Samyutta Nikaya

52. Anuruddha-Samyutta

S.52.1. Einsam I
S.52.2. Einsam II
S.52.3. Sutanu
S.52.4.-6. Kaktus I-III (Entbehrlich)
S.52.7. Versiegung des Durstes (Entbehrlich)
S.52.8. Salbaumhütte
S.52.9. Alles oder Ambapāli
S.52.10. Schwer krank
S.52.11.-24. Kräfte

S.52.1. Einsam I

 

Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Ehrwürdige Anuruddho in Sāvatthi im Siegerwalde im Garten Anāthapindikos. Als der Ehrwürdige Anuruddho dort einsam und zurückgezogen weilte, stieg ihm im Gemüte folgende Erwägung auf:

"Wer die 4 Pfeiler der Achtsamkeit vernachlässigt, vernachlässigt auch den edlen zur vollständigen Leidensversiegung führenden Pfad. Wer da die 4 Pfeiler der Achtsamkeit in Angriff nimmt, in Angriff genommen hat er auch den edlen zur vollständigen Leidensversiegung führenden Pfad".

Da erkannte der Ehrwürdige Mahā-Moggallāno in seinem Gemüte die Erwägung im Gemüte des Ehrwürdigen Anuruddho, und so schnell wie ein starker Mann den gebeugten Arm strecken oder den gestreckten Arm beugen mag, erschien er vor dem Ehrwürdigen Anuruddho. Und der Ehrwürdige Mahā-Moggallāno sprach zum Ehrwürdigen Anuruddho:

"Inwiefern, Bruder Anuruddha, hat der Mönch die 4 Pfeiler der Achtsamkeit in Angriff genommen? "

"Da, o Bruder, weilt der Mönch nach innen beim Körper und betrachtet das Gesetz des Entstehens, das Gesetz des Vergehens, das Gesetz des Entstehens-Vergehens: unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns.

Er weilt nach außen beim Körper und betrachtet das Gesetz des Entstehens, das Gesetz des Vergehens, das Gesetz des Entstehens-Vergehens: unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns.

Er weilt nach innen und außen beim Körper über den Körper und betrachtet das Gesetz des Entstehens, das Gesetz des Vergehens, das Gesetz des Entstehens-Vergehens: unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns.

Wünscht er es nun: 'Bei Nicht-Widerwärtigem möchte ich es als widerwärtig wahrnehmen, dann weilt er so, daß er es als widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich: 'Bei Widerwärtigem möchte ich es als nicht-widerwärtig wahrnehmen', dann weilt er so, daß er es als nicht-widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich nun: 'Bei Nichtwiderwärtigem und bei Widerwärtigem möchte ich es als widerwärtig wahrnehmen', dann weilt er so, daß er es als widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich: 'Bei Widerwärtigem und bei Nichtwiderwärtigem möchte ich es als nichtwiderwärtig wahrnehmen', dann weilt er so, daß er es als nicht widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich: 'Nichtwiderwärtiges und Widerwärtiges, beides will ich von mir weisen und gleichmütig bleiben, achtsam und klar bewußt', dann verweilt er so, achtsam und klar bewußt. Und ebenso verweilt er bei den Gefühlen, beim Herzen und bei den Erscheinungen".


S.52.2. Einsam II

(Entbehrlich.)


S.52.3. Sutanu

 

Zu einer Zeit weilte der Ehrwürdige Anuruddho bei Sāvatthi am Ufer der Sutanu. Da nun begaben sich einige Mönche dorthin, wo der Ehrwürdige Anuruddho weilte, wechselten höflichen Gruß und freundliche denkwürdige Worte und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandten sich jene Mönche an den Ehrwürdigen Anuruddho:

"Welche Dinge hat der Ehrwürdige Anuruddho entfaltet und ausgebildet, um großen Überblick zu erlangen?"

"Die vier Pfeiler der Achtsamkeit, Brüder, habe ich entfaltet und ausgebildet, um großen Überblick zu erlangen. Welche vier?

