Samyutta Nikaya

22. Khandha-Samyutta - Die Daseinsgruppen

S.22.61. Das Brennen
S.22.62. Arten der Benennung
S.22.63.-65. Haftend - Dünkel hegend - Sich ergötzend
S.22.66.-70. Vergänglich - Leidvoll - Nicht-Ich - Nicht zu einem Ich gehörig - Von giererregender Natur
S.22.71. Rādha - 72. Surādha
S.22.73. Genuß - 74. Entstehen I
S.22.75. Entstehen II
S.22.76. Die Heiligen I
S.22.77. Die Heiligen II
S.22.78. Der Löwe
S.22.79. Sich Verzehren
S.22.80. Der Brockenbettler

S.22.61. Das Brennen

(Vgl. hierzu die 'Feuerpredigt' (S 35 28). - Komm. sagt, daß in dieser und der vorhergehenden Lehrrede das Leidensmerkmal behandelt wird.)

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:

 

3. "Körperlichkeit, ihr Mönche, brennt; Gefühl brennt; Wahrnehmung brennt; Gestaltungen brennen; Bewußtsein brennt.

 

4. So erkennend, o Mönche, wendet sich der erfahrene, edle Jünger von der Körperlichkeit ab; er wendet sich ab vom Gefühl; er wendet sich ab von der Wahrnehmung; er wendet sich ab von den Gestaltungen; er wendet sich ab vom Bewußtsein. Abgewandt wird er entsüchtet. Durch die Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: 'Befreit bin ich. Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres mehr nach diesem hier' - so erkennt er."

 


S.22.62. Arten der Benennung

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:

 

3. "Diese drei unvermengbaren Arten der Benennung, des Ausdrucks, der Bezeichnung gibt es, ihr Mönche: früher unvermengt, sind sie (jetzt) unvermengt und können (künftig) nicht vermengt werden; nicht verworfen werden sie von verständigen Asketen und Priestern. Welche drei?

 

4. Für die vergangene Körperlichkeit, die geschwundene, verwandelte: 'Sie war', das ist hierfür die Aussage, das ist hierfür der Wortgebrauch, das ist hierfür die Bezeichnung; nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie ist'; nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie wird sein'.

 

5.-8. Für das vergangene Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein, das geschwundene, verwandelte: 'Sie waren', das ist hierfür die Aussage, das ist hierfür der Wortgebrauch, das ist hierfür die Bezeichnung. Nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie sind'; nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie werden sein .

 

9. Für die noch nicht entstandene, noch nicht in Erscheinung getretene Körperlichkeit: 'Sie wird sein', das ist hierfür die Aussage, das ist hierfür der Wortgebrauch, das ist hierfür die Bezeichnung. Nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie ist'; nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie war'.

 

10.-13. Für das noch nicht entstandene, noch nicht in Erscheinung getretene Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein: 'Sie werden sein', das ist hierfür die Aussage, das ist hierfür der Wortgebrauch, das ist hierfür die Bezeichnung. Nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie sind'; nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie waren'.

 

14. Für die entstandene, in Erscheinung getretene Körperlichkeit: 'Sie ist', das ist hierfür die Aussage, das ist hierfür der Wortgebrauch, das ist hierfür die Bezeichnung. Nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie war'; nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie wird sein'.

 

15.-18. Für das entstandene, in Erscheinung getretene Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein: 'Sie sind', das ist hierfür die Aussage, das ist hierfür der Wortgebrauch, das ist hierfür die Bezeichnung. Nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie waren'; nicht gilt für sie die Aussage: 'Sie werden sein'.

 

19. Diese drei unvermengbaren Arten der Benennung, des Ausdrucks, der Bezeichnung gibt es, ihr Mönche: früher unvermengt, sind sie (jetzt) unvermengt und können (künftig) nicht vermengt werden; nicht verworfen werden sie von verständigen Asketen und Priestern.

 

20. Selbst Pilger wie Vassa und Bhañña aus Ukkala, die Leugner der Verursachung waren, Leugner einer Wirkens-Frucht, Vernichtungs-Gläubige, selbst diese glaubten, jene drei Arten der Benennung, des Ausdrucks, der Bezeichnung nicht tadeln, nicht verwerfen zu sollen. Und aus welchem Grunde? Eben aus Furcht vor Tadel, um Anstoß und Mißbilligung zu vermeiden (Schluß wie M 117)."

 


S.22.63.-65. Haftend - Dünkel hegend - Sich ergötzend

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Es begab sich da ein Mönch zum Erhabenen, berüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder.

 

3. Seitwärts sitzend sprach jener Mönch zum Erhabenen also: "Gut wäre es, o Herr, wenn mir der Erhabene in Kürze die Lehre zeigte. Nachdem ich vom Erhabenen die Lehre gehört, will ich einsam weilen, abgesondert, unermüdlich, eifrig und entschlossen."

 

4. "Haftend, o Mönch, ist man Māras Gefangener; nicht haftend ist man frei vom Bösen."

