Samyutta Nikaya

12. Nidāna-Samyutta - Von den Ursachen

21-30 Dasabalavagga - Von den zehn Kräften

S.12.21. Die zehn Kräfte (1)
S.12.22. Die zehn Kräfte (2)
S.12.23. Voraussetzung
S.12.24. Die Andersgläubigen
S.12.25. Bhūmija
S.12.26. Upavāna
S.12.27. Die Ursächlichkeit
S.12.28. Der Bhikkhu
S.12.29. Samanas und Brāhmanas
S.12.30. Samanas und Brāhmanas

Sutta 21. Die zehn Kräfte (1)

 

Zu dem Begriff "Kraft (bala) bemerkt der Kommentar (ed. Siam. II. 561 ff.): "Die Kraft ist doppelter Art: Körperkraft und Geisteskraft." Die körperliche Kraft eines Tathāgata wird an der der Elefanten gemessen. Es wird zu diesem Behuf ein Vers der "Alten zitiert, in dem die zehn Elefantengattungen aufgezählt werden, vom kālāvaka, dem gewöhnlichen Elefanten an bis zum chaddanta. Jede dieser Gattungen ist immer zehnmal stärker als die voraus gehende; der Tathāgata hat die zehnfache Körperkraft eines Chaddanta-Elefanten. Weiter heißt es dann, daß es sich aber im vorliegenden Zusammenhang um die geistige Kraft (ñānabla) handle, und es werden nun die "zehn Kräfte" aufgezählt. Es gehört dazu das Wissen von der Auswirkung des kamma in allen seinen einzelnen Momenten; die Kenntnis der Neigungen und Dispositionen aller Wesen; das Wissen von den früheren Daseinsformen; die Einblicke in die Auf-und-ab-Bewegung aller Wesen im Kreislauf des Samsāra; die Kenntnis des in jedem gegebenen Fall zum Ziele führenden Weges u. a. m. Zusammen gefaßt ergeben sie den Begriff der Allwissenheit.

 

Die vier vesārajjāni, die "Gründe des Selbstvertrauens (skr. vgl. vaisāradya), die in 2 erwähnt werden, sind Eigenschaften des Tathāgata. Der Kommentar (ed. Siam. II. 57 l. Z.) erklärt den Begriff als "Gegensatz zu Schüchternheit oder Ängstlichkeit". Erläutert ist er Majjhima 12 (= I.71 f.) = Anguttara, Catukkanipāta 8 (= II. 8 f.). Danach sind die vesārajjāni diese: Der Tathāgata weiß von sich, 1. daß er das wahre Wesen der Dinge erfaßt habe, 2. daß in ihm die āsavā, die "weltlichen Einflüsse des Begehrens, des Hängens am Sein und des Nichtwissens, ausgetilgt sind; 3. daß er die Dinge, die ihm als Hemmnisse der Erlösung gelten, in der Tat mit Recht als solche bezeichnet hat, 4. daß der Weg zur Erlösung, den er lehrt, wirklich zum Nirvana führt. Dieses Wissen aber verleiht ihm die Sicherheit des Auftretens, die an ihm bewundert wird.

 

In 2 ist die Lehre von den khandhā, den "Wesensbestandteilen" des Menschen enthalten. Vgl. dazu oben die Note zu Sutta 2.4.

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Mit den zehn Kräften ausgestattet, ihr Bhikkhus, mit den vier (Gründen zum) Selbstvertrauen ausgestattet, beansprucht der Tathāgata die Stelle des Stieres (*f58), läßt er in den

Versammlungen den Löwenruf erschallen, setzt er das Rad der Erlösung (*f59) in Bewegung.

So ist Form (*f60), so der Form Ursprung, so der Form Untergang; so ist Empfindung, so der Empfindung Ursprung, so der Empfindung Untergang; so ist Wahrnehmung, so der Wahrnehmung Ursprung, so der Wahrnehmung Untergang; so sind Gestaltungen, so der Gestaltungen Ursprung, so der Gestaltungen Untergang; so ist Bewußtsein, so des Bewußtseins Ursprung, so des Bewußtseins Untergang.

So (gilt es:) wenn Jenes ist, tritt dieses ein; aus der Entstehung von jenem geht die Entstehung von diesem hervor; wenn jenes nicht ist, tritt dieses nicht ein; aus der Aufhebung von jenem folgt die Aufhebung von diesem.

 

3. Das heißt: aus dem Nichtwissen als Ursache entstehen die Gestaltungen, aus den Gestaltungen als Ursache entsteht das Bewußtsein usw. usw. (= Sutta 1. 3). Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

4. Aus dem restlosen Verschwinden aber und der Aufhebung des Nichtwissens folgt Aufhebung der Gestaltungen; aus der Aufhebung der Gestaltungen folgt Aufhebung des Bewußtseins usw. usw. (= Sutta 1. 4). Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande."

 

 


(*f58) D. h. des Führers, wie der Stier Oberhaupt und Führer der Herde ist.

(*f59) Brahmacakkam pavatteti, wie sonst dhammacakkam pavatteti. Vgl. M. und W. Geiger, Pāli Dhamma 77-8. Der Kommentar (ed. Siam. II. 605 sagt: "Brahma ist hier das beste, das höchste, das reine; es ist das ein Ausdruck für dhammacakka."

(*f60) Im Folgenden werden nur in kurzen Andeutungen die Lehren des Buddha, die als sein "Löwenruf" zu gelten haben, gekennzeichnet. Sie gipfeln in der in 3 und 4 wiederholten Kausalitätsreihe, die uns erklärt, wie das Dasein entsteht und vergeht. Die leitenden Begriffe sind samudaya und nirodha.


S.12.22. Die zehn Kräfte (2)

 

Der Ausdruck mandapeyyam in 8 "ein Feintrank, der genossen werden darf", hat mit dem Verbum mandāpeti nichts zu tun. Es zerlegt sich (vgl. auch den Komm. II. 66.3 ff.) in manda, womit bei einem Getränke die feinsten, obenauf schwimmenden Bestandteile gemeint sind (Komm. = pasanna "rein"), und in peyya. Durch das letztere Wort wird der "Feintrank" des brahmacariya in Gegensatz gebracht zu Getränken, wie etwa Spirituosen, die wohl auch "rein" sind, die man aber nicht trinken soll. "Ein Getränk, nach dessen Genuß man auf offener Straße hinfällt und besinnungslos nicht mehr Herr über seine Kleider usw. ist, ein solches darf man, auch wenn es rein ist, nicht trinken." (Komm.) Warum aber der "Feintrank des heiligen Wandels" genossen werden darf, ist mit den folgenden Worten satthā sammukhībhūto begründet. Jedem brahmacārin ist der Buddha als sein Ideal und Vorbild stets vor Augen. Der Buddha ist also bei allen asketischen Übungen gewissermaßen zugegen. Auch das erläutert der Kommentar an einem "weltlichen" Beispiel. Wie der Kranke, wenn der Arzt nicht zugegen ist, nicht weiß, wie viel er von der Arznei nehmen darf und wann er sie zu nehmen hat, in Gegenwart des Arztes aber ohne Bedenken von ihr trinkt, so mag man auch unter der geistigen Leitung des Meisters als des "Herren des dhamma" sich dem brahmacarya hingeben.

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2-4. "Mit den zehn Kräften ausgestattet, ihr Bhikkhus, usw. usw. (= Sutta 21. 2-4) ... Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

5. So ist von mir, ihr Bhikkhus, die Wahrheit wohl verkündet, dargelegt, erschlossen, geoffenbart, entschleiert worden (*f61).