Da weile ich, Brüder, beim Körper in der Betrachtung des Körpers, bei den Gefühlen in der Betrachtung der Gefühle, beim Bewusstsein in der Betrachtung  des Bewusstseins, bei den Geistesobjekten in der Betrachtung der Geistesobjekte, unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. Diese vier Pfeiler der Achtsamkeit, ihr Brüder, habe ich entfaltet und ausgebildet, um großen Überblick zu erlangen. Und weil ich diese vier Pfeiler der Achtsamkeit entfaltet und ausgebildet habe, kann ich niedere Eigenschaften als nieder, mittlere Eigenschaften als mittlere und vorzügliche Eigenschaften als vorzüglich erkennen".


S.52.4.-6. Kaktus I-III

(Entbehrlich.)


S.52.7. Versiegung des Durstes

(Entbehrlich)


S.52.8. Salbaumhütte

 

Zu einer Zeit weilte der Ehrwürdige Anuruddho bei Sāvatthi in der Salbaumhütte. Dort nun wandte sich der Ehrwürdige Anuruddho an die Mönche:

'Gleichwie, Bruder, dieser Gangesstrom nach Osten geneigt, gebeugt, gesenkt ist, und es käme eine große Menschenschar herbei, mit Hacken und Körben versehen: 'Diesen Gangesstrom werden wir nach Westen geneigt, gebeugt, gesenkt sein lassen'. Was meint ihr wohl, ihr Brüder, könnte wirklich jene große Menschenschar den Ganges nach Westen geneigt, gebeugt, gesenkt machen?"

"Gewiß nicht, o Bruder".

"Und aus welchem Grund?"

Der Gansesstrom, Brüder, ist ja noch Osten geneigt, gebeugt, gesenkt. Nicht kann man ihn nach Westen sich neigen, sich beugen, sich senken lassen, so viel Mühe und Plage sich diese große Menschenschar auch geben möchte".

"Ebenso nun auch, ihr Brüder, möchten da auch Könige, Fürsten, Freunde, Genossen, Blutsverwandte einen Mönch, der die vier Pfeiler der Achtsamkeit entfaltet und ausgebildet hat, mit Schätzen bestürmen und ihn auffordern: 'Komm, lieber Mann, was sollen dir diese fahlen Gewänder, was gehst du mit geschorenem Kopfe umher? Kehre zum gewöhnlichen Leben zurück, genieße Besitz und wirke Verdienst!' Wahrlich, ihr Brüder, daß ein Mönch, der die vier Pfeiler der Achtsamkeit entfaltet und ausgebildet hat, die Übung aufgeben und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren könnte, ein solcher Fall findet sich nicht. Und warum? Daß da, ihr Brüder, ein Herz, das lange Zeit zur Einsamkeit geneigt, zur Einsamkeit gebeugt, zur Einsamkeit gesenkt wor, zum gewöhnlichen Leben zurückkehren könnte, der Fall findet sich nicht.

Wie aber, o Brüder, entfaltet der Mönch die vier Pfeiler der Achtsamkeit und bildet sie aus? Da wacht der Mönch, Brüder, beim Körper über den Körper, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesobjekten über die Geistesobjekte, Unermüdlich, klar bewußt, achtsam, noch Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. So, o Brüder, entfaltet der Mönch die vier Pfeiler der Achtsamkeit und bildet sie aus".


S.52.9. Alles oder Ambapāli

 

Zu einer Zeit weilten der Ehrwürdige Anuruddho und der Ehrwürdige Sāriputto zu Vessālī, im Haine der Ambapāli. Da begab sich der Ehrwürdige Sāriputto am Abend nach Aufhebung der Zurückgezogenheit dorthin, wo der Ehrwürdige Anuruddho weilte und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich der Ehrwürdige Sāriputto an den Ehrwürdigen Anuruddho:

"Heiter sind, Bruder Anuruddho, deine Sinne, hell und rein die Farbe deines Antlitzes. In welchem Verweilen weilt wohl der Ehrwürdige Anuruddho jetzt häufig?"

"In den vier Pfeilern der Achtsamkeit (satipatthāna) fest gegründet ist mein Herz, o Bruder: so weile ich jetzt häufig. In welchen vier?

Da wache ich, o Bruder, beim Körper über den Körper, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesobjekten über die Geistesobjekte, unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. In den vier Pfeilern der Achtsamkeit fest gegründet ist mein Herz: so weile ich jetzt häufig.

