Samyutta Nikaya

7. Brāhmana-Samyutta - Von den Brāhmanas
Arahantavagga - Der Abschnitt von den Vollendeten

S.7.1. Dhanañjānī
S.7.2. Schmähung
S.7.3. Asurinda
S.7.4. Bilangika
S.7.5. Ahimsaka
S.7.6. Knoten
S.7.7. Suddhika
S.7.8. Der Feuermann
S.7.9. Sundarika
S.7.10. Mit vielen Töchtern

Upāsakavagga - Der Abschnitt von den Laienbrüdern
S.7.11. Die Aussaat
S.7.12. Udaya
S.7.13. Devahita
S.7.14. Der Großmächtige
S.7.15. Mānatthaddha
S.7.16. Paccanīka
S.7.17. Navakammika
S.7.18. Holzsammler
S.7.19. Der Erhalter seiner Mutter
S.7.20. Der Bettler
S.7.21. Sangārava
S.7.22. Khomadussa


S.7.1. Dhanañjānī

 

Über den arahant, den Vollendeten, der auf der höchsten Stufe der Heilsentwickelung angelangt ist und im Besitz des Nirvana sich befindet s. Bd. 2, S. 68. Der Komm. I. 263.10-266.5 erzählt die Einzelheiten, die unserem Sutta zu grunde liegen sollen. Dhanañjānī stammte aus einer besonders vornehmen Brahmanenfamilie, die nicht gleich den anderen aus dem Munde, sondern aus dem Schädel des Brahman hervorgegangen ist. Während nun ihr Gatte ein treuer Anhänger des brahmanischen Glaubens war und regelmäßig bedürftigen Brahmanen Almosenspende gab, hing sie gläubig an Buddha und pflegte die Bekenntnisformel "Verehrung dem Buddha, der Lehre, der Gemeinde", zu rezitieren. Als nun einmal ein Fest im Hause des Brahmanen vorbereitet wurde, suchte dieser sie teils in Güte, teils durch Drohungen zu dem Versprechen zu bewegen, daß sie das Fest nicht durch ein solches Bekenntnis störe. Da er nichts erreichte, überließ er alles ihrer Entscheidung. Mitten in der Bewirtung nun kam über Dhanañjānī durch einen Zufall der Gedanke an den Meister und sie sprach mit gefalteten Händen die feierliche Formel. Die anwesenden Brahmanen gerieten in höchsten Zorn und verließen das Haus. Der Gastgeber überhäufte seine Frau mit Vorwürfen und begab sich zum Buddha, sich mit ihm auseinander zu setzen.

 

Die Brahmanin Dhanañjānī wird auch im Majjhima Nr. 100 (= II. 209 f.) als Anhängerin des Buddha genannt, und ein Brahmane Dhanañjāni ebenda Nr.97 (= II. 184f).

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha, im Bambushaine, im Kalandakanivāpa.

 

2. Zu jener Zeit aber war die Brahmanin Dhanañjānī, (die Gattin) eines Brahmanen aus der Familie Bhāradvāja gläubig zugetan dem Buddha und der Lehre und der Gemeinde

 

3. Da nun sprach die Brahmanin Dhanañjānī, während sie dem Brahmanen aus der Familie Bhāradvāja die Mahlzeit auftrug, dreimal den feierlichen Spruch: "Verehrung dem Erhabenen, dem Vollendeten, dem Vollkommen Erleuchteten; Verehrung der Lehre; Verehrung der Gemeinde."

 

4. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja zu der Dhanañjānī folgendes: "So pflegt dieses Schandweib bei jeder möglichen Gelegenheit den kahlköpfigen Samana zu preisen. Jetzt will ich aber einmal, du Schandweib, deinem Meister den Mund stopfen (*1)."

 

5. "Ich sehe, o Brahmane, in der Welt mit ihren Göttern, mit ihren Māras, mit ihren Brahmans, in dem Volke mit seinen Samanas und Brāhmanas niemanden, der dem Erhabenen, dem Vollendeten, dem Vollkommen Erleuchteten den Mund stopfen könnte. Geh' nur auch du hin, Brahmane; wenn du hingegangen bist, wirst du es erkennen."

 

6. Da nun begab sich der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja zornig und mißmutig dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht (*2), setzte er sich zur Seite nieder.

 

7. Zur Seite sitzend redete dann der Brahmane aus dem Hause Bhāradvāja den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Was muß man abschneiden, um glücklich zu leben?
Was muß man abschneiden, um keinen Kummer zu leiden?
Was ist das einzige, dessen Vernichtung du billigst, o Gotama?"

 

8. (Der Erhabene:)

"Den Zorn muß man abschneiden, um glücklich zu leben;
den Zorn muß man abschneiden, um keinen Kummer zu leiden.
Die Vernichtung des Zornes, dessen Wurzel Gift
und dessen Gipfel süß ist, o Brahmane,
Preisen die Edlen; denn hat man ihn abgeschnitten,
leidet man keinen Kummer mehr (*3)."

 

9. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! Wundervoll, Herr Gotama ! Wie wenn man, Herr Gotama, etwas Umgestürztes aufrichtet oder etwas Verhülltes entschleiert, oder einem Verirrten den rechten Weg zeigt, oder in einen finsteren Raum eine Lampe bringt in der Absicht: es sollen die, die Augen haben, die Gegenstände sehen - ganz ebenso ist von dem Herrn Gotama durch mancherlei Erörterung die Wahrheit aufgeklärt worden. Darum nehme ich zu dem Herrn Gotama meine Zuflucht und zu der Lehre und zu der Gemeinde der Bhikkhus. Möge ich bei dem Herrn Gotama die Zeremonie der Weltabkehr und die der Aufnahme in die Gemeinschaft gewährt erhalten."

 

10. Es bekam auch der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja bei dem Erhabenen die Zeremonie der Weltabkehr und die der Aufnahme in die Gemeinschaft gewährt.

 

11. Nachdem aber der ehrwürdige Bhāradvāja noch nicht lange in die Gemeinschaft aufgenommen war, da war er, der allein und einsam, unermüdlich, eifervoll, mit gesammelter Seele lebte, binnen kurzem schon an das höchste Ziel heiligen Wandels, um dessen willen Söhne aus gutem Hause völlig aus dem Heimleben übertreten in die Heimlosigkeit, durch eigenes Begreifen und Verwirklichen gelangt. Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt; gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

 

12. Es war aber der ehrwürdige Bhāradvāja einer von den Vollendeten geworden.  


(*1) Man lese satthuno (in 5: bhagavato) vādam ārop-. Die Phrase bedeutet "in der Disputation zum Schweigen bringen".

(*2) Der Komm. sagt: er ließ es sich nicht anmerken, wie zornig er war.

(*3) Über diese Strophen s. oben 1. 71, S. 65.


S.7.2. Schmähung

 

1. Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha, im Bambushaine, im Kalandakanivāpa.

 

2. Es hörte aber der Brahmane Akkosaka-Bhāradvāja (*1), daß der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja bei dem Samana Gotama aus dem Heimleben in die Heimlosigkeit übergetreten sei.

 

3. Zornig und mißmutig begab er sich dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, schmähte und beschimpfte er den Erhabenen mit gemeinen, rohen Worten (*2).

 

4. Auf diese Worte hin sprach der Erhabene zu dem Brahmanen Akkosaka-Bhāradvāja also: "Was meinst du da, Brahmane? Kommen zu dir wohl auch Freunde und Amtsgenossen, fernere und nähere Verwandte (*3), Gäste?"

 

5. "Es kommen zu mir, Herr Gotama, wohl auch manchmal Freunde und Amtsgenossen, fernere und nähere Verwandte, Gäste."

 

6. "Was meinst du da, Brahmane? Wartest du ihnen auch Speisen auf zum Kauen, zum Essen, zum Kosten (*4)?"

 

7. "Ich warte ihnen, Herr Gotama, wohl auch manchmal Speisen auf zum Kauen, zum Essen, zum Kosten."

 

8. "Wenn sie aber, Brahmane, das nicht annehmen, auf wen fällt es dann zurück?"

 

9. "Wenn sie das, Herr Gotama, nicht annehmen, fällt es auf uns zurück."

 

10. "Ganz ebenso, Brahmane, wenn du uns; die wir nicht schmähen, schmähst - uns, die wir nicht schelten, schiltst - uns, die wir nicht schimpfen, beschimpfst -, und wir nehmen das von dir nicht an, dann fällt es auf dich zurück, Brahmane! - es fällt auf dich zurück, Brahmane! Wer, Brahmane, einen, der schmäht, wieder schmäht - einen, der schilt, wieder schilt - einen, der schimpft, wieder beschimpft - der, Brahmane, heißt einer, der (mit dem anderen) zusammen speist, mit ihm verkehrt. Wir aber speisen mit dir nicht zusammen, verkehren nicht mit dir: es fällt auf dich zurück, Brahmane! - es fällt auf dich zurück, Brahmane!"

 

11. "Den Herrn Gotama kennt die Gefolgschaft, die um den König ist, so: ein Vollendeter ist der Samana Gotama. Jetzt aber zürnt der Herr Gotama (*5)."

 

12. (Der Erhabene:)

"Woher sollte dem Zornlosen Zorn kommen, dem gebädigten, gelassen lebenden,
Der durch vollkommene Erkenntnis erlöst ist, dem befriedeten, Vollendeten?
Er ist für einen nur noch schlimmer, wenn man dem Erzürnten wieder zürnt;
Wer aber dem Erzürnten nicht wieder zürnt, der siegt im Kampfe,
wo schwer der Sieg zu erringen.
 
Für beider Segen, für den eigenen, wie für den des anderen wirkt
Wer, wenn er den andern erzürnt sieht, besonnen in Ruhe verharrt.
Ihn, der beiden Heilung brirngt (*6), sich selber und dem andern,
Halten für einen Toren nur die Leute, die unkundig sind der wahren Lehre."

 

13. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Akkosaka-Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw.... (= 1. 9). Darum nehme ich zu dem Herrn Gotama meine Zuflucht und zu der Lehre und zu der Gemeinde. Möge ich bei dem Herrn Gotama die Zeremonie der Weltabkehr und die der Aufnahme in die Gemeinschaft gewährt erhalten."

