und haben den Besitz von (nur) drei Gewändern gepriesen; sind genugsam gewesen und haben die Genügsamkeit gepriesen; sind zufrieden gewesen und haben die Zufriedenheit gepriesen; sind einsam gewesen und haben die Einsamkeit gepriesen; sind ohne Verkehr gewesen und haben das Nichtverkehren gepriesen; sind energisch gewesen und haben die Energie gepriesen. Sie werden dann danach streben, so (wie jene) zu werden; das wird ihnen auf lange Zeit hinaus zu Heil und Glück gereichen.

 

8. Im Hinblick auf diese zwei Umstände, Herr, bin ich seit langem ein Waldbewohner und preise das Waldleben usw. usw. (=4) . . . bin energisch und preise die Energie."

 

9. "Gut, gut, Kassapa! Nach vieler Leute Heil hast du ja gestrebt, Kassapa! Nach vieler Leute Glück, aus Mitleid mit der Welt, zum Segen, Heil und Glück von Göttern und Menschen.

 

10. Darum behalte du nur, Kassapa, die hänfenen abgenützten Lumpenkleider, gehe auf Almosenbettel und lebe im Walde."

 

 


(*f62) P. ditthānugatim āpajjeyyum. Die Redensart kommt häufig im Kanon vor. Sie hat aber nie die Bedeutung "In einen Irrtum verfallen", sondern besagt immer "an eine vorgetragene Anschauung sich anschließen" oder "etwas gesehenes nachmachen, sich danach richten".

(*f63) P. buddhānubuddhasāvakā; buddha ist ein "Erleuchteter" anubuddha einer, der nach einem Buddha und im Anschluß an ihn zur Erleuchtung gelangt ist.


S.16.6. Ermahnung (1)

 

1. (Ort der Begebenheit:) in Rājagaha, im Bambushain.

 

2. Und es begab sich der ehrwürdige Mahākassapa dorthin, wo der Erhabene sich befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zu dem zur Seite sitzenden ehrwürdigen Mahākassapa sprach dann der Erhabene also: "Ermahne die Bhikkhus, Kassapa, halte den Bhikkhus eine Lehrpredigt, Kassapa, entweder ich, Kassapa, will die Bhikkhus ermahnen, oder du; entweder ich will den Bhikkhus eine Lehrpredigt halten, oder du."

 

4. "Schwer zu reden, Herr, ist ja gegenwärtig zu den Bhikkhus (*f64); sie haben Eigenschaften an sich, die es schwer machen, zu ihnen zu reden (*f65); sie sind unzugänglich (*f66), nehmen einen Zuspruch ohne Ehrerbietung (*f67) hin. Da habe ich, Herr, den Bhikkhu Bhanda mit Namen, den Zellgenossen des Ananda, gesehen und den Bhikkhu Ābhiñjika mit Namen, den Zellgenossen des Anuruddha, wie sie einander zum Hören aufforderten (*f68): komm, Bhikkhu! Wer wird mehr reden? Wer wird schöner reden? Wer wird länger reden?"

 

5. Da nun sprach der Erhabene einen Bhikkhu an: "Gehe du, Bhikkhu,und sprich in meinem Namen zu dem Bhikkhu Bhanda, dem Zellgenossen des Ananda, und zu dem Bhikkhu Ābhiñjika, dem Zellgenossen des Anuruddha: der Meister will die Ehrwürdigen sprechen."

 

6. "Ja, Herr!" erwiderte aufhorchend der Bhikkhu dem Erhabenen und begab sich dorthin, wo jene Bhikkhus sich befanden. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, sprach er zu den Bhikkhus also: "Der Meister will die Ehrwürdigen sprechen."

 

7. "Ja, Verehrter", erwiderten jene aufhorchend dem Bhikkhu und begaben sich dorthin, wo der Erhabene sich befand, und nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, setzten sie sich zur Seite nieder.

 

8. Zu den zur Seite sitzenden Bhikkhus sprach dann der Erhabene also: "Habt ihr wirklich, ihr Bhikkhus, einander zum Hören aufgefordert komm, Bhikkhu! Wer wird mehr reden? Wer wird schöner reden? Wer wird länger reden?" - "Ja, Herr!"

 

9. "Versteht aber denn ihr Bhikkhus die von mir gepredigte Lehre also: kommet, ihr Bhikkhus, und fordert einander zum Hören auf: komm, Bhikkhu! Wer wird mehr reden? Wer wird schöner reden? Wer wird länger reden?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

10. "Wenn ihr Bhikkhus nun aber doch die von mir gepredigte Lehre nicht also versteht, was wissend und was schauend fordert dann ihr Toren, die ihr in der so wohl verkündeten Lehre und Regel die Zeremonie der Weltabkehr vollzogen habt, einander zum Hören auf: komm Bhikkhu! Wer wird mehr reden? Wer wird schöner reden? Wer wird länger reden?"

 

11. Da nun warfen sich jene Bhikkhus mit der Stirne zu Füßen des Erhabenen nieder und sprachen zu dem Erhabenen also: "Eine Verfehlung, Herr, hat uns übermannt wie Toren, wie Verblendete, wie Böse, daß wir, die wir in der so wohl verkündeten Lehre und Regel die Zeremonie der Weltabkehr vollzogen haben, einander zum Hören aufforderten: komm, Bhikkhu! Wer wird mehr reden? Wer wird schöner reden? Wer wird länger reden? Möge der erhabene Herr dies unser Bekenntnis der Verfehlung als einer Verfehlung entgegennehmen, damit wir fürderhin davor uns hüten."

 

12. "Wahrlich, ihr Bhikkhus, eine Verfehlung hat euch übermannt wie Toren, wie Verblendete, wie Böse, daß ihr, die ihr in der so wohl verkündeten Lehre und Regel die Zeremonie der Weltabkehr vollzogen habt, einander zum Hören auffordertet: komm, Bhikkhu! Wer wird mehr reden? Wer wird schöner reden? Wer wird länger reden? Da ihr Bhikkhus nun aber die Verfehlung als Verfehlung anseht und der Vorschrift gemäß sühnt, so nehmen wir dies euer (Bekenntnis) entgegen.

 

13. Eine Förderung ist das, ihr Bhikkhus, für den Edlen in der Zucht, wenn er seine Verfehlung als Verfehlung ansieht, der Vorschrift gemäß sie sühnt und fürderhin davor sich zu hüten bestrebt ist."

 

 


(*f64) P. dubbacā bhihkhū "schwer zu bereden sind die Bh." Komm. II. 218.12: dukkhena vattabbā.

(*f65) P. dovacassakaranehi dhammehi samannāgatā; Komm: dubbacabhavakārehi "die den Zustand eines schwer zu beredenden bewirken."

(*f66) P. akkhama "nicht geduldig hinnehmend."

(*f67) P. apadakkhinaggāhino anusāsanim; Komm: anusāsanim sutvā padakkhinam na karonti "wenn sie einen Zuspruch gehört haben, erweise sie keine Ehrfurchtsbezeugung."

(*f68) P. aññamaññam sutena accāvadante. So ist natürlich mit der Siam-Ausgabe zu lesen. Es kommt den Bhikkhus nicht auf den erziehlichen Inhalt der Predigt an, sondern nur auf die rhetorische Leistung.


S.16.7. Ermahnung (2)

 

1. (Ort der Begebenheit:) in Rājagaha, im Bambushain.

 

2. Und es begab sich der ehrwürdige Mahākassapa dort. hin usw. usw. (=6.2) . . .

 

3. Zu dem zur Seite sitzenden ehrwürdigen Mahākassapa usw. usw. (=6. 3) . . .

 

4. "Schwer zu reden, Herr, ist ja gegenwärtig zu den Bhikkhus; sie haben Eigenschaften an sich, die es schwer machen, zu ihnen zu zu reden; sie sind unzugänglich, nehmen einen Zuspruch ohne Ehrerbietung hin.

 

5. Wer immer, Herr, keinen Glauben besitzt im Guten (*f69), keine Gewissenhaftigkeit besitzt im Guten, keine Feinfühligkeit besitzt im Guten, keine Energie besitzt im Guten, kein Wissen besitzt im Guten, bei dem ist jede Nacht oder jeden Tag, die herankommen, eine Abnahme im Guten zu erwarten, keine Zunahme.

