uparrow.gif (358 bytes) Digha Nikāya - Die Längere Sammlung  

16. Mahāparinibbāna Sutta, Teil 5


16.5.1 Die höchste Verehrung

Da hat denn der Erhabene sich an den ehrwürdigen Anando gewandt:

«Laß' uns, Anando, nach den Gewässern der Hiraññavatī aufbrechen, ans andere Gestade hinüber ziehen, auf Kusinārer-Landgebiet, nach dem Kronwalde der Maller, dahin wollen wir gehen.»

«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach den Gewässern der Hiraññavatī, ans andere Gestade hinübergezogen, auf Kusinārer Landgebiet, zum Kronwalde der Maller gekommen. Dort angelangt hat der Erhabene sich an den ehrwürdigen Anando gewandt:

«Sei so lieb, Anando, und lasse mir zwischen ein paar Bäumen eine Bahre mit dem Scheitel nach Norden aufstellen: ich bin müde, Anando, und möchte mich hinlegen.»

«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen; und er ließ inmitten zweier Kronbäume eine Bahre mit dem Scheitel nach Norden aufstellen. Da hat denn der Erhabene sich auf die rechte Seite wie der Löwe hingelegt, einen Fuß über dem anderen, klar bewußt.

Damals nun waren die zwei Kronbäume in voller Knospenpracht aufgegangen, außer der Blütezeit. Von denen wurde der Leib des Vollendeten bestreut, überstreut, über und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren. Und Blüten vom himmlischen Korallenbaum flatterten aus den Lüften hernieder, auch davon wurde der Leib des Vollendeten bestreut, überstreut, über und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren. Und himmlischer Sandelstaub kam aus den Lüften herangeweht, auch davon wurde der Leib des Vollendeten bestreut, überstreut, über und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren. Und himmlische Klangweisen ließen sich in den Lüften vernehmen, dem Vollendeten zu Ehren, und himmlische Sangweisen gingen in den Lüften da vor, dem Vollendeten zu Ehren. Da hat nun der Erhabene sich an den ehrwürdigen Anando gewandt:

«In voller Knospenpracht sind, Anando, die zwei Kronbäume aufgegangen, außer der Blütezeit. Von ihnen wird der Leib des Vollendeten bestreut, überstreut, über und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren. Und Blüten vom himmlischen Korallenbaum flattern aus den Lüften hernieder, auch davon wird der Leib des Vollendeten bestreut, überstreut, über und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren. Und himmlischer Sandelstaub kommt aus den Lüften herangeweht, auch davon wird der Leib des Vollendeten bestreut, überstreut, über und über bestreut, dem Vollendeten zu Ehren. Und himmlische Klangweisen lassen sich in den Lüften vernehmen, dem Vollendeten zu Ehren, und himmlische Sangweisen gehn in den Lüften da vor, dem Vollendeten zu Ehren. Aber nicht eben, Anando, insofern wird der Vollendete wertgehalten oder hochgeschätzt, geachtet oder geehrt und gefeiert. Wer da, Anando, als Mönch oder als Nonne, als Anhänger oder als Anhängerin (*39), der Lehre lehrgemäß nachfolgend ausharrt, auf dem geraden Pfade vorschreitend der Lehre gemäß wandelt der wertet und schätzt, achtet und ehrt den Vollendeten mit der höchsten Ehre. Darum aber, Anando: "Der Lehre lehrgemäß nachfolgend werden wir ausharren, auf dem geraden Pfade vorschreitend der Lehre gemäß wandeln": so habt ihr, Anando, euch wohl zu üben.»


16.5.2 Verehrung durch die Gottheiten

Während der Zeit nun war der ehrwürdige Upavāno vor dem Erhabenen gestanden und hatte dem Erhabenen Kühlung gefächelt. Da hat nun der Erhabene den ehrwürdigen Upavano abgewiesen:

«Geh' beiseite, Mönch, so daß du da nicht vor mir stehst.»

Aber der ehrwürdige Anando gedachte nun hier: "Dieser ehrwürdige Upavāno ist seit langem des Erhabenen Aufwärter, ist dem näheren Kreise mit zugehörig; und der Erhabene weist nun in der letzten Stunde den ehrwürdigen Upavāno ab: "Geh' beiseite, Mönch, so daß du da nicht vor mir stehst." Was mag wohl der Anlaß, was der Umstand sein, daß der Erhabene den ehrwürdigen Upavāno so abgewiesen hat?" Und der ehrwürdige Anando sprach nun zum Erhabenen also:

«Dieser ehrwürdige Upavāno, o Herr, ist seit langem des Erhabenen Aufwärter, ist dem näheren Kreise mit zugehörig; und der Erhabene weist nun in der letzten Stunde den ehrwürdigen Upavāno ab: "Geh' beiseite, Mönch, so daß du da nicht vor mir stehst." Was mag wohl, o Herr, der Anlaß, was der Umstand sein, daß der Erhabene den ehrwürdigen Upavāno so abgewiesen hat?»