 

14. Es bekam auch der Brahmane Akkosaka-Bhāradvāja bei dem Erhabenen die Zeremonie der Weltabkehr und die der Aufnahme in die Gemeinschaft gewährt.

 

15. Nachdem aber der ehrwürdige Akkosaka-Bhāradvāja noch nicht lange in die Gemeinschaft aufgenommen war, da war er usw.... (= 1. 11). Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt; gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mitdem weltlichen Dasein.

16. Es war aber der ehrwürdige Bhāradvāja einer von den Vollendeten geworden.  


(*1) D. h. "Schmäh-Bhāradvāja". Der Komm. I. 267.1 sagt, er habe diesen Namen von den Redaktoren des Kanons, den sangītikārakā, erhalten, um ihn von anderen Bhāradvājas zu unterscheiden. Er soll der jüngere Bruder des im vorigen Sutta genannten Bh. gewesen sein und den Tathāgata in hundert Strophen beschimpft haben.

(*2) Der Komm. zählt hier eine ganze Reihe von Schimpfwörtern auf, auch solche wie "du Esel", "du Kamel". Vgl. dazu Vinaya IV.7; Dhammapada-Komm. I. 211-2.

(*3) Es ist natürlich ñāti-sālohitā als Dvandva zu lesen. Das erste Wort scheint die angeheirateten Verwandten zu bezeichnen, das zweite bezeichnet die Blutsverwandten.

(*4) khāndaniyam bhojanīyam sāyanīyam "was man kauen muß, schlürfen kann und (als Leckerbissen) kostet". Das dritte Wort gehört nicht etwa zu sayana "Lager", sondern zu sāyati, "schmeckt, kostet".

(*5) Der Komm. I. 267.11 sagt, daß Bhāradvāja in den Worten des Erhabenen etwas wie einen Fluch sieht, wie die Weisen der Vorzeit ihn auszusprechen pflegten. Er glaubte also, daß Zorn den Buddha beherrsche.

(*6) Es ist tikicchantam tam zu lesen. Vgl. unten 11. 4. 14.


S.7.3. Asurinda

 

1. Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha, im Bambushaine, im Kalandakanivāpa.

 

2. Es hörte aber der Brahmane Asurindaka-Bhāradvāja (*1), daß der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja bei dem Samana Gotama aus dem Heimleben in die Heimlosigkeit übergetreten sei.

 

3. Zornig und mißmutig begab er sich dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, schmähte und beschimpfte er den Erhabenen mit gemeinen, rohen Worten.

 

4. Auf dieses Wort hin schwieg der Erhabene stille. Aber der Brahmane Asurindaka-Bhāradvāja sprach zu dem Erhabenen also: "Du bist besiegt, Samana! du bist besiegt, Samana!"

 

5. (Der Erhabene:)

"Sieg, meint der Tor, (zu haben) wenn er roh mit Worten schilt;
Aber der Sieg gehört dem, der da weiß, was Duldung ist.
Es ist für einen nur noch schlimmer, wenn man dem Erzürnten wieder zürnt;
Wer aber dem Erzürnten nicht wieder zürnt,
der siegt im Kampfe, wo schwer der Sieg zu erringen.
Für beider Segen, für den eigenen, wie für den des andern wirkt
Wer, wenn er den andern erzürnt sieht, besonnen in Ruhe verharrt.
Ihn, der beiden Heilung bringt, sich selber und dem andern,
Halten für einen Toren nur die Leute, die unkunndig sind der wahren Lehre."

 

6. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Asurindaka-Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw.... ( - 1. 9.) Darum nehme ich meine Zuflucht usw.... (= 1. 9).

 

7. Es bekam auch der Brahmane Asurindaka-Bhāradvāja usw.... (= 1.10).

 

8. Nachdem aber der ehrwürdige Asurindaka-Bhāradvāja noch nicht lange in die Gemeinschaft aufgenommen war, da war er usw.... = ( 1.11). Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt; gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

 

9. Es war aber der ehrwürdige Bhāradvāja einer von den Vo]lendeten geworden.


(*1) Nach dem Komm. I. 268.3 ein jüngerer Bruder des Akkosaka-Bhāradvāja.


S.7.4. Bilangika

 

1. Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha, im Bambushaine, im Kalandakanivāpa.

 

2. Es hörte aber der Brahmane Bilangika-Bhāradvāja (*1) daß der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja bei dem Samana Gotama aus dem Heimleben in die Heimlosigkeit übergetreten sei.

 

3. Zornig und mißmutig begab er sich dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, trat er stillschweigend (*2) zur Seite.

 

4. Da nun redete der Erhabene, der in seinem Herzen die Herzensgedanken des Brahmanen Bilangika-Bhāradvāja erkannte, den Brahmanen Bilangika-Bhāradvāja mit der Strophe an:

 

"Wer übel handelt an einem, der nicht übel gehandelt hat,
An einem reinen, fehllosen Manne,
Auf diesen Toren fällt das Böse zurück
Wie feiner Staub, gegen den Wind gestreut (*3) ".

 

5. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Bilangika-Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama!" usw.... (nach 1. 9-11). Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt; gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

 

6. Es war aber der ehrwürdige Bhāradvāja einer von den Vollendeten geworden.


(*1) Nach dem Komm. I. 268.11 waren es wieder die Redaktoren des Kanon, die dem Bhāradvāja diesen Namen beilegten, und zwar, weil er durch Verkauf von Reisbrühe (bilanga) sich ein Vermögen erworben hatte.

(*2) Er war, sagt der Komm., über den Übertritt seiner drei Brüder zum Orden des Buddha so erzürnt, daß er kein Wort sprechen konnte.

(*3) Über diese Strophe s. oben 1. 22. 2.


S.7.5. Ahimsaka

 

1. Sāvatthī ist der Schauplatz.

 

2. Da nun begab sich der Brahmane Ahimsaka-Bhāradvāja dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zur Seite sitzend sprach dann der Brahmane Ahimsaka-Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Ich bin Ahimsaka, Herr Gotama! Ich bin Ahimsaka, Herr Gotama!

 

4. (Der Erhabene:)

"Wie dein Name, so sollst du sein! Sei du nur einer, der nicht verletzt (*1)!
Wer mit körperlichem Tun, mit Worten und Gedanken nicht verletzt,
Der fürwahr (*2) ist ein Nichtverletzer, der den andern nicht verletzt."

 

5. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Ahimsaka-Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama!" usw.... (nach 1. 9-11). Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt, gelebt ist der heilige Wandel, vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

 

6. Es war aber der ehrwürdige Bhāradvāja einer von den Vollendeten geworden.  


(*1) ahimsako.

(*2) Ich lese sa ve (statt sa ce) ahimsako hoti.


S.7.6. Knoten.

 

1. Sāvatthī ist der Schauplatz.

 

2. Da nun begab sich der Brahmane Jatā-Bhāradvāja dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zur Seite sitzend redete dann der Brahmane Jata-Bhāradvāja den Erhabenen mit der Strophe an (*1):

"Mit Knoten innen und mit Knoten außen, mit Knoten verknotet sind die Geschöpfe.
Das frage ich dich, Gotama: wer wird den Knoten entknoten?"

 

4. (Der Erhabene:)

"Der Mann, der in der sittlichen Zucht fest steht,
der Weise, der Denken und Erkenntnis schult,
Der eifrige, tüchtige Bhikkhu, der wird den Knoten entknoten.
Bei denen Begierde und Haß und Nichtwissen schwinden,
Die Vollendeten, bei denen die weltlichen Einflüsse vernichtet sind,
durch sie ist der Knoten entknotet.
Wo Name und Form restlos aufgehoben wird
Und inneres Widerstreben und Formvorstellung, da wird der Knoten zerschnitten."

 

5. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Jata-Bhāradvāja zu dem Erhaben also: "Wundervoll, Herr Gotama !" usw.... (nach 1. 9-11). Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt; gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

 

6. Es war aber der ehrwürdige Bhāradvāja einer von den Vollendeten geworden.


(*1) Die gleichen Strophen siehe oben 1. 23. Das Wort, um das es sich handelt, ist jatā "Flechte, Knoten".


S.7.7. Suddhika.

 

1. Sāvatthī, im Jetahaine.

 

2. Da nun begab sich der Brahmane Suddhika Bhāradvāja dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zur Seite sitzend sprach dann der Brahmane Suddhika Bhāradvāja zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

 

"Nicht wird irgend ein Brahmane rein in der Welt,
Wenn er auch in sittlicher Zucht Buße übt.
Wer mit Wandel im Wissen begabt ist (*1), der wird rein,
Nicht aber irgend ein anderes Wesen."

 

4. (Der Erhabene:)

"Wenn man auch viele Sprüche murmelt,
nicht wird man durch Abkunft ein Brāhmana,
Wenn man im Innern von Schmutz verunreinigt ist und Heuchelei verübt.
Der Edelmann, der Brahmane,
der Mann der dritten und der vierten Kaste, der Paria-Candāla,
Der energisch ist, mit gesammelter Seele, inneren standhaften Mutes:
Der erlangt die höchste Reinheit. Wisse du das, Brahmane."

 

5. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Suddhika Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama!" usw.... (nach 1. 9-11). Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt; gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

 

6. Es war aber der ehrwürdige Bhāradvāja einer von den Vollendeten geworden.

 

 

(*1) vijjācaranasampanno. Nach dem Komm. I. 269.10 soll vijjā = tayo vedā sein; carana, das durch gottacaranam wiedergegeben wird, scheint sich auf die Geburt als Brahmane zu beziehen. Der Gedanke ist also der, daß man ausschließlich durch die Geburt in der brahmanischen Kaste und durch das Vedastudium rein wird.


S.7.8. Der Feuermann

 

1. Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha, im Bambushaine, im Kalandakanivāpa.

 

2. Zu jener Zeit nun hatte der Brahmane Aggika-Bhāradvāja Reisbrei mit zerlassener Butter zubereitet in der Absicht: ich will (die Spende) ins Feuer gießen, ich will ein Feueropfer veranstalten.