 

6. Das ist gerade so, Herr, wie in der dunklen Monatshälfte der Mond jede Nacht oder jeden Tag, die ihm heran kommen, an Schönheit abnimmt, an Rundung abnimmt, an Glanz abnimmt, an Höhe und Breite abnimmt; ganz ebenso Herr, ist ja bei dem, der keinen Glauben, keine Gewissenhaftigkeit, keine Feinfühligkeit, keine Energie, kein Wissen im Guten besitzt, jede Nacht oder jeden Tag, die herankommen, eine Abnahme im Guten zu erwarten, keine Zunahme.

 

7. 'Eine ungläubige menschliche Persönlichkeit': das, Herr ist Rückgang. 'Eine gewissenlose menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Rückgang. 'Eine nicht feinfühlige menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Rückgang. 'Eine träge menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Rückgang. 'Eine unweise menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Rückgang. 'Eine jähzornige menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Rückgang. 'Eine gehässige menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Rückgang. 'Nicht sind die Bhikkhus einer Ermahnung zugänglich': das, Herr, ist Rückgang.

 

8. Wer immer, Herr, Glauben besitzt im Guten, Gewissenhaftigkeit besitzt im Guten, Feinfühligkeit besitzt im Guten, Energie besitzt im Guten, Wissen besitzt im Guten, bei dem ist jede Nacht oder jeden Tag, die herankommen, Zunahme im Guten zu erwarten, kein Rückgang.

 

9. Das ist gerade so, Herr, wie in der lichten Monatshälfte der Mond jede Nacht oder jeden Tag, die ihm herankommen, an Schönheit zunimmt, an Rundung zunimmt, an Glanz zunimmt, an Höhe und Breite zunimmt: ganz ebenso, Herr, ist ja bei dem, der Glauben, Gewissenhaftigkeit, Feinfühligkeit, Energie, Wissen im Guten besitzt, jede Nacht oder jeden Tag, die herankommen, eine Zunahme zu erwarten im Guten, kein Rückgang.

 

10. 'Eine gläubige menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Nichtrückgang. 'Eine gewissenhafte menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Nichtrückgang. 'Eine energische menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Nichtrückgang. 'Eine weise menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Nichtrückgang. 'Eine nicht jähzornige menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Nichtrückgang. 'Eine nicht gehässige menschliche Persönlichkeit': das, Herr, ist Nichtrückgang. 'Es sind die Bhikkhus einer Ermahnung zugänglich': das, Herr, ist Nichtrückgang."

 

11-15. "Gut, gut, Kassapa! Wer immer, Kassapa, keinen Glauben besitzt im Guten usw. usw. (nach 5-10) . . . 'Es sind die Bhikkhus einer Ermahnung zugänglich': das, Kassapa, ist Nichtrückgang."

 

(Der Buddha wiederholt die ganze Rede des Kassapa und bestätigt sie dadurch. Es ist also der ganze Text von 5-10 wiederholt zu denken und statt der Anrede "Herr" die Anrede "Kassapa" einzusetzen.)

 


(*f69) P. kusalesu dhammesu wtl. "in den guten Dingen (Zuständen, Eigenschaften usw.)". Vgl. M. und W. Geiger. Pāli Dhamma, S. 105.


S.16.8. Ermahnung (3)

 

1. (Ort der Begebenheit:) in Rājagaha, im Kalandakanivāpa.

 

2. Und es begab sich der ehrwürdige Mahākassapa dorthin usw. usw. (=6.2) . . .

 

3. Zu dem zur Seite sitzenden ehrwürdigen Mahākassapa usw. usw. (=6.3) . . .

 

4."Schwer zu reden, Herr, ist ja gegenwärtig zu den Bhikkhus; sie haben Eigenschaften an sich, die es schwer machen, zu ihnen zu reden; sie sind unzugänglich, nehmen einen Zuspruch ohne Ehrerbietung hin."

 

5. "Ja, aber früher, Kassapa, sind die altwürdigen Bhikkhus Waldbewohner gewesen und haben das Waldleben gepriesen; sind solche gewesen, die von Almosenspeise lebten und haben das Leben von Almosenspeise gepriesen; sind solche gewesen, die Lumpenkleider trugen, und haben das Tragen von Lumpenkleidern gepriesen; sind solche gewesen, die (nur) die drei Gewänder besaßen, und haben den Besitz von (nur) drei Gewändern gepriesen; sind genügsam gewesen und haben die Genügsamkeit gepriesen; sind zufrieden gewesen und haben die Zufriedenheit gepriesen; sind einsam gewesen und haben die Einsamkeit gepriesen; sind ohne Verkehr gewesen und haben das Nichtverkehren gepriesen; sind energisch gewesen und haben die Energie gepriesen.

 

6. Wenn da dann ein Bhikkhu ein Waldbewohner war und das Waldleben pries; (wenn er) einer (war), der von Almosenspeise lebte und das Leben von Almosenspeise pries; (wenn er) einer (war), der Lumpenkleider trug und das Tragen von Lumpenkleidern pries; (wenn er) einer (war), der (nur) die drei Gewänder besaß und den Besitz von (nur) drei Gewändern pries; (wenn er) genügsam (war) und die Genügsamkeit pries; (wenn er) zufrieden (war) und die Zufriedenheit pries; (wenn er) einsam (war) und die Einsamkeit pries; (wenn er) ohne Verkehr (war) und das Nichtverkehren pries; (wenn er) energisch war und die Energie pries; - dann pflegten ihn die altwürdigen Bhikkhus zum Niedersitzen einzuladen: komm, Bhikkhu, welchen Namen führt der Bhikkhu? Trefflich fürwahr ist der Bhikkhu, nach Schulung verlangend fürwahr ist der Bhikkhu; komm, Bhikkhu, nimm auf diesem Sitze Platz.

 

7. Dann, Kassapa, pflegte den jungen Bhikkhus dieser Gedanke zu kommen: 'Wenn da ein Bhikkhu ein Waldbewohner ist und das Waldleben preist - einer, der von Almosenspeise lebt, - einer der Lumpenkleider trägt, - einer, der (nur) die drei Gewänder besitzt, - genügsam - zufrieden - einsam - ohne Verkehr - (wenn er) energisch ist und die Energie preist, - dann pflegen ihn die altwürdigen Bhikkhus zum Niedersitzen einzuladen komm, Bhikkhu, welchen Namen führt der Bhikkhu? Trefflich fürwahr ist der Bhikkhu, nach Schulung verlangend fürwahr ist der Bhikkhu; komm, Bhikkhu, nimm auf diesem Sitze Platz.' Sie werden dann danach streben, so (wie jene) zu werden, und das wird ihnen auf lange Zeit hinaus zu Heil und Glück gereichen.

 

8. Gegenwärtig aber, Kassapa, sind die altwürdigen Bhikkhus keine Waldbewohner und preisen nicht das Waldleben; sind nicht solche, die von Almosenspeise leben, und preisen nicht das Leben von Almosenspeise; sind nicht solche, die Lumpenkleider tragen, und preisen nicht das Tragen von Lumpenkleidern; sind nicht solche, die (nur) die drei Gewänder besitzen und preisen nicht den Besitz von (nur) drei Gewändern; sind nicht genügsam und preisen nicht die Genügsamkeit; sind nicht zufrieden und preisen nicht die Zufriedenheit; sind nicht einsam und preisen nicht die Einsamkeit; sind nicht ohne Verkehr und preisen nicht das Nichtverkehren; sind nicht energisch und preisen nicht die Energie.

 

9. Wenn da aber ein Bhikkhu wohl bekannt ist und berühmt, und wenn er Gewänder, Almosenspeise, Liegestätten und Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke (reichlich) empfängt dann laden ihn die altwürdigen Bhikkhus zum Niedersitzen ein komm, Bhikkhu, welchen Namen führt der Bhikkhu? Trefflich fürwahr ist der Bhikkhu, nach Gefährten im heiligen Wandel verlangt fürwahr der Bhikkhu; komm, Bhikkhu, nimm auf diesem Sitze Platz.