(In den Sutten 64./65.: "Dünkel hegend - sich ergötzend (*f122), o Mönch, ist man Māras Gefangener; keinen Dünkel hegend - sich nicht ergötzend ist man frei vom Bösen.") - "Verstanden ist es, Erhabener; verstanden ist es, Gesegneter."

 

5. "Wie denn, o Mönch, verstehst du ausführlich den Sinn meiner kurzgefaßten Rede?"

 

6. "An der Körperlichkeit - am Gefühl - an der Wahrnehmung - an den Gestaltungen - am Bewußtsein haftend, ist man Māras Gefangener; nicht haftend ist man frei vom Bösen. - (In den Sutten 64./65.: "Bei der Körperlichkeit... Dünkel hegend - hieran sich ergötzend, o Herr, ist man Māras Gefangener; keinen Dünkel hegend - sich nicht ergötzend ist man frei vom Bösen.) - So, o Herr, verstehe ich ausführlich den Sinn jener kurzgefaßten Rede des Erhabenen."

 

7. "Gut, gut, o Mönch! Gut hast du, o Mönch, ausführlich den Sinn meiner kurzgefaßten Rede verstanden: An der Körperlichkeit haftend, o Mönch..." (Wiederholung von Nr. 6)

 

8. Und jener Mönch, über die Worte des Erhabenen erfreut und zufrieden, erhob sich von seinem Sitz, verehrte den Erhabenen ehrerbietig und entfernte sich.

 

9. Jener Mönch lebte nun einsam, abgesondert, unermüdlich, eifrig und entschlossen. Jenes Ziel, um dessentwillen Söhne aus edler Familie gänzlich vom Hause folt in die Hauslosigkeit ziehen, diese höchste Vollendung des Heiligen Wandels hatte er schon nach kurzer Zeit, bei Lebzeiten noch, selber erkannt und verwirklicht und verweilte in ihrem Besitze. 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres nach diesem hier', so erkannte er.

 

10. So war auch jener Mönch ein Heiliger geworden.

 

 

(*f122) Komm.: "sich ergötzend durch Begehren, Dünkel oder falsche Ansichten".

 


S.22.66.-72. Vergänglich - Leidvoll - Nicht-Ich - Nicht zu einem Ich gehörig - Von giererregender Natur

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Es begab sich da ein Mönch zum Erhabenen, berüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder.

 

3. Seitwärts sitzend sprach jener Mönch zum Erhabenen also: "Gut wäre es, o Herr, wenn mir der Erhabene in Kürze die Lehre zeigte. Nachdem ich vom Erhabenen die Lehre gehört, will ich einsam weilen, abgesondert, unermüdlich, eifrig und entschlossen."

 

4. "Was da, o Mönch, vergänglich ist - leidvoll Nicht-Ich - nicht zu einem Ich gehörig - von giererregender Natur ist: danach sollst du den Willen aufgeben." - "Verstanden ist es, Erhabener; verstanden ist es, Gesegneter."

 

5. "Wie denn, o Mönch, verstehst du ausführlich den Sinn meiner kurzgefaßten Rede?"

 

6. "Die Körperlichkeit, o Herr, das Gefühl - die Wahrnehmung - die Gestaltungen - das Bewußtsein, sie sind vergänglich - leidvoll - Nicht-Ich - nicht zu einem Ich gehörig - von giererregender Natur. Danach habe ich den Willen aufzugeben. - So, o Herr, verstehe ich ausführlich den Sinn der kurzgefaßten Rede des Erhabenen."

 

7. "Gut, gut, o Mönch! Gut hast du, o Mönch, ausführlich den Sinn meiner kurzgefaßten Rede verstanden: Die Körperlichkeit, o Mönch, das Gefühl..."(wie oben)

 

8.-10. (wie 22 63. 8-10)

 


S.22.71. Rādha - 72. Surādha

 

Diese Sutten sind eine genaue Wiederholung von 18 21. nd 22., wo sie an den Ehrwürdigen Rāhula gerichtet waren. Hier sind obige Namen einzusetzen.)

 


S.22.73. Genuß - 74-75. Entstehen I/II

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:

 

3.-7. "Der unerfahrene Weltmensch, ihr Mönche, kennt nicht der Wirklichkeit gemäß den Genuß, das Elend und das Entrinnen bei der Körperlichkeit - beim Gefühl - bei der Wahrnehrnung - bei den Gestaltungen - beim Bewußtsein.

 

(In Nr. 74: "Er kennt nicht der Wirklichkeit gemäß das Entstehen und Enden, Genuß, Elend und Entrinnung bei der Körperlichkeit, dem Gefühl, der Wahrnehmung, den Gestaltungen und dem Bewußtsein.)

 

8.-12. Doch der erfahrene, edle Jünger, ihr Mönche, kennt der Wirklichkeit gemäß den Genuß, das Elend und das Entrinnen bei der Körperlichkeit, dem Gefühl, der Wahrnehmung, den Gestaltungen und dem Bewußtsein."