 

3. Da nun kleidete sich der Erhabene zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und ging, Almosen zu sammeln, nach Rājagaha. Während er in Rājagaha von Haus zu Haus ging, Almosen zu sammeln, begab er sich dorthin, wo sich die Wohnung des Brahmanen Aggika-Bhāradvāja befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, trat er zur Seite.

 

4. Es sah aber der Brahmane Aggika-Bhāradvāja den Erhabenen, wie er ging, Almosen zu sammeln. Wie er ihn sah, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

 

" Wer in den drei Wissenschaften bewandert ist,
von reiner Abkunft, wer vieles gelernt hat,
Wer mit Wandel im Wissen begabt ist, der soll meinen Reisbrei genießen."

 

5. (Der Erhabene:)

"Wenn man auch viele Sprüche murmelt,
nicht wird man durch Abkunft ein Brāhmana,
Wenn man im Innern von Schmutz verunreinigt ist und in Heuchelei verstrickt.
Wer die früheren Existenzen kennt,
wer Himmel und niedrige Daseinsform im Auge hat,
Und zur Vernichtung der Geburt gelangt ist, ein Weiser, vollendet in Wunderkräften:
Durch diese drei Wissenschaften wird man ein Brahmana,
der die drei Wissenschaften kennt.
Wer mit Wandel im Wissen begabt ist, der soll diesen Reisbrei genießen."

 

6. "Es genieße ihn der Herr Gotama, der Herr ist ein Brāhmana (*1)."

 

7. (Der Erhabene:)

"Was durch eine Strophe ersungen ward (*2), das darf ich nicht genießen.
Nicht ist dies, o Brahmane, den Schauenden (*3) erlaubt.
Was durch eine Strophe ersungen ward, das weisen die Buddhas zurück;
Wo es sich um die Lehre handelt, da gilt, Brahmane, dieser Ausspruch.
Sonst magst du einen vollkommenen (*4) Großen Weisen,
Bei dem die weltlichen Einflüsse vernichtet sind,
in dem alle Zweifel zur Ruhe gekommen,
Mit Speise und Trank versorgen;
Denn das ist ein Feld für den, der auf Verdienst absieht (*5)."

 

8. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Aggika Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama!" usw.... (nach 1.9-11). Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt; gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

 

9. Es war aber der ehrwürdige Bhāradvāja einer von den Vollendeten geworden.  


(*1) Komm.: Mit diesen Worten füllt Bhāradvāja den Reis in ein goldenes Gefäß und wartet dem Erhabenen auf.

(*2) gāthābhigītam. Der Brahmane will die Speise reichen als Lohn für den vorgetragenen Spruch. Aber für Belehrung nimmt der Buddha kein Geschenk.

(*3) sampassatam. Der Komm. I. 271.1 ergänzt dazu als Objekt attham ca dhammam ca.

(*4) kevalinam. Der Ausdruck ist bemerkenswerter Weise besonders häufig in den Versen des Suttanipāta. Über den Begriff kevala und kaivalya im Sānkhya siehe Garbe, Die Sāmkhya-Philosophie, S. 358 und 386.

(*5) Die Verse unseres Sutta kehren mehrfach wieder. Die von "Wer die früheren Existenzen kennt" usw. in 5 finden sich Itivuttaka 99 (S. 100 f.), sowie Anguttara I. 165, 167 und unten 7. 13. 12. Zu 7 sind Suttanipāta 81-2, 480-1 zu vergleichen und unten 7. 9. 11 und 7. 11-12.


S.7.9. Sundarika

 

1. Einstmals weilte der Erhabene im Lande der Kosala, am Ufer des Flusses Sundarikā.

 

2. Zu jener Zeit aber goß der Brahmane Sundarika Bhāradvāja (*1) am Ufer des Flusses Sundarikā (Spende) in das Feuer, veranstaltete ein Feueropfer.

 

3. Nachdem nun da der Brahmane Sundarika-Bhāradvāja (Spende) in das Feuer gegossen und ein Feueropfer veranstaltet hatte, erhob er sich von seinem Sitze und beobachtete rings die vier Himmelsgegenden: "Wer soll nun diesen Überrest des Opfermahles genießen?"

 

4. Es sah aber der Brahmane Sundarika-Bhāradvāja den Erhabenen verhüllten Hauptes am Fuße eines Baumes sitzen. Wie er ihn sah, nahm er mit der linken Hand den Überrest des Opfermahles und mit der rechten Hand nahm er den Wasserkrug und begab sich dorthin, wo sich der Erhabene befand.

 

5. Da nun enthüllte der Erhabene bei dem Schall der Schritte des Brahmanen Sundarika-Bhāradvāja sein Haupt.

 

6. Da nun dachte der Brahmane Sundarika-Bhāradvāja: "Ein kahl geschorener ist der Herr da; ein kahl geschorener ist der Herr da!", und er hatte den Wunsch, auf der Stelle umzukehren.

 

7. Da nun kam dem Brahmanen Sundarika-Bhāradvāja der folgende Gedanke: "Kahl geschoren sind ja hier auch etliche Brāhmanas. Wie wäre es, wenn ich hinginge und ihn um seine Abkunft befragte?"

 

8. Da nun begab sich der Brahmane Sundarika-Bhāradvāja dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Von welcher Abkunft ist der Herr?"

 

9. (Der Erhabene: (*2))

 

"Frage nicht nach der Abkunft, nach dem Wandel (*3) mußt du fragen:
Aus (irgend welchem) Brennholz entsteht das Feuer (*4).
Ein standhafter Weiser, auch wenn er aus niedriger Familie stammt,
Ist edel, durch Gewissenhaftigkeit bewehrt (*5).
Der da von der Wahrheit beherrscht ist (*6), begabt mit Beherrschung (der Sinne (*7)),
Der an das Ziel des Wissens gelangt ist (*8), der den frommen Wandel geführt hat,
Für den das Opfer zubereitet ist: den sollt ihr anrufen (*9),
Zur rechten Zeit gießt man (Spende) ins Feuer für einen,
der würdig ist der Verehrung (*10).

 

10. (Sundarika-Bhāradvāja:)

"Offenbar war mein Opfer gut, war meine Spende recht,
Da ich solch einen geschaut habe, der an das Ziel des Wissens gelangt ist.
Hätte ich keinen gegehen, wie du einer bist,
So würde ein andrer Mann den Überrest des Opfermahles genießen."
 
"Es genieße ihn der Herr Gotama, der Herr ist ein Brāhmane."

 

11. (Der Erhabene:)

"Was durch eine Strophe ersungen ward, das darf ich nicht genießen.
Nicht ist dies, o Brahmane, den Schauenden erlaubt.
Was durch eine Strophe ersungen ward, das weisen die Buddhas zurück;
Wo es sich um die Lehre handelt, da gilt, Brahmane, dieser Ausspruch.
Sonst magst du einen vollkommenen Großen Weisen,
Bei dem die weltlichen Einflüsse vernichtet sind,
in dem alle Zweifel zur Ruhe gekommen,
Mit Speise und Trank versorgen.
Denn das ist ein Feld für den, der auf Verdienst absieht (*11)."

 

12. "Aber wem soll denn ich, Herr Gotama, diesen Überrest des Opfermahles geben?"

 

13. "Nicht sehe ich, o Brahmane, in der Welt mit ihren Göttern, mit ihren Māras und mit ihren Brahmans, im Volke mit seinen Samanas und Brāhmanas, mit seinen Göttern und Menschen jemanden, von dem dieser Überrest des Opfermahles, wenn genossen, richtig verdaut werden könnte, außer, o Brahmane, von einem Tathāgata oder von dem Schüler eines Tathāgata. Darum, o Brahmane, streue du diesen Überrest des Opfermahles an einer Stelle hin, wo wenig Grün ist, oder gieße ihn in Wasser, in dem keine Lebewesen sind."

 

14. Da nun goß der Brahmane Sundarika-Bhāradvāja diesen Überrest des Opfermahles in Wasser, in dem keine Lebewesen waren.

 

15. Wie da nun dieser Überrest des Opfermahles in das Wasser geworfen war, zischte es und brodeltes05_11f166, rauchte und qualmte. Gerade so, wie wenn eine durch die Glut des Tages erhitzte Pflugschar, wenn sie in das Wasser geworfen ist, zischt und brodelt, raucht und qualmt, ganz ebenso zischte und brodelte, rauchte und qualmte dieser Überrest des Opfermahles, wie er in das Wasser geworfen war.

 

16. Da nun begab sich der Brahmane Sundarika-Bhāradvāja entsetzt und mit gesträubten Körperhärchen dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, trat er zur Seite.

 

17. Den zur Seite stehenden Brahmanen Sundarika Bhāradvāja redete dann der Erhabene mit der Strophe an:

 

"Nicht, o Brahmane, glaube dadurch, daß du Holz ans Feuer legst (*13),
Reinheit zu erlangen! Nur äußerlich ist das ja.
Nicht sprechen die Kundigen von Reinheit bei dem,
Der die Reinigung mit äußerlichen Mitteln erstrebt.
Ich habe aufgegeben, o Brahmane, das Anzünden von Holz,
Im Innern aber entfache ich lichte Glut.
In ständigem Feuer, mit ständig gesammelter Seele
Führe ich als Vollendeter heiligen Wandel.

 

Dein Stolz, o Brahmane, ist ja für dich eine Zentnerlast (*14),
Dein Zorn ist der Rauch, in der Asche (liegt) dein Lügen (*15).
Die Zunge (sei) der Opferlöffel, das Herz der Feueraltar,
Das wohl beherrschte Selbst des Mannes Feuer.
Die wahre Lehre, o Brahmane, ist ein Teich mit sittlicher Zucht als Badeplatz.
Nicht verunreinigt, von den Frommen den Frommen gepriesen,
Wo wahrlich die ans Ziel des Wissens Gelangten, wenn sie ihr Bad genommen haben,
Mit unbenetzten Gliedern (*16) an das jenseitige Ufer gelangen.
Wahrheit, rechter Glaube, Selbstzucht, heiliger Wandel,
Einhalten der richtigen Mitte:
das, o Brahrnane, ist die Erreichung des höchsten Zieles (*17).
Den rechtschaffenen (Ordensbrüdern (*19)) erweise du Verehrung!
Einen solchen Mann nenne ich einen, der in der wahren Lehre wandelt (*20)."