 

10. Dann, Kassapa, kommt den jungen Bhikkhus dieser Gedanke: 'Wenn da ein Bhikkhu wohl bekannt ist und berühmt, und wenn er Gewänder, Almosenspeise, Liegestätten und Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen und Arzneien für Kranke (reichlich) empfängt: dann laden ihn die altwürdigen Bhikkhus zum Niedersitzen ein: komm, Bhikkhu, welchen Namen führt der Bhikkhu? Trefflich fürwahr ist der Bhikkhu, nach Gefährten im heiligen Wandel verlangt fürwahr der Bhikkhu; komm, Bhikkhu, nimm auf diesem Sitze Platz. Und sie streben danach, so (wie jene) zu werden, und das wird ihnen auf lange Zeit hinaus zu Unheil und Leid gereichen.

 

11. Wenn man dann, Kassapa, sagte (*f71): 'geschädigt sind die Freunde des heiligen Wandels durch das, was den heiligen Wandel schädigt (*f72); heimgesucht (*f73) sind die Freunde des heiligen Wandels durch das, was den heiligen Wandel heimsucht', dann würde man mit Recht also sagen: 'geschädigt sind die Freunde des heiligen Wandels durch das, was den heiligen Wandel schädigt; heimgesucht sind die Freunde des heiligen Wandels durch das, was den heiligen Wandel heimsucht."

 

 


(*f71) P. sammā vadamāno vadeyya. Vermutlich sind die ersten beiden Worte aus dem Nachsatze, wo sie am Platze sind, fälschlich in den Vordersatz eingedrungen.

(*f72) P. upaddutā brahmacārī brahmacārūpaddavena' Der Komm. (II. 219.12) sagt dazu "gefährdet durch übermäßige Begierden nach den vier Gebrauchsgegenständen der Brahmacārins.

(*f73) P. abhibhavanā brahmacārī brahmacārābhibhavanena. Nach dem vorhergehenden erwartet man abhibhūtā br. br.


S.16.9. Die Versenkungen und die Wunderkräfte

 

Zu den vier jhāna, den verschiedenen Stufen der meditativen Versenkung, in 2-5 ist zu vergleichen Heiler, die buddhistische Versenkung S. 14 ff. Über die fünf Stufen des arūpajjhāna, der abstrakten Versenkung, in 6-10 s. ebenda S. 26ff.; über die abhiññā, die Wunderkräfte des Arahant s. oben Einl. zu 12.70 (S. 165f.).

 

Allem Anschein nach gehört das Sutta der letzten Lebenszeit des Buddha an. Sāriputta und Moggallāna sind dem Meister schon im Tod vorangegangen. Nun ist Kassapa der, auf den er seine Hoffnung setzt, und in dem er seinen Nachfolger sieht. An unser Sutta denkt auch Buddhaghosa in seiner Einleitung zum Dīgha-Kommentar, wenn er unter den Motiven, die den Mahākassapa nach dem Hinscheiden des Buddha zur Einberufung des Konzils bestimmen, auch die Erwägung nennt, daß der Meister ihn mit sich selber auf gleiche Stufe gestellt habe (S. Sumangalāvilāsinī, ed. Rhys Davids and Carpenter I.3).

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Ich, ihr Bhikkhus, trete, ganz nach Gefallen, abgesondert von den sinnlichen Gelüsten, abgesondert vom Bösen, in die erste Versenkung ein, die mit Gedanken und Er-wägungen verbunden ist, durch Absonderung erzeugt, die Freude und Lustgefühl ist, und verharre darin (*f74). - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, tritt, ganz nach Gefallen, abgesondert von den sinnlichen Gelüsten, abgesondert vom Bösen (*f75), in die erste Versenkung ein, die mit Gedanken und Erwägungen verbunden ist, durch Absonderung erzeugt, die Freude und Lustgefühl ist, und verharrt darin.

 

3. Ich, ihr Bhikkhus, trete, ganz nach Gefallen, nach Stillung der Gedanken und Erwägungen, in die zweite Versenkung ein, die innerer Frieden ist, Einswerden des Denkens, frei von Gedanken und Erwägungen, durch geistige Sammlung erzeugt, die Freude und Lustgefühl ist, und verharre darin. - Und auch Kassapa ihr Bhikkhus, tritt, ganz nach Gefallen, nach Stillung der Gedanken und Erwägungen, in die zweite Versenkung ein, die innerer Frieden ist, Einswerden des Denkens, frei von Gedanken und Erwägungen, durch geistige Sammlung erzeugt, die Freude und Lustgefühl ist, und verharrt darin.

 

4. Ich, ihr Bhikkhus, verharre, ganz nach Gefallen, nach Verschwinden der Freude, in Gleichmütigkeit, und besonnen und vollbewußt empfinde ich körperlich das Lustgefühl und trete in die dritte Versenkung ein, welche die Edlen mit den Worten 'gleichmütig, besonnen, im Lustgefühle verharrend' bezeichnen, und verharre darin. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, verharrt ganz nach Gefallen, nach Verschwinden der Freude, in Gleichmütigkeit, und besonnen und vollbewußt empfindet er körperlich das Lustgefühl und tritt in die dritte Versenkung ein, welche die Edlen mit den Worten 'gleichmütig, besonnen, im Lustgefühl verharrend' bezeichnen, und verharrt darin.

 

5. Ich, ihr Bhikkhus, trete, ganz nach Gefallen, nach Aufgabe der Lust und nach Aufgabe des Leids, nach vorher erfolgtem Untergang der Empfindungen von Wohlgefühl und Schmerzgefühl, in die vierte Versenkung ein, die leidlos ist und lustlos, die eine Läuterung des Gleichmuts und der Besonnenheit ist, und verharre darin. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, tritt, ganz nach Gefallen, nach Aufgabe der Lust und nach Aufgabe des Leids, nach vorher erfolgtem Untergang der Empfindungen von Wohlgefühl und Schmerzgefühl, in die vierte Versenkung ein, die leidlos ist und lustlos, die eine Läuterung des Gleichmuts und der Besonnenheit ist, und verharrt darin.

 

6. Ich, ihr Bhikkhus, trete, ganz nach Gefallen, nach völliger Überwindung der Formvorstellungen, nach Untergang der Vorstellungen inneren Wiederstrebens, nach Unterdrückung der Vorstellungen der Verschiedenheit (mit dem Gedanken:) 'unendlich ist der Raum' in die Sphäre der Raumunendlichkeit ein und verharre darin. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, tritt, ganz nach Gefallen, nach völliger Überwindung der Formvorstellungen, nach Untergang der Vorstellungen inneren Widerstrebens, nach Unterdrückung der Vorstellungen der Verschiedenheit (mit dem Gedanken:) 'unendlich ist der Raum' in die Sphäre der Raumunendlichkeit ein und verharrt darin.

 

7. Ich, ihr Bhikkhus, trete, ganz nach Gefallen, nachdem ich die Sphäre der Raumunendlichkeit völlig überwunden habe, (mit dem Gedanken:) 'unendlich ist das Bewußtsein' in die Sphäre der Bewußtseinsunendlichkeit ein und verharre darin. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, tritt, ganz nach Gefallen, nachdem er die Sphäre der Raumunendlichkeit völlig überwunden hat, (mit dem Gedanken:) 'unendlich ist das Bewußtsein' in die Sphäre der Bewußtseinsunendlichkeit ein und verharrt darin.

 

8. Ich, ihr Bhikkhus, trete, ganz nach Gefallen, nachdem ich die Sphäre der Bewußtseinsunendlichkeit völlig über wunden habe, (mit dem Gedanken:) 'es gibt nichts' in die Sphäre der Nichtsheit ein und verharre darin. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, tritt, ganz nach Gefallen, nachdem er die Sphäre der Bewußtseinsunendlichkeit völlig überwunden hat, (mit dem Gedanken:) 'es gibt nichts' in die Sphäre der Nichtsheit ein und verharrt darin.