«Immer mehr und mehr, Anando, strömen in den zehn Weltgegenden Gottheiten zusammen, den Vollendeten zu sehn. Soweit, Anando, als Kusinārer Landgebiet reicht, um den Kronwald der Maller zwölf Meilen in der Runde, ist keine Stelle auch nur mit der Spitze eines Haares betupfbar, die nicht von vielmögenden Gottheiten erfüllt wäre. Gottheiten, Anando, seufzten da auf: "Weither gar sind wir herangezogen, den Vollendeten zu sehn: selten doch nur, irgend einmal, erscheint ein Vollendeter in der Welt, ein Heiliger, vollkommen Erwachter! Heute aber, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Vollendete zur Erlöschung eingehn: nun hat da ein vielmögender Mönch sich vor den Erhabenen hingestellt, ein Wehr bildend, und nicht ist uns gegönnt in der letzten Stunde der Anblick des Vollendeten", so seufzten, Anando, da Gottheiten auf.»

«Wie beschaffen aber, o Herr, sind die Gottheiten, die der Erhabene im Geiste bemerkt?»

«Es sind, Anando, Gottheiten im Raume mit irdischen Gedanken, die raufen sich klagend das Haar, ringen klagend die Hände, wie gebrochenen Fußes stürzen sie nieder, schwanken heran und schwanken hinweg: "Allzu bald wird der Erhabene zur Erlöschung eingehn, allzu bald wird der Willkommene zur Erlöschung eingehn, allzu bald wird das Auge der Welt dahingeschwunden sein!" Es sind, Anando, Gottheiten auf der Erde mit irdischen Gedanken, die raufen sich klagend das Haar, ringen klagend die Hände, wie gebrochenen Fußes stürzen sie nieder, schwanken heran und schwanken hinweg: "Allzu bald wird der Erhabene zur Erlöschung eingehn, allzu bald wird der Willkommene zur Erlöschung eingehn, allzu bald wird das Auge der Welt dahingeschwunden sein!" Die aber da Gottheiten sind von Verlangen genesen, die harren hierbei klar bewußt aus: "Erscheinung vergeht - wie wär's auch anders möglich".»

«Früher, o Herr, sind allerseits, nach verbrachter Regenzeit, die Mönche hergekommen, den Vollendeten zu sehn: da war uns gegönnt, geistgewaltige Mönche zu sehn, gegönnt an ihrer Seite zu weilen. Nach dem Verscheiden, o Herr, des Erhabenen wird uns nun nicht mehr gegönnt sein geistgewaltige Mönche zu sehn, nicht gegönnt sein an ihrer Seite zu weilen!»


16.5.3 Die vier verehrungswürdigen Orte

«Vier Stätten sind es, Anando, die ein edler Sohn, der Zutrauen hat wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen mag: und welche vier?

  1. "Hier ist der Vollendete geboren": das ist, Anando, eine Stätte, die ein edler Sohn, der Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen mag.
  2. "Hier ist der Vollendete in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwacht": das ist, Anando, eine Stätte, die ein edler Sohn, der Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen mag.
  3. "Hier hat der Vollendete das unvergleichliche Reich der Wahrheit dargestellt": das ist, Anando, eine Stätte, die ein edler Sohn, der Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen mag.
  4. "Hier ist der Vollendete in der ohne Hangen verbliebenen Art der Erlöschung zu erlöschen gekommen": das ist, Anando, eine Stätte, die ein edler Sohn, der Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen mag.

Das sind, Anando, vier Stätten, die ein edler Sohn, der Zutrauen hat, wohl aufsuchen mag, wohl auf sich wirken lassen mag. -

Herankommen werden, Anando, aus Zutrauen Mönche und Nonnen, Anhänger und Anhängerinnen, gedenkend: "Hier ist der Vollendete geboren"; gedenkend: "Hier ist der Vollendete in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwacht"; gedenkend: "Hier hat der Vollendete das unvergleichliche Reich der Wahrheit dargestellt"; gedenkend: "Hier ist der Vollendete in der ohne Hangen verbliebenen Art der Erlöschung zu erlöschen gekommen." Die aber da, Anando, nach den Denkmalen wandernd wallfahrten und mit heiter gewordenem Herzen sterben werden, die werden alle, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische Welt einkehren.»


16.5.4 Anandas Frage bezüglich Frauen

«Wie sollen wir, o Herr, mit den Weibern uns verhalten?»

«Nicht sehn, Anando.»

«Und wenn, Erhabener, gesehen, soll man sich wie verhalten?»

«Nicht ansprechen, Anando.»

«Wenn aber eins anspricht, o Herr, soll man sich wie verhalten?»

«Achtsamkeit, Anando, bewahren.»


16.5.5 Die vier Gründe zur Errichtung einer Stupa

«Wie sollen wir, o Herr, mit dem Leichnam des Vollendeten uns betragen?» «Nicht sollt ihr, Anando, beschäftigt sein mit des Vollendeten Leichenfeier: laßt euch nur lieber, Anando, am eigenen Heile gelegen sein, am eigenen Heile weiterschaffen, am eigenen Heile unermüdlich, in heißem, innigem Ernste arbeiten. ES gibt, Anando, weise Fürsten, auch weise Priester, auch weise Bürger, die dem Vollendeten freundlich ergeben sind: die werden dem Vollendeten die Leichenfeier entrichten.»

