THERAGĀTĀ

Visatinipāta

Adhimutta (2) 130)

705. (Die Räuber:) Diejenigen, die wir bisher um des Opfers oder ihres Vermögens willen überwältigt und getötet haben, sie alle waren von Angst überwältigt; hilflos zitterten und stammelten sie;

 

706.  du aber scheinst keine Furcht zu kennen, vielmehr bleibst du ruhig, und heiter ist dein Antlitz: Wie ist's möglich, dass du in solch' furchtbarer Not nicht klagst?!

 

707.  (Adhimutta:) Nicht gibt es, Anführer, ein geistig' Leid für den, der frei von Wünschen ist. Alle Ängste, wahrlich, sind überkommen in dem, der alle Fesseln hat zerstört.

 

708.  Wenn der zum Werden führende Kanal (der Durst, die tanhā) zugeschüttet ist und die sichtbaren Dinge (insbesondere die Haftensgruppen) der Wirklichkeit gemäß durchschaut sind, gibt es keine Furcht mehr vor dem Tod, gleichwie man sich nicht vor dem Ablegen einer schweren Last fürchtet.

 

709.  Den heiligen Wandel hab' ich recht gelebt, den Pfad hab' wohl verwirklicht ich. Ich fürchte mich nicht vor dem Tod, gleichwie man das Genesen von einer Krankheit nicht fürchtet.

 

710. Den heil'gen Wandel hab' ich recht gelebt, den Pfad hab' wohl verwirklicht ich. Als nicht des Haftens wert hab' jedwedes Werden ich durchschaut, gleichwie man sich nicht sehnt nach weggeworf’nem Gift.

 

711. Wer da hinübergekommen ist an's and're Ufer, an nichts mehr haftend, wer da getan hat, was ihm zu tun oblag, einflussfrei geworden, der freut sich ob des Lebens Ende, wie einer glücklich ist, der dem Richtplatz ist entkommen. 131)

 

712.  Da das Höchste ich erlangt habe und an nichts mehr hafte in der Welt, fürchte ich den Tod so wenig wie sich einer davor fürchtet, aus brennendem Hause gerettet zu werden.

 

713.  Was auch immer geworden (entstanden) ist, welch' ein Werden uns auch wird zuteil: All dies ist nicht eines Schöpfers 132) Wirken; dies der große Seher (der Buddha) hat erklärt.

 

714.  Wer dies der Lehre des Buddha gemäß versteht, der greift nach keinem Werden mehr, gleichwie man nicht nach glühend heißer Eisenkugel greift.

 

715. „Ich war" oder „ich werde sein": Diese Gedanken kenn' ich nicht; (vielmehr erkenne ich:) Die Hervorbringungen (sankhārā) werden zur Aufhebung gelangen. Worüber sollte ich da klagen (= was ist daran außergewöhnlich)?!

 

716.  Für denjenigen, Anführer, der der Wirklichkeit gemäß das Entstehen der Dinge sowie die ursächliche Bedingtheit der Hervorbringungen als solche erkennt 133), gibt es keine Furcht.

 

717.  Wer da die Welt in Weisheit nicht anders ansieht denn als Waldgestrüpp, das nicht sein Eigen ist, wer da weiß: „Nicht ist dies mein", der bleibt von Kummer frei.

 

718.  Dieses meines Körpers bin ich überdrüssig, (künftiges) Werden ersehn’ ich nicht: Dieser Körper hier wird sich auflösen, einen and'ren Körper wird es für mich nicht geben.

 

719.  Verfahrt mit diesem meinem Körper nach Belieben. Keinerlei Regung des Hasses oder des Anhaftens wird diesbezüglich in mir aufsteigen.

 

720.   — Von diesen Worten tief ergriffen legten die jungen Männer ihre Schwerter ab und sagten:

 

721. „Welchen (spirituellen) Weg bist du, o Ehrwürdiger, gegangen, wer ist dein Meister? Welche Botschaft ist's, die solche Furchtlosigkeit dich lehrt?"

 

722.  (Adhimutta:) Der alles Wissende, der alles Sehende, der Überwinder ist mein Meister, der große Mitleidvolle, der Heiler dieser ganzen Welt.

 

723.  Er (der Buddha) hat die Lehre vom Weg zur Aufhebung (alles Hervorgebrachten bzw. alles Leidens) dargelegt, die unübertroffene; seine Botschaft ist's, die zur Überwindung der Furcht führt.

 

724.  — Nachdem sie des Weisen wohlgesproch'nes Wort vernommen und sich ihrer Schwerter entledigt hatten, gaben einige der Räuber ihr bisheriges Handwerk auf, andere aber entschlossen sich, in die Heimlosigkeit zu zieh'n.

 

725.  Um der Lehre des Vollendeten willen in die Heimlosigkeit gezogen verwirklichten sie die Erwachungs-Glieder und die Kräfte; weise, hochgestimmt, beseligt, mit wohl entfalteten Fähigkeiten ausgestattet, erreichten (wörtl.: berührten!) sie den nicht hervorgebrachten Nibbāna-Zustand.

Pārāpariya (2)

726.  Folgende Erwägung stieg im Bhikkhu auf, als er da einsam, abgeschieden, weise sich versenkend weilte:

 

727.  Welche Regel, welcher Entschluss, welches Wirken mag da einen Menschen vollbringen lassen was ihm zu tun obliegt, ohne (irgend einem anderen) Harm zu verursachen?

 

728. Die (Sinnes-)Fähigkeiten (indriyāni) 134) gereichen dem Menschen zum Heile oder zum Unheil: Nicht behütet (d.h. ungezügelt) gereichen sie zum Unheil, wohl behütet gereichen sie zum Heile ihm.

 

729.  Wohl behütet (durch Besonnenheit) schützt er seine Sinne; so ist er einer, der vollbringt, was ihm zu tun obliegt, und keinem and'ren fügt er Leiden zu.

 

730.  Wenn er, die Gefahr nicht erkennend, das Sehorgan nicht zügelt gegenüber den Sehobjekten (wörtl.: gegenüber den Formen), wird dem Leiden nicht entrinnen er.

 

731.  Wenn er, die Gefahr nicht erkennend, das Hörorgan nicht zügelt gegenüber den Tönen, wird dem Leiden nicht entrinnen er.

 

732.  Wenn er sich, die Gefahr nicht erkennend, den Düften hingibt, an Düften haftet, wird dem Leiden nicht entrinnen er.

 

733.  Den mannigfachen Geschmacksempfindungen im Geiste nachhängend, den bitt'ren, süßen und den sau'ren auch, weilt er unbewachten Geistes, gefesselt durch die Gier nach Geschmack.

 

734.  Indem er an angenehmen Tastgefühlen im Geiste haftet, von Begehrlichkeit erfüllt, wird er, eben infolge seines Begehrens, mannigfaches Leid erfahren.

 

735.  Wer seinen Geist vor diesen Vorstellungen nicht behüten kann, fünffaches Leid wird der erfahren.

 

736.  Der Körper, angefüllt mit allerlei Unrat, wird herausgeputzt wie ein bemaltes Schmuckkästchen.

 

737.  Der Bitterkeit (des verborg'nen Leidens) dessen, was süß erscheint, ist man sich nicht bewusst, und nicht erkennt das Leid der Fesselung durch Liebe (nicht durch Güte!) man, gleichwie man nicht erkennt des Messers Schärfe, wenn es mit Honig ist beschmiert.