Wer da, o Bruder, als Mönch ein Heiliger ist, ein Triebversiegter, ein Endiger, der sein Werk gewirkt, die Last abgelegt, sein Ziel vollbracht, die Daseinsfesseln völlig versiegt hat, in vollkommenem Wissen erlöst ist, der hat sein Herz in den vier Pfeilern der Achtsamkeit fest gegründet und weilt häufig darin".

"Ein Gewinn, wahrlich, ist es für uns, o Bruder, wohl getroffen haben wir es wahrlich, daß wir aus dem Munde des Ehrwürdigen Anuruddho dies gewaltige Wort gehört haben".


S.52.10. Schwer krank

 

Zu einer Zeit weilte der Ehrwürdige Anuruddho bei Sāvatthi im Dunklen Walde, krank, leidend, von schwerer Krankheit befallen. Da begaben sich einige Mönche zum Ehrwürdigen Anuruddho und sprachen:

"In welchem Verweilen weilt der Ehrwürdige Anuruddho, daß die aufgestiegenen körperlichen Schmerzgefühle sein Herz nicht verstören können?"

"Mit einem Herzen verweilend, das, o Bruder, in den vier Pfeilern der Achtsamkeit fest gegründet ist, können aufgestiegene körperliche Schmerzgefühle das Herz nicht verstören. In welchen vier? Da weile ich so, daß ich beim Körper über den Körper wache, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesobjekten über die Geistesobjekte, unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. Mit einem Herzen verweilend, das, o Brüder, in den vier Pfeilern der Achtsamkeit fest gegründet ist, können aufgestiegene körperliche Schmerzgefühle das Herz nicht verstören".


S.52.11.-24. Kräfte

 

Zu einer Zeit weilte der Ehrwürdige Anuruddho zu Sāvatthi im Siegerwalde im Garten Anāthapindikos. Da nun begaben sich einige Mönche dorthin, wo der Ehrwürdige Anuruddho weilte, wechselten höflichen Gruß und freundliche denkwürdige Worte und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandten sie sich an den Ehrwürdigen Anuruddha:

"Welche Dinge hat der Ehrwürdige Anuruddho entfaltet und ausgebildet, um großen Überblick zu erlangen?"

"Vier Dinge, ihr Brüder, habe ich entfaltet und ausgebildet, um großen Überblick zu erlangen. Welche vier? Da weile ich so, daß ich beim Körper über den Körper wache, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesobjekten über die Geistesobjekte, unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns. Durch Entfaltung und Ausbildung, ihr Brüder, dieser vier Pfeiler der Achtsamkeit habe ich großen Überblick erlangt.

(11) Durch Entfaltung und Ausbildung dieser vier Pfeiler der Achtsamkeit, ihr Brüder, erinnere ich tausend Weltzeitalter,

(12) kann ich auf mannigfache Weise magische Machtentfaltung erfahren,

(13) kann ich mit dem himmlischen Gehör, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, beide Töne hören, himmlische und menschliche, ferne und nahe,

(14) kann ich mit dem Gemüte das Gemüt der anderen Wesen, der anderen Personen erkennen,

(15) kann ich das Mögliche als möglich, das Unmögliche als unmöglich erkennen,

(16) kann ich die Früchte vergangenen, künftigen und gegenwärtigen Wirkens-Ergreifens nach ihren Möglichkeiten und Gründen wirklichkeitsgemäß erkennen,

(17) kann ich alle Vorgehensweisen, wohin sie auch führen, wirklichkeitsgemäß erkennen,

(18) kann ich die Welt in ihren einzelnen Artungen, in ihren verschiedenen Artungen wirklichkeitsgemäß erkennen,

(19) kann ich der Wesen verschieden gerartete Neigungen wirklichkeitsgemäß erkennen,

(20) kann ich das durch die Fähigkeiten gesetzte Maß der anderen Wesen, der anderen Personen wirklichkeitsgemäß erkennen,

(21) kann ich Trübung, Reinheit und Aufhebung der Erreichungen von Schauungen, Freiungen und Einigungen wirklichkeitsgemäß erkennen,

(22-24) besitze ich die drei Wissen".


53. Jhāna-Samyutta Schauungen

(Entbehrlich.)


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