«Wie aber, o Herr, hat man mit dem Leichnam des Vollendeten zu verfahren?»

«Wie man, Anando, mit dem Leichnam eines Kaiserkönigs umgeht, so hat man mit dem Leichnam des Vollendeten zu verfahren.»

«Und wie geht man, o Herr, mit dem Leichnam eines Kaiserkönigs um?»

«Den Leichnam, Anando, eines Kaiserkönigs umwindet man mit ungebrauchtem Linnen; mit ungebrauchtem Linnen umwunden umwindet man ihn mit ausgefaserter Baumwolle; mit ausgefaserter Baumwolle umwunden umwindet man ihn mit ungebrauchtem Linnen hat man auf diese Weise den Leichnam des Kaiserkönigs fünfhundertmal doppelt umwunden, so versenkt man ihn in eine eherne Truhe mit Öl, verschließt sie mit ehernem Deckel (*40), schichtet einen Scheiterhaufen aus allen würzigen Hölzern zusammen und läßt den Leichnam des Kaiserkönigs in Flammen aufgehn, errichtet wo vier Straßen sich kreuzen dem Kaiserkönig ein Kuppelmal. Also geht man, Anando, mit dem Leichnam eines Kaiserkönigs um. Wie man nun, Anando, mit dem Leichnam eines Kaiserkönigs umgeht, so hat man mit dem Leichnam des Vollendeten umzugehn, wo vier Straßen sich kreuzen dem Vollendeten ein Kuppelmal zu errichten. Die aber etwa dort einen Kranz oder eine Blume oder Sandel niederlegen, oder einen Gruß darbringen, oder das Herz heiter zuwenden werden, denen wird das langehin zur Freude, zum Wohle gereichen.

 

«Vier sind es, Anando, denen ein Kuppelmal gebührt: und welche vier?

  1. Einem Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten gebührt ein Kuppelmal,
  2. einem einzeln Erwachten gebührt ein Kuppelmal,
  3. einem Jünger des Vollendeten gebührt ein Kuppelmal,
  4. einem Kaiserkönige gebührt ein Kuppelmal.

Was für ein Umstand, Anando, begründet es aber, daß einem Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten ein Kuppelmal gebührt? "Das ist das Kuppelmal jenes Erhabenen, Heiligen, vollkommen Erwachten": so wenden, Anando, viele Leute das Herz heiter zu; und haben sie dort das Herz heiter zugewandt, so gelangen sie, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr in himmlische Welt. Das ist, Anando, ein Umstand, der es begründet, daß einem Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten ein Kuppelmal gebührt.

Was für ein Umstand, Anando, begründet es aber, daß einem einzeln Erwachten ein Kuppelmal gebührt? "Das ist das Kuppelmal jenes einzeln Erwachten": so wenden, Anando, viele Leute das Herz heiter zu; und haben sie dort das Herz heiter zugewandt, so gelangen sie, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr in himmlische Welt. Das ist, Anando, ein Umstand, der es begründet, daß einem einzeln Erwachten ein Kuppelmal gebührt.

Was für ein Umstand, Anando, begründet es aber, daß einem Jünger des Vollendeten ein Kuppelmal gebührt? "Das ist das Kuppelmal des Jüngers jenes Erhabenen, Heiligen, vollkommen Erwachten": so wenden, Anando, viele Leute das Herz heiter zu; und haben sie dort das Herz heiter zugewandt, so gelangen sie, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr in himmlische Welt. Das ist, Anando, ein Umstand, der es begründet, daß einem Jünger des Vollendeten ein Kuppelmal gebührt.

Was für ein Umstand, Anando, begründet es aber, daß einem Kaiserkönige ein Kuppelmal gebührt? "Das ist das Kuppelmal jenes gerechten, wahrhaftigen Königs": so wenden, Anando, viele Leute das Herz heiter zu; und haben sie dort das Herz heiter zugewandt, so gelangen sie, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, zur Einkehr in himmlische Welt.

Das ist, Anando, ein Umstand, der es begründet, daß einem Kaiserkönige ein Kuppelmal gebührt. Das sind, Anando, die Vier, denen ein Kuppelmal gebührt.»


16.5.6 Die ungewöhnlichen Fähigkeiten von Anando

Da hat nun der ehrwürdige Anando das Schutzhaus betreten, den Türkopf umklammert (*41) und ist weinend gestanden: "Wie muß ich kämpfen, ach, muß da noch ringen: und es geht mir der Meister nun zur Erlöschung hin, der sich meiner erbarmte!" Alsbald aber wandte sich der Erhabene an die Mönche:

«Wo ist wohl, ihr Mönche, Anando?»

«Es ist, o Herr, der ehrwürdige Anando in das Schutzhaus getreten; den Türkopf umklammernd steht er weinend daran: "Wie muß ich kämpfen, ach, muß da noch ringen: und es geht mir der Meister nun zur Erlöschung hin, der sich meiner erbarmte!"»

Da hat der Erhabene einen der Mönche beauftragt: «Gehe du, Mönch, und sag' in meinem Namen zu Anando: "Der Meister läßt dich, Bruder Anando, rufen."»