 

18. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Sundarika Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama!" usw ... (nach 1.9-11). Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt, gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

19. Es war aber der ehrwürdige Bhāradvāja einer von den Vollendeten geworden.


(*1) Die Geschichte findet sich auch im Suttanipāta, Mahā-Vagga 4: Sundarikabhāradvājasutta (S. 79 ff.).

(*2) Im Suttanipāta ist hier eine Anzahl von Versen eingeschoben, die ein Wechselgespräch zwischen dem Buddha und dem Brahmanen enthalten (455-461). Mit dem obigen Vers "Frage nicht nach der Abkunft (= 462) beginnt dann die Belehrung, die dhammadesanā.

(*3) Weil es nicht von der Geburt, sondern vom Wandel (carana) abhängt, ob man ein dakkhineyya ist.

(*4) Der Sinn ist: aus dem verschiedensten Brennholz geht das Feuer (hier ist der vedische Name des Agni, jātavedas, "der Wesenkenner" gebraucht) hervor. Ebenso können Weise in hohen wie niedrigen Familien geboren werden.

(*5) hirīnisedho, s. Note zu 1. 18. 1.

(*6) saccena danto, Komm. I. 274.1 = paramatthasaccena danto.

(*7) damasā upeto, Komm. I. 274.2 = indriyadamena upeto.

(*8) vedantagu (in 11 vedagū) ist für den Brahmanen die Kenntnis des Veda, für den Buddhisten das Wissen von den heiligen Wahrheiten vom Leiden und seiner Aufhebung.

(*9) Es ist nutzlos, den Indra oder den Varuna zum Opfer herbeizurufen. Die Spende gehört für den Vollendeten; er ist der wahre dakkhineyyo.

(*10) Man hat (mit dem Komm.) dakkhineyye zu lesen; -neyyo gibt keinen Sinn.

(*11) Siehe oben 8. 7.

(*12) ciccitāyati citicitāyati ist onomatopoetisch. Die ganze Episode fehlt im Suttanipāta. Der Komm. I. 276.3 gibt für sie eine Erklärung, die recht gezwungen erscheint. Vgl. Mrs. Rhys Davids, Kindred Sayings I. S.211, N.3. Der Gedanke ist offenbar der, daß der Buddha durch das Wunder den Bhāradvāja für die nun folgende Bekehrung reif machen will.

(*13) samādahāno. Der Komm. leitet es offenbar von Wz. dah "brennen" ab, da er es mit jhāpayamāno wiedergibt. In Zeile 5 steht auch dārudāha. Trotzdem glaube ich, daß wir auf sam-ā-dhā zurückgehen müssen, das auch im Skr. "Holz ans Feuer legen" bedeutet.

(*14) khāribhāra. Der Gedanke ist der: du willst mit deinem Opfer zum Himmel empor steigen, aber dein Stolz auf Geburt und Abkunft drückt dich, wie eine schwere Traglast, die auf deinen Schultern liegt, zur Erde nieder.

(*15) Der Rauch des Zorns und die Asche der Lüge lassen das Opferfeuer nicht hell brennen.

(*16) Es ist hier, wie 7. 21. 12, wo die Strophe wiederkehrt, anallagattā (statt anallīnagattā) zu lesen.

(*17) brahmapatti. Mit den vorausgehenden Ausdrücken soll nach dem Komm. der achtgliedrige Pfad (atthangika magga) gemeint sein: rechte Anschauung, rechtes Wollen, Reden, Handeln, rechte Lebensführung, rechtes Sichbemühen, rechtes Gedenken, rechte geistige Sammlung.

(*19) satujjubhūtesu. Nach dem Komm. wäre t Wohllautskonsonant, also sa (emphatisch = sa tvam "du") ujjubhūtesu. Zu ujubhūta als Bezeichnung für die Mönche s. oben 3. 24. 17, sowie Vimanavatthu 19. 8 usw.

(*20) dhammasārin.


S.7.10. Mit vielen Töchtern

 

1. Einstmals weilte der Erhabene im Lande der Kosala, in einem Haine.

 

2. Zu jener Zeit nun waren einem Brahmanen aus der Familie der Bhāradvāja vierzehn Ochsen verloren gegangen (*1).

 

3. Da nun begab sich der Brahmane aus der Familie der Bhāradvāja auf der Suche nach den Ochsen dorthin, wo sich jener Hain befand. Nachdem er sich dorthin begeben, sah er den Erhabenen in jenem Haine sitzen, mit untergeschlagenen Beinen (*2), den Oberkörper aufrecht haltend, Besonnenheit rings um sich verbreitend.

 

4. Als er das sah, begab er sich dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, sprach er zu dem Erhabenen die folgenden Strophen (*3):

 

"Nicht sind ja diesem Samana hier vierzehn Ochsen
Heute seit sechs Tagen (*4) verschwunden. Darum ist dieser Samana glücklich.
Nicht ist ja diesem Samana der Sesam auf dem Felde verdorben,
Der einblättrige und der zweiblättrige (*5). Darum ist dieser Samana glücklich.
Nicht tanzen ja diesem Samana in der leeren Scheune die Mäuse
Vergnügt (*6) umher. Darum ist dieser Samana glücklich.
Nicht ist ja diesem Samana der Estrich (*7) nach sieben Monaten schon
Mit Rissen bedeckt. Darum ist dieser Samana glücklich.
Nicht hat ja dieser Samana eine Witwe mit sieben Töchtern (*8),
Mit (nur) einem Sohn oder zwei Söhnen. Darum ist dieser Samana glücklich.
Nicht schießen diesem Samana rote Pickeln (*9) auf,
Und wecken den Schläfer mit ihren Füßchen. Darum ist dieser Samana glücklich.
Nicht drängen ja in diesen Samana am Abend die Gläubiger
(Mit den Worten.), gib her, gib her! Darum ist dieser Samana glücklich."

 

5. (Der Erhabene:)

"Nicht sind mir, o Brahmane, vierzehn Ochsen
Heute seit sechs Tagen verschwunden. Darum, o Brahmane, bin ich glücklich.
Nicht ist mir, o Brahmane, der Sesam auf dem Felde verdorben,
Der einblättrige und der zweiblättrige. Darum, o Brahmane, bin ich glücklich.
Nicht tanzen mir, o Brahmane, in der leeren Scheune die Mäuse
Vergnügt umher. Darum, o Brahmane, bin ich glücklich.
Nicht ist mir, o Brahmane, der Estrich nach sieben Monaten schon
Mit Rissen bedeckt. Darum, o Brahmane, bin ich glücklich.
Nicht habe ich, o Brahmane, eine Witwe mit sieben Töchtern,
Mit (nur) einem Sohne oder zwei Söhnen. Darum, o Brahmane, bin ich glücklich.
Nicht schießen mir, o Brahmane, rote Pickeln auf
Und wecken den Schläfer mit ihren Füßchen. Darum, o Brahmane, bin ich glücklich.
Nicht drängen in mich, o Brahmane, am Abend die Gläubiger
(Mit den Worten:) 'Gib her! gib her!' Darum, o Brahmane, bin ich glücklich."

 

6. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! Wundervoll Herr Gotama! Wie wenn man, Herr Gotama, etwas Umgestürztes aufrichtet oder etwas Verhülltes entschleiert, oder einem Verirrten den rechten Weg zeigt, oder in einen finsteren Raum eine Lampe bringt in der Absicht: es sollen die, die Augen haben, die Gegenstände sehen - ganz ebenso ist von dem Herrn Gotama durch mancherlei Erörterung die Wahrheit aufgeklärt worden. Darum nehme ich zu dem Erhabenen meine Zuflucht und zu der Lehre und zu der Gemeinde der Bhikkhus. Möge ich bei dem Herrn Gotama die Zeremonie der Weltabkehr und die der Aufnahme in die Gemeinschaft gewährt erhalten.

 

7. Es bekam auch der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja bei dem Erhabenen die Zeremonie der Weltabkehr und die der Aufnahme in die Gemeinschaft gewährt.

 

8. Nachdem aber der ehrwürdige Bhāradvāja noch nicht lange in die Gemeinschaft aufgenommen war, da war er, der allein und einsam, unermüdlich, eifervoll, mit gesammelter Seele lebte, binnen kurzem schon an das höchste Ziel heiligen Wandels, um dessen willen Söhne aus gutem Hause völlig aus dem Heimleben übertreten in die Heimlosigkeit, durch eigenes Begreifen und Verwirklichen gelangt. Er wußte: Aufgehoben ist die Geburt; gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

 

9. Es war aber der ehrwürdige Bhāradvāja einer von den Vollendeten geworden.


(*1) Sie waren nach dem Komm. während der Brahmane zum Essen gegangen war vom Feld weg in den Wald entlaufen.

(*2) pallankam ābhujitvā. Es ist das die Stellung des Meditierenden. Auch die folgenden Ausdrücke weisen auf ein kammatthāna, die Vorbereitungen zu einem jhāna, einer meditativen Versenkung hin.

(*3) Auch bei uns sind im Volke solche Scherzverse bekannt in denen die Bettelleute glücklich gepriesen werden weil ihnen kein Ochse ein Horn bricht, kein Spatz das Korn verunreinigt usw. Sie sind verschont von den kleinen Ärgerlichkeiten die den wohlhabenden Bauern treffen.

(*4) ajja satthim. Der Komm. I. 279.14 umschreibt es durch "heute seit sechs Tagen". In der Tat wird satthi öfters im Sinn von cha gebraucht. S. 8. 2. 6.

(*5) Sollten damit die beiden Sesamarten gemeint sein die in Indien gebaut werden? Engelbrecht, Die Feldfrüchte Indiens in ihrer geogr. Verbreitung, S. 126 ff.