 

6. Nachdem aber so von mir, ihr Bhikkhus, die Wahrheit wohl verkündet, dargelegt, erschlossen, geoffenbart, entschleiert worden, da ist es recht, wenn ein Sohn aus gutem Hause, der in seinem Glauben von der Welt sich abgekehrt hat, die Energie (der Askese) anspannt: "Mag immerhin nur Haut und Sehnen und Knochen übrig bleiben und im Körper Fleisch und Blut mir vertrocknen: bis ich das, was durch eines Mannes Mut, eines Mannes Energie, eines Mannes Entschlossenheit erreichbar ist, erreicht habe, wird meine Energie Bestand haben.'

 

7. Übel lebt, ihr Bhikkhus, der Träge: verstrickt in böse, schlimme Dinge versäumt er das große segensreiche Ziel (*f62). Der Energische aber, ihr Bhikkhus, lebt wohl: frei von bösen, schlimmen Dingen erreicht er das große segensreiche Ziel.

 

8. Nicht ist, ihr Bhikkhus, einem Niedrigen die Erreichung des Höchsten möglich, aber einem Hohen ist die Erreichung des Höchsten möglich. Ein Feintrank, der genossen werden darf, ist dieser heilige Wandel; der Meister steht leibhaftig vor Augen. Darum, ihr Bhikkhus, wendet Energie auf zur Erreichung des Nichterreichten, zur Verwirklichung des Nichtverwirklichten.

 

9. Auf diese Weise wird unsere Weltabkehr nicht vergeblich sein, sie wird Frucht und Ergebnis haben, und die Guttaten der Leute, von denen wir genießen, was wir an Kleidung, Nahrung, Wohnung und an Bedarf und Arznei für die Kranken nötig haben, werden an uns reiche Frucht und reichen Segen tragen.

 

10. Denn so, ihr Bhikkhus, müßt ihr lernen: hat man, ihr Bhikkhus, das eigene Wohl im Auge, so ist es recht, unermüdlich zu streben. Oder hat man, ihr Bhikkhus, das Wohl der anderen im Auge, so ist es recht, unermüdlich zu streben. Oder hat man, ihr Bhikkhus, beider Wohl im Auge, so ist es recht, unermüdlich zu streben."

 

 


(*f61) Chinnapilotika. Daß mit pilotika ein schleierartiges Tuch gemeint ist, geht aus Jātaka II. 96.24 hervor, wo von einer makkhipilotikā die Rede ist, einem Fliegentuch oder einer Seihe zum Reinigen einer Flüssigkeit.

(*f62) Mahantañca sadattham parihāpeti. Der Kommentar erklärt sadattha durch arahatta, die Stufe des Arahant, des Vollendeten, und parihāpeti durch na pāpunāti "erreicht nicht".


S.12.23. Voraussetzung

 

Der Ausdruck upanisā ist ohne Zweifel etymologisch = skr. upanisad. Die Bedeutung aber ist eine ganz andere. Ich übersetze das Wort mit "Voraussetzung". Der Komm. II. 60.10 gibt es durch kārana, paccaya "Grund, Ursache" wieder, und diese Bedeutung ist schon durch den V. 76 des Dhammapada añña hi lābhupanisā aññā nibbānagāmini "eine andere ist die Voraussetzung materiellen Gewinnes, eine andere die, die zum Nirvana führt" gesichert. Auch hier tritt im Komm. (The Commentary on the Dhammapada ed. H. C. Norman II.102) kārana an seine Stelle. Vgl. auch Anguttara I.198, IV. 351-2, Suttanipāta S. 135. - Das ganze Sutta ist eine sehr beachtenswerte Fortsetzung des Paticcasamuppāda und will zeigen, wie schließlich gerade das Leiden wieder zur Erlösung führt. Der Leidende wendet sich in seiner Not vertrauensvoll (saddhā in 14) an einen Lehrer, wird von ihm in die Heilslehre des Buddha eingeführt und gelangt, in dem Läuterungsprozeß von Stufe zu Stufe fortschreitend, schließlich zur Vollendung und zum Nirvana.

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Bei dem Wissenden, behaupte ich, ihr Bhikkhus, bei dem Schauenden tritt die Vernichtung der weltlichen Einflüsse (*f63) ein, nicht bei dem Nichtwissenden, Nichtschauenden.

 

3. Was aber, ihr Bhikkhus, muß man wissen, was muß man schauen, damit Vernichtung der weltlichen Einflüsse eintritt? - So ist Form, so der Form Ursprung, so der Form Untergang; so ist Empfindung usw. -; so ist Wahrnehmung usw. -; so sind die Gestaltungen usw. -; so ist Bewußtsein, so des Bewußtseins Ursprung, so des Bewußtseins Untergang. Das, ihr Bhikkhus, muß man wissen, das muß man schauen, damit Vernichtung der weltlichen Einflüsse eintritt.

 

4. Das Wissen aber, ihr Bhikkhus, das man von der Vernichtung (der weltlichen Einflüsse) besitzt; das hat, behaupte ich, seine Voraussetzung, es ist nicht ohne Voraussetzung.

 

5. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Wissen von der Vernichtung (der weltlichen Einflüsse) die Voraussetzung? Die Erlösung, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Erlösung, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

6. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Erlösung die Voraussetzung? Das Verschwinden, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Verschwinden, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

7. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Verschwinden die Voraussetzung? Der Widerwille (*f64), muß man hierauf erwidern. Aber auch der Widerwille, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

8. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für den Widerwillen die Voraussetzung? Das Wissen und Schauen der (Dinge in ihrer) Wirklichkeit, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Wissen und Schauen der (Dinge in ihrer) Wirklichkeit, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

9. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Wissen und Schauen der (Dinge in ihrer) Wirklichkeit die Voraussetzung? Die geistige Sammlung, muß man hierauf erwidern. Aber auch die geistige Sammlung, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

10. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die geistige Sammlung die Voraussetzung? Die Wonne (*f65muß) man hierauf erwidern. Aber auch die Wonne, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

11. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Wonne die Voraussetzung? Der Seelenfriede, muß man hierauf erwidern. Aber auch der Seelenfriede, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

12. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für den Seelenfrieden die Voraussetzung? Die Freude, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Freude, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

13. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Freude die Voraussetzung? Das Wohlgefallen, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Wohlgefallen, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

14. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Wohlgefallen die Voraussetzung? Der Glaube (*f66) muß man hierauf erwidern. Aber auch der Glaube, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

15. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für den Glauben die Voraussetzung? Das Leiden, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Leiden, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

16. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Leiden die Voraussetzung? Die Geburt, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Geburt, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

17. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Geburt die Voraussetzung? Das Werden, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Werden, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

18. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Werden die Voraussetzung? Das Erfassen, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Erfassen, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

19. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Erfassen die Voraussetzung? Der Durst, muß man hierauf erwidern. Aber auch der Durst, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

20. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für den Durst die Voraussetzung? Die Empfindung, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Empfindung, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

21. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Empfindung die Voraussetzung? Die Berührung, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Berührung, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

22. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Berührung die Voraussetzung? Die sechs Sinnesbereiche, muß man hierauf erwidern. Aber auch die sechs Sinnesbereiche, behaupte ich, ihr Bhikkhus, haben ihre Voraussetzung, sind nicht ohne Voraussetzung.

 

23. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die sechs Sinnesbereiche die Voraussetzung? Name und Form, muß man hierauf erwidern. Aber auch Name und Form, behaupte ich, ihr Bhikkhus, haben ihre Voraussetzung, sind nicht ohne Voraussetzung.

 

24. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für Name und Form die Voraussetzung? Das Bewußtsein, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Bewußtsein, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

 

25. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Bewußtsein die Voraussetzung? Die Gestaltungen, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Gestaltungen, behaupte ich, ihr Bhikkhus, haben ihre Voraussetzung, sind nicht ohne Voraussetzung.

