Therigāthā - Einser-Bruchstück

Eine Ungenannte

1
So schlafe, Nonne, schlummre sanft,
Gehüllt in schlichte Schleier ein:
Vertrocknet ist dein Wunschestrieb
Wie dürres Kraut im irdnen Krug.
 

Muttā (I)

(Muttā spricht zu sich selbst)
2
Aus Martern lös' dich, Muttā, los,
Gleichwie der Mond entfinstert, mild:
Genesen, herzgeheilt, entsühnt
Genieße was man Bettlern gibt.
 

Punnā

3
An Tugend wachse Tag um Tag
Gleichwie der volle Mond erwächst:
Und bist du weise rein gereift,
So dringe Nacht und Nebel durch!
 

Tissā (I)

4
Im Orden eifrig sei bedacht,
Auf daß nicht Sehnen sehre dich:
Von aller Sehnsucht abgelöst
Geh' hin, auf Erden wahnversiegt.
 

Tissā (II)

5
Beständig sollst du standhaft sein,
Beharrlich jeden Augenblick:
Wer oft nur einen Augenblick
Verpaßt, erholt sich Höllenpein.
 
(Vergl. Therag.1005)
 
 

Dhīrā (I)

 

6
VOLLENDUNG fasse, Dhīrā du,
Wo selig ebbet Unterschied:
Erlöschung lass' ersonnen sein,
Das unvergleichlich echte Glück.
 

Dhīrā (II)

 

7
GEWITZIGT weise, keusch und kühn,
O Nonne, sinnig selbstgewahr,
Das letzte Dasein lebe nun
Und überwinde Todeswut.
 
(Vergl. Therag.1166)
 

Mittā

 

8
Du hast entsagt aus Zuversicht,
In treuen Züchten sei getrost:
Was tüchtig taugt, erwirb es dir,
Den Weg zum Heile geh' hinan.
 

Bhadrā

9
Du hast entsagt aus Zuversicht,
In holden Züchten sei du hold:
Was tüchtig taugt, erwirb es dir,
Das unvergleichlich echte Glück.
 

Upasamā

10
Die Strömung kreuze kräftig durch,
Aus Sterbenot errette dich:
Das letzte Dasein lebe nun
Und überwinde Todeswut.
 

Muttā (II)

 

11
Ich bin erlöst, wohl abgelöst,
Von drei der Bürden bin ich frei:
Von Mörserlast und Kolbenlast,
Vom Gatten bucklig mißbegabt;
Bin graberlöst, geburterlöst,
Die Daseinsader ist verdarrt.
 

Dhammadinnā

12
INBRÜNSTIG weilend für und für
Gerührt im Herzen soll man sein,
Von Lust und Neigung nicht verlockt:
Wer also wandelt wallt empor.
 
(Zur Charakteristik Dhammadinnās siehe M.44. - Vergl. Dhp. v. 218)
 

Visākhā

13
Des Ordens Regel achtet rein,
Daß keine Reue keimen mag;
Den Staub der Füße, wascht ihn ab,
Und setzt euch dann zur Seite still.
 

Sumanā (I)

14
Von Grund aus wisse weh' die Welt,
Geh' nimmer neuem Kreißen zu,
Verleugne du den Lebensdurst:
So wirst du wandeln suchtversiegt.

Uttarā (I)

15
In Taten war ich wohlgewahrt,
In Worten, in Gedanken gar:
Getilgt ist endlich aller Durst,
Verglommen bin ich, ausgeglüht.

(Vergl. Therag. 79)
 

Sumanā die Alte (II)

16
So raste, Nonne, ruhevoll,
Gehüllt in schlichte Schleier ein:
Vertrocknet ist dein Wunschestrieb,
Du bist verglommen, ausgeglüht.

(Vergl. v. 1)
 

Dhammā

17
Um Bettelgabe ging ich um,
Gestützt am Stabe, müde, matt,
Mit schlaffen Gliedern schlotternd schwer;
Da fiel ich schwach zu Boden hin
Des Leibes Elend ward mir licht,
Und heilig war mein Herz erlöst.
 

Sanghā

18
VERLASSEN hab' ich Haus und Hof,
Verlassen Kind und Kuh, so lieb,
Verlassen Lust, verlassen Haß,
Verleugnet was da Wähnen war:
Getilgt ist endlich aller Durst,
Erloschen bin ich, bin entlebt.
 
(Zum Vergleich hier eine Übersetzung von Klaus Milius,
Gautama Buddha, dtv Verlag ISBN 3-423-02166-7:)

Das Haus hab ich verlassen und bin hinausgezogen;
den Sohn und das liebe Vieh hab ich verlassen.
Aufgegeben habe ich Leidenschaft und Bosheit,
das Nichtwissen verbannt.
Mit der Wurzel ist der Durst ausgerottet;
friedvoll bin ich geworden, zur Ruhe gekommen.
 


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