(*6) ussolhikāya, etwa "munter, lebhaft" (Adverbialer Instrum.).

(*7) samthāro. Ich glaube, daß damit der aus Rinderdung hergestellte Estrich der Veranda vor dem Hause gemeint ist, der von Zeit zu Zeit erneuert werden muß. Ganz anders freilich der Komm. I. 280.5. Er liest uppādokehi (statt uppātakehi) samchanno und erklärt es mit uppādakapānakehi samch°. Er denkt an das Ungeziefer, das den Schlaf nicht aufkommen läßt.

(*8) sattadhītaro. Danach ist das Sutta benannt.

(*9) tilakā von Hautausschlägen, die durch Hitze erzeugt sind. Wegen des Kitzels, den sie hervorrufen, werden sie mit krabbelnden Lebewesen verglichen. Man hat tilakāhatā (= tilakā āhatā) zu lesen.


Upāsakavagga - Der Abschnitt von den Laienbrüdern

S.7.11. Die Aussaat

 

Die Geschichte von Kasi-Bhāradvāja wird auch im Suttanipāta S. 12ff. erzählt. Die Verse in unserem Sutta 9,10,12 entsprechen dort den Strophen 76-82. Mrs. Rhys Davids hat darauf aufmerksam gemacht, daß im Samyutta-Kommentar das Sutta in ganz außergewöhnlicher Breite erklärt ist, und daraus gefolgert, daß die Geschichte zu Buddhaghosa's Zeit sich großer Popularität erfreute. Als Veranlassung des Sutta ist offenbar ein unter mannigfaltigen Zeremonien vollzogenes agrarisches Fest gedacht, das Fest der Aussaat. Der Komm I. 2845 unterscheidet zwei solcher Feste, kalalavappa "Schlammsaat" und pamsuvappa. "Sand- d.i. Trocken-) Aussaat". Gemeint sei in unserem Fall das zweite. Vermutlich handelt es sich um die Auspflanzung der im Mutterbeet gezüchteten Reispflanzen in das Hauptbeet.

Übersetzt ist unser Sutta auch von Seidenstücker, Pali-Buddhismus in Übersetzungen, S. 329.

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene im Lande der Magadha im Dakkhināgiri (-vihāra), in dem Brahmanendorfe Ekanālā.

 

2. Zu jener Zeit nun waren von dem Brahmanen Kasi Bhāradvāja (*1) fünfhundert Pflüge an Zahl geschirrt worden zur Zeit der Aussaat.

 

3. Da nun kleidete sich der Erhabene zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und begab sich dorthin, wo die Arbeit des Brahmanen Kasi-Bhāradvāja (im Gange) war.

 

4. Zur jener Zeit aber fand eben durch den Brahmanen Kasi-Bhāradvāja die Verteilung der Speisen (*2) statt.

 

5. Da nun begab sich der Erhabene dorthin, wo die Verteilung der Speisen statt fand, und trat zur Seite.

 

6. Es sah aber der Brahmane Kasi-Bhāradvāja den Erhabenen dastehen zum (Empfang von) Almosen. Wie er ihn sah, sprach er zu dem Erhabenen also: "Ich, Samana, pflüge und säe, und wenn ich gepflügt und gesät habe, esse ich. Auch du, Samana, pflüge und säe, und wenn du gepflügt und gesät hast, magst du essen."

 

7. "Auch ich, o Brahmane, pflüge und säe, und wenn ich gepflügt und gesät habe, esse ich."

 

8. "Wir sehen aber bei dem Herrn Gotama nicht Joch oder Pflug oder Pflugschar oder Treibstock oder Ochsen. Aber doch hat der Herr Gotama gesagt: Auch ich, o Brahmane, pflüge und säe, und wenn ich gepflügt und gesät habe, esse ich."

 

9. Da nun redete der Brahmane Kasi-Bhāradvāja den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Du behauptest ein Säemann zu sein, aber ich sehe deine Außsaat nicht.
Als Säemann befragt sage uns, wie wir deine Aussaat erkennen konnen."

 

10. (Der Erhabene:)

"Glaube ist das Saatkorn, Askese der Regen, Erkenntnis ist mir Joch und Pflug,
Gewissenhaftigkeit ist die Deichsel, das Denken das Joch,
Besonnenheit ist mir Pflugschar und Treibstock.
Mit beherrschtem Leib, mit beherrschten Worten,
gebändigt mit der (Aufnahme der) Speise in den Bauch
Ernte ich Wahrheit, selige Ruhe ist mein Ausspann (*3).
Energie ist mein Lastochse (*4), der mich zum inneren Frieden (*5) trägt.
Er geht, ohne sich umzuwenden, dorthin wo man angelangt frei von Kummer ist.
So ist diese Saat gesät, sie hat das Nichtsterben zur Frucht.
Wenn man diese Saat gesät hat, wird man von allem Leiden erlöst."

 

11. "Essen soll der Herr Gotama, ein Säemann ist der Herr Gotama, da ja Gotama eine Saat sät, die sogar das Nichtsterben zur Frucht hat."

 

12. (Der Erhabene:)

 

"Was durch eine Strophe ersungen ward, das darf ich nicht genießen.
Nicht ist dies, o Brahmane, den Schauenden erlaubt.
Was durch eine Strophe ersungen ward, das weisen die Buddhas zurück,
Wo es sich um die Lehre handelt, da gilt, Brahmane, dieser Ausspruch.
Sonst magst du einen vollkommenen Großen Weisen,
Bei dem die weltlichen Einflüsse vernichtet sind,
in dem alle Zweifel zur Ruhe gekommen,
Mit Speise und Trank versorgen.
Denn das ist ein Feld für den, der auf Verdienst absieht (*6)."

 

13. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Kasi-Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! Wundervoll Herr Gotama! Wie wenn man, Herr Gotama, etwas Umgestürztes aufrichtet oder etwas Verhülltes entschleiert, oder einem Verirrten den rechten Weg zeigt, oder in einen finsteren Raum eine Öllampe bringt in der Absicht: es sollen die, die Augen haben, die Gegenstände sehen - ganz ebenso ist von dem Herrn Gotama durch mancherlei Erörterung die Wahrheit aufgeklärt worden. Darum nehme ich zu dem erhabenen Gotama meine Zuflucht und zu der Lehre und zu der Gemeinde der Bhikkhus. Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."


(*1) kasi = skr. krsi bedeutet "Aussaat". Der Brahmane führt seinen Namen, weil er aus der Familie der Bhāradvāja stammt und mit Feldbau sich beschäftigt.

(*2) parivesanā, nämlich die Verteilung der Speisen an die fünfhundert bei der Aussaat beschäftigten Arbeitsleute des Brahmanen (Komm. I. 290.3).

(*3) soraccam me pamocanam. Der Komm. I. 29819 hebt ausdrücklich hervor, daß hier arahattaphalam unter soraccam zu verstehen sei.

(*4) dhuradhorayha.

(*5) yogakkhema. Vgl. Bd. 2, S. 255, Note 1. Als Ausdruck für den Erlösungszustand wird skr. yogaksema auch in der Kathopanisad 2. 2 gebraucht.

(*6) Vgl. 7. 8. 7 und 7. 9. 11.


S.7.12. Udaya

1. Sāvatthī ist der Schauplatz.

 

2. Da nun kleidete sich der Erhabene zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und begab sich dorthin, wo sich die Wohnung des Brahmanen Udaya befand.

 

3. Da nun füllte der Brahmane Udaya die Schale des Erhabenen mit gekochtem Reis.

 

4. Am zweiten Tage aber kleidete sich der Erhabene wieder zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und begab sich dorthin, wo sich die Wohnung des Brahmanen Udaya befand. Und es füllte der Brahmane Udaya die Schale des Erhabenen mit gekochtem Reis ... usw.

 

5. Wie auch am dritten Tage der Brahmane Udaya die Schale des Erhabenen mit gekochtem Reis füllte, sprach er zu dem Erhabenen also "Aufdringlich (*1) ist der Samana Gotama, daß er immer wieder kommt."

 

6. (Der Erhabene:)

 

"Immer wieder streut man den Samen aus,
Immer wieder läßt der Götterkönig regnen,
Immer wieder pflügen die Bauern ihr Feld.
Immer wieder kommt er (*2) in ein andres Land.
Immer wieder betteln die Bettler,
Immer wieder spenden die Herren der Gabe (*3),
Immer wieder wenn die Herren der Gabe gespendet haben,
Immer wieder gehen sie ins Himmelreich.
Immer wieder geben die Milchkühe Milch,
Immer wieder kommt das Kalb zur Mutter;
Immer wieder wird man müde und zittrig,
Immer wieder sucht der Erschöpfte sein Zimmer auf (*4).
Immer wieder wird man geboren und stirbt,
Immer wieder schleppt man (die Toten) auf die Leichenstätte.
Hat er aber den Weg zur Nimmerwiedergeburt gefunden,
Wird der Weise nimmer wieder geboren."

 

8. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Udaya zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw. ... (= 7.11.13) Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."


(*1) pakatthaka, ein hapax legomenon. Der Komm. I. 302.14 erklärt es mit rasagiddha. Man denke an skr. pra-krs in der Bed. "jem. keine Ruhe lassen."

(*2) Zu upeti ist devarājā zu ergänzen. Der Segen des Himmels erstreckt sich auf alle Länder.

(*3) dānapati, ein Ehrentitel für die Freigebigen.

(*4) gabbham upeti mando, schließt sich unmittelbar an die vorhergehende Zeile an.


S.7.13. Devahita

1. Sāvatthī ist der Schauplatz.

 

2. Zu jener Zeit nun litt der Erhabene an der Windkrankheit (*1). Und der ehrwürdige Upavāna war der Helfer (*2) des Erhabenen.

 

3. Da nun forderte der Erhabene den ehrwürdigen Upavāna auf: "Wohlan, Upavāna, sorge du mir für heißes Wasser."

 

4. "Ja, Herr!" erwiderte der ehrwürdige Upavāna aufhorchend dem Erhabenen, kleidete sich an, nahm Almosenschale und Obergewand und begab sich dorthin, wo sich die Wohnung des Brahmanen Devahita befand. Nachdem er sich dorthin begeben, trat er schweigend zur Seite.