 

26. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Gestaltungen die Voraussetzung? Das Nichtwissen, muß man hierauf erwidern.

 

27. So also, ihr Bhikkhus, haben das Nichtwissen zur Voraussetzung die Gestaltungen; die Gestaltungen zur Voraussetzung hat das Bewußtsein; das Bewußtsein zur Voraussetzung haben Name und Form; Name und Form zur Voraussetzung haben die sechs Sinnesbereiche; die sechs Sinnesbereiche zur Voraussetzung hat die Berührung; die Berührung zur Voraussetzung hat die Empfindung; die Empfindung zur Voraussetzung hat der Durst; den Durst zur Voraussetzung hat das Erfassen; das Erfassen zur Voraussetzung hat das Werden; das Werden zur Voraussetzung hat die Geburt; die Geburt zur Voraussetzung hat das Leiden; das Leiden zur Voraussetzung hat der Glaube; den Glauben zur Voraussetzung hat das Wohlgefallen; das Wohlgefallen zur Voraussetzung hat die Freude; die Freude zur Voraussetzung hat der Seelenfriede; den Seelenfrieden zur Voraussetzung hat die Wonne die Wonne zur Voraussetzung hat die geistige Sammlung; die geistige Sammlung zur Voraussetzung hat das Wissen und Schauen der (Dinge in ihrer) Wirklichkeit; das Wissen und Schauen der (Dinge in ihrer) Wirklichkeit zur Voraussetzung hat der Widerwille; den Widerwillen zur Voraussetzung hat das Verschwinden; das Verschwinden zur Voraussetzung hat die Erlösung; die Erlösung zur Voraussetzung hat das Wissen von der Vernichtung (der weltlichen Einflüsse).

 

28. Gerade so wie wenn oben auf dem Gebirge Gott in schweren Tropfen regnen läßt (*f67), wie da das abwärts strömende Wasser die KIüfte, Spalten und Rinnen im Gebirge ausfüllt. Wenn die Klüfte voll sind, füllen sich die kleinen Tümpel; wenn die kleinen Tümpel voll sind, füllen sich die großen Tümpel; wenn die großen Tümpel voll sind, füllen sich die kleinen Flüsse; wenn die kleinen Flüsse voll sind, füllen sich die großen Ströme; wenn die großen Ströme voll sind, füllen sie das große Meer, den Ozean.

 

29. Ebenso haben, ihr Bhikkhus, das Nichtwissen zur Voraussetzung die Gestaltungen, die Gestaltungen zur Voraussetzung hat das Bewußtsein usw. usw. = 27 . . . die Erlösung zur Voraussetzung hat das Wissen von der Vernichtung (der weltlichen Einflüsse)."

 

 


(*f63) P. āsavānam khayo. Mrs. Rhys Davids (Samyutta II. S. 25) übersetzt āsavā mit "intoxicants"; R.O. Franke (Dīgha, S. 83, Anm. 1) mit "weltliche Schwächen". Das Wort ist aufs engste verwandt mit kilesā "Trübungen, Befleckungen." Beide Begriffe verhalten sich wie Ursache und Wirkung. Durch die "Einflüsse" der empirischen Dinge auf unser Denken entstehen in diesem die "Trübungen", welche die Erkenntnis der Wahrheit und damit die Erlösung verhindern.

(*f64) Über virāga "Verschwinden" in 6 und nibbdā "Widerwille" in 7 vgl. oben Einleitung zu Sutta 12.16.

(*f65) Die Begriffe in 10-13 sukha "Wonne", passaddhi "Seelenfriede", pīti "Freude", pāmojja "Wohlgefallen" drücken die im Verlauf des Fortschreitens auf dem Heilswege sich steigernden inneren Glücksempfindungen aus, die schließlich im samādhi mit den aus ihm hervorgehenden jhāna's den "Versenkungen" gipfeln. Von diesen Empfindungen ist pāmojja die unterste, sukha die höchste Stufe. Über samādhi und jhāna vgl. F. Heiler, Die buddhistische Versenkung (1922), S. 15.

(*f66) Über saddhā "Glaube" s. M. und W. Geiger, Pāli Dhamma, S. 47, N. 1. Das Wort bezeichnet die erste Stufe auf dem zur Erlösung führenden Weg, das "Vertrauen" zu einem Lehrer, von dem man hofft, daß er diesen Weg zeigen kann, und den "Glauben" an ihn. Man vergleiche die verwandte Bedeutung von skr. sraddhā bei Oldenberg, Religion des Veda, S. 565, Anm. 3 (2. Aufl. S. 566, Anm. 4). Vgl. auch ders., Zeitschr. d. D. Morgenl. Ges. 50, S. 448 ff.

(*f67) Das gleiche Bild auch Anguttara I. 243, II.140 und kürzer Milindapañhā, ed. Trenkner S. 35-36. Nach dem Kommentar II. 70 ist der Unterschied zwischen kandara "Kluft", padara "Spalt" und sākhā "Rinne" diese: k. bezeichnet die vom Wasser ausgewaschenen Schluchten, P. die Risse, die sich im Boden bilden, wenn es eine Zeit lang nicht geregnet hat, s. die Wasserrinnen, die in die Tümpel oder Pfuhle einmünden.


S.12.24. Die Andersgläubigen

 

1. Ort der Begebenheit: Rājagaha im Veluvana.

 

2. Da nun kleidete sich der ehrwürdige Sāriputta zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und begab sich, Almosen zu sammeln, nach Rājagaha.

 

3. Da nun kam dem ehrwürdigen Sāriputta der Gedanke: "Es ist noch zu früh am Tage, um in Rājagaha Almosen zu sammeln. Wie wäre es, wenn ich mich dorthin begäbe, wo der Garten (*f68) der andersgläubigen Bettelgänger sich befindet?"

 

4. Da nun begab sich der ehrwürdige Sāriputta dorthin, wo der Garten der andersgläubigen Bettelgänger sich befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit den andersgläubigen Bettelgängern, und nachdem er mit ihnen die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder. Zu dem zur Seite sitzenden ehrwürdigen Bettelgänger also:

 

5. "Es gibt, verehrter Sāriputta, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma (*f69), die verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei. Es gibt aber auch, verehrter Sāriputta, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, die verkünden, daß das Leiden von einem anderen verursacht sei. Es gibt (ferner), verehrter Sāriputta, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, die verkünden, daß das Leiden sowohl selbst verursacht als auch von einem anderen verursacht sei. Es gibt aber auch, verehrter Sāriputta, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, die verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei.

 

6. Was aber sagt hierüber, verehrter Sāriputta, der Samana Gotama und was lehrt er? Wie müssen wir Bescheid geben, damit wir das, was der Samana Gotama behauptet hat, richtig wiedergeben und nicht gegen den Samana Gotama fälschlich einen Vorwurf erheben, damit wir seiner Lehre gemäß Bescheid geben, und damit nicht irgend eine logisch begründete Verfolgung seiner Behauptungen zu einem Punkt gelangt, aus dem man einen Tadel ableiten muß (*f70)?"

 

7. "Ursächlich entstanden, verehrte Herrn, ist das Leiden, so hat der Erhabene behauptet. Aus welcher Ursache? Aus Ursache der Berührung. Wenn man so sagt, wird man das, was der Erhabene behauptet hat, richtig wiedergeben und nicht gegen den Erhabenen fälschlich einen Vorwurf erheben; wird man seiner Lehre gemäß Bescheid geben, und keine logisch begründete Verfolgung seiner Behauptungen wird zu einem Punkt gelangen, aus dem man einen Tadel ableiten muß.

