Vimāna Vatthu

55. (V,5): Der Torhüter

Ein Laienanhänger in Rājagaham hatte regelmäßig eine Speisung von vier Mönchen ausgesetzt. Da sein Haus aber am äußersten Stadtrand gelegen war, blieben die Türen aus Furcht vor Räubern meist geschlossen. Daher kamen die Mönche manchmal vor die verschlossene Tür und mußten wieder umkehren.

Der Hausherr fragte einmal seine Frau, ob den Mönchen gespendet worden sei. Sie erwiderte, in den letzten Tagen seien keine gekommen. Nach dem Grund gefragt, sagte sie, das hänge wohl mit der geschlossenen Tür zusammen. Da wurde der Laienanhänger angeregt, Abhilfe zu schaffen. Er bestellte daher einen Torhüter und gab ihm folgenden Auftrag: "Von heute an setz dich an die Tür und paß auf, wenn die Ehrwürdigen kommen. Bitte sie herein und veranlasse alles Nötige, wie ihnen die Schalen abzunehmen, die Sitze anzuweisen usw." "Sehr wohl", sagte der Mann und handelte entsprechend. Dabei hörte er von den Mönchen auch die Lehre und wurde in den Zufluchten und in den Tugenden befestigt. So diente er ihnen mit Verehrung.

Nach dem Tode kam der Hausherr zu den Gezügelten Göttern (Yāma), der Torhüter zu den Dreiunddreißig. Da sah ihn Moggallāno, und das Gespräch entspann sich wie in Nr. 54 mit einem anderen Vers:

913 - 917 = 905 - 909

 

Mein Leben währt hier tausend Götterjahre

erlangt durch Worte, die im Geist gebildet.

Solange wird verdienstlich Werk bestehen

mit fünf der Wünsche himmlisch voll erfüilt. (918)

919 - 920 = 911 - 912

 

56. (V,6): Das zu Tuende I

Ein Laienanhänger in Sāvatthi hatte am Fluß gebadet, sah auf dem Rückweg den Erwachten auf dem Almosengang und lud ihn zum Essen ein. Zu Hause bediente er den Buddha eigenhändig aufs beste mit Speis und Trank. Nach seinem Tode erschien er bei den Dreiunddreißig, wo Moggallāno ihn sah und mit ihm sprach wie in Nr. 54:

921 - 925 = 905 - 909

 

Was da zu tun ist an Verdienst

das tut der Weise, der's erkannt.

Bei Buddhas, die gegangen recht

da hat die Gabe hohen Lohn. (926)

 

Zu meinem Heil Erwachter kam

vom Walde her zu meinem Ort.

Nachdem mein Herz ward heiter da

ging zu den Dreiunddreißig ich. (927)

 

928 - 929 = 911 - 912

 

57. (V,7): Das zu Tuende II

Wie Nr. 56, nur daß hier statt des Buddha ein Mönch erscheint und entsprechend in Vers 935/36 genannt wird:

930 - 938 = 921 - 929

 

58. (V,8): Nadel I

Als der ehrwürdige Sāriputto in Rājagaham im Bambushain weilte, mußte an seiner Robe etwas ausgebessert werden. Dafür brauchte er eine Nadel. Als er daher auf Amosengang in der Stadt ging, blieb er vor der Tür eines Schmieds stehen. Dieser fragte nach seinen Bedürfnissen, und als er hörte, daß Kleidung ausgebessert werden müßte und eine Nadel gebraucht wurde, gab er ihm zwei. Dann sagte er, wenn er wieder etwas benötige, möge er es ihm sagen. Er machte die fünffache Niederwerfung in Verehrung, Sāriputto gab ihm seinen Segen und ging davon.

Als der Schmied starb, erschien er bei den Dreiunddreißig, wo Moggallāno ihn ansprach und es zum Gespräch kam.

939 - 943 = 905 - 909

 

Was einer gibt, das zählet nicht.

Was da zu geben, besser ist.

Ich gab ja eine Nadel nur,

doch bracht die Nadel Bessres mir. (944)

 

945 - 946 = 911 - 912

 

Bemerkungen: Miß Horner nennt Vers 944 mit Recht "rather cryptic" (ziemlich dunkel). Nach dem Kommentar scheint der Sinn zu sein, daß eine kleine Nadel solch großes Verdienst eines prächtigen Vimāna hervorbringt. Die Nadel war das zu Tuende, was in der Situation nötig war, und das Geben an einen Heiligen bringt großes Verdienst. "Unendlicher Lohn für so ärmliche Werke", sagt Ruysbroeck.

 

59. (V,9): Nadel II

Ein Schneider aus Rājagaham ging eines Tages zum Bambuskloster, um es anzuschauen. Da sah er einen Mönch, der mit einer im Kloster gefertigten Nadel seine Robe nähte. Da gab er ihm seine Nadel zusammen mit seinem Nadelkasten. Nach seinem Tode wurde er bei den Dreiunddreißig wiedergeboren, wo ihn Moggallāno ansprach, wie in Nr. 58:

 

947 - 951 = 905 - 909

 

Als unter Menschen einst ich Mensch geworden

als ich in Menschenwelt zuletzt geboren

sah einen Mönch ich fleckenfrei

gar heiter und gar ungetrübt.

Ihm gab die Nadel heiter ich

mit eignen Händen überreicht. (952)

 

953 - 954 = 911 - 912

 

60. (V,10): Elefant II

Zur Zeit des Buddha Kassapo lebte ein Laienanhänger. Nachdem der Buddha gestorben war, wurde ein Stupa errichtet, der von der Bevölkerung und vom Hofe täglich mit Blumen verehrt wurde. Der Laie ging in der Stadt von Blumenhändler zu Blumenhändler und konnte nirgends Blumen bekommen, sie waren total ausverkauft für den Stupa. Schließlich fand er in einem Garten acht abgefallene Blüten. Er wollte dem Blumenhändler acht Kahapanas dafür geben, dieser aber wollte das nicht annehmen, die Blüten habe er sich eben als Verdienst erwirkt. Da legte er trotzdem das Geld vor ihm hin und sagte, er könne den Buddha nicht mit etwas verehren, das er umsonst bekommen habe. So legte er denn die acht Blumen bei dem Stupa nieder. Als er gestorben war, erschien er bei den Dreiunddreißig.

Auf einer Himmelareise sah der ehrwürdige Moggallāno ihn bei den Dreiunddreißig auf einem riesigen schneeweißen Elefanten durch die Luft fliegen, begleitet von einem großen Gefolge, strahlend wie Sonne und Mond. Als der Göttersohn ihn sah, stieg er von seinem Elefanten ab und grüßte ihn. Da fragte Moggallāno ihn:

 

Moggallāno:

Bestiegen einen Ilf mit breiten Schultern

mit makellosen Zähnen, kräftig und geschwinde

solch Elefant hast du bestiegen

und kommst auf ihm her durch die Luft. (955)

 

956 - 957 = 701 - 702

958 = 909

 

Göttersohn:

Acht Blüten fielen einstmals ab,

die ich bei Kassapo, dem großen Seher,

an seinem Stupa legte nieder

mit heitrem Herz, mit eigner Hand. (959)

 

960 - 961 = 911 - 912


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