 

9. Ich, ihr Bhikkhus, trete, ganz nach Gefallen, nachdem ich die Sphäre der Nichtsheit völlig überwunden habe, in die Sphäre, wo es weder Vorstellung noch Nichtvorstellung gibt, ein und verharre darin. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, tritt, ganz nach Gefallen, nachdem er die Sphäre der Nichtsheit völlig überwunden hat, in die Sphäre, wo es weder Vorstellung noch Nichtvorstellung gibt, ein und verharrt darin.

 

10. Ich, ihr Bhikkhus, trete, ganz nach Gefallen, nachdem ich die Sphäre, wo es weder Vorstellung noch Nichtvorstellung gibt, völlig überwunden habe, in die Aufhebung von Vorstellung und Empfindung ein und verharre darin. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, tritt, ganz nach Gefallen, nachdem er die Sphäre, wo es weder Vorstellung noch Nichtvorstellung gibt, völlig überwunden hat, in die Aufhebung von Vorstellung und Empfindung ein und verharrt darin.

 

11. Ich, ihr Bhikkhus, genieße, ganz nach Gefallen, die verschiedenen Arten der übernatürlichen Fähigkeiten. Aus einem werde ich viele, aus vielen werde ich einer. Ich mache mich sichtbar und verschwinde; ich gehe ungehemmt durch Wände, Mauern, Berge, wie in freiem Raum. Ich tauche in der Erde auf und unter, wie im Wasser; ich gehe auf dem Wasser, ohne daß es sich zerteilt, wie auf festem Erdboden. Ich bewege mich in sitzender Stellung in der Luft, wie ein beschwingter Vogel. Ich berühre und liebkose mit der Hand die beiden so wunderbaren, so mächtigen (Gestirne), Mond und Sonne. Selbst bis in die Brahmawelt hinauf übe ich körperlichen Einfluß aus. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, genießt, ganz nach Gefallen, die verschiedenen Arten der übernatürlichen Fähigkeiten. Aus einem wird er viele usw. usw. . . . Selbst bis in die Brahmawelt hinauf übt er körperlichen Einfluß aus.

 

12. Ich, ihr Bhikkhus, vernehme, ganz nach Gefallen mit dem himmlischen Ohr, dem geläuterten, übermenschlichen, beiderlei Töne, himmlische und irdische, solche, die ferne und solche, die nahe sind. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, vernimmt, ganz nach Gefallen, mit dem himmlischen Ohr usw. usw. . . . und solche, die nahe sind.

 

13. Ich, ihr Bhikkhus, erkenne, ganz nach Gefallen, das Herz anderer Wesen, anderer Personen, indem ich mit dem eigenen Herzen es begreife. Ich erkenne ein von Begierde erfülltes Denken als ein von Begierde erfülltes Denken, oder ich erkenne ein von Begierde freies Denken als ein von Begierde freies Denken. Ich erkenne ein von Haß erfülltes Denken als ein von Haß erfülltes Denken, oder ich erkenne ein von Haß freies Denken als ein von Haß freies Denken. Ich erkenne ein von Betörung erfülltes Denken als ein von Betörung erfülltes Denken, oder ich erkenne ein von Betörung freies Denken als ein von Betörung freies Denken. Ich erkenne ein zusammen gefaßtes Denken als ein zusammen gefaßtes Denken, oder ich erkenne ein zerstreutes Denken als ein zerstreutes Denken. Ich erkenne ein hochstrebendes Denken als ein hochstrebendes Denken, oder ich erkenne ein nicht hochstrebendes Denken als ein nicht hochstrebendes Denken. Ich erkenne ein Denken mit höheren Zielen als ein Denken mit höheren Zielen, oder ich erkenne ein Denken ohne höhere Ziele als ein Denken ohne höhere Ziele. Ich erkenne ein geistig gesammeltes Denken als ein geistig gesammeltes Denken, oder ich erkenne ein geistig nicht gesammeltes Denken als ein geistig nicht gesammeltes Denken. Ich erkenne ein erlöstes Denken als ein erlöstes Denken, oder ich erkenne ein nicht erlöstes Denken als ein nicht erlöstes Denken. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, erkennt, ganz nach Gefallen, das Herz anderer Wesen, anderer Personen, indem er mit dem eigenen Herzen es begreift. Er erkennt ein von Begierde erfülltes Denken als ein von Begierde erfülltes Denken usw. usw. . . . oder er erkennt ein nicht erlöstes Denken als ein nicht erlöstes Denken.

 

14. Ich, ihr Bhikkhus, erinnere mich, ganz nach Gefallen, an die verschiedenen früheren Daseinsformen, wie etwa an eine Geburt und an zwei Geburten und an drei Geburten und an vier Geburten und an fünf Geburten und an zehn Geburten und an zwanzig Geburten und an dreißig Geburten und an vierzig Geburten und an fünfzig Geburten und an hundert Geburten und an tausend Geburten und an hunderttausend Geburten, an zahlreiche Zeitalter des Weltunterganges und an zahlreiche Zeitalter der Welterneuerung und an zahlreiche Zeitalter des Weltunterganges und der Welterneuerung. 'Damals trug ich den und den Namen, war von der und der Sippe, von der und der Kaste, nährte mich so und so, empfand dies und das an Lust und Leid, wurde so und so alt. Nachdem ich von dort abgeschieden, wurde ich da und da wiedergeboren. Da trug ich dann wieder den und den Namen, war von der und der Sippe, von der und der Kaste, nährte mich so und so, empfand dies und das an Lust und Leid, wurde so und so alt. Nachdem ich wieder von dort abgeschieden, bin ich hier wiedergeboren worden.' So erinnere ich mich an die verschiedenen früheren Daseinsformen mit ihren besonderen Vorkommnissen und Einzelheiten. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, erinnert sich, ganz nach Gefallen, an die verschiedenen früheren Daseinsformen, wie etwa an eine Geburt oder an zwei Geburten usw. usw. . . . So erinnert er sich an die verschiedenen früheren Daseinsformen mit ihren besonderen Vorkommnissen und Einzelheiten.

 

15. Ich, ihr Bhikkhus, überschaue, ganz nach Gefallen, mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, übermenschlichen, die Wesen und erkenne die Wesen, wie sie abscheiden und wiedergeboren werden, niedrige und vornehme, schöne und häßliche, glückliche und unglückliche, wie sie da kommen gemäß ihrem Kamma. 'Diese Wesen da waren begabt mit üblem Wandel im körperlichen Tun, waren begabt mit üblem Wandel im Reden, waren begabt mit üblem Wandel im Denken; sie haben die Edlen geschmäht, waren von falscher Anschauung und haben ihr Handeln nach ihrer falschen Anschauung gestaltet: diese sind, nach der Auflösung des Körpers, nach dem Tode zu niedriger Daseinsform, leidvoller Existenz, Verdammnis und Hölle wiedergeboren worden. Diese Wesen da aber waren begabt mit gutem Wandel im körperlichen Tun, waren begabt mit gutem Wandel im Reden, waren begabt mit gutem Wandel im Denken; sie haben die Edlen nicht geschmäht, waren von rechter Anschauung und haben ihr Handeln nach ihrer rechten Anschauung gestaltet: diese sind nach der Auflösung des Körpers, nach dem Tode zu glücklicher Existenz, zur himmlischen Welt wiedergeboren worden. So überschaue ich mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, übermenschlichen, die Wesen und erkenne die Wesen, wie sie abscheiden und wiedergeboren werden, niedrige und vornehme, schöne und häßliche, glückliche und unglückliche, wie sie da kommen gemäß ihrem Kamma. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, überschaut, ganz nach Gefallen, mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, übermenschlichen, die Wesen usw. usw. . . . und erkennt die Wesen, wie sie abscheiden und wiedergeboren werden, niedrige und vornehme, schöne und häßliche, glückliche und unglückliche, wie sie da kommen gemäß ihrem Kamma.

 

16. Und ich, ihr Bhikkhus, habe nach Vernichtung der weltlichen Einflüsse die von weltlichen Einflüssen freie Erlösung des Herzens und Erlösung der Erkenntnis bei Lebzeiten schon durch eigenes Begreifen und Verwirklichen erreicht und verharre darin. - Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, hat nach Vernichtung der weltlichen Einflüsse die von weltlichen Einflüssen freie Erlösung des Herzens und Erlösung der Erkenntnis bei Lebzeiten schon durch eigenes Begreifen und Verwirklichen erreicht und verharrt darin."

