Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung

M. 96 Esukāri Sutta (von K.E.N.)

DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos.

Da nun begab sich Esukāri der Priester dorthin wo der Erhabene weilte, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun Esukāri der Priester zum Erhabenen also:

"Die Priester, o Gotamo, verkünden die viererlei Pflichten: 

Da geben denn, o Gotamo, die Priester als Pflichten des Priesters an: 

Das geben, o Gotamo, die Priester als Pflichten des Priesters an. Da geben denn, o Gotamo, die Priester als Pflichten des Kriegers an: 

Das geben, o Gotamo, die Priester als Pflichten des Kriegers an. Da geben denn, o Gotamo, die Priester als Pflichten des Bürgers an: 

Das geben, o Gotamo, die Priester als Pflichten des Bürgers an. Da geben denn, o Gotamo, die Priester als Pflichten des Dieners an: 

Das geben, o Gotamo, die Priester als Pflichten des Dieners an. Die Priester, o Gotamo, verkünden diese viererlei Pflichten. Was hält nun Herr Gotamo davon?"

"Sag' mir doch, Priester: gibt das die ganze Welt den Priestern zu, daß diese viererlei Pflichten gelten sollen?"

"Das wohl nicht, o Gotamo!"

"Gleichwie etwa, Priester, wenn da ein Mann wäre, arm, unfrei, unselbständig; und man nötigte ihm gegen seinen Willen einen Bissen auf: 'Da hast du, lieber Mann, ein Stück Fleisch zu essen, und das mußt du mit Geld bezahlen': ebenso nun auch, Priester, haben sich die Priester mit den anderen Priestern und Asketen nicht verständigt, sondern sie verkünden eben diese viererlei Pflichten. 

Ich sage nicht, Priester, daß man jedem dienen solle; ich sag' auch nicht, Priester, daß man keinem dienen solle. 

Wenn man da, Priester, einen Krieger fragte: 

eines wessen Dienst möchtest du da wählen?', so würde wohl, Priester, der Krieger rechte Antwort also geben: 

Wenn man da, Priester, einen Priester fragte, einen Bürger, einen Diener fragte: 

eines wessen Dienst möchtest du da wählen?', so würde wohl, Priester, der Priester und der Bürger und der Diener rechte Antwort also geben: 

 

 

Nach diesen Worten wandte sich Esukāri der Priester also an den Erhabenen:

"Die Priester, o Gotamo, verkünden vier Arten von Besitz: 

 

Die Priester, o Gotamo, verkünden diese vier Arten von Besitz, Was hält nun Herr Gotamo davon?"

"Und sag' mir, Priester: gibt das die ganze Welt den Priestern zu, daß diese vier Arten von Besitz gelten sollen?"

"Das wohl nicht, o Gotamo!"

"Gleichwie etwa, Priester, wenn da ein Mann wäre, arm, unfrei, unselbständig; und man nötigte ihm gegen seinen Willen einen Bissen auf: 'Da hast du, lieber Mann, ein Stück Fleisch zu essen, und das mußt du mit Geld bezahlen': ebenso nun auch, Priester, haben sich die Priester mit den anderen Priestern und Asketen nicht verständigt, sondern sie verkünden eben diese vier Arten von Besitz. 

Ich aber, Priester, verkünde ein heiliges, überweltliches Recht als Besitztum des Menschen; mag sich auch einer seiner einstigen Abstammung von Vater und Mutter erinnern, wo er eben also und also erzeugt und geboren eben diesen und diesen Namen erhalten hat: 

 

Gleichwie etwa, Priester, woher da eben Feuer entfacht eben danach genannt wird, 

ebenso nun auch, Priester, verkünde ich ein heiliges, überweltliches Recht als Besitztum des Menschen; mag sich auch einer seiner einstigen Abstammung von Vater und Mutter erinnern, wo er eben also und also erzeugt und geboren eben diesen und diesen Namen erhalten hat: 

 

Was meinst du wohl, Priester: kann da nur ein Priester hierzulande ohne Grimm und ohne Groll sein Herz an Milde gewöhnen? Aber nicht so ein Krieger, aber nicht so ein Bürger, aber nicht so ein Diener?"

"Das wohl nicht, o Gotamo! Denn auch ein Krieger, o Gotamo, kann hierzulande ohne Grimm und ohne Groll sein Herz an Milde gewöhnen: und ebenso, o Gotamo, ein Priester, und ebenso, o Gotamo, ein Bürger, und ebenso, o Gotamo, ein Diener; ein jeder, o Gotamo, von den vier Kasten kann hierzulande ohne Grimm und ohne Groll sein Herz an Milde gewöhnen.