 

738.  Von Begehrlichkeit nach der Form, der Stimme, dem Leib und dem Duft einer Frau (bzw. eines Mannes) überwältigt, wird manches Leid die Folge sein. 135)

 

739.  Was auch immer uns fesselt an Frauen (bzw. am Mann): Zugang findet's durch die fünf (Sinne). Wer entschlossen strebend mit einem Schutzwall diese fünf umgibt,

 

740.  der, wahrlich, hat das Ziel erlangt, hat sich die Lehre angeeignet, ist mit Einsicht und Weisheit ausgestattet. Voll Freude und Seligkeit vollbringt er was ihm hinsichtlich des Dhamma und des Ziels zu tun obliegt.

 

741.  Achtsam stets und einsichtsvoll gebe man sich weltlichen, nicht zum Heil führenden Zielen nicht hin, in der Erkenntnis, dass dies zu meiden ist.

 

742.  Was aber mit dem Ziel verbunden ist, was da Freude an der Lehre bewirkt, das möge man hegen und pflegen; denn eben darin liegt die höchste Freude.

 

743.  Auf diese oder jene Art, durch Mord und Nötigung and'ren Kummer bereitend, eignen sich die Wesen deren Güter an, sie gewalttätig ihres Besitzes beraubend.

 

744.  Gleichwie ein kräftiger Holzarbeiter den einen Keil mit einem anderen Keil herausschlägt, so treibt der Weise die Sinne mit den Sinnen aus (d.h.: durch Zügelung der Sinne zügelt er diese).

 

745.  Indem er Vertrauen entfaltet, Energie, Sammlung, Besonnenheit und Weisheit 136), so die fünf (Sinne) mit den fünf (Kräften) bezwingend, lebt der (wahre) Brahmane 114) frei von Kummer.

 

746.  Das Ziel hat er erlangt, dem Dhamma gemäß lebt er; indem er die Lehre des Buddha völlig verwirklicht hat, ist er zu Seligkeit gelangt.

Telakāni 137)

747.   Lange Zeit, wahrlich, auf der Suche nach der Wahrheit wanderte ich umher, ohne den Frieden des Geistes zu erlangen, indem Asketen und Brahmanen ich befragte:

 

748.  „ Wer in dieser Welt an's andere Ufer ist gelangt? Wem ist's gelungen, im Todlosen zu versenken sich? Welcher Lehre soll ich folgen, auf dass das höchste Ziel mir werd' zuteil?!"

 

749.  Im Innern gleichsam aufgespießt war ich, dem Fische gleich, der den Haken hat verschlungen; gefesselt war ich, dem Dämon Vepacitti gleich in Mahindas 138) Bann.

 

750.  Mit mir stets schleppt' ich meine Fesseln, von Leid und Sorge wurde ich nicht frei: „Wer, ach, in der Welt, vermag zum Sprengen meiner Fesseln mir verhelfen, Erlösung endlich zu erfahren?!

 

751.  Welcher Brahmane, ach, welcher Asket lehrt mich ihre Zerstörung, wessen Lehre lehrt mich die Überwindung von Geburt und Tod?!

 

752.  Der Pfeil des Durstes (des Dranges, des Begehrens), zusammengefügt durch Ungewissheit und Zweifel, angetrieben durch die Macht des Stolzes, unbiegsam wie der Geist im Zorn,

 

753.  abgeschossen aus dem Bogen des Begehrens, geführt von den zweimal fünfzehn (Arten falscher Ansicht hinsichtlich der Persönlichkeit bzw. der fünf Haftensgruppen): Sieh, wie dieser Pfeil mich innerlich durchbohrt.

 

754.  Die Folge ist's vom Hegen falscher Ansicht; mit Anhaften verbund'ne Absichten und Erinnerungen schärfen des Pfeiles Spitze, von der getroffen ich erzitt're, Blättern gleich, vom Wind geschüttelt.

 

755.  Selbst geschaffen (im Geist, durch falsches Denken) ist dieser Pfeil, der mich so grausam leiden macht, der die sechs Sinne schwer versehrt.

 

756.  Ich sehe ihn nicht, den Heiler (den Arzt), der den Pfeil aus mir entfernen könnt' samt jenem Zweifel, er hätte eine feine Sonde denn und scharfes Messer auch.

 

757.  Wer, ach, wer könnte jenen Pfeil aus mir entfernen ohne Messers Schneide, ohne zu versehren mich an allen Gliedern?!

 

758.  Gewiss würde er, der Lehre Meister, der unübertroffene Heiler jedweden Giftes   Übels, mich mit ausgestreckter Hand aus der Strömung heraus an sich'res Land ziehen!

 

759.  Im Sumpf versunken, wahrlich, bin ich, und schwer nur kann vom Schmutz und Schlamm der Missgunst, der Heuchelei, der Hoffart, Trägheit und Nachlässigkeit ich mich befreien.

 

760.  Schwerer Regenwolke gleich vom Stolze aufgebläht, gefesselt, werd' ich in Donner und Gewitter fortgerissen, zweifelnd stets, der Geist verwurzelt in Begehrlichkeit.

 

761.  Und immerzu die Ströme niederrauschen, das Schlinggewächs (des Durstes) mächtig sprießt hervor. Wer, ach, wer vermag Einhalt zu gebieten den wilden Strömen, wer kann das Schlinggewächs entwurzeln?!" —

 

762.  (Der Buddha:) „Einen Damm musst du errichten, lieber Mann, um den Fluten Einhalt zu gebieten, auf dass der im Geist erzeugte Strom dich nicht mit sich fortreiße wie einen Baum!"

 

763. So fand ich, der ich in Furcht und Angst lebte und Ausschau hielt nach dem and'ren Ufer, Schutz beim Meister, dem viele Weise folgen, dem mit Weisheit ausgerüsteten.

 

764.  Als ich hinweggeschwemmt zu werden drohte, hielt er mir einen festen Halt hin, stark, makellos, gewirkt aus dem reinen Kernholz des Dhamma, sagend: „Fürchte dich nicht!"

 

765.  Da erklomm ich den Turm der Besonnenheit bei den vier Gegenständen (satipatthānā) 62), und (im Geist) betrachtete ich die Menschen, wie sie sich an der Persönlichkeit 139) erfreuen, wie auch ich mich einst ihrer erfreute, an ihr hing.

 

766.  Als ich dann klar die Furt erkannte, ja selbst das Schiff, das heil hinüberträgt, schaute ich, ohne den Geist auf Gedanken des Selbst (im Sinne von Ich und mein) zu richten, den unvergleichlichen Landungsplatz (das Nibbāna).

 

767. Der Pfeil, der selbst geschaffene, der dem zum Werden führenden Kanal (bhavanetti) entspringt: Er (der Buddha) lehrt den edlen Weg zu dessen Vernichtung.

 

768.  Die Fessel, die so lange mich gefesselt hielt, hat er gelöst, herausgerissen ganz, der Buddha, der das durch das Gift (des Durstes) verursachte Leid zur Aufhebung bringt.

Ratthapāla 140)

769.  Sieh nur (diesen Körper), einer Marionette gleich, eine offene Wunde, zusammengesetzt, der Krankheit unterworfen, von mancherlei Neigungen erfüllt, dem keine Dauer beschieden ist!

 

770.  Sieh diese herausgeputzte Gestalt, mit Juwelen und Ringen bestückt, hautüberzogen, das Knochengrippe, in feine Gewänder gehüllt!

 

771.  Die Füße rot bemalt (eine Sitte im Orient), das Gesicht wohl bepudert: Ein Tor mag sich da täuschen lassen, nicht aber einer, der nach dem anderen Ufer Ausschau hält.

 

772.  Das Haar in Wellen achtfach schön gekämmt, die Augen schwarz bemalt: Ein Tor mag sich da täuschen lassen, nicht aber einer, der nach dem anderen Ufer Ausschau hält.

 

773.  Einer frisch bemalten Schminkdose dieser verzierte Körper gleicht; ein Tor mag sich da täuschen lassen, nicht aber einer, der nach dem anderen Ufer Ausschau hält.