 

(In 74.: Er kennt der Wirklichkeit gemäß das Entstehen und Enden, Genuß, Elend und Entrinnen bei der Körperlichkeit, dem Gefühl, der Wahrnehmung, den Gestaltungen und dem Bewußtsein. ")

 


S.22.75. Entstehen II

 

(Diese Lehrrede ist gleichlautend mit Nr. 74.1-2 und 8-12.)

 


S.22.76-77. Die Heiligen I/II

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:

 

3.-7. "Die Körperlichkeit - das Gefühl -die Wahrnehmung - die Gestaltungen - das Bewußtsein sind vergänglich. Was vergänglich ist, das ist leidvoll. Was leidvoll ist, das ist Nicht-Ich. Was Nich-Ich ist, davon gilt: 'Dies ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst!' So hat man dies der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit zu verstehen.

 

8. So erkennend, ihr Mönche, wendet sich der erfahrene, edle Jünger ab von der Körperlichkeit, er wendet sich ab vom Gefühl, er wendet sich ab von der Wahrnehmung, er wendet sich ab von den Gestaltungen, er wendet sich ab vom Bewußtsein. Abgewandt wird er entsüchtet. Durch die Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: 'Befreit bin ich. Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres nach diesem hier' - so erkennt er."

 

9. "Soweit die Wesensbereiche gehen, bis hinauf zum Gipfel des Daseins - die Heiligen sind die Höchsten, sind die ersten in der Welt."

 

10. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

11.

"Heilige, fürwahr, sind glücklich! Von allem Dürsten sind sie frei.

Zerstört ist jeder Dünkel des 'Ich bin', zerschnitten ward das Netz des Wahns.

Reglose Stille haben sie erreicht, ihr Herz wird nimmermehr verstört.

Die Welt kann nicht mehr sie beflecken, heilig geworden, sind sie triebbefreit.

Die Gruppen fünffach sind verstanden, und Tugend siebenfach (*f123) ist ihr Gebiet.

Preiswürdig, wahrlich, sind solch' Wesen, ureigene Söhne sind sie des Erwachten.

Sieben Juwelen (*f124) zieren sie, in Übung dreifach (*f125) gutgeschult.

Als hehre Helden ziehen sie dahin, die ohne Furcht und Zagen sind.

Zehn Eigenschaften (*f126) nennen sie ihr eigen, die hohen Wesen mit geeintem Geist.

Die Ersten sind sie in der Welt, von allem Dürsten sind sie frei.

'Der letzte Leib ist dies' solch kampf-enthobenes (*f127) Wissen stieg herauf.

In diesem Kern des Heiligen Wandels sind eigene Stütze sie sich selbst (*f128).

Vielfacher Dünkel (*f129) kann sie nicht erschüttern,

vom Wiedersein sind gänzlich sie befreit.

Der Selbstbezähmten Stätte haben sie errungen. sie sind die wahren Sieger in der Welt.

Nach keiner Richtung (*f130) hegen sie Ergötzen. Ihr Löwenruf erschallt:

'Erwachte sind die Höchsten in der Welt. "'

 

 


(*f123) satta saddhammā, 'die sieben guten Eigenschaften'; diese sind laut M 53: Vertrauen, Scham, Gewissensscheu, Wissensreichtum, Willenskraft, Achtsamkeit, Weisheit.

(*f124) Lt. Komm. sind dies die sieben Glieder der Erleuchtung.

(*f125) Dreifache Übung: in hoher Sittlichkeit, hoher Geistigkeit (d.i. Sammlung) und hoher Weisheit (adhi-sīla-, adhi-citta-, adhi-paññā-sikkhā).

(*f126) Die zehn Eigenschaften eines Schulungsledigen (asekha), d.i. eines Heiligen; nämlich die ihm eigenen überweltlichen (lokuttara) acht Pfadglieder sowie überweltliches rechtes Wissen und rechte Befreiung; siehe A X 112.

(*f127) "kampf-enthobenes Wissen" (asekha-ñāna); d.i. Wissen des 'schulungsledigen Heiligen'.

(*f128) aparapaccayā, wörtl.: nicht von anderen abhängig; Komm.: In dieser Frucht der Heiligkeit (ariya-phala) verlassen sie sich nicht auf andere; sie verweilen vielmehr in diesem Zustand, nachdem sie ihn in ihrem eigenen Erleben durchdrungen haben.

(*f129) vidhā; s. Anm. zu 18.22.3.

(*f130) Wörtl.: 'nicht oben, quer und unten'.


S.22.77. Die Heiligen II

 

(Identisch mit Nr. 76, ohne Verse)

 


S.22.78. Der Löwe

(Übers. v. Nyānatiloka in A IV 33; Oldenberg S. 96; Neumann LS IV, S.31.)

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:

 

3. "Der Löwe, ihr Mönche, der König der Tiere, tritt zur Abendzeit aus seiner Höhle (*f132) heraus. Nachdem er aus seiner Höhle herausgetreten, reckt er seine Glieder. Nachdem er seine Glieder gereckt, blickt er rings nach allen vier Richtungen umher. Nachdem er rings nach allen vier Richtungen umhergeblickt, läßt er dreimal den Löwenruf erdröhnen. Nachdem er dreimal den Löwenruf erdröhnen ließ, geht er auf Beute aus.