«Wohl, o Herr», sagte da gehorsam jener Mönch zum Erhabenen; und er begab sich zum ehrwürdigen Anando hin und sprach also: «Der Meister läßt dich, Bruder Anando, rufen.»

«Ich komme, Bruder», entgegnete der ehrwürdige Anando jenem Mönche; und er kam zum Erhabenen heran, verbeugte sich ehrerbietig vor dem Erhabenen und setzte sich beiseite nieder. Zum ehrwürdigen Anando, der da beiseite saß, sprach nun der Erhabene also:

 

«Genug, Anando, sei nicht traurig, lasse die Klage: hab' ich denn das, Anando, nicht vorher schon verkündet, daß eben alles, was einem lieb und angenehm ist, verschieden werden, aus werden, anders werden muß? Woher könnte das hier, Anando, erlangt werden, daß was geboren, geworden, zusammengesetzt, dem Verfall unterworfen ist, da doch nicht verfallen sollte: das gibt es nicht. Lange hindurch hast du, Anando, dem Vollendeten mit liebevoller Tat gedient, freundlich, zartfühlend, unverhohlen, unbegrenzt, mit liebevollem Worte gedient, mit liebevollem Geiste gedient, freundlich, zartfühlend, unverhohlen, unbegrenzt. Gutes getan hast du, Anando; schaffe rüstig weiter: bald wirst du frei vom Wahne sein.»

Dann wandte sich der Erhabene an die Mönche:

«Die da einst, ihr Mönche, in vergangenen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte waren, auch jene Erhabenen hatten nur solche unübertreffliche Aufwärter, wie es Anando bei mir war. Und die einst, ihr Mönche, in künftigen Zeiten Heilige, vollkommen Erwachte sein werden, auch jene Erhabenen werden nur solche unübertreffliche Aufwärter haben, wie es Anando bei mir war. Klug ist, ihr Mönche, Anando, er weiß das ist die Zeit den Vollendeten besuchen zu gehen für die Mönche, das ist die Zeit für die Nonnen, das ist die Zeit für die Anhänger, das ist die Zeit für die Anhängerinnen, das ist die Zeit für den König und königliche Würdenträger, das ist die Zeit für Büßer und Büßergefolge.

 

«Vier Dinge, ihr Mönche, erstaunlich und ungewöhnlich, finden sich bei Anando: und welche vier? Wenn da, ihr Mönche, eine Versammlung von Mönchen Anando besuchen geht, gereicht ihr sein Anblick zur Freude; wenn dann Anando die Lehre vorträgt, gereicht ihr auch sein Vortrag zur Freude; und immer noch lauschen, ihr Mönche, würde die Versammlung der Mönche: aber Anando hat beendet. Wenn da, ihr Mönche, eine Versammlung von Nonnen, eine Versammlung von Anhängern, eine Versammlung von Anhängerinnen Anando besuchen geht, gereicht ihr sein Anblick zur Freude; wenn dann Anando die Lehre vorträgt gereicht ihr auch sein Vortrag zur Freude; und immer noch lauschen, ihr Mönche, würde so eine Versammlung: aber Anando hat beendet. Das sind, ihr Mönche, vier erstaunliche, ungewöhnliche Dinge, die sich bei Anando finden.

 

«Vier Dinge, ihr Mönche, erstaunlich und ungewöhnlich, finden sich bei einem Kaiserkönige: und welche vier? Wenn da, ihr Mönche, eine Versammlung von Kriegern den Kaiserkönig besuchen geht, gereicht ihr sein Anblick zur Freude; wenn dann der Kaiserkönig zu reden anhebt, gereicht ihr auch seine Rede zur Freude; und immer noch lauschen, ihr Mönche, würde die Versammlung der Krieger: aber der Kaiserkönig hat beendet. Wenn da, ihr Mönche, eine Versammlung von Priestern, eine Versammlung von Bürgern, eine Versammlung von Asketen den Kaiserkönig besuchen geht, gereicht ihr sein Anblick zur Freude; wenn dann der Kaiserkönig zu reden anhebt, gereicht ihr auch seine Rede zur Freude; und immer noch lauschen, ihr Mönche, würde so eine Versammlung: aber der Kaiserkönig hat beendet. Ebenso nun auch, ihr Mönche, finden sich bei Anando diese vier Dinge, die erstaunlich und ungewöhnlich sind.»

Nach diesen Worten sprach der ehrwürdige Anando zum Erhabenen also:


16.5.7 Die frühzeitliche Geschichte von Kusinārā

«Möge, o Herr, der Erhabene nicht an diesem unbedeutenden Orte, der in der Wildnis gelegen ist, bei der kleinen Landstadt zur Erlöschung eingehn! Es gibt, o Herr, andere, große Städte, als wie etwa Campā, Rājagaham, Sāvatthī, Sāketam, Kosambī, Benāres (*42): dort geruhe der Erhabene erlöschen zu wollen, dort sind viele hochmögende Fürsten, hochmögende Priester, hochmögende Bürger dem Vollendeten freundlich ergeben, die werden dem Vollendeten die Leichenfeier entrichten.»

