SUTTA-NIPĀTA, Lehr-Dichtungen

4. Die Kommentare

 

Bevor wir die Frage nach dem Alter des Sn untersuchen, sollen kurz die Kommentare zu diesem Werk besprochen werden, da auf sie im folgenden Abschnitt Bezug genommen wird.

 

1. Niddesa:

 

Unter den kanonischen Werken steht das Sn darin einzig da, daß ein Kommentar zu seinen ältesten Grundbestandteilen selber für altertümlich und wichtig genug erachtet wurde, um in den Kanon aufgenommen zu werden. Dieser Kommentar, das zweiteilige Niddesa, gehört, ebenso wie das Sn, zum Khuddaka-Nikāya. Das Mahā-Niddesa, "die große Erläuterung", ist ein Kommentar zum Achter-Buch (Atthaka-Vagga) und das Cūla-Niddesa, "die kleine Erläuterung", behandelt "Den Weg zum anderen Ufer" (Pārāyana-Vagga) sowie die "Nashorn-Sutte". Das Niddesa wiederholt regelmäßig die kommentierten Verse und verbürgt so die überlieferte Textfassung. Die Aufnahme des Niddesa in den Kanon selber zeugt auch für die große Wichtigkeit, die den hierin kommentierten Texten beigemessen wurde.

 

Die im Niddesa enthaltenen Worterklärungen sind vielfach stereotype Reihen von bedeutungsgleichen oder bedeutungsverwandten Begriffen. Die gleiche Definitions-Methode findet sich auch in den beiden Abhidhamma-Werken Dhammasangani und Vibhanga, und einige der dortigen Synonymen-Reihen sind mit denen des Niddesa identisch. Es erscheint als möglich, daß alle drei Werke aus einer Periode stammen, in der sich für Unterrichts- und Studienzwecke bereits ein stärkeres Bedürfnis für erläuternde, definierende und systematisierende Werke herausgebildet hatte.

 

Das Mahā-Niddesa (zu Vers 820; PTS, p. 154f) nennt in einer Liste von Orten, die von indischen Kaufleuten und Seefahrern besucht wurden, auch einen indo-griechischen Stadt-Namen wie Allasanda und Länder-Namen wie Yona und Parama-Yona. Wenn es sich hierbei nicht um eine Interpolation handelt, so wäre daraus zu folgern, daß das Mahā-Niddesa in der vorliegenden Fassung nicht vor Alexander dem Großen entstanden sein kann.

 

Beide Teile des Niddesa haben in der siamesischen Ausgabe des Pali-Kanons einen Umfang von über 1100 Seiten, was sich allerdings aus den sehr zahlreichen Wiederholungen von z.T. längeren stereotypen Stellen erklärt.

 

Einige über bloße Wort-Erklärungen hinausgehende Abschnitte aus dem Mahā-Niddesa wurden als Stilproben in den Anhang dieses Werkes aufgenommen.

 

2. Buddhaghosas Kommentar:

 

Buddhaghosas Kommentar zum Sn bildet den ersten Teil seines Kommentarwerkes Paramattha-Jotikā und umfaßt in der singhalesischen Druckausgabe 483 Seiten. Dieses Werk wurde in den Anmerkungen gleichfalls ausgiebig zitiert und benutzt. Es enthält auch eine große Anzahl von Erzählungen, die als Entstehungsgeschichten einzelner Verse oder Dichtungen eingeführt werden.


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