Vimāna Vatthu

44. (IV,6): Das Kloster

An einem Festtag lustwandelte Visākhā, die Mutter Migāros, in Sāvatthi in Begleitung ihrer Freundinnen in einem Park. Sie hatte dafür ihr kostbares Geschmeide angelegt. Dann aber dachte sie: "Was nützt es denn, hier sinnlos herumzulaufen wie ein junges Mädchen? Ich will zum Kloster gehen und den Buddha samt den geistesmächtigen Mönchen verehren und die Lehre hören." So tat sie. Im Kloster übergab sie einer Dienerin ihr kostbares Geschmeide. Dann setzte sie sich beim Erhabenen zur Seite nieder und hörte seiner Lehrdarlegung zu. Danach stand sie auf und ging nach Hause. Kaum war sie aus dem Kloster heraus, da merkte sie, daß sie ihr Geschmeide nicht trug. Sie wandte sich an ihre Dienerin und sagte, sie wolle es wieder anlegen. Die Dienerin aber hatte daraus ein Bündel gemacht und dies im Kloster niedergelegt. Dann aber hatte sie es vergessen. Sie entschuldigte sich bei Visākhā und sagte, sie würde es schnell holen. Da aber erwiderte diese: "Wenn es schon im Kloster niedergelegt ist, dann will ich es zugunsten dieses Klosters stiften." Sie ging zurück und teilte dem Buddha mit, daß sie ein Kloster bauen wolle, der Erhabene möge es annehmen. Schweigend stimmte der Erhabene zu.

Sie verkaufte das Geschmeide, das Millionen wert war, und unter Aufsicht des ehrwürdigen Mahāmoggallāno wurde der Bau des Klosters begonnen. Nach neun Monaten war die große Anlage fertig, die einem Götterpalast glich. Im unteren Stockwerk waren 500 Räume und im oberen Stockwerk ebenfalls. Der Bau war mit allem aufs schönste ausgestattet, mit Mosaiken, Gemälden und Blumenanlagen. Als das Kloster dem Orden übergeben wurde, sagte sie zu ihren Freundinnen, die sie begleiteten, wenn sie mit Nachfreude der Schenkung zustimmten, dann möge das Verdienst, das sie sich damit erwirkt habe, auf sie übergehen. Und alle stimmten freudig zu. Eine gewisse Freundin, eine Laienanhängerin des Buddha, richtete ihre besondere Aufmerksamkeit auf die Freude daran.

Als diese Freundin gestorben war, erschien sie bei den Dreiunddreißig wieder und besaß dort einen herrlichen Palast. Visākhā aber wurde nach ihrem Tode bei den Schöpfungsfreudigen Göttern wiedergeboren, und zwar als Gattin des dortigen Königs Sunimmito. Auf einer Himmelsreise sah nun der ehrwürdige Anuruddho bei den Dreiunddreißig das prächtige Vimāna jener Freundin. Er sprach sie an und fragte sie, durch welches Wirken sie eine solche großartige Ernte erlangt habe:

 

Anuruddho: Vers 724 - 730 = 85, 676 - 681

 

Göttin:

Die Freundin mein in Sāvatthi,

dem Orden einst ein Kloster baut.

Als ich es sah, das war mir lieb

da stimmte heiter ich dem zu. (731)

 

Durch diese reine Zustimmung

erwarb ich dies Vimāna dann,

das rundum sechzehn Meilen groß.

Durch meine Macht fliegt's durch die Luft. (732)

 

In Giebelhäusern wohne ich

in gleiche Räume abgeteilt

gar strahlend leuchtend überall

in alle vier der Richtungen. (733)

 

Die Lotosteiche, die ich hab

mit Breithaarfischen sind sie voll,

ihr klares Wasser ist schön kühl

mit einem Strand aus goldnem Sand. (734)

 

Von Lotossen vielfach bedeckt

von roten weißen übersät

gar lieblich

und herrlich sanft vom Wind bewegt. (735)

 

Jackfrüchte, Rosenäpfel auch

Palmyra-Palmen, Kokosnuß

bei meiner Wohnung wachsen da

verschiedne Bäume wild empor. (736)

 

Musik von jeder Art ertönt

und Nymphenscharen singen fein.

Wer das auch nur im Traume säh

der wär damit zufrieden schon. (737)

 

Solch ein Vimāna wunderbar,

das durch und durch erstrahlet nur,

ist durch mein Wirken mir gewährt.

Verdienst zu wirken reicht als Grund,

darum Verdienst man wirken sollt. (738)

 

Anuruddho:

Durch deine reine Zustimmung

hast dies Vimāna du erlangt.

Die Frau, die jene Gabe gab,

welch Fährte sie beschritt, sag an. (739)

 

Göttin:

Die einstmals meine Freundin war, o Herr, gewesen

ein großes Kloster ließ erbauen sie dem Orden.

Nachdem die Lehre sie verstanden, gab sie Gaben

und ist bei Schöpfungsfreud'gen nun er schienen. (740)

 

Dort ist sie Königin, heißt Sunimittā.

Des Wirkens Frucht ist denkend nicht zu fassen.

Was du mich fragtest, wo sie sei erschienen,

ich hab erklärt es dir, so wie es ist. (741)

 

Daher nun mögst du andere ermuntern,

daß Gaben sie dem Orden geben, freud'gen Sinnes,

der Lehre lauschend dann mit heitrem Geiste,

daß Mensch sie werden, was ja schwer erlangbar. (742)

 

Beim Pfadbeherrscher, der den Pfed uns auf zeigt,

mit Brahmastimme, gülden leuchtend seine Haut,

gab man dem Orden Gaben, freud'gen Sinnes.

Von großer Frucht wird solche Gabe sein. (743)

 

Die acht Personen die auf Dauer heiter,

vier Paare sind sie, diese Jünger

von dem Willkommnen, wert der Gaben:

Da wird die Gabe große Frucht erlangen. (744)

 

Verse 745 - 749 sind eine Wiederholung von 637 - 641 mit dem Preisen guten Wirkens, das zum Himmel führt.

 

Bemerkungen:

Visākhā, die Mutter Migāros, eine Stromeingetretene, steht an der Spitze der Spenderinnen, so wie Anāthapindiko an der Spitze der Spender. Das Kloster, das sie hier erbaute, ist das Osthain-Kloster (Pubb'arama), mit "Mutter Migāros Terrasse", auf der der Buddha oft weilte und viele Lehrreden hielt. Visākha wurde bei den Schöpfungsfreudigen Göttern wiedergeboren, wie andere in Vv Nr. 16, 20 und 34. Diese Schöpfungsfreudigen Götter erscheinen selber kaum den Menschen, so wird auch hier von Visākhā nur berichtet, ohne daß sie selber auftritt.

Das Wort anu-modati (wörtl. Nach-Freude) bedeutet Zustimmung, Billigung Mitfreude, Dankbarkeit, Segen, so wie wir sagen, daß jemand seinen Segen zu etwas gibt. Es ist die herzliche Billigung einer guten Tat, so wenn die Mönche nach dem Mahle anumodati.

Wenn es heißt, daß hier in Vers 732 diese Zustimmung "rein" (suddha) war, dann heißt das: rein von Herzenstrübungen, wie besonders Neid.


  Oben zeilen.gif (1054 bytes)