 

4. Alle jene Tiere nun, ihr Mönche, welche die Stimme des brüllenden Löwen, des Königs der Tiere, hören, die werden da gewöhnlich von Furcht, Aufregung und Angst befallen: das Höhlentier begibt sich in seine Höhle, das Wassertier ins Wasser, das Waldgetier in den Wald, und die Vögel erheben sich in die Lüfte.

 

5. Selbst die Elefanten des Königs, die in den Dörfern, Städten und königlichen Marställen mit starken Riemen angebunden sind, zerbrechen und zerreißen ihre Fesseln, und, vor Angst Kot und Harn entleerend, fliehen sie hierhin und dorthin.

 

6. So große Macht über das Getier, ihr Mönche, hat der Löwe, der König der Tiere, so großen Einfluß, so große Gewalt.

 

7. Ebenso, ihr Mönche, ist es, wenn der Vollendete in der Welt erscheint, der Heilige, der vollkommen Erwachte, der in Wissen und Wandel Vollendete, der Gesegnete, der Weltkenner, der unvergleichliche Lenker der zu zähmenden Menschen, der Lehrer der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt die Lehre: So ist die Körperlichkeit, so ist das Entstehen der Körperlichkeit, so ist das Vergehen der Körperlichkeit; so ist das Gefühl... so ist die Wahrnehmung... so sind die Gestaltungen... so ist das Bewußtsein, so ist ihr Entstehen, so ist ihr Vergehen.

 

8. Selbst jene Götter, ihr Mönche, die langlebigen, die mit Schönheit begabten, freudereichen, die seit langem in ragenden Palästen weilen - sie auch werden, haben sie des Vollendeten Lehrdarlegung gehört, sämtlich von Furcht, Aufregung und Angst befallen: 'Ach, daß wir, die wir doch vergänglich sind, uns unvergänglich dünkten! Ach, daß wir, die wir doch unbeständig sind, uns beständig dünkten! Ach, daß wir, die wir doch nicht-ewig sind, uns ewig dünkten! Ach, vergänglich also sind wir, nicht beständig, nicht ewig, dem (Gesetz aller) Persönlichkeits-Gebilde unterworfen!

 

9. So große Macht, ihr Mönche, hat der Vollendete über die Götterwelt, so großen Einfluß, so große Gewalt!"

 

10. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

 

11.

"Nachdem der Buddha selbst erkannt, dann drehte er der Lehre Rad

für diese Welt und auch die Götter - der Meister, dem da keiner gleicht:

wie Ich-Gebilde untergehn, wie Ich-Gebilde auch entstehen,

den Edlen Achtgeteilten Pfad, der zu des Leidens Stillung führt.

Selbst jene Götter langen Lebens, die voller Schönheit, reichen Ruhms,

in Furcht und Schrecken fielen sie, wie vor dem Löwen das Getier:

'Die wir dem Ich-Gebilde nicht entronnen, vergänglich sind wir', klagen sie,

als sie das Wort des Heiligen vernommen, der ganz erlöst, vollendet ist."

 

 

(*f132) āsaya, wörtl.: 'Aufenthaltsort, Schlupfwinkel'.

 


S.22.79. Sich Verzehren

(Siehe Schneider in Yāna 1955, S. 132; zu Abschn. 26ff: A IV 200; zu 32: Neumann, LS IV, S. 505; Vers am Ende = Thag 1084.)

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:

 

3. "Diejenigen Asketen und Priester, ihr Mönche, die sich mannigfacher früherer Daseins-Stätten erinnern, alle die erinnern sich der fünf Gruppen des Anhangens oder einer von ihnen:

 

4. 'Solche Körperlichkeit hatte ich in vergangener Zeit', sich so erinnernd, erinnert man sich eben der Körperlichkeit. 'Solches Gefühl - solche Wahrnehmung - solche Gestaltungen - solches Bewußtsein hatte ich in vergangener Zeit', sich so erinnernd, erinnert man sich eben an diese.

 

5. Und warum, ihr Mönche, sprecht ihr von 'Körperlichkeit' (rūpa)? Weil man von ihr bedrückt wird (ruppati (*f134), daher heißt es 'Körperlichkeit' (rūpa). Und wovon wird man bedrückt? Von Kälte wird man bedrückt, von Hitze, Hunger, Durst, von der Belästigung durch Fliegen, Mücken, Kriechtiere, Wind und Sonnenglut. Weil man davon bedrückt wird, daher heißt es 'Körperlichkeit'.

 

6. Und warum, ihr Mönche, sprecht ihr von 'Gefühl'? Weil es gefühlt wird, ihr Mönche, daher heißt es 'Gefühl'. Und was wird gefühlt? Freudiges wird gefühlt, Leidiges wird gefiihlt, weder Freudiges noch Leidiges wird gefühlt. Weil es gefühlt wird, ihr Mönche, daher heißt es 'Gefühl'.