 

8. Wenn nun da, verehrte Herrn, Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei, so (ist) dieses (Leiden) aus der Berührung als Ursache (entstanden). Und wenn ferner Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden von einem anderen verursacht sei, so (ist) dieses (Leiden) gleichfalls aus der Berührung als Ursache (entstanden). Und wenn ferner Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden sowohl selbst verursacht als auch von einem anderen verursacht sei, so (ist) dieses (Leiden) gleichfalls aus der Berührung als Ursache (entstanden). Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, so (ist) dieses (Leiden) gleichfalls aus der Berührung als Ursache (entstanden).

 

9. Wenn da, verehrte Herrn, Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor (*f71). Und wenn ferner Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden von einem anderen verursacht sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor. Und wenn ferner Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden sowohl selbst verursacht als auch von einem anderen verursacht sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor. Und wenn ferner Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden sowohl selbst verursacht als auch von einem anderen verursacht sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor. Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor.

 

10. Es hatte aber der ehrwürdige Ananda der Unterredung des ehrwürdigen Sāriputta mit den andersgläubigen Bettelgängern zugehört.

 

11. Nachdem nun der ehrwürdige Ananda seinen Almosengang in Rājagaha beendigt hatte, begab er sich nach der Mahlzeit, vom Almosengang zurückgekehrt, dahin, wo der Erhabene sich befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend berichtete nun der ehrwürdige Ananda dem Erhabenen die ganze Unterredung, die der ehrwürdige Sāriputta mit den andersgläubigen Bettelgängern gehabt hatte.

 

12. "Gut, gut, Ananda! Auf solche Weise wird Sāriputta richtigen Bescheid geben. Ursächlich entstanden, Ananda, ist das Leiden, so habe ich behauptet. Aus welcher Ursache? Aus Ursache der Berührung. Wenn er so sagt, wird er das, was ich behauptet habe, richtig wiedergeben und nicht gegen mich fälschlich einen Vorwurf erheben; er wird meiner Lehre gemäß Bescheid geben und keine logisch begründete Verfolgung meiner Behauptungen wird zu einem Punkt gelangen, aus dem man einen Tadel ableiten muß.

 

13. Wenn nun da, Ananda, Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei, so (ist) dieses (Leiden) aus der Berührung als Ursache (entstanden) usw. usw. (= 8) ... Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, so (ist) dieses (Leiden) gleichfalls aus der Berührung als Ursache (entstanden).

 

14. Wenn da, Ananda, Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor usw. usw. (= 9) . . . Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor.

 

15. Einstmals, Ananda, weilte ich auch hier in Rājagaha, im Veluvana, beim Kalandakanivāpa.

 

16. Da nun, Ananda, kleidete ich mich zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und begab mich, Almosen zu sammeln, nach Rājagaha.

 

17. Da nun kam mir, Ananda, der Gedanke: ,Es ist noch zu früh am Tage, um in Rājagaha Almosen zu sammeln. Wie wäre es, wenn ich mich dorthin begäbe, wo der Garten der andersgläubigen Bettelgänger sich befindet?'

 

18. Da nun, Ananda, begab ich mich dorthin, wo der Garten der andersgläubigen Bettelgänger sich befand. Nachdem ich mich dorthin begeben, begrüßte ich mich mit den andersgläubigen Bettelgängern und nachdem ich mit ihnen die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte ich mich zur Seite nieder. Zu mir, während ich zur Seite saß, sprachen nun die andersgläubigen Bettelgänger also:

 

19. ,Es gibt, verehrter Gotama, etliche Samanas und Brähmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, die verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei. Es gibt aber auch, verehrter Gotama, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, die verkünden, daß das Leiden von einem anderen verursacht sei. Es gibt (ferner), verehrter Gotama, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, die verkünden, daß das Leiden sowohl selbst verursacht als auch von einem anderen verursacht sei. Es gibt aber auch, verehrter Gotama, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, die verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei.

 

20. Was aber sagt uns hierüber der ehrwürdige Gotama und war lehrt er? Wie müssen wir Bescheid geben, damit wir das, was der ehrwürdige Gotama behauptet hat, richtig wiedergeben und nicht gegen den ehrwürdigen Gotama fälschlich einen Vorwurf erheben? Damit wir seiner Lehre gemäß Bescheid geben, und damit nicht irgend eine logisch begründete Verfolgung seiner Behauptungen zu einem Punkt gelangt, aus dem man einen Tadel ableiten muß?'

 

21. So angeredet, erwiderte ich, Ananda, den andersgläubigen Bettelgängern folgendes: Ursächlich entstanden, verehrte Herrn, ist das Leiden, so habe ich behauptet. Aus welcher Ursache? Aus Ursache der Berührung. Wenn man so sagt, wird man das, was ich behauptet habe, richtig wiedergeben und nicht gegen mich fälschlich einen Vorwurf erheben; wird man meiner Lehre gemäß Bescheid geben, und keine logische Verfolgung meiner Behauptungen wird zu einem Punkt gelangen, aus dem man einen Tadel ableiten muß.

 

22. Wenn nun da, verehrte Herrn, Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei, so (ist) dieses (Leiden) aus der Berührung als Ursache (entstanden) usw. usw. (= 8) ... Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern; durch Zufall entstanden sei, so (ist) dieses (Leiden) gleichfalls aus der Berührung als Ursache (entstanden).

 

23. Wenn da, verehrte Herrn, Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor usw. usw. (= 9) ... Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor."

 

24. "Wunderbar, Herr, unvergleichlich, Herr, wie da mit einem einzigen Wort der ganze Gegenstand ausgesprochen ist. Es würde gewiß, Herr, dieser Gegenstand, in Ausführlichkeit dargestellt, tief sein und tief erscheinen (*f72)."

 

25. "Darum soll Ananda" dir selber das aufleuchten (*f73)."

 

26. "Wenn man mich, Herr, so fragen würde: ,Was haben, verehrter Ananda, Alter und Tod zur Ursache, was haben sie zum Ursprung, was zur Herkunft, was zur Entstehung?' So gefragt, Herr, würde ich also antworten: ,Alter und Tod, Verehrter, haben die Geburt zur Ursache, die Geburt zum Ursprung, die Geburt zur Herkunft, die Geburt zur Entstehung.' So gefragt, Herr, würde ich also antworten.

 

27. Wenn man mich, Herr, so fragen würde: ,Die Geburt aber, verehrter Ananda, was hat sie zur Ursache, was zum Ursprung, was zur Herkunft, was zur Entstehung?' So gefragt, Herr, würde ich also antworten: ,Die Geburt, Verehrter hat das Werden zum Ursprung, das Werden zur Herkunft, das Werden zur Entstehung. So gefragt, Herr, würde ich also antworten.

 

28-31. Wenn man mich, Herr, so fragen würde: ,Das Werden - das Erfassen, - der Durst - die Empfindung - die Berührung aber, verehrter Ananda, was hat sie zur Ursache, was zum Ursprung, was zur Herkunft, was zur Entstehung? So gefragt, Herr, würde ich also antworten: ,die Berührung, Verehrter, hat die sechs Sinnesbereiche zur Ursache, die sechs Sinnesbereiche zum Ursprung, die sechs Sinnesbereiche zur Herkunft, die sechs Sinnesbereiche zur Entstehung. Aus dem restlosen Verschwinden aber und der Aufhebung der sechs Sinnesbereiche folgt Aufhebung der Berührung; aus der Aufhebung der Berührung folgt Aufhebung der Empfindung; aus der Aufhebung der Empfindung folgt Aufhebung des Durstes; aus der Aufhebung des Durstes folgt Aufhebung des Erfassens; aus der Aufhebung des Erfassens folgt Aufhebung des Werdens; aus der Aufhebung des Werdens folgt Aufhebung der Geburt; durch Aufhebung der Geburt werden Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung aufgehoben. Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande. So gefragt Herr, würde ich also antworten.