 

5. Es sah aber der Brahmane Devahita den ehrwürdigen Upavāna schweigend beiseite stehen. Wie er ihn sah, redete er den ehrwürdjgen Upavāna mit der Strophe an:

 

"Schweigend stehst du da, kahl geschoren, in deinen Mantel gehüllt;
Was wünschest du, was suchst du, was zu erbetteln bist du gekommen?"

 

6. (Upavāna:)

"Der Vollendete, der Pfadführer auf der Welt,
der Weise leidet an der Windkrankheit.
Wenn heißes Wasser da ist, so gib es dem Weisen, o Brahmane!
Der verehrt ist von den Verehrungswürdigen (*3),
bedient von denen, die der Bedienung wert sind,
Hochgeachtet von denen, die Hochachtung verdienen:
ihm wünsche ich's zu bringen."

 

7. Da nun ließ der Brahmane Devahita von einem Manne eine Traglast heißen Wassers holen und gab dazu dem ehrwürdigen Upavāna eine Düte Melasse.

 

8. Da nun begab sich der ehrwürdige Upavāna dorthin, wo sich der Erhabene befand, und nachdem er den Erhabenen mit heißem Wasser gebadet hatte, mengte er Melasse unter heißes Wasser und gab es dem Erhabenen.

 

9. Da nun ließ die Krankheit des Erhabenen nach.

 

10. Da nun begab sich der Brahmane Devahita dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

 

11. Zur Seite sitzend redete dann der Brahmane Devahita den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Wo soll man vorschriftsmäßige Gabe (*4) geben?
Wo bringt das Gegebene reiche Frucht?
Wie wird dem Opfernden - wie wird ihm die Ehrenspende (*5) zum Segen?"

 

12. (Der Erhabene:)

"Wer die früheren Existenzen kennt, den Weg zu Himmel und Hölle sieht,
Wer Vernichtung der Geburt erreicht hat als der Weise,
der vollkommen ist in Wunderkraft:
Da soll man die vorschriftsmäßige Gabe geben,
da bringt das Gegebene reiche Frucht;
So wird dem Opfernden - so wird ihm die Ehrenspende zum Segen."

 

13. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Devahita zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw. ... (= 7.11. 13). Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."


(*1) vātehi ābādhiko hoti. Über die nach indischer Auffassung durch die "Winde" im Körper hervorgerufenen Krankheiten, siehe Jolly, Medizin, S. 40.

(*2) upatthāka ist der jüngere Bhikkhu, der dem älteren zur persönlichen Bedienung beigegeben wird.

(*3) Nach dem Komm. I. 304.19 sind das die achtzig großen Theras, die in der Welt samt den Göttern, d. h. auf Erden und im Himmel geehrt werden müssen.

(*4) deyyadhammam, wtl. was die Eigenschaft von etwas, das gegeben werden soll, besitzt.

(*5) dakkhinā = skr. daksinā, die Entlohnung, die der Opferer dem amtierenden Priester zukommen läßt.


S.7.14. Der Großmächtige

 

Die Geschichte von dem ursprünglich reichen Brahmanen Dhanapāla wird im Komm. I. 306. 7 und gleichlautend im Dhammada-Komm. IV. 7 ff. erzählt. Hier finden sich auch die Verse yehi jātehi, nandissam usw. Der alte Mann hat aus Gutmütigkeit sein ganzes Vermögen an seine vier Söhne weggegeben und wird nun von ihnen und ihren Frauen aus dem Hause verstoßen.

 

1. Sāvatthī ist der Schauplatz.

 

2. Da nun begab sich ein großmächtiger Brahmane schäbig, in schäbiger Kleidung dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zu dem zur Seite sitzenden großmächtigen Brahmanen sprach dann der Erhabene also: "Warum denn, o Brahmane, bist du schäbig, in schäbiger Kleidung?"

 

4. "Ich habe hier, Herr Gotama, vier Söhne, die jagen mich, eines Sinnes mit ihren Frauen, aus dem Hause."

 

5. "Da sollst du denn, o Brahmane, die folgenden Strophen lernen und in der Versammlung (*1), wenn viel Volk beisammen ist und auch deine Söhne mit dabei sitzen, vortragen:

 

"An denen, wie sie geboren wurden, ich mich freute, und deren Dasein ich wünschte,
Sie jagen mich weg (*2), eines Sinnes mit ihren Frauen, wie Hunde ein Schwein.
Die Bösen freilich, die Schlimmen reden mich an 'Väterchen, Väterchen',
Aber, Teufel in Gestalt von Söhnen, lassen sie den alt Gewordenen im Stich.
Wie ein altes Pferd ohne Futter von der Krippe weggejagt wird,
So muß der greise Vater der Jungen in anderer Leute Häusern Almosen suchen.
Der Stock (*3) ist da freilich besser für mich als die ungeratenen Söhne.
Er scheucht einen bösartigen Ochsen fort und einen bösartigen Hund.
Im Dunkeln geht er voran (*4), im Tiefen findet er den Grund (*5),
Vermöge des Stockes hält man sich aufrecht, wenn man strauchelt."

 

6. Nachdem nun der großmächtige Brahmane bei dem Erhabenen diese Strophen gelernt hatte, trug er sie in der Versammlung vor, als viel Volk beisammen war und auch die Söhne mit dabei saßen:

 

"An denen, wie sie geboren wurden, ich mich freute, und deren Dasein ich wünschte,
Sie jagen mich weg, eines Sinnes mit ihren Frauen, wie Hunde ein Schwein.
Die Bösen freilich, die Schlimmen reden mich an, 'Väterchen, Väterchen',
Aber, Teufel in Gestalt von Söhnen, lassen sie den alt Gewordenen im Stich.
Wie ein altes Pferd ohne Futter von der Krippe weggejagt wird,
So muß der greise Vater der Jungen in andrer Leute Häusern Almosen suchen.
Der Stock ist da freilich beser für mich als die ungeratenen Söhne.
Er scheucht einen bösartigen Ochsen fort und einen bösartigen Hund.
Im Dunkeln geht er voran, im Tiefen findet er den Grund.
Vermöge des Stockes hält man sich aufrecht, wenn man strauchelt."

 

7. Da nun führten die Söhne den großmächtigen Brahmanen in das Haus, badeten ihn und versahen ihn jeder mit einem Paar von Gewändern.

 

8. Da nun nahm der großmächtige Brahmane ein Paar Gewänder und begab sich dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

 

9. Zur Seite sitzend sprach der großmächtige Brahmane zu dem Erhabenen also: "Wir Brahmanen, Herr Gotama, suchen nach einem Lehrersold für den Lehrer. Es möge der Herr Gotama meinen Lehrersold entgegen nehmen."

 

10. Es nahm ihn aber der Erhabene entgegen aus Erbarmen.

 

11. Da nun sprach der großmächtige Brahmane zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw.... (=7. 11.13). Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."


(*1) In der sabhā, d. h. in der Versammlung der Angehörigen der brahmanischen Kaste soll der Vater die Anklage gegen die undankbaren Kinder erheben.

(*2) Der Komm. I. 307.9 liest, wie auch mehrere der Hss. vādenti. Dies könnte nur etwa "sie bellen mich an, knurren mich an" bedeuten. Ich ziehe vārenti vor mit Rücksicht auf Verszeile 8.

(*3) Zweifellos ist der Stab des wandernden Bettlers gemeint. Nach dem Komm. I. 306.19 (s. DhCo. IV. 8.7) war der aus dem Haus verstoßene Brahmane der Sekte der Pandaranga beigetreten.

(*4) Pure hoti gehört eng zusammen. Der Stock tastet im Dunklen voran, er dient als Führer.

(*5) gambhīre gādham edhati. Vielleicht esati nach 4. 25. 22 (S. 127.16).


S.7.15. Mānatthaddha

1. Sāvatthī ist der Schauplatz.

 

2. Zu jener Zeit aber wohnte in Sāvatthī ein Brahmane mit Namen Mānatthaddha (*1). Dieser grüßte seine Mutter nicht, grüßte seinen Vater nicht, grüßte seinen Lehrer nicht, grüßte seinen älteren Bruder nicht.

 

3. Zu jener Zeit aber predigte der Erhabene, von einer großen Gefolgschaft umgeben, die Lehre.

 

4. Da nun kam dem Brahmanen Mānatthaddha folgender Gedanke: "Da predigt der Samana Gotama, von einer großen Gefolgschaft umgeben, die Lehre. Wie wäre es, wenn ich mich jetzt dorthin begäbe, wo sich der Samana Gotama befindet? Wenn mich der Samana Gotama anreden wird, werde auch ich ihn anreden. Wenn mich der Samana Gotama nicht anreden wird, werde auch ich ihn nicht anreden."

 

5. Da nun begab sich der Brahmane Mānatthaddha dorthin, wo sich der Erhabene befand, und nachdem er sich dorthin begeben, trat er schweigend zur Seite.

 

6. Da nun redete ihn der Erhabene nicht an.

 

7. Da nun dachte der Brahmane Mānatthaddha: "der Samana Gotama weiß nichts (*2) ", und wollte wieder umkehren.

 

8. Wie da nun der Erhabene in seinem Herzen die Herzensgedanken des Brahmanen Mānatthaddha erkannte, redete er den Brahmanen Mānatthaddha mit der Strophe an:

 

"Nicht ist, o Brahmane, Stolz gut; wem ist er hier zu eigen, o Brahmane (*3)?
Um welches Zweckes willen du hergekommen, den mußt du verfolgen."

 

9. Da nun dachte der Brahmane Mānatthaddha: "der Samana Gotama kennt meine Gedanken", und er fiel auf der Stelle mit seinem Haupte zu den Füßen des Erhabenen nieder, küßte die Füße des Erhabenen mit dem Munde und umschlang sie mit den Händen, und verkündete seinen Namen: "Ich bin Mānatthaddha, Herr Gotama! Ich bin Mānatthaddha, Herr Gotama!"

