Theragāthā - Neuner-Bruchstück

Bhūto

518
WENN Alterqual und Sterbequal der Weise hier,
Das Fesselwerk, worin das Volk im Wahne hangt,
Den Graus ergründet hat und innig Schauung übt:
So kennt er Wonnen, wie sie höher keiner kürt.
 
519
Wenn Daseinsdurst er, diesen Urquell aller Not,
Der süchtig neu gesammelt Qual auf Qualen quillt,
Vollkommen hat versiegt und innig Schauung übt:
So kennt er Wonnen, wie sie höher keiner kürt.
 
520
Wenn helle Fährte, viergedoppelt offenbar,
Den besten Weg, der aller Übelart enthebt,
Besonnen er gesehn und innig Schauung übt:
So kennt er Wonnen, wie sie höher keiner kürt.
 
521
Wenn kummerlos entsühnt er ewig abgelöst
Das Reich des Friedens, frei von aller Übelart,
Erringt und Kerkerketten hinter sich verwirft:
So kennt er Wonnen, wie sie höher keiner kürt.
 
522
Wenn droben Donner dröhnt und rollend widerhallt,
Und Wolkenbrüche niederprasseln rings umher,
Und heimlich im Gefels der Weise Schauung übt:
So kennt er Wonnen, wie sie höher keiner kürt.
 
523
Wenn dort am Bache, wo gar manche Blume blüht,
Wo Kräuter, Gräser bunt erfüllen Feld und Au,
Der Mönch am Ufer sitzend heiter Schauung übt:
So kennt er Wonnen, wie sie höher keiner kürt.
 
524
Wenn einsam um die Mitternacht im öden Forst
Vom frischen Tau betropft ein Raubtier brünstig brüllt,
Und heimlich im Gefels der Weise Schauung übt:
So kennt er Wonnen, wie sie höher keiner kürt.
 
525
Wenn ohne Dünken, ohne Denken, unbeschwert,
In Bergesgründen, Bergesgrüften schweifend hin,
Der Furcht entgangen wie dem Fehl, er Schauung übt:
So kennt er Wonnen, wie sie höher keiner kürt.

526
Wenn selig lösend Leid und Fehl und Übel auf,
Unhemmbar, wahrlich, wahngenesen, harmgeheilt,
Das Elend endend allzumal, er Schauung übt:
So kennt er Wonnen, wie sie höher keiner kürt.


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