 

 


(*f68) Nach dem Kommentar (II. 22, vorl. Z.) war der "Garten" (ārāma) der aññatitthiyā paribbājakā (hierüber s. die Anm. zu Sutta 18. 2) zwischen dem Veluvana, dem Bambushain, und dem Sündtore der Stadt gelegen.

(*f69) D. h. der Lehre, daß jedes Tun (skr. karman, P. kamma), sei es gut oder böse, eine adäquate Folge (phala "Frucht") nach sich zieht, die in dem gegenwärtigen oder in einem späteren Dasein sich auswirken wird, und daß demgemäß unser gegenwärtiges Dasein selbst nur eben die Frucht unseres früheren Handelns ist.

(*f70) Der ganze Passus von "Wie müssen wir Bescheid geben" an, kehrt im Kanon öfters wieder. Er zerfällt, was wohl zu beachten ist, in zwei Hauptteile, von denen jeder den gleichen Gedanken zuerst positiv, dann negativ ausdrückt. Sehr schwierig ist der letzte Satz. Abweichende Übersetzungen bei Franke, Dīghanikāya übers. S. 131-2 und bei-Mrs. Rhys Davids, Samyutta-Nikāya II, S. 28. Zur Erklärung sind Majjh. II. S. 222 und 227, sowie Anguttara II, S. 31, III. S. 4-5 heranzuziehen. Es ist offenbar an eine Disputation gedacht, bei der der Redner die These seines Gegner dadurch ad absurdum führt, daß er alle ihre Konsequenzen folgerichtig zieht. Die Bettelgänger wollen sich aber versichern, daß sie nicht etwa von einer falschen oder ungenauen Formulierung einer These des Buddha ausgehend ihm Unrecht tun. Im Pāli lautet die Stetle: na ca kocī sahadhammiko (Komm. = sakārano) vādānupāto (v. 1. °ānuvādo, Komm. = vādappavatti) gārayham thānam āgacchati. (Vgl. unten die Anm. zu Sutta 25. 17).

(*f71) Wörtl.: "daß diese Leute anders als durch Berührung empfinden werden, dieser Fall tritt nicht ein." Vgl. die Anm. zu Sutta 20. 20.

(*f72) Gambhīro c' ev' assa gambhīrāvabhāso ca. Die Phrase wird im Kommentar zum Mahānidānasutta des Dīgha (D. II. 55; DKo. ed. Siam. II. 105-6) ausführlich erläutert. Es wird hier gambhīrāvabhāso durch "ist tief und erscheint als tief, wird so gesehen" erklärt. Dann heißt es weiter: "Ein (Gewässer), das an sich seicht (uttānam eva) ist, hat das Aussehen, als ob es tief wäre." Als Beispiel dient Wasser, das durch vermodertes Laub schwarz gefärbt ist. "Ein anderes Wasser ist an sich tief und erscheint seicht," wie das durchsichtige Wasser der Manigangā, das, obgleich es hundert Manns-höhen Tiefe hat, aussieht als wäre es knietief. "Ein anderes Wasser wieder ist seicht und sieht auch seicht aus," wie etwa das Wasser in einem Kruge. "Ein anderes Wasser endlich ist tief und sieht auch tief aus," wie das Wasser in dem großen Ozean am Fuße des Sineruberges.

(*f73) Patibhātu. Der Ausdruck patibhā wird gebraucht, wenn der Buddha oder einer seiner Schüler gebeten wird, über irgend einen Gegenstand Klarheit zu schaffen. Dem Gefragten soll die Wahrheit wie ein Licht aufleuchten. damit auch die Fragenden sie sehen. Hier will der Buddha sich überzeugen, daß Ananda die Sache richtig erfaßt hat.


S.12.25. Bhūmija

 

Der Name Bhūmija bedeutet das gleiche wie "autochthon". Er wird zur Bezeichnung indischer Aboriginerstämme verwendet. So gibt es z. B. einen "Bhumij" genannten Stamm, der im Grenzgebiet von Bengalen und Chota Nagpur zwischen Santals und Ho eingesprengt ist und nach dem Census von 1911 über 400 000 Individuen zählte. Man darf vielleicht annehmen, daß der Bhikkhu dieses Namens aus dem hinduisierten Teile eines solchen Stammes hervorgegangen war. - Der Bhikkhu Bhūmija begegnet uns auch in dem nach ihm benannten Sutta Nr. 126 des Majjhima-Nikāya (= III, S.138ff.).

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. Als der ehrwürdige Bhūmija sich um die Abendzeit aus seiner Zurückgezogenheit erhoben hatte, begab er sich dorthin, wo der ehrwürdige Sāriputta sich befand, begrüßte sich mit dem ehrwürdigen Sāriputta, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder. - Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Bhūmija zu dem ehrwürdigen Sāriputta also:

 

3. "Es gibt, verehrter Sāriputta, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, die verkünden, daß Lust und Leiden (*f74) selbst verursacht sei. Es gibt aber auch, verehrter Sāriputta, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, die verkünden, daß Lust und Leiden von einem anderen verursacht sei. Es gibt (ferner), verehrter Sāriputta, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, die verkünden, daß Lust und Leiden sowohl selbst verursacht als auch von einem anderen verursacht sei. Es gibt aber auch, verehrter Sāriputta, etliche Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma. die verkünden, daß Lust und Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem andern bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei.

 

4. Was sagt uns hierüber, verehrter Sāriputta, der Erhabene, und was lehrt er? Wie müssen wir Bescheid geben, damit wir das, was der Erhabene behauptet hat, richtig wiedergeben und nicht gegen den Erhabenen fälschlich einen Vorwurf erheben, damit wir seiner Lehre gemäß Bescheid geben, und damit nicht irgend eine logisch begründete Verfolgung seiner Behauptungen zu einem Punkt gelangt, aus dem man einen Tadel ableiten muß (*f70)?"

 

5. "Ursächlich entstanden, Verehrter, ist Lust und Leiden, so hat der Erhabene behauptet. Aus welcher Ursache? Aus Ursache der Berührung. Wenn man so sagt, wird man das, was der Erhabene behauptet hat, richtig wiedergeben und nicht gegen den Erhabenen fälschlich einen Vorwurf erheben; wird man seiner Lehre gemäß Bescheid geben, und keine logisch begründete Verfolgung seiner Behauptungen wird zu einem Punkt gelangen, aus dem man einen Tadel ableiten muß.

 

6. Wenn da, Verehrter, Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß Lust und Leiden selbst verursacht sei, so (ist) dieses (Lust und Leiden) aus der Berührung als Ursache (entstanden). Und wenn ferner usw. usw. (= 24. 8) ... Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß Lust und Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, so (ist) dieses (Lust und Leiden) gleichfalls aus der Berührung als Ursache (entstanden).

 

7. Wenn da, Verehrter, Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß Lust und Leiden selbst verursacht sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor. Und wenn ferner usw. usw. ( = 24. 9) ... Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß Lust und Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor".

 

8. Es hatte aber der ehrwürdige Ananda der Unterredung des ehrwürdigen Sāriputta mit dem ehrwürdigen Bhūmija zugehört.

 

9. Und es begab sich der ehrwürdige Ananda dahin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend berichtete nun der ehrwürdige Ananda dem Erhabenen die ganze Unterredung, die der ehrwürdige Sāriputta mit dem ehrwürdigen Bhūmija gehabt hatte.

