Vimāna Vatthu

84. (VII,10): Akazie

Zur Zeit des Buddha Kassapo ging ein Mönch, ein Heiliger, in einem Dorf täglich auf Almosengang. Nachdem er seine Schale gefüllt erhalten hatte, verzehrte er sein Mahl am Dorfrand. Da sah ihn ein Kuhhirt. Dieser hatte Mitleid mit dem Mönch, der in der Mittagshitze wanderte. Ehrfürchtigen Herzens errichtete er ihm aus Akazienblättern eine Laubhütte. Und er pflanzte dort auch einen Akazienbaum.

Nachdem der Hirt gestorben war, führte ihn diese gute Tat zu den Göttern der Vier Großen Könige. Er hatte dort ein Vimāna, umgeben von einem Akazienhain, der schön blühte und feinen Duft verströmte. Nachdem er seine Lebenszeit bei diesem Hain beendet hatte, wurde er öfter bei Göttern und Menschen wiedergeboren, nie unterhalb des Menschentums. Als unser Buddha in der Welt erschien, war er in Benares ein Hausvater namens Gavempati, ein Freund von Yaso. Als Yaso durch die Belehrung des Buddha der sechste Heilige geworden und dann in den Orden eingetreten war, folgten ihm vier Freunde, darunter Gavempati, und gingen zum Buddha, um auch Mönche zu werden. Der Erhabene gab ihnen eine ausführliche Lehrdarlegung, an deren Ende alle vier den Stromeintritt erreicht hatten. Erst als solche wurden sie dann Mönche. Nachdem der Buddha sie durch einfaches Wort in den Orden aufgenommen hatte, setzte er seine Belehrung fort, und an deren Ende waren alle vier Heilige. Der Heilige Gavampati sah später mit dem himmlischen Auge das Vimāna mit dem Akazienhain im Himmel und erinnerte sich, darin einmal gelebt zu haben. Jeden Mittag nach dem Mahle begab er sich mit magischer Macht dorthin und ließ seinen Körper dort ruhen.

 

Dort sah er dann den Göttersohn Pāyāsi, der in dem leeren Akazienhain wiedergeboren war, nachdem er von seinem Irrglauben bekehrt und Almosen gegeben hatte. Da er nicht persönlich gegeben hatte, war er nur in jenem vereinsamten Vimāna wiedergeboren worden. Pāyāsi erzählte dann Gavempati von seinem früheren Leben und bat ihn, seinen Angestellten zu sagen, sie sollten eigenhändig geben und danach streben, im Himmel wiedergeboren zu werden. Von Mitleid bewogen erfüllte der Heilige seine Bitte. Die Angestellten vernahmen seine Botschaft, taten gute Werke, und nach und nach wurden einige von ihnen in dem leeren Akazienhain wiedergeboren und erfüllten ihn mit Leben. Der Große König Vessavano, der Herr der Yakkhos, beauftragte nun den Göttersohn Pāyāsi mit den Funktionen eines Schutzgeistes. Er sollte in einer Wüste auf Erden, in Indien, die durchziehenden Karawanen vor den Nachstellungen böser Geister behüten.

 

Einige Zeit später zog eine Karawane von Kaufleuten aus Anga-Magedha mit tausend Wagen gen Westen nach dem Gebiet von Sindhu-Sovīra. Wegen der Hitze setzten sie ihre Reise nur nachts fort, auch weil sie dann anhand der Stern-Konstellation die Richtung besser beobachten konnten. Trotzdem kamen sie vom rechten Wege ab, als sie durch die genannte Wüste zogen. In ihrer Mitte war ein gläubiger Laienanhänger des Erwachten von hoher Tugend und mit Eigenschaften zur Gewinnung der Heiligkeit. Er hatte sich der Karawane nur angeschlossen, weil er für den Unterhalt seiner Eltern zu sorgen hatte und sich hier Gewinn erhoffte. Da nun gab sich Pāyāsi diesem Mann zu erkennen, indem er sich mitsamt seinem Vimāna vor ihm materialisierte. Er fragte dann die Kaufleute, warum sie in dieser schatten- und wasserlosen Wüste in die falsche Richtung zögen. So entspann sich ein Dialog. Am Anfang stehen zwei Verse der Sprecher.