 

774.  Ausgelegt hat der Jäger die Falle, doch das Wild nähert sich ihr nicht: Nachdem wir Nahrung (= Almosen) zu uns genommen haben, gehen wir dorthin, wo der Fallensteller = Māra keinen Zugang findet (wörtl.: Wo der Fallensteller klagt).

 

775.  Des Jägers Falle ist zerstört; das Reh hat sich ihr nicht genähert. Nachdem wir Nahrung zu uns genommen haben, gehen wir dorthin, wo der Fallensteller keinen Zugang findet.

 

776.  Gar viele reiche Männer sehe ich in dieser Welt; zu Reichtum gelangt, wollen sie, verblendet, diesen nicht teilen; in ihrer Habsucht häufen sie Güter an und ihre Gier nach sinnlicher Freude nimmt nur immer zu.

 

777.  Ein Herrscher, der diesen ganzen vom Meer umflossenen Erdball sich erobert hat: Während er das eine Ufer des Meeres bewohnt, begehrt das and're er dazu.

 

778.  Herrscher und zahlreiche and're Menschen geraten in des Todes Macht, ohne dem Durst entkommen zu sein; bedürftig (in ihren unersättlichen Wünschen) sind sie, ist doch kein Glück zu finden in den Sinnenlüsten.

 

779.  Seine Verwandten betrauern ihn (den Verstorbenen) die Hände ringend (wörtl.: Mit aufgelöstem Haar): „Ach, dem Tode war er unterworfen!" In ein Leichentuch gehüllt tragen sie ihn hinaus, nachdem sie einen Scheiterhaufen errichtet haben, um ihn dort zu verbrennen.

 

780.  Den Flammen wird er übergeben, wohl gestochert und geschürt, in ein einzig' Tuch gehüllt; seinen Reichtum lässt er zurück; weder Verwandte noch Freunde noch Gefährten sind ihm im Tode Zuflucht.

 

781.  In den Besitz der Erben gelangt all sein Vermögen, Erben ihres Wirkens aber sind die Wesen. Nicht kann man im Tode sein Vermögen mit sich nehmen, nicht seine Kinder noch die Frau, die Güter nicht noch auch Macht.

 

782.  Nicht sichert doch Reichtum langes Leben noch vermag Reichtum vom Alter zu befreien. Kurz, unbeständig, dem Wechsel unterworfen ist ja, wie die Weisen künden, dieses Leben.

 

783.  Reicher und Armer, Tor und Weiser: Sie alle werden von der Berührung (des Todes) getroffen. Der Tor wird überwältigt, vom Nichtwissen niedergestreckt. Der Weise aber, von dieser Berührung getroffen, erzittert nicht.

 

784.  Wahrlich: Besser ist Weisheit als Reichtum; durch Weisheit gelangt man zu Lebzeiten ans Ende (zur Vollendung); denn eben weil sie dieses nicht erreichen, wirken die Toren, in Nichtwissen befangen, in vielen Existenzen schlechte Taten.

 

785.  In einen Mutterleib einkehrend in immer wieder neuer Welt, wandern sie im Kreislauf der Wiedergeburten umher; wer da wenig Weisheit besitzt und sich den Toren anschließt, der wird (selber) einkehren in einen Mutterschoß in and'rer Existenz.

 

786.  Gleichwie der Dieb, auf frischer Tat ertappt, zugrunde geht als Frucht eig'nen üblen Wirkens, so auch erfahren die Wesen (pajā) 141) nach dem Tode, in der nächsten Existenz, Leid infolge ihres schlechten Wirkens.

 

787.  Die sinnlichen Lüste, wahrlich, die mannigfachen, angenehmen, betörenden, des Geistes Gleichmaß sie verwirren. Die Gefahr erkennend in den Sinnenlüsten, König, bin in die Heimlosigkeit gezogen ich.

 

788.  So wie des Baumes Früchte fallen, so auch die Menschen fallen alle, seien jung sie, sei'n sie alt, beim Zerbrechen des Körpers (im Tod). Auch dies erkennend, König, bin in die Heimlosigkeit gezogen ich. Wahrlich: Besser ist's, als Samana zu leben!

 

789.  Von Vertrauen bewogen zog ich um der Lehre des Überwinders willen fort. Nicht ohne Frucht blieb mein Gang in die Heimlosigkeit: Über den Zweifel hinübergekommen (= in der Gewissheit, das Ziel erlangt zu haben) erfreue ich mich des Almosens.

 

790.  Die Sinnenlüste als Feuersglut ansehend, das Gold als scharfen Messers Schneide, Leiden erblickend schon im Augenblick des Eingehens in einen Mutterschoß, und in großer Furcht vor den Abgründen des Daseins 142), -

 

791.  eben diese Gefahr erkennend, erschauert' ich, ward tief erschüttert; dann kehrte Ruhe in mir ein: Die Versiegung der Einflüsse hab' ich erlangt.

 

792.  Dem Meister hab' ich aufgewartet, die Botschaft des Buddha ward verwirklicht. Die schwere Last ist abgelegt, bis auf den Grund zerstört ist der zum Werden führende Kanal. 143)

 

793.  Jenes Ziel, um dessen willen ich von Hause fort in die Heimlosigkeit gezogen bin hab' ich erreicht: die Versiegung aller Einflüsse.

Mālunkyaputta

794.  Es schwindet die Besonnenheit in dem, der sich der Vorstellung eines ersehnten Sinnenobjektes hingibt, sobald er es erblickt. Den Geist von Begehrlichkeit erfüllt nimmt er es wahr; so lebt er als ein Verhafteter. 144)

 

795.  So wachsen die mannigfachen von den Gestalten ausgehenden (leidvollen Seh-) Empfindungen in ihm an, sein Geist wird versehrt durch Begehrlichkeit und Abneigung 145). Weit entfernt, so sagt man, ist einer, der auf diese Weise Leiden anhäuft, vom Nibbāna.

 

796.-805. Diese Verse gleichen den vorangehenden Nrn. 794 und 795, sich dabei jeweils paarweise auf die Hör-, Riech-, Schmeck-, Tast- und Denk-Empfindungen beziehend.

 

806.  Er aber (der heilig Gewordene) haftet nicht an den Gestalten: Erblickt er eine Gestalt, so bleibt er besonnen; losgelösten Geistes nimmt er sie wahr; so lebt er als ein nicht Verhafteter.

 

807.  Sieht er eine Gestalt, so betrachtet er das Dahinschwinden (die Vergänglichkeit) der (Seh-) Empfindung; so häuft er keine (leidvollen Seh-) Empfindungen an, er lebt besonnen. Nahe, so sagt man, ist einer, der auf diese Weise kein Leiden anhäuft, dem Nibbāna.

 

808.-817. Diese Verse gleichen den vorangehenden Nrn. 806 und 807, sich dabei jeweils paarweise auf die Hör-, Riech-, Schmeck-, Tast- und Denk- Empfindungen beziehend.

Sela  146)

818.  (Sela:) „Edel ist deine Gestalt, strahlend, wohl geformt, beglückend ist ihr Anblick; wie Gold erscheint mir deine Farbe, Erhabener! Wohlgeformt sind deine Zähne, voller Kraft scheinst du zu sein!

 

819.  Alle kleineren und großen auszeichnenden Merkmale eines vollendeten, edlen Menschen finde ich an deiner Gestalt, alle Merkmale eines großen Menschen.

 

820.  Klar sind deine Augen, eben dein Antlitz, hoch gewachsen bist du, aufrecht, ohne Fehl. Wie eine Sonne strahlst du inmitten der Mönchs-Gemeinschaft.

