Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

188. Die Erzählung von dem Löwenschakal (Sihakotthuka-Jataka)

„Mit Löwentatzen, Löwenkrallen“

 

§A. Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf Kokalika. Eines Tages nämlich, als andere Hochgelehrte die Lehre erklärten, wollte auch Kokalika die Lehre erklären,

§D. usw. gerade wie oben ausgeführt [1]. —

Als aber der Meister diese Begebenheit erfuhr, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, ist Kokalika durch seine Stimme erkannt worden, sondern auch früher schon wurde er dadurch erkannt.“ Und er erzählte folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

 

§B. Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, war der Bodhisattva ein Löwe im Himalaya-Gebirge. Infolge seiner Vereinigung mit einem Schakalweibchen bekam er von ihr einen Sohn. Dieser glich in Tatzen, Krallen, in der Mähne, der Farbe, der Gestalt, kurz im Äußern ganz seinem Vater, in der Stimme aber glich er seiner Mutter.

Eines Tages nun, als es aufgehört hatte zu regnen, ergötzten sich die Löwen mit Schreien. Auch jener bekam Lust, unter ihnen seine Stimme ertönen zu lassen, und stieß das Schakalgeschrei aus. Als aber die Löwen seine Stimme hörten, verstummten sie. Da nun ein andrer Sohn des Bodhisattva, der diesem an Abstammung gleich war, diesen Laut vernahm, fragte er: „Vater, dieser Löwe gleicht uns an Farbe usw., seine Stimme aber ist ganz anders. Was ist er denn?“ Und er sprach folgende erste Strophe:

§1. „Mit Löwentatzen, Löwenkrallen,
mit Löwenfüßen auch versehen
ist dieser Löwe; doch sein Schreien
verschieden klingt von allen andern.“

Als der Bodhisattva dies hörte, erwiderte er: „Mein Sohn, dieser dein Bruder ist der Sohn eines Schakalweibchens; an Gestalt gleicht er mir, in seiner Stimme aber gleicht er seiner Mutter.“ Darauf sagte er zu dem Sohne des Schakalweibchens: „Mein Sohn, mache von jetzt an, wenn du hier weilst, keinen Lärm! Wenn du wieder schreist, werden sie merken, dass du ein Schakal bist.“ Und indem er ihn so ermahnte, sprach er folgende zweite Strophe:

§2. „Nicht schreie mehr, o Königssohn;
ohn' allen Lärm verweil im Walde.
An deiner Stimme kennt man dich;
denn dies ist nicht des Vaters Laut.“

Als aber jener diese Ermahnung vernahm, getraute er sich nicht mehr zu schreien.

 

§C. Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt hatte, verband er das Jataka mit folgenden Worten: „Damals war der Schakal Kokalika, der Sohn gleicher Abstammung war Rahula, der König der Tiere aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Löwenschakal


[1] Nämlich im 172. Jataka.


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