"Ebenso nun auch, Priester, kann wer da aus einem Kriegergeschlechte oder Priestergeschlechte oder Bürgergeschlechte oder Dienergeschlechte vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen und zu des Vollendeten dargelegter Lehre und Ordnung gekommen ist, von Mord absteht, von Diebstahl absteht, von Unkeuschheit absteht, von Lüge, Verleumdung, Zank und Geschwätz absteht, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt ist, Echtes erwirken, heilsames Recht. - 

Was meinst du wohl, Priester: darf da nur ein Priester, mit Schwamm und Seife versehn, zum Flusse baden gehn, um Staub und Schmutz abzuwaschen? Aber nicht so ein Krieger, aber nicht so ein Bürger, aber nicht so ein Diener?"

"Das wohl nicht, o Gotamo! Denn auch ein Krieger, o Gotamo, darf Schwamm und Seife nehmen und nach dem Flusse baden gehn, um Staub und Schmutz abzuwaschen: und ebenso, o Gotamo, ein Priester, und ebenso, o Gotamo, ein Bürger, und ebenso, o Gotamo, ein Diener, ein jeder, o Gotamo, von den vier Kasten darf Schwamm und Seife nehmen und nach dem Flusse baden gehn, um Staub und Schmutz abzuwaschen."

 

"Ebenso nun auch, Priester, kann wer da aus einem Kriegergeschlechte oder Priestergeschlechte oder Bürgergeschlechte oder Dienergeschlechte vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen und zu des Vollendeten dargelegter Lehre und Ordnung gekommen ist, von Mord absteht, von Diebstahl absteht, von Unkeuschheit absteht, von Lüge, Verleumdung, Zank und Geschwätz absteht, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt ist, Echtes erwirken, heilsames Recht. - 

Was meinst du wohl, Priester: es ließe da der König, der Herrscher, dessen Scheitel gesalbt ist, eine Schar von hundert Männern verschiedener Geburt zu sich bescheiden: 'Kommt, ihr Lieben, die ihr da von Kriegern, Priestern, Fürsten abstammt, und nehmt ein Reibholz vom Kronbaum, oder von der Föhre oder vom Sandel, oder vom Ingwerbaum, und erweckt damit Feuer, bringt Licht hervor! Und kommt auch ihr Lieben, die ihr da von Treibern, Jägern, Korbflechtern, Radmachern, Gärtnern abstammt, und nehmt ein Reibholz von einem Hundetrog, oder von einem Schweinetrog, oder von einem Waschtrog, oder von einem Rizinusbaume, und erweckt damit Feuer, bringt Licht hervor!' 

Was meinst du wohl, Priester: wenn da von denen, die von Kriegern, Priestern, Fürsten abstammen, mit einem Reibholze vom Kronbaum, oder von der Föhre, oder vom Sandel, oder vom Ingwerbaum, Feuer erweckt, Licht hervorgebracht ward, hat dann wohl dieses Feuer Flamme und Glanz und Leuchtkraft, und kann man dieses Feuer zu Feuerzwecken verwenden? 

Und wenn da von denen, die von Treibern, Jägern, Korbflechtern, Radmachern, Gärtnern abstammen, mit einem Reibholze von einem Hundetrog, oder von einem Schweinetrog, oder von einem Waschtrog, oder von einem Rizinusbaume, Feuer erweckt, Licht hervorgebracht ward, hat dann wohl dieses Feuer keine Flamme und keinen Glanz und keine Leuchtkraft, und kann man dieses Feuer zu Feuerwecken nicht verwenden?"

"Das wohl nicht, o Gotamo! Ist da, o Gotamo, von denen, die von Kriegern, Priestern, Fürsten abstammen, mit einem Reibholze vom Kronbaum, oder von der Föhre, oder vom Sandel, oder vom Ingwerbaum, Feuer erweckt, Licht hervorgebracht worden, so hat dieses Feuer Flamme und Glanz und Leuchtkraft, und man kann dieses Feuer zu Feuerzwecken verwenden. Und ist da von denen, die von Treibern, Jägern, Korbflechtern, Radmachern, Gärtnern abstammen, mit einem Reibholze von einem Hundetrog, oder von einem Schweinetrog, oder von einem Waschtrog, oder von einem Rizinusbaume Feuer erweckt, Licht hervorgebracht worden, so hat auch dieses Feuerflamme und Glanz und Leuchtkraft, und man kann auch dieses Feuer zu Feuerzwecken verwenden. Denn ein jedes Feuer, o Gotamo, hat Flamme und Glanz und Leuchtkraft, und man kann ein jedes Feuer zu Feuerzwecken verwenden."

"Ebenso nun auch, Priester, kann wer da aus einem Kriegergeschlechte oder Priestergeschlechte oder Bürgergeschlechte oder Dienergeschlechte vom Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen und zu des Vollendeten dargelegter Lehre und Ordnung gekommen ist, von Mord absteht, von Diebstahl absteht, von Unkeuschheit absteht, von Lüge, Verleumdung, Zank und Geschwätz absteht, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt ist, Echtes erwirken, heilsames Recht."

Nach diesen Worten sprach Esukāri der Priester also zum Erhabenen:

"Vortrefflich, o Gotamo, vortrefflich, o Gotamo! Als Anhänger möge mich Herr Gotamo betrachten, von heute an zeitlebens getreu."


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