 

10. Da nun war die Gefolgschaft hoch im Herzen erstaunt: "Wunderbar wahrlich, Herr! Unvergleichlich wahrlich, Herr! Der Brahmane Mānatthaddha hier grüßt seine Mutter nicht, grüßt seinen Vater nicht, grüßt seinen Lehrer nicht, grüßt seinen älteren Bruder nicht, aber dem Samana Gotama erweist er solche höchste Verehrung durch Niederfallen."

 

11. Da nun sprach der Erhabene zu dem Brahmanen Mānatthaddha also: "Genug nun, Brahmane, stehe auf und nimm auf deinem Sitze Platz, da ja dein Herz mir gläubig zugetan ist."

 

12. Da nun redete der Brahmane Mānatthaddha, nachdem er auf seinem Sitze Platz genommen, den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Gegen wen soll man seinen Stolz hegen?
Gegen wen soll man ehrfurchtsvoll sein?
Wer soll hochgeachtet sein (*4)? Wer wird mit Recht wohl verehrt?"

 

13. (Der Erhabene:)

"Gegen Mutter oder Vater und gegen den älteren Bruder,
Und gegen den Lehrer als vierten: gegen sie soll man keinen Stolz hegen;
Gegen sie soll man ehrfurchtsvoll sein, sie sollen hochgeachtet sein.
Sie sind mit Recht wohl verehrt.
Die Vollendeten, die gleichmütig geworden (*5),
die ihre Aufgabe erfüllt haben, die frei sind von weltlichen Einflüssen,
Diese sollst du, deinen Stolz unterdrückend, ohne Hochmut (*6) verehren,
die Unvergleichlichen!"

 

14. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Mānatthaddha zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw.... (=7. 11. 13). Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."


(*1) Der Name bedeutet "durch Stolz fest, steif, hart gemacht." Er ist offenbar für den Fall erfunden. Mrs. Rhys Davids übersetzt ihn mit "Pridestiff".

(*2) Weil er dem Brahmanen, der bei ihm erschien, nicht die gehörige ehrerbietige Begrüßung zu teil werden läßt (Komm.).

(*3) Eine rhetorische Frage: Du bist der Stolze, weil du nicht freiwillig sagst, weshalb du hergekommen.

(*4) kyassa apacitā assu, vom Komm. I. 3113 mit ke assa puggalassa apacitim dassetum yuttā bhaveyyum "welche sollen für jenes Individuum geeignet sein, ihnen Hochachtung zu erweisen?"

(*5) sītibhūta, wtl. "kühl geworden".

(*6) atthaddho "nicht hart, nicht steif" mit Rücksicht auf die zweite Hälfte des Namens Mānatthaddha.


S.7.16. Paccanīka

1. Sāvatthī ist der Schauplatz.

 

2. Zu jener Zeit aber wohnte in Sāvatthī ein Brahmane mit Namen Paccanīkasāta (*1).

 

3. Da nun kam dem Brahmanen Paccanīkasāta folgender Gedanke: "Wie wäre es, wenn ich mich jetzt dorthin begabe, wo sich der Samana Gotama befindet? Was immer der Samana Gotama sagen wird, da werde ich ihm jedesmal widersprechen ."

 

4. Zu jener Zeit aber erging sich der Erhabene im Freien;

 

5. Da nun begab sich der Brahmane Paccanīkasāta dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, ging er hinter dem sich ergehenden Erhabenen her und sprach zu dem Erhabenen also: "Verkünde deine Lehre, Samana!"

 

6. (Der Erhabene:)

 

"Nicht wird von einem Widerspruchsgeist das wohl Verkündete richtig verstanden,
Von einem, dessen Denken verunreinigt, der voller Streitsucht ist.
Wer aber die Streitsucht beseitigt und das Übelwollen des Herzens,
Der mag, nachdem er (alle) Feindseligkeiten aufgegeben hat,
das wohl Verkündete verstehen."

 

7. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Paccanīkasāta zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw.... (= 7.11.13). Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."

 

(*1) Wieder ein für den Fall erfundener Name. Man könnte ihn etwa mit "Widerspruchsgeist" übersetzen. So in 6. Sehr gut sagt der Komm. I. 3117. "Weil er daran, daß er immer wenn etwas weiß genannt wird, dem widerspricht (paccanīkam karontassa), es sei schwarz, sein Vergnügen (sātam), seine Freude hat, darum heißt er Paccanīkasāta."


S.7.17. Navakammika

1. Einstmals weilte der Erhabene im Lande der Kosala in einem Haine.

 

2. Zu jener Zeit aber ließ der Brahmane Navakammika (*1) Bhāradvāja in jenem Haine Arbeit verrichten.

 

3. Es sah aber der Brahmane den Erhabenen am Fuße eines Sālbaumes sitzen, mit untergeschlagenen Beinen, den Oberkörper aufrecht haltend, Besonnenheit rings um sich verbreitend.

 

4. Wie er ihn sah, kam ihm dieser Gedanke: "Ich lasse in diesem Haine Arbeit verrichten zu meiner Freude (*2). Was läßt dieser Samana Gotama verrichten zu seiner Freude?"

 

5. Da nun begab sich der Brahmane Navakammika Bhāradvāja dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

"Was für Arbeiten werden von dir, o Bhikkhu, verrichtet,
Daß Gotama einsam in der Wildnis seine Freude findet?"

 

6. (Der Erhabene:)

"Nicht gibt es für mich irgend etwas zu tun im Walde,
Mit der Wurzel ausgerottet ist der Wald (*3), frei von Gestrüpp (*4).
Hier im Walde ohne Verlangen (*5), ohne Schmerz (*6),
Freue ich mich einsam, nachdem ich die Unlust aufgegeben."

 

7. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Navakammika-Bhāradvāja zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw.... (= 7.11. 13). Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."


(*1) navakammika bedeutet einen, der Neuwerk verrichtet. Nach dem Komm. I. 31112 bezieht sich der Ausdruck auf das Fällen von Bäumen, die dann das Material für Neubauten liefern.

(*2) Wtl. "Arbeit tun lassend freue ich mich."

(*3) Wald in übertragenem Sinne vom kilesavana, dem Dickicht der weltlichen Verunreinigungen gebraucht.

(*4) visūkam. Das Wort sūka bezeichnet Majjhima II. 257.10, 259.17 Grannen und ähnliches, was reizt oder juckt. Skr. sūka "Granne (am Getreide), Stachel (eines Insekts)."

(*5) nibbanatho. Der Ausdruck ist hier wegen des Anklangs an vana gewählt.

(*6) visallo, annähernd dasselbe von der Person, wie oben visūka vom Walde. Salla "Spieß" wird häufig übertragen gebraucht.


S.7.18. Holzsammler

1. Einstmals weilte der Erhabene im Lande der Kosala in einem Haine.

 

2. Zu jener Zeit aber begaben sich zahlreiche Schüler eines Brahmanen aus der Familie Bhāradvāja, junge Leute, als Holzsammler dorthin, wo sich jener Hain befand.

 

3. Nachdem sie sich dorthin begeben, sahen sie den Erhabenen in jenem Haine sitzen, mit untergeschlagenen Beinen, den Oberkörper aufrecht haltend, Besonnenheit rings um sich verbreitend. Nachdem sie ihn gesehen, begaben sie sich dorthin, wo sich der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja befand.

 

4. Nachdem sie sich dorthin begeben, sprachen sie zu dem Brahmanen aus der Familie Bhāradvāja also: "Halloh, der Herr soll wissen: in dem Haine So-und-so sitzt ein Samana, mit untergeschlagenen Beinen, den Oberkörper aufrecht haltend, Besonnenheit rings um sich verbreitend."

 

5. Da nun begab sich der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja zusammen mit den jungen Leuten dorthin, wo sich jener Hain befand. Er sah aber den Erhabenen in jenem Haine sitzen, mit untergeschlagenen Beinen, den Oberkörper aufrecht haltend, Besonnenheit rings um sich verbreitend. Wie er ihn sah, begab er sich dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, redete er den Erhabenen mit der Strophe an:

 

"Im tiefen Walde, der voll Schrecknisse ist,
In die öde, menschenleere Wildnis tauchend
Übst du in unbeweglicher, würdiger Haltung (*1)
Herrliche Versenkung wahrlich, o Bhikkhu!
Wo es kein Lied gibt und wo keine Musik ist,
Hältst du einsam im Wald dich auf (*2), du Weiser!
Wunderbar erscheint mir dies,
Daß du frohen Sinnes (*3) einsam im Walde hausest.
Ich meine: nach Vereinigung begehrend mit dem Weltenherrscher (*4)
Oder nach dem höchsten Himmel -
Weshalb (sonst) übst du, im menschenleeren Wald dich aufhaltend,
Askese hier, außer zur Erlangung des ewigen Heils (*5)?

 

6. (Der Erhabene:)

"Was es da immer für ein Wünschen und Verlangen gibt,
Das immer mächtig hängt an mancherlei Gegenständen (*6),
Das aus der Wurzel der Unwissenheit erwachsen ist, das man ersehnt (*7),
Das alles ist von mir samt der Wurzel beseitigt.
Ohne Wünschen, ohne Begehren, ohne Teilnahme,
Mit geläutertem Blick für alle Dinge,
Nachdem ich der höchsten herrlichen Erleuchtung zuteil geworden,
Übe ich Versenkung, o Brahmane, in der Stille von Zuversicht."

 

7. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane aus der Familie Bhāradvāja also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw.... (= 7.11.13). Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."


(*1) Nach dem Komm. bezieht sich die Zeile auf die Körperhaltung des Meditierenden. Ich möchte annehmen daß thitena, wie das bei Part. praet. so häufig der Fall ist im Sinne eines abstr. Subst. Haltung Stellung steht.

(*2) Der Komm. I. 312.7 liest vanavassito und umschreibt es mit vanam avassito.

(*3) pītimano, Komm. = tutthacitto.

(*4) Komm. I. 312.10 "Zusammensein mit Mahābrahman".

(*5) brahmapattiyā. Hier ist brahman Ausdruck für den Erlösungszustand, das Nirvana. Der Komm. hat setthappattiyā.