 

7. Und warum, ihr Mönche, sprecht ihr von 'Wahrnehmung'? Weil man wahrnimmt, ihr Mönche, daher heißt es 'Wahrnehmung'. Und was nimmt man wahr? Blaues nimmt man wahr, Gelbes nimmt man wahr, Rotes nimmt man wahr, Weißes nimmt man wahr. Weil man wahrnimmt, ihr Mönche, daher heißt es 'Wahrnehmung'.

 

8. Und warum, ihr Mönche, sprecht ihr von 'Gestaltungen' (sankhāra)? Weil sie ein Gestaltetes gestalten (sankhatam abhisankharonti), ihr Mönche, daher heißt es 'Gestaltungen'. Und was für ein Gestaltetes gestalten sie? Körperlichkeit, (die ein) Gestaltetes (ist), gestalten sie (karmisch) zur Körperlichkeit; Gefühl, (das ein) Gestaltetes (ist), gestalten sie (karmisch) zum Gefühl; Wahrnehmung, (die ein) Gestaltetes (ist), gestalten sie (karmisch) zur Wahrnehmung; Gestaltungen, (die ein) Gestaltetes (sind), gestalten sie (karmisch) zu Gestaltungen; Bewußtsein, (das ein) Gestaltetes (ist), gestalten sie (karmisch) zu Bewußtsein (*f135). Weil sie Gestaltetes gestalten, ihr Mönche, daher heißt es 'Gestaltungen'.

 

9. Und warum, ihr Mönche, sprecht ihr von 'Bewußtsein'? Weil man sich bewußt ist, ihr Mönche, daher heißt es 'Bewußtsein'. Und wessen ist man sich bewußt? Des Saueren ist man sich bewußt, des Bitteren, Scharfen, Süßen, Herben, Milden, Salzigen, Nichtsalzigen. Weil man sich bewußt ist, ihr Mönche, daher heißt es 'Bewußtsein (*f136)'.

 

10. Dann überlegt nun, ihr Mönche, ein erfahrener, edler Jünger also:

 

11. 'Jetzt, wahrlich, werde ich verzehrt (*f137) von Körperlichkeit; und auch in der Vergangenheit ward ich ebenso verzehrt von der Körperlichkeit, wie ich jetzt von dieser gegenwärtigen Körperlichkeit verzehrt werde. Und wenn ich mich weiter (in dem Gedanken) an künftige Körperlichkeit ergötze, so werde ich auch in Zukunft ebenso von Körperlichkeit verzehrt werden, wie ich jetzt von dieser gegenwärtigen Körperlichkeit verzehrt werde.' - Wenn er in solcher Weise nachgedacht hat, dann hat er kein Verlangen mehr nach vergangener Körperlichkeit, er findet kein Gefallen mehr an künftiger Körperlichkeit, und zur Abwendung und Entsüchtung von gegenwärtiger Körperlichkeit, zu ihrer Aufhebung dient sein Wandel.

 

12.-15. 'Jetzt, wahrlich, werde ich verzehrt von Gefühl - von Wahrnehmung - von Gestaltungen - von Bewußtsein; und auch in der Vergangenheit ward ich ebenso von Bewußtsein verzehrt, wie ich jetzt von diesem gegenwärtigen Bewußtsein verzehrt werde. Und wenn ich mich weiter (in dem Gedanken) an künftiges Bewußtsein ergötze, so werde ich auch in Zukunft ebenso von Bewußtsein verzehrt werden, wie ich jetzt von diesem gegenwärtigen Bewußtsein verzehrt werde.' - Wenn er in solcher Weise nachgedacht hat, dann hat er kein Verlangen mehr nach vergangenem Bewußtsein, er findet kein Gefallen mehr an künftigem Bewußtsein, und zur Abwendung und Entsüchtung von gegenwärtigem Bewußtsein, zu seiner Aufhebung dient sein Wandel.

 

16.-25. Was meint ihr, o Mönche: Ist die Körperlichkeit unvergänglich oder vergänglich? ... (wie 59. 13-22)

 

26. Solch edler Jünger, heißt es, baut ab, nicht häuft er an - er gibt auf, nicht haftet er an - er stößt ab, nicht ist er zugeneigt - er bringt zum Verlöschen, nicht bringt er zum Brennen.

 

27. Und wie baut er ab und häuft nicht an? Körperlichkeit baut er ab und häuft sie nicht an, Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein baut er ab und häuft sie nicht an.

 

28. Und wie gibt er auf und haftet nicht? Körperlichkeit gibt er auf und haftet nicht (an ihr); Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein gibt er auf und haftet nicht (daran).

 

29. Und wie stößt er ab und ist nicht zugeneigt? Körperlichkeit stößt er ab und ist ihr nicht zugeneigt; Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein stößt er ab und ist ihnen nicht zugeneigt.

 

30. Und wie bringt er zum Verlöschen und bringt nicht zum Brennen? Körperlichkeit bringt er zum Verlöschen und nicht zum Brennen; Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein bringt er zum Verlöschen und nicht zum Brennen (*f138).

