Vimāna Vatthu

5. Der Ilf

Ein König von Magadhā hatte einst bei einem Picknick zuviel getrunken und war in seinem Bambuspark unter einem Baum eingeschlafen. Da nahte sich, angezogen vom Alkoholgeruch, eine Giftschlange. Ein Eichhörnchen aber begann da eifrig, seine Laute von sich zu geben, so daß der König erwachte und vor Schlangenbiß bewahrt wurde. Aus Dankbarkeit setzte er daher dort eine regelmäßige Fütterung der Eichhörnchen an. Seitdem hieß die Baumgruppe im Bambuspark, bei der der Futterplatz war, "Hügel der Eichhörnchen". König Bimbisāro hatte den Park dem Erwachten geschenkt, und seitdem war dort das Kloster vom Bambuspark. Nahe dem Hügel der Eichhörnchen war die Unterkunft des Erwachten, wenn er dort weilte.

Wieder einmal wohnte der Erwachte mit den Mönchen, mit Sāriputto und Moggallāno an der Spitze, dort im Bambuspark-Kloster. Damals war ein großer Festtag in der Hauptstadt Rājagaham. Die Bürger hatten die Stadt überaus prächtig geschmückt, so daß sie einer Stadt der Götter glich. Der König umwanderte mit großem Gefolge die Stadt in reichgeschmücktem Aufzuge.

Eine Tochter in einem Bürgerhause von Rājagaham sah diese ganze Pracht und den Reichtum und all die Schönheit. Voll Bewunderung ging sie zu Männern, die als weise galten, und fragte sie: "Durch welche Art von Wirken ist wohl diese göttlicher Macht gleichende Ernte erlangt worden?" Die Männer antworteten ihr: "Meine Liebe, eine verdienstvolle Tat gleicht dem Wunschjuwel oder dem wunscherfüllenden Baum. Wenn da ein rechtes Feld von Verdienst vorhanden ist und rechte Einstellung des Herzens, dann kann man durch Geben alles erlangen, was man wünscht. Gibt man einen Sitz, so erlangt man hohe Geburt. Gibt man zu essen, erlangt man Stärke. Gibt man Kleidung, erlangt man schöne Haut und Anmut. Gibt man Wagen, erlangt man hohes Glücksgefühl. Gibt man Beleuchtung, erlangt man gute Sehkraft. Gibt man Wohnstätten, erlangt man alles." Als sie das gehört hatte, dachte sie, daß die Ernte bei den Göttern sogar noch herrlicher sei. Und so wurde sie eifrig in guten Werken.

 

Eines Tages schickten ihre Eltern ihr ein paar nagelneue Kleider, eine neue Sitzbank, ein großes Bündel roter Lotusrosen und die fünf Kostbarkeiten (Butteröl, Honig, Zucker, Reis und Milch). Beim Anblick dieser Dinge dachte sie: "Ich bin ja jemand, der gern Almosen gibt, und jetzt habe ich gute Gelegenheit dazu." So kochte sie am nächsten Tag mit Honig gesüßten Milchreis und andere Nahrungsmittel dazu. Dann putzte sie das Haus, bestreute den Vorplatz mit Duftstoffen und errichtete einen Sitz. Darüber breitete sie den neuen Stoff und schmückte den Stuhl an allen Ecken mit Lotussen und errichtete ein Sonnensegel darüber. Sie dachte: "Wenn ein der Gaben Würdiger gekommen ist, will ich ihn verehren." Dann kleidete sie sich in frische Kleidung, schaute auf die Sonne und sagte ihrer Sklavin, sie möge einen Gabenwürdigen ausfindig machen. An jenem Morgen nun kam der ehrwürdige Sāriputto gerade aus dem Bambuskloster, um in Rājagaham auf Almosengang zu gehen. Die Sklavin sah ihn, bat ihn, ihr seine Schale zu reichen und fügte hinzu, er möge mit ihr zu einer Laienanhängerin kommen. Sāriputto ging mit ihr, und als sie am Hause ihrer Herrin ankamen, trat diese heraus und bat ihn, auf dem Sitz Platz zu nehmen. Dann verehrte sie ihn mit respektvollem Gruß und bediente ihn eigenhändig mit ihrem köstlichen Milchreis. Dabei wünschte sie sich, in den Himmel zu gelangen und dort einen herrlichen Elefanten zu besitzen, ein schönes Wohnhaus, einen Diwan, und alles möge nie ohne Lotusse sein. Nachdem Sāriputto geendet hatte, wusch sie die Schale, füllte sie mit Butteröl, Honig und Zucker und machte aus dem über den Sitz gebreiteten Stoff ein Bündel. Das alles widmete sie ihm. Nachdem er es angenommen hatte, ließ sie zwei Diener alles zum Bambuspark-Kloster bringen, zusammen mit der Sitzbank.