 

Sprecher:

Wie sich der Yakkho mit den Händlern traf,

wie das geschah, das mögt ihr hören gut,

wie miteinander sie dann sprachen.

Dem Gutgesagten mögt ihr hören zu. (1221)

 

Pāyāsi war ein König einst genannt,

der in Gesellschaft unter Menschen war berühmt.

Ihn, der im eigenen Vimāna sich erfreute,

den Außermenschlichen die Menschen sprachen an. (1222)

 

Gottheit:

Dem Sichren fern, in Wildnis, Geisterstätte,

in der Einöde, ohne Wasser, Nahrung,

wo man im Wüstensand nur mühsam wandert,

wo Menschen den Verstand verliern aus Furcht vorm Abweg, (1223)

 

da gibt es keine Früchte und auch keine Wurzeln,

hier gibt es keine Nahrung, die man könnte essen,

hier gibt es nichts als Sand und staubig Erde

und gnadenlose Hitze, die ganz schrecklich. (1224)

 

Bratpfanne überm Feuer gleicht die Ultrawüste,

fern allem Wohl, im Jenseits wie die Hölle,

wo einstmals Räuber hier allein gehaust,

ein ganz und gar verfluchter Erdenstrich. (1225)

 

Aus welchem Grunde bloß, aus welcher Hoffnung

habt diese Gegend ihr hier aufgesucht?

Leichtfertig, übereilt scheint ihr gewählt zu haben,

aus Gier, aus Fürchten oder aus Verwirrung? (1226)

 

Händler:

In Anga-Magadhā da stellten wir zusammen

die Karawane mit den vielen Waren,

wir ziehen in das Land Sindhu-Sovīra,

um Reichtum zu erlangen und Gewinn. (1227)

 

Als wir den Durst am Tage nicht ertrugen,

als Mitleid wir auch hatten mit den Ochsen,

da zogen schnell des Weges wir dahin

nur noch des Nachts, zur andren Zeit. (1228)

 

Doch kamen wir da ab vom rechten Wege,

wie Blinde in der Wildnis gingen wir da fehl,

inmitten von dem Sand, der schwer zu kreuzen,

verloren wir die Richtung, wirren Herzens. (1229)

 

Doch sehn wir jetzt, was vorher nie gesehen,

hier dein Vimāna und auch dich, o Yakkho.

Nun fassen Hoffnung, Lebensmut wir alle.

Gesehen dich, erfreut, begeistert und erhoben. (1230)

 

Gottheit:

Bis hin zum Meer erstreckt sich diese Wüste

der Weg ist abgesteckt mit Pfosten und mit Stäben.

Dann gibt es Ströme und Gebirge, schwer zu kreuzen

in jeder Richtung, wenn ihr strebt nach Reichtum. (1231)

 

Als ihr die Reiche anderer betratet

als fremde Untertanen ihr erblicktet

das, was ihr da gesehen und gehört habt,

dies Wunderbare möcht ich hören gern von euch. (1232)

 

Händler:

Nichts Wunderbareres, o Jüngling, gab es,

das wir gesehen unterwegs, gehört auch

als das, was alle Menschenart hoch übertrifft:

Nicht können satt wir sehen uns an deiner Schönheit. (1233)

 

Im Himmelsraume Lotosteiche fließen

mit Blumen zahllos, vielem weißem Lotos

und immer gibt es Früchte an den Bäumen

und wundervolle Düfte wehen überall. (1234)

 

Es sind da hundert hohe Pfeiler aus Beryll

und Felskristalle und Korallen viele

Rubine, Katzenaugen, wo man hin auch blickt

und Pfeiler, die bestehn aus Diamanten. (1235)

 

Auf tausend Pfeilern, völlig unvergleichlich,

da ruht wohl trefflich sicher dies Vimāna.