 

821.  Schon der Anblick eines Bhikkhu von edler Gestalt ist eine Freude; was aber bedeutet mir der Anblick eines solchen angesichts deiner Gestalt?!

 

822.  Ein König solltest du sein, ein Herrscher, der das Rad (der Herrschaft) rollen lässt, ein Mächtiger unter den Herrschern, ein die Welt Beherrschender, ein Überwinder, Herr über Jambusanda 147).

 

823.  Krieger, Fürsten und Könige sind dir Untertan; der Könige König bist du, der Höchste unter den Menschen: So erweise deine Herrschaft und herrsche, Gotama!"

 

824.  (Der Buddha:) „Ein König, wahrlich, bin ich, Sela, der unübertroffene König des Dhamma; durch meine Lehre bringe ich das Rad zum Rollen, das Rad, das keine Umkehr kennt."

 

825.  (Sela:) „Ein Erwachter zu sein gibst du mir kund, ein unübertroffener König des Dhamma. 'Durch meine Lehre bringe ich das Rad zum Rollen', dies verkündest du;

 

826.  doch wen hast zu deinem Stellvertreter du erkoren, wen hast als für dich sprechend du bestimmt? Wer das Rad lässt weiter rollen, das in Gang du hast gesetzt?"

 

827.  (Der Buddha, auf Sāriputta weisend:) Das Rad, das ich in Gang gesetzt, lässt Sāriputta weiter rollen, der Weisung des Tathāgata 148) getreu.

 

828.  Das zu Erkennende hab' ich erkannt, entfaltet hab' ich, was da zu entfalten ist; vernichtet hab' ich das zu Vernichtende: Deshalb, Brahmane, bin ein Buddha ich.

 

829.  Deinen Zweifel lege ab, Vertrauen magst entfalten du; selten trifft es sich ja (im Verlauf der Wiedergeburten), dass einem Erwachten man begegnet.

 

830.  Ein Buddha bin ich, Brahmane, einer von jenen, deren Erscheinen selten ist in der Welt, der unübertroffene Entferner des Pfeiles (des Pfeils des Durstes).

 

831.  Heilig geworden (brahmabhūto), der Überwinder von Māras Heer, habe ich jedweden Feind besiegt; so verweile ich, ohne irgend etwas zu fürchten.

 

832.  (Sela, an seine eigenen Schüler gewandt:) Hört, ihr Herren, was dieser Sehende erklärt, der, der den Pfeil (des Durstes) herausreißt, der Sieger, dem Löwenruf in dichtem Walde gleich.

 

833. ;mso-bidi-; mso-bidi-font-weight:bold'>  Wer ihn gesehen hat, den heilig Gewordenen, den Unvergleichlichen, der Māras Heer zerschmettert hat: Wer, und sei er noch so gering, möchte nicht Vertrauen zu ihm fassen?!

 

834.  Wer es mir gleichtun will, der folge mir, wer nicht, der möge seines Weges geh’n: Eben jetzt, in Gegenwart des Edlen, Weisen, werd' in die Heimlosigkeit ich ziehen

 

835.  (Selas Schüler:) Wenn die Lehre dieses Vollkommen Erwachten dem Herrn zusagt, dann wollen auch wir in Gegenwart des Edlen, Weisen in die Heimlosigkeit zieh'n!

 

 836.  — So baten diese dreihundert Brahmanen mit gefalteten Händen: „Lasst uns, Erhabener, unter deiner Führung den heiligen Wandel leben!"

 

837.  (Der Buddha:) Wohl verkündet ist der heilige Wandel, klar sichtbar, hier und jetzt zu verwirklichen; nicht vergebens, Sela, zieht einer in die Heimlosigkeit, der ernsthaft sich bemüht

 

838.  (Die früheren Schüler Selas:) Acht Tage, o Weiser, sind vergangen, seit wir Zuflucht zu dir genommen haben; am siebten Tag wurden wir in deiner Lehre bezähmt (heilig), Erhabener!

 

839.  Der Buddha bist du, der Meister, der Weise, der Māra überwunden hat; aller (üblen) Neigungen Zerstörer bis du; hinübergekommen (ans andere Ufer) hilfst du den Menschen hinüberzukommen.

 

840.  Alle Beilegungen (upadhī) hast du hinter dir gelassen (= indem du nicht mehr an ihnen haftest), die Einflüsse hast du vernichtet. Frei vom Anhaften hast du, dem Löwen gleich, jedwede Furcht und Angst bezwungen.

 

841. Mit gefalteten Händen stehen diese dreihundert Bhikkhus vor dir. Dir zu Füßen erweisen sie dir Ehre, heilig geworden!

 

Bhaddiya Kāligodhāyaputta 149)

842.  Leicht, angenehm zu tragen waren die Gewänder, die ich trug, wenn ich auf eines Elefanten Rücken ritt, köstlich die Reisspeise, Soße und zartes Fleischgericht (und doch war ich nicht glücklich).

 

843.  (Jetzt aber) glücklich, standhaft, zufrieden mit dem, was auch immer die Almosenschale füllt, pflegt Bhaddiya, der Sohn der Godhā, ohne zu haften, beschauliche Versenkung.

 

844.  In Lumpen nur gekleidet, standhaft, zufrieden mit dem, was auch immer die Almosenschale füllt, pflegt Bhaddiya, der Sohn der Godhā, ohne zu haften, beschauliche Versenkung.

 

845.  Von Almosenspeise sich nährend, standhaft, zufrieden.... (wie im Vorangehenden).

 

846.  Ausgestattet mit dreifachem Gewand, standhaft, zufrieden…

 

847.  Von Haus zu Haus gehend auf Almosengang, standhaft, zufrieden...

 

848.  Einsam weilend, standhaft, zufrieden...

 

849.  Nur einmal des Tages Nahrung zu sich nehmend, standhaft, zufrieden...

 

850.  Nie zur Unzeit Nahrung zu sich nehmend, standhaft, zufrieden...

 

851.  Im Walde lebend, standhaft, zufrieden...

 

852.  Am Fuße eines Baumes lebend, standhaft, zufrieden...

 

853.  Unter freiem Himmel lebend, standhaft, zufrieden...

 

854.  Auf einem Leichenfeld lebend, standhaft, zufrieden...

 

855.  Sich mit jedwedem Sitzplatz begnügend, der ihm angeboten wird, standhaft, zufrieden...

 

856.   In sitzender Stellung ausharrend, standhaft, zufrieden...

 

857.  Wenig nur wünschend, standhaft, zufrieden...

 

858.  Selbstgenügsam, standhaft, zufrieden...

 

859.  Abgeschieden lebend, standhaft, zufrieden...

 

860.  Geselligkeit meidend, standhaft, zufrieden...

 

861.  Energie entfaltend, standhaft, zufrieden mit dem, was auch immer die Almosenschale füllt, pflegt Bhaddiya, der Sohn der Godhā, ohne zu haften, beschauliche Versenkung.

 

862.  Kostbarste Gefäße aus Bronze und Gold gab ich um eine Almosenschale aus Ton hin; dies ist meine zweite (meine wahre) Weihe. 150)

 

863.  Beschützt von Männern, die mit Schwertern bewaffnet waren, lebte ich doch angsterfüllt in einer Stadt, die umgeben war von mächtigem schützendem Wall, von Wach-Türmen und strengbewachten Toren.

 

864.  Nunmehr glückselig, ohn' Erzittern, jedwede Furcht und Angst überwunden habend, pflegt Bhaddiya, der Sohn der Godhā, in dichtem Walde weilend beschauliche Versenkung.

 

865. Ausgestattet mit Sittenreinheit, mit wohl entfalteter Besonnenheit und Weisheit, erreichte ich mit der Zeit die Versiegung aller Einflüsse.