 

«Sage das nicht, Anando, sage das nicht, Anando: ein unbedeutender Ort, in der Wildnis gelegen, eine kleine Landstadt. Es war einmal, Anando, ein König gewesen, "Der große Herrliche" genannt, ein Kaiserkönig, ein gerechter und wahrer Herrscher, ein Sieger bis zur Mark der See, der seinem Reiche Sicherheit schuf, mit den sieben Juwelen begabt war. Diesem König, Anando, dem großen Herrlichen, war da Kusinārā, Kusāvātī geheißen, zur Königsburg eigen, ein Stadtgebiet von Osten nach Westen zwölf Meilen in die Länge, von Norden nach Süden sieben Meilen (yojanam) in die Breite.

Kusāvatī, Anando, die Königsburg, war mächtig emporgediehen, volkreich, von Menschen durchströmt, voller Überfluß. Gleichwie etwa, Anando, bei den Göttern Alakamandā, wie man sagte, die Königsburg, mächtig emporgediehen war, volkreich, von Geistern durchströmt, voller Überfluß: ebenso auch nun, Anando, war Kusāvatī die Königsburg mächtig emporgediehen, volkreich, von Menschen durchströmt, voller Überfluß. Kusāvatī, Anando, die Königsburg, wurde vor zehnfachem Lärmen nicht ruhig, weder bei Tag noch bei Nacht, und zwar vom Trompeten der Elefanten, vom Wiehern der Rosse, vom Rasseln der Wagen, von Paukenschall und Trommelwirbel, von Lautengefiedel und Liedergesang, von lustigem Schreien und Händeklatschen und dem Rufe "Ergetzet euch, trinket und esset" als zehntem Lärm. -

Geh' hin, Anando, nach Kusinārā steige hinauf, und bringe den kusinārischen Mallern die Botschaft: "Heute, ihr Vāsetther, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Vollendete zur Erlöschung eingehen. Schreitet herbei, Vāsetther, schreitet herbei, Vāsetther, auf daß ihr später nicht Reue empfindet: 'Bei uns, in unserem Feldbereich, ist der Vollendete zur Erlöschung eingegangen - und wir haben in der letzten Stunde den Vollendeten nicht zu sehn bekommen.'"»

«Wohl, o Herr», sagte gehorsam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen; und er rüstete sich, nahm Mantel und Schale und stieg ohne Gefährten nach Kusinārā hinauf.

Um diese Zeit nun waren die kusinārischen Maller im Herrenhause versammelt, irgendeiner Angelegenheit wegen. Da begab sich denn der ehrwürdige Anando nach dem Herrenhause der kusinārischen Maller hin. Dort angelangt brachte er den kusinārischen Mallern die Botschaft:

«Heute, ihr Vāsetther, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Vollendete zur Erlöschung eingehen. Schreitet herbei, Vāsetther, schreitet herbei, Vāsetther, auf daß ihr später nicht Reue empfindet: "Bei uns, in unserem Feldbereich, ist der Vollendete zur Erlöschung eingegangen - und wir haben in der letzten Stunde den Vollendeten nicht zu sehn bekommen."»

Auf diese Meldung des ehrwürdigen Anando wurden die Maller und die Söhne der Maller die mallischen Frauen und die mallischen Mütter betroffen, betrübt von geistigem Schmerze erfüllt: und manche rauften sich klagend das Haar, rangen klagend die Hände, stürzten hin wie gebrochenen Fußes, schwankten heran und schwankten hinweg: "Allzu bald wird der Erhabene zur Erlöschung eingehn, allzu bald wird der Willkommene zur Erlöschung eingehn, allzu bald wird das Auge der Welt dahingeschwunden sein!"

Da sind denn die Maller und die Söhne der Maller, die mallischen Frauen und die mallischen Mütter, betroffen, betrübt, von geistigem Schmerze erfüllt, in die Landschaft hinabgezogen, nach dem Kronwalde der Maller, zum ehrwürdigen Anando haben sie sich hinbegeben.

Aber der ehrwürdige Anando sagte sich nun:

"Wenn ich die kusinārischen Maller je einzeln vor den Erhabenen zum Gruße hinführte, würde ja der Erhabene unbegrüßt von den kusinārischen Mallern bleiben, weil diese Nacht damit verbraucht würde; wie, wenn ich nun die kusinārischen Maller von Stamm zu Stamm abgeteilt zum Gruße vor den Erhabenen hintreten ließe: 'Der Maller so und so benannt, o Herr, kommt mit Kind und Gattin, Sippe und Gesinde zu Füßen des Erhabenen sich verbeugen'" (*45).

So hat denn der ehrwürdige Anando die kusinārischen Maller von Stamm zu Stamm abgeteilt zum Gruße vor den Erhabenen hintreten lassen:

«Der Maller so und so benannt, o Herr, kommt mit Kind und Gattin, Sippe und Gesinde zu Füßen des Erhabenen sich verbeugen.»

Auf diese Weise hatte nun der ehrwürdige Anando schon in den ersten Stunden der Nacht die kusinārischen Maller den Erhabenen begrüßen lassen.