(*6) anekadhātūsu, Komm. = anekasabhāvesu ārammanesu.

(*7) pajappitā. Die Bed. von pajapp ergibt sich aus der Phrase atītam nānusocāmi na ppajappām' anāgatam. Jā. VI. 25.6 "ich traure dem Vergangenen nicht nach und sehne die Zukunft nicht herbei."


S.7.19. Der Erhalter seiner Mutter

1. Sāvatthī ist der Schauplatz.

 

2. Da nun begab sich ein Brahmane, der Erhalter seiner Mutter, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zur Seite sitzend sprach dann der Brahmane, der Erhalter seiner Mutter, zu dem Erhabenen also: "Ich suche mir ja in vorschriftsmäßiger Weise Almosen. Und wenn ich in vorschriftsmäßiger Weise Almosen gesucht habe, unterhalte ich Mutter und Vater. Bin ich, Herr Gotama, wenn ich so tue, einer, der seine Pflicht tut?"

 

4. "Allerdings, o Brahmane, bist du, wenn du so tust, einer, der seine Pflicht tut. Wer da, o Brahmane, in vorschriftsmäßiger Weise Almosen sucht, und wenn er in vorschriftsmäßiger Weise Almosen gesucht hat, Mutter und Vater unterhält, der bringt viel Verdienst hervor.

 

Welcher Mann Mutter oder Vater in vorschriftsmäßiger Weise unterhält,
Den rühmen wegen dieser Fürsorge für Mutter und Vater die Weisen
Hier schon (auf Erden), und wenn er hinübergegangen ist, freut er sich im Himmel."

 

5. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane, der Erhalter seiner Mutter, zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw.... (= 7. 11. 13). Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lehenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."  


S.7.20. Der Bettler

1. Sāvatthī ist der Schauplatz.

 

2. Da nun begab sich ein Brahmane, der ein Bettler (*1) war, dorthin, wo sich der Erhahene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zur Seite sitzend sprach dann der Brahmane, der ein Bettler war, zu dem Erhabenen also: "Ich bin ein Bettler, Herr Gotama, und du bist ein Bettler; was ist da für ein Unterschied zwischen uns?"

 

4. (Der Erhabene:)

 

"Nicht wird man dadurch, ein Bettelmönch, insofern man andere anbettelt.
Hat man eine falsche Lehre angenommen,
so wird man darum noch kein Bettelmönch.
Wer da, Verdienstliches und Böses abweisend, heiligen Wandel
Mit Überlegung führt, der nur wird ein Bettelmöch genannt (*2)."

 

5. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane, der Bettler, zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw. (= 7. 11.13). Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihm seine Zuflucht genommen hat."


(*1) Der hier und in 3 gebrauchte Ausdruck ist das allgemeinere bhikkhaka "einer der von Almosen lebt". In der Strophe in 4 tritt dann an seine Stelle das Wort bhikkhu, das die Bezeichnung der Anhänger Gotamas ist, also eine enger umschriebene Bedeutung hat.

(*2) Die Strophen finden sich auch im Dhammapada 266-7, wie auch Mrs. Rhys Davids erwähnt. Es gehört dazu DhCo. III. 392f. Ein Vergleich ermöglicht auch eine einigermaßen plausible Herstellung des Textes. In Z. 1 ist na tena bhikkhu so (statt bhikkako) hoti yavatā bhikkhate (statt bhikkhavo) pare zu lesen. Andrerseits glaube ich, daß vissam in Z. 2 der Dhp.-Ausgabe in visam zu ändern ist.


S.7.21. Sangārava

1. Sāvatthī ist der Schauplatz.

 

2. Zu jener Zeit aber wohnte ein Brahmane mit Namen Sangārava in Sāvatthī, der im Wasser die Reinheit sah, der durch Wasser Reinheit anstrebte. Morgens und abends führte er die Übung in das Wasser hinab zu steigen regelmäßig aus.

 

3. Da nun kleidete sich der ehrwürdige Ananda zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und ging, Almosen zu sammeln, nach Sāvatthī. Nachdem er in Sāvatthī seinen Almosengang beendigt hatte, begab er sich nach der Mahlzeit, vom Almosengang zurückgekehrt, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder.

 

4. Zur Seite sitzend sprach dann der ehrwürdige Ananda zu dem Erhabenen also: "Da wohnt, Herr, ein Brahmane mit Namen Sangārava in Sāvatthī, der im Wasser die Reinheit sieht, der durch Wasser Reinheit anstrebt. Morgens und abends führt er die Übung ins Wasser hinab zu steigen regelmäßig aus. Es wäre gut, Herr, wenn der Erhabene sich dorthin begäbe, wo die Wohnung des Brahmanen Sangārava ist, aus Erbarmen."

 

5. Es willigte der Erhabene ein durch Stillschweigen.

 

6. Da nun kleidete sich der Erhabene zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und begab sich dorthin, wo sich die Wohnung des Brahmanen Sangārava befand. Nachdem er sich dorthin begeben, setzte er sich auf dem bereiteten Sitze nieder.

 

7. Da nun begab sich der Brahmane Sangārava dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, begrüßte er sich mit dem Erhabenen, und nachdem er mit ihm die (üblichen) Begrüßungen und Höflichkeiten ausgetauscht, setzte er sich zur Seite nieder.

 

8. Zu dem zur Seite sitzenden Brahmanen Sangārava sprach da der Erhabene also: "Ist es wirklich wahr, o Brahmane, daß du im Wasser die Reinheit siehst und durch Wasser die Reinheit anstrebst, daß du morgens und abends die Übung ins Wasser hinab zu steigen regelmäßig ausführst?

 

9. "Ja, Herr Gotama!"

 

10. "Welchen Endzweck aber, o Brahmane, hast du im Auge, wenn du im Wasser die Reinheit siehst und durch Wasser die Reinheit anstrebst, und wenn du morgens und abends die Übung ins Wasser hinab zu steigen regelmäßig ausführst?

 

11. "Wenn hier von mir, Herr Gotama, am Tage eine sündhafte Handlung getan worden ist, so wasche ich sie am Abend durch mein Bad ab. Wenn in der Nacht von mir eine sündhafte Handlung getan worden ist, so wasche ich sie am Morgen durch mein Bad ab. Diesen Endzweck, Herr Gotama, habe ich im Auge, wenn ich im Wasser die Reinheit sehe und durch Wasser die Reinheit anstrebe, und wenn ich morgens und abends die Übung ins Wasser hinab zu steigen regelmäßig ausführe."

 

12. (Der Erhabene:)

 

"Die wahre Lehre ist ein Teich mit sittlicher Zucht als Badeplatz,
Nicht verunreinigt, von den Frommen den Frommen gepriesen,
Wo wahrlich die ans Ziel des Wissens Gelangten,
wenn sie ihr Bad genommen haben,
Mit unbenetzten an das jenseitige Ufer gelangen (*1)."

 

13. Auf dieses Wort hin sprach der Brahmane Sangārava zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! usw. ... (= 7.11.13). Als Laienanhänger soll mich der Herr Gotama annehmen, der von heute an auf Lebenszeit zu ihn seine Zuflucht genommen hat."


(*1) S. oben 7. 9. 17.


S.7.22. Khomadussa

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene im Lande der Sakkas in einem Marktflecken der Sakyas, namens Khomadussa (*1).

 

2. Da nun kleidete sich der Erhabene zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und ging, Almosen zu sammeln, in den Marktflecken Khomadussa.

 

3. Zu jener Zeit aber waren die brahmanischen Hausväter von Khomadussa in der Beratungshalle versammelt aus irgend einer Veranlassung, und der Himmel ließ ununterbrochen regnen.

 

4. Da nun begab sich der Erhabene dorthin, wo sich die Beratungshalle befand (*2).

 

5. Es sahen aber die brahnlanischen Hausväter von Khomadussa den Erhabenen von ferne schon herankommen.

 

6. Wie sie ihn sahen, sprachen sie also: "Welche Kahlköpfe und welche Samanas sollten denn etwas von den in der Beratungshalle gültigen Vorschriften (*3) verstehen?"

 

7. Da nun redete der Erhabene die brahmanischen Hausväter von Khomadussa mit der Strophe an:

 

"Nicht ist das die (rechte) Beratungggtelle, in der nicht die Guten sich befinden,
Und nicht sind das die Guten, die nicht die Wahrheit sprechen.
Die da, nachdem sie Begierde, Haß und Betörung beseitigt haben,
Die Wahrheit sprechen, das eben sind die Guten."

 

8. Auf dieses Wort hin sprachen die brahmanischen Hausväter von Khomadussa zu dem Erhabenen also: "Wundervoll, Herr Gotama! Wundervoll, Herr Gotama! Wie wenn man, Herr Gotama, etwas Umgestürztes aufrichtet oder etwas Verhülltes entschleiert, oder einem Verirrten den rechten Weg zeigt, oder in einen finsteren Raum eine Öllampe bringt in der Absicht: es sollen die, die Augen haben, die Gegenstände erkennen - ganz ebenso ist von dem Herrn Gutama durch mancherlei Erörterung die Wahrheit aufgeklärt worden. Darum nehmen wir zu dem Erhabenen Gotama unsere Zuflucht und zu der Lehre und zu der Gemeinde der Bhikkhus. Als Laienanhänger soll uns der Herr Gotama annehmen, die von heute an auf Lebenszeit zu ihm ihre Zuflucht genommen haben."


(*1) Der Name bedeutet "Hanfgewand". Der Erklärungsversuch des Komm., wie der Flecken zu diesem Namen kam, ist wertlos.

(*2) Nach dem Komm. I. 314.5 hätte der Buddha kraft seines Willens den Regen entstehen lassen, um einen Grund zum Eintritt in die Halle zu haben.

(*3) Gotama hatte überhaupt kein Recht, die Halle zu betreten. Er handelt gegen den sabhādhamma. An diesen Ausdruck knüpfte er dann in seinen Strophen an und spricht in z. 1 von sabhā, in z. 2 und 4 von dhamma.


 Home Oben Zum Index Zurueck Voraus