Angulimāla 151)

866.  (Angulimāla:) Obwohl du doch gehst, Samana, sagst du: „Ich stehe still", und von mir, der ich stehe, sagst du, dass ich mich bewege. Nun frag' ich dich, Samana: Inwiefern stehst du still und befind' ich in Bewegung mich?!

 

867.  (Der Buddha:) Indem ich jedwede Gewalttätigkeit gegenüber den Lebewesen aufgegeben habe, Angulimāla, stehe ich zu jeder Zeit still 152); du aber bist ungezügelt gegenüber den Lebewesen: Insofern steh' ich still, du aber befindest dich in Bewegung (im Kreislauf der Wiedergeburten...).

 

868.  (Angulimāla:) Lang ist's her, dass ein großer Weiser, von mir geehrt, diesen Wald betreten hat. Jetzt, da ich deine Lehre hab' vernommen, will ich mein übles Handwerk niederlegen.

 

869.  — Mit diesen Worten entledigte sich der Räuber seiner Waffen und warf sie in einen Abgrund, in eine Höhle, in einen Spalt. Dann verneigte er sich ehrfurchtsvoll zu Füßen des Pfadvollenders und bat ihn um Aufnahme in den Mönchs-Orden.

 

870.  Und der Buddha, der Mitleidvolle, der große Weise, der Lehrer der Welt samt ihren Göttern sprach: „Komm, Mönch!"; so war ein Bhikkhu er geworden.

 

871. Und er, der früher Üblem nachhing (wörtl: wie trunken war), dieses alles gab er auf; die Welt erhellt durch seinen Glanz er nun, dem Monde gleich, wenn keine Wolke ihn verdeckt.

 

872.  Er, dessen (früheres) unheilsames Wirken (kamma) durch heilsames Wirken wird getilgt, erhellt durch seinen Glanz die Welt, dem Monde gleich, wenn keine Wolke ihn verdeckt.

 

873.  Der junge Bhikkhu, der des Buddha Weisung ganz erfüllt: Durch seinen Glanz erhellt die Welt er, dem Monde gleich, wenn keine Wolke ihn verdeckt.

 

874. 153)  Mögen doch die mir übel Gesinnten die Lehre vernehmen! Mögen doch die mir übel Gesinnten der Lehre des Buddha gemäß leben! Mögen auch sie sich den Guten zugesellen, auf dass sie durch diese zur Lehre hingeführt werden!

 

875.  Mögen die mir übel Gesinnten von Zeit zu Zeit die Lehre von jenen vernehmen, die die Duldsamkeit preisen und die Friedfertigkeit, und mögen sie dann diesen gemäß leben!

 

876.  Denn wahrlich, ein solcher würde weder mir noch irgendeinem anderen Wesen Harm zufügen; den höchsten Frieden würde er erlangen und alle Lebewesen beschützen, die Starken und die Schwachen auch. 154)

 

877.  Wahrlich: Das Wasser leiten solche, die Kanäle bauen, den Bogen biegt der Pfeilemacher, das Holz macht sich der Zimmermann gefügig, das Selbst der Weise zähmt. 155)

 

878.  Mit einem Stock, mit Haken, mit der Peitsche zähmen manche; ich aber wurde von ihm gezähmt, der da ohne Stock, ohne Schwert zu zähmen weiß.

 

879.  „Nicht-Harmverursacher" mein Name lautet jetzt, einst „Harm-Verursacher" wurde ich genannt. Zu Recht werd' Nicht-Harmverursacher ich genannt, füge doch niemandem ein Leid ich zu.

 

880.  Einst war ein gefürchteter Räuber ich, fortgerissen von den Fluten (des Nichtwissens bzw. des Samsāra); dann ging zum Buddha als meiner Zuflucht ich.

 

881.  Einst war ein gefürchteter Räuber ich, mit blutigen Händen. Sieh, wie Zuflucht ich dann fand: Zugeschüttet ist der Kanal zu neuem Werden.

 

882.  Viel Unheilsames ward von mir erwirkt, zu schlimmem Übergang (= zu schlechter Wiedergeburt) mich führend. Von der Reife unheilsamen Wirkens (zu Lebzeiten) getroffen 156), erfreue ich mich jetzt des Almosens, frei von Schuld.

 

883.  Die Toren nur, die nichtwissenden Leute, geben sich der Unachtsamkeit, der Nachlässigkeit hin; der Kluge hütet seine Tatkraft (auf dem Pfad) wie einen kostbaren Schatz.

 

884.  Seid nicht unachtsam, gebt euch den Sinnenfreuden nicht begehrlich hin: Der Achtsame, weise sich Versenkende, erlangt höchste Seligkeit.

 

885.  Ich fand ihn, blieb ihm treu, dem guten Rat: Von all den Dingen, die unter den Menschen verteilt werden, hab’ ich das Beste erlangt. 157)

 

886. Ich fand ihn, blieb ihm treu, dem guten Rat: Das Dreifache Wissen ward mir zuteil, die Botschaft des Buddha ist erfüllt.

 

887.  Ob ich (einst) in Waldes-Dickicht zu Füßen eines Baumes weilte, in den Bergen oder in eines Felsen Höhle: Hier wie dort weilte ich voller Furcht.

 

888.  Glücklich bin ich (jetzt), ob ich liege oder stehe, glücklich lebe ich, entronnen Māras Machtbereich, seit sich der Meister meiner erbarmte.

 

889.  Früher war Brahmane ich, in hohem Stand geboren, rein auf Vaters wie auf Mutters Seite; jetzt bin ich ein Sohn des Pfadvollenders, des Königs des Dhamma, des Meisters.

 

890.  Erlöst bin ich vom dürstenden Willen, erlöst vom Anhaften; wohl bewacht sind meine Sinnestore, wohl gezügelt. Nachdem ich die Wurzel des Übels (den Durst) ausgespieen habe, sind die Einflüsse vernichtet.

 

891.  Dem Meister hab' ich aufgewartet, die Botschaft des Buddha ist verwirklicht. Die schwere Last ist abgelegt, bis auf den Grund zerstört ist der zum Werden führende Kanal. 158)

Anuruddha

892. Nachdem er Vater und Mutter hat zurückgelassen, Schwestern, Brüder, die Verwandten alle, von den fünferlei Sinnenfreuden abgewandt, pflegt Anuruddha beschauliche Versenkung.

 

893.  Einst von Gesang und Tanz umgeben, durch liebliche Musik aus dem Schlaf geweckt, fand ich keine Läuterung, hatte ich mich doch ganz in Māras Bereich niedergelassen.

 

894.  Dieses alles hinter sich lassend, sich an der Lehre des Buddha erfreuend, über die Flut hinübergekommen, pflegt Anuruddha (nun) beschauliche Versenkung.

 

895.  Über die Gestalten, die Töne, die Geschmacksempfindungen, die Düfte und das lieblich auch zu Tastende hinübergekommen (= nicht mehr daran haftend) pflegt Anuruddha beschauliche Versenkung.

 

896.  Einsam, vom Drang befreit, 159) so kehrt vom Almosengang zurück der Weise; von den Einflüssen frei geworden sucht Anuruddha Stoff-Fetzen auf dem Kehrichthaufen (zum Ausbessern der Robe).

 

897.  Der mit Weisheit begabte Anuruddha, von den Einflüssen frei, suchte einen Stoff-Fetzen, nahm ihn mit, wusch und färbte ihn; so trägt er Lumpen, auf dem Kehrichthaufen gesammelt.

 

898.  Übel, unlauter ist die Art dessen, der viele Wünsche hat, unzufrieden ist, sich der Geselligkeit hingibt und voller Dünkel ist (wörtl.: aufgebläht).