 

31. So erkennend, ihr Mönche, wendet sich der erfahrene, edle Jünger von der Körperlichkeit ab, er wendet sich ab vom Gefühl, er wendet sich ab von der Wahrnehmung, er wendet sich ab von den Gestaltungen, er wendet sich ab vom Bewußtsein. Abgewandt wird er entsüchtet; durch die Entsuchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: 'Befreit bin ich. Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres mehr nach diesem hier' - so erkennt er.

 

32. Von solchem Mönch, ihr Mönche, heißt es: Weder baut er ab, noch häuft er an; in vollzogenem Abbauen verharrt er. Weder gibt er auf, noch haftet er; in vollzogenem Aufgeben verharrt er. Weder stößt er ab, noch ist er zugeneigt; in vollzogenem Abstoßen verharrt er. Weder bringt er zum Verlöschen, noch bringt er zum Brennen; in vollzogenem Verlöschen verharrt er.

 

33. Was nun baut er weder ab, noch häuft er es an, sondern verharrt in vollzogenem Abbauen? Körperlichkeit weder abbauend noch anhäufend, verharrt er in vollzogenem Abbauen. Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein weder abbauend noch anhäufend, verharrt er in vollzogenem Abbauen.

 

34. Was nun gibt er weder auf, noch haftet er daran, sondern verharrt in vollzogenem Aufgeben? Körperlichkeit ... Bewußtsein weder aufgebend noch daran haftend, verharrt er in vollzogenem Aufgeben.

 

35. Was nun stößt er weder ab, noch ist ihm zugeneigt? Körperlichkeit ... Bewußtsein weder abstoßend noch hierzu Zuneigung habend, verharrt er in vollzogenem Abstoßen.

 

36. Was nun bringt er weder zum Verlöschen noch zum Brennen? Körperlichkeit ... Bewußtsein weder zum Verlöschen noch zum Brennen bringend, verharrt er in vollzogenem Verlöschen.

 

37. Einen solchen geistbefreiten Mönch, ihr Mönche, werden die Götterscharen mit Indra, Brahmā und Pajāpati selbst von fern her verehren:

 

38.

'Verehrung dir, du Edelster der Menschen,

Verehrung dir, der Menschen Höchster du!

Nicht können wir es finden aus,

worauf gestützt dein Sinnen geht.'"

 


(*f134) Hiermit soll natürlich keine sprachliche Erklärung, sondern nur ein Wortspiel zum Zwecke eindringlicher Darlegung gegeben werden. In der späteren Pāli-Literatur (Visuddhi-Magga etc.) sind diese Wortspiele sehr häufig.

(*f135) rūpam rūpattāya sankhatam abhisankharonti; Komm.: "So wie man Reissuppe 'zur' Reissuppe kocht oder Kuchen 'zum' Kuchen bereitet [d.i. wie man die einzelnen Bestandteile nimmt und sie so zubereitet, daß daraus Reissuppe oder Kuchen wird (Anm. d. Übers.)], ebenso auch ist es mit der Körperlichkeit, die hier, aufgrund ihrer durch Verbindung verschiedener Bedingungen zustande gekommenen Beschaffenheit, die Bezeichnung 'Gestaltetes' (oder Zusammengesetztes, sankhatam) erhalten hat. Sie eben gestaltet man karmisch (abhisankharoti) zur (oder als die) Körperlichkeit (eines späteren Daseins); - insofern nämlich das karmisch Gestaltete (abhisankhatam) Körperlichkeit ist, gestaltet man es zu diesem Zwecke (tadatthāya), d.i. zu ihrer Natur als Körperlichkeit (rūpa-bhāvāya). Dasselbe gilt für Gefühl usw. - Zusammengefaßt bedeutet dieses: Die Gruppe 'Gestaltungen' gestaltet karmisch (abhisankharoti) oder läßt (karmisch) entstehen (nibbatteti) die mit ihr zusammen entstehende Körperlichkeit und die anderen damit verbundenen Dinge wie Gefühl usw." [In dieser Komm.-Stelle wird also zur Erklärung der Gruppe 'Gestaltungen' auf deren Hauptelement, den karma-gestaltenden Willen (cetanā) hingewiesen. Denn der hier gebrauchte Ausdruck 'abhisankhāra' hat eben diese Bedeutung des karmischen Gestaltens durch den entsprechenden Willen. Dieser karmische Gestaltungs-Wille nutzt also die gegenwärtigen 'fünf Gruppen' als Bausteine (oder, mit dem obigen Gleichnis, als Zutaten) für eine künftige Persönlichkeits-Gestaltung. - Die Gruppe 'Gestaltungen' umfaßt freilich auch nicht-karmische Geistesfaktoren (Karma-Wirkungen usw.).]

(*f136) Für eine andere Definition der vier geistigen Daseinsgruppen siehe Text 56.

(*f137) "werde ich verzehrt" (khajjāmi); lt. Komm. im Sinne von: bedrängt, bedrückt, überwältigt. - Als alternative Erklärung dieses bildhaften Ausdrucks: völlig absorbiert von den fünf Daseinsgruppen durch wahnhafte Identifizierung mit ihnen.