16.5.8 Die letzte Belehrung von Subhaddo

Zur damaligen Zeit war aber ein Pilger, Subhaddo mit Namen, in Kusinārā eingetroffen. Es hörte nun Subhaddo der Pilger reden: "Heute noch, heißt es, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Asket Gotamo zur Erlöschung eingehen!" Und Subhaddo der Pilger begann da nachzudenken: "Sagen hab' ich ja wohl hören davon, bei den altgewordenen, hochbejahrten Pilgern, bei den Meistern und Altmeistern, als sie unter einander sprachen: 'Selten doch nur, irgend einmal, erscheinen Vollendete in der Welt, Heilige, vollkommen Erwachte.' Heute aber, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Asket Gotamo zur Erlöschung eingehen. Nun ist mir da ein Zweifel über eine Sache aufgestiegen, und ich habe das Vertrauen zum Asketen Gotamo, der Asket Gotamo vermöchte mir die Satzung soweit aufzuweisen, daß ich da den Zweifel über jene Sache verlieren könnte." Alsbald nun begab sich Subhaddo der Pilger auf das Land hinaus, nach dem Kronwalde der Maller, wo der ehrwürdige Anando weilte, dahin schritt er. Dort angelangt sprach er zum ehrwürdigen Anando also:

«Sagen hab' ich hören, werter Anando, bei den altgewordenen, hochbejahrten Pilgern, bei den Meistern und Altmeistern, als sie unter einander sprachen: "Selten doch nur, irgend einmal, erscheinen Vollendete in der Welt, Heilige, vollkommen Erwachte." Heute aber, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Asket Gotamo zur Erlöschung eingehn. Nun ist mir da ein Zweifel über eine Sache aufgestiegen, und ich habe das Vertrauen zum Asketen Gotamo, der Asket Gotamo vermöchte mir die Satzung soweit aufzuweisen, daß ich da den Zweifel über jene Sache verlieren könnte. vielleicht darf es mir, werter Anando, vergönnt sein den Asketen Gotamo zu sehn.»

Also angesprochen sagte der ehrwürdige Anando zu Subhaddo dem Pilger:

«Genug, Bruder Subhaddo: laß' den Vollendeten ungeplagt, müde geworden ist der Erhabene.»

Aber ein zweites Mal, und ein drittes Mal wandte sich Subhaddo der Pilger an den ehrwürdigen Anando mit den Worten:

«Sagen hab' ich hören, werter Anando, bei den altgewordenen, hochbejahrten Pilgern, bei den Meistern und Altmeistern, als sie unter einander sprachen: "Selten doch nur, irgend einmal, erscheinen Vollendete in der Welt, Heilige, vollkommen Erwachte." Heute aber, in den letzten Stunden der Nacht, wird der Asket Gotamo zur Erlöschung eingehen. Nun ist mir da ein Zweifel über eine Sache aufgestiegen, und ich habe das Vertrauen zum Asketen Gotamo, der Asket Gotamo vermöchte mir die Satzung soweit aufzuweisen, daß ich da den Zweifel über jene Sache verlieren könnte. Vielleicht darf es mir, werter Anando, vergönnt sein den Asketen Gotamo zu sehn.»

Zum dritten Mal aber sagte da der ehrwürdige Anando zu Subhaddo dem Pilger:

«Genug, Bruder Subhaddo: laß' den Vollendeten ungeplagt, müde geworden ist der Erhabene.»

Es hörte nun der Erhabene diese Unterredung des ehrwürdigen Anando mit Subhaddo dem Pilger. Da wandte sich denn der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:

«Genug, Anando, wehre Subhaddo nicht ab: es soll, Anando, Subhaddo vergönnt sein den Vollendeten zu sehn. Was auch immer Subhaddo mich fragen wird, all das wird er mich nur aus Wißbegier fragen, und nicht um mit mir zu streiten: und was ich so gefragt antworten werde, das wird er gar bald verstehen.»

Da hat nun der ehrwürdige Anando zu Subhaddo dem Pilger gesagt:

«Komm', Bruder Subhaddo: der Erhabene gibt dir Gehör.»

Da ist denn Subhaddo der Pilger vor den Erhabenen hingetreten, hat nach höflichem Gruße mit dem Erhabenen freundliche, denkwürdige Worte gewechselt und beiseite sich niedergesetzt. Beiseite sitzend hat dann Subhaddo der Pilger zum Erhabenen also gesprochen:

«Die da, o Gotamo, Asketen und Priester sind, von zahlreichen Jüngern umschart, Häupter der Schulen, bekannte, gefeierte Bahnbrecher, die viel bei den Leuten gelten, als wie etwa Pūrano Kassapo, Makkhali Gosālo, Ajito Kesakambalo, Pakudho Kaccāyano, Sañjayo Belatthaputto, Nigantho Nāthaputto: haben alle die, wie ein jeder versichert, verstanden, oder haben alle eben nichts verstanden? Oder aber haben die einen verstanden, und die anderen nichts verstanden?»