 

899.  Er aber ist besonnen, wenig nur wünscht er, er ist zufrieden, frei von Kummer; die Abgeschiedenheit lebt er, heiteren Geistes weilt er, beständig Energie entfaltend.

 

900.   „Edel ist eines solchen Art, zur Erwachung hinführend; von den Einflüssen ist er frei geworden". Also sprach der große Seher (der Buddha).

 

901.  Meinen Geist (mein Denken, Vorstellen) erkennend, näherte sich mir der Meister (der Buddha), der Unübertroffene in der Welt, kraft seiner übernatürlichen Fähigkeiten (iddhi) in einem feinstofflichen Körper (wörtl.: In einem aus Geist hervorgebrachten Körper). 160)

 

902.  Meinem Wunsch nach weiterer Belehrung nachkommend führte er mich tiefer in die Lehre ein. Der Buddha, der sich an der Nicht-Ausbreitung (nippapañca) erfreut, lehrte mich die Nicht-Ausbreitung 161).

 

903.  Nachdem ich mir seine Weisung angeeignet hatte, fand ich Freude an der Lehre. Das Dreifache Wissen ward mir zuteil, die Botschaft des Buddha ist erfüllt.

 

904.   Seit fünfundfünfzig Jahren weile sitzend (meditierend) ich; fünfundzwanzig Jahre ist es her, seit die Trägheit ich überkommen habe.

 

905.  Unmerklich die Ein- und Ausatmung verlief in ihm, dessen Geist gefestigt war, gestillt. Unangelehnt, dem (höchsten) Frieden zugeneigt, ist der also Schauende vollkommen erloschen.

 

906.  Unerschütterlichen Geistes ließ die Empfindungen er über sich ergehen, – wie das Erlöschen einer Lampe war die Loslösung seines Geistes (von den Einflüssen des Dranges).

 

907.  Diese (im gegenwärtigen, letzten Leben stattfindenden Berührungen) werden des Weisen letzte Berührungen durch die fünf (Sinne) sein; auch keine Vorstellungen werden sich mehr einstellen: Vollkommen erloschen ist der also zur Erwachung Gelangte.

 

908.  Nicht (einmal) unter den Göttern werd' ich wiederkehren, du Verführer 162): Der Kreislauf ist aufgehoben, nicht gibt es mehr künftiges Werden für mich.

 

909.  Der Bhikkhu, der diese ganze tausendfache Welt, die Brahma-Welt eingeschlossen, überschaut, im Besitz der übernormalen Fähigkeiten (iddhi), der das Sterben und Wiedererscheinen (der Wesen) schaut, ein solcher auch der Götter Zeitlichkeit (Vergänglichkeit) erkennt.

 

910.  Einst (in einer zurückliegenden Existenz) war Annabhāra ich, ein in Armut versunk'ner Essens-Träger. Da reicht' ich Uparittha eine Opfer-Gabe, dem ruhmreichen Asketen.

 

911.  Dann wurde unter den Sākyern ich wiedergeboren, wo Anuruddha ich genannt ward. Von Gesang und Tanz war ich umgeben, von lieblicher Musik wurd’ aus dem Schlafe ich erweckt.

 

912.  Dann begegnete ich den Vollkommen Erwachten, den Meister, der jedwede Furcht überkommen hat. Von Vertrauen bewogen zog ich vom Haus in die Heimlosigkeit.

 

913.   Meine früheren Aufenthalte (= Existenzen) überblicke ich, wo damals ich gelebt, und unter den Tāvatimsa-Göttern wurde als Sakka ich geboren. 163)

 

914.  Siebenmal war ich ein die Welt beherrschender König unter den Menschen, ein mächtiger Eroberer, Herr über Jambusanda. Ohne Stock regierte ich, ohne Schwert, ein gerechter König.

 

915.  Weitere sieben Existenzen überblicke ich, und von dortaus weit're sieben: Alle diese vierzehn Aufenthalte kenne ich, auch die, die mir in Götter-Welt beschieden waren.

 

916.  Fünffach friedvoll konzentrierten Geistes (im Zustand einer Versenkung), einzig auf einen Punkt zentriert, zu hohem Geistesfrieden drang ich vor; das göttliche Auge 164) völlig hab' geläutert ich.

 

917.  Fünffacher Versenkung fähig überblicke ich der Wesen Verschwinden und (anderswo) Wieder-Erscheinen, ihr Kommen und Gehen, ihr Dasein (wörtl: Werden) in dieser oder jener Form.

 

918.  Dem Meister hab' ich aufgewartet, die Botschaft des Buddha ist verwirklicht. Die schwere Last ist abgelegt, bis auf den Grund zerstört ist der zum Werden führende Kanal. 165)

 

919.  Zu Veluva, der Stadt im Gebiet der Vajjis, werde ich, wenn die Lebensspanne abgelaufen ist (jīvitasamkhayā), im Bambushain am Fuße eines Baumes sitzend einflussfrei (völlig) erlöschen. 166)

Pārāpariya (3) 167)

920.  Ein Gedanke stieg in dem in dichtem Wald weilenden Samana auf, zur Zeit der Blüte der Vegetation, als er abgeschieden, wohl konzentrierten Geistes sitzend meditierte:

 

921.  Wie anders ist doch das Verhalten der Bhikkhus jetzt als zur Zeit, da der die Welt Beschützende, der Höchste unter den Menschen, noch unter uns weilte!

 

922.  Ein Schutz vor den frostigen Winden genügte ihnen (zu jener Zeit), ein Tuch, um ihre Blöße zu bedecken; bescheiden waren sie in der Nahrungsaufnahme, zufrieden mit dem, was auch immer ihnen zugeteilt wurde.

 

923.  Ob gut die Speisen schmeckten oder nicht, ob reichlich oder knapp sie wurden ausgeteilt, sie aßen nur, um ihr Leben zu erhalten, frei von Begehrlichkeit, ohne zu haften.

 

924.  Nicht waren sie (die Mönche) damals so begierig nach den für das (Mönchs-) Leben erforderlichen Dingen noch nach Heilmitteln wie nach der Versiegung der Einflüsse.

 

925.  Im Wald, am Fuße eines Baumes weilend, in Höhlen und Grotten suchten sie die Abgeschiedenheit auf: Das war ihr Bestreben.

 

926.  Bescheiden waren ihre Bedürfnisse, selbstgenügsam waren sie, mild, nicht rechthaberisch, nicht begehrlich, nicht gesprächig, einzig ihrem Ziel ergeben.

 

927.  Edel war daher zu jener Zeit ihr äußeres Betragen, wie sie gingen, wie sie Speise zu sich nahmen; sanft und milde stets war ihr Verhalten, wie sanft ein Öl-Strom fließt dahin.

 

928.   Jene Ältesten (Theras) sind nun vollkommen erloschen (weilen nicht mehr unter uns), die von allen Einflüssen Befreiten, die tiefer Versenkung Fähigen, die Wohltäter. Jetzt gibt es nur noch wenige von dieser Art.

 

929.  Infolge des Untergangs der heilbringenden Eigenschaften und des Verlusts der Weisheit wird die Lehre des Überwinders, die alles Heilbringende beinhaltet, zerstört.

 

930.  Eine Zeit übler Eigenschaften und Beschmutzungen herrscht gegenwärtig; jene aber, welche die Abgeschiedenheit aufsuchen, werden (auch in dieser Zeit) die wahre Lehre 168) verwirklichen.

 

931.  All diese Befleckungen (des Geistes) nehmen nun zu, und unheilsam ist ihr Einfluss auf die Leute; man möchte meinen, dass sie (die Befleckungen) von ihnen Besitz ergreifen wie Dämonen von einem Irren.