 

 

 


(*f74) P. upasampajja viharāmi, wtl. "erlangend (die Versenkung) verweile ich." Der Buddha kann den Vergenkungszustand zu beliebiger Zeit herbeiführen und auf beliebige Zeit ausdehnen.

(*f75) Die akusalā dhammā (s. oben Note zu 2.6 und zu 7.5) umfassen alles (Geistestätigkeiten), was den Fortschritt auf dem Wege zur Erlösung stört.


S.16.10. Die Heimstätte

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der ehrwürdige Kassapa in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.

 

2. Da nun kleidete sich der ehrwürdige Ananda zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Mantel und begab sich dorthin, wo der ehrwürdige Mahākassapa sich befand.

 

3. Nachdem er sich dorthin begeben, sprach er zu dem ehrwürdigen Mahākassapa also: "Wollen wir uns aufmachen, Herr Kassapa, und uns dorthin begeben, wo sich eine Heimstätte für Bhikkhunīs befindet." - "Gehe du, verehrter Ananda; du hast viel zu tun, bist viel beschäftigt".

 

4. Und zum zweitenmal sprach nun der enrwürdige Ananda zu dem ehrwürdigen Mahākassapa also: "Wollen wir uns aufmachen, Herr Kassapa, und uns dorthin begeben, wo sich eine Heimstätte für Bhikkhunīs befindet." - "Gehe du, verehrter Ananda; du hast viel zu tun, bist viel beschäftigt (*f76)."

 

5. Und zum drittenmal sprach nun der ehrwürdige Ananda zu dem ehrwürdigen Mahākassapa also: "Wollen wir uns aufmachen, Herr Kassapa, und uns dorthin begeben, wo sich eine Heimstätte für Bhikkhunīs befindet."

 

6. Da nun kleidete sich der ehrwürdige Mahākassapa zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Mantel und begab sich mit dem ehrwürdigen Ananda als begleitenden Samana (*f77) dorthin, wo sich eine Heimstätte für Bhikkhunīs befand. Nachdem er sich dorthin begeben, setzte er sich auf dem zubereiteten Sitze nieder.

 

7. Da nun begaben sich zahlreiche Bhikkhunīs dorthin, wo der ehrwürdige Mahākassapa sich befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den ehrwürdigen Mahākassapa ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, setzten sie sich zur Seite nieder.

 

8. Die zur Seite sitzenden Bhikkhunīs erbaute, belehrte, ermunterte und erfreute (*f78) der ehrwürdige Mahākassapa durch eine Lehrpredigt.

 

9. Nachdem nun der ehrwürdige Mahākassapa die Bhikkhunīs durch die Lehrpredigt erbaut, belehrt, ermuntert und erfreut hatte, stand er vom Sitze auf und wollte fortgehen.

 

10. Da nun äußerte die Bhikkhunī Thullatissā unzufriedenen Herzens das unzufriedene Wort: "Glaubt denn der Herr Mahākassapa in Gegenwart des Herrn Ananda, des Weisen unter den Videhas (*f79), die Lehre verkündigen zu müssen? Das ist gerade so, wie wenn ein Nadelhändler in Gegenwart des Nadelverfertigers Nadeln verkaufen zu müssen glaubte. Ganz ebenso glaubt der Herr Mahākassapa in Gegenwart des Herrn Ananda, des Weisen unter den Videhas, die Lehre verkünden zu müssen."

 

11. Es hörte aber der ehrwürdige Mahākassapa dieses Wort, das die Bhikkhuni Thullatissa sprach.

 

12. Da nun sprach der ehrwürdige Mahākassapa zu dem ehrwürdigen Ananda: "Wie ist das nun, verehrter Ananda, bin ich der Nadelhändler und du der Nadelmacher, oder bin ich der Nadelmacher und du der Nadelhändler?" - "Verzeiht, Herr Kassapa, töricht sind die Frauenzimmer."

 

13. "Halte an dich, verehrter Ananda, daß nicht die Gemeinde dich einer weiteren Prüfung (*f80) unterzieht.

 

14. Was hältst du davon, verehrter Ananda? Bist du vom Erhabenen persönlich (*f81) in die Bhikkhugemeinde eingeführt worden (mit den Worten): 'Ich, ihr Bhikkhus, trete, ganz nach Gefallen, abgesondert von den sinnlichen Gelusten, abgesondert vom Bösen, in die erste Versenkung ein, die mit Gedanken und Erwägungen verbunden ist, durch Absonderung erzeugt, die Freude und Lustgefühl ist, und verharre darin. Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, tritt, ganz nach Gefallen, abgesondert von den sinnlichen Gelüsten, abgesondert vom Bösen, in die erste Versenkung ein, die mit Gedanken und Erwägungen verbunden ist, durch Absonderung erzeugt, die Freude und Lustgefühl ist, und verharrt darin'?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

15. "Ich aber, Verehrter, bin vom Erhabenen persönlich in die Bhikkhugemeinde eingeführt worden (mit den Worten): 'Ich, ihr Bhikkhus usw. usw. . . . (nach 14)."

 

16-28. "Was hältst du davon, verehrter Ananda? Bist du persönlich vom Erhabenen in die Bhikkhugemeinde eingeführt worden (mit den Worten): 'Ich, ihr Bhikkhus, trete, ganz nach Gefallen, nach Stillung der Gedanken und Erwägungen, in die zweite Versenkung ein usw. usw. . .

 

Es werden nun, wie im vorigen Sutta, die verschiedenen Versenkungsstufen sowie die fünf abhiññā aufgezählt und dabei immer an Ananda die gleiche Frage, wie in 14 gerichtet, die er verneinen muß. Darauf folgt dann immer die Erklärung Kassapas, das er vom Buddha in allen diesen Beziehungen als ihm völlig gleich stehend der Gemeinde vorgestellt worden sei.

 

29. "Was hältst du davon, verehrter Ananda? Bist du vom Erhabenen persönlich in die Bhikkhugemeinde eingeführt worden (mit den Worten): 'Ich, ihr Bhikkhus, habe nach Vernichtung der weltlichen Einflüsse die von weltlichen Einflüssen freie Erlösung des Herzens und Erlösung der Erkenntnis bei Lebzeiten schon durch eignes Begreifen und Verwirklichen erreicht und verharre darin. Und auch Kassapa, ihr Bhikkhus, hat nach Vernichtung der weltlichen Einflüsse die von weltllchen Einflüssen freie Erlösung des Herzens und Erlösung der Erkenntnis bei Lebzeiten schon durch eignes Begreifen und Verwirklichen erreicht und verharrt darin'?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

30. "Ich aber, Verehrter, bin, vom Erhabenen persönlich in die Bhikkhugemeinde eingeführt worden (mit den Worten): 'Ich, ihr Bhikkhus usw. usw. . . . (nach 29).

 

31. Ein Elefant von sieben Ellen oder von sieben und ein halb Ellen (Größe), müßte man meinen, sei mit einem kleinen Palmyrapalmblatt zu verhüllen, wenn man meinte, mir seien die sechs Wunderkräfte zu verhüllen."

 

Es schied aber die Bhikkhuni Thullatissā aus dem heiligen Wandel aus.

 

 


(*f76) Nach dem Komm. (II. 220.13ff.) spielt Kassapa hier darauf an, daß es die Aufgabe des Ananda war, die Anhänger des Buddha über den Tod des Meisters durch den Hinweis auf die Vergänglichkeit der "Gestaltungen" zu trösten. Das Sutta gehört also der Zeit nach dem Tode des Buddha an.

(*f77) Unter dem pacchā-samana versteht man den jüngeren Bhikkhu, der den älteren auf seinem Bettelgang zu begleiten und hinter ihm zu gehen pflegt.

(*f78) P. samdassesi, samādapesi, samuttejesi, sampahamsesi. Der Komm. II 220 1. Z.-221.7 gibt diese Ausdrücke der Reihe nach wieder durch 1) "läßt den Wert (die Vorzüge) der geistigen Fortschritte sehen", 2) "läßt annehmen", 3) "veranlaßt zu Anstrengungen", 4) "läßt an den erlangten Vorzügen Freude empfinden."