(*f138) Die Abschnitte 26-29 beziehen sich auf die drei ersten Stufen zur Heiligkeit (Stromeintritt usw.); die Abschnitte 31-36 auf die erreichte, vollkommene Heiligkeit (arahatta).


S.22.80. Der Brockenbettler

(Nr. 5 auch in M 67; Nr. 18-19 = It 92.)

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene im Lande der Sakyer, bei Kapilavatthu, im Nigrodha-Kloster.

 

2. Damals nun hatte der Erhabene aus einem gewissen Anlaß die Mönchsgemeinde entlassen. Und der Erhabene kleidete sich am frühen Morgen an, nahm Gewand und Schale und begab sich nach Kapilavatthu um Almosenspeise.

 

3. Nachdem er in Kapilavatthu um Almosenspeise gegangen war, nach Rückkehr vom Almosengang, nach dem Mahle, begab er sich zum Großen Walde, um den Tag dort zu verbringen. Nachdem er tief in den Großen Wald hineingegangen war, setzte er sich am Fuße eines jungen Bilva-Baumes nieder, um tagsüber dort zu verweilen.

 

4. Als der Erhabene so einsam und zurückgezogen verweilte, stieg ihm im Geiste diese Erwägung auf:

 

5. 'Entlassen wurde von mir die Mönchsgemeinde. Da sind nun aber neue Mönche, die noch nicht lange hinausgezogen, seit kurzem erst zu dieser Lehre und Ordnung gekommen sind. Wenn diese mich nicht sehen, so möchte sich bei ihnen (ungünstige) Veränderung, (ungünstiger) Wechsel einstellen. Es ist wie mit einem jungen Kalb: wenn es seine Mutter nicht sieht, mag sich bei ihm (ungünstige) Veränderung, (ungünstiger) Wechsel einstellen.

 

6. Ebenso auch sind da die neuen Mönche, die noch nicht lange hinausgezogen, seit kurzem erst zu dieser Lehre und Ordnung gekommen sind. Wenn diese mich nicht sehen, so möchte sich bei ihnen (ungünstige) Veränderung, (ungünstiger) Wechsel einstellen. - Es ist wie mit jungen Pflanzen: wenn sie kein Wasser bekommen, dann möchte sich (bei ihnen ungünstige) Veränderung, (ungünstiger) Wechsel einstellen.

 

7. Ebenso sind da auch die neuen Mönche, die noch nicht lange hinausgezogen, seit kurzem erst zu dieser Lehre und Ordnung gekommen sind. Wenn diese mich nicht sehen, so möchte sich (bei ihnen ungünstige) Veränderung (ungünstiger) Wechsel einstellen. - Wie ich früher der Mönchsgemeinde meine Hilfe gab, sollte ich nicht auch jetzt ihr meine Hilfe geben?'

 

8. Und Brahmā Sahampati, diese Erwägung des Erhabenen in seinem Geiste erfassend, verschwand aus der Brahmā-Welt und erschien vor dem Erhabenen so schnell, wie ein kräftiger Mann den gebeugten Arm strecken oder den gestreckten Arm beugen mag.

 

9. Das Gewand über eine Schulter legend, faltete der zum Erhabenen gewandt ehrfurchtsvoll die Hände und sprach also:

 

10.-12. "So ist es, Erhabener, so ist es Gesegneter! Entlassen wurde, o Herr, vom Erhabenen die Mönchsgemeinde. Es sind da nun aber neue Mönche, die noch nicht lange hinausgezogen sind, seit kurzem erst zu dieser Lehre und Ordnung gekommen. Wenn diese den Erhabenen nicht sehen, so möchte sich (bei ihnen ungünstige) Veränderung, (ungünstiger) Wechsel einstellen.

 

13. Wohlwollen möge der Erhabene der Mönchsgemeinde bezeigen! Freundlichkeit möge der Erhabene der Mönchsgemeinde bezeigen! Wie der Erhabene früher der Mönchsgemeinde seine Hilfe gab, so möge der Erhabene auch jetzt der Mönchsgemeinde seine Hilfe geben."

 

14. Schweigend stimmte der Erhabene zu.

 

15. Und Brahmā Sahampati, nachdem er der Zustimmung des Erhabenen gewiß war, begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll, vollzog die Rechtsumwandlung und verschwand von diesem Orte.

 

16. Und der Erhabene nun, nachdem er sich zur Abendzeit aus der Zurückgezogenheit erhoben hatte, begab sich zum Nigrodha-KIoster. Dort angekommen, setzte er sich auf bereitetem Sitze nieder. Und der Erhabene entfaltete seine magische Macht derart, daß jene Mönche allein oder zu zweit und eingeschüchtert sich zum Erhabenen begaben (*f140).