 

10. "Gut, gut, Ananda! Auf solche Weise wird Sāriputta richtigen Bescheid geben. Ursächlich entstanden, Ananda, ist Lust und Leiden, so habe ich behauptet. Aus welcher Ursache? Aus Ursache der Berührung. Wenn er so sagt, wird er das, was ich behauptet habe, richtig wiedergeben und nicht gegen mich fälschlich einen Vorwurf erheben; er wird meiner Lehre gemäß Bescheid geben, und keine logisch begründete Verfolgung meiner Behauptungen wird zu einem Punkt gelangen, aus dem man einen Tadel ableiten muß.

 

11. Wenn da, Ananda, Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß Lust und Leiden selbst verursacht sei, so (ist) dieses (Lust und Leiden) aus der Berührung als Ursache (entstanden). Und wenn ferner usw. usw. (= 24. 8) ... Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß Lust und Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, so (ist) dieses (Lust und Leiden) gleichfalls aus der Berührung als Ursache (entstanden).

 

12. Wenn da, Ananda, Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß Lust und Leiden selbst verursacht sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fallkommt nicht vor. Und wenn ferner usw. usw. (= 24. 9) ... Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas, Anhänger der Lehre vom Kamma, verkünden, daß Lust und Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor.

 

13. Wenn da, Ananda, körperliches Tun stattfindet, so entsteht wegen des Bewußtwerdens des körperlichen Tuns (*f76) für die eigene Person Lust und Leiden. Oder wenn da, Ananda, Reden stattfindet, so entsteht wegen des Bewußtwerdens des Redens für die eigene Person Lust und Leiden. Oder wenn da, Ananda, Denken stattfindet, so entsteht wegen des Bewußtwerdens des Denkens für die eigene Person Lust und Leiden.

 

14. Durch das Nichtwissen als Ursache bringt man entweder selber, Ananda, eine Gestaltung des körperlichen Tuns hervor (*f77), infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht; oder aber andere, Ananda, bringen eine Gestaltung des körperlichen Tuns hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht. Mit Überlegung entweder, Ananda, bringt man eine Gestaltung des körperlichen Tuns hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht; oder aber ohne Überlegung, Ananda, bringt man eine Gestaltung des körperlichen Tuns hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht.

 

15. Entweder selber, Ananda, bringt man eine Gestaltung des Redens hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht; oder aber andere bringen eine Gestaltung des Redens hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht. Mit Überlegung entweder, Ananda, bringt man eine Gestaltung des Redens hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht; oder aber ohne Überlegung, Ananda, bringt man eine Gestaltung des Redens hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht.

 

16. Entweder selber, Ananda, bringt man eine Gestaltung des Denkens hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht; oder aber andere, Ananda, bringen eine Gestaltung des Denkens hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht. Mit Überlegung entweder, Ananda, bringt man eine Gestaltung des Denkens hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht; oder aber ohne Überlegung, Ananda, bringt man eine Gestaltung des Denkens hervor, infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht.

 

17. In diesen sechs Fällen, Ananda, ist man auf das Nichtwissen (als letzten Grund) hinaus gekommen (*f78). Nach restlosem Verschwinden aber, Ananda, und nach Aufhebung des Nichtwissens gibt es kein körperliches Tun, infolge dessen einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht, - gibt es kein Reden, infolge dessen einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht, - gibt es kein Denken, infolge dessen einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht. Es gibt da kein Feld, es gibt da keine Grundlage, es gibt da keinen Bereich, es gibt da keine Beziehung (*f79), infolge deren einem für die eigene Person Lust und Leiden entsteht."

 

 


(*f74) P. sukhadukkham. Durch die Einsetzung dieses Begriffes, an Stelle von dukkham allein, unterscheidet sich der erste Teil unseres Sutta vom vorhergehenden.

(*f76) P. kāyasamcetanā - vacīsamcetanā - manosamcetana. Zur Bedeutung von samcetanā vgl. rūpa-, sadda-, gandhasamcetanā usw. Dīgha II. 309 (mehr als rūpasaññā usw.), sowie das Adj. samcetanika "bewußt, wissentlich" Vinaya II. 38, III. 112, IV. 30, 127; Majjhima III. 207; Anguttara V. 292.

(*f77) P. kāyasamkhāram (vacī-, manosamkhāram) abhisamkharoti. Alles unser Tun besteht in körperlichem Handeln, Reden oder Denken. Jede einzelne Handlung, jedes Wort, jeder Gedanke ist eine Hervorbringung, ein Gebilde, eine Gestaltung, ein samkhāra, und aus allen diesen einzelnen Gebilden (Mrs. Rhys Davids: "activities") setzt sich das Kamma zusammen, das die Wiedergeburt bestimmt. Seidenstücker (Pāli-Buddhismus, S. 20) gebraucht die Ausdrücke "Körper-Prozeß, sprachlicher Prozeß, geistiger Prozeß."

(*f78) P. avijjā anupatitā, d. h. durch logisches Verfolgen (wortl. Nachfliegen) der ganzen Verkettung der Ursachen hat man schließlich als letzten Grund die avijjā erreicht. Vgl. anupāta in vādānupāta, Anm. zu 12. 24. 6.

(*f79) P. khettam, vatthu, āyatanam, adhikaranam. Der Sinn ist: es fehlen alle Voraussetzungen für die samkhārā.


S.12.26. Upavāna

 

Der Bhikkhu Upavāna wird im Kanon mehrfach erwähnt. Er war eine Zeit lang der upatthāka des Buddha, d. h. der Schüler, der ihn zu persönlicher Dienstleistung ständig begleitete. So Samy. VII. 13. 2ff. (I, S. 174). Im Dīgha XVI. 5. 4 und XXIX. 41 (II. 138 und III. 141) wird von Upavāna erzählt, daß er bei dem Buddha steht und ihm Luft zufächelt. An anderen Stellen finden wir ihn im Gespräch mit dem Buddha (Samy. XXXV. 70. 2ff. = IV, S.41) oder mit Sāriputta (Samy. XLVI. 8. 1 ff. = V, S. 76; Anguttara, Catukkanipāta (175. 1 ff. = II, S. 163) oder mit Ananda (Anguttara, Pañcakanipāta 166. 6ff. = III. 195). Die Verse, die ihm an der zuerst angeführten Stelle S. I. 175 in den Mund gelegt werden, sind als V. 185 und 186 in die Theragāthā aufgenommen.

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. Und es begab sich der ehrwürdige Upavāna dahin, wo der Erhabene sich befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach dann der ehrwürdige Upavāna zu dem Erhabenen also:

 

3. "Es gibt, Herr, etliche Samanas und Brāhmanas (*f80), die verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei. Es gibt aber auch, Herr, etliche Samanas und Brāhmanas, die verkünden, daß das Leiden von einem anderen verursacht sei. Es gibt (ferner), Herr, etliche Samanas und Brāhmanas, die verkünden, daß das Leiden sowohl selbst verursacht als auch von einem anderen verursacht sei. Es gibt aber auch, Herr, etliche Samanas und Brāhmanas, die verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei.

 

4. Was sagt uns hierüber der Erhabene und was lehrt er? Wie müssen wir Bescheid geben, damit wir das, was der Erhabene behauptet hat, richtig wiedergeben und nicht gegen den Erhabenen fälschlich einen Vorwurf erheben, damit wir seiner Lehre gemäß Bescheid geben, und damit nicht irgend eine logisch begründete Verfolgung seiner Behauptungen zu einem Punkt gelangt, aus dem man einen Tadel ableiten muß?"

 

5. "Ursächlich entstanden, Upavāna, ist das Leiden, so habe ich behauptet. Aus welcher Ursache? Aus Ursache der Berührung. Wenn einer so sagt, wird er das, was ich behauptet habe, richtig wiedergeben und nicht gegen mich fälschlich einen Vorwurf erheben; er wird meiner Lehre gemäß Bescheid geben, und keine logisch begründete Verfolgung meiner Behauptungen wird zu einem Punkt gelangen, aus dem man einen Tadel ableiten muß.