Juwelen innen, golden das Geländer

das Dach gedeckt mit goldnen Platten, strahlend. (1236)

 

Gleichwie geschmolznes Gold, so glänzend ist es

mit den Terrassen, Treppen und Geländern,

gefestigt, wunderschön, voll Harmonien

unübertrefflich anzuschauen für den Geist. (1237)

 

In dem Juwel, da gibt es viel an Speis und Trank,

von Scharen vieler Nymphen da umgeben

ertönen Trommeln, Pauken, andre Instrumente

und man verehrt euch da mit hoher Achtung. (1238)

 

Gleichwie im Lustgarten Vessavano, der König,

so freust du dich, geweckt von Nymphenscharen

auf der Terrasse da des besten der Vimāna

das unausdenkbar ist an Majestät. (1239)

 

Bist du ein Gott, bist du ein Yakkho

bist du der Götterkönig oder Mensch noch?

Wir Karawanenführer fragen dich, wir Händler

sag deinen Namen uns, bist du ein Yakkho? (1240)

 

Gottheit:

Ich bin ein Yakkho wohl und heiß Akazie,

ich wache über diese Wildnis, diese Wüste,

als Wächter über diese Gegend angestellt,

gehorche ich dem Wort Vessavanos, des Königs. (1241)

 

Händler:

Ist dies hier ohne Grund erlangt, durch bloßen Zufall,

ist selbstgewirktes, oder gaben es die Götter?

Wir Karawanenführer fragen dich, wir Händler,

wodurch hast dieses Wunderschöne du erlangt? (1242)

 

Gottheit:

Nicht ohne Grund ist es erlangt, nicht ja durch Zufall

es ist nicht selbstgewirkt, es ist nicht Göttergabe.

Vielmehr ist es erlangt durch eignes gutes Wirken

rein durch Verdienst erlangt ist es, dies Wunderschöne. (1243)

 

Händler:

Durch welche Praxis, welchen Brahmawandel,

durch Anbau welches Guten reift dir dieses?

Wir Karawanenführer fragen dich, wir Händler,

wodurch hast dieses Wunderschöne du erlangt? (1244)

 

Gottheit:

Pāyāsi, das war einstmals ja mein Name,

als König herrschte ich bei den Kosalern,

ein Nihilist und knickrig, üblen Sinnes,

zur Lehre der Vernichtung hatt' ich mich bekannt. (1245)

 

Kumārakassepo hieß ein Asket,

der viel gehört, beredt, voll Hoheit,

der hat die Lehre mir gezeigt,

den Ansichtswirrwarr, den vertrieb er mir. (1246)

 

Als ich von ihm die Lehre hatt' vernommen,

hab ich als Anhänger mich da bekannt.

Lebend'ges umzubringen lag mir ferne,

zu nehmen in der Welt, was ungegeben,

trank keinen Rauschtrank, sprach auch keine Lüge,

zufrieden war ich mit der eignen Frau. (1247)

 

Das meine Praxis war, mein Brahmawandel,

durch Anbau dieses Guten reift mir dieses,

es ward erlangt durch eignes gutes Wirken,

rein durch Verdienst ist es erlangt, dieses Vimāna. (1248)

 

Händler:

Die Wahrheit sprechen Männer voller Weisheit,

das Wort der Weisen ist nie anders.

Wohin man mit Verdienst auch geht,

da freut man sich erfüllter Wünsche. (1249)

 

Wo aber immer Kummer ist und wo ist Klagen,

erschlagen werden und gebunden, alles Trübe,

dahin geht einer der da Böses wirkte,

der üblen Fährte der entgeht er nie. (1250)

 

Während sie noch so sprachen, fiel eine reife Frucht von dem Baum an der Tür des Vimāna, von der Akazie, wo der Göttersohn mit seiner Begleitung stand. Da waren alle plötzlich traurig.

 

Händler:

Verwirrt erscheint uns jetzt die Menge hier,

ganz plötzlich von gedrückter Stimmung seid ihr.

Was mag der Grund wohl sein für dich und diese?

Was ist's, das unzufrieden alle machte euch? (1251)

 

Gottheit:

In dem Akazienwald hier, meine Lieben,

da strömen Düfte himmlisch, herzerfreuend

sie machen herrlich duften dies Vimāna

bei Tag und Nacht vertreiben Düstres sie. (1252)

 

Doch immer, wenn da hundert Jahre sind verstrichen,

dann platzt bei einer dieser Früchte auf die Hülle.