(*f79) P. vedehamuni. Vgl. Book of the Kindred Sayings, transl. by Mrs. Rhys Davids I, S.321. Der Ausdruck ist schwer zu erklären. Ananda war von Geburt ein Sākiya. Die Videhas gehörten zu der Zeit des Buddha zu der Konföderation der Vajji. Ihre Hauptstadt war Mithilā. Sie waren also in dem heutigen Nordbihar, links des Ganges, seßhaft. Die Deutung des Komm. II. 221.3 durch panditamuni "der gelehrte Weise" mit Erklärung von vedeha aus vedena īhate ist nur etymologische Spielerei.

(*f80) Ananda soll sich hüten, daß er nicht in den Verdacht unerlaubter Beziehungen zu den Bhikkhunīs kommt.

(*f81) P. bhagavato sammukhā. Zur Bedeutung vgl. Vinaya (ed. Oldenberg) II.290.7: bh. s. sutam "unmittelbar aus dem Munde des Erhabenen vernommen."


S.16.11. Das Gewand

 

1. Einstmals weilte der ehrwürdige Mahākassapa in Rājagaha im Bambushaine, im Kalandakanivāpa.

 

2. Zu dieser Zeit aber machte der ehrwürdige Ananda in Dakkhināgiri (*f82) seinen Rundgang mit einer großen Bhikkhugemeinde.

 

3. Zu dieser Zeit aber hatten dreißig Bhikkhus, Zellgenossen des ehrwürdigen Ananda, zumeist junge Leute, die Schulung aufgegeben und waren zum niedrigen Leben zurückgekehrt.

 

4. Nachdem nun der ehrwürdige Ananda in Dakkhināgiri nach Belieben seinen Rundgang gemacht hatte, begab er sich nach Rājagaha in den Bambushain zum Kalandakanivāpa, dorthin, wo der ehrwürdige Mahākassapa sich befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den ehrwürdigen Mahākassapa ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder.

 

5. Zu dem zur Seite sitzenden ehrwürdigen Ananda nun sprach der ehrwürdige Mahākassapa also: "Unter wie vielen Umständen, verehrter Ananda, ist vom Erhabenen das Essen zu dreien in den Familien genehmigt worden?"

 

6. "Unter drei Umständen, Herr Kassapa, ist von dem Erhabenen das Essen zu dreien in den Familien genehmigt worden: um übel geartete Persönlichkeiten im Zaum zu halten; zum Wohlergehen der tüchtigen Bhikkhus, damit nicht Böswillige durch Parteiung die Gemeinde uneins machen; und aus Erbarmen mit den Familien. Unter diesen drei Umständen, Herr Kassapa, ist von dem Erhabenen das Essen zu dreien in den Familien genehmigt worden (*f83)."

 

7. "Warum also dann, verehrter Ananda, machst du deinen Rundgang zusammen mit diesen jungen Bhikkhus, bei denen die Pforten zu den Sinnen noch nicht behütet sind, die im Essen nicht Maß zu halten wissen, die noch nicht auf Wachsamkeit bedacht sind. Zerstörung der Feldfrucht, meine ich, begehst du; Verderb der Familien, meine ich, begehst du. Es zerbröckelt, verehrter Ananda, deine Gefolgschaft; es fallen ab, verehrter Ananda, deine zumeist jungen Leute. Noch immer weiß dieser Knabe nicht Maß zu halten."

 

8. "Nun sind mir doch, Herr Kassapa, auf dem Haupte graue Haare gewachsen, und doch komme ich bei dem ehrwürdigen Kassapa von dem Wort 'Knabe' noch heute nicht los. "

 

9. "Du machst ja aber auch, verehrter Ananda, deinen Rundgang zusammen mit diesen jungen Bhikkhus, bei denen die Pforten zu den Sinnen noch nicht behütet sind, die im Essen nicht Maß zu halten wissen, die noch nicht auf Wachsamkeit bedacht sind. Zerstörung der Feldfrucht, meine ich, begehst du; Verderb der Familien, meine ich, begehst du. Es zerbröckelt, verehrter Ananda, deine Gefolgschaft; es fallen ab, verehrter Ananda, deine zumeist jungen Leute. Noch immer weiß dieser Knabe nicht Maß zu halten."

 

10. Es hörte aber die Bhikkhunī Thullanandā: da ist von dem Herrn Mahākassapa der Herr Ananda, der weise unter den Videhas, mit dem Wort 'Knabe' zurecht gewiesen worden.

 

11. Da nun äußerte die Bhikkhunī Thullanandā unzufriedenen Herzens das unzufriedene Wort: "Glaubt denn der Herr Mahākassapa, der früher einer anderen Schule angehört hat, den Herrn Ananda, den Weisen unter den Videhas, mit dem Wort 'Knabe' zurecht weisen zu müssen?"

 

12. Es hörte aber der ehrwürdige Mahākassapa dieses Wort, das die Bhikkhunī Thullanandā sprach.

 

13. Da nun sprach der ehrwürdige Mahākassapa zu dem ehrwürdigen Ananda also "Wahrlich, verehrter Ananda, das Wort der Bhikkhunī Thullanandā ist in Übereilung und ohne Überlegung gesprochen, da ich doch, seit ich, Verehrter, Haupthaar und Bart abnehmend und die gelben Gewänder anlegend aus dem häuslichen in das hauslose Leben übergetreten bin, keinen anderen Meister anerkenne, mich auf ihn zu berufen, als den Erhabenen, den Vollendeten, den Allbuddha.

 

14. Früher, Verehrter, da ich noch Hausbewohner war, kam mir der Gedanke: 'Enge ist das häusliche Leben, ein staubiger Pfad; Freiluft ist die Weltabkehr. Nicht leicht ist es für einen, der im Hause lebt, ein ganz vollkommenes, ganz lauteres heiliges Leben zu führen, das einer geglätteten Muschel gleicht (*f84). Wie wäre es nun, wenn ich Haupthaar und Bart abnehmend und die gelben Gewänder anlegend aus dem häuslichen in das hauslose Leben überträte?'

 

15. Zu einer anderen Zeit nun, Verehrter, verfertigte ich mir ein Untergewand aus Kleiderfetzen (*f85), und gleich den Vollendeten (*f86), die in der Welt sind, Haupthaar und Bart abnehmend und die gelben Gewänder anlegend trat ich aus dem häuslichen in das hauslose Leben über.

 

16. Nachdem ich (*f87) so die Weltabkehr vollzogen, erblickte ich auf dem Wege befindlich, den Erhabenen zwischen Rājagaha und Nālandā, wie er bei dem Bahuputta-Cetiya saß. Als ich ihn erblickte, kam mir der Gedanke: 'Den Meister wahrlich möchte ich sehen, den Erhabenen möchte ich sehen; den Führer auf dem Heilspfad wahrlich möchte ich sehen, den Erhabenen möchte ich sehen; den Allbuddha wahrlich möchte ich sehen, den Erhabenen möchte ich sehen.'

 

17. Da warf ich mich, Verehrter, mit der Stirne zu Füßen des Erhabenen nieder und sprach zu ihm also: 'Mein Meister, Herr, ist der Erhabene; ich bin der Schüler.'

 

18. Auf dieses Wort hin sprach der Erhabene zu mir also: 'Wer da, Kassapa, zu einem so mit ganzem Herzen ausgestatteten Schüler, obwohl er nicht weiß, sagte: ich weiß, und obwohl er nicht schaut, sagte: ich schaue - dem sollte der Kopf zerspringen. Ich aber, Kassapa, sage als einer, der weiß: ich weiß, und als einer, der schaut, sage ich: ich schaue.

 

19. Darum, Kassapa, mußt du so dich schulen: peinliche Gewissenhaftigkeit und Feinfühligkeit muß vorhanden sein bei den Alten, den Jungen und den Mittleren. So also, Kassapa, mußt du dich schulen.