 

17. Beim Erhabenen angekommen, begrüßten sie ihn ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder.

 

18. Und der Erhabene sprach zu diesen Mönchen also: "Das Niedrigste, ihr Mönche, ist es in der Fristung des Lebens: das Brockenbettlertum. Geschmäht, ihr Mönche, wird er in der Welt, der Brockenbettler: 'Mit der Schale in der Hand läufst du umher' (so redet man (*f141). Und eben dessen unterziehen sich Söhne aus edler Familie, zielbewußt, um der Zielerreichung willen. Nicht war dazu der König Anlaß, nicht um einer Schuldenlast willen, nicht aus Furcht, nicht aus Mangel an Lebensunterhalt, vielmehr (aufgrund solcher Erwägung): 'Versunken sind wir in Geburt, in Altern und Sterben, in Kummer, Jammer, Trübsal und Verzweiflung, in Leiden versunken, von Leiden überwältigt. Sollte nicht ein Ende dieser ganzen Leidensfülle zu finden sein?'

 

19. In solcher (Gesinnung) hinausgezogen ist dieser Sohn aus edler Familie, und doch ist er giererfüllt, voll heftiger Leidenschaft zu den Sinnenlüsten, gehässigen Gemütes, boshafter Gesinnung, ohne Achtsamkeit und ohne Bewußtseinsklarheit, ungesammelt, schweifenden Geistes, ohne Zügelung der Sinne. Der ist wie ein Feuerscheit von einem Leichenbrennplatz, der an beiden Enden angezündet und in der Mitte mit Unrat beschmiert ist - weder im Dorfe noch im Walde kann er als Nutzholz dienen. Mit solchem Gleichnis, ihr Mönche, bezeichne ich jenen Menschen, der, zu weltlichem Genusse abgefallen, das Asketentum nicht erfüllt.

 

20. Diese drei unheilsamen Gedanken gibt es, ihr Mönche: den Sinnlichkeits-Gedanken, den Haß-Gedanken und den Gedanken an Schädigung (*f142). Diese drei unheilsamen Gedanken nun, wo gelangen sie restlos zum Schwinden? In ihm, dessen Geist wohlgefestigt ist durch die vier 'Grundlagen der Achtsamkeit' (satipatthāna), oder in einem, der die vorstellungsfreie Sammlung entfaltet (*f143).

 

21. Insofern ist es eben angebracht, ihr Mönche, die vorstellungslose Sammlung zu entfalten. Die vorstellungslose Sammlung, ihr Mönche, entfaltet und immer wieder geübt, bringt reiche Frucht, reichen Lohn.

 

22. Diese zwei Glaubens-Ansichten gibt es, ihr Mönche: den Daseins-Glauben und den Nichtseins-Glauben (*f144). - Da überlegt, ihr Mönche, ein erfahrener, edler Jünger also: 'Gibt es irgend etwas in der Welt, wodurch ich, daran haftend, nicht einen Fehler beginge?'

 

23. Der weiß dann: 'Nicht gibt es irgend etwas in der Welt, wodurch ich, daran haftend, nicht einen Fehler beginge! Würde ich an der Körperlichkeit anhänglich anhaften, am Gefühl, an der Wahrnehmung, an den Gestaltungen, am Bewußtsein, so würde für mich daraus dieses folgen: Durch das Anhaften bedingt kommt es zum Werdesein, durch das Werdesein bedingt kommt es zur Geburt, durch Geburt bedingt würden Altern und Sterben entstehen, Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung. So würde es zur Entstehung dieser ganzen Leidensfülle kommen.'

 

24.-30. (wie 59.13-23)

 


(*f140) Die Übersetzung folgte dem Kommentar, der dazu bemerkt: Wären die Mönche zusammen gekommen, so wären sie weiter verstockt geblieben; daher bewirkte der Erhabene ihr Kommen allein oder zu zweit, um sie so zugänglicher zu machen.

(*f141) Der Streit, wegen dessen Hartnäckigkeit sich der Buddha zurückgezogen hatte, war nach Bericht des Komm. durch Essensfragen verursacht. Daher habe, meint der Komm., der Buddha dieses Thema vom Brockenbettler zum Ausgangspunkt seiner Belehrung gewählt.

(*f142) Komm erklärt den Zusammenhang dieses Abschnittes mit dem vorigen wie folgt: Der durch das obige Gleichnis gekennzeichnete Geisteszustand des Mönches ist nicht durch Vater und Mutter, Lehrer oder Berater verursacht, sondern diese unheilsamen Gedanken haben ihn bewirkt.

(*f143) Lt. Komm ist unter der 'vorstellungsfreien Sammlung' (animitta-samādhi) die Sammlung des Geistes im Klarblick (vipassanāsamādhi) zu verstehen, da sie frei ist von der Vorstellung, die Gestaltungen seien beständig, leidlos, wesenhaft.

(*f144) Komm. erklärt den Zusammenhang mit dem Vorhergehenden wie folgt: Die 'vorstellungsfreie Sammlung' führt nicht nur zum Schwinden der drei unheilsamen Gedanken, sondern auch zur Überwindung des Daseins- (d.i. Ewigkeits-) Glaubens und des Nichtseins- (d.i. Vernichtungs-) Glaubens.


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