Vergangen sind ja nun an hundert Menschenjahre,

seitdem in diesem Götterkreise ich erschienen. (1253)

 

Fünfhundert Götterjahre habe ich zu leben

in dem Vimāna hier. Wenn dies ich seh, ihr Lieben,

wenn Lebenskraft ist und Verdienst erschöpft dereinst

dann muß ich sterben, drum der Kummer mich verstört. (1254)

 

Händler:

Wie sollte lange sich bekümmern denn wohl jemand,

der solch Vimāna hat erlangt, so ohnegleichen?

Die da, die nur Geringes an Verdienst erwirkt sich haben

die mögen wohl betrauern ihre kurze Zeit. (1255)

 

Gottheit:

Vorzüglich passend habt ihr mich getröstet,

die ihr so liebe Worte habt gesagt zu mir.

Nun, meine Lieben, seid von mir beschützet

setzt wunschgemäß jetzt eure Reise glücklich fort! (1256)

 

Händler:

Im Land Sindhu-Sovīra angekommen

auf unsrer Suche nach Gewinn und Geld

wir werden deinen Ruhm, Serissa, weit verbreiten,

großzügig freigebig, so wie sich's ziemt. (1257)

 

Gottheit:

Ach, laßt es doch, mich, Serissa zu rühmen!

Was ihr gewünscht habt, werdet ihr erreichen

wenn böses Wirken ihr vermeiden werdet

entschieden fest der Lehre einzig angejocht. (1258)

 

Wißt, unter euch ist ein Anhänger Buddhas,

der viel gehört und in der Tugendpraxis fest,

Vertrauen hat er, kann verzichten, freundlich,

klar sehend ist, zufrieden er, vernünftig. (1259)

 

Bewußte Lüge mag er sprechen nimmer,

zum Schaden andrer mag er niemals sinnen,

schlecht macht er andre nicht durch Hintertragen,

nur sanfte, freundlich Worte mag er sprechen. (1260)

 

Mit Achtung und Gehorsam gut erzogen,

ohn Böses, tugendhaft, geläutert,

ernährt er beide Mutter und den Vater,

in rechter Weise wie es Edlen ziemt. (1261)

 

Ich denk, nur wegen seiner Eltern sucht er,

Geld zu verdienen, nicht tut er's für sich.

Und wenn die Eltern einmal weiterwandern,

neigt zur Entsagung er, zum Brahmawandel. (1262)

 

Aufrecht und stetig, heimlich nicht und heuchelnd,

nicht spricht er Worte bloß als Vorwand hingesagt.

Ein solcher, der nur Wohlgetanes wirket,

fest in der Lehre steht, wie träf ihn Leiden? (1263)

 

Nur seinetwegen bin ich euch erschienen,

daher folgt wohl der Lehre nach, ihr Händler!

Wär nicht gewesen er, ihr wäret Asche,

zugrund gegangen blind in dieser Wildnis.

Wegwerfend zu behandeln ihn, ist leicht für andre,

doch glücklich ist's, sich rechten Menschen anzuschließen. (1264)

 

Händler:

Wie ist sein Name, was tut er beruflich?

Wie wurde er genannt, und woher stammt er?

Wir möchten gerne auch ihn sehen, Yakkho,

um dessentwillen du aus Mitleid kamst hierher.

Das ist ja auch Gewinn für ihn, den du beneidest. (1265)

 

Gottheit:

Er ist Barbier, Sambhavo ist sein Name,

Anhänger er, lebt er von Kamm und Bürste.

Erkennet ihn in eurem Botenjungen,

tut keinen Harm ihm, der ist immer freundlich. (1266)

 

Händler:

Wir kennen, Yakkho, ihn, von dem du sprichst,

doch wußten wir nicht, was er wirklich ist.