 

20. Darum, Kassapa, mußt du so dich schulen: was immer für Lehren ich hören werde, die das Gute enthalten, sie alle erfassend und erwägend und mit ganzem Herzen in mich aufnehmend will ich achtsamen Ohres die Lehre hören. So also, Kassapa, mußt du dich schulen.

 

21. Darum, Kassapa, mußt du so dich schulen: die mit Freude verbundene auf den Körper bezügliche Besonnenheit soll nie mir nachlassen. So also, Kassapa, mußt du dich schulen.'

 

22. Nachdem mich, Verehrter, der Erhabene mit dieser Ermahnung ermahnt hatte, stand er vom Sitze auf und ging fort.

 

23. Sieben Tage noch, Verehrter, genoß ich als Unvollkommener (*f88) das Almosen der Leute (*f89); am achten erstand mir die höchste Erkenntnis."

 

24. "Einmal nun, Verehrter, begab sich der Erhabene, vom Wege abgehend, zum Fuße eines Baumes.

 

25. Da nun, Verehrter, breitete ich mein Untergewand aus Kleiderfetzen vierfach zusammen gefaltet aus und sprach zu dem Erhabenen also: 'Hier möge der erhabene Herr sich niedersetzen, was mir auf lange Zeit hinaus zu Heil und Glück gereichen möge.'

 

26. Es setzte sich aber, Verehrter, der Erhabene auf dem bereiteten Sitze nieder.

 

27. Nachdem sich aber, Verehrter, der Erhabene niedergesetzt hatte, sprach er zu mir also: 'Weich ist, Kassapa, dies dein Untergewand aus Kleiderfetzen.' - 'Wolle der erhabene Herr mein Untergewand entgegen nehmen aus Erbarmen.'

 

28. 'Wirst du aber, Kassapa, meine hänfenen abgenutzten Lumpenkleider tragen (*f90)?' - 'Ich werde die hänfenen abgenützten Lumpenkleider des erhabenen Herrn tragen.'

 

29. Ich gab also, Verehrter, das Untergewand aus Kleiderfetzen dem Erhabenen und nahm dagegen die hänfenen abgenützten Lumpenkleider des Erhabenen.

 

30. Wenn jemand, recht redend, von einem sagt: er ist ein leibhaftiger Sohn des Erhabenen, aus seinem Munde geboren, aus der Wahrheit erzeugt, aus der Wahrheit gebildet, ein Erbe der Wahrheit (*f91), einer, der hänfene abgenutzte Lumpenkleider entgegen nimmt (*f92), - so wird er, recht redend, von mir auch sagen: er ist ein leibhaftiger Sohn des Erhabenen, aus seinem Munde geboren, aus der Wahrheit erzeugt, aus der Wahrheit gebildet, ein Erbe der Wahrheit, einer, der hänfene abgenützte Lumpenkleider entgegen nimmt.

 

31. Ich nun, Verehrter, trete, ganz nach Gefallen, abgesondert von den sinnlichen Gelüsten, abgesondert vom Bösen, in die erste Versenkung ein, die mit Gedanken und Erwägungen verbunden ist, durch Absonderung erzeugt, die Freude und Lustgefuhl ist, und verharre darin.

 

32-44. Ich aber, Verehrter, trete, ganz nach Gefallen, nach Stillung der Gedanken und Erwägungen, in die zweite Versenkung ein usw. usw. (nach 9. 3-15 und 10.16-28) . . .

 

Es werden nun wieder der Reihe nach die verschiedenen übernatürlichen Fähigkeiten aufgezählt, deren Mahākassapa sich rühmen darf.

 

45. Ich aber, Verehrter, habe nach Vernichtung der weltlichen Einflusse die von weltlichen Einflüssen freie Erlösung des Herzens und Erlösung der Erkenntnis bei Lebzeiten schon durch eignesBegreifen undVerwirklichen erreicht und verharre darin.

 

46. Ein Elefant von sieben Ellen oder von sieben und ein halb Ellen (Größe), müßte man meinen, sei mit einem kleinen Palmyrapalmblatt zu verhüllen, wenn man meinte, mir seien die sechs Wunderkräfte zu verhüllen."

 

Es schied aber die Bhikkhunī Thullanandā aus dem heiligen Wandel aus.

 

 


(*f82) Nach dem Komm. II. 222.5 ist dies der Name eines Bezirkes im Süden der Rājagaha umgebenden Hügel. Die dem Sutta zu grunde liegende Begebenheit wird vom Komm. in die Zeit unmittelbar nach dem Tode des Buddha verlegt.

(*f83) Die Verordnung findet sich im Cullavagga 7.3.13 ( Vinaya, ed. Oldenberg II. 196). Vgl. Parivāra 6. 3 ( = Vin. V. 123). Sie wurde erlassen nach einer Verfehlung des Devadatta.

(*f84) P. sankhalikhita. Der Ko. II.226.6 gibt das Wort durch likhhitasankhasadisam dhotasankhappatibhāgam caritabbam wieder. S. auch Sumangalavilāsinī ed. Rhys Davids und Carpenter I. 181.1. Auch im Skr. hat Wz. likh die Bed. "glätten, polieren."

(*f85) P. patapilotikānam samghātim. Nach dem Komm. II. 226.14 bedeutet pilotikā ein am Saume ausgefranstes KIeidungsstück. Der Gedanke wäre der, daß Kassapa noch brauchbare Kleider zerschnitt, um aus den Fetzen sich ein Hemd zu fertigen.

(*f86) P. ye loke arahanto te uddissa. Mrs. Rhys Davids hat mit der Übersetzung "following the example of the world's arahants" den Sinn richtig getroffen.

(*f87) Im Komm. II.227ff. finden sich hier längere Ausführungen über frühere Daseinsformen des Kassapa. Sie beginnen mit der Erzählung, wie er vor hunderttausend Weltaltern als Hausherr Vedeha von dem Buddha Padumuttara die Weissagung empfängt, er werde dereinst der dritte Schüler - die ersten sind Sāriputta und Moggallāna - des Gotama Buddha werden.

(*f88) P. sāno. Der Komm. II. 250.2 erklärt das Wort etymologisch als sa-ino "noch schuldig", was er für gleichbedeutend hält mit sa-kileso "(noch) unrein."

(*f89) P. ratthapindam bhuñjim, wtl. "ich aß Landesalmosen". S. Dhammapada v. 308. R. O. Franke, Dhamma-Worte S. 75.

(*f90) Auch darin, daß der Meister ihm die eigenen Kleider übergeben, sieht Kassapa nach des Buddha Tod ein Zeichen, daß er der rechtmäßige Nachfolger in der Leitung des Ordens sei. S. Sumangalavilāsinī I. 3. Oben S. 270.

(*f91) P. bhagavato putto oraso, mukhato jāto, dhammajo, dhammanimmito, dhammadāyādo. Der Komm. II. 251.1 sagt: "da er infolge der in der Brust wohnenden und aus dem Munde hervorgegangenen Ermahnung der Zeremonie der Weltabkehr und der Aufnahme in den Orden sich unterzogen hat, heißt er oraso mukhato jāto; da er aus der Wahrheit der Ermahnung (= aus der wahren E.) geboren und durch die Wahrheit der Ermahnung gebildet ist, heißt er dhammajo dhammanimmito; da er einem Erben der Wahrheit der Ermahnung oder einem Erben der neun überweltlichen Zustände gleich kommt, heißt er dhammadāyādo."

(*f92) P. patigahitāni der beiden Ausgaben will sich nicht in die Satzkonstruktion fügen. Der Komm. hat in der Colomboer Ausgabe (388.27) die sehr beachtenswerte Lesart patiggahetā.


S.16.12. Nach dem Tode

 

Übersetzt von Seidenstücker, Pāli-Buddhismus, S. 127. Es ist bezeichnend, daß in dem Sutta der beste Dogmatiker unter den Jüngern des Buddha den Mahākassapa darüber befragt, welches der Zustand eines Erleuchteten nach dem Tode sei, ob er fort existiert oder nicht.

 

1. Einstmals weilten der ehrwürdige Mahākassapa und der ehrwürdige Sāriputta in Bārānasī, in Isipatana, im Antilopenhaine.