 

932.  Von den Beschmutzungen (des Geistes) überflutet sind sie, im Bereich der Beschmutzung irren sie umher, laut untereinander streitend.

 

933.  Nachdem sie die wahre Lehre aufgegeben haben, geben sie sich Streitigkeiten hin, der falschen Ansicht ganz ergeben: „Dies nur (was ich behaupte) trifft zu.“

 

934.  Erst geben sie ihr Vermögen auf, die Kinder und die Frau, um in die Heimlosigkeit zu ziehen, – dann aber geben sie sich Dingen hin, die zu unterlassen sind, (nur) um des Almosens willen.

 

935.  Nachdem sie sich (mit Nahrung) vollgestopft haben, legen sie sich träge auf den Rücken nieder. Sobald sie dann aufwachen, erzählen sie Geschichten, die der Meister (der Buddha) getadelt hätte.

 

936.  Für handwerkliche Tätigkeiten begeistern sie sich, und darin sind sie wohl geübt, ohne im Geiste je Frieden zu erlangen: Dies halten sie für eines Bhikkhus Ziel.

 

937.  Mit Ton und Lehm handeln sie mit den Laien, mit Ölen, Puder, Wasser, Unterkünften und auch Speisen, und immer mehr für diese Dinge fordern sie.

 

938.  Zahnhölzchen, Kapittha-Früchte, Blumen und was an Kaubarem es gibt, Mango-Früchte und auch and'res Obst bieten sie an.

 

939.  In der Heilkunst sind sie wie Ärzte wohl bewandert, in ihren mannigfachen Obliegenheiten gleichen Hausleuten sie, den Körper zieren sie der Kurtisane gleich und sie gebieten wie ein nobler Herr.

 

940.  An Betrügereien erfreu'n sie sich, falsches Zeugnis legen sie ab, skrupellos sind sie, voller List, den fleischlichen Lüsten sind ergeben sie.

 

941.  Immer haben sie einen Vorwand, Abmachungen und Verhandlungen laufen sie nach, immer bestrebt, ihren Lebensstandard zu verbessern, indem sie Güter häufen an.

 

942.  Für ihre Geschäfte missbrauchen sie die Mönchsversammlung, sie so der Lehre ganz entfremdend; und wenn die Lehre sie verkünden, dann tun sie's nur um eines Vorteils, nicht aber um des Zieles willen.

 

943.  Diese außerhalb des Ordens Stehenden streiten um des Ordens äuß'ren Vorteils willen; schamlos sind sie, und in ihrer Schamlosigkeit schämen sie sich nicht, auf Kosten anderer zu leben.

 

944.  Nicht streben und nicht üben sie (auf dem Pfad), doch kahlgeschor'nen Hauptes, in das Mönchsgewand gekleidet, gieren sie nach Anerkennung, nach Ehre und nach Ruhm.

 

945. Da es sich also verhält in uns'rer Zeit, ist es nicht leicht, das (noch) Unerreichte zu erreichen und das Erreichte zu bewahren.

 

946.  Als ob barfuß er auf Dornengestrüpp sich fortbewegte, so soll der Weise sich mit Besonnenheit ausrüsten, wenn in die Stadt auf Almosengang er sich begibt.

 

947.  Der Weisen früherer Zeiten eingedenk, eingedenk ihres Verhaltens, mag man selbst in dieser späten Zeit (= im Sinne von „Untergangszeit") den todlosen Zustand erlangen.

 

948.  — So sprach, während im Sala-Walde er weilte, der Samana, die Fähigkeiten wohl entfaltet und geübt, der (wahre) Brahmane, der Weise, der künftigem Werden ganz entronnen ist.


Anmerkungen:

62)      Die vier Gegenstände der Besonnenheit (satipatthānā): Die Betrachtung über den Körper, die Empfindungen, die Gemütsregungen und die Vorstellungen, wobei letztere eine Zusammenfassung der wichtigsten Lehrinhalte darstellen (die fünf Hemmungen, die fünf Haftensgruppen, die sechs Sinnesbereiche, die sieben Erwachungsglieder und die vier Hohen Wahrheiten).

114)    Der Buddha, der das Kastensystem ablehnte, betonte stets, dass niemand durch die Kasten-Zugehörigkeit ein wahrer Brahmane sei, dass dies vielmehr einzig und allein auf dem Wege sittlicher Läuterung und Loslösung von dieser Welt zu verwirklichen ist.

130)    Adhimutta, schon als Novize ein Heiliger geworden, war auf der Wanderung in die Gewalt von Wegelagerern geraten, die ihn zu töten beabsichtigten um einem Gott ein Opfer darzubringen.

131) Das Leben wird als Richtstätte, als Schafott angesehen, weil jedes Geborenwerden unweigerlich den Tod nach sich zieht (Wiedergeburtslehre).

132)    Issara: Schöpfergott, Erschaffer und Lenker der Welt. Adhimutta will den Anführer der Wegelagerer daran erinnern, dass das Leiden nach buddhistischer Auffassung nicht von einer göttlichen Macht auferlegt, sondern durch eigenes Wirken (Nichtwissen) erwirkt oder aufgelöst wird. Auch den Opferkult lehnt der Buddhismus ab.

133)    „Als solche": Wörtl.: suddha = rein, unbeschmutzt: Völlig objektiv, ohne Trübungen durch irgendwelche Regungen des Dranges.

134)    Indriyāni: Es handelt sich hier um einen Begriff mit vielfacher Bedeutung, in Pārāpariyas Versen sind die indriyāni im Sinne der Sinnen-Organe bzw. -Fähigkeiten gemeint; vgl. Majjh.152, das Indriya-bhāvanāsutta, d.h. das Sutta von der Entfaltung der Sinnes-Organe.

135)    Hier geht es, wohlgemerkt, um das Erlangen des höchsten Ziels, d.h. um das Ausbrechen aus dem Kreislauf der Wiedergeburten, das natürlich die völlige Loslösung von allem Weltlichen zur Voraussetzung haben muss. Für den Laien, der dieses höchste Ziel nicht für die gegenwärtige Existenz erstrebt, gelten diese hohen Anforderungen nicht. - Die objektive, nüchterne Betrachtung des Leidens, das aus dem Verhaftetesein erfolgt, bedeutet grundsätzlich keine Abwertung der Frau; zahlreiche Stellen in den Texten beweisen, dass der Buddha ihr das Erreichen des Nibbāna ebenso zutraute wie dem Mann.

136)    Eine der verschiedenen Aufzählungen der fünf Kräfte (balā).

137)    In den Nrn. 747 bis einschl. 761 berichtet Telakāni von der Zeit seines religiösen Suchens und Ringens als Wanderasket, als er dem Buddha noch nicht begegnet war.

138)    Mahinda = Mahā-Inda: Gott Inda (Indra), der den Dämon durch Güte und Geduld in Fesseln schlug (Sam. XI,4).

139)    Persönlichkeit: sakkāya: Die Summe der fünf Haftensgruppen bzw. aller körperlichen und geistigen Komponenten.

140)    Ratthapāla, ein Sohn aus reichem Hause, war in die Heimlosigkeit gezogen und ein Heiliger geworden. In seinen Versen gibt er seinen Verwandten Antwort auf deren Frage, warum er denn sie und sein großes Vermögen aufgegeben habe (s. Majjh.82). - In den Nrn. 769 bis 775 spricht der Mönch zu seinen früheren Frauen, ab 776 zu seinem reichen Vater.

141)    pajā = Wesen, Lebewesen, Leute, Menschen, Nachkommen.

142)    Die Abgründe des Daseins = die höllischen Welten; diese samsārischen Bereiche sind nach buddhistischer Auffassung, anders als z.B. im Christentum, nicht von ewiger Dauer.