«Genug, Subhaddo, laß' es gut sein, ob alle die, wie ein jeder versichert, verstanden haben, oder ob alle eben nichts verstanden haben, oder ob etwa die einen verstanden haben, und die anderen nichts verstanden haben. Die Satzung, Subhaddo, werd' ich dir aufweisen: höre zu und achte wohl auf meine Rede.»

«Gewiß, o Herr», sagte da aufmerksam Subhaddo der Pilger zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:

«Wo da, Subhaddo, in einer Lehre und Zucht der heilige achtfältige Weg nicht zu finden ist, da ist auch der Asketenstand nicht zu finden, da ist auch der zweite Asketenstand nicht zu finden, da ist auch der dritte Asketenstand nicht zu finden, da ist auch der vierte Asketenstand nicht zu finden. Wo aber da, Subhaddo, in einer Lehre und Zucht der heilige achtfältige Weg zu finden ist, da ist auch der Asketenstand zu finden, da ist auch der zweite Asketenstand zu finden, da ist auch der dritte Asketenstand zu finden, da ist auch der vierte Asketenstand zu finden. Da ist nun, Subhaddo, in dieser Lehre und Zucht der heilige achtfältige Weg zu finden, und eben hier, Subhaddo, der Asketenstand, hier der zweite Asketenstand, hier der dritte Asketenstand, hier der vierte Asketenstand, ohne Verlangen nach Zank und Streit mit anderen Asketen. Wenn nun, Subhaddo, diese Mönche im Rechten verblieben, würde die Welt nicht leer an Heiligen.
 

«Ein Jahr bevor ich dreißig war, Subhaddo, 
Gepilgert bin ich fort um Heil zu suchen: 
Der Jahre sind es fünfzig und darüber, 
Seitdem ich als ein Pilger bin gewandert, 
Die echte Satzung Ort um Ort erweisend; 
Auf andre Art Asket noch sein, das geht nicht. 

 

Und geht nicht als zweiter Asket, und geht nicht als dritter Asket, und geht nicht als vierter Asket, ohne Verlangen nach Zank und Streit mit anderen Asketen. Wenn nun, Subhaddo, diese Mönche im Rechten verblieben, würde die Welt nicht leer an Heiligen.»

Nach diesen Worten hat Subhaddo der Pilger zum Erhabenen also gesprochen:

«Vortrefflich, o Herr, vortrefflich, o Herr! Gleichwie etwa, o Herr, als ob man Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder ein Licht in die Finsternis hielte: "Wer Augen hat wird die Dinge sehn": ebenso auch hat der Erhabene die Lehre gar vielfach gezeigt. Und so nehm' ich, o Herr, beim Erhabenen Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: möge mir, o Herr, der Erhabene Aufnahme gewähren, die Ordensweihe erteilen!»

«Wer da, Subhaddo, erst einem anderen Orden angehört hat und in diese Lehre und Zucht aufgenommen werden, die Weihe erhalten will, der bleibt vier Monate bei uns; und nach Verlauf von vier Monaten wird er, wenn er also verblieben ist, von innig erfahrenen Mönchen aufgenommen und eingeweiht in das Mönchtum denn ich habe hier manche Veränderlichkeit erfahren (*46)

«Wenn, o Herr, die früheren Anhänger anderer Orden, welche in diese Lehre und Zucht aufgenommen werden, die Weihe erhalten wollen, vier Monate bleiben, und nach Verlauf von vier Monaten, wenn sie also verblieben sind, von innig erfahrenen Mönchen aufgenommen und eingeweiht werden in das Mönchtum, so will ich vier Jahre bleiben: und nach Verlauf von vier Jahren sollen mich, wenn ich also verblieben bin, innig erfahrene Mönche aufnehmen und einweihen in das Mönchtum.»

Da wandte sich denn der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:

«Wohlan, Anando, so nehmt Subhaddo den Pilger auf.»

«Gern o Herr», sagte da gehorsam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Aber Subhaddo der Pilger sprach nun also zum ehrwürdigen Anando:

«Gesegnet bist du, Bruder Anando, hochgesegnet bist du, Bruder Anando, der du hier im Angesichte des Meisters mit gesalbter Nähe gesalbt bist!»

Es wurde Subhaddo der Pilger beim Erhabenen aufgenommen, wurde mit der Ordensweihe belehnt.

Nicht lange aber war der ehrwürdige Subhaddo in den Orden aufgenommen, da hatte er, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste gar bald was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes höchste Ziel des Asketentums noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen. "Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt" verstand er da. Auch einer war nun der ehrwürdige Subhaddo der Heiligen geworden.

Er ist des Erhabenen letzter persönliche Jünger gewesen.