 

2. Da nun erhob sich der ehrwürdige Sāriputta um die Abendzeit aus einsamer Meditation und begab sich dorthin, wo der ehrwürdige Mahākassapa sich befand, und nachdem er mit dem ehrwürdigen Mahākassapa die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zur Seite sitzend sprach dann der ehrwürdige Sāriputta zu dem ehrwürdigen Mahākassapa also: "Ist nun wohl, verehrter Kassapa, der Tathāgata nach dem Tode?" - "Nicht ist, Verehrter, vom Erhabenen der Bescheid erteilt worden: es ist der Tathāgata nach dem Tode."

 

4. "So ist also, Verehrter, der Tathāgata nicht nach dem Tode?" - "Auch so, Verehrter, ist von dem Erhabenen nicht Bescheid erteilt worden: nicht ist der Tathāgata nach dem Tode."

 

5. "So ist also, Verehrter, der Tathāgata und ist auch nicht nach dem Tode?" - "Auch so, Verehrter, ist von dem Erhabenen nicht Bescheid erteilt worden: es ist der Tathāgata und ist auch nicht nach dem Tode."

 

6. "So ist also, Verehrter, der Tathāgata nicht noch ist er nicht nach dem Tode?" - "Auch so, Verehrter, ist von dem Erhabenen nicht Bescheid erteilt worden: es ist der Tathāgata nicht noch ist er nicht nach dem Tode."

 

7. "Warum aber, Verehrter, ist darüber vom Erhabenen kein Bescheid erteilt worden?" - "Es ist das nicht segensreich, Verehrter, noch führt es ein in den heiligen Wandel, noch gereicht es zum Widerwillen (gegen die weltlichen Dinge), zur Gleichgültigkeit, zur Aufhebung, zur Stillung, zur (Erlangung der) Wunderkraft, zur vollen Erleuchtung, zum Nirvana."

 

8. "Aber worüber ist denn, Verehrter, vom Erhabenen Bescheid erteilt worden?" - "Dies ist das Leiden, ist, Verehrter, vom Erhabenen Bescheid erteilt worden; dies ist des Leidens Ursprung, ist vom Erhabenen Bescheid erteilt worden; dies ist des Leidens Aufhebung, ist vom Erhabenen Bescheid erteilt worden; dies ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg, ist vom Erhabenen Bescheid erteilt worden."

 

9. "Warum aber, Verehrter, ist hierüber vom Erhabenen Bescheid erteilt worden?" - "Dies ja, Verehrter, ist segensreich, es führt ein in den heiligen Wandel, es gereicht zum Widerwillen (gegen die weltlichen Dinge), zur Gleichgültigkeit, zur Aufhebung, zur Stillung, zur (Erlangung der) Wunderkraft, zur vollen Erleuchtung, zum Nirvana."

 

 


S.16.13. Fälschung der guten Lehre

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahai im Parke des Anāthapindika.

 

2. Da nun begab sich der ehrwürdige Mahākassapa dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zur Seite sitzend sprach dann der ehrwürdige Mahākassapa zu dem Erhabenen also: "Was ist wohl, Herr, der Grund, was die Ursache, daß früher die Vorschriften weniger waren, mehr Bhikkhus aber im Stand der höchsten Erkenntnis sich befanden (*f93)? Was aber, Herr, ist der Grund, was die Ursache, daß jetzt die Vorschriften mehr sind, weniger Bhikkhus aber im Stand der höchsten Erkenntnis sich befinden?"

 

4. "Das ist so, Kassapa: wenn die Wesen zurückgehen (*f94) und die gute Lehre verschwindet, werden die Vorschriften mehr und weniger Bhikkhus befinden sich im Stand der höchsten Erkenntnis.

 

5. So lange aber, Kassapa, tritt ein Verschwinden der guten Lehre nicht ein, als nicht eine Fälschung der guten Lehre (*f95) in der Welt aufkommt. Wann aber, Kassapa, eine Fälschung der guten Lehre in der Welt aufkommt, dann tritt ein Verschwinden der guten Lehre ein.

 

6. Das ist gerade so, Kassapa, wie ein Verschwinden des Goldes so lange nicht eintritt, als nicht eine Fälschung des Goldes in der Welt aufkommt. Wann aber, Kassapa, eine Fälschung des Goldes in der Welt aufkommt, dann tritt ein Verschwinden des Goldes ein.

 

7. Ganz ebenso, Kassapa, tritt so lange ein Verschwinden der guten Lehre nicht ein, als nicht eine Fälschung der guten Lehre in der Welt aufkommt. Wann aber, Kassapa, eine Fälschung der guten Lehre in der Welt aufkommt, dann tritt ein Verschwinden der guten Lehre ein.

 

8-11. Nicht das Element Erde, Kassapa, macht die gute Lehre verschwinden; nicht das Element Wasser macht die gute Lehre verschwinden; nicht das Element Feuer macht die gute Lehre verschwinden; nicht das Element Luft macht die gute Lehre verschwinden.

 

12. Hier selbst vielmehr (unter uns) kommen die törichten Leute auf, die die gute Lehre verschwinden machen.

 

13. Das ist so, Kassapa, wie zwar ein Schiff durch Leckwerden untergeht (*f96), aber nicht tritt auf solche Weise ein Verschwinden der guten Lehre ein.

 

14. Die folgenden fünf Dinge, Kassapa, die vermieden werden müssen, gereichen zum Aufhören und zum Verschwinden der guten Lehre. Welche fünf?

 

15. Da sind, Kassapa, Bhikkhus und Bhikkhunīs, Laienbrüder und Laienschwestern ohne Ehrfurcht und ohne Hochachtung gegenüber dem Meister; sie sind ohne Ehrfurcht und ohne Hochachtung gegenüber der Lehre; sie sind ohne Ehrfurcht und ohne Hochachtung gegenüber der Gemeinde; sie sind ohne Ehrfurcht und ohne Hochachtung gegenüber der Schulung; sie sind ohne Ehrfurcht und ohne Hochachtung gegenüber der geistigen Sammlung. - Diese fünf Dinge, Kassapa, die vermieden werden müssen, gereichen zum Aufhören und zum Verschwinden der guten Lehre.

 

16. Die folgenden fünf Dinge, Kassapa, gereichen zum Bestand, zum Nichtaufhören und zum Nichtverschwinden der guten Lehre. Welche fünf?

 

17. Da sind, Kassapa, Bhikkhus und Bhikkhunīs, Laienbrüder und Laienschwestern voll Ehrfurcht und voll Hochachtung gegenüber dem Meister; sie sind voll Ehrfurcht und voll Hochachtung gegenüber der Lehre; sie sind voll Ehrfurcht und voll Hochachtung gegenüber der Gemeinde; sie sind voll Ehrfurcht und voll Hochachtung gegenüber der Schulung; sie sind voll Ehrfurcht und voll Hochachtung gegenüber der geistigen Sammlung. - Diese fünf Dinge, Kassapa, gereichen zum Bestand, zum Nichtaufhören und zum Nichtverschwinden der guten Lehre."

 

 

(*f93) P. aññāya samthahimsu, im Komm. II. 253.3 umschrieben durch arahatte patitthahimsu "sie befanden sich im Stande der Arahantschaft."

(*f94) P. sattesu hāyamānesu, bezieht sich wohl auf den moralischen Rückgang der Menschheit, auf ihre Gleichgültigkeit gegenüber der Buddhalehre. Vgl. die Bed. von hīna.

(*f95) P. saddhammapatirūpakam, wtl. ein Gegenbild, ein (falsches) Abbild der guten Lehre, etwas was wie die g. L. aussieht, es aber nicht ist.

(*f96) P. nāvā ādiken' eva opilavati. Die Stelle ist schwierig; ich glaube aber, daß der Komm. uns auf die richtige Auffassung hinführt. Er erklärt ādikena mit ādānena gahanena (II.256.16) "durch Aufnehmen, Ansichziehen, Aufsaugen" (vgl. skr. grahana). Der Gedanke ist also, im Zusammenhalt mit § 8-12, dieser: Ein Schiff geht dadurch unter, daß es von außen Wasser (āpodhātu!) aufnimmt; die gute Lehre aber wird von innen heraus zum Untergang gebracht.


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