 

Als sie später starb, kam sie zu den Göttern der Dreiunddreißig. Sie besaß dort ein goldenes Vimāna von hundert Meilen Höhe, wo tausend Nymphen ihr aufwarteten. Sie erlangte einen Reitelefanten (Kuñjaro) von fünf Meilen Höhe, geschmückt mit Lotussen und einem goldenen Diwan von einer Meile Größe auf dem Elefanten. Oft bestieg sie den Diwan auf ihrem Elefanten und begab sich zum Wonnehain der

Götter.

Als der erwürdige Mahāmoggallāno durch die Götterwelt wanderte, sah er sie und sprach sie an:

 

Dein Elefant, groß wie ein Berg,
verzieret mit verschiednem Schmuck,
gefällig, stetig und geschwind
geht sanft er durch den Raum dahin. (31)

 

Als Lotus, lotusäugig er,
wie roter, blauer Lotus ist,
die Glieder lotusübersät
von goldenen Girlanden sind. (32)

 

Auf lotusüberstreutem Weg, -
geschmückt mit Blüten überall,
der fest, entzückend, ohn Beschwer -
geht er gemessnen Schritts dahin. (33)

 

Wenn er so schreitet vorwärts hin,
erklingen süße Glöckchen schön,
gleichwie Musik im Fünferspiel
ertönt ihr lieblich-feiner Klang. (34)

 

Auf diesem Ilf da sitzest du
in reinem Kleide, schön geschmückt,
und überstrahlst in Schönheit hier
die Menge deiner Nymphenschar. (35)

 

Ist dies die Frucht des Gebens nun?
Ist es von Tugenden die Frucht?
Ist es vom Handgruß dir gewirkt?
So frag ich, sage es mir an! (36)

 

Sprecher:

Die Gottheit war da hochbeglückt,
als Moggallāno sie befragt.
Nachdem die Frage er gestellt,
sagt sie, wovon dies war die Frucht. (37)

 

Göttin:

Mit innrem Gute wohlbegabt
ein Schauender, der Schauung froh -
ihn sehend, gab ich ihm den Sitz
der blütenreich, mit Stoff verziert. (38)

 

Halb aufgebrochne Lotusse
und Blütenstengel abgepflückt
die streute ich mit eigner Hand
gar heiter über seinen Sitz. (39)

 

Und dieses ist davon mir Frucht
von dem, was heilsam Wirken war
von Göttern werde ich verehrt
werd hochgehalten, hochgeschätzt. (40)

 

Wer recht erlösten Wesen hier
die da beruhigt sind und keusch
gar heiter eine Sitzbank schenkt
der erntet Wonne wie jetzt ich. (41)

 

Darum, wer sucht sein eigen Heil
wer große Früchte sich erhofft
der gebe denen einen Sitz
die hier ihr letztes Leben führn. (42)

 


Bemerkungen:

Die von den Weisen detailliert angegebene Vergeltung scheint allzu schematisch, aber genauso sagt es der Buddha in S 1.42 auf eine Frage einer Göttin. Allerdings - und das ist der entscheidende Unterschied - fügt er dort noch einen Satz hinzu: "Und die Todlosigkeit gibt, wer zur Lehre anleitet!"

 

Daß die Frau Sāriputto noch etwas in seine Schale mitgibt, dürfte für Ordensbrüder im Kloster bestimmt sein (Kranke z.B.), denn der Mönch darf nichts aufbewahren.


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