143)    s. die Nr. 604, 656 u. 687

144)    vgl. Nr. 98

145)    Abneigung, wenn das entsprechende Objekt abstoßend wirkt.

146)    Sela war ein der drei Veden kundiger Brahmane, der viele Jünger hatte. Als er den Buddha erstmals sah, war er sich im Unklaren darüber, ob dieser wirklich ein Vollkommen Erwachter sei; darum pries er dessen Vollkommenheit, wissend, dass Erwachte, solcherart angesprochen, ihre Buddhaschaft bestätigen, was der Buddha denn auch tat. Der Buddha wusste, dass er Sela samt dessen 300 Schülern für den Dhamma gewinnen würde. - Das große Lob des Erhabenen spricht Sāriputta (Nrn. 827-831). Das scheinbare „Selbstlob" des Buddha ist in dieser Weise sicherlich den für die spätere Niederschrift Verantwortlichen zuzuschreiben, eine Folge des indischen Hangs zu Ausschmückungen und der Verehrung gegenüber dem Meister.

147)    Jambusanda: Eine Bezeichnung für Indien, etwa „Das an Rosen-Äpfeln Reiche (Land)" oder auch „Rosen-Apfel-Grotte"; häufiger Jambudīpa genannt, wörtl.: „Insel der Rosen-Äpfel".

148)    Tathāgata: Ein Begriff sehr subtiler Bedeutung; im Allgemeinen wird er auf einen Buddha angewandt.

149)    Von Bhaddiya Kāligodhāyaputta berichtet Udāna II,10; in seinen Versen erinnert er sich an die Zeit vor seinem Eintritt in den Mönchs-Orden: Als reicher Mann hatte er sich, obwohl äußerlich beschützt, nie frei von Angst und Misstrauen gefühlt, die dann nach seinem Eintritt in den Orden einem inneren, beseligenden Sich-behütet-Wissen wichen.

150)    Vgl. Nr. 97.

151)    Zu Angulimāla, dem früheren Räuber und Mörder, s. Majjh. 86.

152)    Der Buddha steht still insofern er dem Kreislauf der Wiedergeburten bzw. dem Karma-Gesetz entronnen ist.

153) Die Nrn. 874-876 spiegeln Angulimālas der Güte und dem Mitleid, der Mitfreude und dem Gleichmut (= brahmavihārā) entsprungene Gesinnung gegenüber den Menschen wider, die, als er auf seinem Almosengang in die Stadt ging, in ihm den einst gefürchteten und verhassten Räuber und Mörder erkannten und ihn nun schwer misshandelten.

154)    tasa-thāvare: Ein nicht ohne weiteres festlegbarer Begriff; er wird sowohl als „Schwache und Starke" (Childers) übertragen als auch als „Böse und Gute" (C.A.F. Rhys Davids); Neumann umgeht den Pāli-Begriff; Norman übersetzt sehr wörtlich, indem er den Pālibegriff im Sinne von „sich bewegend und festgebannt an ihren Platz" deutet, unter welch' Letzteren wohl kaum etwas anderes als die Pflanzen gemeint sein kann: Eine schöne, der frühen buddhistischen Lehre durchaus gerecht werdende Deutung! Dennoch könnte an dieser Stelle auch eine allgemeinere Erklärung von tasa-thāvare berechtigt sein.

155)    vgl. Nr. 19.

156)    Zu Lebzeiten von der Frucht unheilsamen Wirkens getroffen werden heißt, dass das schlechte Wirken noch vor dem (letzten) Tod abgetragen wird, so dass sich keine postmortalen karmischen Folgen mehr einstellen werden; im Falle Angulimālas waren die Misshandlungen, denen er dann als Mönch ausgesetzt war, Teil der gegenwärtigen Reife unheilsamen Wirkens (dies ist aber nur im Heiligen der Fall). Bezeichnend für das hohe Ansehen und Vertrauen, die zu jener Zeit dem Buddha und seinem Orden entgegengebracht wurden, ist, dass selbst ein vielfacher Mörder nicht mehr von der Staatsgewalt verfolgt wurde, sobald er in den Orden eingetreten war.

157)    s. Nr. 9.

158)    Nr. 891 gleicht den Nrn. 604, 656, 687 und 792

159) adutiyo: Dieser Begriff kann sowohl „ohne Gefährten" im Sinne von „ohne Begleiter" bedeuten als auch ohne Drang: Der Drang, der Durst, wird „des Menschen Gefährte" genannt; im hier vorliegenden Zusammenhang liegt diese Interpretation daher nahe, hat doch der Buddha einen Gefährten im Sinne eines guten Freundes auf dem Pfade stets als Garanten für die Verwirklichung des Pfades gepriesen.

160)    Die Entwicklung übernatürlicher Fähigkeiten ist nicht Voraussetzung für das Erlangen des höchsten Zieles im Buddhismus. Zu unterscheiden sind außerdem die bei entsprechender Veranlagung möglichen „höheren Geisteskräfte" (iddhi, indriyāni; s. abhiññā u.a.), die auf dem Pfad entfaltet werden können und mit ihm in Einklang stehen, und die Entfaltung bloß magischer Fähigkeiten. Diejenigen unter den Mönchen des Buddha, die die im alten Indien gar nicht seltene Gabe magischer Fähigkeiten besaßen, waren dazu angehalten, sich nicht damit zu brüsten (Gefahr des Stolzes). Die Ausübung solcher Fähigkeiten wurde als den Pfad eher behindernd angesehen, ausgenommen im Falle eines bereits heilig Gewordenen (z.B. Mahāmoggallāna, Nr. 1183).

161)    Nippapañca, Nicht-Ausbreitung der Welt: Hier dürfte es sich um das völlig objektive, von keinem Drang mehr beeinflusste Wahrnehmen der Welt handeln, das als solches keinerlei karmische Folgen mehr nach sich ziehen kann. >Vgl. papañca (Weltausbreitung): s. Endn. 90.)

162) Anuruddha wendet sich an eine Gottheit, die ihn dazu bewegen wollte, eine Wiedergeburt in höherer Welt zu erstreben.

163)    Tāvatimsa-Welt: Die an die Menschenwelt angrenzende Götterwelt, mit Sakka (Indra) als höchstem der Götter; dazwischen liegt noch der Bereich der „Vier großen Könige" (cātu-mahārājika-devā).

164)    Das „göttliche Auge" (dibbacakkhu): Eine der sechs übernatürlichen Fähigkeiten (abhiññā) = Die Fähigkeit, die höheren Welten und deren Bewohner zu sehen sowie das Sterben und Wiedergeborenwerden der Wesen in den übrigen verschiedenen samsārischen Bereichen zu erkennen. — Vgl. dibbasota: das „göttliche Ohr", das das Hören der Klänge bzw. der Stimmen in den höheren Welten sowie die Zwiesprache mit deren Bewohnern ermöglicht.

165)    Nr. 918 gleicht den Nrn. 604, 656, 687, 792 und 891.

166)    Da Anuruddha bereits heilig geworden, d.h. erloschen war und somit das „Nibbāna mit einem Rest von Beilegungen" (d.h. noch zu Lebzeiten, noch mit einem Körper versehen), das upādisesa-nibbāna, verwirklicht hatte, dürfte hier das „Nibbāna ohne einen Rest von Beilegungen" (anupādisesa-nibbāna) gemeint sein, das erst nach dem letzten Tod eintritt.

167)    Pārāpariyas Verse spiegeln seine Sorge angesichts des Verfalls des Ordens nach dem Heimgang des Erhabenen wider (Missachtung der Ordens-Regeln u.v.a.).

168)    Saddhamma: Die wahre Lehre, die beste Lehre.


  Oben