ENDE DES FÜNFTEN BERICHTES


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(*40) BackFLEET, der im Journal of the Royal Asiatic Society 1906 den obigen Text wiederholt ausführlich besprochen und übersetzt hat, glaubt, p.661f., es sei an keine eherne oder eiserne Truhe zu denken, vielmehr an eine eisenfarbig gestrichene Holztruhe, weil nur letztere brennen könne. Man darf aber den Text nicht willkürlich ändern oder deuten, sondern muß ehern lassen was ehern angegeben ist. Wie die Technik bei der Verbrennung gewesen, wissen wir freilich nicht; es ist jedoch wohl anzunehmen, daß dieser metallene Sarkophag eben eigens zu dem Zweck eingerichtet war, etwa oben mit einem durchbrochenen Roste versehen. Ebenso wenig wissen wir, wie die Einbalsamierung während der sieben Tage vor der Verbrennung des Leichnams durchgeführt wurde. Der Text spricht auch dort nur von Räucherwerk, Weihrauch. Das muß uns genügen. Der Scheiterhaufen selbst soll zumeist aus Sandelholz gewesen sein, sagt der Kommentar. Dieser Brauch gilt noch heute bis nach China und weiter, bei der Verbrennung besonders ausgezeichneter Mönche: Sandelholz ist der ideale Brennstoff, aber aus Sparsamkeit pflegt man in der Regel gewöhnliche Scheite zu verwenden, und Späne der kostbareren und würzigen Hölzer werden von Zeit zu Zeit in die Flammen geworfen; die vollständige Einäscherung ist binnen 6-12 Stunden beendet: nach PERCEVAL YETTS' Notes on the Disposal of Buddhist Dead in China, Journal Roy. Asiatic Soc. 1911 p.705/6.

(*41) BackVihāro, hier ein kleines Schutzhaus oder Obdach im Walde, wie dergleichen später auch Asoko entsprechend errichten ließ, Inschrift von Paderia Zeile 3. - Der Türkopf, kapīsīso, wörtlich Affenkopf, ist das Profil, in das der Türpfosten endigt. Solche Rinnleisten haben, roh ausgedrechselt, Ähnlichkeit mit Affenköpfen, werden auch als Löwenköpfe profiliert die letzteren hat Asoko für seine Säulen, Tore u.s.w. gewählt.

(*42) BackCampā in Bengālen, am weitesten gegen Osten, ist zu Beginn D.4. geschildert, Rājagaham im Süden, als Hauptstadt von Magadhā, eine der meist genannten Königsburgen, im Norden Sāvatthī und Sāketam waren die zwei Residenzen des Königs von Kosalo. Kosambī im Westen, am breiten glitzernden Gestade der Yamunā gelegen, war noch den Griechen als Reichsfeste wohlbekannt, aber nur Benares in der Mitte ist ober der Erde geblieben, freilich, bis auf die uralten Badeplätze, zwanzigmal zerstört und verändert. Die Ruinen von Sāketam werden neuerdings, nach einer Angabe im Vāyupurānam, nördlich von Allahābād gesucht, etwa 30 km vom Prayāgas entfernt, dem auch von Gotamo genannten Payāgo des Ganges und der Yamunā, eine Entfernung, die mir aber angesichts der alten Größe und Bedeutung des letzteren Ortes viel zu nahe scheint. Vergl. Major VOST im Journal Royal Asiatic Society 1905 p.437-449 nebst Karte. Auch kann Sāketam von Sāvatthī nur eine Tagereise entfernt gewesen sein, nach jenem ausgezeichneten Hinweis in der Mittleren Sammlung S.174-175.

(*45) BackDieselbe bündige Zusammenfassung zeigt die Inschrift der Urne, in der, zugleich in kristallener Phiole verwahrt, ein Teil der Aschenreste Gotamos von den nächsten Stammverwandten, den Sakyern von Kapilavatthu, tief am Grunde eines Kuppelmals beigesetzt wurde: eine Inschrift, deren Graphik und Sprachausdruck ebenso nüchtern als vollkommen mit der Zeit und Sitte des obigen Berichts übereinstimmt, entdeckt in dem nach 2400 Jahren ausgegrabenen Kuppelmal oder Thūpo bei Piprāvā, an der Grenze von Nepal, im Januar 1898; vergl. die Nachweise Mittlere Sammlung 122 Anm Die kusinarischen Maller waren die Reichsnachbarn der Sakyer von Kapilavatthu; daher auch ihre besondere Anteilnahme. Der sakkische Herrensitz, Burg Kapilavatthu, lag noch etwa ein bis zwei Tagemärsche weiter nach Norden hinauf (heute eine sumpfige Wildnis); so weit war Gotamo auf der letzten Wanderung nicht mehr vorgedrungen: ohne Zweifel mit Vorbedacht.

(*46) BackDiese hier nach den siamesischen Handschriften treu überlieferte alte Ordensregel ist kürzlich durch die Auffindung wertvoller Fragmente des Samskrt-Kanons, deren wenige Blattreste PELLIOT aus dem 1500jährigen Sand- und Tempelschutt bei Kuchar im östlichen Turkestan glücklich gerettet hat, bestätigt worden, wo die entsprechende Stelle wörtlich übereinstimmt.


T="Back" BORDER="0" width="9" height="11">Diese hier nach den siamesischen Handschriften treu überlieferte alte Ordensregel ist kürzlich durch die Auffindung wertvoller Fragmente des Samskrt-Kanons, deren wenige Blattreste PELLIOT aus dem 1500jährigen Sand- und Tempelschutt bei Kuchar im östlichen Turkestan glücklich gerettet hat, bestätigt worden, wo die entsprechende Stelle wörtlich übereinstimmt.