 

6. Wenn da, Upavāna, Samanas und Brāhmanas verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei, so (ist) dieses (Leiden) aus der Berührung als Ursache (entstanden). Und wenn ferner usw. usw. (= 24. 8) ... Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, so (ist) dieses (Leiden) gleichfalls aus der Berührung als Ursache (entstanden).

 

9. Wenn da, Upavāna, Samanas und Brāhmanas verkünden, daß das Leiden selbst verursacht sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor. Und wenn ferner usw. usw. (= 24. 9) ... Und wenn endlich Samanas und Brāhmanas verkünden, daß das Leiden nicht selbst bewirkt, auch nicht von einem anderen bewirkt, sondern durch Zufall entstanden sei, können diese Leute anders empfinden als durch Berührung? Nein, dieser Fall kommt nicht vor."

 

 

(*f80) Der Zusatz "Anhänger der Lehre vom Kamma" (kammavādā) fehlt in dieser Version.


S.12.27. Die Ursächlichkeit

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Aus dem Nichtwissen als Ursache, ihr Bhikkhus, entstehen die Gestaltungen; aus den Gestaltungen als Ursache entsteht das Bewußtsein usw. usw. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande (*f81).

 

3. Was aber, ihr Bhikkhus, ist Alter und Tod? Das Altern der verschiedenen Einzelwesen in den verschiedenen Klassen von Wesen, ihr Hinsiechen, ihr Gebrechlichwerden, das Ergrauen der Haare, das Welkwerden der Haut, die Abnahme der Lebenskraft, der Verfall der Sinne: das heißt Alter. - Das Fortgehen und Ausscheiden der verschiedenen Einzelwesen aus den verschiedenen Klassen von Wesen, ihre Vernichtung, ihr Verschwinden, ihr Hingang und Sterben, der Ablauf der Lebenszeit, die Vernichtung der Wesensbestandteile, das Abwerfen der Leiblichkeit das heißt Tod. So ist dieses das Alter, dieses der Tod.

 

4. Aus dem Ursprung der Geburt (folgt) der Ursprung von Alter und Tod; aus der Aufhebung der Geburt (folgt) Aufhebung von Alter und Tod. Das ist der edle achtgliedrige Pfad, der zur Aufhebung von Alter und Tod führende Weg, nämlich: rechte Anschauung, rechtes Wollen, rechtes Reden, rechtes Tun, rechte Lebensführung, rechtes Sichbemühen; rechtes Sichbesinnen, rechte geistige Sammlung.

 

5-13. Was aber, ihr Bhikkhus, ist Geburt - Werden - Erfassen - Durst - Empfindung - Berührung - die sechs Sinnesbereiche - Name und Form - Bewußtsein?

 

14. Was aber, ihr Bhikkhus, sind Gestaltungen? Drei Arten Gestaltung, ihr Bhikkhus, gibt es: die Gestaltung des körperlichen Tuns, die Gestaltung des Redens, die Gestaltung des Denkens. Das, ihr Bhikkhus, heißt Gestaltungen. - Aus dem Ursprung des Nichtwissens (folgt) der Ursprung der Gestaltungen; aus der Aufhebung des Nichtwissens (folgt) Aufhebung der Gestaltungen. Das ist der edle achtgliedrige Pfad, der zur Aufhebung der Gestaltungen führende Weg, nämlich: rechte Anschauung, rechtes Wollen, rechtes Reden, rechtes Tun, rechte Lebensführung, rechtes Sichbemühen, rechtes Sichbesinnen, rechte geistige Sammlung.

 

15. Wann nun, ihr Bhikkhus, ein edler Jünger auf diese Weise die Ursächlichkeit kennt, auf diese Weise den Ursprung der Ursächlichkeit kennt, auf diese Weise die Aufhebung der Ursächlichkeit kennt, auf diese Weise den zur Aufhebung der Ursächlichkeit führenden Weg kennt ein solcher, ihr Bhikkhus, heißt ein edler Jünger, der mit (richtiger) Anschauung begabt ist (*f82), der mit Einsicht begabt ist, der zu dieser guten Lehre gelangt ist, der diese gute Lehre schaut, der die Erkenntnis des Strebenden besitzt, der das Wissen des Strebenden besitzt, der mit dem Ohr der Wahrheit begabt ist, ein edler, der die (in die höchste Wahrheit) eindringende Erkenntnis besitzt, der da anpocht an die Pforte des Nirvana."

 

 


(*f81) Man hat sich die ganze Kausalitätsreihe fortgesetzt zu denken bis zu dem Schlußglied "Alter und Tod . An dieses knüpft dann die Definition in 3 (= 12. 2. 4) an, und es folgt in 4 der Hinweis auf den ariya atthangika magga, der zur Aufhebung von Alter und Tod führt. Dann werden in 5 bis 14 die übrigen Glieder der Nidānakette in der rückläufigen Reihenfolge definiert. Dazu ist oben 12.2.5ff. zu vergleichen. Bei jedem Einzelglied ist der Hinweis auf den achtgliedrigen Pfad zu ergänzen, wie er in 14 bei den samkhārā sich findet. Seine Kenntnis bedeutet eben Aufhebung der avijjā und damit der samkhārā, d. h. des kamma, und aller ihrer Folgen.

(*f82) Die einzelnen Termini sind im Pāli: 1. ditthisampanno, 2. dassanasampanno, 3. āgato imam saddhammam, 4. passati imam saddhammam, 5. sekhena ñānena samannāgato, 6. sehhāya vijjāya samannāgato, 7. dhammasotasamāpanno, 8. ariyo nibbedhikapañño, 9. amatadvāram āhacca titthati. Zu ariyo bemerkt der Ko. (ed. Siam. II 76 ult.) "der über die Stufe der gewöhnlichen Menschen hinaus gekommen ist", zu amata (77.2), daß es eine Bezeichnung des Nirvana sei.


S.12.28. Der Bhikkhu.

 

Sutta 28 ist im wesentlichen eine Dublette des vorangehenden Sutta nur daß in 26ff.= 28.15ff. an Stelle des Begriffes paccaya "Ursächlichkeit" die einzelnen Glieder der Kausalitätsreihe eingefügt werden. Auch die Einführung ist etwas verschieden und in 26 schlechthin von einem Bhikkhu statt von einem ariya sāvaka (27.15) die Rede.

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. Da nun usw. usw. (= 12.1. 2).

 

3. "Hier ist ein Bhikkhu, ihr Bhikkhus, der Alter und Tod kennt, den Ursprung von Alter und Tod kennt, die Aufhebung von Alter und Tod kennt, den zur Aufhebung von Alter und Tod führenden Weg kennt.

 

4. Der die Geburt kennt usw.

5. Der das Werden kennt usw.

6. Der das Erfassen kennt usw.

7. Der den Durst kennt usw.

8. Der die Empfindung kennt usw.

9. Der die Berührung kennt usw.

10. Der die sechs Sinnesbereiche kennt usw.

11. Der Name und Form kennt usw.

12. Der das Bewußtsein kennt usw.

 

13. Der die Gestaltungen kennt, den Ursprung der Gestaltungen kennt, die Aufhebung der Gestaltungen kennt, den zur Aufhebung der Gestaltungen führenden Pfad kennt.