Wir werden ebenfalls verehrn ihn, Yakkho,

nachdem solch wicht'ge Worte wir von dir gehört. (1267)

 

Gottheit:

Was immer auch für Menschen in der Karawane,

ob jung sie sind, ob alt, ob mittel,

sie alle mögen treten ein in mein Vimāna,

daß sehen Knickrige die Früchte von Verdienst. (1268)

 

Sprecher:

Und alle, die da sagten: "Erst komm ich",

die ließen doch den Vortritt dem Barbier.

so traten alle ein in das Vimāna,

das Vāsavas Masakkasarā glich. (1269)

 

Und alle, die da sagten: "Erst komm ich",

als Laienanhänger bekannten sich:

Lebend'ges umbringen lag ihnen fern,

und nehmen in der Welt, was nicht gegeben,

zu trinken Rauschetrank, zu sprechen Lüge,

zufrieden war'n sie mit der eigenen Frau. (1270)

 

Und alle, die da sagten: "Erst komm ich"

nachdem als Anhänger sie hatten sich bekannt,

sie zogen weiter mit der Karawane,

durch Macht und Segen ja des Yakkho immer. (1271)

 

Nachdem erreicht sie's Land Sindhu-Sovīra

auf ihrer Suche nach Gewinn und Geld,

und als erlangt sie an Verdienst gar viel,

da kehrten sicher sie zurück nach Patna dann. (1272)

 

Und jeder ging zu seinem Hause sicher,

vereinigt wieder da mit Frau und Kind

befriedigt, glücklich, froh zufrieden.

Verbreitend weit den Ruhm Serissas,

erbauten sie die Residenz Serissaka. (1273)

 

In dieser rechten Weise Menschen folgend,

die in der Lehre stehn, bringt großen Segen.

Um eines einzigen Anhängers willen

die Wesen alle wurden glücklich so. (1274)

 

Der Laienanhänger Sambhavo aber trat nach dem Tode seiner Eltern in den Mönchsorden des Buddha ein und erlangte als solcher die Heiligkeit.

 

Bemerkungen:

Mit 54 Versen ist dies der längste Text des Vimāna-vatthu. Ohne erkennbaren Grund wird er in Pv IV,2 wiederholt. Der Zusammenhang mit Vv Nr. 74 hätte erfordert, daß die Nr. 84 mit jener zusammenstehen sollte.

Der Heilige Gavampati hat einen Vers in den Liedern der Mönche überliefert (Thag 38). In der Rede "Pāyāsi" (D 23) erscheint er gegen Ende und hat im Himmel ein Gespräch mit Pāyāsi (p. 356). In MV I,9 wird seine Bekehrung und seine Erlangung der Heiligkeit geschildert, zusammen mit seinen drei Freunden, nachdem Yaso heilig geworden war.

Bei den Göttern der Vier Großen Könige scheint der Besitz eines Vimāna selten zu sein, dies ist sonst ein Vorzug der Götter der Dreiunddreißig. Aber so, wie es bei den Gespenstern als günstigste Form die glücklichen Gespenster mit einem Vimāna gibt, so gibt es anscheinend auch bei den Vier Großen Königen ausnahmsweise den Vorzug, ein eigenes Vimāna zu besitzen. Beide Male ist es an sich "leer", nämlich von Gesellschaft, aber bei Gespenstern muß diese extra verdient werden, bei den Göttern findet sie sich von selber ein. Auch ist die Beweglichkeit bei den Götter-Vimānas weitreichend, während die Vemanika-Petas stationär sind.

Auffällig ist, daß Pāyāsi ein derart prächtiges Vimāna erlangt, obwohl er keinem Buddha und keinem Heiligen spendete und nicht einmal eigenhändig gab. Dabei hatte er durch seine grausamen Experimente an Menschen, die an die KZ erinnern, kaum den Himmel verdient. Welche karmischen Komponenten da bei ihm zusammentrafen, ist aus dem Text nicht abzulesen.

Während die Menschen im Himmel sonst oft ihren irdischen Namen beibehalten, ist es bei Pāyāsi anders. Er heißt im Himmel Serissa (Akazie) nach seinem Akazienhain, Serissa-ka: mit Akazien (Vers 1273).

 

1242/43: Der Unterschied "selbstgewirkt" (sayam katam) und "eigenes Wirken" (sakehi kammehi) könnte darin bestehen, daß im ersteren Fall an ein ewiges Selbst gedacht ist, im zweiten Fall nur umgangssprachlich an eigenes Wirken im Gegensatz zum Wirken anderer. Oder hier liegt eine Verwechslung mit dem Dogma aus A III/61 (Nypo 62) vor, daß alles Wohl und Wehe allein durch vorgeburtliches Wirken festgelegt sei, obwohl das meiste an Gefühlen durch Wirken in diesem Leben erzeugt wird. In Vv Nr. 84 dagegen geht es nicht um Gefühle, sondern um Objekte (Vimāna), die gerade durch vorgeburtliches Wirken verdient sind.

