SUTTA-NIPĀTA, Lehr-Dichtungen

III:5. Māgha (Māgha-Sutta)

 

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene bei Rājagaha auf dem Geierkulm. Da begab sich Māgha, ein junger Brahmane, zum Erhabenen, und nach Austausch freundlicher, höflicher Begrüßung setzte er sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend sprach Māgha, der junge Brahmane, zum Erhabenen also: "Ein Gabenspender bin ich, Herr Gotama, ein Gabenherr, freigebig, gebefreudig. Auf rechte Weise erwerbe ich Reichtümer, und habe ich auf rechte Weise Reichtümer erworben, dann gebe ich von den auf rechte Weise erworbenen Reichtümern an einen, auch an zwei, an drei . . . an zehn, an zwanzig, an dreißig . . . an hundert und mehr. So gebend, so spendend, schaffe ich, da wohl, Herr Gotama, großes Verdienst?" - "Gewiß schaffst du dir, o Brahmane, wenn du so gibst, so spendest, großes Verdienst. Wer da, o Brahmane, ein Gabenspender ist . . . an hundert und mehr gibt, der schafft sich großes Verdienst." Darauf redete Māgha, der junge Brahmane, den Erhabenen mit diesem Verse an:

 

487

MĀGHA, der junge Brahmane
Herrn Gotama befrage ich, den wohlgesinnten,
Der, fahl gekleidet, hauslos wandert:
Wer gebefreudig, Gabenherr als Hausner,
Verdienst begehrend und erhoffend opfert,
Hier andern Menschen Trank und Speise gibt,
Wie mag der Spender läutern seine Opfergabe?

 

488 (DER ERHABENE)

Wer gebefreudig, Gabenherr als Hausner,
Verdienst begehrend und erhoffend opfert,
Hier andern Menschen Trank und Speise gibt,
Erreichen mag durch Gabenwürdige er sein Ziel.

 

 

489 MĀGHA

Wer gebefreudig, Gabenherr als Hausner,
Verdienst begehrend und erhoffend opfert,
Hier andern Menschen Trank und Speise gibt;
O künde mir die seiner Gabe Würdigen!

 

490 (DER ERHABENE)

Die durch die Welt ziehn ohne anzuhangen,
Entledigt, als Vollkommene, selbstbeherrscht,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 


Der Kehrvers von v. 490ff. ist identisch mit dem in v. 463ff der vorigen Sutte, mit der sich auch noch folgende Übereinstimungen finden: v. 494 = 469; 497 = 464; 489 = 465.


 

491

Die da zerschnitten haben alle Fesseln, Banden,
Bezähmte, Freie, unverstört und wunschlos,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

492

Die ganz befreit von allen Fesseln sind,
Bezähmte, Freie, unverstört und wunschlos,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

493

Die Gier und Haß gelassen und das Wähnen,
Die Triebversiegten, die den Heiligen Wandel lebten,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

494

In denen Trug nicht wohnt, nicht Dünkel,
Der Gier entgangen, selbstlos, ohne Wunsch,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

495

Die den drei Arten des Begehrens* nicht verfallen,
Das Flutbereich durchkreuzten, selbstlos wandern,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 


* Drei Arten des Begehrens (tanhāsu, plur. siehe tanhā); K: Sinnlichkeits-, Daseins- und Vernichtungs-Begehren.


 

496

Die nicht nach irgend etwas in der Welt Begehren hegen,
Nach mannigfachem Dasein, sei es hier, sei's drüben,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

497

Die hauslos wandern, frei von Lüsten,
Die selbstbeherrscht und gerade wie das Weberschiff,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

498

Der Leidenschaft entgangen und geeint die Sinne,
Die sich befreiten, wie der Mond von Rahu's Griff*,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 


* Wie der Mond von Rahu's Griff; die mythologische Bczeichnung der Mondfinsternis. Siehe Samyutta-Nik. 2.9.


 

499

Die stille wurden, leidenschaftsentgangen, ohne Groll,
Von künftigem Dasein frei, ward dieses hier verlassen,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

500

Die völlig der Geburt, dem Tod entkamen,
Die jeder Ungewißheit sind entronnen,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

501

Sich selber Leuchte, ziehn sie durch die Welt,
Entledigt und von allem ganz erlöst,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

502

Die hier erfuhren, wie es wirklich ist:
,Das letzte Mal war dies! Nun endet Wiederkehr!'
Die Opferspende mag er solchen reichen.
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

503

Ein Wissensmeister, Schauung liebend, achtsam,
Der die Erleuchtung fand und Zuflucht vieler ist,
Die Opferspende mag er solchen reichen,
Der Priester, der Verdienst begehrend opfern will.

 

504 MĀGHA

Nicht vergeblich, wahrlich, waren meine Fragen!
Die Gabewürdigen hast du mir erklärt.
Du, wahrlich, hast erfahren, wie dies wirklich ist.
So nämlich ward bekannt dir diese Satzung.

 

505

Wer gebefreudig, Gabenherr als Hausner,
Verdienst begehrend und erhoffend opfern will,
Hier andern Menschen Trank und Speise gibt,
Verkünde mir Vollendung seines Opfers!

 

506 DER ERHABENE

Opfere nur und opfernd, Māgha,
Erfülle gänzlich deinen Geist mit Freude!
Ein Anlaß sei dem Opfernden das Opfer.
Hierauf sich stützend, läßt man Schuld.

 

507

Der Gier entgangen, mögest Haß du bannen,
Das Herz in Güte üben unumgrenzt,
Tags sowie nächtens, ständig unermüdlich,
Nach allen Seiten strahle unumgrenzt!

 

508 (MĀGHA)

Wer ist gereinigt und befreit, wer ist gefesselt?
Wodurch gelangt man hin zur Brahma-Welt?
Der ich nicht weiß, o künde es mir, Weiser!
Ein Augenzeuge bist du mir, Erhabener!
In dir hab' Brahma leibhaft ich geschaut!
Bist du nicht wahrhaft Brahma gleich?
Wie taucht man auf in Brahma-Welt, o Hehrer?

 

509 DER ERHABENE

Dreifach vollkommenes Opfer*, wer es darbringt,
Erreichen mag durch Gabenwürdige er sein Ziel.
Wer derart opfert, gerne gibt in rechter Weise,
Der, künd' ich, taucht in Brahma-Welt dann auf.

 


* Dreifach vollkommenes Opfer; d.i. 'das zu den drei Zeiten erfreuende', wozu K den folgenden Vers zitiert:

Vor dem Geben schon froh, während des Gebens beglückt,
Nach dem Geben erfreut, - dies ist des Opfers Vollkommenheit.

 

Nach diesen Worten sprach Māgha, der junge Brahmane, zum Erhabenen also: "Vortrefflich, Herr Gotama! Vortrefflich, Herr Gotama! Wie wenn man Umgestürztes aufrichtet, Verdecktes enthüllt, einem Verirrten den Weg weist, in die Finsternis eine Leuchte bringt, auf daß Sehende die Dinge erkennen können, - ebenso ward vom Herrn Gotama auf mannigfache Weise die Lehre verkündet. So nehme ich denn meine Zuflucht zum Herrn Gotama, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde! Als Anhänger möge mich der Herr Gotama betrachten! Von heute an bis zum Ende unseres Lebens habe ich Zuflucht genommen!"


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