 

14. Was aber, ihr Bhikkhus, ist Alter und Tod? Das Altern der verschiedenen Einzelwesen in den verschiedenen Klassen von Wesen, ihr Hinsiechen, ihr Gebrechlichwerden, das Ergrauen der Haare, das Welkwerden der Haut, die Abnahme der Lebenskraft, der Verfall der Sinne: das heißt Alter. - Das Fortgehen und Ausscheiden der verschiedenen Einzelwesen aus den verschiedenen Klassen von Wesen, ihre Vernichtung, ihr Verschwinden, ihr Hingang und Sterben, der Ablauf der Lebenszeit, die Vernichtung der Wesensbestandteile, das Abwerfen der Leiblichkeit: das heißt Tod. So ist dieses das Alter, dieses der Tod: das, ihr Bhikkhus, heißt Alter und Tod.

 

15. Aus dem Ursprung der Geburt (folgt) der Ursprung von Alter und Tod; aus der Aufhebung der Geburt (folgt) Aufhebung von Alter und Tod. Das ist der edle achtgliedrige Pfad, der zur Aufhebung von Alter und Tod führende Weg, nämlich: rechte Anschauung, rechtes Wollen, rechtes Reden, rechtes Tun, rechte Lebensführung, rechtes Sichbemühen, rechtes Sichbesinnen, rechte geistige Sammlung.

 

16-24. Was aber, ihr Bhikkhus, ist Geburt - Werden - Erfassen - Durst - Empfindung - Berührung - die sechs Sinnesbereiche - Name und Form - Bewußtsein?

 

25. Was aber, ihr Bhikkhus, sind Gestaltungen? Drei Arten Gestaltung, ihr Bhikkhus, gibt es: die Gestaltung des körperlichen Tuns, die Gestaltung des Redens, die Gestaltung des Denkens. Das, ihr Bhikkhus, heißt Gestaltungen. - Aus dem Ursprung des Nichtwissens (folgt) der Ursprung der Gestaltungen; aus der Aufhebung des Nichtwissens (folgt) Aufhebung der Gestaltungen. Das ist der edle achtgliedrige Pfad, der zur Aufhebung der Gestaltungen führende Weg, nämlich: rechte Anschauung, rechtes Wollen, rechtes Reden, rechtes Tun, rechte Lebensführung, rechtes Sichbemühen, rechtes Sichbesinnen, rechte geistige Sammlung.

 

26-36. Wann nun, ihr Bhikkhus, ein Bhikkhu auf diese Weise Alter und Tod kennt, auf diese Weise den Ursprung von Alter und Tod kennt, auf diese Weise die Aufhebung von Alter und Tod kennt, auf diese Weise den zur Aufhebung von Alter und Tod führenden Weg kennt, - (wann er) auf diese Weise die Geburt - das Werden - das Erfassen - den Durst - die Empfindung - die Berührung - die sechs Sinnesbereiche - Name und Form - das Bewußtsein - die Gestaltungen, den Ursprung der Gestaltungen, die Aufhebung der Gestaltungen, den zur Aufhebung der Gestaltungen führenden Pfad kennt:

 

37. Ein solcher Bhikkhu, ihr Bhikkhus, heißt einer, der mit (richtiger) Anschauung begabt ist, der mit Einsicht begabt ist, der zu dieser guten Lehre gelangt ist, der diese gute Lehre schaut, der die Erkenntnis des Strebenden besitzt, der das Wissen des Strebenden besitzt, der mit dem Ohr der Wahrheit begabt ist, ein edler, der die (in die höchste Wahrheit) eindringende Erkenntnis besitzt, der da anpocht an die Pforte des Nirvana."

 


S.12.29. Samanas und Brāhmanas

 

l. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2-12. "Alle die Samanas oder Brāhmanas, ihr Bhikkhus, die da Alter und Tod nicht verstehen, den Ursprung von Alter und Tod nicht verstehen, die Aufhebung von Alter und Tod nicht verstehen, den zur Aufhebung von Alter und Tod führenden Weg nicht verstehen, - welche Geburt - Werden - Erfassen - Durst - Empfindung - Berührung - die sechs Sinnesbereiche - Name und Form - Bewußtsein - Gestaltungen nicht verstehen, den Ursprung der Gestaltungen nicht verstehen, die Aufhebung der Gestaltungen nicht verstehen, den zur Aufhebung der Gestaltungen führenden Weg nicht verstehen, -

 

13. Nicht sind, ihr Bhikkhus, diese Samanas oder Brāhmanas von mir unter den Samanas als solche anerkannt oder unter den Brāhmanas als solche anerkannt, und nicht haben auch diese ehrwürdigen Herrn das Ziel ihrer Samanaschaft oder das Ziel ihrer Brāhmanaschaft bei Lebzeiten schon durch eigenes Begreifen und Verwirklichen erreicht.

 

14-24. Alle die Samanas oder Brāhmanas aber, die da Alter und Tod verstehen, den Ursprung von Alter und Tod verstehen, die Aufhebung von Alter und Tod verstehen, den zur Aufhebung von Alter und Tod führenden Weg verstehen, - welche Geburt - Werden - Erfassen - Durst - Empfindung - Berührung - die sechs Sinnesbereiche - Name und Form - Bewußtsein - Gestaltungen verstehen, den Ursprung der Gestaltungen verstehen, die Aufhebung der Gestaltungen verstehen, den zur Aufhebung der Gestaltungen führenden Weg verstehen, -

 

25. Diese Samanas oder Brāhmanas, ihr Bhikkhus, sind von mir unter den Samanas als solche anerkannt und unter den Brāhmanas als solche anerkannt, und es haben auch diese ehrwürdigen Herrn das Ziel ihrer Samanaschaft und das Ziel ihrer Brahmanaschaft bei Lebzeiten schon durch eigenes Begreifen und Verwirklichen erreicht."

 


S.12.30. Samanas und Brāhmanas.

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. Da nun usw. usw. (= 12.1. 2).

 

3. "Alle die Samanas oder Brāhmanas, ihr Bhikkhus, welche Alter und Tod nicht kennen, den Ursprung von Alter und Tod nicht kennen, die Aufhebung von Alter und Tod nicht kennen, den zur Aufhebung von Alter und Tod führenden Weg nicht kennen, - daß diese über Alter und Tod hinweg kommen werden (*f83), dieser Fall kommt nicht vor.

 

4-13. (Die Samanas oder Brāhmanas,) welche Geburt - Werden - Erfassen - Durst - Empfindung - Berührung - die sechs Sinnesbereiche - Name und Form - Bewußtsein - Gestaltungen nicht kennen, den Ursprung der Gestaltungen nicht kennen, die Aufhebung der Gestaltungen nicht kennen, den zur Aufhebung der Gestaltungen führenden Weg nicht kennen, - daß diese über die Gestaltungen hinweg kommen werden, dieser Fall kommt nicht vor.

 

14. Alle die Samanas oder Brāhmanas aber, ihr Bhikkhus. welche Alter und Tod kennen, den Ursprung von Alter und Tod kennen, die Aufhebung von Alter und Tod kennen, den zur Aufhebung von Alter und Tod führenden Weg kennen, - daß diese über Alter und Tod hinweg kommen werden, dieser Fall kommt vor.

 

15-24. (Die Samanas oder Brāhmanas,) welche Geburt - Werden - Erfassen - Durst - Empfindung - Berührung - die sechs Sinnesbereiche - Name und Form - Bewußtsein - Gestaltungen kennen, den Ursprung der Gestaltungen kennen, die Aufhebung der Gestaltungen kennen, den zur Aufhebung der Gestaltungen führenden Weg kennen, - daß diese über die Gestaltungen hinweg kommen werden, dieser Fall kommt vor."

 

(*f83) P. samatikamma thassanti. Über die periphrastischen Bildungen des Gerunds mit der Wz. thā vergl. Geiger, Pāli, Literatur und Sprache, S. 37. § 174.3.


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