"Ohne Grund" (adhicca) und "bloßer Zufall" (pari-nāma-ja) fassen Masefield und Horner als zwei Dinge auf (S. 150), ebenso der Kommentar (S. 514). Vergl. Pv 6B1 (niyati parināmaja: "Was zusteht ihm, was kommen soll"). Es sind dann zwei Arten Schicksalsglauben: reiner Zufall (Fatum) und Weltentwicklung (Evolution). In A III/61 kommt aber nur adhicca vor.

1250: "alles Trübe" (pari-kkileso): Die kilesa sind die Herzenstrübungen, letztlich Gier, Haß und Verblendung. Hier ist aber das Äußere gemeint (trübes Erleben).

1251: "gedrückte Stimmung" (kalali-kato) ist wohl innere Trübung, vom Bild des getrübten, nicht klaren Wassers, verschlammt.

1252: "Düstres" (tamam): Die Düfte verscheuchen den inneren Trübsinn, so wie Weihrauch aufheitert und erhebt. Nicht "leuchten" die Düfte, wie der Kommentar meint (S. 516).

1253: So allgemein bekannt wie bei uns, daß das Jahr 365 Tage hat, war in Indien damals offenbar, daß ein Göttertag 50 Menschenjahre dauert und daß die Vier Großen Könige 500 Götterjahre leben. Daraus ergibt sich dann die Berechnung: Pāyāsi ist seit 100 Menschenjahren im Himmel, d.h. zwei Göttertage. Immer nach 100 Menschenjahren fällt eine Akazienfrucht herab. Jetzt erlebt er den Fall der ersten Frucht. Das erinnert ihn an die Vergänglichkeit. Die Akazie ist ihm eine Zeitbombe.

1253: Geringeres Verdienst haben sich z.B. die glücklichen Gespenster erwirkt oder die Menschen. Aber daß Pāyāsis Verdienst länger vorhält (9 Millionen Erdenjahre), ist kein echter Trost. Pāyāsi empfindet aber die gute Absicht (1256).

1264: Der Sinn der letzten beiden Zeilen ist etwas dunkel. Es soll wohl ein Gegensatz ausgedrückt werden: Leicht ist es, einen Ariya, wie hier, wegwerfend zu behandeln. Das führt zu Leiden. Schwer ist es, ihn zu erkennen und zu würdigen. Das führt zu Wohl. Im ersten Fall nennt der Vers nur die Ursache, im zweiten nur die Wirkung.

1266: DPPN II gibt S. 1061 fünf Männer namens Sambhavo an, aber nicht den aus Vv Nr. 84, wie auch Masefield richtig kritisiert. Auch im Nachtrag S. 1367 fehlt jede Spur dieses Namens.

1268: "Knickrige" (kadariyā). Wen Pāyāsi hier meint, ist offen. Es ist wohl abstrakt zu verstehen: Wer immer knickerig und geizig ist, (so wie er es als König war), der kann hier des Verdienstes Früchte vom Geben sehen.

1269: Vāsavo ist einer der Beinamen des Götterkönigs Sakko. Masekkasāra ist nach dem Kommentar (Masefleld S. 522) ein Name für den Bereich der Dreiunddreißig Götter. Nach der Scholastik ein Name für den Berg Meru. DPPN II S. 458: Ma-sekka-sāra = nicht (ma) imstande (sakka), bewegt zu werden (sāreti).

1272: Das heutige Patna wurde als Pataliputra von Ajetasattu als neue Hauptstadt von Magadhā erbaut. Von Sindh (heute Pakistan) nach Patna (heute Bihar) muß man ganz Indien durchqueren. Patna war auch die Hauptstadt Asokas. Unsere Erzählung spielt hundert Jahre nach dem Buddha, etwa um das 2. Konzil, auf dem sie nach dem Kommentar in den Kanon aufgenommen wurde.


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